„Berlin-Bohnsdorf“ – Versionsunterschied

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Brandenburg, das sich schon zu Lebzeiten [[Martin Luther]]s der [[Reformation]] angeschlossen hatte, zog 1630 als Verbündeter [[Schweden]]s in den [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]]. Durch die mehrmals plündernd durch die Mark ziehenden Heere verlor Bohnsdorf bis zum Ende des Krieges etwa dreiviertel seiner Bevölkerung. Auch die [[mittelalter]]liche Kirche wurde schwer beschädigt.
Brandenburg, das sich schon zu Lebzeiten [[Martin Luther]]s der [[Reformation]] angeschlossen hatte, zog 1630 als Verbündeter [[Schweden]]s in den [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]]. Durch die mehrmals plündernd durch die Mark ziehenden Heere verlor Bohnsdorf bis zum Ende des Krieges etwa dreiviertel seiner Bevölkerung. Auch die [[mittelalter]]liche Kirche wurde schwer beschädigt.


=== Im Königreich Preußen ===
=== Königreich Preußen ===


Nach der Gründung des [[Königreich Preußen|Königreichs Preußen]] durch [[Friedrich I. (Preußen)|Friedrich I.]] im Jahre 1701 profitierte Bohnsdorf durch das Aufblühen der ''Königlichen Haupt- und Residenzstadt Berlin.''
Nach der Gründung des [[Königreich Preußen|Königreichs Preußen]] durch [[Friedrich I. (Preußen)|Friedrich I.]] im Jahre 1701 profitierte Bohnsdorf durch das Aufblühen der ''Königlichen Haupt- und Residenzstadt Berlin.''
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[[Datei:Dorfkirche Bohnsdorf 02.jpg|miniatur|hochkant|links|Die Dorfkirche Bohnsdorf]]
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1755 wurde beschlossen, eine neue [[Backstein]]kirche auf dem Dorfplatz zu errichten, die dem immer größer werdenden Zulauf aus der Siedlung [[Berlin-Grünau|Grünau]] gerecht werden sollte. Das Gebäude der [[Dorfkirche Bohnsdorf]] steht heute unter Denkmalschutz – neben der [[Sophienkirche (Berlin)|Sophienkirche]] in [[Berlin-Mitte|Mitte]] und dem [[Kloster Neuzelle]] ist es der einzige [[Sakralbau]] im Stil des [[Barock]] in der ganzen Region.
Im Jahr 1755 wurde beschlossen, eine neue [[Backstein]]kirche auf dem Dorfplatz zu errichten, die dem immer größer werdenden Zulauf aus der Siedlung [[Berlin-Grünau|Grünau]] gerecht werden sollte. Das Gebäude der [[Dorfkirche Bohnsdorf]] steht heute unter Denkmalschutz – neben der [[Sophienkirche (Berlin)|Sophienkirche]] in [[Berlin-Mitte|Mitte]] und dem [[Kloster Neuzelle]] ist es der einzige [[Sakralbau]] im Stil des [[Barock]] in der ganzen Region.


1764 trafen Siedler aus der [[Pfalz (Region)|Pfalz]] in Bohnsdorf ein und gründeten östlich des Dorfplatzes die Siedlung Neu-Bohnsdorf. Rund hundert Jahre später, 1865, vereinigten sich Bohnsdorf und Neu-Bohnsdorf zu einer selbstverwalteten preußischen ''Landgemeinde Bohnsdorf.''
1764 trafen Siedler aus der [[Pfalz (Region)|Pfalz]] in Bohnsdorf ein und gründeten östlich des Dorfplatzes die Siedlung Neu-Bohnsdorf. Rund hundert Jahre später, 1865, vereinigten sich Bohnsdorf und Neu-Bohnsdorf zu einer selbstverwalteten preußischen ''Landgemeinde Bohnsdorf.''


=== Im Kaiserreich ===
=== Deutsches Kaiserreich ===
[[Datei:Gedenktafel Buntzelstr 119 (Bohn) Arbeiter Baugenossenschaft Paradies.JPG|miniatur|Gedenktafel am Haus Buntzelstraße 119 in Bohnsdorf]]
[[Datei:Gedenktafel Buntzelstr 119 (Bohn) Arbeiter Baugenossenschaft Paradies.JPG|miniatur|Gedenktafel am Haus Buntzelstraße 119 in Bohnsdorf]]
[[Datei:2011 Tag des Denkmals Tuschkastensiedlung (107).jpg|miniatur|Haus in der [[Gartenstadt Falkenberg]] in Bohnsdorf, die seit 2008 zum [[UNESCO-Weltkulturerbe]] zählt]]
[[Datei:2011 Tag des Denkmals Tuschkastensiedlung (107).jpg|miniatur|Haus in der [[Gartenstadt Falkenberg]] in Bohnsdorf, die seit 2008 zum [[UNESCO-Weltkulturerbe]] zählt]]
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Der Bauboom der [[Gründerzeit]] erfasste auch die Siedlungen rund um Berlin. Es entstanden jene viereckigen Gutshöfe, die noch heute unverändert am Dorfplatz stehen und inzwischen als [[Gebäudeensemble]] denkmalgeschützt sind.
Der Bauboom der [[Gründerzeit]] erfasste auch die Siedlungen rund um Berlin. Es entstanden jene viereckigen Gutshöfe, die noch heute unverändert am Dorfplatz stehen und inzwischen als [[Gebäudeensemble]] denkmalgeschützt sind.


1877 erwarb der Müller August Urner in der Stadt [[Berlin-Köpenick|Köpenick]] eine voll drehbare [[Bockwindmühle]], die er mit Pferdefuhrwerken bis auf seinen Gutshof am Dorfplatz transportierte. Die Mühle stand bis Anfang der 1980er Jahre am selben Ort und sollte eigentlich restauriert und unter Denkmalschutz gestellt werden. Der [[Magistrat von Berlin|Magistrat]] entschied dann allerdings, die Mühle zur Devisenbeschaffung an das damalige [[Deutsches Technikmuseum Berlin|Museum für Verkehr und Technik]] in [[Berlin-Kreuzberg|Kreuzberg]]) zu verkaufen, wo sie noch heute ausgestellt ist (→ siehe: ''[[Windmühlen in Berlin#Bohnsdorfer Bockwindmühle im Technikmuseum|Bohnsdorfer Bockwindmühle im Technikmuseum]]'').
Im Jahr 1877 erwarb der Müller August Urner in der Stadt [[Berlin-Köpenick|Köpenick]] eine voll drehbare [[Bockwindmühle]], die er mit Pferdefuhrwerken bis auf seinen Gutshof am Dorfplatz transportierte. Die Mühle stand bis Anfang der 1980er Jahre am selben Ort und sollte eigentlich restauriert und unter Denkmalschutz gestellt werden. Der [[Magistrat von Berlin|Magistrat]] entschied dann allerdings, die Mühle zur Devisenbeschaffung an das damalige [[Deutsches Technikmuseum Berlin|Museum für Verkehr und Technik]] in [[Berlin-Kreuzberg|Kreuzberg]]) zu verkaufen, wo sie noch heute ausgestellt ist (→ siehe: ''[[Windmühlen in Berlin#Bohnsdorfer Bockwindmühle im Technikmuseum|Bohnsdorfer Bockwindmühle im Technikmuseum]]'').


1889 kam der Gartenbaudirektor [[Max Buntzel]] nach Bohnsdorf und erwarb ein Grundstück auf dem Falkenberg, auf dem er eine große Obstplantage anlegte. Außerdem baute er sich eine schlossähnliche Villa im Stil der Renaissance. Aufgrund finanzieller Nöte musste er die Villa und Plantage allerdings bereits 1906 wieder verkaufen. Die Gemeinde Bohnsdorf hat er dennoch geprägt: Der Falkenberg heißt seither bei den Anwohnern nur noch ''Buntzelberg.'' Buntzels Interesse am Obstbau spiegelte sich auch in edlen alten Obstsorten der Bohnsdorfer Gärten wider, weil sich damalige Besitzer ihre Obstbäume unter Verwendung von [[Edelreis]]ern zogen, die aus der Buntzel-Plantage stammten.
Der Gartenbaudirektor [[Max Buntzel]] kam 1889 nach Bohnsdorf und erwarb ein Grundstück auf dem Falkenberg, auf dem er eine große Obstplantage anlegte. Außerdem baute er sich eine schlossähnliche Villa im Stil der Renaissance. Aufgrund finanzieller Nöte musste er die Villa und Plantage allerdings bereits 1906 wieder verkaufen. Die Gemeinde Bohnsdorf hat er dennoch geprägt: Der Falkenberg heißt seither bei den Anwohnern nur noch ''Buntzelberg.'' Buntzels Interesse am Obstbau spiegelte sich auch in edlen alten Obstsorten der Bohnsdorfer Gärten wider, weil sich damalige Besitzer ihre Obstbäume unter Verwendung von [[Edelreis]]ern zogen, die aus der Buntzel-Plantage stammten.


=== In Groß-Berlin ===
=== 20./21. Jahrhundert ===


Mit Inkrafttreten des [[Groß-Berlin#Das Groß-Berlin-Gesetz|Groß-Berlin-Gesetzes]] am 1. Oktober 1920 wurde Bohnsdorf zunächst als [[Ortsteil#Einzelne Länder und Städte|Ortsteil]] des [[Bezirk Köpenick|Bezirks Köpenick]] nach [[Groß-Berlin]] eingemeindet. 1938 kam es dann zum [[Bezirk Treptow]] im Austausch gegen [[Berlin-Oberschöneweide|Oberschöneweide]]. Seit Inkrafttreten des Gebietsreformgesetzes zum 1. Januar 2001 gehört Bohnsdorf zum [[Bezirk Treptow-Köpenick]].
Mit Inkrafttreten des [[Groß-Berlin#Das Groß-Berlin-Gesetz|Groß-Berlin-Gesetzes]] am 1. Oktober 1920 wurde Bohnsdorf zunächst als [[Ortsteil#Einzelne Länder und Städte|Ortsteil]] des [[Bezirk Köpenick|Bezirks Köpenick]] nach [[Groß-Berlin]] eingemeindet. 1938 kam es dann zum [[Bezirk Treptow]] im Austausch gegen [[Berlin-Oberschöneweide|Oberschöneweide]]. Seit Inkrafttreten des Gebietsreformgesetzes zum 1. Januar 2001 gehört Bohnsdorf zum [[Bezirk Treptow-Köpenick]].


Am 8. Mai 2009 fanden Bauarbeiter auf dem Gelände einer ehemaligen Chemiefabrik in der Krummen Straße Ecke Waltersdorfer Straße eine 100 Kilogramm schwere [[Fliegerbombe]] der [[Luftstreitkräfte der Sowjetunion]] aus der [[Schlacht um Berlin]] im Jahr 1945. Das Gelände sollte für die Erweiterung des Wohngebiets der Arbeiterbaugenossenschaft „Paradies“ vorbereitet werden. Bis etwa 22.00 Uhr wurden rund 1.000 Anwohner aus den anliegenden Straßen evakuiert. Eine Stunde später konnte die Bombe entschärft werden.<ref>{{Literatur |Autor=Karin Schmidl |Titel=1.000 Anwohner in eine Schule gebracht/Entschärfung nach Absprache mit Flughafen. Bombenfund: Wohngebiet in Bohnsdorf evakuiert |Sammelwerk=Berliner Zeitung |Verlag=Berliner Verlag |Ort=Berlin |Jahr=2009 |Monat=05 |Tag=09 |ISSN=0947-174X |Online=[http://www.berliner-zeitung.de/archiv/1-000-anwohner-in-eine-schule-gebracht---entschaerfung-nach-absprache-mit-flughafen-bombenfund--wohngebiet-in-bohnsdorf-evakuiert,10810590,10638540.html online]}}</ref>
Am 8. Mai 2009 fanden Bauarbeiter auf dem Gelände einer ehemaligen Chemiefabrik an der Ecke Krumme/Waltersdorfer Straße eine 100&nbsp;Kilogramm schwere [[Fliegerbombe]] der [[Luftstreitkräfte der Sowjetunion]] aus der [[Schlacht um Berlin]] im Jahr 1945. Das Gelände sollte für die Erweiterung des Wohngebiets der Arbeiterbaugenossenschaft „Paradies“ vorbereitet werden. Bis etwa 22&nbsp;Uhr wurden rund 1000 Anwohner aus den anliegenden Straßen evakuiert. Eine Stunde später konnte die Bombe entschärft werden.<ref>{{Literatur |Autor=Karin Schmidl |Titel=1.000 Anwohner in eine Schule gebracht/Entschärfung nach Absprache mit Flughafen. Bombenfund: Wohngebiet in Bohnsdorf evakuiert |Sammelwerk=Berliner Zeitung |Verlag=Berliner Verlag |Ort=Berlin |Jahr=2009 |Monat=05 |Tag=09 |ISSN=0947-174X |Online=[http://www.berliner-zeitung.de/archiv/1-000-anwohner-in-eine-schule-gebracht---entschaerfung-nach-absprache-mit-flughafen-bombenfund--wohngebiet-in-bohnsdorf-evakuiert,10810590,10638540.html online]}}</ref>


== Wirtschaft und Infrastruktur ==
== Wirtschaft und Infrastruktur ==

Version vom 31. Januar 2013, 21:38 Uhr

Bohnsdorf
Ortsteil von Berlin
Bohnsdorf auf der Karte von Treptow-KöpenickAlt-TreptowPlänterwaldBaumschulenwegOberschöneweideNiederschöneweideJohannisthalAltglienickeBohnsdorfGrünauSchmöckwitzFriedrichshagenMüggelheimRahnsdorfKöpenickAdlershofBrandenburgBerlin
Bohnsdorf auf der Karte von Treptow-Köpenick
Koordinaten 52° 24′ 0″ N, 13° 34′ 0″ OKoordinaten: 52° 24′ 0″ N, 13° 34′ 0″ O
Höhe 34 m ü. NHN
Fläche 6,52 km²
Einwohner 13.685 (31. Dez. 2023)
Bevölkerungsdichte 2099 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Okt. 1920
Postleitzahlen 12524, 12526
Ortsteilnummer 0908
Gliederung
Bezirk Treptow-Köpenick
Ortslagen
  • Falkenberg
  • Falkenhorst

Bohnsdorf [ˈboːnsdɔrf] ist ein Berliner Ortsteil im Südwesten des Bezirks Treptow-Köpenick. Es grenzt im Norden an Altglienicke, im Osten an Grünau und im Süden an die Gemeinde Schönefeld. Im Südwesten ragte außerdem ein kleiner Teil der Nordbahn des Flughafens Berlin-Schönefeld in das Siedlungsgebiet, die allerdings im Zuge der Verlängerung der A 113 stillgelegt und abgerissen wurde.

Als Ortsteil hat Bohnsdorf laut Berliner Verfassung keinerlei Selbstverwaltung. Alle die Region betreffenden Aufgaben werden vom Bezirksamt bzw. der Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick wahrgenommen.

Lage

Das Gelände ist mit Ausnahme der im Norden gelegenen 59,6 Meter hohen Falkenberge relativ flach. Im Osten Bohnsdorfs fließt der Plumpengraben, wodurch das angrenzende Gebiet lange Zeit völlig versumpft war und erst nach umfangreicher Trockenlegung besiedelt werden konnte.

In der Bebauung dominieren die für eine Stadtrandsiedlung typischen Einfamilienhäuser und Reihenhaussiedlungen. Eine Besonderheit stellt der als Gebäudeensemble denkmalgeschützte Anger (Dorfplatz 2–21) dar – der einzige komplett erhaltene in Berlin.

Ortslagen von Bohnsdorf

  • Falkenberg (Dorfanger)
  • Falkenhorst (Südostsiedlungen)

Geschichte

Mittelalter

Blick über den Dorfteich zur Kirche

Am heutigen Dorfplatz wurde vermutlich während der deutschen Ostexpansion im 13. Jahrhundert der Grundstein für den heutigen Ortsteil gelegt. Damit wäre Bohnsdorf ähnlich alt wie die beiden Berliner Kern-Städte Alt-Berlin und Cölln. Es entstand ein Anger – eine Kirche und ein Dorfplatz im Mittelpunkt und etwa sieben bis neun Gehöfte in einem Oval ringsherum.

Im Jahr 1375 ließ Kaiser Karl IV. das Landbuch der Mark Brandenburg anlegen. Die Siedlung am Dorfplatz wurde unter dem Namen Benistorp und Bonenstorf eingetragen (auch eine andere kleine Siedlung findet hier erste Erwähnung: Altglienicke unter der Bezeichnung Glinik).

Die Siedlung Bohnsdorf hatte während der nächsten 200 Jahre ständig wechselnde Lehnsherren, meist Adlige aus Berlin-Cölln oder aus der Mark, von denen es aber – abgesehen von regelmäßigen Steuerzahlungen – allgemein in Ruhe gelassen wurde.

Ein Tiefpunkt in der Geschichte Bohnsdorfs war die Zeit zwischen 1400 und 1420, als die Raubritter Johann und Conrad von Quitzow die Region unsicher machten und die Siedlungen rings um Berlin-Cölln plünderten.

Am 3. Januar 1571 starb Joachim II. von Brandenburg auf dem Wege nach Berlin. Seinen vermuteten Todesort am Ende der heutigen Bohnsdorfer Joachimstraße zierte von 1845 bis 1940 ein Denkmal des Kurfürsten.

Brandenburg, das sich schon zu Lebzeiten Martin Luthers der Reformation angeschlossen hatte, zog 1630 als Verbündeter Schwedens in den Dreißigjährigen Krieg. Durch die mehrmals plündernd durch die Mark ziehenden Heere verlor Bohnsdorf bis zum Ende des Krieges etwa dreiviertel seiner Bevölkerung. Auch die mittelalterliche Kirche wurde schwer beschädigt.

Königreich Preußen

Nach der Gründung des Königreichs Preußen durch Friedrich I. im Jahre 1701 profitierte Bohnsdorf durch das Aufblühen der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Berlin.

Die Dorfkirche Bohnsdorf

Im Jahr 1755 wurde beschlossen, eine neue Backsteinkirche auf dem Dorfplatz zu errichten, die dem immer größer werdenden Zulauf aus der Siedlung Grünau gerecht werden sollte. Das Gebäude der Dorfkirche Bohnsdorf steht heute unter Denkmalschutz – neben der Sophienkirche in Mitte und dem Kloster Neuzelle ist es der einzige Sakralbau im Stil des Barock in der ganzen Region.

1764 trafen Siedler aus der Pfalz in Bohnsdorf ein und gründeten östlich des Dorfplatzes die Siedlung Neu-Bohnsdorf. Rund hundert Jahre später, 1865, vereinigten sich Bohnsdorf und Neu-Bohnsdorf zu einer selbstverwalteten preußischen Landgemeinde Bohnsdorf.

Deutsches Kaiserreich

Gedenktafel am Haus Buntzelstraße 119 in Bohnsdorf
Haus in der Gartenstadt Falkenberg in Bohnsdorf, die seit 2008 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt

Der Bauboom der Gründerzeit erfasste auch die Siedlungen rund um Berlin. Es entstanden jene viereckigen Gutshöfe, die noch heute unverändert am Dorfplatz stehen und inzwischen als Gebäudeensemble denkmalgeschützt sind.

Im Jahr 1877 erwarb der Müller August Urner in der Stadt Köpenick eine voll drehbare Bockwindmühle, die er mit Pferdefuhrwerken bis auf seinen Gutshof am Dorfplatz transportierte. Die Mühle stand bis Anfang der 1980er Jahre am selben Ort und sollte eigentlich restauriert und unter Denkmalschutz gestellt werden. Der Magistrat entschied dann allerdings, die Mühle zur Devisenbeschaffung an das damalige Museum für Verkehr und Technik in Kreuzberg) zu verkaufen, wo sie noch heute ausgestellt ist (→ siehe: Bohnsdorfer Bockwindmühle im Technikmuseum).

Der Gartenbaudirektor Max Buntzel kam 1889 nach Bohnsdorf und erwarb ein Grundstück auf dem Falkenberg, auf dem er eine große Obstplantage anlegte. Außerdem baute er sich eine schlossähnliche Villa im Stil der Renaissance. Aufgrund finanzieller Nöte musste er die Villa und Plantage allerdings bereits 1906 wieder verkaufen. Die Gemeinde Bohnsdorf hat er dennoch geprägt: Der Falkenberg heißt seither bei den Anwohnern nur noch Buntzelberg. Buntzels Interesse am Obstbau spiegelte sich auch in edlen alten Obstsorten der Bohnsdorfer Gärten wider, weil sich damalige Besitzer ihre Obstbäume unter Verwendung von Edelreisern zogen, die aus der Buntzel-Plantage stammten.

20./21. Jahrhundert

Mit Inkrafttreten des Groß-Berlin-Gesetzes am 1. Oktober 1920 wurde Bohnsdorf zunächst als Ortsteil des Bezirks Köpenick nach Groß-Berlin eingemeindet. 1938 kam es dann zum Bezirk Treptow im Austausch gegen Oberschöneweide. Seit Inkrafttreten des Gebietsreformgesetzes zum 1. Januar 2001 gehört Bohnsdorf zum Bezirk Treptow-Köpenick.

Am 8. Mai 2009 fanden Bauarbeiter auf dem Gelände einer ehemaligen Chemiefabrik an der Ecke Krumme/Waltersdorfer Straße eine 100 Kilogramm schwere Fliegerbombe der Luftstreitkräfte der Sowjetunion aus der Schlacht um Berlin im Jahr 1945. Das Gelände sollte für die Erweiterung des Wohngebiets der Arbeiterbaugenossenschaft „Paradies“ vorbereitet werden. Bis etwa 22 Uhr wurden rund 1000 Anwohner aus den anliegenden Straßen evakuiert. Eine Stunde später konnte die Bombe entschärft werden.[1]

Wirtschaft und Infrastruktur

Lufthansa Flight Training Center:
Ein von der Lufthansa Flight Training betriebenes Ausbildungszentrum für Piloten mit Flugsimulator

Verkehr

Die „Rübenbahn“ (Loknummer 310 704) in Bohnsdorf

Seit dem 19. Jahrhundert führte die „Gutsbahn“, später „Henschelbahn“ genannt, durch Bohnsdorf. Zunächst verband sie als Pferdebahn das Gut Diepensee mit dem Bahnhof Grünau. Ab Mitte der 1930er Jahre diente sie den Henschel-Flugzeugwerken, dem heutigen Flughafen Schönefeld als Werksbahn. In den 1950er Jahren wurde sie durch andere Streckenführungen abgelöst und stillgelegt. Die ehemalige Trasse ist heute noch zu erkennen, beispielsweise in der Mitte der Hundsfelder Straße. Dort wurde symbolisch eine Kleinlokomotive als Kinderspielplatz hergerichtet (die sogenannte „Rübenbahn“). Seit den 1960er Jahren verlief die Anschlussbahn zum Flughafen Schönefeld entlang der Südgrenze von Bohnsdorf, parallel zur Waldstraße. Diese Strecke wurde im Zuge der Bahnanbindung des neuen Flughafen BBI inzwischen abgebaut. Hauptstraßen sind die Waltersdorfer, Schulzendorfer und Buntzelstraße.

Bildung

Grundschule am Buntzelberg

Die Grundschule am Buntzelberg ist eine Ganztagesschule mit rund 500 Schülern in 19 Klassen, 24 Lehrern und 15 Erziehern.[2] Im Jahr 1975 als Polytechnische Oberschule (POS) gegründet, die später den Namen Alfred-Grünberg-Oberschule trug, wurde die Einrichtung 1991 in eine Grundschule umgewandelt und nahm auch die Klassen 1 bis 6 der nahegelegenen 16. POS (heute Fritz-Kühn-Schule) auf.

Die Schule bietet Englischunterricht bereits ab Mitte der 2. Klasse, zudem Arbeitsgemeinschaften für Englisch (Klassen 1 und 2) sowie Französisch (Klassen 3, 4, 5 und 6).[3] Außerdem gibt es für die Klassen 5 und 6 Schwerpunktunterricht in den Bereichen Sozialkompetenz und Medienkompetenz.

Fritz-Kühn-Schule

Fritz-Kühn-Schule in Bohnsdorf

Die Fritz-Kühn-Schule, benannt nach dem Künstler Fritz Kühn, ist eine Realschule für etwa 250 Schüler. Sie werden von 21 Lehrern unterrichtet.[4][5] Zum Profil der Schule gehört das Projekt „Pädagogische Schulentwicklung“ (PSE) zur Umgestaltung des Unterrichts, das vom Berlin-Brandenburgischen Landesinstitut für Schule und Medien ins Leben gerufen wurde.

Das Gebäude wurde 1916 als 13. Gemeindeschule angesichts der wachsenden Bevölkerung Bohnsdorfs durch die Siedlung „Paradies“ eröffnet. Es ersetzte einen deutlich kleineren Vorgängerbau am Dorfplatz. Zur Einweihung schenkten die Späth’schen Baumschulen aus Treptow (heute Baumschulenweg) der Einrichtung mehrere Lindenbäume für den Schulhof.

Entsprechend dem „Gesetz zur Demokratisierung der deutschen Schulen“ der Sowjetischen Militäradministration wurde 1946 aus der bisherigen Volksschule eine Oberschule, die ersten zwei Jahre geteilt in eine Knaben- (15. Oberschule) und eine Mädchenschule (16. Oberschule). 1959 führte die DDR-Regierung die Polytechnische Oberschule ein; die Bohnsdorfer Schule wurde nun zur zehnklassigen Einheitsschule mit dem Namen 16. POS „Paul Körner-Schrader“.

Nach der Wende wurde aus der POS eine Realschule mit dem Namen Linden-Oberschule. Diese wurde 2006 mit der Pierre-Laplace-Schule aus Altglienicke zusammengelegt. Um den Neuanfang der fusionierten Schule zu verdeutlichen, wurde der bisherige Name abgelegt und am 20. Februar 2008 der neue Name Fritz-Kühn-Schule angenommen.[6]

Sonstiges

Bis 1989 befand sich in der Dahmestraße 33 das Wissenschaftliche Zentrum des Zivilschutzes, in dem verschiedene Aspekte zum Schutz der Zivilbevölkerung im Kriegsfall erforscht wurden. In den Gebäuden ist heute ein soziokulturelles Zentrum untergebracht.

Öffentliche Einrichtungen

Krankenhaus Hedwigshöhe
  • Krankenhaus Hedwigshöhe
  • Freiwillige Feuerwehr Bohnsdorf
  • Stadtteilbibliothek Bohnsdorf
  • Gemeindehaus St. Laurentius der katholischen Kirchengemeinde Christus König
  • Evangelische Kirchengemeinde Berlin-Bohnsdorf mit Dorfkirche und Gemeindeheim
  • Friedhof Bohnsdorf
  • Parkanlage auf dem Falkenberg
  • Sportplatz Buntzelberg, 1000 Stehplätze, Heimmannschaft: Grünauer BC 1917

Söhne und Töchter von Bohnsdorf

Gedenkstein in Berlin-Bohnsdorf für die getöteten Widerstandskämpfer Judith Auer, Karl Materna, Paul Wegmann, Hermann David, Gerhard Fliehs, Alfred Grünberg und Werner Commichau
  • Max Buntzel (1850–1906), Gartenbaudirektor und Plantagenbesitzer
  • E. R. Greulich, Schriftsteller
  • Fritz Kühn, Fotograf, Bildhauer und Kunstschmied. Eine Straße in Bohnsdorf ist nach ihm benannt.

Literatur

  • Sabine Molter: Spaziergänge in Treptow. Haude & Spener, Berlin 1998, ISBN 3-7759-0414-X.
  • E. R. Greulich: Des Kaisers Waisenknabe. ISBN 3930075245.
  • Bernd Kuhlmann: Schönefeld bei Berlin – Ein Amt, ein Flughafen und elf Bahnhöfe. GVE e.V., Berlin 1996, ISBN 3-89218-038-5.
  • Regina Richter, Frauke Rother, Anke Scharnhorst: Hier können Familien Kaffee kochen! – Treptow im Wandel der Geschichte. be.bra verlag, Berlin-Brandenburg 1996, ISBN 3-930863-14-6.

Siehe auch

Commons: Berlin-Bohnsdorf – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karin Schmidl: 1.000 Anwohner in eine Schule gebracht/Entschärfung nach Absprache mit Flughafen. Bombenfund: Wohngebiet in Bohnsdorf evakuiert. In: Berliner Zeitung. Berliner Verlag, 9. Mai 2009, ISSN 0947-174X (online).
  2. Grundschule am Buntzelberg (Stand: Juli 2011)
  3. Grundschule am Buntzelberg: Fremdsprachen (Stand: März 2009)
  4. Fritz-Kühn-Schule: Schüleranzahl (Stand Februar 2009)
  5. Fritz-Kühn-Schule: Lehrer (Stand Februar 2009)
  6. Fritz-Kühn-Schule: Schulgeschichte