Kreis Neutomischel

Der Kreis Neutomischel
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Verwaltungsgliederung der Provinz Posen (Stand 1919)
Regierungsbezirk Bromberg
Regierungsbezirk Posen

Der Kreis Neutomischel im Westen der preußischen Provinz Posen bestand in der Zeit von 1887 bis 1919. Das ehemalige Kreisgebiet gehört heute zur polnischen Woiwodschaft Großpolen.

Ausdehnung

Der Kreis Neutomischel hatte eine Fläche von 523 km².

Vorgeschichte

Das Gebiet um die Stadt Neutomischel gehörte nach der Zweiten Teilung Polens von 1793 bis 1807 zur preußischen Provinz Südpreußen. Nach dem Frieden von Tilsit fiel das Gebiet 1807 an das Herzogtum Warschau. Das spätere Kreisgebiet fiel nach dem Wiener Kongress am 15. Mai 1815 erneut an das Königreich Preußen. Bis zum 1. Oktober 1887 gehörte es zum Kreis Buk im Regierungsbezirk Posen der Provinz Posen.

Verwaltungsgeschichte

Am 1. Oktober 1887 wurde der Kreis Buk aufgelöst. Aus seinem Westteil wurde der Kreis Neutomischel gebildet, während sein Ostteil zum neuen Kreis Grätz wurde.

Zum neuen Kreis Neutomischel kamen

  • die Städte Neutomischel und Neustadt bei Pinne,
  • die Polizeidistrikte Neutomischel und Neustadt bei Pinne sowie
  • der Polizeidistrikt Kuschlin ohne die Landgemeinden und Gutsbezirke Lenker Hauland, Rudnik, Sliwno, Trzcionka und Turkowo, die zum neuen Kreis Grätz kamen.

Kreisstadt und Sitz des Landratsamtes wurde die Stadt Neutomischel.

Am 27. Dezember 1918 begann in der Provinz Posen der Großpolnische Aufstand der polnischen Bevölkerungsmehrheit gegen die deutsche Herrschaft, und bereits am 5. Januar 1919 war die Kreisstadt Neutomischel unter polnischer Kontrolle. Am 16. Februar 1919 beendete ein Waffenstillstand die polnisch-deutschen Kämpfe, und am 28. Juni 1919 trat die deutsche Regierung mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags den Kreis Neutomischel auch offiziell an das neu gegründete Polen ab. Aus dem Kreis Neutomischel wurde der polnische Powiat Nowotomyski mit einer Fläche von zunächst 843 km².

Zu dem neuen Powiat kam gemäß Versailler Vertrag zusätzlich der Ostteil des deutschen Kreises Meseritz (320 km²) mit der Stadt Bentschen. Deutschland und Polen schlossen am 25. November 1919 ein Abkommen über die Räumung und Übergabe des abzutretenden Gebietes ab, das am 10. Januar 1920 ratifiziert wurde. Die Räumung und Übergabe an Polen erfolgte zwischen dem 17. Januar und dem 4. Februar 1920.

Am 1. April 1932 wurde zudem der Powiat Grodzisk aufgelöst und mit dem Powiat Nowy Tomyśl wiedervereinigt. Der vergrößerte Powiat hatte eine Fläche von 1273 km².

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner Quelle
1895 33.499 [1]
1900 33.189 [2]
1905 33.470
1910 34.292 [2]

Von den Einwohnern im Jahre 1905 waren 51 % Polen und 49 % Deutsche. Der Großteil der deutschen Einwohner verließ nach 1919/20 das Gebiet, ihr Anteil an der Kreisbevölkerung sank bis 1931 auf 18,6 %.

Politik

Landräte

1887–189400Richard Klapp (* 1841)
1894–191800von Daniels

Wahlen

Der Kreis Neutomischel gehörte zusammen mit den Kreisen Grätz, Kosten und Schmiegel zum Reichstagswahlkreis Posen 4. Der Wahlkreis wurde bei den Reichstagswahlen zwischen 1887 und 1912 von Kandidaten der Polnischen Fraktion gewonnen:

Kommunale Gliederung

Zum Kreis Jarotschin gehörten am 1. Januar 1908 die beiden Städte Neutomischel und Neustadt bei Pinne. Die 49 Landgemeinden und 20 Gutsbezirke waren zu Polizeidistrikten zusammengefasst.

Gemeinden

Am Anfang des 20. Jahrhunderts gehörten die folgenden Gemeinden zum Kreis:[2]

  • Albertoske
  • Alttomischel
  • Blake
  • Bolewitz
  • Brodki
  • Brody
  • Bukowiec
  • Chmielinko
  • Chraplewo
  • Cichagora
  • Dombrowo
  • Glinau
  • Glupon
  • Gronsko
  • Groß Lipke
  • Grudno
  • Jastrzembnik
  • Klein Lipke
  • Komorowo Hauland
  • Konin
  • Konkolewo
  • Kozielaske
  • Krummwalde
  • Kuschlin
  • Linde
  • Michorzewko
  • Sempolno
  • Sontop
  • Steinhorst
  • Sworzyce
  • Tarnowce
  • Wengielno
  • Witomischel
  • Wonsowo
  • Wymyslanke
  • Zembowo
  • Zgierzynka
  • Zinskowo

Bis auf wenige Ausnahmen galten nach 1815 die polnischen Ortsnamen weiter, zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden mehrere Ortsnamen eingedeutscht.

Siehe auch

Literatur

  • Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft IV: Regierungsbezirk Posen, S. 54–59, Kreis Neutomischel.
  • Michael Rademacher: Posen – Landkreis Neutomischel. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  • Kreis Neutomischel Verwaltungsgeschichte und die Landräte auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 18. August 2013.

Einzelnachweise

  1. Gemeindelexikon für die Provinz Posen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlich Preußischen Statistischen Landesamte. In: Königliches Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Heft V, 1908, DNB 365941719, ZDB-ID 1046036-6, S. 102 (Digitalisat).
  2. a b c Uli Schubert: Königreich Preußen – Provinz Posen – Regierungsbezirk Posen – Landkreis Neutomischel. In: Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900. 9. Dezember 2018. Auf Gemeindeverzeichnis.de, abgerufen am 16. Januar 2019.