Marienkirche (Lübeck)

St. Marien zu Lübeck

Die Lübecker Marienkirche (offiziell St. Marien zu Lübeck, Lübecker Bürger- und Marktkirche) ist Symbol für Macht und Wohlstand der alten Hansestadt und schmückt als Deutschlands drittgrößte Kirche den höchsten Punkt der Lübecker Altstadtinsel.

Die Marienkirche

Sie gilt mit ihren 750 Jahren als Mutterkirche der norddeutschen Backsteingotik und ist Vorbild für rund 70 Kirchen im Ostseeraum. Mit ihr wurde in Lübeck der hochaufstrebende Gotik-Stil aus Frankreich mit norddeutschem Backstein umgesetzt. Sie beherbergt das höchste Backsteingewölbe der Welt (38,5 Meter im Mittelschiff). Die Türme sind, die Wetterhähne mitgerechnet, 124,95 und 124,75 Meter hoch.

Die Marienkirche steht im Viertel der Kaufleute, welches sich von den Speichern am Traveufer bis hoch zu St. Marien erstreckt. Sie ist die Hauptkirche des Rates und der Bürger der Hansestadt Lübeck und wurde daher in der Nähe des Rathauses und des Marktes errichtet.

Baugeschichte der Marienkirche

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Seitenansicht der Lübecker Marienkirche mit dem Strebewerk über dem Seitenschiff

Der Bau der gotischen Kirche wurde 1250 begonnen und 1350 beendet.

Vorgänger

Vorgänger waren zunächst im Zuge der ersten deutschen Kolonisation eine Holzkirche und dann im Zuge der erneuten Gründung der Stadt 1156 eine größere romanische Backsteinkirche, die jedoch im beginnenden 13. Jahrhundert den räumlichen und repräsentativen Ansprüchen der selbstbewußten, wirtschaftlich stark aufstrebenden Bürgerschaft nicht mehr genügte.

Backsteingotischer Neubau

Kathedralen in Frankreich und Flandern aus Naturstein waren Vorbilder den Neubau der dreischiffigen Lübecker Basilika. Sie ist das Beispiel kirchlicher Backsteingotik und war das Vorbild für viele Kirchen im Ostseeraum.

Zuvor hatte man keine Kirche aus Backstein so hoch gebaut und mit einem Gewölbe versehen. Ein System aus Stützen lenkt die Schubkräfte des Gewölbes nach außen über ein Strebewerk ab und ermöglicht so die enorme Höhe. Der Ansporn für den Lübecker Rat zu einer solch enormen Bauleistung lag in der erbitterten Auseinandersetzung mit dem Bistum Lübeck begründet. Man wollte als Symbol des Freiheitswillens der Fernkaufleute und der weltlichen Macht der seit 1226 reichsfreien Stadt mit dem Kirchenbau in der unmittelberen Nähe des Lübecker Rathauses und des Marktes die von Heinrich dem Löwen gestiftete romanische Bischofskirche der Stadt, den Lübecker Dom, deutlich und nicht einholbar an Größe übertreffen und damit natürlich auch den Vormachtanspruch gegenüber den anderen Mitgliedern der sich etwa zeitgleich bildenden Städtehanse (1356) nach Außen unterstreichen.

Briefkapelle

Um 1310 wurde östlich an den Südturm die Briefkapelle angebaut. Ursprünglich vermutlich der Heiligen Anna gewidmet, erhielt die Kapelle ihren heutigen Namen in der nachreformatorischen Zeit, als dort Lohnschreiber einzogen. Die Kapelle (12 m lang, 8 m tief und 12 m hoch) ist von einem Sterngewölbe überwölbt und gilt als ein Meisterwerk der Hochgotik. Sie ist oft mit englischer Kathedralgotik und dem Kapitelsaal der Marienburg verglichen worden.

Bürgermeisterkapelle

An die Südostecke des Chorumgangs baute sich der Rat der Stadt eine eigene Kapelle, die Bürgermeisterkapelle, die im Außenmauerwerk am Wechsel von glasiertem und unglasiertem Backstein zu erkennen ist. Im Obergeschoss befindet sich die Trese, die Schatzkammer des Lübecker Rates. Auch heute noch ist dieser Teil der Kirche in städtischem Besitz.

Zerstörung und Wiederaufbau

Die beim Brand des Jahres 1942 heruntergestürzten Glocken der Marienkirche

In der Nacht zum Palmsonntag vom 28. zum 29. März 1942 brannte die Marienkirche (wie auch der Dom und die Petrikirche) bei einem Bombenangriff, bei dem ein Fünftel der Lübecker Innenstadt zerstört wurde, fast völlig aus. Dabei wurde auch die berühmte Totentanzorgel vernichtet, auf der unter anderem Dietrich Buxtehude und mit großer Wahrscheinlichkeit Johann Sebastian Bach gespielt haben. An Kunstwerken verbrannten unter anderem die Gregorsmesse von Bernt Notke, der monumentale Lübecker Totentanz (ursprünglich von Bernt Notke, 1701 durch eine Kopie ersetzt), die geschnitzten Figuren des Lettners und der Einzug Christi in Jerusalem von Friedrich Overbeck. Die bei dem Brand herabgestürzten Glocken blieben als Mahnmal am Boden liegen und sind noch heute in der Gedenkkapelle im südlichen Turm zu sehen.
Noch während des Krieges wurde die Marienkirche von einem Notdach geschützt, der Wiederaufbau begann 1947 und wurde zwölf Jahre später größtenteils abgeschlossen.

Der vergoldete Dachreiter, der 30 Meter über das Hochschiffdach herausragt, wurde 1980 nach alten Zeichnungen und Fotografien neu geschaffen.

Die Fresken in der Marienkirche - und Lothar Malskat

Nach dem Brand 1942 kam unter dem durch die Hitze weggesprungenen Putz die mittelalterliche Ausmalung der Marienkirche an vielen Stellen zum Vorschein und wurde teilweise noch während des Krieges durch Fotos dokumentiert.

Im Jahre 1948 wurde Dietrich Fey mit der Restaurierung der gotischen Fresken beauftragt. Als seinen Assistenten stellte er den Lübecker Maler Lothar Malskat ein, dessen Arbeit bald zum größten Kunstfälscherskandal nach dem Zweiten Weltkrieg werden sollte. Da im Obergaden des Chorraums keine Malereien vorhanden waren, ließ Fey Malskat hier Heiligenfresken im Stil der Zeit um 1300 nach eigenem Entwurf "ergänzen". 1951 kritisierte eine Sachverständigenkommission seine Arbeit als unsachgemäß, aber erst nach Malskats Selbstanzeige 1952 kam es zu einer gerichtlichen Klärung.

In der öffentlichen Wahrnehmung wurde und wird dabei oft übersehen, dass die eigentlichen "Fälschungen" Malskats nur einen kleinen Teil der reichen Ausmalung der Kirche ausmachen und kurz danach auf Veranlassung des damaligen Bischofs abgewaschen wurden.

Die im Rot-Grün-Ocker-Dreiklang hoch oben von der Langhausnordwand leuchtende so genannte Verkündigungsszene mit einem Engel zwischen zwei Pilgern, die zum Motiv für Postkarten und zur Vorlage für die beiden Briefmarken der Wohltätigkeits-Gedenkausgabe 700 Jahre Marienkirche Lübeck von 1951 in einer Auflage von vier Millionen wurden, ist nicht, wie oft zu lesen, eine Erfindung Malskats, sondern eine echte Malerei des 14. Jahrhunderts, was durch Fotos von 1944 dokumentiert ist (siehe Hasse, S. 236).

In die Literatur eingegangen ist Lothar Malskat durch den Roman Die Rättin von Günter Grass, in dem Lothar Malskat eine gewichtige Rolle spielt.

Ausstattung

Von der mittelalterlicherlichen Austattung sind erhalten:

  • bronzenes Taufbecken von 1337. Es stand bis 1942 im Westen der Kirche, heute in der Mitte des Chorraums.
  • Darsow-Madonna von 1420, schwer beschädigt 1942, restauriert aus Hunderten von Einzelteilen, wiederaufgestellt 1989
  • Sakramentshaus (Tabernakel) von 1479 mit ca. 1000 bronzenen, teilweise vergoldeten Einzelteilen (9,5 m hoch), an der Nordwand des Chorraums
  • Flügelaltar des Christian Swarte (um 1495) mit der Madonna auf der Mondsichel
  • Grabplatte aus Bronze von Bernt Notke für die Familie Hutterock (1505) in der Gebetskapelle im nördlichen Chorumgang.
  • Vom 1942 zerstörten Lettner sind lediglich ein Bogen und die Steinfiguren erhalten: Elisabeth mit Johannes dem Täufer als Kind, Anna Selbdritt, der Erzengel Gabriel und Maria (Verkündigung), St. Johannes und St. Dorothea.
  • Sandsteinreliefs im Chorumgang (1515) mit Szenen aus der Passionsgeschichte: im Norden Fußwaschung und Letztes Abendmahl, im Süden Christus im Garten Gethsemane und seine Gefangennahme. Im Rahmen des Abendmahl-Reliefs findet sich ein Wahrzeichen Lübecks: eine Maus, die an einem Rosenstock nagt (ihre Berührung soll Glück bringen).
  • In der 1444 errichteten Marientidenkapelle, einer Stiftung zur Feier von Stundengebeten zur Marienverehrung (Tiden = Zeiten) stehen Reste des originalen Gestühls sowie der beeindruckende Antwerpener Altar (1518). Der doppelflügelige Altar zeigt im Zentrum der geschnitzten Festtagsseite den Tod Mariens, begleitet von Szenen aus dem Marienleben. Die gemalte zweite Wandlung (zu sehen in der Fastenzeit) zeigt Szenen aud dem Leben Jesu und aus dem Marienleben. Ist der Altar ganz geschlossen (heutzutage in Karwoche), ist die Verkündigung zu sehen.
  • St. Johannes, Holzstatue von Henning von der Heyde (um 1505)
  • St. Antonius, Steinstatue (um 1460)
  • In der Bürgermeisterkapelle im südlichen Chorumgang sind Teile des ursprünglichen gotischen Gestühls erhalten.
  • Mit der Beweinung Christi hängt eines der Hauptwerke des Nazareners Friedrich Overbeck in der Gebetskapelle im nördlichen Chorumgang.
  • Die Chorschranken sind Rekonstruktionen aus jüngster Zeit. 1959 bei der Neueinrichtung war der Chorraum mit Mauern zum Umgang hin abgeschlossen worden. Diese wurden in den 90er Jahren des 20. Jahrhundert wieder abgebrochen. Die Messingstäbe der Chorschranken waren zum großen Teil noch erhalten. Rahmen und Bekrönung aus Eichenholz wurden nach erhaltnen Resten rekonstruiert.

Der Fredenhagenaltar

Das Hauptausstattungsstück aus der Barockzeit, der vom Kaufmann Thomas Fredenhagen gestiftete und vom Antwerpener Bildhauer Thomas Quellinus gestaltete riesige Hochaltar aus Marmor und Porphyr (1697) wurde 1942 schwer beschädigt. 1959 fiel die Entscheidung, den Altar nicht zu restaurieren, sondern abzutragen und durch einen schlichten Altartisch aus Kalkstein und ein bronzenes Kruzifix von Gerhard Marcks zu ersetzen. Einzelne Stücke des Altars sind im Chorumgang aufgestellt: die Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes, die Marmor-Predella mit einem Relief des Abendmahls sowie die drei bekrönenden Figuren, die Allegorien Glaube und Hoffnung und der auferstandene Christus. Die Diskussion, ob es möglich und wünschenwert sei, den Altar als ein Hauptwerk barocker Kunst von europäischem Rang wiederherzustellen, ist noch nicht abgeschlossen.

Glasmalerei

Alle Fenster und damit auch alle Glasmalerei wurden 1942 zerstört. Dieses Schicksal traf auch die im 19. Jahrhundert beim Abbruch der Kirche des Burgklosters geretteten und später von Carl Julius Milde in St. Marien eingebauten Scheiben. Beim Wiederaufbau wurden einfache Rautenfenster in Bleiglas eingebaut, mit sparsamer Dekoration, die in der Regel die Wappen der Spender zeigt. Einige Fenster wurden künstlerisch gestaltet:

  • Die Fenster in der Marientidenkapelle zeigen neben den Wappen der Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck den Text der Lübeck-Kantate von Dietrich Buxtehude: Schwinget euch himmelan (BuxWV 96).
  • Das monumentale Westfenster Der Tag des Gerichts wurde 1962 von Hans Gottfried von Stockhausen gestaltet.
  • Die beiden Fenster in der Totentanzkapelle, 1955/56 von Alfred Mahlau entworfen und in den Lübecker Glaswerkstätten Berkentien entstanden, nehmen die Motive und Gestalten des 1942 verbrannten Totentanzes von Bernt Notke auf.
  • Im Fenster der Gedenkkapelle im Südturm, in der die zerstörten Glocken liegen, erinnern Wappen von Städten, Ländern und Provinzen an die deutschen Ostgebiete
  • Die Briefkapelle bekam 1981/82 von Johannes Schreiter gestaltete Fenster. Ihr zerrissenes Rautenmuster lässt an die Zerstörung der Kirche, aber auch an die zerrissenen Netze der Jünger Jesu denken.

Musik an St. Marien

Schon im Mittelalter gab es in der Marienkirche ein reiches Angebot an Kirchenmusik. So gehörte zur Ausstattung der Marientidenkapelle ein eigener Sängerchor. Nach der Reformation übernahm der Chor des Katharineums die Aufgabe der chorischen Ausgestaltung der Gottesdienste.

Orgeln

1516-1518 entstand die erste Große Orgel an der Westwand (mit zwei Manualen, Pedal und 32 Registern). Diese Orgel wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder erweitert und umgebaut; unter anderem führte 1637-1641 Friedrich Stellwagen umfangreiche Arbeiten durch. 1851 entstand eine komplett neue Orgel mit 4 Manualen, Pedal und 80 Stimmen innerhalb des historischen Prospektes, der dafür von Carl Julius Milde restauriert und erweitert wurde. Anstelle dieser, 1942 beim Bombenangriff verbrannten Großen Orgel, wurde 1968 von der Orgelbaufirma Kemper & Sohn die größte Orgel der Welt mit mechanischer Spieltraktur geschaffen. Sie besitzt auf fünf Manualen und Pedal 101 Register mit 8.512 Pfeifen; die längsten messen elf Meter, die kleinste hat die Größe einer Zigarette.

Älter als die Große Orgel war die Totentanzorgel. Sie wurde 1477 an der Ostseite des nördlichen Querschiffes, der wegen des dort angebrachten Totentanzes so genannten Totentanzkapelle, errichtet und diente der musikalischen Ausgestaltung der dort gefeierten Totenmessen. Nach der Reformation wurde sie für Andachten und Abendmahlsfeiern benutzt. 1549 und 1558 erweiterte Jakob Scherer die Orgel unter anderem durch ein Rückpositiv, und 1621 erhielt die Orgel ein Brustwerk. Auch an dieser Orgel nahm Friedrich Stellwagen umfangreiche Reparaturarbeiten vor (1653-55). Danach wurden nur noch kleinere Umbauten ausgeführt. Durch diesen Umstand erlangte die Orgel im Rahmen der Orgelbewegung , zusammen mit der Arp-Schnitger-Orgel in St. Jacobi Hamburg und der Kleinen Orgel der Lübecker Jakobikirche, das Interesee der Fachwelt, und wurde 1937 grundlegend restauriert mit dem Ziel, den Zustand des 16./17. Jahrhunderts wiederherzustellen. Die Disposition wurde auf die des 17. Jahrhunderts zurückgebaut. Doch auch diese Orgel verbrannte zusammen mit dem Totentanz am Palmsonntag 1942.

1955 wurde die Totentanzorgel von der Orgelbaufirma Kemper & Sohn nach den Abmessungen von 1937 wiederhergestellt, allerdings nun im nördlichen Chorumgang, zum Hochchor hin ausgerichtet. Ihren ursprünglichen Platz nahm die neue Astronomische Uhr ein. Die beim Wiederaufbau der Orgel verwendeten minderwertigen Nachkriegsmaterialien machten immer wieder Reparaturen nötig, bis sich die Gemeinde 1985 entschloss, die Orgel völlig neu zu erbauen. Dieses Werk, erbaut von der Orgelbaufirma Führer in Wilhelmshaven, hat bei mechanischer Spieltraktur auf 4 Manualen und Pedal insgesamt 56 Register mit ca. 5000 Pfeifen. Diese Orgel ist besonders gut geeignet zur Begleitung von Andachten und Kasualien sowie zur Darbietung älterer Orgelmusik bis Bach.

Als besondere Tradition an St. Marien wird im Jahreschlußgottesdienst an Silvester der Choral Nun danket alle Gott mit beiden Orgeln, Pauken und einem Blechbläserensemble begleitet.

Organisten

Vor allem zwei Organisten (die als Werkmeister zugleich die Aufsicht über die Bauunterhaltung ausübten) im 17. Jahrhundert prägten die Musiktradition an St. Marien: Franz Tunder von 1642 bis zu seinem Tode 1667, und sein Nachfolger und Schwiegersohn Dietrich Buxtehude von 1668 bis 1707. Beide waren exponierte Vertreter der Norddeutschen Orgelschule und traten sowohl als Organisten als auch als Komponisten hervor. Mit den Lübecker Abendmusiken führten sie als erste Kirchenkonzerte ein.

Lübecker Knabenkantorei an St. Marien

Seit 1970 gibt es an der Marienkirche mit der Lübecker Knabenkantorei an St. Marien (1948 gegründet als Lübecker Kantorei) einen Knabenchor, der regelmässig in den Sonn- und Feiertagsgottesdiensten singt. Die Aufführung der Johannespassion in gottesdienstlichem Rahmen am Karfreitag nachmittag ist zu einer Lübecker Tradition geworden.

Die Lübecker Marienkirche heute

Die Gemeinde

Seit der Einführung der reformatorischen Kirchenordnung von Johannes Bugenhagen durch den Rat 1531 evangelisch, gehört die Gemeinde der Marienkirche heute zur Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Gottesdienste finden an jedem Sonntag und Feiertag um 10 Uhr statt. Am Sonntag abend gibt es in der Regel ein Abendgebet mit Taizé-Gesängen in der Marientidenkapelle. Montags bis Samstags in der Sommersaison bietet eine Kurzandacht (Wort zum Alltag) mit Orgelmusik um 12 Uhr (nach dem Figurenumlauf der Astronomischen Uhr) Touristen und Einheimischen Gelegenheit zur Besinnung.

Die Astronomische Uhr

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Hauptschiff der Lübecker Marienkirche

Die Astronomische Uhr (erbaut 1561-1566) war ein Kleinod der Kunst- und Sakralgeschichte. Sie stand hinter dem Hochaltar im Chorumgang und wurde 1942 vollständig zerstört. Nur ein Zifferblatt, das bei einer früheren Restaurierung ersetzt worden war, blieb im St.-Annen-Museum erhalten. Die neue Astronomische Uhr, die an der Ostseite des nördlichen Querschiffes in der Totentanzkapelle aufgestellt wurde, ist das Werk von Paul Behrens, einem Lübecker Uhrmachermeister, der es als Lebenswerk von 1960-1967 plante, dafür Spenden sammelte, es in den Uhrteilen selbst herstellte und bis an sein Lebensende wartete. Die Fassade ist eine vereinfachte Kopie des Originals. Von komplizierter Mechanik bewegte Kalender- und Planetenscheiben zeigen Tag und Monat, Sonnen- und Mondstand, Tierkreiszeichen (astronomisch, nicht astrologisch), das Osterdatum und die Goldene Zahl. Um 12 Uhr mittags erklingt das Glockenspiel und der Lauf der Figuren vor dem segnenden Christus (ursprünglich Kurfürsten, seit dem Neuaufbau nach dem Krieg acht Vertreter der Völker und Rassen der Erde) setzt sich in Gang.

Öffnungszeiten

  • April bis September 10 bis 18 Uhr
  • Oktober bis März 10 bis 16/17 Uhr, je nach Helligkeit

Turm- und Gewölbeführungen

(über enge Turmstiegen hinauf, über die Gewölbedecke hinweg, bis hin zum Glockenspiel in der Glockenstube):

  • April bis September, samstags 15:15 Uhr
  • in den Sommermonaten zusätzl. mittwochs 15:15 Uhr
  • im Juni zusätzl. auch abends

Das Glockenspiel

Die 36 Glocken des Glockenspiels stammen teilweise aus der Katharinenkirche in Danzig und wurden nach dem Zweiten Weltkrieg hier eingebaut. Eine komplizierte Walzenmechanik spielt nach dem Kirchenjahr wechselnde Choral-Melodien zu jeder halben und vollen Stunde. Zu Ostern und Weihnachten spielt der Organist um 12 Uhr mittags das Glockenspiel von Hand.

Literatur

  • Max Hasse: Die Marienkirche zu Lübeck. Deutscher Kunstverlag, München 1983. ISBN 3422007474
  • Günther Grundmann: Lübeck In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege Jahrgang 1955 Seite 81 ff. Deutscher Kunstverlag München/Berlin 1955.
  • Ernst Roßmann: Naturwissenschaftliche Untersuchung der Wandmalereien im Chorobergaden der Marienkirche zu Lübeck, anlässlich des Lübecker Bilderfälscherprozesses. In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege Jahrgang 1955 Seite 99 ff. Deutscher Kunstverlag München/Berlin 1955.
  • Peter Hirschmann: Was soll aus den gefälschten Wandbildern in St. Marien zu Lübeck werden? In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege Jahrgang 1955 Seite 106 ff. Deutscher Kunstverlag München/Berlin 1955.
  • Hinnerk Scheper: Restaurieren und Berufsethos In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege Jahrgang 1955 Seite 109 ff. Deutscher Kunstverlag München/Berlin 1955.
  • Joachim Goll: Kunstfälscher. E.A.Seemann Verlag Leipzig, 1. Aufl. 1962 (mit Literaturverzeichnis)
  • K. Wehlte: Was ging in Lübeck vor? In: Maltechnik 61/1955. S. 11.
  • George Savage: Forgeries, Fakes and Reproductions. London, Barrie & Rockliff, 1963
  • Ausstellungskatalog Essen und Berlin: Fälschung und Forschung. Hrsg.: Museum Folkwang, Essen, und Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin. 1976. ISBN 3-7759-0201-5.
  • Christine Lehmann: MacPherson und das Echo des Ossian, Die Angst des Han van Meegeren und Malskat und die gotischen Truthähne in Gaunergeschichten, Hamburg, Rasch und Röhring Verlag, 1988
  • Michel-Rundschau 7/1988 (Seite 538: Lothar Malskat gestorben)
  • Karl Corino (Hrsg.): Universalgeschichte des Fälschens. 33 Fälle, die die Welt bewegten. Von der Antike bis zur Gegenwart, Eichborn Verlag, Frankfurt/Main, 1996.
  • Günter Grass: Werkausgabe Band 11 Die Rättin. Steidl Verlag, Göttingen 1997, 493 Seiten, ISBN 3-88243-492-9.
  • Die Glocken von St. Marien. Ein Briefwechsel zwischen Peter Guttkuhn und Günter Grass. In: Treffpunkt 3. Lübecker Autoren und ihre Stadt. Lübeck 1993, S. 69-75. ISBN 3-7950-3209-1.
  • Die Hanse.Macht des Handelns - Der Lübecker Fernhandelskaufmann, Ausstellungskatalog "Gebrannte Größe" im Rahmen der Initiative "Wege zur Backsteingotik", Monumente, Publikationen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, 2002, ISBN 3-935208-13-8

Die Marienkirche

Backsteingotik

Briefmarken der Marienkirche

Lothar Malskat und Dietrich Fey

Musik in der Marienkirche