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== Der Nobelpreis und dessen Vorgeschichte ==
== Der Nobelpreis und dessen Vorgeschichte ==


In den 1950er Jahren wurde entdeckt, dass manche Bakteriophagen in das Chromosom ihres Wirts integriert werden können (siehe [[lysogener Zyklus]]). Ein integrierter Phage wird als [[Prophage]] bezeichnet, weil er inaktiv ist, aber wieder aktiv werden kann, indem er das Wirtschromosom verlässt. Eine weítere Entdeckung war, dass Phagen bakterielle Gene von einem Bakterium in ein anderes übertragen können ([[Transduktion (Genetik)|Transduktion]]). Außerdem fand man, dass manche [[Plasmid]]e (kleine ringförmige DNA-Moleküle, die neben dem größeren Chromosom vorliegen und ebenfalls Gene enthalten) in das Chromosom integriert werden können; man bezeichnet sie als Episome. So wurde die Vorstellung eines statischen Genoms jedenfalls bei Bakterien und Phagen durch Ausnahmen modifiziert.<ref>Nathaniel C. Comfort: ''The Tangled Field. Barbara McClintocks Search for the Patterns of Genetic Control.'' 2. Aufl., Harvard University Press, Cambridge, Massachusetts, 2003, S. 227.</ref>
Ab den späten 1950er Jahren wurde die Vorstellung eines statischen Genoms bei Bakterien und Bakteriophagen durch die Entdeckung von Ausnahmen modifiziert. Eine wichtige Entdeckung war, dass manche Bakteriophagen in das Chromosom ihres Wirts integriert werden können (siehe [[lysogener Zyklus]]). Ein integrierter Phage wird als [[Prophage]] bezeichnet, weil er inaktiv ist, aber wieder aktiv werden kann, indem er das Wirtschromosom verlässt. Des weiteren fand man, dass Phagen bakterielle Gene von einem Bakterium in ein anderes übertragen können ([[Transduktion (Genetik)|Transduktion]]). Außerdem stellte sich heraus, dass manche [[Plasmid]]e (kleine ringförmige DNA-Moleküle, die neben dem größeren Chromosom vorliegen und ebenfalls Gene enthalten) in das Chromosom integriert werden können; man bezeichnet sie als Episome.<ref>Nathaniel C. Comfort: ''The Tangled Field. Barbara McClintocks Search for the Patterns of Genetic Control.'' 2. Aufl., Harvard University Press, Cambridge, Massachusetts, 2003, S. 227.</ref>


In den frühen 1960er Jahren nahmen einige Forscher Bezug auf McClintocks Arbeit über Transposition. So zog [[Allan Campbell (Biologe)|Allan Campbell]], als er 1962 postulierte, dass Prophagen in das Wirtschromosom integriert sind, einen Vergleich zu McClintocks Transposons beim Mais. 1961 entdeckte der Doktorand [[Austin Lawrence Taylor]] einen Phagen, den er später Mu nannte und der sich in das Wirtschromosom integriert und dabei Mutationen auslöst (daher der Name Mu). Nach seiner Promotion arbeitete er bei Demerec, der ihn mit McClintock bekannt machte. In dieser Zeit fand Taylor, dass Mu anscheinend zufällig an verschiedenen Stellen des Chromosoms integriert werden konnte und dabei verschiedene Mutationen auslöste. Er diskutierte darüber mit McClintock, die sich daran sehr interessiert zeigte. Daraus ergab sich, dass er in seiner Publikation 1963 auf McClintocks Transposons als vergleichbar hinwies.<ref>Nathaniel C. Comfort: ''The Tangled Field. Barbara McClintocks Search for the Patterns of Genetic Control.'' 2. Aufl., Harvard University Press, Cambridge, Massachusetts, 2003, S. 228&nbsp;f.</ref>
In den frühen 1960er Jahren nahmen einige Forscher Bezug auf McClintocks Arbeit über Transposition. So zog [[Allan Campbell (Biologe)|Allan Campbell]], als er 1962 postulierte, dass Prophagen in das Wirtschromosom integriert sind, einen Vergleich zu McClintocks Transposons beim Mais. 1961 entdeckte der Doktorand [[Austin Lawrence Taylor]] einen Phagen, den er später Mu nannte und der sich in das Wirtschromosom integriert und dabei Mutationen auslöst (daher der Name Mu). Nach seiner Promotion arbeitete er bei Demerec, der ihn mit McClintock bekannt machte. In dieser Zeit fand Taylor, dass Mu anscheinend zufällig an verschiedenen Stellen des Chromosoms integriert werden konnte und dabei verschiedene Mutationen auslöste. Er diskutierte darüber mit McClintock, die sich daran sehr interessiert zeigte. Daraus ergab sich, dass er in seiner Publikation 1963 auf McClintocks Transposons als vergleichbar hinwies.<ref>Nathaniel C. Comfort: ''The Tangled Field. Barbara McClintocks Search for the Patterns of Genetic Control.'' 2. Aufl., Harvard University Press, Cambridge, Massachusetts, 2003, S. 228&nbsp;f.</ref>

Version vom 23. März 2020, 01:35 Uhr

Der Nobelpreis und dessen Vorgeschichte

Ab den späten 1950er Jahren wurde die Vorstellung eines statischen Genoms bei Bakterien und Bakteriophagen durch die Entdeckung von Ausnahmen modifiziert. Eine wichtige Entdeckung war, dass manche Bakteriophagen in das Chromosom ihres Wirts integriert werden können (siehe lysogener Zyklus). Ein integrierter Phage wird als Prophage bezeichnet, weil er inaktiv ist, aber wieder aktiv werden kann, indem er das Wirtschromosom verlässt. Des weiteren fand man, dass Phagen bakterielle Gene von einem Bakterium in ein anderes übertragen können (Transduktion). Außerdem stellte sich heraus, dass manche Plasmide (kleine ringförmige DNA-Moleküle, die neben dem größeren Chromosom vorliegen und ebenfalls Gene enthalten) in das Chromosom integriert werden können; man bezeichnet sie als Episome.[1]

In den frühen 1960er Jahren nahmen einige Forscher Bezug auf McClintocks Arbeit über Transposition. So zog Allan Campbell, als er 1962 postulierte, dass Prophagen in das Wirtschromosom integriert sind, einen Vergleich zu McClintocks Transposons beim Mais. 1961 entdeckte der Doktorand Austin Lawrence Taylor einen Phagen, den er später Mu nannte und der sich in das Wirtschromosom integriert und dabei Mutationen auslöst (daher der Name Mu). Nach seiner Promotion arbeitete er bei Demerec, der ihn mit McClintock bekannt machte. In dieser Zeit fand Taylor, dass Mu anscheinend zufällig an verschiedenen Stellen des Chromosoms integriert werden konnte und dabei verschiedene Mutationen auslöste. Er diskutierte darüber mit McClintock, die sich daran sehr interessiert zeigte. Daraus ergab sich, dass er in seiner Publikation 1963 auf McClintocks Transposons als vergleichbar hinwies.[2]

1965 entdeckte Melvin M. Green erstmals ein Transposon bei Drosophila. Im Unterschied zu McClintocks Transposons beim Mais handelte es sich dabei um ein komplettes Gen, das von einem Chromosom auf ein anderes sprang. Er diskutierte seine Ergebnisse mit McClintock und publizierte 1967 eine Arbeit, in der er vier solche „springenden Gene“ beschrieb und McClintock zitierte. Zu seiner Überraschung stieß das auf sehr wenig Interesse. McClintock meinte dazu, dass die Zeit dafür noch nicht reif sei.[3]

  1. Nathaniel C. Comfort: The Tangled Field. Barbara McClintocks Search for the Patterns of Genetic Control. 2. Aufl., Harvard University Press, Cambridge, Massachusetts, 2003, S. 227.
  2. Nathaniel C. Comfort: The Tangled Field. Barbara McClintocks Search for the Patterns of Genetic Control. 2. Aufl., Harvard University Press, Cambridge, Massachusetts, 2003, S. 228 f.
  3. Nathaniel C. Comfort: The Tangled Field. Barbara McClintocks Search for the Patterns of Genetic Control. 2. Aufl., Harvard University Press, Cambridge, Massachusetts, 2003, S. 230 f.