Erl (Tirol)

Erl
Wappen Österreichkarte
Wappen von Erl
Erl (Tirol) (Österreich)
Erl (Tirol) (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Tirol
Politischer Bezirk: Kufstein
Kfz-Kennzeichen: KU
Fläche: 26,97 km²
Koordinaten: 47° 41′ N, 12° 11′ OKoordinaten: 47° 40′ 54″ N, 12° 10′ 51″ O
Höhe: 476 m ü. A.
Einwohner: 1.604 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 59 Einw. pro km²
Postleitzahl: 6343
Vorwahl: 05373
Gemeindekennziffer: 7 05 10
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Dorf 39
6343 Erl
Website: www.erl.at
Politik
Bürgermeister: Georg Aicher-Hechenberger (GFE)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2016)
(13 Mitglieder)

7 Liste Bürgermeister Georg Aicher-Hechenberger – Gemeinsam für Erl – GFE,
4 Miteinander für Erl – MFE,
1 Unabhängige und Grüne Erl – UGE,
1 Macht braucht Kontrolle – Zukunft für Erl – MBK

Lage von Erl im Bezirk Kufstein
Lage der Gemeinde Erl (Tirol) im Bezirk Kufstein (anklickbare Karte)AlpbachAngathAngerbergBad HäringBrandenbergBreitenbach am InnBrixleggEbbsEllmauErlKirchbichlKramsachKufsteinKundlLangkampfenMariasteinMünsterNiederndorfNiederndorferbergRadfeldRattenbergReith im AlpbachtalRettenschössScheffau am Wilden KaiserSchwoichSöllThierseeWalchseeWildschönauWörglTirol (Bundesland)
Lage der Gemeinde Erl (Tirol) im Bezirk Kufstein (anklickbare Karte)
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Erl von Südosten
Erl von Südosten
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Erl ist eine Gemeinde mit 1604 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023) im Bezirk Kufstein des Bundeslandes Tirol (Österreich). Die Gemeinde liegt im Gerichtsbezirk Kufstein und ist durch ihre Passionsspiele bekannt.

Geografie

Erl liegt im Unterinntal, etwa 15 km nördlich von Kufstein, direkt an der Grenze zu Bayern. Im Westen ist die Gemeindegrenze gebildet durch den Inn, im Norden und Osten durch die Staatsgrenze. Somit ist Erl an drei Seiten von Bayern umgeben. Erl ist die nördlichste und zweit-tiefstgelegene (476 m) Gemeinde nach Ebbs (475 m) in Tirol. Die Gemeinde ist Teil der Region Untere Schranne.

Der Inn verläuft zwischen Kufstein und Erl als Grenzfluss und verlässt erst in Erl Tirol komplett.

Gemeindegliederung

Erl besteht aus einer einzigen, gleichnamigen Katastralgemeinde bzw. drei Ortschaften (Einwohner Stand 1. Jänner 2023[1]):

  • Erl (603)
  • Erlerberg (215)
  • Mühlgraben (786)
Weitere Ortsteile der Gemeinde

Zollhaus, Mühlgraben, Schönau, Unterweidau, Oberweidau, Dorf, Unterscheiben, Oberscheiben, Öd, Winkl, Rainerried, Steigental, Erlerberg, Alm, Baderbühel, Jauch[2]

Nachbargemeinden

Wegen seiner exponierten Lage an der deutschen Grenze liegen mit Niederndorf und Niederndorferberg nur zwei der sieben Nachbargemeinden von Erl im Bezirk Kufstein, alle anderen im Landkreis Rosenheim in Bayern.

Nußdorf am Inn Samerberg
Flintsbach am Inn Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Aschau im Chiemgau
Oberaudorf Niederndorf Niederndorferberg

Geschichte

Erl, in römischer Zeit ein Landgut, wahrscheinlich das Praedium Aurelianum (Besitz des Aurelianus), gehört zu den ältesten Dörfern des Inntales. Die erste römische Besiedlung erfolgte vermutlich im 3. Jahrhundert, was der Mithrasstein in der Pfarrkirche mit der Aufschrift DIM PRO SALUTE („dem unbesiegbaren Gott Mithras zum Heil“) bezeugt.

Um 788–790 wird Erl im arnonischen Güterverzeichnis des Erzbischofs Arn von Salzburg (ad Oriano monte) erstmals erwähnt.[3]

Die Pfarrkirche St. Andreas wurde wegen ihrer Lage an der Grenze nach Kriegshandlungen mehrmals angezündet. Die heutige Ausstattung des Gotteshauses stammt von Sebastian Anton Defregger (um 1818), dazu zählt das Gnadenbild Mariahilf am Hochaltar nach Lucas Cranach d. Ä. Die Deckenbilder (Berufung und Verurteilung des hl. Andreas, 1817) werden Franz Altmutter zugeschrieben. Die Kirche wurde 1980 innen generalrenoviert.

1504 kam Erl unter Kaiser Maximilian mit den Gerichten Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg zu Tirol und ist seither Grenzort gegen Bayern. An der Engstelle vor der Grenze befand sich die Schanze von Windshausen, an der in den Kriegsjahren 1703/04, 1744, 1800 und 1809 Kämpfe mit bayerischen Truppen stattfanden. Dabei wurde 1704 und 1809 das ganze Dorf niedergebrannt. An der hölzernen Innbrücke (erbaut 1895 – neu errichtet 1991) zur bayerischen Nachbargemeinde Oberaudorf steht eine überlebensgroße barocke Statue des Wasserheiligen Johannes Nepomuk (1732).[4]

Bevölkerungsentwicklung

Bürgermeister

  • seit 1998 Georg Aicher-Hechenberger (GFE)

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Katholische Pfarrkirche Erl hl. Andreas
  • An Sehenswürdigkeiten gibt es in Erl insbesondere die Blaue Quelle (750 Liter pro Sekunde Wasserschüttung), den Trockenbachwasserfall, das sagenumwobene „Erler Herz“ und den Blick vom Kalvarienberg ins Inntal.
  • Aussichtsberge sind das Kranzhorn (1367 m) mit den zwei Gipfelkreuzen und der Spitzstein (1596 m).
  • Am ehemaligen österreichischen Zollhaus an der hölzernen Innbrücke gibt es eine Gedenktafel von Franz Josef Kranewitter für den Geologen und Heimatschriftsteller Adolf Pichler, der hier 1819 geboren wurde.
  • Die Gemeinde ist Mitglied des Tourismusverbandes Kufsteinerland.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Die Passionsspiele gehen vermutlich auf ein Gelübde während der Pestzeit zurück. Die Tradition, in Erl religiöse Spiele aufzuführen, ist seit 1613 nachweisbar. 1957 bis 1959 wurde für das 1933 durch Brandstiftung[5] abgebrannte alte Gebäude ein neues, hochmodernes Passionsspielhaus nach den Plänen von Robert Schuller aus Innsbruck erbaut. Der Bau gilt als eine Ikone der Nachkriegsmoderne wie auch als akustisches Meisterwerk. Hier werden seither alle sechs Jahre die Passionsspiele aufgeführt, an denen fast das ganze Dorf mitwirkt und die tausende Besucher aus dem In- und Ausland anziehen. Erl gehört neben Oberammergau zu den ältesten Passionsspielorten in Europa.
  • Die Tiroler Festspiele Erl, gegründet von Gustav Kuhn 1997, finden jährlich im Sommer, in der Regel beginnend am ersten Donnerstag im Juli, vier Wochen lang statt. Auf dem Spielplan stehen vor allem Wagner, Strauss, Bruckner, Beethoven, Mozart, Belcanto und das italienische Repertoire. Im Dezember 2012 wurde das neue, winterfeste, von Delugan Meissl Associated Architects geplante Festspielhaus eröffnet.
  • Seit 2012 wird das Sommerprogramm der Tiroler Festspiele ergänzt durch eine Wintersaison, die normalerweise vom 26. Dezember bis zum 6. Jänner andauert.

Persönlichkeiten

Gedenktafel an Adolf Pichlers Geburtshaus

Literatur

  • Anton Dörrer: Das Erler Passionsbuch. Erl, 6. Auflage 1922 (Digitalisat)
  • Anton Dörrer: Erl. Arbeit und Brauch, in: Schlern-Schriften, Bd. 138. Sonderdruck: Wagner, Innsbruck 1954 (Digitalisat)
Commons: Erl (Tyrol) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2023 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2023), (ODS, 500 KB)
  2. Geschichte von Tirol
  3. Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Bd. 1: Bis zum Jahr 1140. Hrsg.: Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m. b. H. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-7030-0469-8, S. 39–40, Nr. 59.
  4. Erl auf Tirol.tl, abgerufen am 14. Februar 2012
  5. Artikel in: Das interessante Blatt / Wiener Illustrierte, 27. Juli 1933, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dib