„Benedikt Härlin“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
(29 dazwischenliegende Versionen von 18 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1:Zeile 1:
[[Datei:Soup ´n Talk - Moderation Benedikt Härlin (52666589698).jpg|mini|Benedikt Härlin, 2023]]
'''Benedikt Härlin''' (auch '''Benny Härlin''', * [[1. Januar]] [[1957]] in [[Stuttgart]]) ist ein deutscher [[Journalist]] und ehemaliger [[Politiker]] (Grüne), Sohn des Journalisten [[Peter Härlin]].
'''Benedikt Härlin''' (auch '''Benny Härlin''', * [[1. Januar]] [[1957]] in [[Stuttgart]]) ist ein deutscher [[Journalist]] und ehemaliger [[Politiker]] ([[Bündnis 90/Die Grünen|Grüne]]), Sohn des Journalisten [[Peter Härlin]].


== Berlin und Europaparlament ==
== Berlin und Europaparlament ==
Benedikt Härlin gehörte seit 1977 zu den Herausgebern der Zeitschrift [[radikal (Zeitschrift)|radikal]] und gründete 1978 die „Zeitungskooperative“, einen Zusammenschluss alternativer Zeitschriften in Berlin.<ref>[http://www.nadir.org/nadir/archiv/Medien/Zeitschriften/radikal/20jahre/kap01.html 20 Jahre radikal]</ref> Im gleichen Jahr beteiligte er sich an der Gründung der [[Alternative Liste für Demokratie und Umweltschutz]] und des [[Netzwerk Selbsthilfe]]. Seit 1980 arbeitete er für den Berliner Teil der ''[[die tageszeitung|Tageszeitung]]''.<ref>[http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2005/11/03/a0032 taz archiv]</ref> Seine Erfahrungen als Hausbesetzer verarbeitete er in mehreren Artikeln des ''[[Kursbuch (Zeitschrift)|Kursbuch]]''<ref>[http://docs.google.com/gview?a=v&q=cache:Aeaag2mzlgsJ:germanhistorydocs.ghi-dc.org/pdf/deu/Chapter11Doc12Intro.pdf+Kursbuch+65+Bewegungsstudien&hl=de&gl=de&sig=AFQjCNE-CWTtJpb5YD9XWK6A5Ws2nlP1CQ Von Haus zu Haus - Berliner Bewegungsstudien in Kursbuch 65, Auszug]</ref> und (zusammen mit Michael Sontheimer) in dem Buch ''Potsdamer Straße – Sittenbilder und Geschichten''.<ref>[http://squat.net/archiv/berlin/potse/impressum.html Benny Härlin/Michael Sontheimer: ''Potsdamer Straße – Sittenbilder und Geschichten''. Rotbuch Verlag, Berlin (Auszug)]</ref>
Benedikt Härlin gehörte seit 1977 zu den Herausgebern der Zeitschrift [[Radikal (Zeitschrift)|''radikal'']] und gründete 1978 die „Zeitungskooperative“, einen Zusammenschluss alternativer Zeitschriften in Berlin.<ref>[https://www.nadir.org/nadir/archiv/Medien/Zeitschriften/radikal/20jahre/kap01.html 20 Jahre radikal]</ref> Im selben Jahr beteiligte er sich an der Gründung der [[Alternative Liste für Demokratie und Umweltschutz|Alternativen Liste für Demokratie und Umweltschutz]] und des [[Netzwerk Selbsthilfe|Netzwerks Selbsthilfe]]. Seit 1980 arbeitete er für den Berlin-Teil der ''[[die tageszeitung|Tageszeitung]]''.<ref>[https://taz.de/!523087/ taz archiv]</ref> Seine Erfahrungen als [[Hausbesetzung|Hausbesetzer]]<ref name="rbb">[https://www.usa-canyons.de/ueberuns/rattaykj.htm Dokumentation] des RBB, mit Interview [[Benny Härlin]]s</ref> verarbeitete er in mehreren Artikeln im ''[[Kursbuch (Zeitschrift)|Kursbuch]]''<ref>[https://germanhistorydocs.ghi-dc.org/pdf/deu/Chapter11Doc12Intro.pdf ''Von Haus zu Haus - Berliner Bewegungsstudien'' (Auszug).] (PDF) In: ''Kursbuch'', 65</ref> und (zusammen mit Michael Sontheimer) in dem Buch ''[[Potsdamer Straße]] – Sittenbilder und Geschichten''.<ref>Benny Härlin, Michael Sontheimer: {{Webarchiv|url=http://squat.net/archiv/berlin/potse/impressum.html |wayback=20091201214002 |text=''Potsdamer Straße – Sittenbilder und Geschichten'' (Auszug). |archiv-bot=2022-10-09 21:26:03 InternetArchiveBot }} Rotbuch Verlag, Berlin 1983, ISBN 3-88022-274-6</ref>


Zusammen mit [[Michael Klöckner]] wurde er 1983 als presserechtlich Verantwortlicher der [[radikal (Zeitschrift)|radikal]] festgenommen. Im Prozess 1984 vor dem [[Kammergericht|Berliner Kammergericht]] wurden Härlin als Herausgeber und Klöckner für journalistische und buchhalterische Tätigkeiten bei ''Radikal'' zu Gefängnisstrafen von je zweieinhalb Jahren ohne Bewährung verurteilt. Die Richter erachteten dies als Werbung für eine terroristische Vereinigung sowie Aufforderung zu und [[Billigung von Straftaten]]. Der Prozessverlauf und das Urteil stießen auf öffentliche Kritik und wurde als „gewolltes Exempel“ und „Gefahr für die Pressefreiheit“ bezeichnet. Besonders das Verhalten des Vorsitzenden Richters Dieter Palhoff wurde kritisiert.<ref>[http://wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=13507890&aref=image036/2006/06/13/cq-sp198401001180119.pdf&thumb=false Auf das schärfste]</ref> 1984 nahmen [[Bündnis 90/Die Grünen|die Grünen]] Härlin in ihre Wahlliste zum [[Europäisches Parlament|Europäischen Parlament]] (EP) auf. Im Mai 1984 wurde er gewählt und Abgeordneter in der „Regenbogenfraktion“ (Vorläufer der [[Die Grünen/Europäische Freie Allianz im Europäischen Parlament|Grünen/EFA]]). Durch ihre Wahl ins EP genossen Härlin und Klöckner Immunität und mussten die Haftstrafen nicht antreten. Das Urteil wurde 1990 vom Bundesgerichtshof aufgehoben.<ref name=charles>Daniel Charles: ''Lords of the Harvest: Biotech, Big Money, and the Future of Food''. Basic Books, 2001. ISBN 0738202916. S. 205-208.</ref>
Zusammen mit [[Michael Klöckner]] wurde er am 13. Juni 1983 als [[Presserechtliche Verantwortlichkeit|presserechtlich Verantwortlicher]] der ''[[radikal (Zeitschrift)|radikal]]'' festgenommen. Im Prozess 1984 vor dem [[Kammergericht|Berliner Kammergericht]] wurden Härlin als Herausgeber und Klöckner für journalistische und buchhalterische Tätigkeiten bei ''radikal'' zu Gefängnisstrafen von je zweieinhalb Jahren ohne Bewährung verurteilt. Die Richter erachteten dies als Werbung für eine [[terroristische Vereinigung]] sowie Aufforderung zu und [[Billigung von Straftaten]]. Der Prozessverlauf und das Urteil stießen auf öffentliche Kritik und wurden von Journalistenverbänden als „gewolltes Exempel“ und „Gefahr für die Pressefreiheit“ bezeichnet. Besonders das Verhalten des Vorsitzenden Richters Dieter Palhoff wurde kritisiert.<ref>{{Der Spiegel|ID=13507890|Titel=Auf das schärfste|Jahr=1984|Nr=10}}</ref> 1984 nahmen [[Bündnis 90/Die Grünen|die Grünen]] Härlin in ihre Wahlliste zum [[Europäisches Parlament|Europäischen Parlament]] (EP) auf. Im Mai 1984 wurde er gewählt und Abgeordneter in der „Regenbogenfraktion“ (Vorläufer der Fraktion [[Die Grünen/Europäische Freie Allianz im Europäischen Parlament|Grüne/EFA]]). Durch ihre Wahl ins EP genossen Härlin und Klöckner [[Politische Immunität#Immunität von Abgeordneten|Immunität]] und mussten die Haftstrafen nicht antreten. Das Urteil wurde 1990 vom Bundesgerichtshof aufgehoben.<ref name="charles">Daniel Charles: ''Lords of the Harvest: Biotech, Big Money, and the Future of Food.'' Basic Books, 2001, ISBN 0-7382-0291-6, S.&nbsp;205–208.</ref>


== Gegen Grüne Gentechnik ==
== Gegen Grüne Gentechnik ==
Während eines Aufenthalts in den Vereinigten Staaten begegnete er [[Jeremy Rifkin]], von dem er erstmals über die Grüne Gentechnik hörte. Nach seiner Rückkehr wurde Härlin der lautstärkste Kritiker der Grünen Gentechnik im EP. Er führte parlamentarische Initiativen, um zumindest vorübergehend ein komplettes Verbot der Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen in Europa durchzusetzen, diese scheiterten jedoch.<ref name=charles></ref> 1986 war Härlin einer der Mitbegründer des „Gen-ethischen Netzwerks“.<ref>[http://www.gen-ethisches-netzwerk.de/ gen-ethisches Netzwerk]</ref>
Während eines Aufenthalts in den Vereinigten Staaten begegnete er [[Jeremy Rifkin]], von dem er erstmals etwas über die [[Grüne Gentechnik]] hörte. Nach seiner Rückkehr wurde Härlin der lautstärkste Kritiker der Grünen Gentechnik im Europäischen Parlament. Er führte parlamentarische Initiativen, um zumindest vorübergehend ein komplettes Verbot der Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen in Europa durchzusetzen, diese scheiterten jedoch.<ref name="charles" /> 1986 war Härlin einer der Mitbegründer des „Gen-ethischen Netzwerks“.<ref>[https://www.gen-ethisches-netzwerk.de/ gen-ethisches Netzwerk]</ref>


1990 verließ Härlin das EP und kehrte nach Deutschland zurück. In den 1990er Jahren war er zunächst Mitarbeiter des ''[[Greenpeace-Magazin]]''s, dann Büroleiter für [[Greenpeace]] in Berlin und machte Kampagnenarbeit gegen [[Umweltgift]]e.<ref>[http://wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=8892526&aref=image017/SP1996/012/SP199601200180018.pdf&thumb=false Gift am Bau]</ref> Als 1996 erstmals transgene Pflanzen für den Import nach Europa zugelassen wurden, konzentrierte sich Härlin wieder auf die Gentechnik. Er überzeugte seinen anfangs skeptischen Kollegen bei Greenpeace von der Idee, gegen Gentechnik aktiv zu werden. Seine Vision war es, in der Öffentlichkeit Stimmung gegen Gentechnik und ihre Erzeuger zu machen, um die Technologie zu stoppen. Härlin wurde mit der Leitung der ersten Kampagnen von Greenpeace beauftragt. Als im Herbst 1996 die ersten Schiffslieferungen mit transgenen Pflanzenprodukten im Hamburger Hafen ankamen, wurden sie von Greenpeace-Aktivisten empfangen, die ein Andocken zu verhindern versuchten und Plakate gegen den Import von transgenen Pflanzen ausrollten.<ref name=charles></ref>
1990 verließ Härlin das EU-Parlament und kehrte nach Deutschland zurück. In den 1990er Jahren war er zunächst Mitarbeiter beim ''[[Greenpeace-Magazin]]'', dann Büroleiter für [[Greenpeace]] in Berlin, und machte Kampagnenarbeit gegen [[Umweltgift]]e.<ref>{{Der Spiegel|ID=8892526|Titel=Gift am Bau|Jahr=1996|Nr=12}}</ref> Als 1996 erstmals [[transgene Pflanzen]] für den Import nach Europa zugelassen wurden, konzentrierte sich Härlin wieder auf die Gentechnik. Er überzeugte seine anfangs skeptischen Kollegen bei Greenpeace von der Idee, gegen Gentechnik aktiv zu werden. Seine Vision war es, in der Öffentlichkeit die Stimmung gegen Gentechnik und ihre Erzeuger zu drehen, um die Technologie zu stoppen. Härlin wurde mit der Leitung der ersten Kampagnen von Greenpeace beauftragt. Als im Herbst 1996 die ersten Schiffslieferungen mit Produkten aus transgenen Pflanzen im Hamburger Hafen ankamen, wurden sie von Greenpeace-Aktivisten empfangen, die ein Andocken zu verhindern versuchten und Plakate gegen den Import von „Genpflanzen“ ausrollten.<ref name="charles" />


Härlin war auch am Zustandekommen und der Weiterentwicklung des [[Cartagena-Protokoll]]s für biologische Sicherheit beteiligt.
Härlin war auch am Zustandekommen und der Weiterentwicklung des [[Cartagena-Protokoll]]s für biologische Sicherheit beteiligt.

Seit 2002 arbeitet er für die [[Zukunftsstiftung Landwirtschaft]], ist Initiator der Initiative Save Our Seeds, die sich gegen Gentechnik im Saatgut engagiert, der Aktion [[Golden Bantam]], organisierte den Kongress Planet Diversity und organisiert regelmäßige Treffen der gentechnikfreien Regionen Europas. Er vertrat 2004–2008 die nordamerikanischen und europäischen Nichtregierungsorganisationen im Aufsichtsrat des [[Weltagrarbericht]]s und ist Mitglied der International Commission on the Future of Food.
Seit 2002 arbeitet er für die [[Zukunftsstiftung Landwirtschaft]] und ist Initiator der Initiative Save Our Seeds, die sich gegen Gentechnik im [[Saatgut]] engagiert, und der Aktion [[Golden Bantam]]. Er organisierte den Kongress ''Planet Diversity'' und organisiert regelmäßige Treffen der [[Gentechnikfreie Zone|gentechnikfreien Regionen]] Europas. Er vertrat 2004–2008 die nordamerikanischen und europäischen Nichtregierungsorganisationen im Aufsichtsrat des [[Weltagrarbericht]]s und ist Mitglied der International Commission on the Future of Food.


== Publikationen (Auswahl) ==
== Publikationen (Auswahl) ==
* Hrsg.: Netzwerk Selbsthilfe e.V., Redaktion: Benny Härlin: ''1 Jahr Netzwerk-Selbsthilfe'', Rotation, Belin 1979, ISBN 3-88384-002-5
* Hrsg.: Netzwerk Selbsthilfe e.&nbsp;V., Redaktion: Benny Härlin: ''1 Jahr Netzwerk-Selbsthilfe.'' Rotation, Berlin 1979, ISBN 3-88384-002-5.
* mit [[Michael Sontheimer]]: ''Potsdamer Straße. Sittenbilder und Geschichten'', Rotbuch Verlag, Berlin 1983, ISBN 3-88022-274-6
* mit [[Michael Sontheimer]]: ''Potsdamer Straße. Sittenbilder und Geschichten.'' Rotbuch Verlag, Berlin 1983, ISBN 3-88022-274-6.
* Friedliche Koexistenz? Landwirtschaft mit oder ohne Gentechnik, in: ''Genopoly: das Wagnis grüne Gentechnik'', Ökom, Ges. für Ökologische Kommunikation, 2003, ISBN 3-93658-105-3, ISBN 978-3-93658-105-8 (Band 81-82 von Politische Ökologie), Seite 81-86
* ''Friedliche Koexistenz? Landwirtschaft mit oder ohne Gentechnik''. In: ''Genopoly: Das Wagnis Grüne Gentechnik.'' [[Oekom-Verlag|Ökom]], München 2003, ISBN 3-936581-05-3 (Band 81–82 von [[Politische Ökologie (Zeitschrift)|Politische Ökologie]]), S.&nbsp;81–86.

== Filme ==

* [[Bauer unser]] – Dokumentarfilm, Österreich 2016 – Regie: [[Robert Schabus]]


== Einzelnachweise ==
<references />
== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{commonscat}}
{{PND|124572391}} (Benedikt Härlin)
* {{DNB-Portal|124572391}}
{{PND|109063325}} (Benny Härlin)
* {{MdEP|1642}}
* {{MdEP|1642}}
* [http://blogs.taz.de/saveourseeds/bio/ Save Our Seeds] – Blog von Benedikt Härlin
* [https://www.saveourseeds.org/ Save Our Seeds] – Blog von Benedikt Härlin

== Einzelnachweise ==
<references />


{{Normdaten|PND=124572391|LCCN=n/85/41259|VIAF=32933641}}
{{Normdaten|TYP=p|GND=124572391|LCCN=n/85/41259|VIAF=32933641}}


{{SORTIERUNG:Harlin, Benedikt}}
{{SORTIERUNG:Harlin, Benedikt}}
[[Kategorie:MdEP für Deutschland]]
[[Kategorie:Mitglied des Europäischen Parlaments für Deutschland]]
[[Kategorie:Journalist]]
[[Kategorie:Journalist (Deutschland)]]
[[Kategorie:Person (Greenpeace)]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1957]]
[[Kategorie:Geboren 1957]]
Zeile 40:Zeile 47:
|NAME=Härlin, Benedikt
|NAME=Härlin, Benedikt
|ALTERNATIVNAMEN=Härlin, Benny; Haerlin, Benedikt
|ALTERNATIVNAMEN=Härlin, Benny; Haerlin, Benedikt
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Journalist und Politiker, MdEP
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Journalist und Politiker (Grüne), MdEP
|GEBURTSDATUM=1. Januar 1957
|GEBURTSDATUM=1. Januar 1957
|GEBURTSORT=[[Stuttgart]]
|GEBURTSORT=[[Stuttgart]]

Aktuelle Version vom 29. Februar 2024, 18:58 Uhr

Benedikt Härlin, 2023

Benedikt Härlin (auch Benny Härlin, * 1. Januar 1957 in Stuttgart) ist ein deutscher Journalist und ehemaliger Politiker (Grüne), Sohn des Journalisten Peter Härlin.

Berlin und Europaparlament

Benedikt Härlin gehörte seit 1977 zu den Herausgebern der Zeitschrift radikal und gründete 1978 die „Zeitungskooperative“, einen Zusammenschluss alternativer Zeitschriften in Berlin.[1] Im selben Jahr beteiligte er sich an der Gründung der Alternativen Liste für Demokratie und Umweltschutz und des Netzwerks Selbsthilfe. Seit 1980 arbeitete er für den Berlin-Teil der Tageszeitung.[2] Seine Erfahrungen als Hausbesetzer[3] verarbeitete er in mehreren Artikeln im Kursbuch[4] und (zusammen mit Michael Sontheimer) in dem Buch Potsdamer Straße – Sittenbilder und Geschichten.[5]

Zusammen mit Michael Klöckner wurde er am 13. Juni 1983 als presserechtlich Verantwortlicher der radikal festgenommen. Im Prozess 1984 vor dem Berliner Kammergericht wurden Härlin als Herausgeber und Klöckner für journalistische und buchhalterische Tätigkeiten bei radikal zu Gefängnisstrafen von je zweieinhalb Jahren ohne Bewährung verurteilt. Die Richter erachteten dies als Werbung für eine terroristische Vereinigung sowie Aufforderung zu und Billigung von Straftaten. Der Prozessverlauf und das Urteil stießen auf öffentliche Kritik und wurden von Journalistenverbänden als „gewolltes Exempel“ und „Gefahr für die Pressefreiheit“ bezeichnet. Besonders das Verhalten des Vorsitzenden Richters Dieter Palhoff wurde kritisiert.[6] 1984 nahmen die Grünen Härlin in ihre Wahlliste zum Europäischen Parlament (EP) auf. Im Mai 1984 wurde er gewählt und Abgeordneter in der „Regenbogenfraktion“ (Vorläufer der Fraktion Grüne/EFA). Durch ihre Wahl ins EP genossen Härlin und Klöckner Immunität und mussten die Haftstrafen nicht antreten. Das Urteil wurde 1990 vom Bundesgerichtshof aufgehoben.[7]

Gegen Grüne Gentechnik

Während eines Aufenthalts in den Vereinigten Staaten begegnete er Jeremy Rifkin, von dem er erstmals etwas über die Grüne Gentechnik hörte. Nach seiner Rückkehr wurde Härlin der lautstärkste Kritiker der Grünen Gentechnik im Europäischen Parlament. Er führte parlamentarische Initiativen, um zumindest vorübergehend ein komplettes Verbot der Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen in Europa durchzusetzen, diese scheiterten jedoch.[7] 1986 war Härlin einer der Mitbegründer des „Gen-ethischen Netzwerks“.[8]

1990 verließ Härlin das EU-Parlament und kehrte nach Deutschland zurück. In den 1990er Jahren war er zunächst Mitarbeiter beim Greenpeace-Magazin, dann Büroleiter für Greenpeace in Berlin, und machte Kampagnenarbeit gegen Umweltgifte.[9] Als 1996 erstmals transgene Pflanzen für den Import nach Europa zugelassen wurden, konzentrierte sich Härlin wieder auf die Gentechnik. Er überzeugte seine anfangs skeptischen Kollegen bei Greenpeace von der Idee, gegen Gentechnik aktiv zu werden. Seine Vision war es, in der Öffentlichkeit die Stimmung gegen Gentechnik und ihre Erzeuger zu drehen, um die Technologie zu stoppen. Härlin wurde mit der Leitung der ersten Kampagnen von Greenpeace beauftragt. Als im Herbst 1996 die ersten Schiffslieferungen mit Produkten aus transgenen Pflanzen im Hamburger Hafen ankamen, wurden sie von Greenpeace-Aktivisten empfangen, die ein Andocken zu verhindern versuchten und Plakate gegen den Import von „Genpflanzen“ ausrollten.[7]

Härlin war auch am Zustandekommen und der Weiterentwicklung des Cartagena-Protokolls für biologische Sicherheit beteiligt.

Seit 2002 arbeitet er für die Zukunftsstiftung Landwirtschaft und ist Initiator der Initiative Save Our Seeds, die sich gegen Gentechnik im Saatgut engagiert, und der Aktion Golden Bantam. Er organisierte den Kongress Planet Diversity und organisiert regelmäßige Treffen der gentechnikfreien Regionen Europas. Er vertrat 2004–2008 die nordamerikanischen und europäischen Nichtregierungsorganisationen im Aufsichtsrat des Weltagrarberichts und ist Mitglied der International Commission on the Future of Food.

Publikationen (Auswahl)

Filme

Commons: Benedikt Härlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 20 Jahre radikal
  2. taz archiv
  3. Dokumentation des RBB, mit Interview Benny Härlins
  4. Von Haus zu Haus - Berliner Bewegungsstudien (Auszug). (PDF) In: Kursbuch, 65
  5. Benny Härlin, Michael Sontheimer: Potsdamer Straße – Sittenbilder und Geschichten (Auszug). (Memento des Originals vom 1. Dezember 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/squat.net Rotbuch Verlag, Berlin 1983, ISBN 3-88022-274-6
  6. Auf das schärfste. In: Der Spiegel. Nr. 10, 1984 (online).
  7. a b c Daniel Charles: Lords of the Harvest: Biotech, Big Money, and the Future of Food. Basic Books, 2001, ISBN 0-7382-0291-6, S. 205–208.
  8. gen-ethisches Netzwerk
  9. Gift am Bau. In: Der Spiegel. Nr. 12, 1996 (online).