Grammy Award for Best New Artist

Der Grammy Award for Best New Artist, auf Deutsch „Grammy-Award für den besten neuen Künstler“, ist ein Musikpreis, der seit 1960 bei den jährlich stattfindenden Grammy Awards verliehen wird. Ausgezeichnet werden herausragende Musiker oder Bands, die im vorhergehenden Jahr das erste öffentlich wirksame und identitätsstiftende Werk veröffentlicht haben.

Er stellt eine der vier Genre-unabhängigen Hauptkategorien der Verleihung dar, kann also an Musiker jeder Musiksparte vergeben werden.

Hintergrund und Geschichte

Die seit 1959 verliehenen Grammy Awards (eigentlich Grammophone Awards) werden jährlich in zahlreichen Kategorien von der Recording Academy, früher National Academy of Recording Arts and Sciences (NARAS), in den Vereinigten Staaten von Amerika vergeben, “to honor artistic achievement, technical proficiency and overall excellence in the recording industry, without regard to album sales or chart position” (deutsch: „um künstlerische Leistung, technische Kompetenz und hervorragende Gesamtleistung ohne Rücksicht auf die Album-Verkäufe oder Chart-Position zu ehren.“)[1][2]

Der Grammy Award for Best New Artist wurde bereits bei den zweiten Verleihungen im Jahr 1960 erstmals vergeben und gehört seitdem, mit Ausnahme der Verleihungen 1967, zum festen Bestandteil der Grammy-Verleihungen. Offiziell wird er an neue Künstler verliehen, die während des vorhergehenden Jahres die erste Aufnahme veröffentlichte, die die öffentliche Identität des Künstlers darstellt. Dabei muss es sich nicht zwangsläufig um das erste Album eines Künstlers handeln.

Bis 2018 wurden, wie in allen Kategorien üblich, im Vorfeld fünf Nominierte bekanntgegeben. Dreimal gab es aufgrund von Stimmengleichheit mehr Kandidaten. 2019 wurde die Zahl der Nominierten in den vier Hauptkategorien auf acht und 2022 noch einmal auf zehn erhöht.

Gelegentlich wird der Gewinn dieses Grammys, mit unterschiedlichem Grad der Ernsthaftigkeit, als Fluch angesehen, da mehrere Künstler insbesondere in den 1970er und 1980er Jahren ihren Erfolg nach der Verleihung und dem Debütjahr nicht nochmals erreichten.[3][4] Dieser Standpunkt wurde von Taffy Danoff, einem ehemaligen Mitglied der Starland Vocal Band 2002 in einem Interview für die Sendung 100 Greatest One Hit Wonders des Senders VH1 zum Ausdruck gebracht:

Christopher Cross (hier 2022) gewann 1981 als erster Künstler alle vier genre-unabhängigen Grammy Awards

“We got two of the five Grammys – one was Best New Artist. So that was basically the kiss of death and I feel sorry for everyone who’s gotten it since.”

„Wir bekamen zwei der fünf Grammys – einen davon als beste neue Künstler. Das war im Grunde der Todesstoß und seitdem tun mir alle Künstler leid, die ihn bekommen.“

Taffy Danoff, 2002[5]

Die Kategorie ist auch die einzige Kategorie, in der ein Grammy Award widerrufen wurde. Dies geschah im Jahre 1990, nachdem bekannt wurde, dass die Gewinner Milli Vanilli auf ihrem Debütalbum nicht ihren eigenen Gesang präsentiert hatten. Die Auszeichnung wurde widerrufen, jedoch nicht an einen anderen Künstler übergeben.

Statistik

Von den 62 Awards, die seit der Erstverleihung vergeben wurden, gingen 31 an weibliche Solokünstler, 18 an Duos oder Bands und 13 an männliche Solokünstler (Stand: 2022). Die erste Frau, die ausgezeichnet wurde, war Bobbie Gentry im Jahr 1968 und mit der Vergabe an Cyndi Lauper im Jahr 1985 wurde zum ersten Mal ein Gleichstand zwischen Männern und Frauen erreicht. Zwischen 1997 und 2003 waren alle Gewinner weibliche Solokünstler und bis 2005 wurde der Grammy für 14 Jahre hintereinander nicht an männliche Solokünstler vergeben, wodurch der Anteil an männlichen Einzelkünstlern in dieser Kategorie deutlich zurückging. Bislang haben fünf Künstler zugleich den Grammy Award für das Album des Jahres im gleichen Jahr bekommen: Bob Newhart 1961, Christopher Cross 1981, Lauryn Hill 1999, Norah Jones 2003 und Billie Eilish 2020. Christopher Cross und Billie Eilish wurden zudem zusätzlich noch mit den Awards für die Aufnahme des Jahres und den Song des Jahres erhalten; Norah Jones wäre ebenfalls vierfach ausgezeichnet worden, ihre Credits wurden jedoch nicht verzeichnet. Nur zwei Künstler gewannen den Grammy Award für das Album des Jahres und verloren beim Award für den besten neuen Künstler: Vaughn Meader 1963 und Alanis Morissette im Jahr 1996.

1984 war das erste Jahr, in dem alle Nominierten aus Staaten außerhalb der Vereinigten Staaten kamen (Culture Club, die Eurythmics und Musical Youth kamen aus England, Big Country aus Schottland und Men Without Hats aus Kanada).[6]

Gewinner und nominierte Künstler

JahrKünstlerNationalitätWeitere nominierte KünstlerBilder
der Künstler
1960Bobby DarinVereinigte Staaten Vereinigte StaatenBobby Darin, 1959
1961Bob NewhartVereinigte Staaten Vereinigte StaatenBob Newhart (1987)
1962Peter NeroVereinigte Staaten Vereinigte StaatenPeter Nero mit Ethel Merman in Bell Telephone Hour
1963Robert GouletVereinigte Staaten Vereinigte StaatenRobert Goulet (1988)
1964The Swingle SingersThe Swingle Singers (1964)
1965The BeatlesVereinigtes Konigreich Vereinigtes KönigreichThe Beatles (1964)
1966Tom JonesVereinigtes Konigreich Vereinigtes KönigreichTom Jones in Düsseldorf (2009)
1967
1968Bobbie GentryVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
1969José FelicianoPuerto Rico Puerto RicoJosé Feliciano bei einem Konzert (2007)
1970Crosby, Stills & NashVereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Crosby, Stills & Nash bei einem Konzert im August 1974 (v.l. Stephen Stills, David Crosby, Graham Nash)
1971The CarpentersVereinigte Staaten Vereinigte StaatenThe Carpenters: Karen Carpenter und Richard Carpenter
1972Carly SimonVereinigte Staaten Vereinigte StaatenCarly Simons bei den Academy Awards 1989
1973AmericaVereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
America, 1972
1974Bette MidlerVereinigte Staaten Vereinigte StaatenBette Midler (1990)
1975Marvin HamlischVereinigte Staaten Vereinigte StaatenMarvin Hamlisch, 2011
1976Natalie ColeVereinigte Staaten Vereinigte StaatenNatalie Cole 2002
1977Starland Vocal BandVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
1978Debby BooneVereinigte Staaten Vereinigte StaatenNatalie Cole 2002
1979A Taste of HoneyVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
1980Rickie Lee JonesVereinigte Staaten Vereinigte StaatenRickie Lee Jones, 2007
1981Christopher CrossVereinigte Staaten Vereinigte StaatenChristopher Cross, 2008
1982Sheena EastonVereinigtes Konigreich Vereinigtes KönigreichSheena Easton, 2009
1983Men at WorkAustralien Australien
1984Culture ClubVereinigtes Konigreich Vereinigtes KönigreichBoy George von Culture Club, 2011
1985Cyndi LauperVereinigte Staaten Vereinigte StaatenCyndi Lauper, 2008
1986SadeVereinigtes Konigreich Vereinigtes KönigreichSade Adu
1987Bruce Hornsby and the RangeVereinigte Staaten Vereinigte StaatenBruce Hornsby, 2007
1988Jody WatleyVereinigte Staaten Vereinigte StaatenJody Watley, 1989
1989Tracy ChapmanVereinigte Staaten Vereinigte StaatenTracy Chapman, 2009
1990Milli Vanilli
widerrufen
Deutschland DeutschlandMilli Vanilli (l.u.r.) bei der Grammy-Verleihung 1990
1991Mariah CareyVereinigte Staaten Vereinigte StaatenMariah Carey
1992Marc CohnVereinigte Staaten Vereinigte StaatenMarc Cohn am Keyboard, Juli 2005
1993Arrested DevelopmentVereinigte Staaten Vereinigte StaatenArrested Development live in München 2006
1994Toni BraxtonVereinigte Staaten Vereinigte StaatenToni Braxton (2009)
1995Sheryl CrowVereinigte Staaten Vereinigte StaatenSheryl Crow
1996Hootie & the BlowfishVereinigte Staaten Vereinigte StaatenHootie and the Blowfish, 1998
1997LeAnn RimesVereinigte Staaten Vereinigte StaatenLeAnn Rimes, 2004
1998Paula ColeVereinigte Staaten Vereinigte StaatenPaula Cole, 2009
1999Lauryn HillVereinigte Staaten Vereinigte StaatenLauryn Hill bei einem Konzert im Oktober 2005 im Central Park
2000Christina AguileraVereinigte Staaten Vereinigte StaatenChristina Aguilera
2001Shelby LynneVereinigte Staaten Vereinigte StaatenShelby Lynn, 2008
2002Alicia KeysVereinigte Staaten Vereinigte StaatenAlicia Keys
2003Norah JonesVereinigte Staaten Vereinigte StaatenNorah Jones
2004EvanescenceVereinigte Staaten Vereinigte StaatenAmy Lee und Ben Moody, 2003
2005Maroon 5Vereinigte Staaten Vereinigte StaatenMaroon 5, 2005
2006John LegendVereinigte Staaten Vereinigte StaatenJohn Legend
2007Carrie UnderwoodVereinigte Staaten Vereinigte StaatenCarrie Underwood
2008Amy WinehouseVereinigtes Konigreich Vereinigtes KönigreichAmy Winehouse
2009AdeleVereinigtes Konigreich Vereinigtes KönigreichAdele
2010Zac Brown BandVereinigte Staaten Vereinigte StaatenZac Brown von der Zac Brown Band bei einem Konzert für im Irak stationierte Soldaten
2011Esperanza SpaldingVereinigte Staaten Vereinigte StaatenEsperanza Spalding, 2009
2012
12. Februar 2012
Bon IverVereinigte Staaten Vereinigte StaatenBon Iver
2013
10. Februar 2013
fun.Vereinigte Staaten Vereinigte StaatenSänger Nate Ruess auf der Bühne (2010)
2014
26. Januar 2014
Macklemore & Ryan Lewis (als Duo)Vereinigte Staaten Vereinigte StaatenMacklemore & Ryan Lewis, 2011
2015
8. Februar 2015
Sam SmithVereinigtes Konigreich Vereinigtes KönigreichSam Smith in Glasgow, 2014
2016
15. Februar 2016
Meghan TrainorVereinigte Staaten Vereinigte StaatenMeghan Trainor, 2015
2017
12. Februar 2017
Chance the RapperVereinigte Staaten Vereinigte StaatenChance the Rapper, 2013
2018
28. Januar 2018
Alessia CaraKanada KanadaAlessia Cara, 2017
2019
10. Februar 2019
Dua LipaVereinigtes Konigreich Vereinigtes KönigreichDua Lipa, 2018
2020
26. Januar 2020
Billie EilishVereinigte Staaten Vereinigte StaatenBillie Eilish (2019)
2021
14. März 2021
Megan Thee StallionVereinigte Staaten Vereinigte StaatenMegan Thee Stallion (2019)
2022
31. Januar 2022
Olivia RodrigoVereinigte Staaten Vereinigte StaatenOlivia Rodrigo (2021)
2023
5. Februar 2023
Samara JoyVereinigte Staaten Vereinigte StaatenSamara Joy auf dem INNtöne Jazzfestival (2022)
2024
4. Februar 2024
Victoria MonétVereinigte Staaten Vereinigte StaatenVictoria Monét 2017

Belege

  1. Overview. National Academy of Recording Arts and Sciences, archiviert vom Original am 19. August 2012; abgerufen am 11. September 2014 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.grammy.org
  2. Grammy Awards at a Glance. In: Los Angeles Times. Tribune Company, abgerufen am 19. Juli 2010 (englisch).
  3. blog.washingtonpost.com
  4. today.msnbc.msn.com (Memento desOriginals vom 26. September 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/today.msnbc.msn.com
  5. VH1's 100 Greatest One Hit Wonders (Memento desOriginals vom 28. Juni 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tv.com
  6. Chuck Gates: Jackson dominates Grammy list. In: Deseret News. Deseret News Publishing Company, 24. Februar 1984, abgerufen am 24. April 2010 (englisch).