Berlin-Bohnsdorf

Bohnsdorf
Ortsteil von Berlin
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Bohnsdorf auf der Karte von Treptow-Köpenick
Koordinaten 52° 24′ 0″ N, 13° 34′ 0″ OKoordinaten: 52° 24′ 0″ N, 13° 34′ 0″ O
Höhe 34 m ü. NHN
Fläche 6,52 km²
Einwohner 10.751 (30. Juni 2008)
Bevölkerungsdichte 1649 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Okt. 1920
Postleitzahlen 12524, 12526
Ortsteilnummer 0908
Gliederung
Bezirk Treptow-Köpenick
Ortslagen
  • Falkenberg
  • Falkenhorst
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg

Bohnsdorf [ˈboːnsdɔrf] ist ein Ortsteil im Südwesten des Bezirks Treptow-Köpenick von Berlin. Es grenzt im Norden an Altglienicke, im Osten an Grünau und im Süden an die Gemeinde Schönefeld. Im Südwesten ragt außerdem ein kleiner Teil des Flughafens Berlin-Schönefeld in das Siedlungsgebiet.

Als Ortsteil hat Bohnsdorf laut Berliner Verfassung keinerlei Selbstverwaltung. Alle die Region betreffenden Aufgaben werden vom Bezirksamt bzw. der Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick wahrgenommen.

Geografie

Das Gelände ist mit Ausnahme der im Norden gelegenen Falkenberge (56 m) sehr flach. Im Osten Bohnsdorfs fließt der Plumpengraben, wodurch das angrenzende Gebiet lange Zeit völlig versumpft war und erst nach umfangreicher Trockenlegung besiedelt werden konnte.

In der Bebauung dominieren die für eine Stadtrandsiedlung typischen Einfamilienhäuser und Reihenhaussiedlungen. Eine Besonderheit stellt der als Ensemble denkmalgeschützte Anger (Dorfplatz 2–21) dar – der einzige komplett erhaltene in Berlin.

Ortslagen von Bohnsdorf

  • Falkenberg (Dorfanger)
  • Falkenhorst (Südostsiedlungen)

Geschichte

Spätmittelalter

Blick über den Dorfteich zur Kirche

Am heutigen Dorfplatz wurde vermutlich während der deutschen Ostexpansion im 13. Jahrhundert der Grundstein für den heutigen Ortsteil gelegt. Damit wäre Bohnsdorf ähnlich alt wie die beiden „Kern“-Städte Berlin und Cölln. Es entstand ein Anger – eine Kirche und ein Dorfplatz im Mittelpunkt und etwa sieben bis neun Gehöfte in einem Oval ringsherum.

Im Jahr 1375 ließ Kaiser Karl IV. das Landbuch der Mark Brandenburg anlegen. Die Siedlung am Dorfplatz wurde unter dem Namen Benistorp bzw. Bonenstorf eingetragen (auch eine andere kleine Siedlung findet hier erste Erwähnung: Glinik).

Unter den Hohenzollern

Die Siedlung Bohnsdorf hatte während der nächsten 200 Jahre ständig wechselnde Lehnsherren, meist Adlige aus Berlin-Cölln oder aus der Mark, von denen es aber – abgesehen von regelmäßigen Steuerzahlungen – allgemein in Ruhe gelassen wurde.

Ein Tiefpunkt in der Geschichte Bohnsdorfs war die Zeit zwischen 1400 und 1420, als die Raubritter Johann und Conrad von Quitzow die Region unsicher machten und die Siedlungen rings um Berlin-Cölln plünderten.

Am 3. Januar 1571 starb Joachim II. von Brandenburg auf dem Wege nach Berlin. Seinen vermuteten Todesort am Ende der heutigen Bohnsdorfer Joachimstraße zierte von 1845 bis 1940 ein Denkmal des Kurfürsten.

Brandenburg, das sich schon zu Lebzeiten Martin Luthers der Reformation angeschlossen hatte, zog 1630 als Verbündeter Schwedens in den Dreißigjährigen Krieg. Durch die mehrmals plündernd durch die Mark ziehenden Heere verlor Bohnsdorf bis zum Ende des Krieges etwa dreiviertel seiner Bevölkerung. Auch die mittelalterliche Kirche wurde schwer beschädigt.

Im Königreich Preußen

Nach der Gründung des Königreichs Preußen durch Friedrich I. im Jahre 1701 profitierte Bohnsdorf durch das Aufblühen der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Berlin.

Die Dorfkirche Bohnsdorf

1755 wurde beschlossen, eine neue Backsteinkirche auf dem Dorfplatz zu errichten, die dem immer größer werdenden Zulauf aus der Siedlung Grünau gerecht werden sollte. Das Gebäude der Dorfkirche Bohnsdorf steht heute unter Denkmalschutz – neben der Sophienkirche in Mitte und dem Kloster Neuzelle ist es der einzige Sakralbau im Stil des Barock in der ganzen Region.

1764 trafen Siedler aus der Pfalz in Bohnsdorf ein und gründeten östlich des Dorfplatzes die Siedlung Neu-Bohnsdorf. Rund hundert Jahre später, 1865, vereinigten sich Bohnsdorf und Neu-Bohnsdorf zu einer selbstverwalteten preußischen Landgemeinde Bohnsdorf.

Im Kaiserreich

Der Bauboom der Gründerzeit erfasste auch die Siedlungen rund um Berlin. Es entstanden jene viereckigen Gutshöfe, die noch heute unverändert am Dorfplatz stehen und inzwischen als Ensemble denkmalgeschützt sind.

1877 erwarb der Müller August Urner in der Stadt Köpenick eine voll drehbare Bockwindmühle, die er mit Pferdefuhrwerken bis auf seinen Gutshof am Dorfplatz transportierte. (Die Mühle stand bis Anfang der 1980er-Jahre am selben Ort und sollte eigentlich restauriert und unter Denkmalschutz gestellt werden. Der Magistrat entschied dann allerdings, die Mühle zur Devisenbeschaffung an das damalige Museum für Verkehr und Technik (heute: Deutsches Technikmuseum Berlin) in Kreuzberg) zu verkaufen, wo sie noch heute ausgestellt ist (siehe: Bohnsdorfer Bockwindmühle im Technikmuseum).

1889 kam der Gartenbaudirektor Max Buntzel nach Bohnsdorf und erwarb ein Grundstück auf dem Falkenberg, auf dem er eine große Obstplantage anlegte. Außerdem baute er sich eine schlossähnliche Villa im Stil der Renaissance. Aufgrund finanzieller Nöte musste er Villa und Plantage jedoch schon 1906 wieder verkaufen. Die Gemeinde Bohnsdorf hat er dennoch geprägt: Der Falkenberg heißt seither bei den Anwohnern nur noch Buntzelberg.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Seit dem 19. Jahrhundert führte die „Gutsbahn“, später „Henschelbahn“ genannt, durch Bohnsdorf. Zunächst verband sie als Pferdebahn das Gut Diepensee mit dem Bahnhof Berlin-Grünau. Ab Mitte der 1930er-Jahre diente sie den Henschel-Flugzeugwerken, dem heutigen Flughafen Berlin-Schönefeld als Werksbahn. In den 1950er-Jahren wurde sie durch andere Streckenführungen abgelöst und stillgelegt. Die ehemalige Trasse ist heute noch zu erkennen, beispielsweise in der Mitte der Hundsfelder Straße. Dort wurde symbolisch eine Kleinlokomotive als Kinderspielplatz hergerichtet (sogenannte „Rübenbahn“). Seit den 1960er-Jahren verläuft die Anschlussbahn zum Flughafen Berlin-Schönefeld entlang der Südgrenze von Bohnsdorf, parallel zur Waldstraße. Hauptstraßen sind die Waltersdorfer, Schulzendorfer und Buntzelstraße.

Bildung

Grundschule am Buntzelberg

Die Grundschule am Buntzelberg ist eine Ganztagesschule mit ca. 550 Schülern in 19 Klassen, 24 Lehrern und 15 Erziehern.[1] In den 1980er-Jahren als Polytechnische Oberschule gegründet, wurde die Einrichtung 1991 in eine Grundschule umgewandelt und nahm auch die Klassen 1 bis 6 der nahegelegenen 16. POS (heute Fritz-Kühn-Schule) auf.

Die Schule bietet Englischunterricht bereits ab der 2½. Klasse, zudem Arbeitsgemeinschaften für Englisch (Klassen 1 und 2) sowie Französisch (Klassen 3, 4, 5 und 6).[2] Außerdem gibt es für die Klassen 5 und 6 Schwerpunktunterricht in den Bereichen Sozialkompetenz und Medienkompetenz.

Fritz-Kühn-Schule

Die Fritz-Kühn-Schule, benannt nach dem Künstler Fritz Kühn, ist eine Realschule für ca. 200 Schüler. Sie werden von 19 Lehrern unterrichtet.[3][4] Zum Profil der Schule gehört das Projekt „Pädagogische Schulentwicklung“ (PSE) zur Umgestaltung des Unterrichts, das vom Berlin-Brandenburgischen Landesinstitut für Schule und Medien ins Leben gerufen wurde.

Das Gebäude wurde 1916 als 13. Gemeindeschule angesichts der wachsenden Bevölkerung Bohnsdorfs durch die Siedlung „Paradies“ eröffnet. Es ersetzte einen deutlich kleineren Vorgängerbau am Dorfplatz. Zur Einweihung schenkten die Späth’schen Baumschulen aus Treptow (heute Berlin-Baumschulenweg) der Einrichtung mehrere Lindenbäume für den Schulhof.

Entsprechend dem „Gesetz zur Demokratisierung der deutschen Schulen“ der Sowjetischen Militäradministration wurde 1946 aus der bisherigen Volksschule eine Oberschule, die ersten zwei Jahre geteilt in eine Knaben- (15. Oberschule) und eine Mädchenschule (16. Oberschule). 1959 führte die DDR-Regierung die Polytechnische Oberschule ein; die Bohnsdorfer Schule wurde nun zur zehnklassigen Einheitsschule mit dem Namen: 16. POS „Paul Körner-Schrader“.

Nach der Wende wurde aus der POS eine Realschule mit dem Namen „Linden-Oberschule“. Diese wurde 2006 mit der Pierre-Laplace-Schule aus Berlin-Altglienicke zusammengelegt. Um den Neuanfang der fusionierten Schule zu verdeutlichen, wurde der bisherige Name abgelegt und am 20. Februar 2008 der neue Name „Fritz-Kühn-Schule“ angenommen.[5]

Sonstiges

Bis 1989 befand sich in der Dahmestraße 33 das Wissenschaftliche Zentrum des Zivilschutzes in dem u. a. mit chemischen Kampfstoffen experimentiert wurde.

Öffentliche Einrichtungen

  • Krankenhaus Hedwigshöhe
  • Freiwillige Feuerwehr Bohnsdorf
  • Stadtteilbibliothek Bohnsdorf
  • Gemeindehaus St. Laurentius der katholischen Kirchengemeinde Christus König
  • Evangelische Kirchengemeinde Berlin-Bohnsdorf mit Dorfkirche und Gemeindeheim
  • Friedhof Bohnsdorf
  • Parkanlage auf dem Falkenberg
  • Sportplatz Buntzelberg, 1000 Stehplätze, Heimmannschaft: Grünauer BC 1917

Berühmte Bohnsdorfer

  • Max Buntzel (1850–1906), Gartenbaudirektor und Plantagenbesitzer
  • E. R. Greulich, Schriftsteller
  • Fritz Kühn, Fotograf, Bildhauer und Kunstschmied. Die Fritz-Kühn-Straße in Bohnsdorf ist nach ihm benannt.
  • Otto Mellies, Theater- und Filmschauspieler, Synchronsprecher z. B. von Christopher Lee
  • Herbert Schauer, Schriftsteller, Fernsehautor und Journalist

Literatur

  • Sabine Molter: Spaziergänge in Treptow. Haude & Spener, Berlin 1998, ISBN 3-7759-0414-X
  • E. R. Greulich: Des Kaisers Waisenknabe. ISBN 3930075245
  • Bernd Kuhlmann: Schönefeld bei Berlin – Ein Amt, ein Flughafen und elf Bahnhöfe. GVE e.V., Berlin 1996, ISBN 3-89218-038-5
  • Regina Richter, Frauke Rother, Anke Scharnhorst: Hier können Familien Kaffee kochen! – Treptow im Wandel der Geschichte. be.bra verlag, Berlin-Brandenburg 1996, ISBN 3-930863-14-6
Commons: Berlin-Bohnsdorf – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Grundschule am Buntzelberg (Stand: März 2009)
  2. Grundschule am Buntzelberg: Fremdsprachen (Stand: März 2009)
  3. Fritz-Kühn-Schule: Schüleranzahl (Stand Februar 2009)
  4. Fritz-Kühn-Schule: Lehrer (Stand Februar 2009)
  5. Fritz-Kühn-Schule: Schulgeschichte