„Homosexualität und Religion“ – Versionsunterschied

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Die [[römisch-katholische Kirche]], die [[Orthodoxe Kirchen]] und die meisten [[evangelikal]]en und [[Pfingstbewegung|pfingstlerischen]]<ref>[http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/ausland/670819.html Tages-Anzeiger: Siegeszug des enthusiastischen Christentums]</ref> Protestanten lehnen im Allgemeinen praktizierte Homosexualität ab.


Kirchen, die sich neutral bis tolerant und akzeptierend gegenüber Homosexualität positionieren sind die [[Metropolitan Community Church]], die [[Alt-Katholische Kirche|Alt-Katholischen Kirche]], die [[Anglikanische Kirche|Anglikanischen Kirche]] und die [[Luthertum|lutherischen]], [[Reformiert|reformierten]] und [[Unierte Kirchen (evangelisch)|uniierten]] Landeskirchen der [[EKD]].
Kirchen, die sich neutral bis tolerant und akzeptierend gegenüber Homosexualität positionieren sind die [[Metropolitan Community Church]], die [[Alt-Katholische Kirche|Alt-Katholischen Kirche]] und die [[Luthertum|lutherischen]], [[Reformiert|reformierten]] und [[Unierte Kirchen (evangelisch)|uniierten]] Landeskirchen der [[EKD]]. Organisationen, die in Deutschland spezifisch die Interessen von Homosexuellen vertreten, sind die [[Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche]] (HuK e.&nbsp;V.) <ref>[http://www.epd.de/niedersachsen_bremen/niedersachsen_bremen_index_57162.html epd:HuK - Kirche offener gegenüber Homosexuellen ] </ref>, die evangelikale Initiative [[Zwischenraum (Organisation)|Zwischenraum]]<ref>http://www.zwischenraum.net</ref> und die ehemals mit ihr assoziierte ökumenische Initiative „Christlich-Sicher-Geborgen“<ref>http://www.christlich-sicher-geborgen.net</ref>, sowie die [[Initiative Kirche von unten|IKvu]].

Organisationen, die in Deutschland spezifisch die Interessen von Homosexuellen vertreten, sind die [[Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche]] (HuK e.&nbsp;V.) <ref>[http://www.epd.de/niedersachsen_bremen/niedersachsen_bremen_index_57162.html epd:HuK - Kirche offener gegenüber Homosexuellen ] </ref>, die evangelikale Initiative [[Zwischenraum (Organisation)|Zwischenraum]]<ref>http://www.zwischenraum.net</ref> und die ehemals mit ihr assoziierte ökumenische Initiative „Christlich-Sicher-Geborgen“<ref>http://www.christlich-sicher-geborgen.net</ref>, sowie die [[Initiative Kirche von unten|IKvu]].


Der Altkatholische Bischof [[Joachim Vobbe]] hat in seinem weiter unten zitierten [[Hirtenbrief]] das besondere Spannungsverhältnis zwischen Homosexuellen und Kirchen auf den Punkt gebracht:
Der Altkatholische Bischof [[Joachim Vobbe]] hat in seinem weiter unten zitierten [[Hirtenbrief]] das besondere Spannungsverhältnis zwischen Homosexuellen und Kirchen auf den Punkt gebracht:

Version vom 11. August 2008, 11:25 Uhr

Biblischer Prinz Jonathan und David. Circa 1300 AD. Einzelne historischen Texte haben die zwei, im Gegensatz zur allgemeinen Tradition in Judentum und Christentum, als männliche Geliebte beschrieben. Im Buch Leben von Edward II., zirka 1326 AD, war es besagt:
„In der Tat erinnere ich mich, gehört zu haben, dass ein Mann so andere liebte. Jonathan geschätzter David, Achilles liebte Patroklos.“

Homosexualität und Religion ist in vielen Religionen ein Diskussionsfeld.

Christentum

Zur Homosexualität gibt es innerhalb des Christentums keine einheitliche Meinung.

Die römisch-katholische Kirche, die Orthodoxe Kirchen und die meisten evangelikalen und pfingstlerischen[1] Protestanten lehnen im Allgemeinen praktizierte Homosexualität ab.

Kirchen, die sich neutral bis tolerant und akzeptierend gegenüber Homosexualität positionieren sind die Metropolitan Community Church, die Alt-Katholischen Kirche und die lutherischen, reformierten und uniierten Landeskirchen der EKD. Organisationen, die in Deutschland spezifisch die Interessen von Homosexuellen vertreten, sind die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK e. V.) [2], die evangelikale Initiative Zwischenraum[3] und die ehemals mit ihr assoziierte ökumenische Initiative „Christlich-Sicher-Geborgen“[4], sowie die IKvu.

Der Altkatholische Bischof Joachim Vobbe hat in seinem weiter unten zitierten Hirtenbrief das besondere Spannungsverhältnis zwischen Homosexuellen und Kirchen auf den Punkt gebracht:

„In diesem Zusammenhang möchte ich stellvertretend für meine eigene Kirche ein Schuldbekenntnis nachholen: Die Kirche hat – vermutlich aufgrund ihrer eigenen distanzierten Einstellung – beharrlicher geschwiegen zur Ausgrenzung, Verfolgung, Verstümmelung und Tötung homosexueller Menschen als zu manchen anderen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Es ist deshalb verständlich, wenn das Verhältnis von Homosexuellen zur Kirche immer noch mitgeprägt ist von Traumatisierungen. Aufgrund dieser geschichtlichen Belastung ist es wohl bisweilen noch recht schwer, unbefangen miteinander umzugehen und differenzierende Aussagen zu machen, die nicht als Diffamierung oder Diskriminierung empfunden werden.“

Siehe auch: Homosexualität im Neuen Testament, Homosexualität im Alten Testament, Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare

Römisch-Katholische Kirche

Die römisch-katholische Kirche besteht darauf, dass "jeder Person dieselbe fundamentale Identität zukommt, Geschöpf zu sein und durch die Gnade Kind Gottes, Erbe des ewigen Lebens" und weigert sich von daher, eine Person ausschließlich als "heterosexuell" oder "homosexuell" einzustufen.[5] Sie unterscheidet klar zwischen homosexuellen Neigungen und homosexuellem Tun. Gemäß der römischen Glaubenskongregation ist die homosexuelle Neigung oder Tendenz zwar objektiv ungeordnet[6][7] und nicht dem Schöpfungssinn von Sexualität entsprechend, aber als solche noch nicht sündhaft, während bewusst und frei vollzogene homosexuelle Akte als schwere Sünde angesehen werden. Personen mit homosexuellen Neigungen sind wie alle Christen dazu aufgerufen, ein keusches Leben zu führen.

Diese Position wird auf die Auslegung der Bibel in der lebendigen Tradition der Kirche, deren enge Verbindung in Dei Verbum betont wird, zurückgeführt. Auslegungen, die dieser Tradition widersprechen und Pressionsgruppen, die fordern, dass die katholische Kirche ihre Lehre bezüglich Homosexualität ändern solle, werden strikt abgelehnt. Andererseits sind die Bischöfe ermutigt, Seelsorgeformen zu unterstützen, die homosexuelle Personen auf allen Ebenen ihres geistlichen Lebens zu fördern, und die christliche Gemeinschaft ist aufgefordert, ihren homosexuellen Brüdern und Schwestern beizustehen, ohne sie zu enttäuschen oder in die Isolation zu treiben. [5]

In einer Stellungnahme der Kongregation für die Glaubenslehre vom 3. Juni 2003 [8] wird bezüglich einer rechtlichen Billigung von homosexuellem Verhalten und homosexuellen Lebensgemeinschaften festgestellt:

„Nach der Lehre der Kirche kann die Achtung gegenüber homosexuellen Personen in keiner Weise zur Billigung des homosexuellen Verhaltens oder zur rechtlichen Anerkennung der homosexuellen Lebensgemeinschaften führen.“

„Das Gemeinwohl verlangt, dass die Gesetze die eheliche Gemeinschaft als Fundament der Familie, der Grundzelle der Gesellschaft, anerkennen, fördern und schützen. Die rechtliche Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften oder deren Gleichsetzung mit der Ehe würde bedeuten, nicht nur ein abwegiges Verhalten zu billigen und zu einem Modell in der gegenwärtigen Gesellschaft zu machen, sondern auch grundlegende Werte zu verdunkeln, die zum gemeinsamen Erbe der Menschheit gehören.“

„Wird der gesetzgebenden Versammlung zum ersten Mal ein Gesetzentwurf zu Gunsten der rechtlichen Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften vorgelegt, hat der katholische Parlamentarier die sittliche Pflicht, klar und öffentlich seinen Widerspruch zu äußern und gegen den Gesetzentwurf zu votieren. Die eigene Stimme einem für das Gemeinwohl der Gesellschaft so schädlichen Gesetzestext zu geben, ist eine schwerwiegend unsittliche Handlung.“

Kritiker des Vatikans bezweifeln die Achtung, von der hier (und auch im Weltkatechismus) gesprochen wird, im Fall der Unterscheidung zwischen heterosexuellen Priesteramtsanwärtern und homosexuellen Priesteramtsanwärtern in einer jüngeren Veröffentlichung des Vatikans, wonach Kandidaten, "die Homosexualität praktizieren, tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben oder eine sogenannte homosexuelle Kultur unterstützen", nicht für das Priesteramt zugelassen werden können und "leichte homosexuellen Tendenzen“ mindestens drei Jahre vor der Diakonenweihe überwunden sein müssen.[9]

Innerhalb der Kirche wird diese Haltung jedoch nicht mehr in allen Ländern von der Mehrheit der katholischen Laien getragen, sondern es gibt hier große kulturelle Unterschiede zwischen den verschiedenen katholischen Gebieten. Nach einer aktuellen Befragung, die von der Bischofskonferenz Brasiliens in Auftrag gegeben wurde, geben 62 % von 1831 befragten katholischen Priestern an, dass sie die Verurteilung der Homosexualität durch die katholische Kirche nicht teilen. [10] Eine ältere Umfrage vom Januar 2001, durchgeführt von der Utrechter Universität im Auftrag der Zeitschrift „Gay Krant“, ergab, dass von 339 befragten katholischen Priestern in Holland 56 % eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft in ihrer Kirche segnen würden, 83 % würden dies im Privaten tun [11]. In den Vereinigten Staaten ergab eine Umfrage, dass 55% der Katholiken gegen die gleichgeschlechtliche Ehe sind [12]. So zeigt sich auch bei manchen Theologen inzwischen eine andere Haltung[13]; andere Strömungen halten freilich mit dem offiziellen Lehramt der Kirche fest an der traditionellen Ablehnung [14].

Orthodoxe Kirchen

Die Orthodoxe Kirche hält sich in ethischen Fragen an die traditionelle Auffassung des Christentums der ersten Jahrhunderte. Bloße homosexuelle Neigungen gelten nicht als Sünde, da jeder Mensch böse Neigungen habe. Die praktische Auslebung von Homosexualität gilt dagegen als Sünde. Die Gläubigen sind angehalten, bösen Neigungen aller Art, darunter auch der Homosexualität, nicht nachzugeben, sondern sie ihr Leben lang zu bekämpfen.

Nach der Weihe von Gene Robinson zum ersten offen in einer homosexuellen Partnerschaft lebenden Bischof der zur anglikanischen Kirchengemeinschaft gehörigen Protestant Episcopal Church in the USA haben Papst Shenouda III. von der koptisch-orthodoxe Kirche, Patriarch Ignatius Zakka I. Iwas von der Syrisch-orthodoxen Kirche und Katholikos Aram I. von der Armenischen Apostolischen Kirche vorgeschlagen, weitere ökumenische Gespräche mit der anglikanischen Kirche zu verschieben, bis die diesbezügliche Situation in der anglikanischen Gemeinschaft geklärt ist. Die Russisch-Orthodoxe Kirche brach nach der Bischofsweihe von Robinson alle Zusammenarbeit mit der Episcopal Church ab.

Ein Großteil der Rastafari-Anhänger vor allem auf Jamaika, die sich teilweise der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche angeschlossen haben, pflegen eine ausgesprochene Ablehnung der Homosexualität – unter anderem sichtbar in der Reggae-Musik, in der u. a. zum Mord an Schwulen und Lesben aufgerufen wird. Allerdings finden sich solche Texte vor allem im säkularen Dancehall-Reggae, weniger im religiösen Roots Reggae.

Protestantische und evangelische Kirchen

Da diese Kirchen und Gemeinschaften keine gemeinsame oberste weltliche Autorität kennen (außer der Bibel) gibt es hier eine große Bandbreite; insbesondere einige Freikirchen (z.B. Southern Baptist Convention) verurteilen Homosexualität noch wesentlich schärfer als die katholische Kirche.

Landeskirchen der EKD, deren Synoden sich für öffentliche Segnungen gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften ausgesprochen haben (rot)

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) vertritt allgemein eine liberalere Haltung zur Homosexualität. So können in einigen Landeskirchen der EKD homosexuelle Pastoren mit ihrem standesamtlich liierten Partner offiziell im Pfarrhaus leben und wohnen und werden in einigen Landeskirchen (z.B. Nordelbien) besoldungsrechtlich wie Ehepaare behandelt. In anderen Landeskirchen (z.B. Württemberg) wird es von Seiten der Kirchenleitung nur stillschweigend geduldet.

Die folgenden Landeskirchen der EKD sehen homosexuelle Paarbindungen nicht als sündhaft an und erlauben daneben auch eine öffentliche Segnung dieser standesamtlich liierten Partnerschaften in ihren Kirchen, soweit die Ortspastorin bzw. der Ortspastor einverstanden ist: Rheinland, Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Nordelbien, Braunschweig, Pfalz, Hessen-Nassau, Oldenburg, Bremen, Westfalen, Kirchenprovinz Sachsen.

Die weltweite Evangelisch-methodistische Kirche sieht die Praxis der Homosexualität als unvereinbar mit der christlichen Lehre und erlaubt von daher keine offen praktizierenden Homosexuellen als Geistliche und verbietet ihren Geistlichen die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare (Book of Discipline, Par. 304.3). Sie hat in ihrer Generalkonferenz 2005 mit Zweidrittelmehrheit eine Lockerung dieser Bestimmungen über Homosexualität abgelehnt. Die Methodistische Kirche in Großbritannien entschied sich auf ihrer Jahreskonferenz Juni 2006 dagegen, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen.[15].

Die Generalsynode der United Church of Christ sprach sich am 4. Juli 2005 in Atlanta mit großer Mehrheit als erste größere Kirche in den USA dafür aus, dass gleichgeschlechtliche Paare das Recht auf Heirat erhalten sollten und Segnungen in den Kirchen erlaubt sind.

In der Anglikanischen Kirche ist die Haltung zur Homosexualität höchst umstritten: befürwortend die anglikanische Kirchen in Vereinigten Staaten, Kanada und teilweise in England [16]-- ablehnend einige anglikanischen Kirchen in der Dritten Welt. Die Brisanz dieser Frage nahm mit der Weihe von Gene Robinson als Bischof von New Hampshire zu.

Besonders konservative evangelische Freikirchen sehen in der Praxis von Homosexualität eine schwere Sünde, wollen aber ihre Ablehnung der Sünde nicht auf die vermeintlichen Sünder ausdehnen und akzeptieren daher enthaltsame Schwule und Lesben. Allerdings ist die kulturelle Norm von Ehe und Familie in diesen Gruppen sehr stark (anders als die römisch-katholische Kirche kennen sie keinen lebenslangen Zölibat). Deshalb ermuntern sie Menschen, die vom gleichen Geschlecht sexuell angezogen werden, durch Gebet, eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus, Therapie und Selbsthilfegruppen ihr Leben zu ändern, damit sie künftig im Einklang mit ihrem Verständnis des göttlichen Willens „als Mann und Frau“ leben können. Ob die Neigung zur Homosexualität auf diese Weise überwunden werden kann (siehe: Ex-Gay-Bewegung), ist in diesen Gruppen höchst umstritten. Außerhalb solcher Gruppen wird diese Möglichkeit nicht für realistisch gehalten.

Andererseits gibt es auch evangelische freikirchliche Kirchen und Gemeinden, die Homosexuelle explizit willkommen heißen und keine Vorbehalte gegen Homosexualität haben. Es gibt sogar eine Freikirche, die Metropolitan Community Church, die sich explizit an homosexuelle („LesBiSchwule“) Menschen wendet.[17]

Alt-Katholische Kirche

Die deutschen Altkatholiken haben seit langem eine sehr liberale Haltung gegenüber der Homosexualität vertreten. Eine Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften befürworten sie grundsätzlich mit der Begründung, wenn zwei Menschen den Pfarrer um den Segen Gottes für etwas ersuchen, so ist es nicht die Sache des Pfarrers als bloßem Boten Gottes, ihnen diesen zu verwehren, unabhängig von seiner persönlichen Meinung.

In seinem Hirtenbrief zum Ehesakrament stellte Bischof Joachim Vobbe seine Haltung zum Thema gleichgeschlechtlicher Partnerschaften wie folgt dar:

„Unbestritten dürfte für uns Christen sein, dass gleichgeschlechtlich empfindende Menschen einen ebensolchen Anspruch darauf haben, zu lieben und geliebt zu werden und - vor allem - sich selbst achten zu dürfen, wie andere Menschen auch. Unbestritten ist weiter, dass Bindungen an die Nachfolge Jesu, Liebe und Treue einen biblisch begründeten Eigenwert haben - jenseits der Bewertung sexueller Orientierung oder gar konkreter sexueller Praktiken."

„Sicherlich darf man feststellen, dass eine gleichgeschlechtliche Verbindung (...) etwas anderes ist als eine Ehe. Grad der Verbindlichkeit, Ziel, Dauer und Intensität der Verbindung sind nicht per se den Regeln einer Ehe unterworfen. Eine Zeugung von Kindern aus eigener Partnerschaft ist nicht möglich und ja auch eigentlich nicht intendiert. Die künstliche Insemination oder die Befruchtung durch einen „Leihvater“ bei lesbischen Paaren oder die Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare wird nicht zuletzt aufgrund der wachsenden Erkenntnisse über den Wert der Bipolarität und Komplementarität von Mann und Frau in der Erziehung beziehungsweise über den Wert der Kenntnis unserer biologischen Eltern als ethisch äußerst problematisch angesehen und von den Kirchen der Ökumene wie auch von anderen, nichtkirchlichen Meinungsträgern abgelehnt."

„Die Frage einer Segnung kann sich aber meines Erachtens an den Kriterien messen lassen, an denen sich auch andere nichteheliche, individuelle gemeinschaftliche und/oder zölibatäre Lebensformen orientieren, nämlich: Wollen die Menschen, um die es hier geht, ihr Leben gemeinsam (oder, im Falle von Zölibatären, allein) aus dem Geist der Nachfolge Jesu Christi gestalten und in den Horizont Seiner Verheißungen stellen? Und - eventuell: in welchen speziellen Punkten wollen sie dies tun? Diese Fragen beziehen sich auf individuelle Regeln, an die sich konkrete Menschen einvernehmlich binden wollen. Sie sind mithin nicht Sache einer offiziellen, einheitlich-kirchenamtlich geregelten Institution und Liturgie, sondern sollten von den betroffenen Personen oder Personengruppen mit dem Seelsorger vor Ort in Verantwortung vor dem Wort Gottes, der Lehre der Kirche und der Situation der Lokalgemeinde entschieden werden." [18]

Eine generelle Gleichstellung mit der Institution bzw. dem Sakrament der Ehe wird allerdings mit Verweis auf die Bibel abgelehnt.

Die insgesamt liberale Haltung der Altkatholischen Kirche hat zu einem gewissen Zulauf durch Homosexuelle geführt, die zu einer christlichen Kirche gehören wollen, aber in den größeren Kirchen ausgegrenzt werden. In der Altkatholischen Kirche sind sie so zu einer voll integrierten, geachteten Minderheit geworden.

Ebenso ermöglichte die christkatholische (= altkatholische) Kirche in der Schweiz 2006 die Segnung homosexueller Paare in ihren Kirchen und erlaubt offiziell die Mitarbeit von homosexuellen Priestern sowie deren Partnerschaft. Ebenso entschieden die Altkatholiken in Österreich. [19]

Zeugen Jehovas

Die Zeugen Jehovas warnen nach ihrer Überzeugung davor, seine Mitmenschen zu hassen, selbst wenn man „einen starken Abscheu gegen bestimmte Lebensweisen“ empfindet und empfehlen allen Christen „mit allen Menschen Frieden zu halten“ (Röm 12,9 EU; 12,17-19 EU). Sie warnen auch explizit davor, Homosexuelle zu misshandeln oder missachten, denn nach dem christlichen Glauben würden wahre Christen ihre Mitmenschen als mögliche Nachfolger Christi betrachten und sie mit Respekt und Würde behandeln. Gleichzeitig werden homosexuelle Handlungen von den Zeugen Jehovas allerdings ausdrücklich als Sünde abgelehnt, da dies kein „normaler Lebensstil" sei.[20] Schwule und Lesben werden, sofern sie jemals Mitglied waren und nicht abstinent leben, aus der Glaubensgemeinschaft ausgeschlossen. [21]

Christian Science

Innerhalb Christian Science gibt es verschiedene Standpunkte. Nach einer vorübergehenden Liberalisierung haben im Bostoner Vorstand in jüngster Zeit wieder konservativere Kräfte das Sagen. Die Initiative Emergence International engagiert sich für eine Neubewertung.

Islam

Gesetzliche Aspekte (Schari'a)

Der Koran fordert nach konservativer Auslegung die Bestrafung von Homosexualität:

Und diejenigen, die es von euch [Männern] begehen, strafet beide. Und so sie bereuen und sich bessern, so lasset ab von ihnen. Siehe, Allah ist vergebend und barmherzig (Sure 4, Vers 16).

Die Wortwahl erscheint relativ milde im Vergleich mit der Verurteilung anderer Vergehen, z.B. dem im vorausgehenden Vers behandelten außerehelichen Verkehr. (زناء zinā, DMG zina ‚Unzucht‘)

Im Koran bleibt innerhalb der konservativen Auslegung die Art der Bestrafung offen, was in den islamischen Rechtsschulen (madhahib) zu einem Dissens geführt hat.[22] [23] Während die Hanafiten als größte Rechtsschule des Islam die Entscheidung darüber in das Ermessen des einzelnen Richters stellen, sehen die Hanbaliten, analog zum Ehebruch die Steinigung vor. Die Wahhabiten genannte Richtung des sunnitischen Islams hanbalitischer Richtung sieht ebenfalls die Todesstrafe vor. In sieben islamischen Ländern kann Homosexualität mit dem Tode bestraft werden: im Jemen, Iran, Saudi-Arabien, Sudan (nördliche Landesgebiete), Nigeria (nördliche Landesgebiete), Mauretanien und Vereinigte Arabische Emirate. [24] In vielen anderen islamisch geprägten Staaten werden Haftstrafen verhängt, während nur in wenigen islamisch geprägten Staaten wie in Albanien, in der Türkei, in Indonesien und in Jordanien eine Bestrafung nicht erfolgt.

Demgegenüber gibt es seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Islam islamische Organisationen und Einzelpersonen, die eine befürwortende Haltung gegenüber Homosexualität vertreten: zu nennen ist beispielsweise die Al-Fatiha Foundation. [25]

Die Bedeutung gleichgeschlechtlicher Liebe

Der Koran assoziiert die Sünden von Lots Volk an einigen Stellen auch mit den Ausschweifungen zwischen Männern: Es gibt fünf Stellen im Koran, die sich auf schwules und lesbisches Verhalten beziehen. Manche befassen sich offensichtlich mit „femininen Männern“ und „maskulinen Frauen“. Die zwei wichtigsten Verweise auf homosexuelles Verhalten im Koran ist einmal die 7. Sure, Vers 80-81:

„80 Und (wir haben) den Lot (als unseren Boten gesandt). (Damals) als er zu seinen Leuten sagte: ‚Wollt ihr denn etwas Abscheuliches begehen, wie es noch keiner von den Menschen in aller Welt vor euch begangen hat? 81 Ihr gebt euch in (eurer) Sinnenlust wahrhaftig mit Männern ab, statt mit Frauen. Nein, ihr seid ein Volk, das nicht maßhält."

Und zum anderen die Sure 26, Vers 165[-166]:.

„165 Wollt ihr euch denn mit Menschen männlichen Geschlechts abgeben 166 und (darüber) vernachlässigen, was euer Herr euch in euren Gattinnen (als Ehepartner) geschaffen hat? Nein, ihr seid verbrecherische Leute.“(1).

Beide Verweise beziehen sich auf schwule und nicht auf lesbische Sexualität, da diese im Koran nicht erwähnt wird. Lut wird in den hebräischen Schriften als „Lot“ bezeichnet. Diese Passage ist ein offensichtlicher Verweis auf die Ereignisse bei Sodom und Gomorrah.

Dies scheint zu implizieren, dass es vor der ersten Erwähnung in Sodom keine Homosexualität gab. Dies ist ein ausschließlich im Islam existierendes Konzept, das weder im jüdischen noch im christlichen Glauben vorkommt. Diese Passage verbindet die Sünden von Sodom - den Grund für die Zerstörung - mit Homosexualität. Deswegen werden Männer, die Sex mit Männern haben, seitdem von religiöser Seite als luti bezeichnet, der Analverkehr zwischen ihnen als liwāt (لواط).

Ein scheinbares Paradox ergibt sich daraus, dass die islamische Tradition die erotische Attraktivität des eigenen Geschlechts als ein natürliches und universelles Faktum betrachtet. So heißt es in einem dem Propheten Muhammad zugeschriebenen Hadith:

„Starre nicht auf bartlose Knaben, denn sie haben Augen, die verführerischer sind als die Jungfrauen [huris].“

Ähnlich äußert sich der im Jahr 1200 n. u. Z. verstorbene hanbalitische Rechtsgelehrte Ibn al-Gauzi:

„Derjenige, der behauptet, dass er keine Begierde empfindet [wenn er schöne Knaben erblickt], ist ein Lügner, und wenn wir ihm glauben könnten, wäre er ein Tier, nicht ein menschliches Wesen.“

Dies schlägt sich auch in den Paradiesbeschreibungen des Koran nieder, wo nicht nur „großäugige Jungfrauen“, sondern auch Jünglinge, „gleich verborgenen Perlen“ (Sure 52, Vers 24), auf die (männlichen) Wiederauferstandenen warten und sie als Mundschenke bedienen:

„Die Runde machen bei ihnen unsterbliche Knaben mit Humpen und Kannen (von Wein) und einem Becher (voll) von Quellwasser.“ (Sure 56, Vers 17-18)

Die romantische Liebe ('isq) zwischen Männern wird – unter der Voraussetzung, dass sie keusch ist – vom Islam vollständig akzeptiert. So schreibt der Universalgelehrte Ibn Hazm:

„Liebe wird von der Religion weder missbilligt, noch vom Gesetz verboten; denn jedes Herz ist in Gottes Hand.“

Gleichzeitig führt aber die Verwerfung von unkeuschen Handlungen zwischen Männern für den strenggläubigen Muslim zu einem inneren Glaubenskampf (dschihad) gegen sein eigenes Selbst (nafs). Einem bekannten Hadith zufolge gilt derjenige, der in diesem Kampf obsiegt, als „Liebesmärtyrer“:

„Wer liebt und keusch bleibt und sein Geheimnis verbirgt und stirbt, stirbt als ein Märtyrer.“

Eine etwas andere Haltung nimmt die sufische Tradition ein. In ihr spielt die leidenschaftliche Zuneigung zwischen dem „Liebenden“ und dem „Geliebten“ eine konstitutive Bedeutung für die mystische Annäherung an Gott. Dies ist aber auf keinen Fall körperlich, also zwischen zwei Menschen (Männern) zu sehen, sondern der Liebende ist ein Synonym für den Suchenden, also den Sufi, der Geliebte ist ein Synonym für Gott.

Siehe auch: Homosexualität im Islam

Judentum

Im Judentum gibt es je nach Richtung sehr unterschiedliche Einstellungen zur Homosexualität.[26]

Orthodoxes Judentum

Während das orthodoxe Judentum einmütig jede homosexuelle sexuelle Aktivität ablehnt, sind die Wertungen bezüglich ihrem halachischen Status und bezüglich homosexueller Orientierung unterschiedlich.[27]

Im Talmud wird jeder Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe, einschließlich Masturbation, absolut als Sünde gesehen, wobei allerdings bezüglich Schwere der Sünde stark differenziert wird. Lesbentum wird als weniger schwere Sünde angesehen als männliche Homosexualität, da aus talmudischer Sicht die Familiengründung dadurch weniger gefährdet wird. Bei männlicher Homosexualität wird aktiver und passiver Analverkehr aufgrund des direkten Verbots in der Torah als schwerere Sünde gesehen als andere sexuelle Aktivitäten. Auch der Schulchan Aruch bekräftigt klar das Verbot männlicher und auch weiblicher homosexueller Handlungen. Praktizierte Homosexualität wird als Verstoß gegen die noachitischen Gebote - insbesondere das Gebot der Fruchtbarkeit [28] - gesehen, das Verbot von Homosexualität betrifft aus orthodoxer jüdischer Sicht also auch Nichtjuden.[29]

Im orthodoxen Judentum gilt für alle Menschen eine Heiratspflicht. Auch von Menschen mit homosexueller Veranlagung wird eine heterosexuelle Lebensweise erwartet. Allerdings sind viele Ehen arrangiert, wodurch der Druck bezüglich einer romantischen Anziehung weg fällt. Homosexuelle Handlungen werden als Sünde angesehen, aber nicht prinzipiell anders gewertet als beispielsweise Verstöße gegen das Sabbatgebot.[30]

Der Rabbinical Council of America, die Dachorganisation der amerikanischen orthodoxen Juden und weltweit größte Vereinigung orthodoxer Juden, lehnt homosexuelle Ehen entschieden ab und ruft gleichzeitig dazu auf, Menschen mit Mitgefühl, Sensibilität und Verständnis zu begegnen, die die orthodoxen Prinzipien bejahen, aber Schwierigkeiten haben, nach diesen Standards zu leben. Rabbinern wird geraten, solche Leute an Therapeuten zu verweisen, die im Rahmen der orthodoxen Lehre arbeiten. [31] Die Ex-Gay Organisation JONAH, die sich speziell an Juden wendet, wird vom Rabbinical Council ausdrücklich unterstützt. [32]

Nichtorthodoxes Judentum

Da nichtorthodoxe Formen des Judentums ein anderes Verständnis religiöser Pflichten haben, wird Homosexualität dort meist akzeptiert oder aktiv willkommen geheißen.

Liberale oder rekonstruktionistische Gemeinden stehen Homosexualität und homosexuellen Menschen positiv gegenüber und ermöglichen die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Es gibt bereits eine erste Generation lesbischer Rabbinerinnen.[33].

Die Haltung im konservativen Judentum ist geteilt.

Eine liberale Gemeinschaft schwuler, lesbischer und bisexueller Jüdinnen und Juden in Deutschland besteht unter dem Namen Yachad (hebräisch יחד für gemeinsam). Das Pendant dazu in Israel ist AGUDAH (Verband zum Schutze der Rechte des Einzelnen)(hebr.: אגודה; der Verband).

Siehe auch: Homosexualität in Israel

Buddhismus

Noch mehr als bei anderen Religionen ist die Haltung des Buddhismus zur Homosexualität ein sehr komplexes Thema. Es wäre einerseits falsch, von einer Ablehnung der Homosexualität zu sprechen, andererseits wäre die Aussage irreführend, dass der Buddhismus Homosexualität offenherzig begrüßen würde. Im Buddhismus gibt es viele Richtungen und Schulen, so dass es auch unterschiedliche Sichtweisen der Homosexualität gibt.

Buddhisten setzen sich nicht mit der Frage nach „richtig“ und „falsch“ auseinander, so dass ein Buddhist kaum je anderen sagen würde, wie sie sich verhalten sollen. Buddha ermutigte vielmehr die Menschen, in ihr Inneres zu sehen und für sich selbst eine Wahrheit zu finden - selbst wenn dies bedeutete, dass sie seine Lehren nicht beachten - und daran ihr eigenes Leben auszurichten:

„Glaube nicht an irgendetwas einfach nur, weil du es gehört hast. Glaube nicht an irgendetwas einfach nur, weil viele darüber sprechen. Glaube nicht an irgendetwas einfach nur, weil du es in einem religiösen Buch geschrieben fandest. Glaube nicht an irgendetwas nur wegen der Autorität deiner Lehrer und der Alten. Glaube nicht an Traditionen, weil sie über viele Generationen überliefert worden sind. Wenn du aber beobachtet und analysiert hast, wenn du zu der Auffassung gelangt bist, dass etwas vernünftig ist und zum Guten hinführt und dem einzelnen und der Allgemeinheit nützt, dann akzeptiere es und lebe dementsprechend.“

Buddha lehrte die große Bedeutung des Mitgefühls für alle lebenden Wesen und alle Menschen, ohne Rücksicht darauf, um wen es geht und was derjenige getan hat. Keine Handlung wird jemals als „gut“ oder „böse“ bezeichnet; vielmehr werden die Absicht und die Auswirkung im Gesamtzusammenhang betrachtet. Im Zen-Buddhismus gibt es beispielsweise sogar Berichte von Lehrern, die ihre Schüler durch unerwartetes oder gar aggressives Verhalten verwirrt haben - allein zum Zweck, ihnen zur Erleuchtung zu verhelfen.

In den meisten buddhistischen Klöstern gibt es jedoch verbindliche Vorschriften hinsichtlich des sexuellen Verhaltens. Nach buddhistischen Vorstellungen führt Begehrlichkeit zum Leiden und soll deswegen überwunden werden. Dies gilt auch für das sexuelle Begehren, unabhängig davon, auf welches Geschlecht es sich richtet. Mönche versuchen deswegen, von sexueller Begierde frei zu kommen, um Körper und Geist rein zu halten. Die sexuelle Orientierung eines Menschen ändert sich nicht nachdem ein Keuschheitsversprechen gegeben wurde. Die Verpflichtung zur Enthaltsamkeit gilt für buddhistische Mönche und Nonnen mit jeder sexuellen Orientierung.

Die grundsätzliche Forderung der Reinhaltung von Körper und Geist gilt zwar auch für Laien, doch wird daraus offenbar nicht die Forderung nach Enthaltsamkeit abgeleitet.

Der US-amerikanische Schriftsteller und Poet Allen Ginsberg bekam auf die Frage an seinen buddhistischen Lehrer, den bekannten tibetischen Meditationslehrer Chögyam Trungpa, nach seiner Einschätzung der Homosexualität gefragt, sinngemäß diese Antwort: Es geht zwischen Menschen nicht um die Form ihres Körpers sondern um die Form ihrer Beziehung.

Andere Religionen oder Religionsgemeinschaften

Indigene und indianische Kulturen

In indigenen und indianischen Kulturen existiert das Konzept „Homosexualität“ nicht. Homosexuelle Riten waren in manchen Richtungen des Schamanismus üblich; in Papua-Neuguinea gibt es Stämme, bei denen Übereinkünfte durch homosexuelle Handlungen bekräftigt werden. Die beteiligten Männer führten jedoch im Alltag heterosexuelle Ehe [34]. Bei einem weiteren Stamm ist es Sitte, dass männliche Kinder die Jugendlichen des Stammes oral befriedigen, um durch den aufgenommenen Samen zum Mann heran zu reifen. Die vielen Stammeskulturen der Papuas unterscheiden sich jedoch stark voneinander, andere Stämme kennen andere Riten ohne homosexuelle Komponenten.

Bei manchen nordamerikanischen Indianer-Stämmen sind Homosexuelle als Two-Spirits bekannt und waren vor der Beeinflussung durch europäische Missionare in den Gemeinschaften anerkannt. Allerdings ging ihr indigener Glaube von einer strengen geschlechtlichen Polarität der Welt aus, so dass Homosexuelle ihre Geschlechtsrolle vollständig zu wechseln hatten, also Schwule in Frauenkleidern als Frauen, und Lesben in Männerkleidung als Männer zu leben hatten. Auch zwischen den verschiedenen Indianerstämmen sind die kulturellen Unterschiede aber erheblich und waren vor Ankunft der Weißen noch größer als heute, so dass eine allgemeine Aussage nicht möglich ist.

Afrika

In Afrika zeugen noch zahlreiche Begriffe, die Homosexualität/Homosexuelle bezeichnen, von einer einstmals reichen gleichgeschlechtlichen Tradition. Heute überwiegt jedoch klar die Ablehnung.

Indien

Das kulturelle Erbe Indiens beruht, auch wenn heutzutage Buddhismus, Islam und Christentum erheblichen Einfluss haben, in weiten Teilen auf den vedischen Sanskrit-Schriften. Die dort gezeichnete reine vedische Gesellschaft akzeptiert das Vorhandensein von Nicht-Heterosexualität ausdrücklich und weist diesem Teil der Bevölkerung besondere Aufgaben und Funktionen innerhalb der Gesellschaft zu. Erst moslemische und christliche Einflüsse, sowie eine generelle Degeneration des Schriften-Verständnisses (sichtbar zum Beispiel in der Fehlauslegung der Kasten-Idee), haben zu einer ähnlich homophoben Situation geführt wie in Ländern des Nahen Ostens. Heutzutage beginnt sich die Gesellschaft langsam zu öffnen, in weiten Teilen sind homosexuelle Menschen jedoch mit Partnern des anderen Geschlechts verheiratet und können aufgrund des sozialen Drucks nicht aus diesen Beziehungen ausbrechen. Sie leben deshalb ihre Neigung versteckt und im Heimlichen aus, oder unterdrücken diesen Teil ihrer Persönlichkeit.

Nach kurzer Recherche trifft man im hinduistischen Kulturkreis auf den Begriff des tritiya-prakriti, womit das Dritte Geschlecht gemeint ist. Vorschnell werden darunter Eunuchen verstanden, eine kleine, aber sehr auffällige Bevölkerungsgruppe Indiens (die Hirjas), deren Mitglieder in Frauenkleidern gekleidet zu Anlässen wie Hochzeiten und Kindsgeburten gerufen werden (oder auch ungefragt kommen), Segnungen geben und dafür Spenden fordern. Sie sind auch in Zügen anzutreffen, wo sie durch die Abteile gehen und einen Beitrag der Fahrgäste einfordern. An der Situation der Hirjas lässt sich der Abstieg der indischen Gesellschaft beobachten, was die Behandlung von Nicht-Heterosexuellen angeht, denn die Eunuchen, die man äußerlich den Transsexuellen und Transvestiten zuordnen kann, wurden früher in Höfen und Palästen angestellt und waren in den Künsten beschäftigt. Ihr gesellschaftliches Ansehen war hoch, ihre Stellung etabliert. Vor allem durch den viktorianischen Einfluss in der Kolonialzeit wurde eine Umdeutung des Begriffes des Dritten Geschlechts vorgenommen, indem er auf die kleine Gruppe der Eunuchen eingegrenzt wurde und eine pejorative Bedeutung erhielt. Der Grund dafür war, die natürliche Akzeptanz von Homosexualität der vedischen Kultur zu beenden und diese auch begrifflich aus dem Bereich des gesellschaftlich Anerkannten zu verbannen. Geblieben von der ehemaligen Achtung vor dem Dritten Geschlecht ist die Angst der indischen Bevölkerung vor den Flüchen der Hirjas. Da die Mitglieder des Dritten Geschlechts zum nichtreproduktiven Teil (den napumsakas) der Bevölkerung gehören und deshalb weniger in materielle Tätigkeiten eingebunden sind, wird ihnen eine grundlegende Nähe zu künstlerischen und spirituellen Tätigkeiten nachgesagt. In diesem Sinne werden sie als "halbheilig" betrachtet und es herrscht gesellschaftlicher Konsens darüber, dass ihre Segnungen wirksame Kraft besitzen, genauso wie ihre Flüche jedoch. Sie sind deshalb auch immer noch gern gesehene Gäste bei feierlichen Anlässen, wo sie singen und ihre Segnungen aussprechen. Durch den Abstieg innerhalb der indischen Gesellschaft sind sie allerdings gezwungen, ihre Flüche in öffentlichen Plätzen wie in Zügen anzudrohen, um überhaupt überleben zu können.

Ursprünglich jedoch wurde der Begriff des tritiya prakriti (Drittes Geschlecht) in einer weiten Definition auf alle nichtrepoduktiven Gruppen der Bevölkerung angewandt, also auf Bisexuelle, Homosexuelle, Transsexuelle, Intersexuelle und auch Asexuelle. In den vedischen Schriften, unter anderem dem Kamasutra, sind eine Reihe von Typisierungen und Kategorisierungen der verschiedenen Gruppen des Dritten Geschlechts zu finden, die minutiös die physischen und psychologischen Merkmale der verschiedenen "napumsakas" beschreiben, inklusive einer Verortung in bestimmte Berufsgruppen. Interessanterweise lassen sich dort auch Analysen von Intersexualität finden, einem Tabu-Thema unserer modernen Gesellschaft, das auch bei uns erst seit den 1980er Jahren wissenschaftlich untersucht wird.

Was die Homosexualität im Speziellen angeht, so werden sowohl die männlichen Mitglieder dieser Gruppe als auch die weiblichen beschrieben und nach charakterlichen Merkmalen unterschieden. Sie erhalten durch die Erwähnung in den Schriften einen festen Platz innerhalb der Gesellschaft. Zum Beispiel wird das Friseur- und Barbierhandwerk als eine natürliche Beschäftigung für homosexuelle Männer beschrieben, während lesbischen Frauen (die savarinis) das Recht gegeben wurde, aus dem vorherrschenden Paradigma, dass Frauen unter der Obhut eine Mannes zu leben haben, auszubrechen und ihren Lebensunterhalt selbst verdienen durften. In größeren Städten gab es spezielle Viertel, die der Gemeinschaft des Dritten Geschlechts vorbehalten waren und wo sie wie in einer Art Parallelgesellschaft lebten. Viele Regeln wurde auf sie nicht in der gleiche Weise angewandt wie auf Heterosexuelle; so verurteilt beispielsweise die traditionelle Rechtsgrundlage Indiens, die Manu-Samhita, den Ehebruch bei Heterosexuellen wesentlich strenger, als sexuelle Vergehen im Bereich der Homosexualität. Gurus (spirituelle Lehrer und Lehrer im Allgemeinen) erkannten die Zugehörigkeit zum Dritten Geschlecht in Laufe der Kindheit und Jugend ihrer Schüler und stellten sich in der Erziehung und Ausbildung darauf ein. Da nach der vedischen Astrologie die Planetenkonstellationen, die für Zugehörigkeit zum Dritten Geschlecht stehen, auch auf spirituelle Fähigkeiten hindeuten, wurden diese Schüler oft als Priester ausgebildet und eingesetzt, vorausgesetzt, sie konnten und wollten im Zölibat leben.

Anzumerken bleibt, dass auch spirituelle Gruppen aus dem Bereich der neuen religiösen Bewegungen, die ab den 60er und 70er Jahren in Amerika und Europa ihre Verbreitung begannen und indische Spiritualität außerhalb des indischen Subkontinents, teilweise losgelöst von dort herrschenden kulturellen Traditionen (wie dem Kasten-System), präsentieren, sich nicht oder nur sehr schwer von homophoben Ansichten trennen können. Die Ironie liegt dabei in der Tatsache, dass sie sich in einigen Fällen auf die Weisheit der vedischen Schriften berufen, jedoch im Bereich der Homosexualität genau die Vorurteile weiter verbreiten, die durch christliche und fremde Einflüsse die ursprüngliche Toleranz und Akzeptanz jeglicher sexueller Orientierung der Veden verdrängt haben. Festzuhalten bleibt jedoch auch, dass in den hinduistischen spirituellen Wegen im Allgemeinen jegliche sexuelle Aktivität als ein materieller Wunsch angesehen wird, den es gilt, durch spirituelle Reinheit zu ersetzen. Promiskuität und die Zurschaustellung von Sexualität, wie es heutzutage im westlichen Kulturkreis geschieht, war und ist im Falle jeglicher sexuellen Orientierung im Allgemeinen verpönt.

Siehe auch: Homosexualität in Indien

Bahai

Die Sexualethik der Bahai steht in der Tradition der abrahamitischen Religionen und zielt auf Ehe und Familie als Grundpfeiler der Gesellschaft. Sexualität dient diesem Konzept nach in erster Linie dem Schutz der Ehe und ihrer Stärkung. Zugelassen ist laut Kitab-i-Aqdas nur die eheliche Verbindung von Mann und Frau (vgl. Abschn. 107; Erl. 134). Während der Religionsstifter Baha’u’llah es seinerzeit dem Haus der Gerechtigkeit überließ, auch über „Strafen“ für „Ehebruch und Unzucht“ zu entscheiden, wird heute ein eher toleranter Umgang in allen Fragen der Sexualethik praktiziert. Die Aussagen der Heiligen Schriften gelten den Gläubigen dabei als Richtschnur für ein spirituelles Leben, für das sie sich als Bahai entschieden haben. Wie und bis zu welchem Grad man diese Aussagen persönlich umsetzt und befolgt, ist stets eine Gewissensentscheidung, die dem Einzelnen keine religiöse Institution abnehmen kann und darf.

Zölibatäres Mönchtum wie es beispielsweise im Christentum oder Buddhismus praktiziert wird, lehnt der Religionsstifter Baha'u'llah ab (vgl. u. a. Kitab-i-Aqdas, Erl. 61). Gleichwohl betrachtet er die schrittweise Loslösung von Begehrlichkeiten als Voraussetzung, um auf dem „mystischen Pfad der eigenen Vervollkommnung“ voranzuschreiten (vgl. Baha'u'llahs Die Sieben Täler in der Tradition des Sufismus). Das bedeutet aber nicht Enthaltsamkeit. Angestrebt wird ein bewusster Umgang mit dem eigenen körperlichen Verlangen, der beispielsweise auch in der Fastenzeit eingeübt wird.

Siehe auch

Referenzen

  1. Tages-Anzeiger: Siegeszug des enthusiastischen Christentums
  2. epd:HuK - Kirche offener gegenüber Homosexuellen
  3. http://www.zwischenraum.net
  4. http://www.christlich-sicher-geborgen.net
  5. a b Schreiben der Kongregation für die Glaubenslehre an die Bischöfe der katholischen Kirche über die Seelsorge für homosexuelle Personen 30. Oktober 1986
  6. [1] "Objektiv ungeordnet" Klares Nein des Vatikan zur Gleichstellung homosexueller Partnerschaften - Ein Auszug -
  7. [2]Schreiben der Kongregation für die katholische Erziehung (November 2005): Instruktion über Kriterien zur Berufungsklärung von Personen mit homosexuellen Tendenzen im Hinblick auf ihre Zulassung für das Priesterseminar und zu den Heiligen Weihen
  8. Erwägungen zu den Entwürfen einer rechtlichen Anerkennung der Lebensgemeinschaften zwischen homosexuellen Personen, 3. Juni 2003
  9. Instruktion über Kriterien zur Berufungsklärung von Personen mit homosexuellen Tendenzen im Hinblick auf ihre Zulassung für das Priesteramt und zu den heiligen Weihen
  10. http://www.networld.at/index.html?/articles/0417/15/79989.shtml
  11. http://www.advocate.com/html/news/012601/012601news06.asp
  12. Pew Forum, 2003
  13. beispielsweise Lexikon für Theologie und Kirche
  14. Die sittliche Beurteilung der Homosexualität
  15. Methodist Church votes on same sex blessings
  16. epd:epd:Anglikaner-Oberhaupt: Homo-Ehen mit Hetero-Ehen vergleichbar
  17. MCC Köln
  18. Bischof Joachim Vobbe: Gott traut uns. Wir trauen Gott. Gedanken zum Ehesakrament. S. 39 ff. Alt-Katholischer Bistumsverlag 2003, ISBN 3-934610-19-6
  19. Bischof Bernhard Heitz: Warum die Synode der Altkatholischen Kirche Österreichs es für möglich hält, gleichgeschlechtliche Partnerschaften, die auf Dauer angelegt sind, zu segnen
  20. Erwachet vom 8. Dezember 1997."Allgemein gesagt, sind Christen deshalb nicht schnell dabei, ihre Mitmenschen zu hassen. Selbst wenn sie einen starken Abscheu gegen bestimmte Lebensweisen empfinden, sind sie nicht darauf aus, anderen Schaden zuzufügen, und sie hegen auch keinen Groll gegen diese Menschen und wollen ihnen nichts Böses. Vielmehr rät die Bibel Christen, ‘mit allen Menschen Frieden zu halten’" ..."Die Bibel läßt keinen Raum für Rechtfertigungen, Zugeständnisse und Doppeldeutigkeit: Homosexuelle Praktiken, Ehebruch und Hurerei sind in Gottes Augen durchweg verwerflich. Wahre Christen schwächen daher den biblischen Standpunkt über ‘schändliche sexuelle Gelüste’ nicht ab, einfach um populärer zu werden oder in der heutigen Kultur eher akzeptiert zu werden. Und sie heißen auch keine Bewegung gut, die Homosexualität als normalen Lebensstil propagiert." ... "Natürlich duldet Jehova nicht, daß man sich über seine vollkommenen Sittenmaßstäbe fortgesetzt und hartnäckig hinwegsetzt. Dennoch hält er stets den Weg zur Versöhnung frei."
  21. [3]
  22. Islamische Rechtsgutachten betreff Homosexualität
  23. Islamisches Rechtsgutachten über die Bestrafung von homosexuellem Geschlechtsverkehr
  24. ILGA: Seven coutries still put people to death for same-sex acts
  25. Al-Fatiha Foundation
  26. Jeffrey Satinover, Homosexuality and Judaism, S. 210-220 in Homosexuality and the Politics of Truth, 1996, ISBN 0-8010-5625-X
  27. Uri C. Cohen: Bibliography of contemporary orthodox responses to homosexuality, 18. Dezember 2002
  28. (s.a. http://www.hagalil.com/yachad/homosexual.htm)
  29. Barry Freundel, Homosexuality and Judaism, Journal of Halacha and Contemporary Society, Volume XI - 1986
  30. Jeffrey Satinover, Homosexuality and Judaism, S. 210-220 in Homosexuality and the Politics of Truth, 1996, ISBN 0-8010-5625-X
  31. Rabbinical Council of America: Statement opposing the practice of same-sex marriage, 30. März 2004
  32. Letter of Support from Rabbinical Council of America, Januar 2004
  33. Rebecca T. Alpert (Herausgeber), Ellen Sue Levi Elwell (Herausgeber), Shirley Idelson (Herausgeber); Lesbian Rabbis: The First Generation; Verlag: Rutgers University Press (August 2001) ISBN 0-813-52916-6 (s.a. die Rezension hierüber auf http://glbt-news.israel-live.de/buecher/buecher.htm )
  34. Bruce Bagemihl: Biological Exuberance: Animal Homosexuality and Natural Diversity, St. Martin's Press, 1999

Literatur

Originaltexte