„Deniz Yücel“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
→‎Kontroversen: Falscher Abschnitt, nicht relevant.
Erzbischof (Diskussion | Beiträge)
Bitte nicht die Bild als Primaerquelle auswerten.
Zeile 9: Zeile 9:
Für seine parodistische [[Kolumne]] „Vuvuzela“, die er während der [[Fußball-Weltmeisterschaft 2010]] in [[Südafrika]] schrieb,<ref>[http://www.taz.de/vuvuzela Kolumnen-Reihe „Vuvuzela“] auf [[taz.de]]</ref> wurde Yücel mit dem [[Kurt-Tucholsky-Preis (Deutschland)|Kurt-Tucholsky-Preis]] 2011 für literarische Publizistik ausgezeichnet.<ref name="tuch" /> Die Jury begründete den Preis damit, dass „Yücel sowohl den deutschen [[Spießer]] als auch die deutsche Spießerin auf angenehme Art entlarvt. Dabei übersteigert er bewusst das nationalistische Element, riskiert lustige Wortspiele sowie einen überdeutlichen Stimmungsumschwung nach der deutschen Niederlage (»Gurkentruppe….«) Das wäre vielleicht peinlich, wenn so etwas nicht den Lebensinhalt der Sportseiten im Boulevard bildete. Deniz Yücel hat sich [[Kurt Tucholsky|Tucholskys]] Maxime zu eigen gemacht, der 1919 geschrieben hatte: »Die [[Satire]] muss übertreiben und ist ihrem tiefsten Wesen nach ungerecht. Sie bläst die Wahrheit auf, damit sie deutlicher wird.«“<ref>[http://www.tucholsky-gesellschaft.de/Ktpreis/Preistraeger/yuecel.htm''Tucholsky-Preisträger 2011''], Kurt Tucholsky-Gesellschaft, abgerufen am 6. Juni 2012</ref>
Für seine parodistische [[Kolumne]] „Vuvuzela“, die er während der [[Fußball-Weltmeisterschaft 2010]] in [[Südafrika]] schrieb,<ref>[http://www.taz.de/vuvuzela Kolumnen-Reihe „Vuvuzela“] auf [[taz.de]]</ref> wurde Yücel mit dem [[Kurt-Tucholsky-Preis (Deutschland)|Kurt-Tucholsky-Preis]] 2011 für literarische Publizistik ausgezeichnet.<ref name="tuch" /> Die Jury begründete den Preis damit, dass „Yücel sowohl den deutschen [[Spießer]] als auch die deutsche Spießerin auf angenehme Art entlarvt. Dabei übersteigert er bewusst das nationalistische Element, riskiert lustige Wortspiele sowie einen überdeutlichen Stimmungsumschwung nach der deutschen Niederlage (»Gurkentruppe….«) Das wäre vielleicht peinlich, wenn so etwas nicht den Lebensinhalt der Sportseiten im Boulevard bildete. Deniz Yücel hat sich [[Kurt Tucholsky|Tucholskys]] Maxime zu eigen gemacht, der 1919 geschrieben hatte: »Die [[Satire]] muss übertreiben und ist ihrem tiefsten Wesen nach ungerecht. Sie bläst die Wahrheit auf, damit sie deutlicher wird.«“<ref>[http://www.tucholsky-gesellschaft.de/Ktpreis/Preistraeger/yuecel.htm''Tucholsky-Preisträger 2011''], Kurt Tucholsky-Gesellschaft, abgerufen am 6. Juni 2012</ref>


== Kontroverse um Äußerungen zu Joachim Gauck ==
== Kontroversen ==
Bei der [[Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011]] in [[Deutschland]] stieß er mit der [[Satire|satirischen]] Kolumnenreihe „Trikottausch“,<ref>http://www.taz.de/trikottausch</ref> in der er die deutschen Fußballerinnen nach ihrem Ausscheiden als „Schlampen“ bezeichnete,<ref>http://www.taz.de/!74182/</ref> auf Kritik.<ref>http://www.bild.de/sport/fussball/dfb-frauen-nationalmannschaft/so-verspottet-die-taz-unsere-fussball-maedels-18800898.bild.html</ref>

Anlässlich der Nominierung [[Joachim Gauck]]s für das Amt des [[Bundespräsident (Deutschland)|Bundespräsidenten]] kritisierte Yücel in einem Kommentar in der ''tageszeitung'' vom 20. Februar 2012 die Einmütigkeit der [[Massenmedien|medialen]] Unterstützung der Kandidatur. Er führte Zitate aus verschiedenen Reden, Interviews und Aufsätzen an, in denen sich Gauck geäußert hatte. Überspitzend meinte Yücel, Gauck werde noch Gelegenheit finden, „Ausländern die Meinung zu geigen, Verständnis für die Überfremdungsängste seiner Landsleute zu zeigen, die Juden in die Schranken zu weisen und klarzustellen, dass Nationalsozialisten auch nur Sozialisten sind“.<ref>Deniz Yücel: [http://www.taz.de/!88071/ ''Ein Stinkstiefel namens Gauck''], taz, 20. Februar 2012.</ref>
Anlässlich der Nominierung [[Joachim Gauck]]s für das Amt des [[Bundespräsident (Deutschland)|Bundespräsidenten]] kritisierte Yücel in einem Kommentar in der ''tageszeitung'' vom 20. Februar 2012 die Einmütigkeit der [[Massenmedien|medialen]] Unterstützung der Kandidatur. Er führte Zitate aus verschiedenen Reden, Interviews und Aufsätzen an, in denen sich Gauck geäußert hatte. Überspitzend meinte Yücel, Gauck werde noch Gelegenheit finden, „Ausländern die Meinung zu geigen, Verständnis für die Überfremdungsängste seiner Landsleute zu zeigen, die Juden in die Schranken zu weisen und klarzustellen, dass Nationalsozialisten auch nur Sozialisten sind“.<ref>Deniz Yücel: [http://www.taz.de/!88071/ ''Ein Stinkstiefel namens Gauck''], taz, 20. Februar 2012.</ref>



Version vom 7. November 2012, 09:02 Uhr

Deniz Yücel (* 10. September 1973 in Flörsheim am Main) ist ein deutsch-türkischer Journalist der tageszeitung (taz).

Leben

Yücel wurde 1973 als Sohn türkischer Arbeitsmigranten in Flörsheim am Main geboren und besitzt die doppelte Staatsbürgerschaft.[1] 1996 ging er nach Berlin und studierte an der FU Berlin Politikwissenschaft.

Seit 1999 ist er als freier Autor für Jungle World, konkret, Der Tagesspiegel, Jüdische Allgemeine, qantara.de, die tageszeitung (taz), Süddeutsche Zeitung, amnesty journal, Der Standard, Blond, sowie den Bayerischen, Norddeutschen und Westdeutschen Rundfunk tätig.[1] Zwischen 2002 und 2007 war er Redakteur der Wochenzeitung Jungle World, seit Juli 2007 ist er Redakteur der Berliner Tageszeitung taz.

Auszeichnung

Für seine parodistische Kolumne „Vuvuzela“, die er während der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika schrieb,[2] wurde Yücel mit dem Kurt-Tucholsky-Preis 2011 für literarische Publizistik ausgezeichnet.[1] Die Jury begründete den Preis damit, dass „Yücel sowohl den deutschen Spießer als auch die deutsche Spießerin auf angenehme Art entlarvt. Dabei übersteigert er bewusst das nationalistische Element, riskiert lustige Wortspiele sowie einen überdeutlichen Stimmungsumschwung nach der deutschen Niederlage (»Gurkentruppe….«) Das wäre vielleicht peinlich, wenn so etwas nicht den Lebensinhalt der Sportseiten im Boulevard bildete. Deniz Yücel hat sich Tucholskys Maxime zu eigen gemacht, der 1919 geschrieben hatte: »Die Satire muss übertreiben und ist ihrem tiefsten Wesen nach ungerecht. Sie bläst die Wahrheit auf, damit sie deutlicher wird.«“[3]

Kontroverse um Äußerungen zu Joachim Gauck

Anlässlich der Nominierung Joachim Gaucks für das Amt des Bundespräsidenten kritisierte Yücel in einem Kommentar in der tageszeitung vom 20. Februar 2012 die Einmütigkeit der medialen Unterstützung der Kandidatur. Er führte Zitate aus verschiedenen Reden, Interviews und Aufsätzen an, in denen sich Gauck geäußert hatte. Überspitzend meinte Yücel, Gauck werde noch Gelegenheit finden, „Ausländern die Meinung zu geigen, Verständnis für die Überfremdungsängste seiner Landsleute zu zeigen, die Juden in die Schranken zu weisen und klarzustellen, dass Nationalsozialisten auch nur Sozialisten sind“.[4]

Der Journalist Sascha Lobo kritisierte auf Spiegel Online mit einem Artikel über „Verzerrte Zitate“ den taz-Artikel; dort werde auf „unredliche Weise“ Gaucks Aussage zum Judenmord durch Verstümmelung des Zitats in das Gegenteil verkehrt. Dieser habe gemeint, „dass es gefährlich sei, so zu tun, als könne sich ein Holocaust sowieso nie wieder ereignen und man daher gar nicht besonders erinnern, analysieren, aufarbeiten müsse – das Gegenteil einer Verharmlosung.“[5] In einer Replik vom 22. Februar 2012 verteidigte Yücel seine Angriffe gegen Gauck und vertiefte den Vorwurf der Verharmlosung des Holocaust.[6] Yücel bezog sich auf den Politikwissenschaftler Clemens Heni, der in seinem Blog bereits im Vorfeld der Wahl des deutschen Bundespräsidenten 2010 anhand des gleichen Zitats dem damaligen Kandidaten Gauck vorgeworfen hatte, er projiziere „seine Religiosität auf diejenigen, welche den Holocaust überhaupt als spezifisches, präzedenzloses Menschheitsverbrechen erinnern“.[7] Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Jürgen Trittin verwies in der Talkshow Maybrit Illner daraufhin auf Gaucks Vorsitz im Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie“, dessen Zweck die „Aufarbeitung und Bewahrung des Vermächtnisses des Widerstands gegen die Nazi-Diktatur, zur Aufklärung über den Ursprung des Nationalsozialismus und des Faschismus und ihrer Strukturen sowie zur Darstellung der Opposition, des Widerstandes, der Verfolgung und des Exils der Gegner des NS-Regimes“ sei. Dem Vorsitzenden dieses Vereins Verharmlosung des Holocaust vorzuwerfen, sei „Schweinejournalismus“, den Trittin sonst von der Bild-Zeitung kenne, „aber nicht von der taz“. Die taz-Chefredakteurin Ines Pohl müsse sich bei Gauck „für ihre Zeitung entschuldigen“.

Pohl und taz-Redakteur Stefan Reinecke distanzierten sich zwar von Yücels Kommentaren, verteidigten ihn jedoch gegen Trittins Vorwurf und vertraten die Ansicht, Yücels Kommentar sei zwar eine Polemik, aber auch „eine persönliche Meinungsäußerung“ und damit vom Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt.[8][9] Der konkret-Chefredakteur Hermann L. Gremliza meinte im April 2012 in seinem Leitartikel, Yücels Artikel hätte im Unterschied zu manchen anderen Beiträgen der tageszeitung „Trittins Verdikt“ nicht verdient. Nach Ansicht Gremlizas erhebt der von Trittin erwähnte Verein „Gegen Vergessen für Demokratie e.V.“ eine „Gleichsetzung der DDR mit Nazideutschland, der 872 zwischen 1949 und 1989 an der Grenze zwischen BRD und DDR getöteten Flüchtlinge und Grenzsoldaten mit den sechzig Millionen ermordeten 'slawischen Untermenschen' und europäischen Juden“ zum Vereinszweck. „Um diese Relativierung des Holocaust“ sei es Yücel gegangen.[10]

Einzelnachweise

  1. a b c Träger des Kurt-Tucholsky-Preises 2011, Kurt Tucholsky-Gesellschaft. Abgerufen am 2. März 2012.
  2. Kolumnen-Reihe „Vuvuzela“ auf taz.de
  3. Tucholsky-Preisträger 2011, Kurt Tucholsky-Gesellschaft, abgerufen am 6. Juni 2012
  4. Deniz Yücel: Ein Stinkstiefel namens Gauck, taz, 20. Februar 2012.
  5. Sascha Lobo: Gauck und die stille Post im Netz, Spiegel Online vom 21. Februar 2012.
  6. Deniz Yücel: Gauck und der Holocaust, taz vom 22. Februar 2012
  7. Clemens Heni: „Geistige Gesundung“ – Joachim Gauck und die neueste deutsche Ideologie, 17. Juni 2010.
  8. Christoph Twickel: Gauck-Debatte bei Illner: Wie steht der Kandidat zum Holocaust?, Spiegel Online vom 24. Februar 2012
  9. Stefan Reinecke: Trittin beschimpft „taz“: Eine Zensur findet nicht statt, taz vom 24. Februar 2012.
  10. Gremliza, Hermann (2012): Heitmann der Zweite, in: konkret 04/2012. S. 8-9.