„Almena (Extertal)“ – Versionsunterschied

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Letzter Graf war [[Heinrich V. (Sternberg in Lippe)|Heinrich V]] ([[1346]]-[[1385]]). Ihm verdanken wir die erste schriftliche Erwähnung unseres Dorfes. Er heiratete 1348 Adelheid, die Tochter des [[Adolf VII. (Schaumburg)|Grafen Adolf VII von Schaumburg]]. In einem Vertrag aus dem gleich Jahr verschreibt er seiner Frau als Leibgedinge (Witwenbesitz) neben anderen Orten auch das Dorf Almena. Damit ist er wiesen, dass damals die Sternberger die Grundherren in Almena waren. Freilich besaßen die Sternberger offenbar nicht den [[Zehnten]] in Almena. Dieser war nämlich 1359 im Besitz des Herzogs Albrecht IV von Sachsen-Lauenburg-Bergedorf (1359-1370) gewesen. Wie diese Herzöge in den Besitz des Zehnten gelangt sind, ist hier genauer beschrieben => "Almena im Osterburg-Gau". Der Herzog stellte [[1359]] eine Urkunde aus, in der er den Zehnten über 2 Höfe zu Almena dem Ritter Friedrich von Kallendorp übertrug. Darin kann eine Erinnerung daran liegen, dass unser Dorf auf 2 Urhöfe zurückgeht => (siehe auch Almena's Urhöfe).
Letzter Graf war [[Heinrich V. (Sternberg in Lippe)|Heinrich V]] ([[1346]]-[[1385]]). Ihm verdanken wir die erste schriftliche Erwähnung unseres Dorfes. Er heiratete 1348 Adelheid, die Tochter des [[Adolf VII. (Schaumburg)|Grafen Adolf VII von Schaumburg]]. In einem Vertrag aus dem gleich Jahr verschreibt er seiner Frau als Leibgedinge (Witwenbesitz) neben anderen Orten auch das Dorf Almena. Damit ist er wiesen, dass damals die Sternberger die Grundherren in Almena waren. Freilich besaßen die Sternberger offenbar nicht den [[Zehnten]] in Almena. Dieser war nämlich 1359 im Besitz des Herzogs Albrecht IV von Sachsen-Lauenburg-Bergedorf (1359-1370) gewesen. Wie diese Herzöge in den Besitz des Zehnten gelangt sind, ist hier genauer beschrieben => "Almena im Osterburg-Gau". Der Herzog stellte [[1359]] eine Urkunde aus, in der er den Zehnten über 2 Höfe zu Almena dem Ritter Friedrich von Kallendorp übertrug. Darin kann eine Erinnerung daran liegen, dass unser Dorf auf 2 Urhöfe zurückgeht => (siehe auch Almena's Urhöfe).

===Die Urhöfe von Almena===
Wollen wir die Geschichte unseres Dorfes bis zur Zeit der großen Rodung zurückverfolgen, so müssen wir die [[Flurkarte]] von [[1540]], also aus der Zeit vor Errichtung der kleinen Kötterstätten zwischen [[1570]] und [[1590]], analysieren. Eine solche Karte gibt es natürlich nicht, da die erste Katasterkarte Almenas aus dem Jahre [[1883]] stammt. Dennoch haben wir eine solche Karte erarbeitet. Alle zwischen [[1600]] und [[1883]] erfolgten Grundstücksveränderungen sind in den [[Gogericht|Gogerichtsakten]] und den [[Salbuch|Salbüchern]] lückenlos zu verfolgen.

Es hat übrigens nicht viele Landverkäufe bis [[1796]] gegeben. Diese betrafen auch nur kleine Gartenflächen. Der [[Grundherr]] hatte nämlich seit dem 15.Jhd. jede Hofesteilung untersagt. Das gesamte [[Kolonat (Recht)|Kolonat]] musste ungeteilt dem Anerben übergeben werden. Auch die seit der 2. Hälfte des 16.Jhd. errichteten landlosen Kleinkolonate sind keine Abspaltungen von Höfen, sondern wurden auf dem entlang der Alme gelegenen [[Dorfanger]], einer Art Niemandsland, oder am Rande des Almenaer Berges angesetzt.

Im Salbuch von [[1618]] besitzen Hofstellen den Rang von "Vollspännern", von "Großköttern" und von "Mittelköttern". Diese Bezeichnungen sagen etwas aus über die Größe des Hofes, seine wirtschaftliche Leistungskraft und damit über die Höhe der geschuldeten Abgaben und Dienste ("Praestanda". Die Fläche der Hofstellen ist aber viel kleiner als die Fläche rangmäßig vergleichbarer Höfe in anderen Dörfern. Die Almenaer Kolonate wurden denn auch zu Beginn des 18.Jhd. stark zurückgestuft. Kein einziger Almenaer Hof kann in seiner Gestalt von [[1540]] aus der Zeit vor der großen Rodung stammen; der Bauer wäre verhungert.

===Almena's Kriegserfahrung im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] (1618-1648)===

Der Dreißigjährige Krieg ist Höhepunkt und Abschluss der [[Gegenreformation]], der großangelegten Vernichtung des evangelischen Glaubens mit Waffengewalt.

Es war der Habsburgische [[Kaiser Ferdinand II. (HRR)|Kaiser Ferdinand II.]] ([[1619]]-[[1637]]), der diesen furchtbaren Krieg entfesselte. Anfangs ging es nur um die Vernichtung des böhmischen und des pfälzischen Protestantismus (1618-1620). Ob damals überhaupt in unserem Dorf jemand etwas von diesen Kämpfen gehört hat? Nach seinem Sieg über die [[Böhmen]] und die [[Pfalz (Region)|Pfälzer]] waren der Kaiser und sein [[Johann t'Serclaes von Tilly|Feldherr Tilly]] die Herren Deutschlands. Die deutschen evangelischen Fürsten wagten keinen Widerstand. Dieser ging wesentlich nur von Dänemark und Holland aus. Führer der evangelischen Sache war damals [[Herzog Christian von Braunschweig]].

Schon im März [[1622]] müssen die Almenaer sehr nachdrücklich von der heraufziehenden Kriegsfurie betroffen gewesen sein. Unsere Heimat wurde nämlich erstmals zum Kriegsschauplatz. Damals zogen bayerische Truppen durch das Wesertal und bezogen Quartier in Exten und Umgebung. Sie verfolgten die Braunschweiger. Unserem Dorf taten sie allerdings keinen Schaden, weil sich [[Haus Lippe|Lippe]] neutral verhielt. Die Bayern zogen bald wieder ab.

Im Februar 1623 erschien [[Herzog Christian von Braunschweig|Herzog Christian]] persönlich an der Weser und besetzte [[Rinteln]]. Im Juni verließ er es wieder mit 21 000 Mann und 1 000 Reitern. Er zog durch das [[Extertal]] ab. Dies dürfte der erste Truppendurchzug gewesen sein, den die Almenaer Bevölkerung direkt zu sehen bekam.

Das Schreckliche an diesem Krieg waren die offiziellen und wilden Plünderungen, da alle Heere nach der Maxime verfuhren: "Der Krieg ernährt den Krieg". Nun rückte von Süden Tilly heran. Bei [[Stadtlohn]] im Münsterland traf er auf den Braunschweiger und schlug ihn vernichtend. Ganz Norddeutschland stand nunmehr den kaiserlichen Truppen offen. Die Sache des Evangeliums schien verloren.

Im Winter 1623/24 wählte Tilly das Wesertal, also das Rintelner Becken, als Stätte der Winterquartiere. Er selbst residierte in [[Hameln]]. Obwohl Lippe neutral war, müssen die Kaiserlichen, zu denen auch viele Spanier gehörten, die sich durch besondere Grausamkeit auszeichneten, in unserem Dorf geplündert haben, denn im Pfarrhof wurden damals vom Kriegsvolk alle Papiere verbrannt, darunter auch sehr wichtige Urkunden. Die wilden Plünderungen machten offenbar vor Landesgrenzen keinen Halt. Im Frühjahr 1624 zog Tilly aus unserer Heimat ab, kehrte aber im Winter zurück und besetzte das Wesertal aufs neue. Wieder mussten die Almenaer um ihr Hab und Gut fürchten. Damals war es üblich, beim Herannahen von Soldaten in die Kirche zu flüchten, in der Hoffnung, das die Landsknechte das Gotteshaus verschonen würden.

Einziger verbliebener Feind Tillys war [[Cristian IV. (Dänemark und Norwegen|König Christian von Dänemark]]. Nachdem die Kaiserlichen im Frühjahr 1625 unsere Heimat verlassen hatten, erschien nun der Däne im Wesertal, dem wiederum auf dem Fuße die Kaiserlichen folgten. Auch im Winter 1625/26 wurde das Rintelner Becken wieder Winterquartier der Kaiserlichen. Am 27.August 1626 schlugen sie den Dänen bei [[Lutter am Barenberge]]. Nun waren sie die unbestrittenen Herren Norddeutschlands.

Bis 1630 war die [[Grafschaft Schaumburg (HRR)|Grafschaft Schaumburg]] ununterbrochen von den Kaiserlichen besetzt. Natürlich ist es klar, dass diese völlig ausgeplündert wurde und unser Dorf wegen seiner Randlage auf das schwerste gefährdet war.

Aus den Gogerichtsakten ist diese Bilanz dieser Jahre erkennbar:

die gesamte Landwirtschaft in Almena muss zum Erliegen gekommen sein. Hatte vor dem Krieg jeder der 14 Höfe mehrere Pferde und Kühe besessen, so waren diese Nutztiere in den 1630er Jahren gänzlich verschwunden. Das Kriegsvolk hatte sie alle geraubt. Aber auch das Saatkorn hatten die Plünderer mitgenommen. Dabei handelte es sich eindeutig um Rechtsbruch, da Lippe neutral war. Es hatte sich doch durch eine erhebliche [[Kontribution]] (Geldzahlung für Kriegszwecke) davon losgekauft, von den Kaiserlichen besetzt zu werden. Die Geldzahlung wurde natürlich von den ohnehin schon verarmten Untertanen eingetrieben. In Almena wurden Höfe verbrannt, vernichtet und von allem Vieh entblößt. Es dauerte über ein Jahrhundert bis sie sich wieder erholten. Die Soldaten schonten auch die Geräte der Kirchen nicht. Überall, so auch in Almena, raubten sie die Abendmahlskelche.

1629 konnte der Kaiser mit seinem geheimen Ziel, der [[Rekatholisierung]] Deutschlands, beginnen. In die Klöster Rinteln und Möllenbeck zogen [[Benediktiner|Benediktinermönche]] ein, die den Kampf gegen die evangelische Lehre aggressiv aufnahmen. Besonders zu leiden hatte unter ihnen der Rintelner Superintendent [[Josua Stegmann]], der Dichter des bekannten Kirchenliedes "Ach bleib mit Deiner Gnade". In dieser Notzeit erschien am 4. Juli 1630 auf der Ostseeinsel [[Usedom#Geschichte|Usedom]] das schwedische Heer unter [[Gustav II. Adolf|König Gustav Adolf]]. Er ist ohne jeden Zweifel der Retter der evangelischen Religion. Ganz sicher war er nicht nur Machtpolitiker, sondern ein tiefgläubiger Christ, der die Sache des Evangeliums und seiner Freiheit verfechten wollte. Er schlug in der [[Schlacht bei Breitenfeld (1631)|Schlacht bei Breitenfeld]] (in Sachsen, bei Leipzig) Tilly am 17. September 1631 vernichtend. Dies war die entscheidende Wende des großen Krieges. Leider hatte dieser Sieg aber zur Folge, dass die Kaiserlichen erneut ins Wesertal kamen und 1631 bis 32 hier wieder ihr Winterquartier nahmen. In diesem Winter residierte der besonders gefürchtete [[Gottfried Heinrich zu Pappenheim|General von Pappenheim]] auf der [[Burg Sternberg]].

Im Februar 1632 erschienen nun die Schweden unter [[Georg von Braunschweig und Lüneburg-Calenberg|Herzog Georg von Braunschweig]] im Wesertal. Am 2. März siegten sie in der Schlacht bei [[Rinteln]], am 28. Juni in der Schlacht bei [[Hameln]]. Sicherlich werden die Almenaer den Lärm der Rintelner Schlacht gehört haben, vielleicht auch vom Almenaer Berge aus das Schlachtfeld betrachtet haben. Über die Schlacht bei Hameln schrieb Maack:

"Herzog Georg hatte seine Truppen, etwa 7 000 Mann zu Fuß und 6 000 Reiter in dem von Schluchten zerrissenen Gelände zwischen [[Hessisch Oldendorf|Oldendorf und Barksen]] vortrefflich aufgestellt. Der linke Flügel lehnte sich an Oldendorf an, der rechte dehnte sich bis an den Mittelberg. Auf den Höhen bei Segelhorst standen in etwa gleicher Ausdehnung die Kaiserlichen, rund 11 000 Mann zu Fuß und 4 000 Reiter, das Zentrum nahe vor dem Dorfe. Eine heftige Kanonade leitete den Kampf ein. Durch Herzog Georgs überlegene Artillerie wurde das feindliche Fußvolk bereits schwer erschüttert. Als dann gegen Mittag auf dem linken, von [[Dodo zu Innhausen und Knyphausen|Dodo zu Innhausen und Knyphausen]] geführten Flügel große Reitermassen vorbrachen und durch die tiefen Einschnitte in der Weserterrasse die Höhe von Segelhorst erstiegen, mussten die ihnen entgegen geworfenen kaiserlichen Reiter weichen. In ihrer Flucht wurde auch das Fußvolk des Zentrums hineingerissen, und als noch vom Oldendorfer Knick her Schweden und Hessen in ihre offene Flanke einbrachen, war die Niederlage der Kaiserlichen entschieden. Der Sieg der Evangelischen war einer der glänzendsten Siege des ganzen Krieges. Das Fußvolk der Kaiserlichen war fast völlig aufgerieben worden; ihre Reiterei kam erst in Minden zum Halten. Fast 7 000 Mann an Toten und Verwundeten betrug der Verlust; an 3 000 Mann wurde gefangen."

Damit war die Bedrängnis der Evangelischen in der [[Grafschafts Schaumburg (HRR)|Grafschaft Schaumburg]] beendet, die Mönche verließen Rinteln.

Im gleichen Jahre, 1632, fielen beide Feldherren, [[Johann t'Serclaes von Tilly|Tilly]] und [[Gustav II. Adolf|Gustav Adolf]]. Nachfolger Tillys wurde der berüchtigte [[Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein|Albrecht von Wallenstein]], der Herzog von Friedland (ermordet [[1634]]). Der große Krieg wurde nun zu einem planlosen, unentschiedenen Ringen. Dabei blieb das Wesertal Kriegsschauplatz bin [[1646]]. Immer wieder stießen hier beide Parteien zusammen; Schaumburg und Lippe gehörten zu den Ländern, die am schwersten vom großen Krieg getroffen wurden. Die Einwohnerzahl unseres Dorfes ist dabei von 316 im Jahre [[1617]] auf 229 im Jahre [[1648]] gefallen.

===Die Almenaer waren von Anfang an Weber und Spinner===
Über 300 Jahre bildete das Leinengewerbe die Lebensgrundlage unseres Dorfes. Für die Mehrzahl der Bewohner Almenas sind Weben und Spinnen wichtiger als die Landwirtschaft gewesen.

Die Bauern des [[Neolithikum|Neolithikums]] (der Jungsteinzeit) haben schon um 6 000 v. Chr. Wolle und Flachs gesponnen und zu Textilien verwebt. So brachten die Pioniere, die den mitteleuropäischen Urwald rodeten, diese Technik aus ihrer Heimat im Nahen Osten bereits mit. Die Bewohner der Rodungsinsel Almena waren von Anfang an Spinner und Weber. Sie mussten ja alle Gebrauchsgegenstände selbst herstellen. Jeder Hof war auf die Kenntnisse und Fähigkeiten der Bauernfamilie und die Erzeugnisse der unmittelbaren Umgebung angewiesen. Arbeitsteilung gab es nur innerhalb der Familie. Bis zur Umwälzung der landwirtschaftlichen Methoden im 12. Jhd. n. Chr. => (siehe hierzu auch Revolution in der Landwirtschaft) ließ der geringe Ertrag des Bodens das Entstehen einer Schicht von Kaufleuten und Handwerkern nicht zu. So haben sich auch in unserer Heimat bis zu dieser Zeit keine Städte bilden können. Das gesamte Gebiet des Sachsenstammes vom Rhein bis zur Elbe war bis zur Epoche der Großen Rodung rein dörflich organisiert => (siehe hierzu auch Sachsen besiedeln die Lichtung Almena).

Seit dem 9. Jhd entwickelten sich aber in den großen kirchlichen Zentren erste Ansätze einer auf Arbeitsteilung beruhenden Gesellschaft. Die von den Bauern erhobenen Abgaben bildeten die Lebensgrundlage einer kleinen Schicht von hohen Geistlichen oder Stiftsdamen, die Handwerker in ihre Dienste stellen und Luxusgüter einführen konnten. So wuchsen um die Stifte in Hameln, Minden und Herford Siedlungen von Kaufleuten und Handwerkern. Auch Möllenbeck gehörte zu diesen Keimzellen städtischen Lebens. Es war der erste von Gewerbetreibenden bewohnte Ort in der Umgebung unseres Dorfes, wurde allerdings im 15. Jhd. völlig zerstört => (siehe hierzu auch Almena fällt an Lippe). Das Alltagsleben der Bauern, ihre auf Selbstversorgung beruhende Lebensweise wurde durch die neuartige Ansiedlung überhaupt nicht verändert.

Die große Steigerung des landwirtschaftlichen Ertrages, die das Ergebnis der Neuerungen des 12. Jhd. (1150-1250) wurde das Sachsenland mit einem dichten Netz von Städten überzogen. Kurz vor 1200 entstand Lemgo, 1238 Rinteln. Viele Bauern verließen damals die Scholle, um "Bürger", um von der Leibeigenschaft befreite Stadtbewohner zu werden. In den Städten aber entwickelte sich die strikt arbeitsteilige Welt des mittelalterlichen Handwerks, die in völligem Gegensatz zur Welt des Dorfes, der Welt der Selbstversorgung, stand. Besuchte ein Bewohner unseres Dorfes Rinteln oder Lemgo, so fand er Menschen vor, deren einzige Arbeit z. B. die Leineweberei für den Verkauf war. Durch den Handel mit Flachs und auf dem Dorf gesponnenes Garn entstand eine schwache Bindung zwischen Stadt und Land. Aber auch jetzt blieb der Bauer ganz überwiegend Selbstversorger. Bis zum 16. Jhd. webte er in unserer Heimat ausschließlich für den eigenen Bedarf.

Die Verwandlung Almenas aus einem Bauerndorf in ein Dorf der Spinner und Weber wurde nicht durch den Handel mit den benachbarten Städten bewirkt. Im 16. Jhd. geriet unser Dorf vielmehr in den Sog der Textilindustrie. Die Entwicklung der Städte unserer Heimat war nämlich Teil eines ganz Westeuropa umfassenden Bewegung, die in den Ländern westlich des Rheins viel früher begonnen hatte und vor allem im Gebiet Flanderns im 13. und 14. Jhd. zu einer Hochblüte städtischen Lebens führte. Das allgemeine Anwachsen der Städte schuf einen wachsenden Bedarf nach Textilien, der zur Entstehung der ersten europäischen Industrie führte. Technische Voraussetzungen waren 2 Erfindungen aus dem 12. Jhd.: der Trittwebstuhl und das Spinnrad. Sie steigerten die Leistung der Spinner und Weber enorm. Die Spinner konnten in der gleichen Zeit fünfmal mehr Garn herstellen als zuvor. Tuch und Leinwand waren die ersten Gegenstände des täglichen Bedarfs, die nicht mehr vom Handwerker auf Bestellung, sondern für ein ganz Westeuropa umspannendes Netz von Handelsbeziehungen, dem Markt, hergestellt wurden. Man bezeichnet diese erste Form der Industrie als Hausindustrie, weil die Produzenten in ihrem eigenen Haus arbeiteten und Webstuhl und Spinnrad ihnen selbst gehörten. Der Handel lag dagegen bei einer kleinen Schicht von Kaufleuten, die die Tuche und die Leinwand von den Produzenten erwarben und auf den Markt brachten, der nun nicht mehr ein für den Handel bestimmter Platz in der Stadt, sondern ein das gesamte Abendland erfassendes Verkehrs- und Produktionssystem war. Er beschränkte sich aber auf wenige Güter und ließ nach wie vor die Bauern, die über 90 % der Bevölkerung ausmachten, als Warenkäufer aus. Erst im 15.Jhd. wurden die Bauern als Produzenten in die industrielle Entwicklung einbezogen, zuerst in Flandern. Damals lag unsere Heimat ganz am Rande des westeuropäischen Marktgeschehens.

Im 15.Jhd. war in Lippe die Unteilbarkeit der Kolonate zur Regel geworden. Die gesamte Stelle viel an den ältesten Sohn. In der Zeit von 1600 bis 1800 ist niemals auch nur eine kleine Parzelle an die Geschwister des anerben abgegeben worden. Wer nicht auf einem anderen Hof einheiratete, wurde besitzlos. Die Möglichkeit, Stadtbürger und Handwerker zu werden, bestand schon seit langer Zeit nicht mehr, da die Zahl der Betriebe durch die Zunftorganisation streng begrenzt war. In den Dörfern selbst war mit ganz wenigen Ausnahmen jede handwerkliche Betätigung verboten. So bildete sich eine besitzlose Dorfbevölkerung heraus, die dringend einer Beschäftigung bedurfte, sollte sie nicht für immer zum Gesinde ohne eigenen Haushalt und ohne die Möglichkeit der Eheschließung herabsinken. Im 16.Jhd. wurde diese Schicht in die Textilindustrie einbezogen.

Nur vor diesem Hintergrund ist die Anlage der 22 landlosen Kolonate in Almena im letzten Drittel des 16.Jhd. zu verstehen, denen bis 1720 noch 11 weitere folgten. Da mit dem Besitz einer Hausstelle der Zwang zu Geldabgaben an den Grundherren verbunden war, müssen die neuen Kolone eine Erwerbstätigkeit ausgeübt haben. Für die große Mehrheit unter ihnen kann dies nur die Spinnerei und Weberei gewesen sein. So geht die gesamte Anlage unseres Dorfes in der Neuzeit mit seiner dichten Besiedlung des Dorfangers auf den Einfluss der Hausindustrie zurück.

Im 16.Jhd. hatten niederländische Kaufleute die besonders gute Qualität des Flachses in der Grafschaft Ravensberg, d. h. in dem heutigen Großraum Bielefeld-Herford, entdeckt und die Bevölkerung zum Spinnen und Weben für den Großhandel ermutigt. Es war in erster Linie die Dorfbevölkerung, die in diese Bewegung hineingenommen wurde, waren Spinnen und Weben ihnen doch von Kindheit an vertraut. Offenbar war die Notwendigkeit einer Beschäftigung für die meisten Bewohner der Dörfer so dringlich, dass Ravensberg in kurzer Zeit zu einem vollständig von der Hausindustrie bestimmten Land wurde. Sehr rasch griff diese Bewegung auf Lippe über, schuf einen zusammenhängenden Wirtschaftsraum zwischen Teutoburger Wald und Weser, erreichte bald auch unser Dorf und verwandelte es. Von den 38 Hausstellen, die 1614 bestanden, waren nur 14 zur Selbstversorgung mit Grundnahrungsmitteln in der Lage, für 24 Kolonate bildete die Tätigkeit für den Markt die Lebensgrundlage.

Mittelpunkt des neuen Wirtschaftsraumes wurde Bielefeld, dessen Kaufleute um 1600 von den Niederländern den Ankauf und Vertrieb des Ravensbergischen und Lippischen Leinens übernahmen. Das gesamte Gadderbaumer Tal zwischen der Sparrenburg und Brackwede wurde zu einer einzigen großen Bleichstätte. Da es in Lippe keine Großkaufleute und keine industriellen Bleichen gab, wurde auch das in unserem Land produzierte Leinen dort veredelt. Zur Kontrolle der Qualität des nunmehr wichtigsten und praktisch einzigen Ausfuhrartikels wurden in beiden Grafschaften Leggen errichtet, 1663 in Lemgo, 1678 in Bielefeld. In diesen Leggen wurde alles für den Handel bestimmte Leinen auf Qualität hin geprüft. Nur einwandfreie Stücke durften verkauft werden. Dabei wurden die in Lippe geprüften Leinenstücke mit der lippischen Rose gestempelt. Von Lemgo gingen sie über Bielefeld nach Bremen und Hamburg, von dort auf den Weltmarkt, der inzwischen durch die Einbeziehung Nordamerikas zu einem gewaltigen Handelssystem geworden war.

Das Textilgewerbe als Lebensgrundlage unseres Dorfes wird erstmals 1641 in den Gogerichtsakten bezeugt. Damals waren auf mindestens 23 Kolonaten Spinner tätig. Daraus geht klar hervor, dass die Spinnerei für den Markt allgemein verbreite war, auch auf den bäuerlichen Kolonaten. Es wurde auf allen Kolonaten gesponnen, hier lag gerade die Möglichkeit, auch Kinder und alte Menschen am Erwerbsleben der Familie zu beteiligen. Wir müssen annehemen, dass Almena vom 16.Jhd. an ein Weberdorf war, da man nur durch die Kombination von Spinnen und Weben innerhalb der Familie für die Kleinkolonate, die ursprünglich z. T. nicht einmal Gärten hatten, eine Lebensgrundlage gegeben war. Daneben mussten diese Kolonate ja auch Steuern und Feudalabgaben in Geldform erbringen, was für die Rentenkammer (Gräfliche Behörde, die für die Feudalabgaben der Leibeigenen zuständig war) ihre Daseinsberechtigung überhaupt ausmachte.

Häufig wird in den Gogerichtsakten der Anbau von Flachs erwähnt. So haben die Schweine des Pastors Ermanius bei ihrer Verwüstung des Schöningschen Gartens 1720 auch den Flachs vernichtet. Offenbar wurde selbst in den Gärten der landlosen Kolonate Flachs angebaut, selbst im Pfarrgarten, denn 1701 beklagte der Pastor sich über Flachsdiebe. Grundlage des Almenaer Textilgewerbes kann dieser Anbau nicht gewesen sein. Bei der beschränkten Anbaufläche und dem Zwang, einen erheblichen Teil davon für das herrschaftliche Pachtkorn zu reservieren, müssen die Almenaer wohl den größten Teil des für die Spinnerein notwendigen Flachses von Auswärts gekauft haben. Aber auch das in Almena produzierte Garn reichte für die Webstühle nicht aus. Um einen Webstuhl mit Garn zu versorgen, mussten 5 Spinnräder in Tätigkeit sein. Im 18.Jhd. benötigten die damals vorhandenen ca. 28 Weberkolonate die Arbeit von 140 Spinnern, die es natürlich in Almena nicht gab. Deshalb musste der größte Teil des Garns von Auswärts bezogen werden. Dadurch aber gerieten die Almenaer in Abhängigkeit von ihren Lieferanten, den Bösingfelder Juden, die den Webern das Garn auf Kredit verkauften und bei Zahlungsunfähigkeit die Außenstände offenbar rücksichtslos eintrieben. Als solche Garnhändler treten Jonas 1736, Daniel Moses 1735, Schimmel-Jonas bzw. sein Knecht Moses Isaak 1745 und 1750 und Abraham 1749 auf.

Die schwierige Lage der Almenaer Weber im 18.Jhd. ist besonders in dem Schriftwechsel, der die Absetzung des bösartigen Bauerrichters Frevert 1736 behandelt bezeugt. Die Almenaer sind "meistenteils geringe Weber", die Not der Almenaer war im gesamten 18.Jhd. in der Umgebung sprichwörtlich. Sie hatte im wesentlichen 2 Ursachen.

1. Die sich immer weiter öffnende Schere zwischen Spinnerein und Weberei beruhte auf der technischen Struktur der damaligen Textilindustrie. Seit dem Mittelalter hatte sich das Verhältnis 5:1 zwischen Spinnen und Weben nicht mehr verändert. Nach wie vor mussten 5 Spinnräder betätigt werden, um einen einzigen Webstuhl mit Garn zu versorgen. Inzwischen aber hatte sich die Textilindustrie in England vor allem die Baumwollindustrie zu einer in der bisherigen Wirtschaftsgeschichte völlig unbekannten Höhe entwickelt. Als Bauerrichter Frevert die Almenaer Weber ausplünderte, weil sie das gekaufte Garn nicht bezahlen konnten, herrschte auf dem Weltmarkt eine gewaltige Nachfrage nach diesem Produkt. Die Spinner konnten sie nicht befriedigen, Englische Kaufleute zogen die entlegendsten Gebiete der Welt zur Garnproduktion heran. Natürlich stiegen die Preise immer mehr, das gesamte Textilgewerbe befand sich in einer Krise. Da es aber wie im Mittelalter der Motor des Weltmarktes war, handelte es sich um eine Krise des gesamten auf der Hausindustrie beruhenden Handelssystems. Die Almenaer Weber verarmten durch die steigenden Garnpreise. Schließlich konnten sie auch bei größter Anstrengung nicht das für ihre Webstühle notwendige Garn in der eigenen Familie spinnen lassen. Ihre Einkommen sanken, jede notwendige Reparatur an den Almenaer Häusern wurde unerschwinglich. Selbst die Erneuerung des Dachstrohes war nicht mehr möglich. 1736 hatten die 26 kleinen Kolone "dachlose Häuser".

2. Das fehlen einer landwirtschaftlichen Nebentätigkeit war ebenfalls eine Ursache für die Armut der Almenaer. Die Weber besaßen ja nicht die kleinste eigene Ackerparzelle. Zu jedem Kolonat gehörte zwar inzwischen ein Kohlgarten, der aber keine vollständige Selbstversorgung mit Nahrungsmittel ermöglichte. Jeder Kolon durfte auch ein Schwein im Almenaer Berg hüten lassen. Aber die Leistung der durch Eichelmast ernährten Tiere war gering. Schließlich hatten alle Hauseigentümer unseres Dorfes das Recht, 2 Kühe auf die Allmende zu treiben. Dies stand aber nur auf dem Papier der Salbücher, denn die Bauern verlangten für das Hüten einen Reichstaler jährlich pro Tier, so dass 1736 nur 16 Kühe im Besitz der geringen Kolone waren. Es waren weltgeschichtliche Bewegungen größten Ausmaßes, die in der ersten Hälfte des 19.Jhd. diese Grundprobleme unseres Dorfes lösten:

Die Geburt der auf dem Fabriksystem beruhenden Großindustrie und das Ende des Feudalsystems, wodurch Grund und Boden zur freiverkäuflichen Ware wurde.


==Kultur und Sehenswürdigkeiten==
==Kultur und Sehenswürdigkeiten==

Version vom 19. Mai 2007, 16:09 Uhr

Das Dorf Almena ist seit dem 1. Januar 1969 ein Ortsteil der Gemeinde Extertal und liegt in Ostwestfalen im Kreis Lippe. Der Ort mit seinen 1640 Einwohnern liegt auf Höhe: 150 Meter über NN.

Lage

Die Ortschaft Almena liegt in einer Höhe von 110m (an der Exter) bis 200m ü. NormalNull (auf dem Almenaer Berg). Das Dorf liegt ganz im Nordosten von Nordrhein-Westfalen und ganz im Nordosten des Landkreises Lippe im Weserbergland. Seit dem 1. Januar.1969 gehört sie mit den umliegenden Ortschaften Bösingfeld, Laßbruch, Kükenbruch und Silixen zur neu gegründeten Gemeinde Extertal. Das Dorf liegt etwa 10 Kilometer südlich von Rinteln und 14 Kilometer nördlich der Stadt Barntrup. Bielefeld als nächstgelegene Großstadt liegt etwa 40 Kilometer südwestlich.

Infrastruktur

Östlich von Almena verläuft die in den Jahren 1968/1969 erbaute Extertalstraße. Das Dorf selbst liegt im Schnittpunkt mehrerer Kreis- und Landesstraßen. Zu den Nachbarorten bestehen regelmäßige Busverbindungen.

Die erst 1927 vollendete und elektrisch betriebene Extertalbahn mit eigenem Bahnhof in Almena (östlich der Ortschaft) wurde inzwischen wieder stillgelegt und wird heute als Draisinenstrecke genutzt. Die nächsten Bahnstationen befinden sich in Rinteln, Lemgo, Herford, Bielefeld und Hannover. In der etwa 70 Kilometer entfernten niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover befindet sich der nächste überregionale Flughafen.

Geschichte

Spuren der Jäger und Sammler in Almena

Um 11 000 vor unserer Zeitrechnung hatten die Gletscher der Eiszeit das Gebiet von Almena endgültig verlassen. Im Laufe der nächsten 6 Jahrtausende stieg die jährliche Durchschnittstemperatur immer mehr an. Das arktische Klima hatte unsere Heimat zu einer Tundra gemacht, einer baumlosen Wüste. Mit der zunehmenden Erwärmung kehrten nun die Bäume zurück. Zunächst bedeckten niedrige Büsche, dann Birken- und Kiefernhaine, schließlich ein dichter Laubwald aus Buchen, Eschen und Ulmen das Land. Um 6 000 v Chr. war Mitteleuropa ein zusammenhängender Urwald geworden.

Aus dieser Zeit stammen die ersten Spuren des Menschen im Raum Almena. Es handelt sich um "Feuersteinfunde aus der Umgegend von Almena", die Albrecht Niederbracht 1938 gemeldet hatte. Auch andere Funde aus den Nachbarorten beweisen, dass die Menschen des Mesolithikums, der mittleren Steinzeit, in unserem Gebiet heimisch waren. Sie lebten in kleinen Stammesgruppen im Urwald und ernährten sich von der Jagd auf Großwild (Wisent, Auerochse, Rotwild, Hirsche und Wildschweine), vom Fischfang, vom Sammeln der Früchte des Waldes und von Kleintieren (Krebse und Schnecken). Die Kunst der Feuersteinbearbeitung hatten sie zur Vollendung gebracht. Sie konnten aus diesem Rohstoff, der aus feinen gleichmäßigen Kristallen besteht, über hundert verschiedene Werkzeugtypen herstellen. Dabei ist die Produktion von scharfen Klingen das größte Meisterwerk steinzeitlicher Technik. Zusammen mit dem Eisenpyrit, dem im Extertal häufigsten Material, diente der Feuerstein zur Herstellung von gut funktionierenden Feuerzeugen. Im Extertal wurden Messerklingen, Schaber zum Reinigen der Felle, Pfeilspitzen, vor allem aber Abfallprodukte (Abschläge) gefunden. Diese beweisen, dass der Stamm, der in unserer Heimat lebte, seine Werkzeuge selbst herstellen konnte.

Das Gebiet unseres Dorfes war nur ein kleiner Bezirk im Revier dieser Gruppe von ungefähr 20 Urwaldbewohnern. Um genügend Nahrung zu finden, mussten sie ein großes Territorium durchstreifen, da jede Person 10 km² Wald zum Leben benötigte. Unser Stamm hat also ein Jagdrevier besessen, das weit über die Grenzen der heutigen Gemeinde Extertal mit ihren 92,45 km² hinausging. Der Wald deckte alle ihre Lebensbedürfnisse mit einer Ausnahme. Um regelmäßig mit ihrem wichtigsten Rohstoff, dem Feuerstein, versorgt zu werden, mussten sie mit anderen Stämmen Handel treiben, da er in unserer Heimat nicht vorkommt.

Im Mesolithikum waren die Menschen in Europa in eine Sackgasse geraten. Sie besaßen zwar die beste Technik ihrer Zeit, konnten aber in keiner Weise ihre Nahrungsgrundlage vermehren. Damals lebten überall auf der Welt Stämme, die sich optimal an ihre Umwelt, auch die unwirtlichste, angepasst hatten, und sie in größtmöglichster Zahl bevölkerten. Für sie alle bestand das gleiche Problem. Sie konnten sich nur vermehren durch eine vollständige Veränderung der Nahrungsgrundlage selbst. Diese Umwälzung begann um 8 000 v. Chr. in Syrien und Palästina durch die Erfindung des Getreideanbaues und der Haustierhaltung. Weil dies im letzten Abschnitt der Steinzeit erfolgte, sprechen wir von der "neolithischen Revolution" (von griechisch "neos" = neun und "lithos" = Stein. Indem der Mensch deine Nahrungsgrundlage selbst produzierte, war er selbst nicht mehr von den Geschenken der Natur abhängig und konnte sich in bisher ungeahntem Maße vermehren.

Ackerbauern besiedeln das Gebiet des Dorfes

Um 4 500 vor unserer Zeit drangen die ersten Pioniere des Ackerbaus in den mitteleuropäischen Urwald vor. Hier fanden sie großartige Lebensbedingungen, denn der Wald schenkte ihnen viele Güter, die in ihrer baumarmen Heimat in Vorderasien selten waren: Holz für Hausbau, Einfriedung und Feuerung, Eicheln für die Schweinemast, Wildbret. Mitten im Urwald lagen wie Inseln ihre durch Brandrodung gewonnenen Felder, auf denen sie Weizen und Gerste anbauten. Diese Felder legten sie meist auf den leicht ansteigenden Flächen an den Bachtälern an, wo natürliche Drainage ein Versumpfen des gerodeten Landes verhinderte. Das gesamte Bergland überließ man dem Wald, der die Rodungsinseln vor Erosion schützte.

Irgendwann im 3. Jahrtausend vor Chr. kamen die neolithischen Menschen in das Gebiet von Almena, brannten im leicht ansteigenden Gebiet südlich der Alme, dem niederen Feld, den Urwald ab und begründeten die Rodungsinsel Almena.

Ein Fragment eines ihrer Werkzeuge, eines schuhleistenförmigen Keils aus Felsgestein von 7 cm Länge wurde 1938 durch Schulkinder in Almena gefunden und dem Lehrer Beckmeier gemeldet.

Nur wenige Menschen können auf unserer Siedlungsinsel gewohnt haben, denn der Ertrag des Bodens war wegen der Verwendung von primitiven Holzgeräten (ursprünglich Grabstock, später Hakenpflug) und der fehlenden Düngung sehr gering. Die Aussaat erbrachte höchstens eine dreifache Ernte. Aber überall im Extertal lagen solche Rodungsinseln, auf denen jeweils einige Familien siedelten. Gehen wir von 10 neolithischen Siedlungen im Extertal aus, auf denen je 10 Menschen wohnten, so hat sich die Bevölkerungszahl gegenüber dem Mesolithikum verzehnfacht. Einen vergleichbaren Anstieg finden wir erst wieder in der Zeit nach 1200 n. Chr.

Die Sachsen besiedeln unsere Heimat

Irgendwann um 500 n. Chr. wurde das Gebiet unserer Heimat dem Herrschaftsbereich der Sachsen eingegliedert.

(Die meisten Menschen verstehen heute unter "Sachsen" das Land um Dresden und Leipzig. Die dortige Bevölkerung stammt aber keineswegs von dem Germanenstamm der Sachsen ab. Die falsche Bezeichnung ist dadurch entstanden, dass 1423 der Markgraf von Meißen zum Kurfürsten von Sachsen ernannt wurde.)

Noch um 150 n. Chr. nördlich der Elbe beheimatet, hatte dieser Germanenstamm sich im Laufe der folgenden Jahrhunderte auf einem Gebiet ausgedehnt, das bis zur Ruhr und zur Saale reichte, seit 450 sogar den Süden Englands umfasste. Überall hat die von ihnen unterworfene Bevölkerung ihre Sprache angenommen. Diese entwickelte sich einerseits zum Niederdeutschen, das im Mittelalter auch Urkundensprache war, andererseits zum Englischen, das ja eine sächsische Sprache mit vielen französischen Vokabeln ist. Kennzeichen der sächsischen Besiedelung sind Orte mit der Endung "trup" (wie z. B. Bistrup und Göstrup). Im Englischen gibt es entsprechende Ortsnamen, die auf "thorp" enden. In seiner Spätform, dem "Platt", blieb das Sächsische bis in das letzte Jahrhundert hinein allgemeine Umgangssprache unseres Dorfes. So verbindet uns das "Platt" mit den Menschen, die vor 1 500 Jahren die Lichtung Almena bewohnten.

Die Welt des Adels entsteht

Karl der Große (768-814) unterwarf in vielen Feldzügen die kontinentalen Sachsen und gliederte sie dem Reich der Franken ein. Damit begann eine Epoche, die für unser Dorf bis zur Mitte des 18.Jhd. bestimmend blieb: Das Zeitalter des Adels. Der Kern dieser Gesellschaftsform besteht in einer strengen Scheidung zwischen dem Adel, der Schutz und Herrschaft über fast alle Bauernhöfe übernahm, und dem ihm untertänigen, leibeigenen Bauern (Colonen). Diese waren ihrem Grundherrn zu Dienstleistungen (Frondienste = Herrendienste), zur Abgabe eines Teils ihrer landwirtschaftlichen Produkte und zur Hilfe bei der Jagd verpflichtet, während der Adel dafür den militärischen und rechtlichen Schutz der Bauern übernahm.

Der Grundherr besaß die niedere Gerichtsbarkeit über seine Untertanen, richtete also über alle Vergehen, die nicht mit Leibes- oder Lebensstrafe geahndet wurden. Der Colon war unfrei, das heißt er war "glebae adscriptus", an die Scholle gebunden, konnte ohne die Genehmigung des Herren seinen Hof nicht verlassen. Auch die Rechtsgeschäfte des täglichen Lebens (Kauf und Verkauf von Land, Eheschließung, Aufnahme von Darlehen, Verpfändung) durfte er nur mit Zustimmung des Grundherren vornehmen.

Die einem Grundherren "eigenbehörigen" Bauernstellen bildeten eine Hofesverband, dessen Mittelpunkt der Herrenhof, der Saalhof war. Seit dem 10. Jhd. wurde er meist durch die Anlage von Mauern und Wohnturm zu einer Burg ausgebaut. Hier mussten die Leibeigenen auf der Domäne des Herrn ihre Frondienste ableisten, ihre Feudalabgaben entrichten, hier war der Sitz der herrschaftlichen Gerichtsbarkeit. So unterstanden alle Colone unseres Dorfes seit dem 15.Jhd. dem Saalhof Varenholz.

Im 13.Jhd. eigneten sich die mächtigen Grundherren in den Gebieten, die ihren Besitzungen benachbart waren, die staatlichen Hoheitsrechte (Blutgerichtsbarkeit, Zoll-, Steuer-, Münzhoheit usw.) an. Bedingt durch den Verfall der kaiserlichen Macht, wurden sie aus Grundherren zu Landesherren.

Almena im Osterburg-Gau

Nach seiner Eroberung des Sachsenlandes beseitigte Karl der Große die bisherige Verfassung des Stammes und gliederte es völlig seinem Imperium ein. In den Stammesbezirken (den Gauen) setzte er als Vertreter der königlichen Macht Grafen ein. Diese waren ursprünglich ernannte und absetzbare Beamte. Bereits unter Karls Sohn, Ludwig dem Frommen, machten sie sich selbständig und ihr Amt erglich. Der beginnende Feudalismus erlaubte es ihnen, zu mächtigen Grundherren aufzusteigen.

Almena gehörte zum Osterburg-Gau. Umfang und Grenzen dieses Gebietes hat Walter Maack, (Fluren 17-19) rekonstruiert. Sitz des Gaugrafen war vermutlich die mächtige Osterburg am Hang des Wesergebirges oberhalb von Deckbergen. Das Geschlecht der Gaugrafen ist Ende des 9. Jhd. erloschen. Ein Teil seiner Grundherrschaft diente der Ausstattung des Klosters Möllenbeck. Da Exten Urkirche des Osterburg-Gaues war, sind letztlich alle im Gau gelegenen Kirchen Töchter dieser Urpfarrei.

Nach dem Aussterben der Grafenfamilie geriet der Osterburg-Gau, wie alle Gaue des Bistums Minden, in den Machtbereich eines der mächtigsten Geschlechter des Sachsenlandes, der Billunge. Aus Eigengütern und Grafschaftsrechten schuf diese Familie im 10. Jhd. sich einen von der Weser bis zur Elbe reichenden Besitz. Hermann Billunge (verst. 973), einer der wichtigsten Gefolgsleute Ottos des Großen (936-973), vereinigte in seiner Hand die Herrschaft über alle Gaue unserer Heimat, die er durch Vizegrafen verwalten ließ. Dabei wird er sich auch, wie in vielen anderen Dörfern, den Zehnten in Almena angeeignet haben. Dieser war eine von Karl dem Großen geschaffene, ursprünglich der Pfarrkirche zustehende Abgabe, der Ursprung unserer heutigen Kirchensteuer. Die Grundherren verstanden es aber, den Zehnten der Kirche zu entfremden und an sich zu ziehen. Hermann Billungs Sohn Bernhard I. (verst. 1011) erhielt als mächtigster Graf des Stammes die Herzogswürde. Sein Geschlecht starb 1106 in männlicher Linie aus.

Die Besitzungen in unserer Heimat (darunter mit Sicherheit auch der Zehnte in Almena) fielen durch die Heirat des Grafen Ottos von Ballenstädt (verst. 1123) mit Eilinka, der Tochter des letzten Billungers, an die Nachkommen dieses Grafen, die Askanier. Diese erhielten 1180 nach dem Sturz Heinrich des Löwen die sächsische Herzogswürde, aber nur als bloßen Titel. Sie eroberten 1227 die Grafschaft Lauenburg und begründeten dort 1296 die Nebenlinie Sachsen-Lauenburg, die 1305 in die Linien Bergedorf und Ratzeburg zerfiel. So ist der Almenaer Zehnte an die Herzöge von Sachsen-Lauenburg-Bergedorf gekommen. Eine Landesherrschaft im Osterburg-Gau aber konnten die Askanier nicht aufbauen, denn um 1100 hatten zwei andere Adelsgeschlechter hier die Macht an sich gerissen.

Die landwirtschaftliche Revolution

Diese Gesellschaftsordnung hat die Menschen unseres Landes aus ihrer seit dem Neolithikum bestehenden Stagnation herausgerissen und eine gewaltige, technische Umwälzung herbeigeführt. Die Arbeit des Bauern im 11. Jhd. n. Chr. unterscheid sich kaum von der des Bauern aus dem 20. Jh. v. Chr., die Anbaufläche hatte sich nicht wesentlich vergrößert. Im 11. Jhd. glich Mitteleuropa noch der Welt des Neolithikums: "ein Waldmantel mit Lichtungen". Auch die Geräte waren seit der Jungsteinzeit dieselben geblieben, vor allem der räderlose Holzpflug, der die Erde kaum ritzte. Die Aussaat erbrachte nach wie vor nur den dreifachen Ertrag.

Die Grundbesitzer aber waren natürlich an einer Steigerung des Ertrages und einer Vergrößerung der Anbaufläche sehr interessiert. Ihrem Einfluss ist die große Agrarrevolution des 12. Jhd. zu verdanken. Die allgemeine Verbreitung des Räderpfluges mit Streichbrett, des Jochs für die pflügenden Ochsen, die Einführung des Eisens bei landwirtschaftlichen Geräten wie bei der eisernen Pflugschar, die Erfindung der Egge, die Einführung der Dreifelderwirtschaft und neuer Nutzpflanzen wie des Klees, verdreifachten den Ertrag des Bodens und führten zur Epoche der Großen Rodung.

Überall wurde der Wald bis auf einen Grundbestand abgeholzt und in Bauernland verwandelt, das natürlich auch dem Grundherren unterworfen war. Der größere Ertrag machte die Teilung der Höfe möglich; erst jetzt entstanden überall echte Dörfer aus Weilern und Einzelhöfen. Die menschlichen Siedlungen waren nun nicht länger Inseln im Wäldermeer; die Wälder wurden zu Inseln in einer von Menschen gestalteten Kulturlandschaft.

Die Herrschaft Sternberg

Der Norden des Osterburg-Gaues befand sich in der Hand der Herren von Schaumburg, der südliche Bereich gelangte in den Besitz der Grafen von Schwalenberg. Sie stammen von den Gaugrafen des Weti-Gaues, des südlichen Nachbargaues, ab. Ihre Macht beruhte in erster Linie darauf, dass sie in den Besitz der Vogteien des Bistums Paderborn und der Abteien Herford und Corvey gelangt waren, das heißt, sie waren Verwalter des weltlichen Besitzes der drei geistlichen Stifte. In ihrer Glanzzeit, in der zweiten Hälfte des 12. Jhd., herrschten sie über ein für damalige Verhältnisse bedeutendes Gebiet, zu dem neben ihrem Stammbesitz im lippischen Südosten unserer Heimat die spätere Herrschaft Sternberg, Pyrmont, Lügde, Salzuflen und die nordhessische Grafschaft Waldeck gehörten. Jedoch vermochten sie es nicht, ihren Besitz zu festigen oder gar auszudehnen wie die Schaumburger oder die aus Lippstadt stammenden Edelherren zur Lippe. Die Schwalenberger zerschlugen nämlich ihren Besitz durch dauernde Erbteilungen selbst. 1184 wurde Pyrmont selbständig, 1231 Waldeck, 1243 unser Gebiet, das nach der damals erbauten Burg die Bezeichnung "Herrschaft Sternberg" erhielt. Die Schwalenberger Linie erlosch 1365 und die Pyrmonter Linie 1494. In Waldeck herrschte das Geschlecht allerdings bis 1918 und besteht noch heute in männlicher Linie. Die "Schwaleburg" in Schwalefeld bei Willingen erinnert noch heute an die Herkunft der Dynastie.

Unter der Herrschaft der Schwalenberger wuchs Almena zum Dorf heran. Seit 1243 war es Bestandteil des kleinen "Staates" Sternberg, zu dem auch Salzuflen aus Außenposten gehörte. Um ihr Territorium aufzuwerten, haben die Grafen Bösingfeld, Alverdissen und Barntrup sogar zu Städten machen wollen, doch haben diese Orte nach dem Ende der Sternbergischen "Unabhängigkeit" nur den Rang von Flecken behalten können.

Letzter Graf war Heinrich V (1346-1385). Ihm verdanken wir die erste schriftliche Erwähnung unseres Dorfes. Er heiratete 1348 Adelheid, die Tochter des Grafen Adolf VII von Schaumburg. In einem Vertrag aus dem gleich Jahr verschreibt er seiner Frau als Leibgedinge (Witwenbesitz) neben anderen Orten auch das Dorf Almena. Damit ist er wiesen, dass damals die Sternberger die Grundherren in Almena waren. Freilich besaßen die Sternberger offenbar nicht den Zehnten in Almena. Dieser war nämlich 1359 im Besitz des Herzogs Albrecht IV von Sachsen-Lauenburg-Bergedorf (1359-1370) gewesen. Wie diese Herzöge in den Besitz des Zehnten gelangt sind, ist hier genauer beschrieben => "Almena im Osterburg-Gau". Der Herzog stellte 1359 eine Urkunde aus, in der er den Zehnten über 2 Höfe zu Almena dem Ritter Friedrich von Kallendorp übertrug. Darin kann eine Erinnerung daran liegen, dass unser Dorf auf 2 Urhöfe zurückgeht => (siehe auch Almena's Urhöfe).

Die Urhöfe von Almena

Wollen wir die Geschichte unseres Dorfes bis zur Zeit der großen Rodung zurückverfolgen, so müssen wir die Flurkarte von 1540, also aus der Zeit vor Errichtung der kleinen Kötterstätten zwischen 1570 und 1590, analysieren. Eine solche Karte gibt es natürlich nicht, da die erste Katasterkarte Almenas aus dem Jahre 1883 stammt. Dennoch haben wir eine solche Karte erarbeitet. Alle zwischen 1600 und 1883 erfolgten Grundstücksveränderungen sind in den Gogerichtsakten und den Salbüchern lückenlos zu verfolgen.

Es hat übrigens nicht viele Landverkäufe bis 1796 gegeben. Diese betrafen auch nur kleine Gartenflächen. Der Grundherr hatte nämlich seit dem 15.Jhd. jede Hofesteilung untersagt. Das gesamte Kolonat musste ungeteilt dem Anerben übergeben werden. Auch die seit der 2. Hälfte des 16.Jhd. errichteten landlosen Kleinkolonate sind keine Abspaltungen von Höfen, sondern wurden auf dem entlang der Alme gelegenen Dorfanger, einer Art Niemandsland, oder am Rande des Almenaer Berges angesetzt.

Im Salbuch von 1618 besitzen Hofstellen den Rang von "Vollspännern", von "Großköttern" und von "Mittelköttern". Diese Bezeichnungen sagen etwas aus über die Größe des Hofes, seine wirtschaftliche Leistungskraft und damit über die Höhe der geschuldeten Abgaben und Dienste ("Praestanda". Die Fläche der Hofstellen ist aber viel kleiner als die Fläche rangmäßig vergleichbarer Höfe in anderen Dörfern. Die Almenaer Kolonate wurden denn auch zu Beginn des 18.Jhd. stark zurückgestuft. Kein einziger Almenaer Hof kann in seiner Gestalt von 1540 aus der Zeit vor der großen Rodung stammen; der Bauer wäre verhungert.

Almena's Kriegserfahrung im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648)

Der Dreißigjährige Krieg ist Höhepunkt und Abschluss der Gegenreformation, der großangelegten Vernichtung des evangelischen Glaubens mit Waffengewalt.

Es war der Habsburgische Kaiser Ferdinand II. (1619-1637), der diesen furchtbaren Krieg entfesselte. Anfangs ging es nur um die Vernichtung des böhmischen und des pfälzischen Protestantismus (1618-1620). Ob damals überhaupt in unserem Dorf jemand etwas von diesen Kämpfen gehört hat? Nach seinem Sieg über die Böhmen und die Pfälzer waren der Kaiser und sein Feldherr Tilly die Herren Deutschlands. Die deutschen evangelischen Fürsten wagten keinen Widerstand. Dieser ging wesentlich nur von Dänemark und Holland aus. Führer der evangelischen Sache war damals Herzog Christian von Braunschweig.

Schon im März 1622 müssen die Almenaer sehr nachdrücklich von der heraufziehenden Kriegsfurie betroffen gewesen sein. Unsere Heimat wurde nämlich erstmals zum Kriegsschauplatz. Damals zogen bayerische Truppen durch das Wesertal und bezogen Quartier in Exten und Umgebung. Sie verfolgten die Braunschweiger. Unserem Dorf taten sie allerdings keinen Schaden, weil sich Lippe neutral verhielt. Die Bayern zogen bald wieder ab.

Im Februar 1623 erschien Herzog Christian persönlich an der Weser und besetzte Rinteln. Im Juni verließ er es wieder mit 21 000 Mann und 1 000 Reitern. Er zog durch das Extertal ab. Dies dürfte der erste Truppendurchzug gewesen sein, den die Almenaer Bevölkerung direkt zu sehen bekam.

Das Schreckliche an diesem Krieg waren die offiziellen und wilden Plünderungen, da alle Heere nach der Maxime verfuhren: "Der Krieg ernährt den Krieg". Nun rückte von Süden Tilly heran. Bei Stadtlohn im Münsterland traf er auf den Braunschweiger und schlug ihn vernichtend. Ganz Norddeutschland stand nunmehr den kaiserlichen Truppen offen. Die Sache des Evangeliums schien verloren.

Im Winter 1623/24 wählte Tilly das Wesertal, also das Rintelner Becken, als Stätte der Winterquartiere. Er selbst residierte in Hameln. Obwohl Lippe neutral war, müssen die Kaiserlichen, zu denen auch viele Spanier gehörten, die sich durch besondere Grausamkeit auszeichneten, in unserem Dorf geplündert haben, denn im Pfarrhof wurden damals vom Kriegsvolk alle Papiere verbrannt, darunter auch sehr wichtige Urkunden. Die wilden Plünderungen machten offenbar vor Landesgrenzen keinen Halt. Im Frühjahr 1624 zog Tilly aus unserer Heimat ab, kehrte aber im Winter zurück und besetzte das Wesertal aufs neue. Wieder mussten die Almenaer um ihr Hab und Gut fürchten. Damals war es üblich, beim Herannahen von Soldaten in die Kirche zu flüchten, in der Hoffnung, das die Landsknechte das Gotteshaus verschonen würden.

Einziger verbliebener Feind Tillys war König Christian von Dänemark. Nachdem die Kaiserlichen im Frühjahr 1625 unsere Heimat verlassen hatten, erschien nun der Däne im Wesertal, dem wiederum auf dem Fuße die Kaiserlichen folgten. Auch im Winter 1625/26 wurde das Rintelner Becken wieder Winterquartier der Kaiserlichen. Am 27.August 1626 schlugen sie den Dänen bei Lutter am Barenberge. Nun waren sie die unbestrittenen Herren Norddeutschlands.

Bis 1630 war die Grafschaft Schaumburg ununterbrochen von den Kaiserlichen besetzt. Natürlich ist es klar, dass diese völlig ausgeplündert wurde und unser Dorf wegen seiner Randlage auf das schwerste gefährdet war.

Aus den Gogerichtsakten ist diese Bilanz dieser Jahre erkennbar:

die gesamte Landwirtschaft in Almena muss zum Erliegen gekommen sein. Hatte vor dem Krieg jeder der 14 Höfe mehrere Pferde und Kühe besessen, so waren diese Nutztiere in den 1630er Jahren gänzlich verschwunden. Das Kriegsvolk hatte sie alle geraubt. Aber auch das Saatkorn hatten die Plünderer mitgenommen. Dabei handelte es sich eindeutig um Rechtsbruch, da Lippe neutral war. Es hatte sich doch durch eine erhebliche Kontribution (Geldzahlung für Kriegszwecke) davon losgekauft, von den Kaiserlichen besetzt zu werden. Die Geldzahlung wurde natürlich von den ohnehin schon verarmten Untertanen eingetrieben. In Almena wurden Höfe verbrannt, vernichtet und von allem Vieh entblößt. Es dauerte über ein Jahrhundert bis sie sich wieder erholten. Die Soldaten schonten auch die Geräte der Kirchen nicht. Überall, so auch in Almena, raubten sie die Abendmahlskelche.

1629 konnte der Kaiser mit seinem geheimen Ziel, der Rekatholisierung Deutschlands, beginnen. In die Klöster Rinteln und Möllenbeck zogen Benediktinermönche ein, die den Kampf gegen die evangelische Lehre aggressiv aufnahmen. Besonders zu leiden hatte unter ihnen der Rintelner Superintendent Josua Stegmann, der Dichter des bekannten Kirchenliedes "Ach bleib mit Deiner Gnade". In dieser Notzeit erschien am 4. Juli 1630 auf der Ostseeinsel Usedom das schwedische Heer unter König Gustav Adolf. Er ist ohne jeden Zweifel der Retter der evangelischen Religion. Ganz sicher war er nicht nur Machtpolitiker, sondern ein tiefgläubiger Christ, der die Sache des Evangeliums und seiner Freiheit verfechten wollte. Er schlug in der Schlacht bei Breitenfeld (in Sachsen, bei Leipzig) Tilly am 17. September 1631 vernichtend. Dies war die entscheidende Wende des großen Krieges. Leider hatte dieser Sieg aber zur Folge, dass die Kaiserlichen erneut ins Wesertal kamen und 1631 bis 32 hier wieder ihr Winterquartier nahmen. In diesem Winter residierte der besonders gefürchtete General von Pappenheim auf der Burg Sternberg.

Im Februar 1632 erschienen nun die Schweden unter Herzog Georg von Braunschweig im Wesertal. Am 2. März siegten sie in der Schlacht bei Rinteln, am 28. Juni in der Schlacht bei Hameln. Sicherlich werden die Almenaer den Lärm der Rintelner Schlacht gehört haben, vielleicht auch vom Almenaer Berge aus das Schlachtfeld betrachtet haben. Über die Schlacht bei Hameln schrieb Maack:

"Herzog Georg hatte seine Truppen, etwa 7 000 Mann zu Fuß und 6 000 Reiter in dem von Schluchten zerrissenen Gelände zwischen Oldendorf und Barksen vortrefflich aufgestellt. Der linke Flügel lehnte sich an Oldendorf an, der rechte dehnte sich bis an den Mittelberg. Auf den Höhen bei Segelhorst standen in etwa gleicher Ausdehnung die Kaiserlichen, rund 11 000 Mann zu Fuß und 4 000 Reiter, das Zentrum nahe vor dem Dorfe. Eine heftige Kanonade leitete den Kampf ein. Durch Herzog Georgs überlegene Artillerie wurde das feindliche Fußvolk bereits schwer erschüttert. Als dann gegen Mittag auf dem linken, von Dodo zu Innhausen und Knyphausen geführten Flügel große Reitermassen vorbrachen und durch die tiefen Einschnitte in der Weserterrasse die Höhe von Segelhorst erstiegen, mussten die ihnen entgegen geworfenen kaiserlichen Reiter weichen. In ihrer Flucht wurde auch das Fußvolk des Zentrums hineingerissen, und als noch vom Oldendorfer Knick her Schweden und Hessen in ihre offene Flanke einbrachen, war die Niederlage der Kaiserlichen entschieden. Der Sieg der Evangelischen war einer der glänzendsten Siege des ganzen Krieges. Das Fußvolk der Kaiserlichen war fast völlig aufgerieben worden; ihre Reiterei kam erst in Minden zum Halten. Fast 7 000 Mann an Toten und Verwundeten betrug der Verlust; an 3 000 Mann wurde gefangen."

Damit war die Bedrängnis der Evangelischen in der Grafschaft Schaumburg beendet, die Mönche verließen Rinteln.

Im gleichen Jahre, 1632, fielen beide Feldherren, Tilly und Gustav Adolf. Nachfolger Tillys wurde der berüchtigte Albrecht von Wallenstein, der Herzog von Friedland (ermordet 1634). Der große Krieg wurde nun zu einem planlosen, unentschiedenen Ringen. Dabei blieb das Wesertal Kriegsschauplatz bin 1646. Immer wieder stießen hier beide Parteien zusammen; Schaumburg und Lippe gehörten zu den Ländern, die am schwersten vom großen Krieg getroffen wurden. Die Einwohnerzahl unseres Dorfes ist dabei von 316 im Jahre 1617 auf 229 im Jahre 1648 gefallen.

Die Almenaer waren von Anfang an Weber und Spinner

Über 300 Jahre bildete das Leinengewerbe die Lebensgrundlage unseres Dorfes. Für die Mehrzahl der Bewohner Almenas sind Weben und Spinnen wichtiger als die Landwirtschaft gewesen.

Die Bauern des Neolithikums (der Jungsteinzeit) haben schon um 6 000 v. Chr. Wolle und Flachs gesponnen und zu Textilien verwebt. So brachten die Pioniere, die den mitteleuropäischen Urwald rodeten, diese Technik aus ihrer Heimat im Nahen Osten bereits mit. Die Bewohner der Rodungsinsel Almena waren von Anfang an Spinner und Weber. Sie mussten ja alle Gebrauchsgegenstände selbst herstellen. Jeder Hof war auf die Kenntnisse und Fähigkeiten der Bauernfamilie und die Erzeugnisse der unmittelbaren Umgebung angewiesen. Arbeitsteilung gab es nur innerhalb der Familie. Bis zur Umwälzung der landwirtschaftlichen Methoden im 12. Jhd. n. Chr. => (siehe hierzu auch Revolution in der Landwirtschaft) ließ der geringe Ertrag des Bodens das Entstehen einer Schicht von Kaufleuten und Handwerkern nicht zu. So haben sich auch in unserer Heimat bis zu dieser Zeit keine Städte bilden können. Das gesamte Gebiet des Sachsenstammes vom Rhein bis zur Elbe war bis zur Epoche der Großen Rodung rein dörflich organisiert => (siehe hierzu auch Sachsen besiedeln die Lichtung Almena).

Seit dem 9. Jhd entwickelten sich aber in den großen kirchlichen Zentren erste Ansätze einer auf Arbeitsteilung beruhenden Gesellschaft. Die von den Bauern erhobenen Abgaben bildeten die Lebensgrundlage einer kleinen Schicht von hohen Geistlichen oder Stiftsdamen, die Handwerker in ihre Dienste stellen und Luxusgüter einführen konnten. So wuchsen um die Stifte in Hameln, Minden und Herford Siedlungen von Kaufleuten und Handwerkern. Auch Möllenbeck gehörte zu diesen Keimzellen städtischen Lebens. Es war der erste von Gewerbetreibenden bewohnte Ort in der Umgebung unseres Dorfes, wurde allerdings im 15. Jhd. völlig zerstört => (siehe hierzu auch Almena fällt an Lippe). Das Alltagsleben der Bauern, ihre auf Selbstversorgung beruhende Lebensweise wurde durch die neuartige Ansiedlung überhaupt nicht verändert.

Die große Steigerung des landwirtschaftlichen Ertrages, die das Ergebnis der Neuerungen des 12. Jhd. (1150-1250) wurde das Sachsenland mit einem dichten Netz von Städten überzogen. Kurz vor 1200 entstand Lemgo, 1238 Rinteln. Viele Bauern verließen damals die Scholle, um "Bürger", um von der Leibeigenschaft befreite Stadtbewohner zu werden. In den Städten aber entwickelte sich die strikt arbeitsteilige Welt des mittelalterlichen Handwerks, die in völligem Gegensatz zur Welt des Dorfes, der Welt der Selbstversorgung, stand. Besuchte ein Bewohner unseres Dorfes Rinteln oder Lemgo, so fand er Menschen vor, deren einzige Arbeit z. B. die Leineweberei für den Verkauf war. Durch den Handel mit Flachs und auf dem Dorf gesponnenes Garn entstand eine schwache Bindung zwischen Stadt und Land. Aber auch jetzt blieb der Bauer ganz überwiegend Selbstversorger. Bis zum 16. Jhd. webte er in unserer Heimat ausschließlich für den eigenen Bedarf.

Die Verwandlung Almenas aus einem Bauerndorf in ein Dorf der Spinner und Weber wurde nicht durch den Handel mit den benachbarten Städten bewirkt. Im 16. Jhd. geriet unser Dorf vielmehr in den Sog der Textilindustrie. Die Entwicklung der Städte unserer Heimat war nämlich Teil eines ganz Westeuropa umfassenden Bewegung, die in den Ländern westlich des Rheins viel früher begonnen hatte und vor allem im Gebiet Flanderns im 13. und 14. Jhd. zu einer Hochblüte städtischen Lebens führte. Das allgemeine Anwachsen der Städte schuf einen wachsenden Bedarf nach Textilien, der zur Entstehung der ersten europäischen Industrie führte. Technische Voraussetzungen waren 2 Erfindungen aus dem 12. Jhd.: der Trittwebstuhl und das Spinnrad. Sie steigerten die Leistung der Spinner und Weber enorm. Die Spinner konnten in der gleichen Zeit fünfmal mehr Garn herstellen als zuvor. Tuch und Leinwand waren die ersten Gegenstände des täglichen Bedarfs, die nicht mehr vom Handwerker auf Bestellung, sondern für ein ganz Westeuropa umspannendes Netz von Handelsbeziehungen, dem Markt, hergestellt wurden. Man bezeichnet diese erste Form der Industrie als Hausindustrie, weil die Produzenten in ihrem eigenen Haus arbeiteten und Webstuhl und Spinnrad ihnen selbst gehörten. Der Handel lag dagegen bei einer kleinen Schicht von Kaufleuten, die die Tuche und die Leinwand von den Produzenten erwarben und auf den Markt brachten, der nun nicht mehr ein für den Handel bestimmter Platz in der Stadt, sondern ein das gesamte Abendland erfassendes Verkehrs- und Produktionssystem war. Er beschränkte sich aber auf wenige Güter und ließ nach wie vor die Bauern, die über 90 % der Bevölkerung ausmachten, als Warenkäufer aus. Erst im 15.Jhd. wurden die Bauern als Produzenten in die industrielle Entwicklung einbezogen, zuerst in Flandern. Damals lag unsere Heimat ganz am Rande des westeuropäischen Marktgeschehens.

Im 15.Jhd. war in Lippe die Unteilbarkeit der Kolonate zur Regel geworden. Die gesamte Stelle viel an den ältesten Sohn. In der Zeit von 1600 bis 1800 ist niemals auch nur eine kleine Parzelle an die Geschwister des anerben abgegeben worden. Wer nicht auf einem anderen Hof einheiratete, wurde besitzlos. Die Möglichkeit, Stadtbürger und Handwerker zu werden, bestand schon seit langer Zeit nicht mehr, da die Zahl der Betriebe durch die Zunftorganisation streng begrenzt war. In den Dörfern selbst war mit ganz wenigen Ausnahmen jede handwerkliche Betätigung verboten. So bildete sich eine besitzlose Dorfbevölkerung heraus, die dringend einer Beschäftigung bedurfte, sollte sie nicht für immer zum Gesinde ohne eigenen Haushalt und ohne die Möglichkeit der Eheschließung herabsinken. Im 16.Jhd. wurde diese Schicht in die Textilindustrie einbezogen.

Nur vor diesem Hintergrund ist die Anlage der 22 landlosen Kolonate in Almena im letzten Drittel des 16.Jhd. zu verstehen, denen bis 1720 noch 11 weitere folgten. Da mit dem Besitz einer Hausstelle der Zwang zu Geldabgaben an den Grundherren verbunden war, müssen die neuen Kolone eine Erwerbstätigkeit ausgeübt haben. Für die große Mehrheit unter ihnen kann dies nur die Spinnerei und Weberei gewesen sein. So geht die gesamte Anlage unseres Dorfes in der Neuzeit mit seiner dichten Besiedlung des Dorfangers auf den Einfluss der Hausindustrie zurück.

Im 16.Jhd. hatten niederländische Kaufleute die besonders gute Qualität des Flachses in der Grafschaft Ravensberg, d. h. in dem heutigen Großraum Bielefeld-Herford, entdeckt und die Bevölkerung zum Spinnen und Weben für den Großhandel ermutigt. Es war in erster Linie die Dorfbevölkerung, die in diese Bewegung hineingenommen wurde, waren Spinnen und Weben ihnen doch von Kindheit an vertraut. Offenbar war die Notwendigkeit einer Beschäftigung für die meisten Bewohner der Dörfer so dringlich, dass Ravensberg in kurzer Zeit zu einem vollständig von der Hausindustrie bestimmten Land wurde. Sehr rasch griff diese Bewegung auf Lippe über, schuf einen zusammenhängenden Wirtschaftsraum zwischen Teutoburger Wald und Weser, erreichte bald auch unser Dorf und verwandelte es. Von den 38 Hausstellen, die 1614 bestanden, waren nur 14 zur Selbstversorgung mit Grundnahrungsmitteln in der Lage, für 24 Kolonate bildete die Tätigkeit für den Markt die Lebensgrundlage.

Mittelpunkt des neuen Wirtschaftsraumes wurde Bielefeld, dessen Kaufleute um 1600 von den Niederländern den Ankauf und Vertrieb des Ravensbergischen und Lippischen Leinens übernahmen. Das gesamte Gadderbaumer Tal zwischen der Sparrenburg und Brackwede wurde zu einer einzigen großen Bleichstätte. Da es in Lippe keine Großkaufleute und keine industriellen Bleichen gab, wurde auch das in unserem Land produzierte Leinen dort veredelt. Zur Kontrolle der Qualität des nunmehr wichtigsten und praktisch einzigen Ausfuhrartikels wurden in beiden Grafschaften Leggen errichtet, 1663 in Lemgo, 1678 in Bielefeld. In diesen Leggen wurde alles für den Handel bestimmte Leinen auf Qualität hin geprüft. Nur einwandfreie Stücke durften verkauft werden. Dabei wurden die in Lippe geprüften Leinenstücke mit der lippischen Rose gestempelt. Von Lemgo gingen sie über Bielefeld nach Bremen und Hamburg, von dort auf den Weltmarkt, der inzwischen durch die Einbeziehung Nordamerikas zu einem gewaltigen Handelssystem geworden war.

Das Textilgewerbe als Lebensgrundlage unseres Dorfes wird erstmals 1641 in den Gogerichtsakten bezeugt. Damals waren auf mindestens 23 Kolonaten Spinner tätig. Daraus geht klar hervor, dass die Spinnerei für den Markt allgemein verbreite war, auch auf den bäuerlichen Kolonaten. Es wurde auf allen Kolonaten gesponnen, hier lag gerade die Möglichkeit, auch Kinder und alte Menschen am Erwerbsleben der Familie zu beteiligen. Wir müssen annehemen, dass Almena vom 16.Jhd. an ein Weberdorf war, da man nur durch die Kombination von Spinnen und Weben innerhalb der Familie für die Kleinkolonate, die ursprünglich z. T. nicht einmal Gärten hatten, eine Lebensgrundlage gegeben war. Daneben mussten diese Kolonate ja auch Steuern und Feudalabgaben in Geldform erbringen, was für die Rentenkammer (Gräfliche Behörde, die für die Feudalabgaben der Leibeigenen zuständig war) ihre Daseinsberechtigung überhaupt ausmachte.

Häufig wird in den Gogerichtsakten der Anbau von Flachs erwähnt. So haben die Schweine des Pastors Ermanius bei ihrer Verwüstung des Schöningschen Gartens 1720 auch den Flachs vernichtet. Offenbar wurde selbst in den Gärten der landlosen Kolonate Flachs angebaut, selbst im Pfarrgarten, denn 1701 beklagte der Pastor sich über Flachsdiebe. Grundlage des Almenaer Textilgewerbes kann dieser Anbau nicht gewesen sein. Bei der beschränkten Anbaufläche und dem Zwang, einen erheblichen Teil davon für das herrschaftliche Pachtkorn zu reservieren, müssen die Almenaer wohl den größten Teil des für die Spinnerein notwendigen Flachses von Auswärts gekauft haben. Aber auch das in Almena produzierte Garn reichte für die Webstühle nicht aus. Um einen Webstuhl mit Garn zu versorgen, mussten 5 Spinnräder in Tätigkeit sein. Im 18.Jhd. benötigten die damals vorhandenen ca. 28 Weberkolonate die Arbeit von 140 Spinnern, die es natürlich in Almena nicht gab. Deshalb musste der größte Teil des Garns von Auswärts bezogen werden. Dadurch aber gerieten die Almenaer in Abhängigkeit von ihren Lieferanten, den Bösingfelder Juden, die den Webern das Garn auf Kredit verkauften und bei Zahlungsunfähigkeit die Außenstände offenbar rücksichtslos eintrieben. Als solche Garnhändler treten Jonas 1736, Daniel Moses 1735, Schimmel-Jonas bzw. sein Knecht Moses Isaak 1745 und 1750 und Abraham 1749 auf.

Die schwierige Lage der Almenaer Weber im 18.Jhd. ist besonders in dem Schriftwechsel, der die Absetzung des bösartigen Bauerrichters Frevert 1736 behandelt bezeugt. Die Almenaer sind "meistenteils geringe Weber", die Not der Almenaer war im gesamten 18.Jhd. in der Umgebung sprichwörtlich. Sie hatte im wesentlichen 2 Ursachen.

1. Die sich immer weiter öffnende Schere zwischen Spinnerein und Weberei beruhte auf der technischen Struktur der damaligen Textilindustrie. Seit dem Mittelalter hatte sich das Verhältnis 5:1 zwischen Spinnen und Weben nicht mehr verändert. Nach wie vor mussten 5 Spinnräder betätigt werden, um einen einzigen Webstuhl mit Garn zu versorgen. Inzwischen aber hatte sich die Textilindustrie in England vor allem die Baumwollindustrie zu einer in der bisherigen Wirtschaftsgeschichte völlig unbekannten Höhe entwickelt. Als Bauerrichter Frevert die Almenaer Weber ausplünderte, weil sie das gekaufte Garn nicht bezahlen konnten, herrschte auf dem Weltmarkt eine gewaltige Nachfrage nach diesem Produkt. Die Spinner konnten sie nicht befriedigen, Englische Kaufleute zogen die entlegendsten Gebiete der Welt zur Garnproduktion heran. Natürlich stiegen die Preise immer mehr, das gesamte Textilgewerbe befand sich in einer Krise. Da es aber wie im Mittelalter der Motor des Weltmarktes war, handelte es sich um eine Krise des gesamten auf der Hausindustrie beruhenden Handelssystems. Die Almenaer Weber verarmten durch die steigenden Garnpreise. Schließlich konnten sie auch bei größter Anstrengung nicht das für ihre Webstühle notwendige Garn in der eigenen Familie spinnen lassen. Ihre Einkommen sanken, jede notwendige Reparatur an den Almenaer Häusern wurde unerschwinglich. Selbst die Erneuerung des Dachstrohes war nicht mehr möglich. 1736 hatten die 26 kleinen Kolone "dachlose Häuser".

2. Das fehlen einer landwirtschaftlichen Nebentätigkeit war ebenfalls eine Ursache für die Armut der Almenaer. Die Weber besaßen ja nicht die kleinste eigene Ackerparzelle. Zu jedem Kolonat gehörte zwar inzwischen ein Kohlgarten, der aber keine vollständige Selbstversorgung mit Nahrungsmittel ermöglichte. Jeder Kolon durfte auch ein Schwein im Almenaer Berg hüten lassen. Aber die Leistung der durch Eichelmast ernährten Tiere war gering. Schließlich hatten alle Hauseigentümer unseres Dorfes das Recht, 2 Kühe auf die Allmende zu treiben. Dies stand aber nur auf dem Papier der Salbücher, denn die Bauern verlangten für das Hüten einen Reichstaler jährlich pro Tier, so dass 1736 nur 16 Kühe im Besitz der geringen Kolone waren. Es waren weltgeschichtliche Bewegungen größten Ausmaßes, die in der ersten Hälfte des 19.Jhd. diese Grundprobleme unseres Dorfes lösten:

Die Geburt der auf dem Fabriksystem beruhenden Großindustrie und das Ende des Feudalsystems, wodurch Grund und Boden zur freiverkäuflichen Ware wurde.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

  • Ev.-ref. Pfarrkirche. Der Gründungsbau des 13. Jahrhunderts wurde 1865/66 durch eine neugotische Stufenhalle nach Plänen von Ferdinand Friedrich August Merckel ersetzt. Vom Ursprungsbau blieb nur der quadratische Westturm erhalten. Das Gewölbe ruht auf schlanken Metallsäulen. Aus der Erbauungszeit blieben die Orgel, das Gestühl und Kronleuchter erhalten. Das Bistum Würzburg war für die Christianisierung um 800 nach Christus im Gebiet in dem Almena liegt zuständig. Sie erbaute für den Osterurg-Gau, zu der das Gebiet Almenas gehörte eine Pfarrkirche in Exten bei Rinteln. Länger als 400 Jahre gehörte auch Almena zu dieser Urkirche. Im 12. Jahrhundert wurden mit der großen Rodung die Hofstellen Almena und Nalhof zu Dörfern, der Meierberg wurde gerodet und urbar gemacht. Almena gehörte damals den Grafen von Sternberg, die die Rechtsnachfolge der Osterburg-Grafen angetreten hatten. In ihnen kann man die Stifter der Almenaer Kirche sehen. Leider gibt es keine mittelalterlichen Urkunden mehr über die Pfarrei Almena, erst 1510 wird sie schriftlich erwähnt. Man kann die Entstehung aber aufgrund vieler Hinweise auf das Jahr 1200 schätzen. Sie ist wie alle Kirchen des Mittelalters als Wehrkirche in Ost-West-Richtung erbaut. Bis zur Reformation unterstand der Priester dem Bischof von Minden. Bis 1780 wurden alle Toten rund um die Kirche begraben. Wie die Einführung des römischen Glaubens, so kam auch die Hinwendung zum Evangelium für Almena von Außen. Der regierende Graf Simon V. zur Lippe war bis zu seinem Tod ein treuer Sohn der katholischen Kirche. Nach seinem Tod erzwang der regierende Landgraf von Hessen die Einführung der Reformation in Lippe. 1538 war Lippe lutherisches Land. Ohne Widerstand vollzog sich der Wechsel der über 300 Jahre geltenden katholischen Ordnung zur lutherischen Reformation. 1605 wurde die Einführung des reformierten Glaubens vom Grafen Simon VI. befohlen. Die aus dem 12. Jahrhundert stammende romanische Kirche ist im Laufe der Zeit immer baufälliger geworden. 1865 wurde dann das Kirchenschiff neu errichtet und vergrößert. Dieses Verhältnis zwischen dem mittelalterlichen Turm und der neuen Kirche ist nicht sehr glücklich. Die Kirche wirkt "geduckt". Der Turm ist ja für eine wesentlich niedrigere Kirche gebaut worden. Seine Aufstockung war aber schon aus Kostengründen, wahrscheinlich auch aus Gründen der Statik unmoöglich. Gerade aber diese Besonderheiten der Almenaer Kirche, die man sonst nirgends vorfindet, dürfte bei vielen Almenaern eine Art "Heimatgefühl" hervorrufen.
  • Dorfgemeinschaftshaus Almena (ehemalige Dorfschule). Das 1890 errichtete Gebäude nahm die bereits seit 1580 bestehende Dorfschule Almena auf. Die steigende Schülerzahl machte 1910 den Bau eines zweiten Schulhauses notwendig, da es nun 4 Klassen geben mußte. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren sogar 6 Klassen in der Almenaer Schule untergebracht. Bereits 1961 gründete Almena mit den umliegenden Dörfern einen Schulverband für die Dörfergemeinschaftsschule. 1965 erwarb die Gemeinde Almena für 90.000 DM ein Gelände und plante eine Schule mit 14 Klassenzimmern, Turnhalle, Schwimmbad, Lehrerzimmer, Hausmeisterwohnung, Lehrküche und pädagogischem Zentrum. Für den Bau versprach die Bezirksregierung Detmold 2.268.000 DM zu übernehmen. Kurz vor Baubeginn im Oktober 1966 widerrief die Regierung auf Empfehlung des Kreises Lemgo die Baugenehmigung und somit mussten alle Schüler aus den umliegenden Dörfern nun ins bis zu 10km entfernte Silixen in die dortige gerade erst fertiggestellte neue Mittelpunktschule. Brisant an der ganzen Sache war, das der Landrat des Kreises Lemgo gleichzeitig Bürgermeister in Silixen war. Die in Rinteln erscheinende Schaumburger Zeitung schrieb hierzu am 22. Oktober 1966: "Bevor der Baustopp verfügt wurde, war eine Meldung durch die Presse gegangen, dass die neue Mittelpunktschule in Silixen für den vorhandenen Bedarf viel zu groß sei. Die Silixer Schule könne rund 100 Kinder mehr aufnehmen, als im Einzugsgebiet vorhanden seien. ... Aufgrund dieser Meldung und sonstiger Vorgänge folgerte man in Almena, dass ihre Nachbargemeinde Silixen und insbesondere deren Bürgermeister Winter, der ja auch Landrat und darüber hinaus auch einflussreicher Landtagsabgeordneter ist, stark an dem Baustopp interessiert gewesen sei". Gegen den erbitterten Widerstand der Almenaer Bevölkerung und nach langem Rechtsstreit wurde der Schulbetrieb also 1975 eingestellt und nach Silixen verlagert. Seit dieser Zeit wird das Gebäude durch die örtlichen Vereine genutzt. Es wurde 1992/1993 nach langen Verhandlungen mit den Kostenträgern mit sehr viel Eigenleistung der Almenaer Bevölkerung renoviert. 1988 erfolgte der Anbau des Feuerwehrhauses. Heute beherbergt das Dorfgemeinschaftshaus Übungsräume für die örtlichen Vereine, die beiden ehemaligen Klassenräume werden vom Heimat- und Kulturverein Almena für private Feiern vermietet und im Obergeschoss befinden sich Räume des Vereins Jugend und Kultur Extertal, der die Jugendarbeit in Almena übernommen hat.
  • Alte Färbe. Dieser kleine Bruchsteinbau an der alten Dorfstraße ist das einzig erhaltene Gebäude aus der Zeit der 260 Jahre andauernden Hausweberei in Almena. Es steht unter Denkmalschutz und damals standen hier große Bottiche, in denen man die Farblösungen aufbewahrte. Es wurden aber nicht alle Farben eingefärbt, sondern in der Hauptsache bekam das Leinen seine Blaufärbung. Dieses war nötig, da man in Almena damals nur Anzüge aus Leinen trug, die blau gefärbt waren. Auch sonst bestand die Bekleidung zumeist aus diesem selbst hergestellten und gefärbten Leinen. Daneben stellte man auch Bettzeug aus Leinen her, dieses wurde in der Färbe mit Handstempeln bunt bedruckt. Es ist bekannt das seit 1600 immer mehr Almenaer Bürger, die nicht auf einem landwirtschaftlichen Hof einheirateten oder ihn erbten besitzlos wurden. Diese neuen landlosen Besitzer einer Hausstelle mussten Geldabgaben an den Grundherren leisten, weswegen sie unbedingt eine Erwerbstätigkeit ausüben mussten. Hier kam fast nur die Spinnerei und Weberei in Betracht. Diese Spinner und Weber durchlebten in den nächsten Jahrhunderten in Almena eine wechselvolle Zeit, die ihnen mal ihre Existenz nahm und mal zu größerem Wohlstand brachte. Ab 1860 verschwand die Hausweberei und verlagerte sich in die Großindustrie. Dies bedeutete in Almena das Ende und gleichzeitig den Anfang eines neuen Zeitalters. Von nun an war es das Zieglergewerbe das den Rhythmus der Dorfbewohner bestimmen sollte.
  • Altes Spritzenhaus. In diesem neu renovierten Gebäude befindet sich die historische von Pferden gezogene Handspritze der Feuerwehr Almena. Sie wurde 1909 hergestellt und tat etwa 40 Jahre bis zum Zweiten Weltkrieg ihren Dienst. Danach wurde sie von einer Motorspritze abgelöst. In dem Turm wurden früher die Schläuche hängend aufgewahrt um sie vor Schäden zu schützen. Schon vor 1799 muss es bereits seit langer Zeit eine freiwillige Feuerwehr, damals Spritzengesellschaft genannt, in Almena existiert haben.


Gewässer

  • Alme. Almena, ursprünglich „Almina“, bedeutet „fließendes Gewässer“. Alme ist eine Kurzform dieses Wortes. Name des Baches und des ursprünglich einzigen an seinem Ufer liegenden Ortes waren also gleich. Auch das Wort „Bache“, mit dem wir noch heute die Alme bezeichnen, ist vorindogermanischen Ursprungs. Die Bezeichnung „Almena“ gibt es bereits seit mindestens 4000 Jahren. Bereits im Neolithikum gaben die Ureinwohner diesem Ort ihren Namen. Als ab 1400 vor Chr. ein Reitervolk aus der russischen Steppe ganz Europa, Persien und Indien überflutete, unterwarfen sich diese Ureinwohner. Diese neuen Herrscher, wir nennen sie Indogermanen übernahmen häufig die Ortsnamen der Ureinwohner. So blieb die Bezeichnung „Almena“ bestehen. Das beweist also, dass in unserem Dorf ununterbrochen Menschen gesiedelt haben; sonst wäre das Wort in Vergessenheit geraten und durch eine indogermanische Bezeichnung ersetzt worden.

Hügelgrab

  • Grabhügel von Almena. Dieser Grabhügel hat einen Durchmesser von 6 Metern und ist etwa 40cm hoch. Er ist in der Bronzezeit (ca. 1800 vor Chr.) aus Steinen errichtet worden. Dieser Grabhügel lässt uns einen Siedlungsplatz des Neolithikums erkennen. Man betrieb damals einen ausgeprägten Totenkult. Die Gräber der Ahnen waren die Heiligtümer der Sippen. Dieses Grab wurde an einer Stelle angelegt, die einen besonders schönen Ausblick auf die Rodungsinsel Almena bot. So blieben die Toten in Verbindung mit ihrem Dorf. Mit diesem Grabhügel endet die durch Funde belegbare Geschichte unseres Dorfes. Mit der Invasion der Indogermanen wurde nämlich die Erdbestattung aufgegeben. Die Toten wurden nun durch Verbrennen den Göttern, die man sich als Himmelswesen vorstellte, geweiht und auf zentralen Urnenfriedhöfen beigesetzt. Mit dem Übergang zum Christentum um 800 nach Chr. kam die Erdbestattung wieder in Gebrauch. Erst 1348 taucht unser Dorf in einem schriftlichen Dokument wieder auf. Die Erhaltung des alten Namens über 2600 Jahre hinweg beweist aber, dass in diesen dunklen Jahrhunderten stets Menschen die Rodungsinsel Almena bewohnt und bebaut hatten.
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Quellen


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