„Abchasen“ – Versionsunterschied

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1917 löste sich das [[Russisches Kaiserreich]] in Folge der [[Februarrevolution 1917|Februarrevolution]] und der [[Oktoberrevolution]] auf. Im Kaukasus entstanden einige unabhängige Staaten, darunter 1918 die [[Demokratische Republik Georgien]]. In Abchasien entstanden einige politische Einrichtungen, darunter ein gewählter Abchasischer Nationalrat aus angesehenen Abchasen, meistens Adeligen. Ein Teil des abchasischen Volkes befürwortete, dass Abchasien ein Bestandteil des georgischen Staates werde, manchmal wurde das als „mit Georgien vereinigen“ bezeichnet; ein zweiter Teil wollte aber mit der nordkaukasischen [[Autonome Union der Bergvölker|Autonomen Union der Bergvölker]] zusammengehen, eine Union der Nationalräte der Völker [[Nordkaukasien]]s. Im Mai 1917 verkündete die sozialdemokatische Regierung für [[Transkaukasien]] [[Transkaukasische_Föderation#Etablierung|OSAKOM]] eine [[Bodenreform]] zugunsten kleiner Bauern.<ref>[[Wolfdieter Bihl]]: ''Die Kaukasuspolitik der Mittelmächte.'' Bd. II Wien 1992, S. 275</ref> Daraufhin erklärte der Abchasische Nationalrat, in denen viele landbesitzenden Fürsten saßen, den Beitritt zur Autonomen Union der Bergvölker. Nach der Machtübernahme der kommunistischen [[Bolschewiki]] in Russland wurde die Autonome Union der Bergvölker schon im Januar 1918 von der [[Rote Armee|Roten Armee]] erobert. Eine Minderheit der nordkaukasischen und abchasischen Nationalbewegung verbündete sich mit den Bolschewiki, die im Gegensatz zur [[Weiße Armee|Weißen Armee]] den Minderheiten weitgehende Versprechungen auf innere Selbstbestimmung machten. Der Abchasische Nationalrat nahm dagegen Verhandlungen mit Georgien auf. Schließlich wurde am 9. Februar 1918 die Idee des vereinigten Staates von Georgien realisiert und Abchasien bekam einen autonomen Status in der Demokratischen Republik Georgien.<ref name="PDF1"/>
1917 löste sich das [[Russisches Kaiserreich]] in Folge der [[Februarrevolution 1917|Februarrevolution]] und der [[Oktoberrevolution]] auf. Im Kaukasus entstanden einige unabhängige Staaten, darunter 1918 die [[Demokratische Republik Georgien]]. In Abchasien entstanden einige politische Einrichtungen, darunter ein gewählter Abchasischer Nationalrat aus angesehenen Abchasen, meistens Adeligen. Ein Teil des abchasischen Volkes befürwortete, dass Abchasien ein Bestandteil des georgischen Staates werde, manchmal wurde das als „mit Georgien vereinigen“ bezeichnet; ein zweiter Teil wollte aber mit der nordkaukasischen [[Autonome Union der Bergvölker|Autonomen Union der Bergvölker]] zusammengehen, eine Union der Nationalräte der Völker [[Nordkaukasien]]s. Im Mai 1917 verkündete die sozialdemokratische Regierung für [[Transkaukasien]] [[Transkaukasische_Föderation#Etablierung|OSAKOM]] eine [[Bodenreform]] zugunsten kleiner Bauern.<ref>[[Wolfdieter Bihl]]: ''Die Kaukasuspolitik der Mittelmächte.'' Bd. II Wien 1992, S. 275</ref> Daraufhin erklärte der Abchasische Nationalrat, in denen viele landbesitzenden Fürsten saßen, den Beitritt zur Autonomen Union der Bergvölker. Nach der Machtübernahme der kommunistischen [[Bolschewiki]] in Russland wurde die Autonome Union der Bergvölker schon im Januar 1918 von der [[Rote Armee|Roten Armee]] erobert. Eine Minderheit der nordkaukasischen und abchasischen Nationalbewegung verbündete sich mit den Bolschewiki, die im Gegensatz zur [[Weiße Armee|Weißen Armee]] den Minderheiten weitgehende Versprechungen auf innere Selbstbestimmung machten. Der Abchasische Nationalrat nahm dagegen Verhandlungen mit Georgien auf. Schließlich wurde am 9. Februar 1918 die Idee des vereinigten Staates von Georgien realisiert und Abchasien bekam einen autonomen Status in der Demokratischen Republik Georgien.<ref name="PDF1"/>


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Die georgisch-abchasische politische Auseinandersetzung erreichte ihren Höhepunkt schon in 1980er Jahren. Seit der Schwächung der sowjetischen Regierung begannen die Abchasen nationale politische Bewegungen zu bilden; sie forderten wieder die Unabhängigkeit Abchasiens im Namen des Abchasischen Volkes. Die politische Auseinandersetzungen wurde zu einem ethnische Konflikt, dem in den Jahren 1992 und 1993 der [[Krieg in Abchasien]] folgte. Durch den Krieg wurden 4.040 Abchasen (davon 1.820 Zivilisten) und 9.000 Georgier getötet. Dem Krieg folgte die ethnische Säuberungen von Georgiern und Vetreibungen aus Abchasien.<ref>[[Human Rights Watch]]: ''[http://www.hrw.org/reports/pdfs/g/georgia/georgia953.pdf GEORGIA/ABKHAZIA: VIOLATIONS OF THE LAWS OF WAR AND RUSSIA'S ROLE IN THE CONFLICT]''</ref> Ein Teil der Flüchtlinge waren auch Abchasen. Das verursachte einen Rückgang Bevölkerung Abchasiens und eine Änderung der ethnischen Verteilung. Am 1. Januar 1992 wohnten in Abchasien 535.061 Menschen, 1997 aber nur 145.586. Bis zum Krieg war der Anteil der Georgier 45,76 % (244,872 Menschen), der Abchasen 17,73 % (94.767 Menschen). Durch die ethnische Säuberung wurde der Anteil an Abchasen bis 36,98 % erhöht, die Anzahl sank aber zeitweilig auf 53.993 Menschen.<ref>[http://abkhazia.gov.ge/index.php?lang_id=ENG&sec_id=42 Demographic situation in Abkhazia]</ref><ref>[http://interesting.ge/2012/04/აფხაზეთის-ისტორია/#axzz25n5NlYd6 Interesting.ge, Geschichte Abchasiens]</ref>
Die georgisch-abchasische politische Auseinandersetzung erreichte ihren Höhepunkt schon in 1980er Jahren. Seit der Schwächung der sowjetischen Regierung begannen die Abchasen nationale politische Bewegungen zu bilden; sie forderten wieder die Unabhängigkeit Abchasiens im Namen des Abchasischen Volkes. Die politische Auseinandersetzungen wurde zu einem ethnische Konflikt, dem in den Jahren 1992 und 1993 der [[Krieg in Abchasien]] folgte. Durch den Krieg wurden 4.040 Abchasen (davon 1.820 Zivilisten) und 9.000 Georgier getötet. Dem Krieg folgte die ethnische Säuberungen von Georgiern und Vertreibungen aus Abchasien.<ref>[[Human Rights Watch]]: ''[http://www.hrw.org/reports/pdfs/g/georgia/georgia953.pdf GEORGIA/ABKHAZIA: VIOLATIONS OF THE LAWS OF WAR AND RUSSIA'S ROLE IN THE CONFLICT]''</ref> Ein Teil der Flüchtlinge waren auch Abchasen. Das verursachte einen Rückgang Bevölkerung Abchasiens und eine Änderung der ethnischen Verteilung. Am 1. Januar 1992 wohnten in Abchasien 535.061 Menschen, 1997 aber nur 145.586. Bis zum Krieg war der Anteil der Georgier 45,76 % (244,872 Menschen), der Abchasen 17,73 % (94.767 Menschen). Durch die ethnische Säuberung wurde der Anteil an Abchasen bis 36,98 % erhöht, die Anzahl sank aber zeitweilig auf 53.993 Menschen.<ref>[http://abkhazia.gov.ge/index.php?lang_id=ENG&sec_id=42 Demographic situation in Abkhazia]</ref><ref>[http://interesting.ge/2012/04/აფხაზეთის-ისტორია/#axzz25n5NlYd6 Interesting.ge, Geschichte Abchasiens]</ref>


Die Exilregierung der international anerkannten Autonomen Republik Abchasien meint, dass die Abchasen, die während des Krieges aus Abchasien flüchteten, wie andere Flüchtlinge, keine Möglichkeit hätten, in die Heimat zurückzukehren, weil sie den Separatisten nationale Verräter gelten. Als Ursache der Verminderung der Abchasen in Abchasien wurde von der autonomen Regierung eine Abwanderung genannt, die durch schwierige Wohnverhältnisse und Kriminalität im derzeitigen Abchasien verursacht sei.
Die Exilregierung der international anerkannten Autonomen Republik Abchasien meint, dass die Abchasen, die während des Krieges aus Abchasien flüchteten, wie andere Flüchtlinge, keine Möglichkeit hätten, in die Heimat zurückzukehren, weil sie den Separatisten nationale Verräter gelten. Als Ursache der Verminderung der Abchasen in Abchasien wurde von der autonomen Regierung eine Abwanderung genannt, die durch schwierige Wohnverhältnisse und Kriminalität im derzeitigen Abchasien verursacht sei.


Nach 1990er Jahren kehrten wenige Abchasen aus dem Ausland nach der Heimat zurück, blieben aber meist nicht lange in Abchasien. Der Kaukasiologe Mamuka Areschidse schreibt, dass eine kleine Gruppe Abchasen aus der Türkei schon am abchasisch-georgischen Krieg teilnahm.<ref>[http://www.for.ge/view.php?for_id=11034&f_cat=3&a_title=%60sad+brundebian+muhajirebi Wohin kehren Muhadschiren zuruck, 2012-04-20.]</ref> Nach dem Krieg kehrten auch aus der [[Türkei]] und [[Syrien]] wenige Nachkommen von [[Muhadschir]]en nach Abchasien zurück, ihr großes Teil verließ aber Abchasien bald.<ref>[http://saqinform.ge/index.php?option=com_content&view=article&id=9468:2012-03-23-08-11-47&catid=100:sazogadoeba&Itemid=396#axzz25qvOUS3v Die Muhadschiren kehren aus Syrien zurück, 23 März, 2012.]</ref><ref>[http://24saati.ge/index.php/category/news/2012-01-24/24369 "სხვისი ჭირით" მოსარგებლე მარიონეტები, 24 საათი, 24.01.12.]</ref>
Nach 1990er Jahren kehrten wenige Abchasen aus dem Ausland in die Heimat zurück, blieben aber meist nicht lange in Abchasien. Der Kaukasiologe Mamuka Areschidse schreibt, dass eine kleine Gruppe Abchasen aus der Türkei schon am abchasisch-georgischen Krieg teilnahm.<ref>[http://www.for.ge/view.php?for_id=11034&f_cat=3&a_title=%60sad+brundebian+muhajirebi Wohin kehren Muhadschiren zuruck, 2012-04-20.]</ref> Nach dem Krieg kehrten auch aus der [[Türkei]] und [[Syrien]] wenige Nachkommen von [[Muhadschir]]en nach Abchasien zurück, ihr großes Teil verließ aber Abchasien bald.<ref>[http://saqinform.ge/index.php?option=com_content&view=article&id=9468:2012-03-23-08-11-47&catid=100:sazogadoeba&Itemid=396#axzz25qvOUS3v Die Muhadschiren kehren aus Syrien zurück, 23 März, 2012.]</ref><ref>[http://24saati.ge/index.php/category/news/2012-01-24/24369 "სხვისი ჭირით" მოსარგებლე მარიონეტები, 24 საათი, 24.01.12.]</ref>


Nach der georgischen Volkszählung im Jahre 2002 wohnten in [[Georgien]] außer Abchasien (georgische Volkszählung konnten in Abchasien nur im [[Kodori-Tal]] stattfinden) 3.527 Abchasen.<ref name="Georgian Genealogy"/> Nach der Volkszählung der separatischen Regierung wohnten 2003 in Abchasien 94.500 Abchasen.<ref>Ю. Б.Коряков, Атлас кавказских языков. Москва, 2006, S. 24.</ref>
Nach der georgischen Volkszählung im Jahre 2002 wohnten in [[Georgien]] außer Abchasien (georgische Volkszählung konnten in Abchasien nur im [[Kodori-Tal]] stattfinden) 3.527 Abchasen.<ref name="Georgian Genealogy"/> Nach der Volkszählung der separatischen Regierung wohnten 2003 in Abchasien 94.500 Abchasen.<ref>Ю. Б.Коряков, Атлас кавказских языков. Москва, 2006, S. 24.</ref>

Version vom 9. September 2012, 11:03 Uhr

Verteilung der Abchasen in Abchasien und der Region.

Die Abchasen (abchasisch аҧсуаа; georgisch აფხაზები, ɑpʰχɑzɛbɪ) sind eine Volksgruppe im Kaukasus. Sie leben weit überwiegend im Nordwesten Georgiens in der Autonomen Republik Abchasien. Die Abchasen sprechen die abchasische Sprache. Im Jahre 1989 lebten in der Georgischen SSR 95.900 Abchasen, davon 93.300 in der damaligen Abchasischen ASSR, in der ganzen Sowjetunion 105.000. Nach der im Jahre 2003 von der De-facto-Regierung Abchasiens durchgeführten Volkszählung leben in Abchasien 94.500 Abchasen.[1] Außer in Georgien leben sie auch im Nahen Osten, (Türkei, Syrien, Jordanien), in europäischen Ländern und in den USA. In der Diaspora werden Abchasen und verwandte Abasinen als eine Nation angesehen. Ihre gemeinsame Anzahl beträgt in den oben genannten Ländern rund 400.000 Menschen.[2]

Die Abchasen sind sprachlich und kulturell mit den nordkaukasischen Tscherkessen und den Ubychen verwandt. Dagegen haben die Abchasen kulturell und in ihrem Aussehen mehr Ähnlichkeit mit Georgiern, als mit nordkaukasischen Stämmen. Das jahrhundertelange gemeinsame Leben beider Völker wirkte sich auch auf die Sprache der Abchasen aus.[2] Die Selbstbenennung der Abchasen ist „apsua“ (аҧсуа). In den meisten Sprachen der Welt wurde das Begriff „Abchas“ oder „Apchas“ aus dem georgischen Wort „Apchasi“ (აფხაზი) entwickelt. Auf Türkisch und einigen Nordkaukasischen Sprachen werden Abchasen als „Abasen“ bezeichnet.[2]

Sprache

Die Muttersprache der Abchasen ist die Abchasische Sprache, die zur Nordwestkaukasischen oder Abchasisch-Adyg(e)ischen Sprachfamilie gehört. Abchasisch teilt sich in zwei Dialekte: Bsipisch und Abschuisch. Sie unterscheiden sich hauptsächlich in der Phonetik. Der abschuische Dialekt wurde der abchasischen Standardsprache zugrundegelegt, die vor allem in Sochumi und im südwestlichen Abchasien gesprochen wird.[2]

Die abchasische Sprache ist mit der abasinischen verwandt, die von den Abasinen im Nordkaukasus (Karatschai-Tscherkessien) gesprochen wird. Diese zwei Sprachen sind miteinander eng verbunden und bilden eine Untergruppe der (nordwestkaukasischen) abchaso-adygeischen Sprachfamilie. Sie unterscheiden sich in der Lexik und Phonetik nur wenig, so dass die Unterteilung beider Sprachen eher auf die verschiedenen Sprachräume zurückzuführen ist.[3]

Im Mittelalter war in Abchasien Georgisch als Schriftsprache sowohl unter ethnischen Georgiern, als auch Abchasen vorherrschend. Nur in der Kirche galt Griechisch bis zum 9. Jahrhundert als offizielle Sprache für religiösen Zwecke. Seit dem 9. Jahrhundert wurde die griechische Sprache auch in der Kirche durch Georgisch ersetzt[4], weil sich damals die orthodoxe Eparchie des Königreiches Egrissi-Abchasien der Georgisch-Orthodoxen Kirche angeschlossen hatte. Die große Verbreitung der georgischen Sprache wird durch die große Anzahl mittelalterlicher hagiografischer und hymnografischer Werke in Abchasien bezeugt, die auf Georgisch verfasst wurden. Seit dem 9. Jahrhundert gibt es in Abchasien nur noch georgischsprachige Schriften.[5]

In der georgischen Chronik „Das Leben Kartlis“ gibt es eine etymologische Erklärung des Beinamens des georgischen Königs Giorgi IV. Lascha. Danach bedeutet „Lascha“ in der Sprache der Apsaren „der Strahlende“.[6] Heute wird oft diese Sprache der Apsaren mit dem Abchasischen identifiziert; der Grund ist sowohl die phonetische Ähnlichkeit der Wörter Apsar und Apsua, als auch die Tatsache, dass im heutigen Abchasischen das Wort alascha „das Licht“ bedeutet. Ob die Sprache der Apsaren damals im heutigen Abchasien oder im Nordkaukasus gesprochen wurde, ist umstritten. Einige Historiker, meist in Georgien, vertreten die Theorie, dass sie nach der Umsiedlung adygeisch-abchasischer Stämme ins heutige Abchasien im 17. bis 18. Jahrhundert verbreitet wurde.[7]

In einem 1895 veröffentlichten russischen Nachschlagebuch, in dem die Bewohner des Russischen Kaiserreichs beschrieben sind, wird über Abchasen gesagt, dass sozial hochgestellte Menschen Georgisch sprechen und andere in einem besonderen Dialekt (russisch на особом наречии), womit vermutlich die heutige abchasische Sprache gemeint ist.[8]

Geschichte

Frühe Geschichte

Die ältesten Siedlungen im Gebiet des heutigen Abchasien stammen aus der frühen Steinzeit, sind etwa 400.000 Jahre alt und gehören zum Acheuléen. Seit dem 5.-4. Jahrtausend v. Chr. beginnt die Bevölkerung mit der Metallverarbeitung. Die ersten in Abchasien gefundenen Erzeugnisse aus Bronze werden auf das 3. Jahrtausend v. Chr. datiert.[2]

Die ethnische Herkunft der Stämme, die bis zum 2. Jahrtausend v. Chr. auf dem Gebiet des heutigen Abchasiens und auch anderer Regionen des westlichen Georgiens wohnten, ist heute unklar. Nach den meisten Forschern ist es für diese Zeit nicht möglich, von einer bestimmten Ethnie zu reden. Nach archäologischen Funden seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. bis zur Antike wird davon ausgegangen, dass Westgeorgien in diesem Zeitraum von protokartwelischen Stämmen der Kolchis-Kultur besiedelt war, die sich in mehrere Subgruppen aufteilen.[9] Die protokartwelische Bevölkerung ist bis zur Antike auf diesem Gebiet bezeugt. Die etymologische Herkunft des Namens von Sochumi geht auf den alten Namen der Stadt „Zchumi“ (georgisch ცხუმი) zurück und stammt aus der swanischen Sprache und bedeutet „Hainbuchen“.[10]

Überlieferungen über die Bevölkerung Abchasiens bis in die Antike sind bei mehreren griechischen Autoren erhalten, darunter Hekataios von Milet, Herodot, Skylax, Strabon. Aus diesen Quellen wird deutlich, dass von den Kolchern das heutige westgeorgische Gebiet bis zur Stadt Dioskuria (heute Sochumi) besiedelt war; nördlich von Dioskuria werden neben Kolchern auch andere Stämme, wie die Kerketen und Koraxen genannt. Diese Stämme werden manchmal als subethnische Gruppen der Kolcher, manchmal auch als unabhängige Ethnien bezeichnet, die zur Kolchis-Kultur gehörten.[7]

Bei Claudius Ptolemäus und Flavius Arrianus wird im 2. Jahrhundert n. Chr. in der Nähe der heutigen Stadt Tuapse ein geografisches Gebiet mit dem Namen „Altes Lasika“ erwähnt. Einige georgische und abchasische Wissenschaftler gehen davon aus, dass dieser Name ein Hinweis auf kolchische Bevölkerung in diesem nördlicheren Gebiet bereits zu dieser Zeit sein muss.[11][12][13][14][15][16]

Antike

In der Frühantike gehörte das heutige abchasische Gebiet zu Kolchis (6. Jahrhundert v. Chr. bis 1. Jahrhundert n. Chr.). Die ethnische Zugehörigkeit der Bevölkerung nordwestlich von Dioskuria ist für diese Zeit umstritten. In den nördlichen Regionen von Kolchis wohnten Swanen, die auch bis Dioskuria verbreitet waren.[17]

In Chroniken zu Beginn unserer Zeitrechnung werden die Stämme der Abasgen, Apsilen, Missimianer und Sanigen erwähnt. Die Missimianer und Sanigen werden heute als kartwelische Stämme swanischer Sprache bezeichnet[18][19][20]. Die Sprache und Herkunft der Abasgen und Apsilen ist unklar. Auch ist umstritten, seit wann diese zwei Stämme in diesem Gebiet wohnen. Es gibt die Ansicht, dass sie schon seit früher Zeit hier siedelten, in den Quellen anfangs aber nicht erwähnt wurden, weil sie zur gemeinsamen Kolchis-Kultur gehörten. Einer anderen Theorie nach wanderten die Apsilen und Abasgen zum Beginn unserer Zeitrechnung vom Nordkaukasus ein.[21] Es gibt außerdem unterschiedliche Überlegungen über die sprachlich-ethnische Herkunft dieser Stämme. Die meisten Forscher gehen davon aus, dass beide abchasisch-adygische Stämme und die unmittelbaren Vorfahren des abchasischen Volkes waren. Diese Meinung wurde von mehreren georgischen Historikern und Sprachwissenschaftlern, wie Nikolos Marr, Iwane Dschawachischwili, Simon Dschanaschia, Nikolos Berdsenischwili, Giorgi Melikischwili und anderen vertreten. Nur wenige Wissenschaftler meinen, dass die Abasgen und Apsilen kartwelische Stämme waren und die heutigen Abchasen sich aus im 17. Jahrhundert angesiedelten adygisch-abchasischen Stämmen formierten.[2] Die georgische Historikerin Meri Inadse lenkt die Aufmerksamkeit auf die von Plinius erwähnten Völker der „Abzoe“, die im Nordkaukasus wohnten und stellte die Hypothese auf, diese Völker könnte man auch mit den Abchasen verbinden.[22] Es gibt auch die Annahme, dass die in syrischen Quellen benannten Stämme von „Abeschla“, die im gebirgigen Kleinasien siedelten, in der Antike Vorfahren der Abchasen gewesen sein könnten, später wanderte aber ein wichtiger Teil dieser Bevölkerung nach Norden.[7]

Die in griechischen Quellen erwähnten Apsilen oder Apsilia entsprechen den in mittelalterlichen georgischen Quellen benannten „Apschili“ und „Apschileti“; „Abasg“ ist eine griechische Variante für das georgischen Wort „Apchasi“[23], der heutige griechische Name der Abchasen ist Vorlage:ELSneu=Abasgoi.

Nach dem Untergang des Königreiches Kolchis entstanden einige politisch vom Römischen Reich abhängige Fürstentümer. Darunter waren nach Arrian auch Abasgien und Apsilien. Seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. vereinte sich Westgeorgien unter dem Namen Lasika, zu dem auch Apsilien (Apschileti) gehörte (bis zum Fluss Kodori); nordwestlich vom Kodori befand sich Abasgien (Apchaseti), die Vasallen von Lasika waren.[24]

6. bis 8. Jahrhundert

Seit dem Beginn des Mittelalters wurde das Königreich Lasika geschwächt und musste die Oberhoheit des Oströmischen Reiches anerkennen. Der große Einfluss von Byzanz auf Lasika und seine Vasallen (Abasgen, Apsilen) begünstigte die Festigung des Christentums in dieser Region. Nach byzantinischen Quellen waren die Abasgen und Apsilen seit dem 6. Jahrhundert Christen, hatten aber heidnische Traditionen erhalten, wie die Vergöttlichung einiger Bäume.[2] Unter den Vasallen von Lasika hatten die Abasgen die stärkste Identität, sie hatten auch eigene Könige und Fürsten. Im 6. Jahrhundert verlor Lasika den Einfluss auf Abasgien, das sich von Lasika abtrennte und sich dem Byzantinischen Reich unterstellte.[25] Seit dieser Zeit erstarkte Abasgien und expandierte aus den Grenzen des alten Abasgiens auch auf die Gebiete der Apsilen, Missimianer und Sanigen. Durch diese Expansion erweiterte sich die Bedeutung des griechischen Wortes „Abasg“ und des entsprechenden georgischen „Apchasi“ auf das Gebiet des gesamten heutigen Abchasiens. Unter byzantinischer Vorherrschaft entstand ein neuer Staat, das Fürstentum Abasgien, in dem im 7. bis 8. Jahrhundert die Konsolidierung der Stämme geschah. Im 8. Jahrhundert enden griechische Quellenerwähnungen der kleineren Stämme, wie der Apsilen, Sanigen und Missimianer, und es werden nur noch die Abasgen bzw. Apchasi erwähnt.

Im 8. Jahrhundert war die Formierung Abchasiens als feudales Fürstentum abgeschlossen, hauptsächlich aus den beiden vermutlich adygisch-abchasischen Stämmen der Abasgen und Apsilen, teilweise aber auch den kartwelischen der Sanigen und Missimianern. Sie bildeten den Ursprung des abchasischen Volkes, später schlossen sich ihnen aber auch andere angesiedelten Stämme an.[26]

Seit dem 7. und 8. Jahrhundert begann die hegemoniale Ausbreitung des Fürstentums Abasgien in ganz Westgeorgien. Dabei pflegten die abchasische Fürsten Kontakte mit dem östlichen Georgien. 736 besiegte bei Anakopia (in der nähe des heutigen Achali Atoni) das gemeinsames Heer der Abchasen und Georgier aus Ostgeorgien die Araber, die nach dieser Niederlage ihren Einfluss auf große Teile Georgiens verloren.[2]

9. bis 10. Jahrhundert

Bagrat III. Bagrationi, der Sohn Gurgens von Kartlien und der abchasischen Königstochter Guranducht, der erste König des vereinigten Königreichs Georgien

In den 780er Jahren vereinigten sich Egrissi, die Reste Lasikas, und das Fürstentum Abchasien[27] und bildeten den neuen Staat Egrissi-Abchasien, oft auch nur Königreich Abchasien genannt. Nach georgischen Quellen ließ der letzte Vertreter der Dynastie von Egrissi, Artschil, seine Nichte als Erbin Egrissis mit dem abchasischen Fürsten Lewan (später Lewan II./Leon II.) verheiraten. Dadurch erbte Lewan auch den Thron von Egrissi.[28] Nach dieser Vereinigung bezeichnete der Name Abchasien ganz Westgeorgien und als Abchasen wurden manchmal alle Einwohner des Königreiches Egrissi-Abchasien, darunter ethnische Georgier, bezeichnet. Lewan löste sich von der byzantinischen Vorherrschaft, erklärte sich zum unabhängigen König und zog in die neue Hauptstadt Kutaissi.[29]

Im 9.-10. Jahrhundert spaltete sich die orthodoxe Eparchie des Königreiches Egrissi-Abchasien von der Kirche von Konstantinopel ab und schloss sich der Georgisch-Orthodoxen Apostelkirche an. Nach Meinung des Historikers Pawle Ingoroqwa war das Ziel dieser kirchlichen Reform die Verbreitung der georgischen Sprache und Schrifttums in Abchasien und eine Annäherung Egrissi-Abchasiens an die übrigen georgischen Staaten.[30] Seit dieser Zeit war Georgisch die einzige kirchliche Sprache in Abchasien, auch die meistgeschriebene und vermutlich meistverbreitete Alltagssprache in Abchasien.[31]

Die ethnische Zugehörigkeit der Fürsten und Könige von Abchasien aus der Dynastie Antschabadse ist umstritten. Einige Forscher sehen sie als Abchasen, andere als Georgier. Da Abchasien früher byzantinischer Vasall war, nehmen einige auch eine griechische Abstammung an. Die Historikerin Mariam Lortkipanidse sieht diese Frage als unwichtig und hypothetisch an; wichtiger ist, dass Abchasien religiös, schriftsprachlich, kulturell und politisch ein georgischer Staat war und die Könige nach diesen Maßstäben georgisch waren.[7]

Die Mehrheit der Bevölkerung des Königreiches Abchasien waren kartwelsprachige Georgier. Die eigentlichen Abchasen bildeten nur eine Minderheit im nordwestlichen Teil des Staates. Daneben wird in einigen armenischen Quellen aus dem 10.-11. Jahrhundert das Königreich Abchasien und seine Bevölkerung mit dem Namen Egrissi und Egrissier erwähnt.[32] Die eigentlichen Abchasen spielten also in der allmählichen Formierung des vereinigten Georgiens eine wichtige Rolle.[2]

978 erhielt Bagrat III. Bagrationi (deutsch auch: Bagrat III. der Bagratide) aus der Dynastie der Georgischen Bagratiden den Thron Abchasiens, der Sohn Gurgens von Kartlien und der abchasischen Königstochter Guranducht. Damit wurde er als Bagrat III. der erste König des vereinigten Königreichs Georgien.[33]

11. bis 14. Jahrhundert

Georgien im 13. Jahrhundert. Abchasien gehörte zum Königreich Georgien als Verwaltungsregion (Saeristawo) Abchasien

Seit der Vereinigung Georgiens Ende des 10. Jahrhunderts gehörte Abchasien zum Königreich Georgien als Verwaltungsregion (Saeristawo) Abchasien. Dessen Oberhäupter waren Eristawi aus der abchasischen Dynastie Scharwaschidse (abchasisch auch Tschatschba). Der ausführliche Titel der Könige des vereinten Georgiens begann mit dem Titel „König von Abchasien“, weil der erste König Bagrat III. zuerst den Thron von Abchasien und später das übrige Georgien erhielt. Diese Tatsache begünstigte zeitweilig eine noch größere Bedeutungserweiterung der Worte Apchasi, Abchas oder Abasg. Sie wurden in dieser Zeit oft mit der Bedeutung Georgier oder Einwohner Georgiens (auch Ostgeorgiens) verwendet.[34] Georgier und Abchase (auch Georgien und Abchasien) wurden in Quellen dieser Zeit, besonders in griechischen, russischen, persischen und arabischen oft als Synonyme genutzt. So bezeichnete Georgios Kedrenos im 11. Jahrhundert den georgischen König Giorgi I. als „Archon von Abchasien“, seinen Sohn Bagrat IV. aber als „Archon von Iberien“, eine zu dieser Zeit gebräuchliche Bezeichnung für Georgien.[35] Johannes Skylitzes nennt auch König Bagrat IV. „Archon von Abasgien“, als er über den Feldzug von Basileios II. gegen Georgien schreibt.[36]

Arabische und persische Autoren setzten auch Abchasien und Georgien gleich. Der arabische Historiker Yāqūt al-Ḥamawī aus dem 13. Jahrhundert schreibt, dass in Abchasien das christliche Volk der Kurdschi (=Georgier) wohnt. Bei Ibn Bibi wird Königin Tamar als „Gurdsch“ (=Georgier) bezeichnet, ihr Staat aber als Abchasien mit der Hauptstadt Tiflis. Georgier und Abchase sind auch bei Nezāmi, Chaqani und anderen Synonyme.[7] Auch die russische Nestorchronik aus dem Mittelalter gibt an, dass „Iveria“ und „Abchasia“ zwei Namen desselben Staates sind.[37]

Im mittelalterlichen Georgien existierte die Vorstellung der gleichen Herkunft der Georgier und Abchasen; tatsächlich wurden die Abchasen von den Georgiern nicht als anderes Volk wahrgenommen. So schreibt der georgische Chronist Leonti Mroweli aus dem 11. Jahrhundert, dass die Völker im westlichen Georgien, darunter in Abchasien, einen gemeinsamen Vorfahren Egros hätten.[38] Der Historiker Nikolos Berdsenischwili hält fest, dass diese Vorstellung schon aus dem 7. bis 8. Jahrhundert stammte.[39] Zu beachten ist, dass die georgischen Könige ihren Titel, der mit „König von Abchasien“ begann, nie geändert haben. Diese Tatsache bezeugt nach Lortkipanidses Meinung, dass die Abchasen von den Georgiern in der Zeit des vereinigten Königreiches Georgien nicht als andere Nation angesehen wurden.[7]

15. bis 18. Jahrhundert

Das Wappen des Fürstentums Abchasien nach dem georgischen Historiker Wachuschti Batonischwili (Bagrationi)

Zerfall des Königreiches Georgien und Migration

Ende des 15. Jahrhundert zerfiel das vereinigte Königreich Georgien und vier neue georgische Staaten entstanden: die Königreiche Kartlien, Kachetien, Imeretien und das Fürstentum Samzche. Das historische Gebiet Abchasiens war ein Bestandteil Imeretiens. Später teilte sich Imeretien in einige unabhängige Fürstentümer; so existierte seit dem 17. Jahrhundert das Fürstentum Abchasien mit den Fürsten aus der Dynastie Scharwaschidse (Tschatschba). Die Grenze zwischen Abchasien und Odischi (Mingrelien) war der Fluss Kodori.[40] Seit dieser Zeit wurde der Begriff „Abchase“ nicht mehr mit der breiten Bedeutung verwendet, sondern bezeichnete nur noch Bewohner des Fürstentums Abchasien oder Personen abchasischer ethnischer Abstammung.[7]

Im 15. bis 17. Jahrhundert siedelten Angehörige nordkaukasischer Völker zahlreich in den Südkaukasus um. Während dieser Zeit gab es im heutigen Georgien eine schwierige soziale und politische Situation. Die ständigen Kriege zwischen dem persischen Safawidenreich, das die Oberhoheit über Ostgeorgien hatte, und dem Osmanischem Reich, das die Oberhoheit über Westgeorgien hatte, fanden oft im Südkaukasus statt. Teile der Bevölkerung des gebirgigen Nord-Georgiens zogen ins Flachland um. Einige Bergregionen wurden nach und nach verlassen und von nordkaukasischen Völkern neu besiedelt. Nach Meinung einiger Autoren wurde damals auch das abchasische Gebirge von adyge-abchasischen Stämmen besiedelt. Der ursprüngliche Name dieser Stämme sei nicht klar; da sie aber in Abchasien wohnten, nannten Georgier sie auch Abchasen.[7]

Nach vielen anderen Autoren siedelte zu dieser Zeit im Gegenteil ein Teil der ursprünglichen Bevölkerung Abchasiens, sprachliche Abchasen, aus Abchasien in den Nordkaukasus um. Dieser Prozess begann schon im 14. Jahrhundert und habe sich nach dem Zerfall Georgiens verstärkt. Demzufolge zogen Abchasen ins Kuban-Gebiet und bildeten die neue ethnische Gruppe der Abasinen.[2] Einige ältere europäische Autoren bezeichnen manchmal Abchasien als „Alt-“ oder „Großabchasien“ und das Gebiet der Abasinen als „Kleinabchasien“.[41][42]

Verbreitung des Islams

Die Abchasen nach dem Mittelalter, die eindeutig das heutige Abchasisch sprachen, hatten auch pagane Bräuche. Gleichzeitig versuchten die Osmanen in dieser Region den Islam zu verbreiten. Das schwächte das Christentum unter den Abchasen. Der Prozess wird in den georgischen Schriftquellen beschrieben,[2] ein religiöses Dokument aus dem 15. Jahrhundert „Mzneba Sasdschulo“ (georgisch მცნება სასჯულო) erklärt z. B., dass die Abchasen schon „weit von Geboten Christi'“ entfernt sind.[43]. Ein anderes Dokument des 17. Jahrhunderts erzählt, dass die Abchasen „ohne wahren Gott und Glauben leben“ [44]

Ausländischen Quellen dieser Zeit sahen Sochumi manchmal nicht als abchasische Stadt.[45] Nach Archangelo Lamberti waren die Siedlungen Ilori, Mokwi, Dranda und Bedia von Mingreliern bewohnt.[46] Nach dem italienischen Missionar Zampi war auch Bitschwinta keine abchasische Stadt. Er schrieb, dass der metropolische Sitz des westgeorgischen Katholikos sich in Bitschwinta, in der Nähe der Abchasen befand.[47] Einige Wissenschaftler meinen, dass mittelalterliche europäische Autoren mit dem Begriff „Abchasen“ nur den islamischen Teil der Bevölkerung Abchasiens meinten, die christlichen Abchasen wurden dagegen wegen ihrer gleichen Religion zu den Georgiern gezählt.[7]

„Abchasierung“

Seit dem 15. Jahrhundert begann Abchasien mit Angriffen gegen andere georgische Regionen, hauptsächlich Mingrelien. Alle Angriffe des 17.-18 Jahrhundert wurden vom georgischen Historiker Wachuschti Batonischwili (Bagrationi) beschrieben.[48] Es gibt auch ausländische Quellen, wie Jean Chardins und Archangelo Lambertis Werke.[49] Ende des 17. Jahrhunderts eroberten islamisierte Abchasen den nordwestlichen Teil Mingreliens, die Region Samursaqano, heute Bezirk Gali. Seit dieser Zeit begann der Prozess der „Abchasierung“ dieser Region. Es gibt verschiedene historische Dokumente über die abchasische Einwanderung nach Mingrelien.[50] Laut georgischen Quellen folgten auf Angriffe der Abchasen auf georgische Dörfer Mingreliens die Vertreibung der Georgier.[51] Angaben über die Einwanderungen von Abchasen sind auch in russischen Quellen vorhanden; russische Forscher aus 19. Jahrhundert schrieben:

«Афхазцы не всегда обитали там, где теперь живут; а предания их многие исторические данные и обычан их указывают, что они пришли с севера и потеснили картвельские племена, пака не остановились у Ингури.»

„Die Abchasen wohnten nicht immer dort, wo jetzt wohnen; ihre vielen historischen Angaben und Bräuche zeigen, dass sie aus dem Norden kamen und kartwelische Stämme verbannten, bis sie am Enguri hielten.“

А. Н. Дьячков-Тарасов[52]

Um sich vor den Angriffen Abchasiens zu schützen, errichtete der Fürst Mingreliens Lewan II. Dadiani die Kelassurier Mauer.[53] Nach Nikolos Berdsenischwili wäre die Änderung der Lebensweise und Religion mit der teilweisen ethnischen Änderung der Abchasen verbunden; Pawle Ingoroqwa meint, dass die „alten Abchasen“ im 16.-18. Jahrhundert völlig durch die „neuen adygischen Abchasen“, die „Apsua“ ersetzt wurden.[7] Es gibt auch eine abchasische Sage über Einwanderungen.[54]

19. bis 20. Jahrhundert

Micheil Scharwaschidse (abchasisch: „Tschatschba“), letzter Fürst von Abchasien

Zu Beginn des 19. Jahrhundert begann das Russische Kaiserreich Georgien zu annektieren. Neun Jahre nach der Annexion des Königreichs Kartli-Kachetien 1801 drangen russische Truppen in Abchasien ein und eroberten 1810 Sochumi. Andere Regionen Abchasiens blieben lange außerhalb russischer Kontrolle. Auch die Dynastie Scharwaschidse blieb eingeschränkt autonom. Ihr Fürstentum Abchasien wurde erst 1864 aufgelöst, der letzte Fürst Micheil Scharwaschidse verhaftet und nach Russland ins Exil geschickt.[2]

Im 19. Jahrhundert fanden in ganz Georgien Volkszählungen nach Familien statt. 1800 wohnten in Georgien ca. 52.000, 1832 56.600 und 1865 60.000 Abchasen. 1886 ermittelte die Volkszählung im Bezirk Sochumi, der dem historischen Abchasien entsprach, 68.773 Menschen, darunter 34.806 Georgier (meist Mingrelier) und 28.320 Abchasen.[55]

Flüchtlinge

Pjotr Gruzinsky, „Bergbewohner verlassen den Aul“.
Mehrheitsverteilung der Sprachen und Ethnien im Bezirk Sochumi 1886, der etwa dem heutigen Abchasien entspricht. Grün: Abchasen; in der Umgebung von Sochumi-rot: Mingrelier (auch östlich), rot punktiert: Russen, blau senkrecht gestreift: Griechen; im Osten-blau waagerecht gestreift: Bewohner der Region Samursaqan[56]. Östlich außerhalb blau diagonal gestreift: Swanen. Hell: Schwarzes Meer, kaum besiedelte Gebirgsgebiete und nördliche Nachbarregionen.[57]

Der Annexion folgten Widerstände der Abchasen gegen die russische Regierung. Große bewaffnete Aufstände gab es in den Jahren 1821-1827, 1840-1842, 1866/67 und 1877/78. Alle diese Aufstände wurden von der russischen Regierung unterdrückt. Darauf folgten erzwungene Umsiedlungen einiger Abchasen in das Osmanische Reich. Nach der Eroberung des gesamten Kaukasus 1864 verbannte Russland einen Teil der kaukasischen Bergbewohner. In dieser Zeit verließen rund 700.000 Tscherkessen, Ubychen, Abchasen, Tschetschenen und Dagestaner ihre Heimat. Diese kaukasische Auswanderer werden als „Muhadschir“ bezeichnet, was Arabisch „Flüchtling“ bedeutet.[2] Die Anzahl der im Jahre 1864 ausgewanderten Abchasen liegt bei mehr als 20.000 Menschen; etwa ebensoviele Abchasen wanderten auch 1866 nach der Unterdrückung des Aufstands in die Türkei aus. Nach dem letzten misslungenen Aufstands im Jahre 1877 verließen 30-40.000 Flüchtlinge den Kaukasus. Insgesamt beträgt die gemeinsame Anzahl der abchasischen und abasinischen Muhadschirun (Flüchtlinge) 135.000 Menschen.[58]

Nach Unterdrückung des Aufstands 1877 bestrafte die russische Regierung die Abchasen, die offiziell als „schuldige Bevölkerung“ eingeordnet wurden, was ihre Rechte einschränkte. In einigen Regionen Abchasiens wurde ihre Ansiedelung verboten-an der Küste und im Umkreis von 25 Kilometern um Sochumi. Der Status der „schuldigen Bevölkerung“ wurde für die Abchasen erst 1907 aufgehoben.[2] Die russische Regierung verhinderte später die Rückkehr einiger Flüchtlinge, die sich in Abchasien wieder ansiedeln wollten. Russland förderte auf den durch diese Fluchtwellen verlassenen Gebieten die Ansiedlung von Griechen, Armeniern, Russen und anderen Nationen. Auf diesen Gebieten war die Ansiedlung auch für Georgier (außer Mingrelier) verboten. Nach Angaben der georgischen Presse dieser Zeit, wollte die georgische Intelligenz den Prozess der abchasischen Auswanderung stoppen. Über die abchasische Flüchtlinge schrieb der abchasische Historiker Giorgi Dsidsaria ein Werk. 1920 legte die Regierung von der Demokratische Republik Georgien das Problem der abchasischen Flüchtlinge der Triple Entente vor.[7]

Ende 19. Jahrhunderts bis 1917

Trotz Ansiedlungen von Russen, Armeniern und Griechen war die georgische Bevölkerung am Ende des 19. Jahrhunderts die Mehrheit der Bewohner Abchasiens. Nach Giorgi Antschabadse war der Grund dafür die Tatsache, dass sich Georgier trotz des russischen Widerstands in Abchasien ansiedelten. Dieser Prozess verstärkte sich besonders am Ende des Jahrhunderts, als angrenzende Mingrelier nach Nordosten wanderten. Antschabadse meint, dass in Abchasien die georgische Bevölkerung lange in der Minderheit war und durch diesen Prozess zur Mehrheit wurde.[2] Dagegen meint Lortkipanidse, dass die Georgier in Abchasien schon in früheren Zeiten die Mehrheit bildeten, weil Abchasien immer ein Teil des georgischen Staats oder selbst ein georgischer Staat war.[7]

Von 1864 bis 1883 wurde das abchasische Gebiet als „Militärdepartement Sochumi“ bezeichnet. Seit 1883 gehörte das historische Abchasien zum Gouvernement Kutaissi unter dem Namen „Okrug Sochumi“. Einige georgische Forscher meinen, dass die russische Verwaltung durch diesen Namen versuchte, die Begriffe „Abchase“ und „Abchasien“ auszumerzen.[7] In dieser Zeit formierte sich die abchasische Intelligenz, worauf die russische und georgische Gesellschaft wichtigen Einfluss hatten. Für die abchasische Sprache wurde ein Alphabet geschaffen, das erst auf georgischer, manchmal auch lateinischer, schließlich aber auf kyrillischer Schrift basierte. Einige theologische und religiöse Werke wurden ins Abchasische übersetzt, darunter das Evangelium, und erste abchasische literarische Werke entstanden.[2][7]

20. bis 21. Jahrhundert

1917 bis 1921

Die Demokratische Republik Georgien mit dem autonomen Abchasien.

1917 löste sich das Russisches Kaiserreich in Folge der Februarrevolution und der Oktoberrevolution auf. Im Kaukasus entstanden einige unabhängige Staaten, darunter 1918 die Demokratische Republik Georgien. In Abchasien entstanden einige politische Einrichtungen, darunter ein gewählter Abchasischer Nationalrat aus angesehenen Abchasen, meistens Adeligen. Ein Teil des abchasischen Volkes befürwortete, dass Abchasien ein Bestandteil des georgischen Staates werde, manchmal wurde das als „mit Georgien vereinigen“ bezeichnet; ein zweiter Teil wollte aber mit der nordkaukasischen Autonomen Union der Bergvölker zusammengehen, eine Union der Nationalräte der Völker Nordkaukasiens. Im Mai 1917 verkündete die sozialdemokratische Regierung für Transkaukasien OSAKOM eine Bodenreform zugunsten kleiner Bauern.[59] Daraufhin erklärte der Abchasische Nationalrat, in denen viele landbesitzenden Fürsten saßen, den Beitritt zur Autonomen Union der Bergvölker. Nach der Machtübernahme der kommunistischen Bolschewiki in Russland wurde die Autonome Union der Bergvölker schon im Januar 1918 von der Roten Armee erobert. Eine Minderheit der nordkaukasischen und abchasischen Nationalbewegung verbündete sich mit den Bolschewiki, die im Gegensatz zur Weißen Armee den Minderheiten weitgehende Versprechungen auf innere Selbstbestimmung machten. Der Abchasische Nationalrat nahm dagegen Verhandlungen mit Georgien auf. Schließlich wurde am 9. Februar 1918 die Idee des vereinigten Staates von Georgien realisiert und Abchasien bekam einen autonomen Status in der Demokratischen Republik Georgien.[2]

Nestor Lakoba

1918 bis 1921 waren Demonstrationen der Abchasen gegen die georgische Regierung häufig. Grund dafür waren Aktivitäten der Kommunistischen Partei Georgiens, die besonders wirksam in den Außengebieten Georgiens war[7], bei den Abchasen vor allem unter Nestor Lakoba. In der DR Georgien hatte die Sozialdemokratische Partei, die sich aus der demokratisch orientierten gemäßigten Fraktion der SDAPR, also aus den Menschewiki bildete, eine starke Stellung. Die revolutionär orientierten Bolschewiki der Kommunistischen Partei waren mit ihnen ideologisch verfeindet. Da sie ihre Unterstützer aber oft unter Abchasen und Osseten fanden, die die Zugehörigkeit zu Georgien ablehnten, bekam der Konflikt auch eine nationale Dimension. Am 28. Februar 1918 begannen die abchasischen Bolschewiki und Verbündete einen Aufstand gegen Georgien und es kam zu Kämpfen zwischen Georgiern und den Abchasen des Nationalrates auf der einen Seite und den Abchasen unter Nestor Lakoba auf der anderen. Im Mai 1918 marschierte die georgische Armee unter den Generälen Dschugeli und Masnijew in Abchasien ein und erst im April 1919 konnten die Wahlen zum autonomen Parlament Abchasiens stattfinden. Die Bolschewiki unter Lakoba führten bis 1921 aus den Bergen einen Guerillakampf gegen Georgien. In diesem Jahr wurde ganz Georgien von der Roten Armee erobert.[60][61][62]

Sowjetische Zeit

Die Entwicklungen in Abchasien nach der sowjetischen Annexion Georgiens am 25. Februar 1921 wurden von Nestor Lakoba in seinen Reden und Briefen gut beschrieben.[63] Am 29. März 1921 wurde beschlossen, die Abchasische Sozialistische Sowjetrepublik (unabhängig von Georgien) zu gründen. Lakoba und W. Eschba forderten die Unabhängigkeit im Namen des Abchasischen Volkes, vernachlässigten aber die Interessen von Georgiern und anderen Völkern, die die Mehrheit der Bevölkerung in Abchasien bildeten. Die georgischen Bolschewiki stimmten der Abtrennung Abchasiens von Georgien zu. Die Abchasische SSR wurde 1931 nach Forderung der gleichen abchasischen Führer wieder aufgelöst und bildete danach die Abchasische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik innerhalb der Georgischen Sozialistischen Sowjetrepublik.[2][7]

Bedeutende Auseinandersetzungen zwischen Abchasen und Georgiern begannen schon in der sowjetischen Zeit. Die Situation verschlechterte sich besonders nach den 1940er Jahren. Abchasische Demonstrationen häuften sich besonders in Jahren 1956, 1967 und 1978. Die Demonstranten hatten verschiedene Forderungen, darunter die Abtrennung von Georgien, was als Reaktion georgische Gegendemonstrationen in Abchasien verursachte. Manche Forscher meinen, dass die kommunistische Partei den Konflikt zwischen Abchasen und Georgiern entzündete, um die Region besser kontrollieren zu können. Trotzdem ist zu beachten, dass in der sowjetischen Zeit diese Auseinandersetzung nie ein geamtgesellschaftlicher ethnischer Antagonismus wurde; davon zeugen die zahlreichen gemischten abchasisch-georgischen Familien und Ehen.[2]

Im sowjetischen Abchasien fanden vier Volkszählungen statt:

  • 1926 wohnten in Abchasien 201.016 Menschen, davon 67.494 Georgier (hauptsächlich Mingrelier und Swanen), 55.918 Abchasen, 25.677 Armenier, 12.553 Russen, 14.045 Griechen und andere Völker;
  • 1939 hatte Abchasien 311.900 Einwohner, 91.900 Georgier, 56.200 Abchasen, 60.200 Russen, 49.700 Armenier;
  • 1959 – 404.700 Einwohner, davon 158.200 Georgier, 61.200 Abchasen, 86.700 Russen, 64.400 Armenier;
  • 1970 erhöhte sich die Bevölkerung Abchasiens auf 487.040 Menschen, 199.600 Georgier, 77.300 Abchasen, 92.900 Russen, 74.900 Armenier;
  • Die letzte Volkszählung fand 1989 statt; in Abchasien wohnten damals 239.900 Georgier, 93.300 Abchasen, 74.900 Russen und 76.500 Armenier.[55][64]

Nach 1990

Abchasen mit der Flagge des abgespaltenen Abchasiens

Die georgisch-abchasische politische Auseinandersetzung erreichte ihren Höhepunkt schon in 1980er Jahren. Seit der Schwächung der sowjetischen Regierung begannen die Abchasen nationale politische Bewegungen zu bilden; sie forderten wieder die Unabhängigkeit Abchasiens im Namen des Abchasischen Volkes. Die politische Auseinandersetzungen wurde zu einem ethnische Konflikt, dem in den Jahren 1992 und 1993 der Krieg in Abchasien folgte. Durch den Krieg wurden 4.040 Abchasen (davon 1.820 Zivilisten) und 9.000 Georgier getötet. Dem Krieg folgte die ethnische Säuberungen von Georgiern und Vertreibungen aus Abchasien.[65] Ein Teil der Flüchtlinge waren auch Abchasen. Das verursachte einen Rückgang Bevölkerung Abchasiens und eine Änderung der ethnischen Verteilung. Am 1. Januar 1992 wohnten in Abchasien 535.061 Menschen, 1997 aber nur 145.586. Bis zum Krieg war der Anteil der Georgier 45,76 % (244,872 Menschen), der Abchasen 17,73 % (94.767 Menschen). Durch die ethnische Säuberung wurde der Anteil an Abchasen bis 36,98 % erhöht, die Anzahl sank aber zeitweilig auf 53.993 Menschen.[66][67]

Die Exilregierung der international anerkannten Autonomen Republik Abchasien meint, dass die Abchasen, die während des Krieges aus Abchasien flüchteten, wie andere Flüchtlinge, keine Möglichkeit hätten, in die Heimat zurückzukehren, weil sie den Separatisten nationale Verräter gelten. Als Ursache der Verminderung der Abchasen in Abchasien wurde von der autonomen Regierung eine Abwanderung genannt, die durch schwierige Wohnverhältnisse und Kriminalität im derzeitigen Abchasien verursacht sei.

Nach 1990er Jahren kehrten wenige Abchasen aus dem Ausland in die Heimat zurück, blieben aber meist nicht lange in Abchasien. Der Kaukasiologe Mamuka Areschidse schreibt, dass eine kleine Gruppe Abchasen aus der Türkei schon am abchasisch-georgischen Krieg teilnahm.[68] Nach dem Krieg kehrten auch aus der Türkei und Syrien wenige Nachkommen von Muhadschiren nach Abchasien zurück, ihr großes Teil verließ aber Abchasien bald.[69][70]

Nach der georgischen Volkszählung im Jahre 2002 wohnten in Georgien außer Abchasien (georgische Volkszählung konnten in Abchasien nur im Kodori-Tal stattfinden) 3.527 Abchasen.[55] Nach der Volkszählung der separatischen Regierung wohnten 2003 in Abchasien 94.500 Abchasen.[71]

Die Diaspora

Abchasische Flüchtlinge bei ihrer Ankunft im Hafen von Samsun 1864

Der russische Zar stellte den Abchasen ein kurzfristiges Ultimatum um ihre Heimat zu verlassen, sollten sie dies jedoch nicht vorhaben, so müssten sie damit einverstanden sein nördlich des Kaukasus an einem vom Zaren bestimmten Ort neuangesiedelt zu werden. Des Weiteren wurde allen Abchasen, die Ansiedelung in Küstennähe verboten, die enteigneten Häuser und Grundstücke in den besagten Gebieten wurden russischen Funktionären und russischen wie auch georgischen Siedlern übergeben, damit diese einen Anreiz hatten nach Abchasien überzusiedeln. Sehr bedeutend waren die Aufstände der abchasischen Bauern in den Jahren 1866 und 1877 gegen die soziale und koloniale Unterdrückung, nach deren Niederlage wieder die gewaltsame Massendeportation von Abchasen, Tscherkessen, Tschetschenen, Awaren, Osseten und anderen Völkern des Kaukasus in die Türkei und in die Staaten des Morgenlandes folgte. Dort, sowie in Europa und USA gibt es heutzutage eine starke kaukasische Diaspora.

Zerfall des Zarenreiches

Im Dezember 1922 unterzeichnete ein Vertreter Abchasiens den sowjetischen Föderationsvertrag zur Vereinigung Abchasiens mit dem sowjetischen Teilstaat Georgien, unter der Voraussetzung der Gleichberechtigung beider Staaten. 1922-1931 wurde der Gleichberechtigungsstatus gemäß dem geschlossenen Vertrag eingehalten, 1931 wurde Abchasien als Abchasische ASSR in die Georgische SSR eingegliedert.

Ende der Sowjetunion

Abchasien

Am 23. Juli 1992 setzt Abchasien die alte Verfassung von 1925 in Kraft, die besagt das Abchasien gleichberechtigt zu Georgien ist. Um den neuen Status beider Staaten zu einander zu klären, lud der Oberste Sowjet Abchasiens die georgische Regierung zu Gesprächen für den 14. August 1992 ein. Nach zwei gebrochenen Waffenstillständen durch die Separatisten und 13 Monaten Krieg gelang den Abchasen (mit ihrer Diaspora vereint) und ihren freiwilligen Helfern aus den nordkaukasischen Staaten, die georgische Armee zu besiegen. Im georgisch-abchasischen Krieg (1992-1993) konnten sich die nach Unabhängigkeit strebenden abchasischen Rebellen durch massive Unterstützung regulärer russischer Truppen sowie irregulärer tschetschenischer, armenischer und russischer Einheiten gegen die schlecht organisierten Streitkräfte Georgiens behaupten, so dass Abchasien nun ein stabilisiertes De-facto-Regime ist, dem die internationale Anerkennung versagt bleibt. Während der kriegerischen Auseinandersetzungen kam es zu schweren Übergriffen auf Zivilisten, ca. 250.000 Menschen nicht-abchasischer Ethnizität - davon 200.000 Georgier- wurden durch ethnische Säuberungen aus Abchasien vertrieben.[72]

Religion

Das Christentum breitete sich unter den Abchasen bereits im 7. Jahrhundert unter dem Einfluss von Byzanz aus, wurde aber im 15. und 16. Jahrhundert durch die Religionspolitik des Osmanischen Reiches teilweise verdrängt; ein großer Teil der Abchasen trat in dieser Zeit zum sunnitischen Islam über. Seitdem bestehen sowohl eine große moslemische als auch eine große christliche Gemeinde. Bis heute ist aber auch der Einfluss der alten paganen Glaubensvorstellungen stark geblieben.[73]

Quellen

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  36. გეორგიკა 5, ბიზანტიელი მწერლების ცნობები საქართველოსშესახებ, Tiflis, 1968, S. 235
  37. Повесть времениых лет, II, М., 1950, с. 213
  38. ქართლის ცხოვრება, ს. ყაუხჩიშვილის რედაქციით, ტ. 1, განათლება, თბ., 1955, S. 5. Deutsch: Das Leben Kartlis, Eine Chronik aus Georgien 300-1200, übers. und herausgegeben von Gertrud Pätsch, Leipzig, 1985
  39. N. Berdsenischwili, მცირე შენიშვნა დიდი საკითხის გამო, საქართველოს ისტორიის საკითხები, III, Tiflis, S. 278
  40. И. Г. Антелава, Социально-экономические отношеня в Абхазии в VXI – XVII вв., в книге: Очерки истории Абхзской АССР, I, Сухуми, 1960. S 100
  41. Новейшие географические и исторические известия о Кавказе, собранные и пополненные Семеном Броневским. Часть первая. Москва, 1823. S. 330
  42. Johann Anton Güldenstädt: Reisen durch Rußland und im Caucasischen Gebürge. Deutscher Text und Georgische Übersetzung, Tiflis, 1964, S. 48
  43. ქართული სამართლის ძეგლები, ი. დოლიძის გამოცემა, III, Tiflis, 1970 S. 222
  44. ქართული სამართლის ძეგლები, II, Tiflis, 1965, S. 209
  45. ქრონიკები და სხვა მასალა საქართველოს ისტორიისა, შეკრებილი თ. ჟორდანიას მიერ, II Tiflis, 1897, S. 261
  46. არქანჯელო ლამბერტი, სამეგრელოს აღწერა, ლ. ასათიანის რედაქც., Tiflis, 1938, S. 120, 158
  47. ჟან შარდენის მოგზაურობა სპარსეთსა და აღმოსავლეთის სხა ქვეყნებში (ცნობები საქართელოს შესახებ), ფრანგულიდან თარგმნა, გამოკვლევა და კომენტარები დაურთო მზია მგალობლიშვილმა, Tiflis, 1975, S. 137
  48. Wachuschti Bagrationi, Leben Kartlis, IV, Tiflis, 1973, S. 842, 863
  49. И. Г. Антелава, Очерки истории Абхазии XVII – XVIII вв., Сухуми, 1951, S. 30–34
  50. И. Г. Антелава. Очерки истории Абхазии XVII – XVIII вв., Сухуми, 1951, S. 42
  51. ქართული სამართლის ძეგლები, III, Tiflis, S. 670-671
  52. А. Н. Дьячков-Тарасов. Бзыбская Абхазия, Известня Кавказского отдела Императоского Руского географического общества, XVIII, Тифлис, 1905, S. 65
  53. T. Beradse, Georgische Sowjetenzyklopädie, Band 5., Tiflis, 1980, S. 462
  54. Ш. Инал-Ипа. абхазы, Сухуми, 1960, с. 36-38
  55. a b c Georgian Genealogy, Abkhazians in Georgia (englisch, georgisch)
  56. Die Bewohner der Region Samursaqan sprachen teils einen Dialekt des Abchasischen, teils einen Dialekt des Mingrelischen, vgl. den russischen Artikel zur Region Samusaqan im Brockhaus-Efron um 1900: Abschrift bei Wikisource (Russisch). Die sprachlich unentschiedene Kategorie "Samursakanier" existierte nur zur Volkszählung 1886, bei der Volkszählung 1897 nicht mehr, bei der aber signifikant mehr "Mingrelier" gezählt wurden. Vgl. Ergebnisse der Volkszählungen in Abchasien-Ergebnisse für 1886 und 1897.
  57. Legende der Karte vgl. Gesamtkarte des Gouvernements Kutaissi:http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Map-etno-kutais.jpg
  58. Г. А. Дзидзария, Махаджирство и проблемы истории Абхазии XIX столетия, Сухуми, 1982, S. 373
  59. Wolfdieter Bihl: Die Kaukasuspolitik der Mittelmächte. Bd. II Wien 1992, S. 275
  60. zu den Ereignissen vgl. Wolfdieter Bihl: Die Kaukasuspolitik der Mittelmächte. Bd. 2 Wien 1992, S.272-283.
  61. vgl. auch Naira Gelaschwili: Georgien. Ein Paradies in Trümmern. Berlin 1993, S. 66-77 (Der Titel erklärt sich, weil es unmittelbar nach dem Krieg um den Sturz von Swiad Gamsachurdia und der gleichzeitigen Abspaltung Abchasiens und Südossetiens geschrieben wurde.)
  62. Werner Zürrer: Kaukasien 1918-1921. Der Kampf der Großmächte um die Landbrücke zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer.. Düsseldorf 1978 (Mehrere Seiten, die sich neben anderen Ereignissen auch immer wieder dem Konflikt in Abchasien widmen.)
  63. Н. Лакоба. Статьи и речи, Сухуми, 1987
  64. Alle Ergebnisse der Volkszählungen in Abchasien seit 1886 (russisch)
  65. Human Rights Watch: GEORGIA/ABKHAZIA: VIOLATIONS OF THE LAWS OF WAR AND RUSSIA'S ROLE IN THE CONFLICT
  66. Demographic situation in Abkhazia
  67. Interesting.ge, Geschichte Abchasiens
  68. Wohin kehren Muhadschiren zuruck, 2012-04-20.
  69. Die Muhadschiren kehren aus Syrien zurück, 23 März, 2012.
  70. "სხვისი ჭირით" მოსარგებლე მარიონეტები, 24 საათი, 24.01.12.
  71. Ю. Б.Коряков, Атлас кавказских языков. Москва, 2006, S. 24.
  72. Human Rights Watch: GEORGIA/ABKHAZIA: VIOLATIONS OF THE LAWS OF WAR AND RUSSIA'S ROLE IN THE CONFLICT
  73. Timothy L. Gall (ed). Worldmark Encyclopedia of Culture & Daily Life: Vol. 4 - Europe. Cleveland, OH: Eastword Publications Development (1998), pp. 15-16.

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Commons: Abchasen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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