„Polyphonie (Elektrophon)“ – Versionsunterschied

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== Digitalisierung ==
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Die Digitalisierung der Klangerzeugung mit der [[Sampler (Klangerzeuger)|Sampler]]-Technologie, die sich seit etwa 1980 durchsetzte, beschränkte sich wegen der erforderlichen [[Rechenleistung]] wiederum auf monophone Wiedergabe. Echte digitale Polyphonie war auf den handelsüblichen [[Personal Computer]]s erst in den 1990er Jahren möglich.
Die Digitalisierung der Klangerzeugung mit der [[Sampler (Klangerzeuger)|Sampler]]-Technologie, die sich seit etwa 1980 durchsetzte (siehe etwa [[Fairlight CMI]]), beschränkte sich wegen der erforderlichen [[Rechenleistung]] wiederum auf monophone Wiedergabe. Echte digitale Polyphonie war auf den handelsüblichen [[Personal Computer]]s erst in den 1990er Jahren möglich.


In der Entwicklung der [[Klingelton|Klingeltöne]] von Mobiltelefonen sowie der [[Videospielmusik]] wurde die Polyphonie als elementarer technischer Fortschritt betrachtet. Der [[Commodore 64]] Heimcomputer konnte 1982 bereits drei unabhängige musikalische Stimmen produzieren. Während der Systemlautsprecher der PCs in den 1980er Jahren nur einzelne Töne von sich geben konnte, ermöglichten die [[Soundkarte]]n als Zubehör, wie diejenigen von [[AdLib]], sechs gleichzeitige Stimmen in bescheidener Qualität, in den 1990ern waren es mit [[Sound Blaster]] von [[Creative Labs]] bereits 32 und mehr. Seitdem auch mit Mobiltelefonen ganze Musikdateien im [[MP3]]-Format abgespielt werden können, ohne die einzelnen Stimmen neu zu erzeugen, ist die Frage der Polyphonie in den Hintergrund getreten.
In der Entwicklung der [[Klingelton|Klingeltöne]] von Mobiltelefonen sowie der [[Videospielmusik]] wurde die Polyphonie als elementarer technischer Fortschritt betrachtet. Der [[Commodore 64]] Heimcomputer konnte 1982 bereits drei unabhängige musikalische Stimmen produzieren. Während der Systemlautsprecher der PCs in den 1980er Jahren nur einzelne Töne von sich geben konnte, ermöglichten die [[Soundkarte]]n als Zubehör, wie diejenigen von [[AdLib]], sechs gleichzeitige Stimmen in bescheidener Qualität, in den 1990ern waren es mit [[Sound Blaster]] von [[Creative Labs]] bereits 32 und mehr. Seitdem auch mit Mobiltelefonen ganze Musikdateien im [[MP3]]-Format abgespielt werden können, ohne die einzelnen Stimmen neu zu erzeugen, ist die Frage der Polyphonie in den Hintergrund getreten.

Version vom 4. März 2012, 13:35 Uhr

Der Ausdruck Polyphonie bedeutet bei Elektrophonen, dass ein Gerät zur Erzeugung mehrerer gleichzeitig erklingender Töne fähig ist (im Unterschied zur Monophonie). Nicht nur die Anzahl gleichzeitiger Töne ist ausschlaggebend für den Grad der Polyphonie, sondern auch deren Unabhängigkeit, etwa was Hüllkurve (ADSR) oder Klangfarbe betrifft. – In der Musiktheorie dagegen ist mit dem Ausdruck Polyphonie gemeint, dass sich die gleichzeitigen Stimmen möglichst unabhängig zueinander verhalten, ohne gemeinsame Regeln (z.B. erlaubte Zusammenklänge) zu verletzen.

Frühe Elektrophone

Die frühen rein elektronischen Musikinstrumente wie das Theremin seit 1919 oder die Ondes Martenot seit 1928 waren monophon, da sie nur einen einzigen Schwingkreis besaßen. Sie konnten also nur als Melodieinstrument eingesetzt werden. Frühe elektronische Orgeln wie die Hammond-Orgel seit 1935 erzeugten dagegen die Töne über eine größere Zahl mechanischer Tonräder, die vor elektromagnetischen Tonabnehmern rotierten. Auf diese Weise konnten beliebig viele Töne zugleich erklingen. Auch die frühen Formen des Elektronischen Pianos beruhten auf mechanischer Klangerzeugung, die mit Hilfe von Tonabnehmern in elektrische Signale umgesetzt wurde, und erlaubten dadurch ein vielstimmiges Spiel.

Analoge Synthesizer

Die frühen Synthesizer dagegen, wie die Moog-Synthesizer seit den 1960er-Jahren, erzeugten die Tonfrequenzen elektronisch und waren zunächst auf einen einzigen Signalgenerator beschränkt. Ihr Kernstück war ein spannungsgesteuerter Oszillator. Die Wandelbarkeit des damals neuartigen Klangs durch Modulatoren und Filter wurde für wichtiger gehalten als ein mehrstimmiges Spiel. „Echt polyphone“ analoge Synthesizer wie der Yamaha CS-80 erschienen erst Mitte der 1970er-Jahre auf dem Markt.

Digitalisierung

Die Digitalisierung der Klangerzeugung mit der Sampler-Technologie, die sich seit etwa 1980 durchsetzte (siehe etwa Fairlight CMI), beschränkte sich wegen der erforderlichen Rechenleistung wiederum auf monophone Wiedergabe. Echte digitale Polyphonie war auf den handelsüblichen Personal Computers erst in den 1990er Jahren möglich.

In der Entwicklung der Klingeltöne von Mobiltelefonen sowie der Videospielmusik wurde die Polyphonie als elementarer technischer Fortschritt betrachtet. Der Commodore 64 Heimcomputer konnte 1982 bereits drei unabhängige musikalische Stimmen produzieren. Während der Systemlautsprecher der PCs in den 1980er Jahren nur einzelne Töne von sich geben konnte, ermöglichten die Soundkarten als Zubehör, wie diejenigen von AdLib, sechs gleichzeitige Stimmen in bescheidener Qualität, in den 1990ern waren es mit Sound Blaster von Creative Labs bereits 32 und mehr. Seitdem auch mit Mobiltelefonen ganze Musikdateien im MP3-Format abgespielt werden können, ohne die einzelnen Stimmen neu zu erzeugen, ist die Frage der Polyphonie in den Hintergrund getreten.

Wahrnehmung

Wieweit in einem Gesamtklang überhaupt unterschiedliche musikalische Stimmen wahrgenommen werden, ist eine von den technischen Möglichkeiten unabhängige musikpsychologische Fragestellung. Professionelle Musiker lernen die Unterscheidung zusammenklingender Töne im Fach der Gehörbildung. Eine automatische Analyse von zweistimmigen Zusammenklängen geschieht etwa beim Mehrfrequenz-Wahlverfahren.

Literatur

  • Gunnar Eisenberg: Identifikation und Klassifikation von Musikinstrumentenklängen in monophoner und polyphoner Musik, Göttingen: Cuvillier 2008. ISBN 978-3-86727-825-6