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* [http://forschung.gnm.de/ressourcen/schloesser/XML/012_Breuberg_Burg.xml DFG-Projekt Renaissanceschlösser in Hessen]
* [http://forschung.gnm.de/ressourcen/schloesser/XML/012_Breuberg_Burg.xml DFG-Projekt Renaissanceschlösser in Hessen] von G.U. Großmann auf den Seiten des Germanischen Nationalmuseums
* [http://burgerbe.wordpress.com/2007/10/27/burg-breuberg-zankapfel-der-konfessionen/ Burg Breuberg – Zankapfel der Konfessionen] im privaten Burgerbe-Blog
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* [http://www.burgenwelt.de/breuberg/gesaba.htm Burg Breuberg] auf der privaten Burgen-Projektseite burgenwelt.de
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Version vom 9. Oktober 2011, 21:51 Uhr

Burg Breuberg
Burg Breuberg, Hauptburg und Torbau.

Burg Breuberg, Hauptburg und Torbau.

Staat Deutschland
Ort Neustadt (Breuberg)
Entstehungszeit kurz nach 1200
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Erhalten oder wesentliche Teile erhalten
Geographische Lage 49° 49′ N, 9° 2′ OKoordinaten: 49° 49′ 13″ N, 9° 2′ 24″ O
Höhenlage 306 m ü. NN
Burg Breuberg (Hessen)
Burg Breuberg (Hessen)
Burg Breuberg im Sommer 2006, Ansicht von Südosten.
Das hoche haus Breuberg. Merian-Stich aus der Topographia Franconiae 1648.

Die Burg Breuberg befindet sich auf dem Burgberg der Stadt Breuberg (Odenwaldkreis). Sie gehört wegen ihres guten Erhaltungszustands zu den eindrucksvollsten Burganlagen in Südhessen bzw. im Odenwald.[1] Prägend für die Geschichte der ursprünglich stauferzeitlichen Burggründung war nach dem Aussterben der Herren von Breuberg der geteilte Besitz verschiedener, teilweise konfessionell unterschiedlicher Adelsgeschlechter. Große Teile der Substanz dieser Epoche sind erhalten, von denen besonders die Bauten der Gotik und Renaissance von Bedeutung sind. Regionale Bekanntheit besitzt die Burg als Jugendherberge sowie Sitz und Museum des Breuberg-Bundes, der die geschichtliche Erforschung des Odenwaldes fördert.

Geographische Lage

Die Burg steht im hessischen und somit nördlichen Teil des Odenwalds auf dem 306 m hohen Breuberg, unmittelbar nördlich bzw. oberhalb von Neustadt, einem Stadtteil von Breuberg. Sie erhebt sich oberhalb des Main-Zuflusses Mümling, der den Burgberg in einem weiten Linksbogen in West-Nord-Richtung umfließt. Die Burg liegt im Sandstein-Odenwald, die meisten Steingebäude wurden entsprechend aus dem lokalen Sandstein erbaut.

Mit den nördlich gelegenen Hügeln ist die Burg über einen schmalen Sattel verbunden. Dort verlief auf der Höhe die Alte Frankfurter Straße, ein mittelalterlicher Handelsweg, der auch schon in der Römerzeit benutzt wurde.[2] Am südlichen Berghang sind noch Terrassen von Weinbergen erkennbar, die seit dem 19. Jahrhundert brachliegen. Sie bilden zusammen mit dem Berghang und der Höhenburg als Sachgesamtheit ein Kulturdenkmal.[3]

Geschichte der Burg

Mittelalter

Gegründet wurde Burg Breuberg wahrscheinlich um oder kurz nach 1200,[4] ebenso wie die Veste Otzberg von der Reichsabtei Fulda unter Abt Markward I., um fuldische Besitztümer im Odenwald wie das Kloster Höchst zu sichern.[5] Die Vogtei besaßen die örtlich begüterten Edelherren von Lützelbach, die sich daraufhin Herren von Breuberg (auch Reiz von Breuberg) nannten. Ihre Stammburg wurde bisher in der Nähe der Lützelbacher Kirche vermutet. 2001 zeigte der Fund eines starken Fundaments beim Ausheben von Leitungsgräben, dass diese Vermutung wahrscheinlich richtig ist (Burg Lützelbach).[6] 1118 wurde erstmals urkundlich Conradus Reis de Lucelenbach erwähnt,[7] später im Jahre 1222 ein Konrad II., der mutmaßliche Sohn des Erbauers, als Konrad Reizo von Bruberc.

Sicher in die früheste Bauphase der Burg zu datieren sind nur der Bergfried und das spätromanische Portal der Kernburg. Wohngebäude aus dieser Zeit haben sich nicht erhalten, wenngleich in den Gebäuden der Kernburg einzelne Mauern früherer Gebäude verbaut sein könnten.[8]

Bereits 1323 starb das Geschlecht der Breuberger mit Eberhard III. von Breuberg im Mannesstamm aus. Der Besitz fiel zur Hälfte an Konrad von Trimberg, je ein Viertel an die Grafen von Wertheim und die Herren von Weinsberg. Die Zersplitterung des Besitzes wird an den komplizierten Besitzverhältnissen der folgenden Zeit deutlich: 1336 gehörte die Burg zu drei Vierteln zu Wertheim, Trimberg und die Herren von Eppstein hielten je ein Achtel. 1337 wurde ein Teilungsvertrag geschlossen, in dem festgehalten wurde, welcher Partei welche Bauteile der Burg unterstanden und wer sie instand halten musste. Wesentliche Teile wie der Brunnen wurden gemeinschaftlich unterhalten.[9]

Der Burg kam von Wertheimer Seite eine wichtige Rolle in der Territorialpolitik zu, weshalb die Grafen bemüht waren, sie nach und nach vollständig zu erwerben. Doch erst 1497 unter Graf Michael II. gelang dies mit dem Kauf des letzten Anteils. Etwas mehr als 50 Jahre, zwischen 1497 und 1556, besaßen die Grafen von Wertheim die Burg vollständig. Viele Baumaßnahmen fallen in diese Zeit, insbesondere die Anpassung der Befestigung an die Einführung von Feuerwaffen, dem durch den Bau der Geschütztürme und der Kanonenplattform (Schütt) Rechnung getragen wurde.[10] In der Burg wurden ebenfalls neue Gebäude errichtet, so das Wertheimer Zeughaus (1528) und Teile des Torbaus. Breuberg wurde damit zu einer kleinen Wertheimer Residenz, aber auch zu einer Festung gegen die Ambitionen größerer Landesherren wie die Landgrafen von Hessen, die Mainzer Erzbischöfe oder die Kurpfalz.[11] Bereits 1378 war unterhalb der Burg die Stadt Neustadt als Burgsiedlung gegründet worden.

Neuzeit

Mit dem Aussterben der Grafen von Wertheim 1556 wurde die Burg erneut geteilt. Sie befand sich nun je zur Hälfte im Besitz der Grafen von Erbach (seit 1747 der Linie Erbach-Schönberg) sowie der Grafen zu Stolberg-Königstein. Mit Beginn des 17.Jahrhunderts fiel der Stolberg-Königsteinische Anteil an der Burg an die Grafen von Löwenstein-Wertheim (später Löwenstein-Wertheim-Rosenberg).

Im Dreißigjährigen Krieg wechselte der Breuberg mehrmals den Besitzer. Ausgangspunkt der Schwierigkeiten war die Tatsache, dass die Festung je zur Hälfte Landesherren unterschiedlicher Konfessionen gehörte. Mit dem Vorstoß Gustav Adolfs nach Franken übernahmen die protestantischen Grafen von Erbach die Burg komplett. Nach der Schlacht bei Nördlingen wechselte der Besitz wieder zu den Löwensteinern. 1639 wurde der Erbachische Rat Dr. Hinterhöfer von einem löwensteinischen Söldner erschossen, als er vor dem Tor auf Einlass wartete. 1644 konnten die Grafen von Erbach den Breuberg in einem Überraschungsangriff zurückerobern und hielten ihn bis zum Westfälischen Frieden besetzt.[12]

In den größeren kriegerischen Konflikten der Neuzeit wie dem Pfälzischen und Österreichischen Erbfolgekrieg wurde die Festung jeweils noch durch Truppen gesichert. Als Herrschaftssitz verlor die Burg aber rasch an Bedeutung. Es blieb die Nutzung als Verwaltungs- und Amtssitz, der erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Neustadt verlegt wurde. Zuvor diente die Burg kurzzeitig ab der napoleonischen Zeit und dem Fall an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt in der Zeit von 1810 bis etwa 1850 als Sitz des Landratsbezirks als Vorgänger des Kreises Neustadt. Danach war Ende des 18. Jahrhunderts in der Burg eine Spielzeugfabrik ansässig. Ein Firmenbesitzer aus Mainz ließ hier afrikanische Tiere aus Holz fertigen. Da er einen Bruder in den USA hatte, wurden diese dann verschifft und in den Vereinigten Staaten (z. B. auch in New York) verkauft. Dies endete mit dem Ersten Weltkrieg. Dann stand die Burg kurze Zeit leer, sie verblieb aber im Besitz der Häuser Erbach (später Erbach-Schönberg – protestantisch) und Löwenstein-Wertheim (Später die Linie Löwenstein-Wertheim-Rosenberg – katholisch).

Seit über 100 Jahren dient die Burg als Jugendherberge. 1919 erwarb das Deutsche Jugendherbergswerk, das ab 1940 in die Hitler-Jugend integriert war, die Anlage. Die gesamte Burganlage wurde hierdurch Eigentum des Deutschen Reiches. Im Zweiten Weltkrieg waren hier Zwangsarbeiter untergebracht, an die eine Tafel am Eingangstor sowie Ritzungen in kyrillischer Schrift auf dem Bergfried erinnern.[13] 1946 ging Burg Breuberg auf Anordnung der Militärregierung in den Besitz des neu gegründeten Landes Hessen über. Die Burg wird weiterhin als Jugendherberge genutzt, wurde 1987 saniert und wird seit 2001 vom Hessischen Immobilienmanagement verwaltet. Die denkmalpflegerische Zuständigkeit obliegt der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen.[14]

Anlage

Kernburg der Burg Breuberg von Süden.

Kernburg

Der älteste Teil der Burganlage aus dem 12. Jahrhundert ist der etwas verschobene rechteckige Grundriss der Hauptburg mit Resten des Burggrabens und der Ringmauer, der quadratische Bergfried und das Säulenportal am Torbau der Kernburg. Aufgrund neuzeitlicher Umbauten der Jugendherberge sind die meisten Gebäude der Kernburg von innen nicht zu besichtigen, es ist aber auch keine Einrichtung aus dem Mittelalter oder der frühen Neuzeit erhalten.

Der Bergfried steht frei innerhalb des inneren Burghofes. Seine 2,50 m dicken Mauern bestehen aus Buckelquadern und bossierten Sandsteinen. Die Höhe beträgt etwa 25 m. Die welsche Turmhaube sowie der obere Abschluss mit Wehrplattform und Zinnen stammen aus dem Jahr 1612. Ebenfalls dem frühen 17. Jahrhundert entstammt die Brunnennische an seiner Westseite, die erkennbar nachträglich eingebaut wurde. Sie ist derjenigen im runden Bergfried des Erbacher Schlosses sehr ähnlich. Der ursprüngliche Eingang wurde später zu einem Fenster umgearbeitet und ist noch in 9,50 m Höhe zu erkennen.[15]

Das zweifach gestufte Sandsteinportal des Torbaus ist ein hochrangiges Werk der Romanik aus der Zeit um 1200. Es wird von dünnen Halbsäulen mit palmettenverzierten Würfelkapitellen gerahmt. Dazwischen spannt sich ein Rundbogenfries, dessen Konsolen zum Teil als Tier- oder Menschenköpfe herausgearbeitet sind.[16]

An der Nordseite, neben dem Tor, findet sich der „Altbau“ (15./16. Jahrhundert) mit Treppenturm und Brunnenhalle, dessen hölzernes Schöpfwerk aus dem Jahr 1560 stammt. Die Tiefe des Brunnens beträgt 85 m. Östlich schließt sich die bereits 1357 erwähnte Kapelle an. Der „Kapellenbau“ (auch „Neubau“) ist jedoch ein Neubau des 16./17. Jahrhunderts. An der östlichen Schmalseite des Hofes liegt der „Obere Saalbau“, auch „Frauenhaus“ genannt. Ein spätgotischer Erker datiert das Gebäude in das 15/.16. Jahrhundert. In der Mitte der Südseite steht das „Erbachsche Herrenhaus“ von 1568 mit gewölbtem Saal im Erdgeschoss und Wohnräumen im Obergeschoss.

Im westlichen Anschluss wurden die „Rentschreiberei“ (Ende des 15. Jahrhunderts), die Burgküche (15. bis 16. Jahrhundert) und – neben dem Torbau – die „Münze“ (Oberbau von 1709) errichtet. Der Riegelbau mit Burgküche und Rentschreiberei enthält ein sehenswertes Fachwerk mit viertelkreisförmigen Fußbändern und an der Giebelseite verblatteten Kopf- und Fußstreben. Zusammen mit dem „Preussischen Hof“ in Michelstadt von 1450 dürfte er zu den ältesten Fachwerkgebäuden im Odenwaldkreis gehören.[3]

Gebäude der Kernburg

Armbrustschütze im Portal des Wertheimer Zeughauses, 1528.

Vorburg

Unter den Grafen von Wertheim und später den Grafen von Erbach wurden mehrere Umbauten vorgenommen. So entstand Ende des 14. Jahrhunderts das Vorwerk mit doppeltem Vortor. Obwohl die Vorburg wahrscheinlich wesentlich früher angelegt wurde, datiert der heutige Baubestand zwischen die Jahre 1528 und 1620. Gebäude im romanischen und gotischen Stil innerhalb der Vorburg sind der langgestreckte „Föppelsbau“ und das angrenzende Wertheimer Zeughaus. Das Zeughaus weist ein renaissancezeitliches Portal mit der Jahreszahl 1528 und einem leicht beschädigten Armbrustschützen auf. Es ist als Werk des Hans Stainmiller bezeichnet.

Johann-Casimir-Bau

Zwischen 1606 und 1613 wurde der „Johann-Casimir-Bau“ in Nachbarschaft zum Tor der Vorburg mit gut erhaltener Steingalerie errichtet, in dessen Hoch-Erdgeschoss sich der Rittersaal befindet. Er ist mit einer reich stuckierten Decke ausgestattet, die neben der Wappenfolge der Ahnen des Grafen Johann Casimir zwischen Leisten und Rankenwerk allegorische Figuren und Szenen der klassischen Mythologie enthält. Die Stuckaturen zählen zu den bedeutendsten Arbeiten der Spätrenaissance und des Manierismus im süddeutschen Raum. Sie wurden vermutlich von Eberhard Fischer aus Babenhausen zwischen 1610 und 1624 geschaffen, der auch die Decke des Einhard-Hauses in Seligenstadt stuckierte. Ein Figurenfries an den Wänden zeigt antike Gottheiten.[17] Im Gebäude befindet sich heute das Breuberg-Museum.

Ruinöser Foeppelsbau mit Pulvertürmchen links, Treppenturm rechts, im Vordergrund der Fuchsgraben, Blick aus der Schütt.

Föppelsbau

Beim Föppelsbau (auch Wertheimer Kanzleibau), so benannt nach einem Verwalter im 19. Jahrhundert, handelt es sich um ein winkelförmiges, langgestrecktes Wohnhaus aus der Zeit um 1560.[3][18] Das mit dem Keller in den älteren Graben gesetzte Gebäude besaß aber einen Vorgänger, wie eine Inschrift auf der Grabenseite mit der Jahreszahl 1506 belegt. Sehenswert ist der südliche Giebel zur Brücke in die Schütt vom Beginn des 17. Jahrhunderts mit Schweifwerk, Halbkreisabschluss mit Fächerrosette und einem Obelisk. Im Winkel der Hofseite befindet sich ein Treppenturm mit welscher Haube.[18] Die Grafen von Löwenstein ließen um 1850 den Abbruch des Föppelsbau beginnen, der seitdem als Ruine ohne Dach steht.[19]

Torbau

Ein Torbau mit tonnengewölbter Torhalle und Wachstube bildet den Eingang zur Vorburg. Eine Wappenkartusche datiert das Gebäude auf das Jahr 1499, wurde jedoch seitdem einige Male umgebaut. Das Tor war ursprünglich mit einer hölzernen Zugbrücke versehen, die im Jahre 1812 durch eine Steinbrücke ersetzt wurde. Auf eine ältere Toranlage verweist ein zugemauertes Vortor, das in der Außenmauer des Vorwerks südwestlich des Tores noch erkennbar ist. Rechts neben dem heutigen Tor befindet sich der „Spottkopf“, im Volksmund „Breilecker“ genannt (am Torbau der Vorburg über der Steinbrücke). Tatsächlich leckt dieser aber keinen Brei, sondern streckt dem Ankommenden die Zunge heraus.[18]

Das jüngere Wachthaus befindet sich als eigenständiger Flügel zwischen der Zwingermauer der Kernburg und dem Torhaus. Es ist in seiner heutigen Form zwischen 1558 und 1561 entstanden, das untere Geschoss möglicherweise bereits kurz nach dem Torhaus. Darin befindet sich heute im Wesentlichen die Burggastronomie.[18]

Blick in den Zwingergraben mit Contrescarpe und Geschützturm (Wilhelmsturm).

Zwinger, Festungsbauten und sogenannte Schütt

Zwischen 1480 und 1530 wurde Burg Breuberg den durch die Einführung von Feuerwaffen veränderten Bedingungen angepasst. Die mittelalterliche Burganlage erhielt als Zwinger eine polygonale Umwehrung mit 10–14 m hohen, bastionierten Böschungsmauern (Contrescarpe) und davorliegendem trockenem Ringgraben. Vier mächtige Geschütztürme wurden zwischen 1480 und 1507 erbaut. Ihre Namen lauten (vom Eingang aus im Uhrzeigersinn): Vorderer Turm (westlich des Eingangs), Roter Turm (nördliche Begrenzung des Fuchsgrabens, im Durchmesser größter Turm), Michaelsturm (1504, östlich der Kernburg, freistehend im Zwinger) und der Wilhelmsturm (1482), der wohl älteste der Geschütztürme, der halbrund an die südöstliche Zwingermauer angebaut wurde. Wilhelms- und Michaelsturm waren über eine kleine hölzerne Zugbrücke mit der Kernburg verbunden. Vom 1505 errichteten Vorderen Turm ist noch eine hölzerne Geschützlade erhalten.[20]

Westlich der Vorburg wurde an der Hauptangriffsseite eine Plattform zur Aufstellung von Kanonen aufgeschüttet. Der Fuchs- oder Mühlgraben trennt sie von der älteren Vorburg. Im Bereich der sogenannten Schütt befindet sich das erbachische Zeughaus, das kürzlich saniert wurde, einige Nebengebäude mit Fachwerkaufsatz sowie zwei ummauerte Burggärten. Einer dieser Gärten enthielt ein Lusthaus mit Dachreiter, das auf dem Merian-Stich zu erkennen ist.

Breuberg-Museum

Führung im Breubergmuseum - Hier der Marstall.

Das seit 1963 bestehende Museum befindet sich größtenteils im Johann-Casimir-Bau. Es besitzt zwei Schwerpunkte: Wichtigster Teil ist die Geschichte des Breuberger Landes und der Burg. Die frühesten Funde stammen aus der Vorgeschichte und befinden sich in einer Vitrine im Rittersaal, wo auch erhaltene Waffen ausgestellt werden. Ein kleines Lapidarium im Marstall besteht aus einigen römischen Steindenkmälern des Breuberger Landes, darunter ein Viergötterstein, der bereits 1543 am Arnheiter Hof gefunden wurde,[21] ein menschlicher Kopf aus römischer Zeit (möglicherweise ein Genius)[22] und eine Kopie des Raibacher Bildes. Ebenfalls im Keller wird die Sammlung Schwarz gezeigt, eine beträchtliche Zahl von Steinklingen und Dechseln aus verschiedenen vorgeschichtlichen Epochen, die ein Laie aus Lengfeld im Breuberger Land gesammelt hat. Im Wertheimer Zeughaus befinden sich einige mittelalterliche Grabdenkmäler sowie historische Feuerwehrfahrzeuge und -geräte.

Der weitere Teil der Ausstellung im Marstall widmet sich besonders der Entwicklung vom Handwerk zur Industrie im unteren Mümlingtal. Gezeigt werden kleinbäuerliche und handwerkliche Geräte sowie eine große Sammlung von Gegenständen aus Handwerker-Haushalten.[23]

Der Brunnenraum wurde nun ebenfalls mit Tafeln und Utensilien über die Geschichte der Wasserversorgung der Burg erweitert. Darüber hinaus wurde auf der Schütt eine Schmiede eingerichtet, in der zu verschiedenen Anlässen die ansässigen Schmiedemeister Marco Haschert und Paul Weber ihre Kunst vorführen.

Das Museum ist nur bei Führungen für Gäste geöffnet. Bei umfangreichen Gruppen-Führungen wie Breuberg-Intensiv oder auch Burg bei Nacht, werden auch weitere Schätze und Sammlungen im Dachboden der Burg, sowie das Heimatmuseum gezeigt. Führungen können über die Stadtverwaltung Breuberg gebucht werden.[24]

Literatur

  • Wolfram Becher und Alfred F. Wolfert: Die Stuckdecke im Rittersaal des Johann Casimir-Baus auf Burg Breuberg. Weltverständnis und Selbstbekenntnis eines Menschen der deutschen Spätrenaissance. In: Beiträge zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften. Breuberg-Bund, Neustadt im Odenwald 1979.
  • Thomas Biller: Burgen und Schlösser im Odenwald. Ein Führer zu Geschichte und Architektur. Schnell und Steiner, Regensburg 2005, ISBN 3-7954-1711-2, S. 180–186.
  • Anja Dötsch, Christian Ottersbach: Burg Breuberg im Odenwald: vom stauferzeitlichen Adelssitz zur Residenzburg und Festung. Schnell und Steiner, Regensburg 2008, ISBN 978-3-7954-2025-3 (Edition der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen 28).
  • Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen: 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 3. Aufl. Wartberg-Verlag. Gudensberg-Gleichen 2000. ISBN 3-86134-228-6, S. 546.
  • Hans Teubner und Sonja Bonin: Kulturdenkmäler in Hessen. Odenwaldkreis, Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Vieweg, Braunschweig/ Wiesbaden 1998 (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland) S. 33 und 211–217. ISBN 3-528-06242-8
  • Winfried Wackerfuß (Hrsg.): Burg Breuberg im Odenwald. Breuberg-Bund, Breuberg-Neustadt 1979.
  • Schlösser, Burgen, alte Mauern. Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei, Wiesbaden 1990, ISBN 3-89214-017-0, S. 63f.
Commons: Burg Breuberg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thomas Biller: Burgen und Schlösser im Odenwald. Ein Führer zu Geschichte und Architektur. Schnell und Steiner, Regensburg 2005, S. 180; Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen: 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. Wartberg-Verlag. Gudensberg-Gleichen 2000, S. 546; Anja Dötsch, Christian Ottersbach: Burg Breuberg im Odenwald: vom stauferzeitlichen Adelssitz zur Residenzburg und Festung. Schnell und Steiner, Regensburg 2008, S. 53; DenkXweb.denkmalpflege-hessen.de.
  2. Egon Schallmayer: Die Römer in Rai-Breitenbach. In: Stadt Breuberg (Hrsg.): 1200 Jahre Rai-Breitenbach 798-1998. Breuberg, 1997 S. 85f.
  3. a b c DenkXweb.denkmalpflege-hessen.de.
  4. Anja Dötsch, Christian Ottersbach: Burg Breuberg im Odenwald: vom stauferzeitlichen Adelssitz zur Residenzburg und Festung. Schnell und Steiner, Regensburg 2008, S. 8; Thomas Biller: Burgen und Schlösser im Odenwald. Schnell und Steiner, Regensburg 2005, S. 181; nach Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. Wartberg-Verlag. Gudensberg-Gleichen 2000, S. 547 bereits um die Mitte des 12. Jahrhunderts.
  5. Thomas Biller: Burgen und Schlösser im Odenwald. Schnell und Steiner, Regensburg 2005, S. 181; Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. Wartberg-Verlag. Gudensberg-Gleichen 2000, S. 547.
  6. Thomas Steinmetz: Burgen im Odenwald. Verlag Ellen Schmid, Brensbach 1998, ISBN 3-931529-02-9, S. 44; Holger Göldner: Stammburg der Breuberger entdeckt? In: hessenARCHÄOLOGIE 2001, S. 139.
  7. v.F. Gudenus, Cod. dipl. Moguntinus I, 1743, 294
  8. Anja Dötsch, Christian Ottersbach: Burg Breuberg im Odenwald: vom stauferzeitlichen Adelssitz zur Residenzburg und Festung. Schnell und Steiner, Regensburg 2008, S. 8
  9. Anja Dötsch, Christian Ottersbach: Burg Breuberg im Odenwald: vom stauferzeitlichen Adelssitz zur Residenzburg und Festung. Schnell und Steiner, Regensburg 2008, S. 11
  10. Anja Dötsch, Christian Ottersbach: Burg Breuberg im Odenwald: vom stauferzeitlichen Adelssitz zur Residenzburg und Festung. Schnell und Steiner, Regensburg 2008, S. 15–18.
  11. Anja Dötsch, Christian Ottersbach: Burg Breuberg im Odenwald: vom stauferzeitlichen Adelssitz zur Residenzburg und Festung. Schnell und Steiner, Regensburg 2008, S. 15.
  12. Anja Dötsch, Christian Ottersbach: Burg Breuberg im Odenwald: vom stauferzeitlichen Adelssitz zur Residenzburg und Festung. Schnell und Steiner, Regensburg 2008, S. 22f.
  13. Wolfgang Stapp: Verschleppt für Deutschlands Endsieg. Ausländische Zwangsarbeiter im Breuberger Land 1939-1945. 2. Aufl., Höchst im Odenwald 2004.
  14. www.schloesser-hessen.de.
  15. Angaben nach Thomas Biller: Burgen und Schlösser im Odenwald. Schnell und Steiner, Regensburg 2005, S. 182; Anja Dötsch, Christian Ottersbach: Burg Breuberg im Odenwald: vom stauferzeitlichen Adelssitz zur Residenzburg und Festung. Schnell und Steiner, Regensburg 2008, S. 47f.
  16. Thomas Biller: Burgen und Schlösser im Odenwald. Schnell und Steiner, Regensburg 2005, S. 182; Anja Dötsch, Christian Ottersbach: Burg Breuberg im Odenwald: vom stauferzeitlichen Adelssitz zur Residenzburg und Festung. Schnell und Steiner, Regensburg 2008, S. 42.
  17. Zur Stuckdecke siehe Wolfram Becher und Alfred F. Wolfert: Die Stuckdecke im Rittersaal des Johann Casimir-Baus auf Burg Breuberg. Weltverständnis und Selbstbekenntnis eines Menschen der deutschen Spätrenaissance. In: Beiträge zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften. Breuberg-Bund, Neustadt im Odenwald 1979.
  18. a b c d G.U. Großmann: Renaissance-Schlösser in Hessen. Burg Breuberg i.O. In: Onlinekatalog des DFG-Projekts. Germanisches Nationalmuseum, abgerufen am 9. Oktober 2011 (mit Literatur und Quellenangaben).
  19. Anja Dötsch, Christian Ottersbach: Burg Breuberg im Odenwald: vom stauferzeitlichen Adelssitz zur Residenzburg und Festung. Schnell und Steiner, Regensburg 2008, S. 26
  20. Anja Dötsch, Christian Ottersbach: Burg Breuberg im Odenwald: vom stauferzeitlichen Adelssitz zur Residenzburg und Festung. Schnell und Steiner, Regensburg 2008, S. 50f.
  21. Marion Mattern: Römische Steindenkmäler aus Hessen südlich des Mains sowie vom bayerischen Teil des Mainlimes. Corpus Signorum Imperii Romani. Deutschland Bd. 2,13, Mainz 2005, Verlag des Romisch-Germanischen Zentralmuseums; In Kommission bei Habelt, Bonn, ISBN 3-88467-091-3 Nr. 259, Tafel 91.
  22. Marion Mattern: Römische Steindenkmäler aus Hessen südlich des Mains sowie vom bayerischen Teil des Mainlimes. CSIR Deutschland Bd. 2,13, Mainz 2005, Verlag des Romisch-Germanischen Zentralmuseums; In Kommission bei Habelt, Bonn, ISBN 3-88467-091-3 Nr. 261, Tafel 91.
  23. Zum Museum siehe Monika Eschner: Museen in Hessen. Ein Handbuch der öffentlich zugänglichen Museen und Sammlungen im Lande Hessen. 4. völlig neu überarbeitete und erweiterte Auflage. Hessischer Museumsverband, Kassel 1994, ISBN 3-9800-508-8-2, S. 353f. sowie die Internetseite des Museums.
  24. Führungen auf der Burg Breuberg.