Farang

Karikatur eines Farang als Wächterfigur vor Wat Pho in Bangkok

Farang (in Thai: ฝรั่ง, ausgesprochen: [faràŋ], in der Umgangssprache auch oft falang) ist der in Thailand übliche Begriff für Ausländer mit weißer Hautfarbe, d. h. Europäer sowie europäischstämmige Amerikaner, Australier, Südafrikaner usw.

Verwendung

Grundsätzlich ist Farang ein neutrales Wort, das allerdings nur in der Umgangssprache Verwendung findet. In offiziellen Kontexten wird es hingegen vermieden und durch den hochsprachlichen Ausdruck Khon Tang Chat (คนต่างชาติ) bzw. Chao Tang Chat (ชาวต่างชาติ, „Ausländer“) ersetzt. Je nach Kontext kann Farang aber auch abwertend bzw. als Schimpfwort verstanden werden. Insbesondere bezeichnet Farang Khi Nok (ฝรั่งขี้นก) einen ungesitteten Westler (eigentlich eine Guavenart, deren Kerne mutmaßlich über Vogelkot verbreitet werden).[1] In Thailand lebende und reisende Europäer und Amerikaner verwenden den Ausdruck Farang auch häufig als Selbstbezeichnung.

Afroamerikanische US-Soldaten wurden während des Vietnamkrieges auch als Farang Dam („schwarze Farang“) bezeichnet; verbreiteter ist jedoch, Afrikaner oder Afroamerikaner als Negro zu bezeichnen. Süd- und westasiatische Ausländer (z. B. Araber, Perser, Inder, Nepalesen) werden nicht Farang, sondern Khaek (แขก, wörtlich: „Gäste“) genannt.

Herkunft

Das Wort Farang stammt wahrscheinlich von dem persischen Wort farang[2] (فرنگ), da die Perser bereits vor den Europäern Handelspartner der Siamesen waren. Auf Hindi in Indien heißt der Europäer farangi oder Arabisch alfrandsch, in Ägypten und Nordafrika afrangui, in Äthiopien faranji; in Thailands Nachbarland Kambodscha barang und in Laos falang. Eine beweiskräftige Antwort auf das Rätsel, wann und wie die Thai das Wort übernahmen, konnte bisher nicht gefunden werden. Die moslemischen Händler nannten wohl alle europäischen Christen (Portugiesen, Engländer und Holländer) „Franken“.[3] So kam das Wort wahrscheinlich mit den Kreuzzügen nach Jerusalem und zu den arabischen Ländern, von dort über die alten Handelsrouten nach Asien und Afrika, möglicherweise sogar bis nach Polynesien, dort werden weiße Europäer „Palangi“ genannt.[1]

Verbreitet ist die Volksetymologie, dass sich Farang von „français“ ableite, da Franzosen unter den ersten Europäern gewesen seien, die sich in Südostasien niederließen. Dies ist jedoch weder aus historischer noch aus sprachwissenschaftlicher Sicht plausibel. Franzosen werden heute auf Thai als Khon Farangset (คนฝรั่งเศส) bezeichnet, dieses Wort ist jedoch jüngeren Ursprungs als Farang.[4]

Eine Guave

Weitere Bedeutung

Davon abgeleitet hat farang allgemein die Bedeutung „fremd“, „westlich“ oder „nicht-Thai“. Insbesondere bezeichnet Farang die Guave, die, ursprünglich in Südamerika beheimatet, durch portugiesische Händler in Thailand bekannt gemacht worden ist.[2] Weitere Beispiele sind Man Farang (มันฝรั่ง) für Kartoffel (von Man, มัน, ‚Yams‘), No Mai Farang (หน่อไม้ฝรั่ง) für Spargel (von No Mai, หน่อไม้, ‚Bambussprosse‘) oder Mak Farang[1] (หมากฝรั่ง) für Kaugummi (von Mak, หมาก, ‚Betelnuss‘).

Sonstiges

Seit 1997 wird von Angehörigen der thailändisch-deutschen Gemeinde in Berlin das Südostasienmagazin Farang herausgegeben, dessen Webauftritt * [1] auch bei deutschen Thailandkennern bekannt ist. In Thailand selbst wurde das Original 1993, die Zeitschrift DER FARANG von dem Schweizer Stefan Matter gegründet. Im Jahr 2006 wurde es vom Schweizer Ehepaar Bussaba und Martin Rüegsegger übernommen. Heute ist die Zeitschrift DER FARANG wohl die bekannteste und auflagenstärkste deutschsprachige Zeitung in Thailand, welche alle 14 Tage herausgegeben wird. Das dazugehörige Newsportal * [2] informiert mit lokalen und internationalen Nachrichten und wird mehrmals täglich aktualisiert.

Siehe auch

Wiktionary: Farang – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

  • Pattana Kitiarsa: An Ambiguous Intimacy. Farang as Siamese Occidentalism. In: Rachel V. Harrison, Peter A. Jackson: The Ambiguous Allure of the West. Traces of the Colonial in Thailand. Hong Kong University Press, Hongkong 2010, S. 57–74.

Einzelnachweise

  1. a b c Pattana Kitiarsa: An Ambiguous Intimacy. Farang as Siamese Occidentalism. 2010, S. 61.
  2. a b Muhammad Ismail Marcinkowski: From Isfahan to Ayutthaya. Contacts between Iran and Siam in the 17th century. Pustaka Nasional, Singapore 2005, ISBN 9971-77-491-7, S. 5.
  3. Jimmy Harris: The Persian connection: Four loanwords in Siamese. In: Pasaa. Vol. 16, Nr. 1, June 1986, ISSN 0125-2488, S. 9–12.
  4. Gwyn Williams: Origin of the Word “Farang”. Abteilung für Linguistik, Thammasat-Universität, 26. März 1994.