„Jörg Baberowski“ – Versionsunterschied

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Nach dem Abitur am [[Campe-Gymnasium Holzminden|Gymnasium]] sowie der Jugend beim ''[[Kommunistischer Bund Westdeutschland|Kommunistischen Bund Westdeutschland]]'' in [[Holzminden]] studierte Baberowski von 1982 bis 1988 in [[Georg-August-Universität Göttingen|Göttingen]] Geschichte und Philosophie. Ein wichtiger Göttinger Lehrer war der Osteuropa-Historiker [[Manfred Hildermeier]]. [[Russische Sprache|Russisch]] brachte sich Baberowski im Selbststudium bei. Thema seiner Magisterarbeit war „[[Politische Justiz]] im ausgehenden [[Russisches Kaiserreich|Zarenreich]]“.
Nach dem Abitur am [[Campe-Gymnasium Holzminden|Gymnasium]] sowie der Jugend beim ''[[Kommunistischer Bund Westdeutschland|Kommunistischen Bund Westdeutschland]]'' in [[Holzminden]] studierte Baberowski von 1982 bis 1988 in [[Georg-August-Universität Göttingen|Göttingen]] Geschichte und Philosophie. Ein wichtiger Göttinger Lehrer war der Osteuropa-Historiker [[Manfred Hildermeier]]. [[Russische Sprache|Russisch]] brachte sich Baberowski im Selbststudium bei. Thema seiner Magisterarbeit war „[[Politische Justiz]] im ausgehenden [[Russisches Kaiserreich|Zarenreich]]“.


Ab 1989 war Baberowski wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für [[Osteuropäische Geschichte]] der [[Johann Wolfgang Goethe-Universität|Goethe-Universität]] in [[Frankfurt am Main|Frankfurt]]. Dort promovierte er im Winter 1993 mit einer von [[Dietrich Beyrau]] und Manfred Hildermeier betreuten Arbeit über ''[[Autokratie]] und Justiz im Zarenreich''. Zum Wintersemester 1993 wechselte er an das Institut für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde der [[Eberhard Karls Universität Tübingen|Universität Tübingen]], wo er sich im Juli 2000 mit der Arbeit ''Auf der Suche nach Eindeutigkeit'' (Buchtitel: ''Der Feind ist überall. [[Stalinismus]] im Kaukasus'') habilitierte. Darüber hinaus absolvierte er diverse Forschungsaufenthalte und betrieb Archivstudien, unter anderem in [[Aserbaidschan]], [[Finnland]] und [[Russland]].
=== Hochschullehrer ===


Ab 1989 war Baberowski wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für [[Osteuropäische Geschichte]] der [[Johann Wolfgang Goethe-Universität|Goethe-Universität]] in [[Frankfurt am Main|Frankfurt]]. Dort promovierte er im Winter 1993 mit einer von [[Dietrich Beyrau]] und Manfred Hildermeier betreuten Arbeit über ''[[Autokratie]] und Justiz im Zarenreich''. Zum Wintersemester 1993 wechselte er an das Institut für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde der [[Eberhard Karls Universität Tübingen|Universität Tübingen]], wo er sich im Juli 2000 mit der Arbeit ''Auf der Suche nach Eindeutigkeit'' (Buchtitel: ''Der Feind ist überall. [[Stalinismus]] im Kaukasus'') habilitierte. Darüber hinaus absolvierte er diverse Forschungsaufenthalte und betrieb Archivstudien, unter anderem in [[Aserbaidschan]], [[Finnland]] und [[Russland]].
Im April 2001 übernahm Jörg Baberowski vertretungsweise einen Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte an der [[Universität Leipzig]]. Seit Oktober 2002 ist er Lehrstuhlinhaber für Geschichte Osteuropas am Institut für Geschichtswissenschaften (IfG) der Humboldt-Universität zu Berlin, dessen Leitung er von 2004 bis Februar 2006 als Geschäftsführender Direktor innehatte.
Im April 2001 übernahm Jörg Baberowski vertretungsweise einen Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte an der [[Universität Leipzig]]. Seit Oktober 2002 ist er Lehrstuhlinhaber für Geschichte Osteuropas am Institut für Geschichtswissenschaften (IfG) der Humboldt-Universität zu Berlin, dessen Leitung er von 2004 bis Februar 2006 als Geschäftsführender Direktor innehatte.

=== wissenschaftliches Werk ===


Für seine 2012 erschienene Studie ''Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt'' über die Bedeutung [[Josef Stalin|Stalins]] im stalinistischen Terrorsystem erhielt er den [[Preis der Leipziger Buchmesse]] in der Kategorie „Sachbuch/Essayistik“. Der Historiker versteht seine Stalin-Studie ausdrücklich als eine Gegenschrift zu seinem Werk ''Der rote Terror. Die Geschichte des Stalinismus''. In der Schrift von 2003 hat er in Anlehnung an [[Zygmunt Bauman]] die Bedeutung der Homogenitäts-Ideologie in den Mittelpunkt gestellt. In der Stalin-Biografie von 2012 unterstreicht er hingegen die Bedeutung von physischer Gewalt für die stalinistische Herrschaftspraxis.<ref>[https://www.youtube.com/watch?v=Cx-AVan_Hf4 ''Peter Voß fragt Jörg Baberowski: Verstehen wir Russland?''], Sendung auf [[3sat]] vom 28. April 2014. Siehe insbesondere das Gespräch ab Minute 24:05 bis Minute 29:50.</ref> Das Buch wurde vielfach besprochen und kontrovers diskutiert, z. B. von den Autoren einer Sonderausgabe der Fachzeitschrift ''[[Osteuropa (Zeitschrift)|Osteuropa]]''.<ref>Osteuropa, 62. Jahrgang, Heft 4, April 2012. Inhaltsverzeichnis [http://dl.oe.dgo-online.org/issues/dl/OE_4_2012_Inhalt_Abstracts_D_1.pdf hier] (PDF; 41&nbsp;kB). Insgesamt enthält dieses Heft acht Rezensionen seiner Stalin-Biografie, von denen sieben sich grundsätzlich kritisch äußern.</ref>
Für seine 2012 erschienene Studie ''Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt'' über die Bedeutung [[Josef Stalin|Stalins]] im stalinistischen Terrorsystem erhielt er den [[Preis der Leipziger Buchmesse]] in der Kategorie „Sachbuch/Essayistik“. Der Historiker versteht seine Stalin-Studie ausdrücklich als eine Gegenschrift zu seinem Werk ''Der rote Terror. Die Geschichte des Stalinismus''. In der Schrift von 2003 hat er in Anlehnung an [[Zygmunt Bauman]] die Bedeutung der Homogenitäts-Ideologie in den Mittelpunkt gestellt. In der Stalin-Biografie von 2012 unterstreicht er hingegen die Bedeutung von physischer Gewalt für die stalinistische Herrschaftspraxis.<ref>[https://www.youtube.com/watch?v=Cx-AVan_Hf4 ''Peter Voß fragt Jörg Baberowski: Verstehen wir Russland?''], Sendung auf [[3sat]] vom 28. April 2014. Siehe insbesondere das Gespräch ab Minute 24:05 bis Minute 29:50.</ref> Das Buch wurde vielfach besprochen und kontrovers diskutiert, z. B. von den Autoren einer Sonderausgabe der Fachzeitschrift ''[[Osteuropa (Zeitschrift)|Osteuropa]]''.<ref>Osteuropa, 62. Jahrgang, Heft 4, April 2012. Inhaltsverzeichnis [http://dl.oe.dgo-online.org/issues/dl/OE_4_2012_Inhalt_Abstracts_D_1.pdf hier] (PDF; 41&nbsp;kB). Insgesamt enthält dieses Heft acht Rezensionen seiner Stalin-Biografie, von denen sieben sich grundsätzlich kritisch äußern.</ref>

=== Beiträge zu öffentlichen Debatten ===

Im Februrar 2014 befürworte er im Spiegel die Thesen des rechtsextrem Historikers [[Ernst Nolte]] und bezeichnete Hilter als "nicht grausam". " <ref>http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-124956878.html
''u.a. ""Hitler war kein Psychopath, er war nicht grausam. Er wollte nicht, dass an seinem Tisch über die Judenvernichtung geredet wird. Stalin dagegen hat die Todeslisten voller Lust ergänzt und abgezeichnet, er war bösartig, er war ein Psychopath."</ref>
Im selben Monat lud er den, für seine Trotzki Biografie, umstrittenen Historiker [[Robert John Service]] <ref> http://trotzki.gleichheit.de/dokumente/ Ein Überblick über die Auseinandersetzungen um das Service Buch, inklusive des offenen Briefes von 14 Wissenschaftlern </ref> an die HU, verlegte jedoch die Veranstaltung infolge anhaltender Kritik an einen geheimen Ort und verweigerte Kritikern wie [[Mario Keßler]] und [[David North]] den Zugang. <ref>http://www.wsws.org/de/articles/2014/02/14/babe-f14.html</ref>
Im Oktober 2014 rechtfertigte Baberowski im Rahmen der " Schlüterhofgspräche" die Anwendung von Terror im Kampf gegen nichtstaatliche Kräfte, wie die Taliban in Afghanistan und den Islamischen Staat in Irak und Syrien: „wenn man nicht bereit ist, Geiseln zu nehmen, Dörfer niederzubrennen und Menschen aufzuhängen und Furcht und Schrecken zu verbreiten, wie es die Terroristen tun, [...], wird man eine solche Auseinandersetzung nicht gewinnen [...].<ref>https://www.dhm.de/ueber-uns/ueber-uns/aktuelles/interventionsmacht-deutschland.html
''Peter Voß fragt Jörg Baberowski: Verstehen wir Russland?''], Aufzeichnung des DHM [[Deutsches Historisches Museum]] vom 01. Oktober 2014. Siehe insbesondere das Gespräch ab Minute 20:00.</ref>
Im Dezember 2014 versuchte die Leitung der [[HU Berlin]] eine Veranstaltung der Jugendorganisation der [[Partei für Soziale Gleichheit]] mit dem Titel „Warum wollen die deutschen Eliten wieder Krieg?“ mit dem Argument zu verbieten, sie würden Barberowski aber auch seinen Kollegen [[Herfried Münkler]] schmähen und beschimpfen. <ref>http://www.wsws.org/de/articles/2014/10/17/iyss-o17.html</ref><ref>http://www.berliner-kurier.de/kiez-stadt/vorwuerfe-hitler-mobbing-gegen-hu-professor-joerg-baberowski,7169128,29356826.html</ref><ref>http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/humboldt-universitaet-mobbing-trotzkistisch-13294937.html</ref>

Im März 2015 kritisiert er in der [[Die Zeit]] die Russlandpolitik des Westens im Zuge der Ukrainekrise und entzündet einen Streit mit [[Gerd Koenen]] <ref>http://www.zeit.de/2015/11/ukraine-krieg-fehler-usa-europa-putin-treue-russland</ref>


== Schriften ==
== Schriften ==
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* ''Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt'', München (C.H. Beck) 2012, ISBN 978-3-406-63254-9.
* ''Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt'', München (C.H. Beck) 2012, ISBN 978-3-406-63254-9.


== Audio (1/2 Jahr online) ==
* ''Zwischentöne.'' Gespräch im Deutschlandfunk vom 6. Januar 2013.
* ''Radiofeuilleton - Im Gespräch.'' Gespräch im Deutschlandradio Kultur vom 15. März 2014.


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 23. April 2015, 07:17 Uhr

Jörg Baberowski auf der Leipziger Buchmesse 2012

Jörg Baberowski (* 24. März 1961 in Radolfzell am Bodensee) ist ein deutscher Historiker. Er ist Professor für Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Leben

Nach dem Abitur am Gymnasium sowie der Jugend beim Kommunistischen Bund Westdeutschland in Holzminden studierte Baberowski von 1982 bis 1988 in Göttingen Geschichte und Philosophie. Ein wichtiger Göttinger Lehrer war der Osteuropa-Historiker Manfred Hildermeier. Russisch brachte sich Baberowski im Selbststudium bei. Thema seiner Magisterarbeit war „Politische Justiz im ausgehenden Zarenreich“.

Ab 1989 war Baberowski wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Osteuropäische Geschichte der Goethe-Universität in Frankfurt. Dort promovierte er im Winter 1993 mit einer von Dietrich Beyrau und Manfred Hildermeier betreuten Arbeit über Autokratie und Justiz im Zarenreich. Zum Wintersemester 1993 wechselte er an das Institut für Osteuropäische Geschichte und Landeskunde der Universität Tübingen, wo er sich im Juli 2000 mit der Arbeit Auf der Suche nach Eindeutigkeit (Buchtitel: Der Feind ist überall. Stalinismus im Kaukasus) habilitierte. Darüber hinaus absolvierte er diverse Forschungsaufenthalte und betrieb Archivstudien, unter anderem in Aserbaidschan, Finnland und Russland.

Im April 2001 übernahm Jörg Baberowski vertretungsweise einen Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte an der Universität Leipzig. Seit Oktober 2002 ist er Lehrstuhlinhaber für Geschichte Osteuropas am Institut für Geschichtswissenschaften (IfG) der Humboldt-Universität zu Berlin, dessen Leitung er von 2004 bis Februar 2006 als Geschäftsführender Direktor innehatte.

Für seine 2012 erschienene Studie Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt über die Bedeutung Stalins im stalinistischen Terrorsystem erhielt er den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie „Sachbuch/Essayistik“. Der Historiker versteht seine Stalin-Studie ausdrücklich als eine Gegenschrift zu seinem Werk Der rote Terror. Die Geschichte des Stalinismus. In der Schrift von 2003 hat er in Anlehnung an Zygmunt Bauman die Bedeutung der Homogenitäts-Ideologie in den Mittelpunkt gestellt. In der Stalin-Biografie von 2012 unterstreicht er hingegen die Bedeutung von physischer Gewalt für die stalinistische Herrschaftspraxis.[1] Das Buch wurde vielfach besprochen und kontrovers diskutiert, z. B. von den Autoren einer Sonderausgabe der Fachzeitschrift Osteuropa.[2]

Schriften

Audio (1/2 Jahr online)

  • Zwischentöne. Gespräch im Deutschlandfunk vom 6. Januar 2013.
  • Radiofeuilleton - Im Gespräch. Gespräch im Deutschlandradio Kultur vom 15. März 2014.

Einzelnachweise

  1. Peter Voß fragt Jörg Baberowski: Verstehen wir Russland?, Sendung auf 3sat vom 28. April 2014. Siehe insbesondere das Gespräch ab Minute 24:05 bis Minute 29:50.
  2. Osteuropa, 62. Jahrgang, Heft 4, April 2012. Inhaltsverzeichnis hier (PDF; 41 kB). Insgesamt enthält dieses Heft acht Rezensionen seiner Stalin-Biografie, von denen sieben sich grundsätzlich kritisch äußern.