Amtsgericht Alzey

Amtsschild
Amtsschild
Imposanter Zugang
Imposanter Zugang

Das Amtsgericht Alzey ist ein Amtsgericht in Rheinland-Pfalz.

Zuständigkeit

Die sachliche Zuständigkeit des Amtsgerichts Alzey ergibt sich aus dem Gerichtsverfassungsgesetz. Die örtliche Zuständigkeit umfasst die Stadt Alzey sowie die Verbandsgemeinden Alzey-Land, Wöllstein und Wörrstadt.[1]

Das Amtsgericht Alzey ist das Landwirtschaftsgericht auch für die Bezirke der Amtsgerichte Mainz, Bad Kreuznach und Bingen und damit ausschließlich zuständig zum Beispiel in den Angelegenheiten der Höfeordnung.[2]

Geschichte

Gründung

Sitzungssaal im alten Justizgebäude (vor 1903)
Großherzogl[ich Hessisches] Amtsgericht Alzey
Großer Sitzungssaal

Mit dem Gerichtsverfassungsgesetz von 1877 wurden Organisation und Bezeichnungen der Gerichte reichsweit vereinheitlicht. Zum 1. Oktober 1879 hob das Großherzogtum Hessen deshalb die Friedensgerichte und die Bezirksgerichte auf, die bis dahin für die erstinstanzliche Rechtsprechung in dessen Provinz Rheinhessen zuständig gewesen waren. Funktional ersetzt wurden sie durch Amtsgerichte.[3] Das Amtsgericht Alzey wurde dem Bezirk des Landgerichts Mainz zugeordnet.[4]

Während des Zweiten Weltkriegs wurden – kriegsbedingt – 1943 die Geschäfte des Amtsgerichts Wörrstadt dem Amtsgericht Alzey übertragen.[5] Nach Kriegsende dauerte es bis zum 4. Oktober 1945, bevor das Gericht in Alzey seine Arbeit wieder aufnehmen konnte.[6]

Bezirk

Der Gerichtsbezirk des Amtsgerichts Alzey setzte sich wie folgt zusammen[7]:

GemeindeHerkunftZugangAbgangNach
AlbigFriedensgericht Alzey1879
AlzeyFriedensgericht Alzey1879
Armsheim
BechenheimFriedensgericht Alzey1879
BechtolsheimFriedensgericht Wörrstadt1879
BermersheimFriedensgericht Alzey1879
BiebelnheimFriedensgericht Wörrstadt1879
BornheimFriedensgericht Alzey1879
DautenheimFriedensgericht Alzey1879
DintesheimFriedensgericht Alzey1879
Eckelsheim
Ensheim
EppelsheimFriedensgericht Osthofen1879
Erbes-BüdesheimFriedensgericht Alzey1879
EsselbornFriedensgericht Alzey1879
FlombornFriedensgericht Alzey1879
FlonheimFriedensgericht Alzey1879
FramersheimFriedensgericht Alzey1879
FreimersheimFriedensgericht Alzey1879
Gabsheim
Gau-Bickelheim
Gau-Heppenheim[Anm. 1]Friedensgericht Alzey1879
Gau-Köngernheim[Anm. 2]Friedensgericht Alzey18791970 nicht mehr gelistet[8]
Gau-Odernheim[Anm. 3]Friedensgericht Alzey1879
Gau-Weinheim
Gumbsheim
GundersheimAmtsgericht Pfeddersheim19341967Amtsgericht Worms[9]
Hangen-WeisheimFriedensgericht Osthofen18791974Amtsgericht Worms[10]
HeimersheimFriedensgericht Alzey1879
Hochborn[Anm. 4]Friedensgericht Osthofen18791974Amtsgericht Worms[11]
KettenheimFriedensgericht Alzey1879
LonsheimFriedensgericht Alzey1879
MauchenheimAmtsgericht Kirchheimbolanden1974[12]
NackFriedensgericht Alzey1879
Nieder-WiesenFriedensgericht Alzey1879
Ober-FlörsheimAmtsgericht Pfeddersheim1934
OffenheimFriedensgericht Alzey1879
Partenheim
Rommersheim
Saulheim
Udenheim
UffhofenFriedensgericht Alzey1879
Vendersheim
WahlheimFriedensgericht Alzey1879
Wallertheim
WeinheimFriedensgericht Alzey18791970 noch aufgeführt[13], nicht mehr gelistet bei Ludemann[14]
WendelsheimFriedensgericht Alzey1879
Wöllstein
Wörrstadt
Wolfsheim1974[15]Amtsgericht Bingen
Wonsheim

Justizgebäude

Amtsgebäude
Amtsgebäude
Mobiliare Ausstattung von 1903
Mobiliare Ausstattung von 1903

Amtssitz des 1879 neu eingerichteten Amtsgerichts war das ehemalige Burggrafiat in der Schlossgasse 11 in Alzey, das zuvor das nun aufgelöste Bezirksgericht als Dienstsitz genutzt hatte.[16]

Amtssitz ist heute der Nordflügel des ehemaligen kurpfälzischen Schlosses, der dazu aus einer historischen Ruine 1901 bis 1903 errichtet wurde. Die Einweihung fand am 1. Oktober 1903 statt.[17] Die damals eingebrachte wandfeste und ein erheblicher Teil der mobiliaren Ausstattung sind erhalten.

Personal

Da das Amtsgericht Alzey bei seiner Gründung 1879 eines der größeren im Land war, gab es hier zu Beginn einen Oberamtsrichter und einen Amtsrichter.[18] Hinzu kam 1900 ein Grundbuchrichter und ab 1902 ein zweiter Amtsrichter.[19] Die nächste Verstärkung – ein zusätzlicher Assessor – kam erst 1927 hinzu.[20] 1938 waren am Gericht vier Richter und fünf Rechtspfleger tätig.[21] Nach Kriegsende konnte das Gericht seine Arbeit mit zwei Richtern und sieben Rechtspflegern wieder aufnehmen.[22]

Leiter[23]

AmtszeitNameAnmerkung
Oberamtsrichter
1879–1897Anton Nehr
1897–1926Carl Rhumbler
1927–1929Adam König
1929–1935Sausen
Richard Münch1936–1945
1948–1949Josef Carl
1950–1958Paul Reiff
Amtsgerichtsdirektor
1958–1966Paul Reiff
1976–1979Friedrich Karl Becker
1979–1993Hans-Jörg Koch
1993–1999Christof Frank
1999Hans-Gerd Ludemann
Eva Maria Stauder

Siehe auch

Literatur

  • Eckhart G. Franz u. a.: Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen im 19. und 20. Jahrhundert. 1989, ISBN 3-88838-224-6, S. 187–192.
  • Hans-Gerd Ludemann: Das Amtsgericht Alzey – Gedanken zu einer Institution, die vor 100 Jahren ein neues Domizil bezog. In: Alzeyer Geschichtsblätter. 34 (2003). Rheinhessische Druckwerkstätte, Alzey 2003, ISBN 3-87854-177-5, S. 20–47.
  • Heribert Reus: Gerichte und Gerichtsbezirke seit etwa 1816/1822 im Gebiete des heutigen Landes Hessen bis zum 1. Juli 1968. Hg.: Hessisches Ministerium der Justiz, Wiesbaden [1984].

Anmerkungen

  1. Bis 1903: Heppenheim im Loch (Reus, Abschnitt Friedensgericht Alzey [ohne Seitenzählung]).
  2. Bis 1898: Köngernheim (Reus, Abschnitt Friedensgericht Alzey [ohne Seitenzählung]).
  3. Bis 1898: Odernheim (Reus, Abschnitt Friedensgericht Alzey [ohne Seitenzählung]).
  4. Bis 1971: Blödesheim (Reus, Abschnitt Friedensgericht Alzey [ohne Seitenzählung]).

Einzelnachweise

  1. Landesgesetz über die Gliederung und die Bezirke der Gerichte (GerOrG RLP) §6 Abs. 2 Nr. 3 lit. a vom 5. Oktober 1977; Abgerufen am 15. Juli 2011
  2. §5 der Landesverordnung über die gerichtliche Zuständigkeit in Zivilsachen und Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit (ZivilZustV RP) Abgerufen am 15. Juli 2011
  3. §§ 1, 3 Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 15 vom 30. Mai 1879, S. 197f.
  4. §§ 2, 3 Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 15 vom 30. Mai 1879, S. 197f.
  5. Ludemann, S. 42.
  6. Ludemann, S. 43f.
  7. Reus, Abschnitt Friedensgericht Alzey [ohne Seitenzählung]; Ludemann, S. 42.
  8. A. Koeler u. a. (Hg.): Die Bundesrepublik Deutschland – Teilausgabe Land Rheinland-Pfalz. Stand Oktober 1970. Carl Heymenn, Köln 1971, ISBN 3-452-17157-4, S. 143.
  9. Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Rheinland-Pfalz 1966, S. 203.
  10. Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Rheinland-Pfalz 1974, S. 525.
  11. Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Rheinland-Pfalz 1974, S. 525.
  12. Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Rheinland-Pfalz 1974, S. 525.
  13. A. Koeler u. a. (Hg.): Die Bundesrepublik Deutschland – Teilausgabe Land Rheinland-Pfalz. Stand Oktober 1970. Carl Heymenn, Köln 1971, ISBN 3-452-17157-4, S. 143.
  14. Ludemann, S. 44.
  15. Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Rheinland-Pfalz 1974, S. 525.
  16. Ludemann, S. 32f.
  17. Ludemann, S. 39.
  18. Ludemann, S. 32f.
  19. Ludemann, S. 40.
  20. Ludemann, S. 41.
  21. Ludemann, S. 43.
  22. Ludemann, S. 43f.
  23. Ludemann, S. 44.

Koordinaten: 49° 44′ 46,4″ N, 8° 6′ 58,1″ O