Prabowo Subianto

Wahlporträt von Prabowo (2023) Signatur

Prabowo Subianto Djojohadikusumo (* 17. Oktober 1951 in Jakarta) ist ein ehemaliger General der indonesischen Armee TNI und Schwiegersohn des langjährigen Präsidenten Suharto. Bis zu seiner Entlassung im Mai 1998 nach Suhartos Rücktritt war er einer der mächtigsten Militärmachthaber in Indonesien und in dieser Rolle verantwortlich für diverse Menschenrechtsverletzungen während der Suharto-Diktatur.[1]

Seit Oktober 2019 ist er indonesischer Verteidigungsminister. Bei der Präsidentschaftswahl 2024 kandidierte er und gewann die Wahl am 14. Februar 2024.[2]

Werdegang

Der Vater Sumitro Djojohadikusumo, ein Professor für Wirtschaft, musste 1957 nach einer missglückten Revolte, die trotz der Unterstützung des US-amerikanischen Geheimdienstes CIA fehlgeschlagen war, aus dem Land fliehen. Prabowo verbrachte seine Kindheit in Singapur, Kuala Lumpur, in der Schweiz und in Großbritannien, bis die Familie 1968 nach Indonesien zurückkehrte.[3]

Prabowo Subianto schloss 1974 die Militärschule ab und ging zwei Jahre später zu der Eliteeinheit Tim Nanggala X nach Osttimor, die zu den Kopassandha-Truppen gehörte (später Kopassus). Das erste Spezialtraining erhielt er 1980 in Fort Bragg (USA) und etwa 1981 in Westdeutschland mit Angehörigen der GSG9.[3]

Prabowo in Osttimor

Die Tochter von Suharto, Siti Hediati Harijadi, mit Spitzname „Titiek“, heiratete Prabowo Subianto 1983,[4] und damit war Prabowo fest in das Machtnetz der Herrschenden eingebunden. Im selben Jahr übernahm er die Führung der Kopassus-Einheit D81 in Osttimor. Er gründete die Tim Alfa-Miliz in Lospalos und war im August 1983 an einem Massaker in Kraras beteiligt, einer Vergeltungsaktion an Dorfbewohnern nach einem Überfall der FALINTIL, bei dem 16 indonesische Soldaten starben. Bei der Vergeltungsaktion starben fast 300 Menschen. Zudem kam es zu Folterungen und Vergewaltigungen. Die Bewohner der Nachbarorte wurden zwangsumgesiedelt.[3]

Nach einem weiteren Trainingsausflug 1985 nach Fort Benning im US-Bundesstaat Georgia hielt sich Prabowo wieder verstärkt in Osttimor auf. 1988/89 kommandierte er das Bataillon 328 des strategischen Heereskommandos Kostrad,[3] neben Kopassus eines der beiden Machtzentren der indonesischen Armee und gründete 1989 die paramilitärische Miliz Gada Paksi. Nur Tage vor dem Santa-Cruz-Massaker (über 500 Menschen starben, bzw. verschwanden spurlos) im November 1991 wurde Prabowo in der osttimoresischen Hauptstadt Dili gesehen, um Sjafrie Syamsuddin zu besuchen, mit dem er zusammen die Militärschule Akabri besuchte. Beide Militärs gelten als mögliche Hintermänner des Massakers.

Acht Jahre später wechselte Prabowo Subianto wieder zu Kopassus und kommandierte ab 1993 die Gruppe III in Batujajar bei Bandung, die für Trainingsaufgaben zuständig ist. In den folgenden zwei Jahren war er Stellvertreter bei der Sondereinheit und ab Dezember 1995, nach der Neustrukturierung von Kopassus, als Brigadegeneral dessen Oberbefehlshaber, bis er im März 1998 an die Spitze der Kostrad wechselte und damit eine der wichtigsten Positionen der TNI innehatte.[3][4]

Prabowo Subianto

Nach den anti-chinesischen Unruhen in Jakarta mit 1200 Toten im Mai 1998 in der indonesischen Hauptstadt Jakarta, die schließlich zum Abgang von Präsident Suharto führten, setzte Verteidigungsminister Wiranto General Prabowo am 25. Mai als Kostrad-Kommandant ab. Er sah sich Anklagen wegen der Unruhen gegenüber. Man warf ihm vor, verantwortlich für Entführungen von Suharto-Gegnern im Anfang des Jahres zu sein. Im August wurde Prabowo nach einer internen Untersuchung aus der Armee entlassen. Prabowo verließ Indonesien und ging in ein selbstgewähltes Exil zu seinem wohlhabenden Bruder in Jordanien.[3][5]

2008 gründete Prabowo die Partei Gerindra (Partai Gerakan Indonesia Raya – „Partei der Bewegung Großes Indonesien“), die bei den Parlamentswahlen am 9. April 2009 etwa 4,3 % der Stimmen erhielt. Ende des Monats wurde Prabowo von Megawati Sukarnoputris Partei PDI-P als Vize-Präsidentschaftskandidat ausgewählt.

Prabowo betrachtet den türkischen Staatsgründer und Militär Mustafa Kemal Atatürk als sein Vorbild.[6] Ende 2011 kündigte Prabowo an, bei den Präsidentschaftswahlen 2014 anzutreten.[7] Hierbei unterlag er mit 46,85 % seinem Konkurrenten Joko Widodo von der PDI-P.[8] Bei den Präsidentschaftswahlen 2019 trat er erneut gegen Amtsinhaber Widodo an und unterlag erneut mit einem ähnlichen Ergebnis (ca. 45 %), welches er aber nicht anerkannte.[9][10]

Am 23. Oktober 2019 wurde er von Präsident Widodo zum Verteidigungsminister ernannt.[11] Nach seiner Wahl zum Präsidenten 2024 soll er am 20. Oktober 2024 zum neuen Staatsoberhaupt vereidigt werden.[4]

Commons: Prabowo Subianto Djojohadikusumo – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ulrich Rippert: Kohl zollt Suharto „großen Respekt und Zustimmung“. In: wsws.org. 27. Mai 1998, abgerufen am 21. Januar 2019.
  2. Barbara Barkhausen: Indonesiens künftiger Präsident mit Terrorhintergrund: Wer ist Prabowo Subianto? In: RND.de. 15. Februar 2024, abgerufen am 29. Juli 2024.
  3. a b c d e f Masters of Terror: LtGen (ret) Prabowo Subianto Djojohadikusumo, Version vom 1. April 2022.
  4. a b c Sven Hansen: Sieger mit dunkler Vergangenheit. In: taz. 15. Februar 2024, abgerufen am 29. Juli 2024.
  5. John Braithwaite, Hilary Charlesworth, Adérito Soares: Networked Governance of Freedom and Tyranny: Peace in Timor-Leste, S. 108, ANU press 2012.
  6. T. Friend: Indonesian Destinies. Harvard University Press, 2003, ISBN 0-674-01137-6, S. 323.
  7. Jimmy Hitipeuw: Prabowo Runs for President. In: kompas.com. 22. November 2011, archiviert vom Original am 25. November 2011; abgerufen am 21. Januar 2019 (englisch).
  8. Andy Budimann: Große Herausforderungen für Joko Widodo. DW.de, 22. August 2014.
  9. Indonesien: Amtsinhaber Joko laut Hochrechnung voran. In: orf.at. 17. April 2019, abgerufen am 17. April 2019.
  10. Nach Wahl in Indonesien Widodo erklärt sich zum Sieger. In: tagesschau.de. 18. April 2019, abgerufen am 18. April 2019.
  11. Indonesischer Präsident holt erbitterten Gegner ins Kabinett. In: orf.at. 23. Oktober 2019, abgerufen am 23. Oktober 2019.