Inuktun

Inuktun

Gesprochen in

Distrikt Qaanaaq, Gronland Grönland
Sprecherca. 750
Linguistische
Klassifikation

Inuktun (Kitaamiusut Avanersuarmiusut) ist der im Distrikt Qaanaaq gesprochene der drei Hauptdialekte des Grönländischen. Er wird von den rund 750 Inughuit gesprochen, die in Nordgrönland leben.

Geschichte

Die Inughuit besiedelten Nordgrönland Ende des 17. Jahrhunderts von Kanada aus. Anschließend wanderten immer wieder Personen von dort hinzu. Aus diesem Grund ähnelt Inuktun in vielen Bereichen eher dem in Kanada gesprochenen Inuktitut als den beiden anderen grönländischen Hauptdialekten Kitaamiusut und Tunumiisut.[1] Nach der Kolonisierung Nordgrönlands Anfang des 20. Jahrhunderts wuchs der Sprachkontakt mit dem Upernavik-Dialekt und der westgrönländischen Standardsprache, was zu deutlichen Sprachwandelprozessen geführt hat, die sich vor allem in den jüngeren Generationen bemerkbar machen. Daneben ist aber seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch der Kontakt zu den Inuit in Kanada angestiegen.[2]

Phonologie

Inuktun unterscheidet sich vor allem phonologisch stark vom Westgrönländischen. Das Phonemsystem der Sprache ist deswegen im Folgenden für sich beschrieben. Es ist zu beachten, dass große generationsbedingte Unterschiede bestehen, die zu starken Abweichungen zwischen dem Phonemsystem der ältesten und jüngsten Sprecher führen.

Vokale

Inuktun hat wie das Westgrönländische die drei Vokalphoneme ​/⁠a⁠/​,​/⁠i⁠/​ und​/⁠u⁠/​, die vor Uvularen in ihren nicht-freien allophonischen Varianten​[⁠ɑ⁠]​,​[⁠ɜ⁠]​ und​[⁠ɔ⁠]​ auftreten. Im Gegensatz zum Westgrönländischen, wo die Diphthonge​/⁠ai⁠/​ und​/⁠au⁠/​ zu​/⁠⁠/​ monophthongiert werden, geschieht dies im Inuktun tendenziell nicht. Das​/⁠ai⁠/​ wird jedoch meist als monophthongisches​[⁠⁠]​ oder uvularisiert als​[⁠ɜː⁠]​ wie​/⁠⁠/​ realisiert. Jüngere Sprecher monophthongisieren durch westgrönländischen Einfluss dennoch häufig zu​/⁠⁠/​. Es können im Gegensatz zum Westgrönländischen nie drei Vokale nebeneinander stehen. Diese sind immer durch ein​/⁠ŋ⁠/​ getrennt. Inuktun zeichnet sich zudem durch weitere vokalische Weiterentwicklungen aus, die sich meist mit Vokalharmonie begründen lassen. Die Vokalkombinationen​/⁠ua⁠/​ und​/⁠ui⁠/​ werden in Silben nach​/⁠a⁠/​ zu​/⁠⁠/​ und​/⁠⁠/​ zusammengezogen. In den Derivationsmorphemen HUAQ „groß“ und NNGUAQ „klein“ wird das​/⁠u⁠/​ in Silben nach​/⁠a⁠/​ und​/⁠i⁠/​ in jeweils ebendiese umgewandelt. In seltenen Fällen können​/⁠ui⁠/​,​/⁠ua⁠/​ und​/⁠iu⁠/​ auch zu​/⁠⁠/​,​/⁠⁠/​ bzw.​/⁠⁠/​ werden.[3]

Konsonanten

LabialeAlveolare/
Palatale
VelareUvulareGlottale
sth.stl.sth.stl.sth.stl.sth.stl.sth.stl.
Plosive​[⁠p(ː)⁠]​​[⁠t(ː)⁠]​​[⁠k(ː)⁠]​​[⁠q(ː)⁠]​​[⁠ʔ⁠]​
Frikative/Approximanten/Affrikaten​[⁠v⁠]​​[⁠j⁠]​​[⁠⁠]​,​[⁠t͡ːs⁠]​​[⁠ɣ⁠]​​[⁠ç(ː)⁠]​​[⁠ʁ⁠]​​[⁠χː⁠]​​[⁠h⁠]​
Nasale​[⁠m(ː)⁠]​​[⁠n(ː)⁠]​​[⁠ŋ(ː)⁠]​​[⁠ɴ(ː)⁠]​
Flap​[⁠ɾ⁠]​

Wie das Westgrönländische verfügt Inuktun nur über stimmlose Plosive, allerdings erweitert um den Glottisschlag​[⁠ʔ⁠]​, der in Geminaten genutzt wird. Während die stimmlosen Frikative im Westgrönländischen mit Ausnahme des​[⁠s⁠]​ nur als geminierte Formen der stimmhaften Frikative auftreten, wird hier im Inuktun die Kombination aus Glottisschlag und stimmhaftem Frikativ genutzt. Das​[⁠çː⁠]​ und​[⁠χː⁠]​ treten jedoch dennoch auf, entsprechen aber dem westgrönländischen​[⁠⁠]​. Das​[⁠s⁠]​ hat sich zum glottalen​[⁠h⁠]​ entwickelt, mit Ausnahme der Geminate, die als​[⁠⁠]​ erhalten geblieben ist. Das​/⁠h⁠/​ hat zwei nicht-freie Allophone, nämlich​[⁠h⁠]​ und​[⁠ç⁠]​, wobei ein Lautwandel /çɔː/ > /hiɔ/ bei jüngeren Sprechern zu beobachten ist. Wie das Westgrönländische hat auch Inuktun eine Affrikate​[⁠t͡s⁠]​. Das​[⁠l⁠]​ hat sich wie in vielen anderen grönländischen Dialekten zum​[⁠ɾ⁠]​ weiterentwickelt. Auch hier fehlt die stimmlose Form des Westgrönländischen. Das Nasalinventar entspricht dem Westgrönländischen und auch hier ist das​[⁠ɴ⁠]​ eher peripher. In phonematischer Hinsicht entsprechen​[⁠s⁠]​,​[⁠ç⁠]​ und​[⁠h⁠]​ also dem Phonem​/⁠h⁠/​, während der Glottisschlag ebenfalls nur nichtphonematische Konsonantencluster bilden kann. Alle Plosive werden wortfinal meist als Nasale ausgesprochen. Inuktun zeichnet sich dadurch aus, das Konsonantencluster meist nicht assimiliert werden wie im Westgrönländischen. Bei jüngeren Sprechern lässt sich jedoch ein Sprachwandelprozess beobachten, bei dem die Assimilation durch den westgrönländischen Einfluss jedoch trotzdem auftritt.[3]

Aussprache

Inuktun hat keine offizielle Orthografie. Die von Michael Fortescue genutzte Rechtschreibung basiert auf seiner eigenen phonematisch basierten Orthografie, die er in seinen sprachwissenschaftlichen Publikationen auch für das Westgrönländische anwendet, das ansonsten eine offizielle Rechtschreibung hat. Dem gegenüber steht die vom Oqaasileriffik für Ortsnamen genutzte Rechtschreibung, die sich an westgrönländische Orthografietraditionen anlehnt. Letztere gibt die Vokale genauer wieder, kann aber nicht zwischen beispielsweise​[⁠χː⁠]​ und​[⁠ʔʁ⁠]​ unterscheiden, da beide ⟨rr⟩ geschrieben werden. Im Folgenden wird deswegen eine gemischte Form beider Systeme genutzt. Nach dieser Orthografie heißt die Sprache eigentlich Inugtut.[3]

BuchstabePositionAusspracheBeispiel
A aa[a]kina „wer“ [kina]
aa[aː]ataata „Vater“ [ataːta]
a vor r und q[ɑ]harvaq „Strom“ [hɑχvɑ(q)]
aa vor r und q[ɑː]taartoq „es ist dunkel“ [tɑːχtɔ(q)]
ae[ɜː]horaerhoq „er hört auf“ [hɔʁɜːχːɔ(q)]
ai[eː]taima „so“ [teːma]
ao[aɔ̯]paoq „Ruß“ [paɔ̯(q)]
au[au̯]auk „Blut“ [au̯(k)]
E ee[ɜ]erneq „Sohn“ [ɜχnɜ(q)]
ee[ɜː]heeqqoq „Knie“ [hɜːqːɔ(q)]
G gg[ɣ] ~ [x]iigaq „Wand“ [iːɣɑ(q)]
gg[ʔɣ]iggavik „Küche“ [iʔɣavi(k)]
vor Konsonant[x] ~ [k]augtoq „es schmilzt“ [au̯xtɔ(q)]
H hh[h]ihi „Auge“ [ihi]
nach a außer vor i
zwischen u und u
außer im Morphem TUQ
in hooq und hoor (ältere Sprecher)
[ç]uhuk „Penis“ [uçu(k)]
gh[çː]inughuitInughuit“ [inuçːui(t)]
rh[χː]niviarhiaraq „Mädchen“ [niviɑχːiɑʁɑ(q)]
I ii[i]nipi „Stimme, Geräusch“ [nipi]
ii[iː]kiinaq „Gesicht“ [kiːnɑ(q)]
J jj[j]ajoqi „Katechet“ [ajɔqi]
K kk[k]kakiorneq „Tätowierung“ [kakiɔχnɜ(q)]
kk[kː]hukkut „Zucker“ [hukːu(t)]
im Auslaut[(k)] ~ [ŋ]panik „Tochter“ [pani(k)]
L ll[ɾ]hila „Wetter“ [hiɾa]
ll[ʔɾ]illit „du“ [iʔɾi(t)]
M mm[m]imaq „Meer“ [imɑ(q)]
mm[mː]qimmeq „Hund“ [qimːɜq]
N nn[n]nanigaa „er findet es“ [naniɣaː]
nn[nː]annoraaq „Anorak“ [anːɔʁɑː(q)]
Ng ngng[ŋ]angut „Mann“ [aŋu(t)]
nng[ŋː]avinngaq „Lemming“ [aviŋːɑ(q)]
rng[ɴː]erngutaq „Enkel“ [ɜɴːutɑ(q)]
O oo[ɔ]anori „Wind“ [anɔʁi]
oo[ɔː]pooq „Sack“ [pɔː(q)]
P pp[p]pupik „Pilz“ [pupi(k)]
pp[pː]nappaut „Krankheit“ [napːau̯(t)]
im Auslaut[(p)] ~ [m]nunap „des Landes“ [nuna(p)]
Q qq[q]neqi „Fleisch“ [nɜqi]
qq[qː]aeqqat „Handschuh“ [ɜːqːa(t)]
im Auslaut[(q)] ~ [ɴ]ameq „Haut“ [amɜ(q)]
R rr[ʁ]nerihoq „sie isst“ [nɜʁihɔq]
rr[ʔʁ]erruivik „Waschbecken“ [ɜʔʁuivi(k)]
vor Konsonant[χ] ~ [q]arnaq „Frau“ [ɑχnɑ(q)]
S sss[sː]asseq „Bild“ [asːɜ(q)]
T tvor a, o und u[t]nutaaq „neu“ [nutɑː(q)]
vor e und i[tˢ]ateq „Name“ [atˢɜ(q)]
tt[tː]ittoq „Familienältester“ [itːɔ(q)]
ts[t͡ːs]qitsuk „Katze“ [qit͡ːsu(k)]
im Auslaut[(t)] ~ [n]hiut „Ohr“ [hiu(t)]
U uu[u]putu „Loch“ [putu]
uu[uː]nuuk „Kap“ [nuː(k)]
V vv[v] ~ [w]ivik „Grashalm“ [ivi(k)]

Prosodie

Die Prosodie des Inuktun unterscheidet sich von der des Westgrönländischen dadurch, dass die Wortmelodie wie in kanadischen Inuitsprachen in der letzten Silbe leicht ansteigt und dann fällt statt wie im Rest Grönlands abfällt und dann steigt. Diese Wortmelodie ist im Westgrönländischen Fragesätzen vorbehalten, die im Inuktun hingegen durch einen starken Anstieg und leichten Abfall gekennzeichnet werden. Eine steigende Intonation markiert hingegen, dass die Aussage noch nicht abgeschlossen ist.[3]

Grammatik

Grammatisch gesehen hat Inuktun nur wenige Abweichungen vom Westgrönländischen. Die folgende Übersicht konzentriert sich deswegen vor allem auf die Unterschiede zwischen beiden Dialekten.

Substantive

Die Stammklassen im Inuktun entsprechen jenen des Westgrönländischen. In der Flexion hat sich jedoch der Dual deutlich länger gehalten und verschwindet erst in den jüngeren Generationen aus der Sprache. In ihm wird der Stamm immer geminiert, auch bei den starken Stämmen. Die Flexionsendungen gleichen ebenfalls den westgrönländischen Endungen. Als Beispielwort für das Paradigma ist der starke k-Stamm panik „Tochter“ angegeben:[4]

KasusSingularDualPluralSingularDualPlural
Absolutiv-́k-(i)tpanik „Tochter“panni-k „beide Töchter“pani-it „Töchter“
Relativ-(u)p-́k-(i)tpani-up „der Tochter“panni-k „beider Töchter“pani-it „der Töchter“
Instrumentalis („mit“)-mik-́nik-nikpaning-mik „mit der Tochter“panning-nik „mit beiden Töchtern“paning-nik „mit den Töchtern“
Allativ („hin zu“)-mut-́nut-nikpaning-mut „zur Tochter“panning-nut „zu beiden Töchtern“paning-nut „zu den Töchtern“
Lokativ („in, an, auf“)-mi-́ni-nipaning-mi „bei der Tochter“panning-ni „bei beiden Töchtern“paning-ni „bei den Töchtern“
Ablativ („von her“)-mit-́nit-nitpaning-mit „von der Tochter“panning-nit „von beiden Töchtern“paning-nit „von den Töchtern“
Vialis („durch, über“)-kkut-́kkut-tigutpani-kkut „über die Tochter“panni-kkut „über beide Töchter“panig-tigut „über die Töchter“
Äqualis („wie, als“)-tut-́tut-tutpanig-tut „wie die Tochter“pannig-tut „wie beide Töchter“panig-tut „wie die Töchter“

Wie im Westgrönländischen können auch im Inuktun alle Substantive possessiv flektiert werden. Im Folgenden ist nur das Paradigma für den Absolutiv angegeben.[4]

PossessorAbsolutiv
Sg.Du.Pl.
1. Sg. Poss.pani-ga „meine Tochter“pani-kka „meine beiden Töchter“pani-kka „meine Töchter“
1. Du. Poss.panig-puk „unserer beider Tochter“pani-vuk „unserer beider beide Töchter“pani-vuk „unserer beider Töchter“
1. Pl. Poss.panig-put „unsere Tochter“pani-vut „unsere beiden Töchten“pani-vut „unsere Töchter“
2. Sg. Poss.pani-it „deine Tochter“pani-kkit „deine beiden Töchter“pani-tit „deine Töchter“
2. Du. Poss.panig-tik „eurer beider Tochter“pani-tik „eurer beider beiden Töchter“pani-tik „eurer beider Töchter“
2. Pl. Poss.panig-hi „eure Tochter“pani-hi „eure beiden Töchter“pani-hi „eure Töchter“
3. Sg. Poss.pani-a „seine Tochter“pani-i(k) „seine beiden Töchter“panii „seine Töchter“
3. Du. Poss.pani-ak „ihrer beider Tochter“pani-ik „ihrer beider beide Töchter“pani-it „ihrer beider Töchter“
3. Pl. Poss.pani-at „ihre Tochter“pani-ik „ihre beiden Töchter“pani-it „ihre Töchter“
4. Sg. Poss.pani-ni „seine eigene Tochter“pani-ngni „seine eigenen beiden Töchter“pani-ni „seine eigenen Töchter“
4. Du. Poss.panig-tik „ihrer beider eigene Tochter“pani-tik „ihrer beider eigenen beiden Töchter“pani-tik „ihrer beider eigenen Töchter“
4. Pl. Poss.panig-tik „ihre eigene Tochter“pani-tik „ihre eigenen beiden Töchter“pani-tik „ihre eigenen Töchter“

Das Pronominalsystem im Inuktun weist keinerlei Besonderheiten im Vergleich zum Westgrönländischen auf.[5]

Verben

Im Verbalsystem hat Inuktun einige Abweichungen zum Westgrönländischen. Der Indikativ ist zugunsten des Partizipialis geschwunden. Dazu wird das Derivationsmorphem QE, das im Westgrönländischen „sehr“ bedeutet, im Inuktun zur semantischen Aufteilung verwandter Modusbedeutungen genutzt.[6]

Konjugation

Als Beispielwort dient hier der ambivalente Stamm neri- „essen“.

Indikativ/Partizipialis

Der (morphologische) Partizipialis dient als Indikativ. QE dient hier zur Markierung einer abgeschlossenen Handlung.

Indikativ/Partizipalis
IntransitivObjekt
1. Sg. O.1. Du. O.1 Pl. O.2. Sg. O.2. Du. O.2. Pl. O.3. Sg. O.3. Du. O.3. Pl. O.4. Sg. O.4. Du. O.4. Pl. O.
Subjekt1. Sg.neri-hunganeri-gikkitneri-gigtikneri-gissineri-giganeri-gikkaneri-gikkaneri-ginnineri-gitsikneri-gitsik
1. Du.neri-hugukneri-gitsigitneri-gigtikneri-gissineri-gigpukneri-givukneri-givukneri-gitsinnineri-gitsikneri-gitsik
1. Pl.neri-hugutneri-gitsigitneri-gitsikneri-gissineri-gigputneri-givutneri-givutneri-gitsinnineri-gitsikneri-gitsik
2. Sg.neri-hutitneri-gingmaneri-gitsigukneri-gitsigutneri-gitneri-gikkitneri-gititneri-gingnineri-gitsikneri-gitsik
2. Du.neri-hutikneri-gigtinnganeri-gitsigukneri-gitsigutneri-gigtikneri-gitikneri-gitikneri-gitsinnineri-gitsikneri-gitsik
2. Pl.neri-huhineri-gissinganeri-gissigukneri-gissigutneri-gighineri-gihineri-gihineri-gissinnineri-gitsikneri-gitsik
3. Sg.neri-hoqneri-gaanganeri-gaatigukneri-gaatigutneri-gaatitneri-gaatikneri-gaahineri-gaaneri-gaineri-gaineri-gaanineri-gaatikneri-gaatik
3. Du.neri-hukneri-gaannganeri-gaatigukneri-gaatigutneri-gaatitneri-gaatikneri-gaahineri-gaakneri-gaikneri-gaikneri-gaangnineri-gaatikneri-gaatik
3. Pl.neri-hutneri-gaannganeri-gaatigukneri-gaatigutneri-gaatitneri-gaatikneri-gaahineri-gaatneri-gaitneri-gaitneri-gaannineri-gaatikneri-gaatik
4. Sg.neri-ginineri-gingnineri-gini
4. Du.neri-gitsikneri-gitikneri-gitik
4. Pl.neri-gitsikneri-gitikneri-gitik
Interrogativ

Der Interrogativ muss immer mit den Derivationsmorphemen QE (Perfekt) oder LIR-QE (Präsens) genutzt werden. Bei den fehlenden Formen im Paradigma wird der Indikativ benutzt.

Interrogativ
IntransitivObjekt
1. Sg. O.1. Du. O.1. Pl. O.2. Sg. O.2. Du. O.2. Pl. O.3. Sg. O.3. Du. O.3. Pl. O.4. Sg. O.4. Du. O.4. Pl. O.
Subjekt1. Sg.nere-qa-ik
1. Du.nere-qa-inuk
1. Pl.nere-qa-iha
2. Sg.nere-qa-itnere-qa-ijuknere-qa-igiknere-qa-igit
2. Du.nere-qa-itsikku
2. Pl.nere-qa-ihiuk
3. Sg.nere-qa-anere-qa-uk
3. Du.nere-qa-ak
3. Pl.nere-qa-at
4. Sg.
4. Du.
4. Pl.
Imperativ/Optativ

Der Imperativ kann nur in der 2. Person flektiert werden, der Optativ hingegen nur in der 1. und 3. Person, weswegen beide Modi hier in einem gemeinsamen Paradigma dargestellt sind.

Imperativ/Optativ
IntransitivObjekt
1. Sg. O.1. Du. O.1. Pl. O.2. Sg. O.2. Du. O.2. Pl. O.3. Sg. O.3. Du. O.3. Pl. O.4. Sg. O.4. Du. O.4. Pl. O.
Subjekt1. Sg.neri-langaneri-lakkitneri-lagtikneri-lassineri-laguneri-lakkaneri-lakka
1. Du.neri-lagukneri-latsigitneri-lagtikneri-lassineri-lagpukneri-lavukneri-lavuk
1. Pl.neri-lagutneri-latsigitneri-latsikneri-lassineri-lagputneri-lavutneri-lavut
2. Sg.neri-gitneri-nnganeri-tigukneri-tigutneri-gukneri-kkikneri-kkit
2. Du.neri-gitsikneri-tinnganeri-tigukneri-tigutneri-kkuneri-tikkikneri-kkit
2. Pl.neri-gitsineri-hinganeri-tigukneri-tigutneri-hiukneri-higikneri-higit
3. Sg.neri-lineri-linganeri-lihigukneri-lihigutneri-lihitneri-lihikneri-lihineri-liukneri-ligikneri-ligit
3. Du.neri-likneri-linnganeri-lihiguknerilihigutneri-lihitneri-lihikneri-lihineri-likkuneri-likkikneri-lihigit
3. Pl.neri-litneri-linnganeri-lihigukneri-lihigutneri-lihitneri-lihikneri-lihineri-lissukneri-lihigikneri-lihigit
4. Sg.
4. Du.
4. Pl.
Kausativ

Während im Westgrönländischen der Kausativ die Bedeutungen „als“ und „weil“ gemeinsam abdeckt, bedarf es für letzteres im Inuktun des Morphems QE.

Kausativ
IntransitivObjekt
1. Sg. O.1. Du. O.1. Pl. O.2. Sg. O.2. Du. O.2. Pl. O.3. Sg. O.3. Du. O.3. Pl. O.4. Sg. O.4. Du. O.4. Pl. O.
Subjekt1. Sg.neri-gamaneri-gakkitneri-gatsikneri-gassineri-gakkuneri-gakkikneri-gakkitneri-gannineri-gatsikneri-gatsik
1. Du.neri-gannukneri-gatsikkitneri-gatsikneri-gassineri-gatsikkuneri-gatsikkikneri-gatsigitneri-gatsingnineri-gatsigikneri-gatsigik
1. Pl.neri-gattaneri-gatsigitneri-gatsikneri-gassineri-gatsiguneri-gatsikkikneri-gatsigitneri-gatsinnineri-gatsigikneri-gatsigik
2. Sg.neri-gavitneri-gangmaneri-gatsigukneri-gatsigutneri-gakkuneri-gakkikneri-gakkitneri-gannineri-gatsikneri-gatsik
2. Du.neri-gatsikneri-gatsinnganeri-gatsigukneri-gatsigutneri-gatsikkuneri-gatsikkikneri-gatsigitneri-gatsingnineri-gatsigikneri-gatsigik
2. Pl.neri-gassineri-gassinganeri-gatsigukneri-gassigutneri-gassiukneri-gassigikneri-gassigitneri-gassinnineri-gatsigikneri-gatsigik
3. Sg.neri-mmatneri-mmanganeri-mmatigukneri-mmatigutneri-mmatitneri-mmatikneri-mmahineri-mmaguneri-mmagikneri-mmagitneri-mmanineri-mmatikneri-mmatik
3. Du.neri-mmanikneri-mmannganeri-mmatigukneri-mmatigutneri-mmatitneri-mmatikneri-mmahineri-mmakkuneri-mmakkikneri-mmatigitneri-mmangnineri-mmatikneri-mmatik
3. Pl.neri-mmataneri-mmannganeri-mmatigukneri-mmatigutneri-mmatitneri-mmatikneri-mmahineri-mmassukneri-mmatigikneri-mmatigitneri-mmannineri-mmatikneri-mmatik
4. Sg.neri-gamineri-gaminganeri-gamihigukneri-gamihigutneri-gamihitneri-gamihikneri-gamihineri-gamiukneri-gamigikneri-gamigit
4. Du.neri-gamikneri-gaminnganeri-gamihigukneri-gamihigutneri-gamihitneri-gamihikneri-gamihineri-gamikkuneri-gamikkikneri-gamikkit
4. Pl.neri-gamikneri-gaminnganeri-gamihigukneri-gamihigutneri-gamihitneri-gamihikneri-gamihineri-gamissukneri-gamihigikneri-gamihigit
Konditionalis

Mit QE erhält der Konditionalis perfektivische Funktion und übernimmt damit auch die Aufgabe des westgrönländischen Iterativs.

Konditionalis
IntransitivObjekt
1. Sg. O.1. Du. O.1. Pl. O.2. Sg. O.2. Du. O.2. Pl. O.3. Sg. O.3. Du. O.3. Pl. O.4. Sg. O.4. Du. O.4. Pl. O.
Subjekt1. Sg.neri-gumaneri-gukkitneri-gutsikneri-gussineri-gukkuneri-gukkikneri-gukkitneri-gunnineri-gutsikneri-gutsik
1. Du.neri-gunnukneri-gutsikkitneri-gutsikneri-gussineri-gutsikkuneri-gutsikkikneri-gutsigitneri-gutsingnineri-gutsigikneri-gutsigik
1. Pl.neri-guttaneri-gutsigitneri-gutsikneri-gussineri-gutsiguneri-gutsikkikneri-gutsigitneri-gutsinnineri-gutsigikneri-gutsigik
2. Sg.neri-guitneri-gungmaneri-gutsigukneri-gutsigutneri-gukkuneri-gukkikneri-gukkitneri-gunnineri-gutsikneri-gutsik
2. Du.neri-gutsikneri-gutsinnganeri-gutsigukneri-gutsigutneri-gutsikkuneri-gutsikkikneri-gutsigitneri-gutsingnineri-gutsigikneri-gutsigik
2. Pl.neri-gussineri-gussinganeri-gutsigukneri-gussigutneri-gussiukneri-gussigikneri-gussigitneri-gussinnineri-gutsigikneri-gutsigik
3. Sg.neri-ppatneri-ppanganeri-ppatigukneri-ppatigutneri-ppatitneri-ppatikneri-ppahineri-ppaguneri-ppagikneri-ppagitneri-ppanineri-ppatikneri-ppatik
3. Du.neri-ppanikneri-ppannganeri-ppatigukneri-ppatigutneri-ppatitneri-ppatikneri-ppahineri-ppakkuneri-ppakkikneri-ppatigitneri-ppangnineri-ppatikneri-ppatik
3. Pl.neri-ppataneri-ppannganeri-ppatigukneri-ppatigutneri-ppatitneri-ppatikneri-ppahineri-ppassukneri-ppatigikneri-ppatigitneri-ppannineri-ppatikneri-ppatik
4. Sg.neri-gunineri-guninganeri-gunihigukneri-gunihigutneri-gunihitneri-gunihikneri-gunihineri-guniukneri-gunigikneri-gunigit
4. Du.neri-gunikneri-guninnganeri-gunihigukneri-gunihigutneri-gunihitneri-gunihikneri-gunihineri-gunikkuneri-gunikkikneri-gunikkit
4. Pl.neri-gunikneri-guninnganeri-gunihigukneri-gunihigutneri-gunihitneri-gunihikneri-gunihineri-gunissukneri-gunihigikneri-gunihigit
Kontemporativ

Ein negativer Kontemporativ wie im Westgrönländischen existiert nicht und wird stattdessen regelmäßig durch den Gebrauch des Negationssuffixes NNGIT gebildet.

Kontemporativ
IntransitivObjekt
1. Sg. O.1. Du. O.1 Pl. O.2. Sg. O.2. Du. O.2. Pl. O.3. Sg. O.3. Du. O.3. Pl. O.4. Sg. O.4. Du. O.4. Pl. O.
Subjekt1. Sg.neri-llunganeri-llunganeri-llunukneri-llutaneri-llutitneri-llutikneri-lluhineri-lluguneri-llugikneri-llugitneri-llunineri-llutikneri-llutik
1. Du.neri-llunuk
1. Pl.neri-lluta
2. Sg.neri-llutit
2. Du.neri-llutik
2. Pl.neri-lluhi
3. Sg.
3. Du.
3. Pl.
4. Sg.neri-lluni
4. Du.neri-llutik
4. Pl.neri-llutik

Literatur

  • Erik Holtved: Remarks on the Polar Eskimo dialect. In: International Journal of American Linguistics. Band 18, Nr. 1, 1952, S. 20–24, doi:10.1086/464143.
  • Michael Fortescue: Inuktun. An Introduction to the Language of Qaanaaq, Thule / En introduktion til Thulesproget (= Institut for Eskimologi. Nr. 15). Københavns Universitet, Kopenhagen 1991, ISBN 978-87-87874-16-8.
  • Birgitte Jacobsen: Recent phonetic changes in the Polar Eskimo dialect. In: Études/Inuit/Studies. Band 15, Nr. 1, 1991, S. 51–63, JSTOR:42869711.
  • Stephen Pax Leonard: Some Ethnolinguistic Notes on Polar Eskimo. Peter Lang, Bern 2015, ISBN 978-3-0353-0736-8.

Einzelnachweise

  1. Naja Blytmann Trondhjem: Grønlandske dialekter og retskrivningen. In: Nordlyd. Band 47, Nr. 2, 2023, S. 195 (Online).
  2. Michael Fortescue: Inuktun. An Introduction to the Language of Qaanaaq, Thule / En introduktion til Thulesproget (= Institut for Eskimologi. Nr. 15). Københavns Universitet, Kopenhagen 1991, ISBN 978-87-87874-16-8, S. 1–2.
  3. a b c d Michael Fortescue: Inuktun. An Introduction to the Language of Qaanaaq, Thule / En introduktion til Thulesproget (= Institut for Eskimologi. Nr. 15). Københavns Universitet, Kopenhagen 1991, ISBN 978-87-87874-16-8, S. 2–5.
  4. a b Michael Fortescue: Inuktun. An Introduction to the Language of Qaanaaq, Thule / En introduktion til Thulesproget (= Institut for Eskimologi. Nr. 15). Københavns Universitet, Kopenhagen 1991, ISBN 978-87-87874-16-8, S. 169–171.
  5. Michael Fortescue: Inuktun. An Introduction to the Language of Qaanaaq, Thule / En introduktion til Thulesproget (= Institut for Eskimologi. Nr. 15). Københavns Universitet, Kopenhagen 1991, ISBN 978-87-87874-16-8, S. 171–173.
  6. Michael Fortescue: Inuktun. An Introduction to the Language of Qaanaaq, Thule / En introduktion til Thulesproget (= Institut for Eskimologi. Nr. 15). Københavns Universitet, Kopenhagen 1991, ISBN 978-87-87874-16-8, S. 173–177.