„Deportation von Juden aus Deutschland“ – Versionsunterschied

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Die systematische '''[[Deportation]] von Juden aus Deutschland''' in den Osten begann Mitte Oktober 1941, also noch vor der [[Wannseekonferenz]]. Der Historiker Dieter Pohl nimmt an, [[Adolf Hitler|Hitler]] habe diese Entscheidung um den 17. September 1941 herum getroffen<ref>Albrecht Liess: ''Wege in die Vernichtung : Die Deportation der Juden aus Mainfranken 1941 - 1943 ; Begleitband zur Ausstellung des Staatsarchivs Würzburg und des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin''. München 2003, ISBN 3-921635-77-2, S. 60. </ref>. Die aus Deutschland deportierten [[Juden]] wurden zumeist nicht unmittelbar am Zielort ermordet. Einzelne Transporte endeten 1942 zwar im [[Vernichtungslager Sobibor]] oder in [[Vernichtungslager Maly Trostinez|Maly Trostinez]], die allermeisten der Deportierten aus dem [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutschen Reich]] wurden aber zunächst unter widrigen Lebensbedingungen in [[Ghetto]]s oder [[Arbeitslager]]n untergebracht. Viele starben dort, andere wurden später in [[Vernichtungslager]] weitertransportiert und ermordet, nur wenige überlebten.
{{QS-Antrag|15. Dezember 2007|Vermutlich relevant, aber sprachlich ziemlich misslungen. Einerseits wird mit "Endlösung" etc. der nationalsozialistische Sprachgebrauch aufgegriffen, andrerseits wird von "deutschen Nazis und ihren Kollaborateuren" gesprochen - mMn spiegeln beide Begrifflichkeiten Neutralitätsprobleme wieder. Der Abschnitt zur Vorkriegszeit ist äußerst irritierend, entweder stimmt die einleitende Definition nicht oder er gehört nicht hier her. Eine kurze Google-Abfrage ergab außerdem, dass der Begriff "Deportationszug" wohl auch in Zusammenhang mit dem [[Gulag]] verwendet wird. --[[Benutzer:Jergen|jergen]] [[Benutzer Diskussion:Jergen|?]] 09:14, 15. Dez. 2007 (CET)}}


Die Verfügbarkeit von [[Zug (Eisenbahn)|Eisenbahnzügen]] als Massentransportmittel war eine wichtige [[Logistik|logistische]] Voraussetzung, um die Deportationen durchführen zu können.<ref>Heiner Lichtenstein: ''Mit der Reichsbahn in den Tod : Massentransporte in den Holocaust 1941 - 1945''. Köln 1985, ISBN 3-7663-0809-2, S. 19. Siehe auch [http://www.aish.com/holocaust/overview/he05n21.htm Holocaust] auf aish.com</ref> Zur sogenannten [[Endlösung der Judenfrage]], dem [[Holocaust]], trugen in der [[Zeit des Nationalsozialismus]] auch scheinbar politikferne, pflichtbewusste Fachleute des [[Reichsverkehrsministerium]]s und der [[Deutsche Reichsbahn|Reichsbahn]] bei.<ref>Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: ''’Juden ist die Benutzung von Speisewagen untersagt’: Die antijüdische Politik des Reichsverkehrsministeriums zwischen 1933 und 1945; Forschungsgutachten''. Teetz 2007, ISBN 978-3-938485-64-4, S. 11, 63ff.</ref> Bei der Deportation von Juden aus Deutschland wirkten nicht nur [[Geheime Staatspolizei|Gestapo]]-Beamte mit, sondern auch Zollbeamte, Gerichtsvollzieher, Verwaltungsbeamte, Fahrplangestalter, Wachpersonal und viele andere, deren Beitrag für einen reibungslosen Ablauf unabdingbar war.<ref>Beate Meyer: ''Die Verfolgung und Ermordung der Hamburger Juden 1933 - 1945 : Geschichte, Zeugnis, Erinnerung''. Hrsg. vom Inst. für die Geschichte der Dt. Juden; Hamburg / [[Landeszentrale für politische Bildung]], Hamburg 2006, ISBN 3-929728-85-0, S. 45.</ref>
'''Deportationszüge''' wurden als effizientes Massentransportmittel für sogenannte Vertreibungsverbrechen sowohl während der Nationalsozialistischen Verfolgung als auch während der Stalinistischen Verfolgung eingesetzt. Den deutschen Massendeportationen und dem Massenmord von Juden im Zweiten Weltkrieg folgten von 1945 bis 1948 die Massendeportationen der Deutschen. Bei den Vertreibungsverbrechen wurden die gewaltsamen Verbringungen bestimmter Bevölkerungsgruppen auf Grund von ideologisch-politischen bzw. ideologisch-rassischen Ursachen und Begründungen mittels innerstaatlicher Deportationen oder grenzüberschreitender Deportationen mit dem Massentransportmittel der Eisenbahn durchgeführt.
[[Datei:Preuss Abteilwagen C3 P9030010.JPG|thumb|Viele Deportationszüge aus Deutschland verwendeten derartige Abteilwagen 3. Klasse, damals jedoch in grüner Farbe]]


Im amtlichen deutschen Schriftverkehr und in Richtlinien wurde der Begriff „Deportation“ meist umschrieben; die Juden wurden „abbefördert“, „ausgesiedelt“, „umgesiedelt“, „evakuiert“ oder „zur Abwanderung gebracht“.<ref>Michael Zimmermann: ''Regionale Organisation der Judendeportationen.'' In: Gerhard Paul / Michael Mallmann (Hrsg.): ''Die Gestapo - Mythos und Realität.'' Unv. Sonderausg. Darmstadt 2003, ISBN 3-89678-482-X, S. 358</ref>
==Deportationszüge während der Nationalsozialistischen Verfolgung==
Die '''Deportationszüge''', z.T. auch '''KZ-Züge''' genannt, verfügten über Eisenbahntransportwaggons, die von den deutschen Nazis und ihren [[Kollaborateur|Kollaborateuren]] in den verschiedenen alliierten, besetzten und nicht-besetzten Ländern betrieben wurden, um internierte Juden und andere Opfer des [[Holocaust|Holocausts]] gewaltsam in die Nazi-[[Deutsche Konzentrationslager|Konzentrationslager]] und Vernichtungslager zu deportieren.


== Frühe Deportationen ==
Gegenwärtige Historiker nehmen an, dass das Ausmaß des Holocaust, der in der Nazi-Terminologie bezeichneten „[[Endlösung der Judenfrage]]“, nicht möglich gewesen wäre ohne die Massentransporte mit dem Transportmittel der [[Eisenbahn]].<ref>http://www.aish.com/holocaust/overview/he05n21.htm</ref>
[[Datei:Bundesarchiv Bild 146-1982-174-27, Nürnberg, Ausweisung polnischer Juden.jpg|thumb|Ausweisung jüdischer Polen aus Nürnberg am 28. Oktober 1938, Aufnahme aus dem [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchiv]]]]
Die frühsten Deportationen aus dem „[[Großdeutsches Reich|Großdeutschen Reich]]“ betrafen Juden [[Polen|polnischer]] Staatsangehörigkeit. Bis zu 17.000 Juden wurden am 28. und 29. Oktober 1938 in der sogenannten [[Polenaktion]] mit Zügen an die polnische Grenze gebracht und dort über die Grenze abgeschoben. Auf diese logistische Zusammenarbeit mit der Reichsbahn griff der [[Sicherheitsdienst Reichsführer-SS]] zurück, als er wenig später nach den [[Novemberpogrome 1938|Novemberpogromen 1938]] mehr als 26.000 Juden in [[Konzentrationslager]] schaffen ließ. Unter Federführung von [[Adolf Eichmann]]s „[[Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Wien|Zentralstelle für jüdische Auswanderung]]“ wurden im Oktober 1939 rund 4.000 Juden aus Wien und Kattowitz nach [[Nisko]] deportiert. Um Wohnraum für [[Volksdeutsche]] zu schaffen wurden im Februar 1940 rund 1.000 Juden aus dem [[Gau]] [[Provinz Pommern|Pommern]] - hauptsächlich aus [[Stettin]] stammend - nach [[Lublin]] deportiert.<ref>Robert Kuwalek: Das kurze Leben 'im Osten'. In: Birthe Kundrus, Beate Meyer (Hrsg.): ''Die Deportation der Juden aus Deutschland.'' Göttingen 2004, ISBN 3-89244-792-6, S. 112-134 / s. a. [http://www.ghwk.de/2006-neu/stettin.jpg Dokument Ausweisungsbescheid] / zu genaueren Zahlen s. Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: ''Die "Judendeportationen" aus dem Deutschen Reich, 1941-1945: eine kommentierte Chronologie''. Wiesbaden 2005, ISBN 3-86539-059-5, S. 34 mit Anm. 3.</ref>


Bei der [[Deportation von Juden aus Südwestdeutschland 1940]] – auch "Wagner-Bürckel-Aktion" benannt nach den verantwortlichen NS-Gauleitern – wurden mehr als 6.000 Menschen jüdischen Glaubens aus [[Baden (Land)|Baden]] und der Saarpfalz nach [[Camp de Gurs|Gurs]] in Frankreich deportiert, beginnend am 21. und 22. Oktober 1940. Dem besetzten Land wurde die Verpflichtung auferlegt, jüdische Personen aus besetzten Departements ins Landesinnere zu „übernehmen“. Bis Mitte September 1940 wurden so über 23.000 französische Juden und andere missliebige Franzosen aus den besetzten Gebieten deportiert. Die deutschen Juden aus Baden wurden von den Gauleitern „mitgeschickt“. Das [[Vichy-Regime]] internierte die meisten von ihnen im [[Camp de Gurs|Internierungslager Gurs]]. Ab August 1942 wurden die 3.907 dort noch inhaftierten auf Anforderung von [[Theodor Dannecker|Dannecker]]/Eichmann über das [[Sammellager Drancy]] bei Paris in die Vernichtungslager weiter deportiert.<br />
[[Image:Umschlagplatz loading.jpg|thumb|330px|Juden bei der Verladung in Züge am Umschlagplatz [[Warschau]]. Dieser Ort wird heute als polnisches Nationaldenkmal erhalten.]]
Die Maßnahmen waren die ersten ihrer Art im Dritten Reich. Nach Auffassung des Historikers [[Peter Steinbach (Historiker)|Peter Steinbach]] hat die Deportation der Juden aus Südwestdeutschland [[Paradigma|paradigmatischen]] Charakter für die späteren Deportationen aus ganz Deutschlands gehabt: ''Die Vorbereitung der "Judenaktion in Baden und in der Pfalz" erfolgte schließlich von langer Hand und lieferte eine Art "Masterplan" für künftige Vertreibungen der Juden aus Deutschland.''<ref>Peter Steinbach: ''Das Leiden – zu schwer und zu viel. Zur Bedeutung der Massendeportation südwestdeutscher Juden''. In: Tribüne – Zeitschrift zum Verständnis des Judentums. 49. Jg. Heft 195. 3. Quartal 2010, S. 109 – 120, hier S. 116 [http://www.tribuene-verlag.de/T195_Steinbach_Das_Leiden.pdf im Internet].</ref>


Im Februar und März 1941 wurden rund 5.000 [[Juden in Wien|Juden aus Wien]] in das [[Generalgouvernement]] geschafft.<ref>Zu diesem Abschnitt vergl. Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: ''Die "Judendeportationen" aus dem Deutschen Reich, 1941-1945: eine kommentierte Chronologie''. Wiesbaden 2005, ISBN 3-86539-059-5, S. 26–51.</ref>
===Bedeutung der Deportationszüge im Holocaust===
[[Image:Birkenau gate.JPG|thumb|250px|Einfahrt, oder so-genanntes „Todestor“ zum Vernichtungslager [[Auschwitz]] -Birkenau II in 2006.]]


In diesen Fällen ergriffen meist Gauleiter eine günstige Gelegenheit, Juden aus ihrem Gebiet fortzuschaffen; die systematische Verschleppung der deutschen Juden setzte aber erst später ein. Für die Organisation und technische Durchführung der folgenden Massendeportation hatten [[Heinrich Müller (Gestapo)|Heinrich Müller]] und Adolf Eichmann - insbesondere durch die sogenannte Wagner-Bürckel-Aktion - schon wesentliche Erfahrungen gesammelt<ref>Gottwaldt / Schulle: ''Die Judendeportationen...,'' S. 45.</ref>. Organisationsabläufe wurden verfeinert und in Merkblättern festgehalten; Ministerien erarbeiteten Verordnungen zum [[Reichsbürgergesetz#11.VO|Reichsbürgergesetz]], so dass Deportierte die [[deutsche Staatsangehörigkeit]] verloren und ihr [[Vermögen (Wirtschaft)|Vermögen]] unkompliziert eingezogen werden konnte.
In den verschiedenen Phasen des Holocaust wurden Eisenbahnzüge für unterschiedliche Transportziele genutzt:


== Massendeportation aus dem Deutschen Reich ==
*Nach der wirtschaftlichen [[Diskriminierung]] wurden Züge zur Konzentrierung bestimmter Bevölkerungsanteile genutzt, entweder in [[Ghetto|Ghettos]] oder häufiger um die Menschen zur [[Zwangsarbeit]] oder in Konzentrationslager zu transportieren
Bis zum Erlass vom 18. Oktober 1941, mit dem Heinrich Himmler allen Juden die Genehmigung zur [[Auswanderung]] untersagte<ref>Gottwaldt / Schulle: ''Die Judendeportationen...,'' S. 61/62</ref>, hatten bereits rund 265.000 Juden Deutschland verlassen<ref>Seriöse Schätzungen belaufen sich auf 257.000 bis 273.000 Auswanderer: Christoph Franke: ''Die Rolle der Devisenstellen bei der Enteignung der Juden.'' In: Katharina Stengel (Hrsg.): ''Die staatliche Enteignung der Juden im Nationalsozialismus.'' Frankfurt a.M. 2007, ISBN 978-3-593-38371-2, S. 84</ref>. Im „Altreich“ lebten Ende Oktober 1941 noch 150.925 als Juden definierte Personen, darunter überproportional viele Frauen und Alte<ref>Wolf Gruner:'' Von der Kollektivausweisung zur Deportation.'' In: Birthe Kundrus, Beate Meyer (Hrsg.): ''Die Deportation der Juden aus Deutschland'', Göttingen 2004, ISBN 3-89244-792-6, S. 54</ref>.
*Nach der Sammlung in Ghettos zum anschließenden Transport in Todeslager


Mit dem 15. Oktober 1941 begann die systematische Massendeportation deutscher Juden in den Osten. Im September 1942 befanden sich nur noch 75.816 Juden im „Altreich“<ref>Wolf Gruner:'' Von der Kollektivausweisung zur Deportation.'', S. 57</ref>. Mit der „[[Fabrikaktion]]“ im März 1943 war die Massendeportation abgeschlossen. Rund 15.000 Juden blieben letztlich von der Deportation verschont, da sie in [[Mischehe (Nationalsozialismus)|Mischehe]] lebten oder sich versteckt gehalten hatten<ref>Wolfgang Benz (Hrsg.): ''Dimension des Völkermords.'' dtv München 1996, ISBN 3-486-54631-7, S. 52</ref>.
Das Ausmaß der [[Judenvernichtung]] war damit im wesentlichen von zwei Faktoren abhängig:


=== Zuständigkeiten ===
*Die Vernichtungskapazität der Todeslager für den Judenmord
*Die Transportkapazität der Eisenbahnen zum Judentransport von den Ghettos in die Todeslager<ref>http://www.faqs.org/faqs/holocaust/reinhard/part02/</ref>


Im Jahre 1937 wurde die Hauptverwaltung der „Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft“ organisatorisch dem Reichsverkehrsministerium angegliedert. 1939 wurden eingliederte Teile Polens den [[Eisenbahndirektion|Reichsbahndirektionsbezirken]] [[Reichsbahndirektion Oppeln|Oppeln]] und [[Reichsbahndirektion Breslau|Breslau]] zugeschlagen; für den [[Deutsche Besetzung Polens 1939–1945|deutsch besetzten Teil Polens]] war die „[[Generaldirektion der Ostbahn]] – Gedob“ zuständig. Ab Januar 1942 übernahm das Reichsverkehrministerium die Organisation des Bahnverkehrs im besetzten Teil der [[Sowjetunion]] (Generaldirektion Osten mit Sitz in Warschau).<ref>Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: ''Juden ist .../ Forschungsgutachten''. S. 39, 61, 74.</ref> Im [[Reichssicherheitshauptamt]] war das [[Eichmannreferat|Referat IV B 4]] von Adolf Eichmann bei der Bestellung von Zügen beteiligt; für die Reichsbahn waren das Referat 21 „Massenbeförderung“ mit der Abteilung 211 „Reisesonderzüge“ zuständig.
====Transportmittelwahl des Zugeinsatzes====


Von Adolf Eichmanns Referat wurden die Sonderzüge oft sechs Wochen vorher angefordert und von der Reichsbahn in aller Regel wunschgemäß bereitgestellt. Im Dezember 1941 und 1942 wurden die Deportationen ausgesetzt, weil die [[Wehrmacht]] alle Kapazitäten für Weihnachts-Urlaubszüge beanspruchte.<ref>Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: ''Juden ist .../ Forschungsgutachten''. S. 89.</ref> Eine allgemeine Transportsperre, die zur Vorbereitung der Sommeroffensive 1942 von der Wehrmacht verlangt wurde, bremste das Tempo der Deportationen, verhinderte sie aber nicht.
Zur Umsetzung der sogenannten Endlösung benötigten die Nazis ein effektives System der Massenvernichtung. Die Entscheidung Deportationszüge einzusetzen, fiel trotz dem konkurrienden Interesse die Eisenbahnkapazitäten vorrangig für die [[Kriegsführung]] zu nutzen und so konnten Ausmaß und Dauer der Massenvernichtung mittels des Massentransportes erhöht werden. Die eingesetzten geschlossenen Eisenbahnzüge reduzierten die Anzahl und den Ausbildungsgrad der für den Judentransport benötigten Soldaten und ermöglichten es den Nazis, mehr effiziente Todeslager zu bauen und zu betreiben, anstatt wertvolle Produktionsressourcen mit ''Patronen'' für Massenerschiessungen zu verschwenden. Viele der Juden kamen aus [[Osteuropa]], wo es viele Züge gab, die zuvor Militärgüter an die russische Front transportiert hatten und somit bei ihrer Rückkehr nach Deutschland leer geblieben wären, wenn es nicht die menschliche für den Holocaust bestimmte [[Fracht]] gegeben hätte.


Am 26. Juli 1941 wurde für Massentransporte von „Juden und [[fremdvölkische]]n Personen zur Aussiedlung aus dem Deutschen Reich“ ein Tarif vereinbart, wie er für Reisesonderzüge mit mindestens 400 Personen üblich war. Danach sollte mit 2 [[Reichsmark|Reichspfennig]] je Kilometer „der halbe Fahrpreis 3. Klasse“ erhoben werden. Dieser Preis sollte auch für den Verkehr außerhalb der Reichsgrenzen gelten und wurde später gleichermaßen für die Personenbeförderung mit Güterzugwagen berechnet. Diese Transporte waren bestenfalls kostendeckend und die Deutsche Reichsbahn erzielte damit keinen nennenswerten Gewinn<ref>Thomas Kuczynski: ''Dem Regime dienen - nicht Geld verdienen. Zur Beteiligung der Deutschen Reichsbahn an Deportationen und Zwangsarbeit während der NS-Diktatur. Eine Überlegung aus ökonomischer Sicht.'' In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 57(2009), H. 6, S. 520ff / in 1942 Gesamtaufkommen von 20.000 Zügen täglich gegenüber fünf Zügen mit Zwangsarbeitern, Häftlingen und Deportierten</ref>.
====Notwendigkeit des Massentransportes für den Massenmord====
Die Nazis begannen nach der [[Wannseekonferenz]] am 20. Januar 1942, die Juden in großer Anzahl zu ermorden. Die [[Einsatzgruppen]] führten bereits Massenerschießungen von Juden in den besetzten sowjetischen Gebieten seit 1941 durch. Nun wurden Juden in die bis dahin leeren Ghettos deportiert wie [[Riga]] oder in die Todeslager der [[Aktion Reinhardt]]: [[Treblinka]], [[Belzec]] und [[Sobibór]].


=== Die Reichsbahn und ihre Transportmittel ===
Auf der Wannseekonferenz schätze die [[SS]] dass die Endlösung letztendlich 11 Millionen Juden auslöschen würde. Nazi-Planer sahen die Einbeziehung von Juden vor, die in neutralen Ländern oder nicht-besetzten Ländern wie [[Irland]], Schweden, [[Türkei]] und dem [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreich]] lebten. Die Deportationen in diesem Ausmaß erforderten die Koordination von unzähligen deutschen Regierungsbehörden und staatlichen Organisationen, einschließlich des [[Reichssicherheitshauptamt|Reichssicherheitshauptamtes]] ([[RSHA]]), des [[Reichsverkehrsministerium|Reichsverkehrsministeriums]] und des Außenministeriums. Das RSHA koordinierte und leitete die Deportationen. Das Reichsverkehrsministerium organisierte die Fahrpläne, das Außenministerium verhandelte mit den deutschen Alliierten-Staaten über die Auslieferung ihrer Juden.<ref>http://www.ushmm.org/wlc/article.php?lang=en&ModuleId=10005445</ref>
Für die ersten Deportationen der deutschen, österreichischen und tschechischen Juden in den Jahren 1941/1942 nach [[Ghetto Litzmannstadt|Litzmannstadt]], [[Ghetto Minsk|Minsk]], [[Ghetto Kaunas|Kowno]], [[Ghetto Riga|Riga]] und in den Distrikt [[Lublin]] setzte die Reichsbahn regelmäßig Personenwagen ein.<ref>Alfred Gottwaldt: ''Der deutsche ‚Viehwaggon’ als symbolisches Objekt in KZ-Gedenkstätten,'' S. 21 In: Gedenkstättenrundbrief (hrsg. von der ‚Stiftung Topographie des Terrors’), Nr. 139 (Oktober 2007) / im Internet: [http://www.gedenkstaettenforum.de/nc/gedenkstaetten-rundbrief/rundbrief/news/der_deutsche_viehwaggon_als_symbolisches_objekt_in_kz_gedenkstaetten/].</ref> Auch für die ab Juni 1942 anlaufenden Massentransporte ins „Altersghetto“ [[KZ Theresienstadt|Theresienstadt]] wurden jeweils für rund eintausend Personen rund 20 ältere [[Personenwagen]] dritter Klasse, einige gedeckte [[Güterwagen]] für Gepäck und ein Personenwagen zweiter Klasse für das Begleitkommando gestellt<ref>Gottwaldt / Schulle: ''Die Judendeportationen...,'' S. 64 und 331 / Dokument 6 in: Hans Günther Adler: ''Die verheimlichte Wahrheit. Theresienstädter Dokumente.'' Tübingen 1958, S. 1942.</ref>. Es folgten mehrere hundert<ref>Gottwaldt/Schulle: ''Die Judendeportationen...,'' listet S. 447-457 allein zwischen Juni 1942 bis März 1943 rund 180 Kleintransporte auf</ref> kleine Transporte nach Theresienstadt, für die die Reichsbahn jeweils ein oder zwei Personenwagen in fahrplanmäßige Züge nach Dresden und Prag ankoppelte<ref>Gottwaldt/Schulle: ''Die Judendeportationen...,'' S. 287 und 289 / Hans Günther Adler: ''Der verwaltete Mensch: Studien zur Deportation der Juden aus Deutschland''. Tübingen 1974, ISBN 3-16-835132-6, S. 449.</ref>.


Während im Osten Güterzüge mit durchschnittlich 3750 jüdischen Opfern<ref>Alfred C. Mierzejewski: ''Public Enterprise in the Service of Mass Murder.'' In: Holocaust and Genocide studies 15(2001), S. 45</ref> rollten, wurden gedeckte Güterwagen innerhalb des Deutschen Reichs anfangs nur in wenigen Ausnahmefällen eingesetzt, um eine größere Anzahl nicht gehfähiger und liegend zu befördernder Kranker deportieren zu können<ref>Gottwaldt/Schulle: ''Die Judendeportationen...,'' S. 324 und S. 132.</ref>. Der Einsatz von Personenwagen war nach Alfred Gottwaldt auf den Mangel an Güterwagen zurückzuführen; er vermutet aber überdies auch eine Täuschungsabsicht<ref>Alfred Gottwaldt: ''Der deutsche ‚Viehwaggon’''..., S. 21/22.</ref>.
Juden aus Deutschland und aus dem [[Generalgouvernement]], dem von [[Deutschland]] während des Zweiten Weltkrieges besetzten [[Polen]], wurden mit der Eisenbahn in die Vernichtungslager zur systematischen Ermordung deportiert. Die Nazis verschleierten die Endlösung, indem sie diese Deportationen als Umsiedlung in die Ostgebiete darstellten. Den Opfern wurde mitgeteilt, dass sie in Arbeitslager geschickt würden, aber in Wirklichkeit bedeutete ab 1942 die Deportation für die meisten Juden die Überführung in die Vernichtungslager. [[Martin Bormann]], Hitlers Privatsekretär, ermahnte [[Heinrich Himmler]], Leiter der SS und Hauptverantwortlicher für die Durchführung des Holocaust, während eines Telefongespräches Ende 1942. Himmler wollte Bormann darüber in Kenntnis setzten, dass bereits 50.000 Juden in einem Konzentrationslager in Polen exterminiert seien. Bormann schrie: „Sie sind nicht exterminiert, nur evakuiert, evakuiert, evakuiert!“ und knallte den Telefonhörer auf. Mit solchen Anweisungen sollte die gewünschte offizielle Formel des Sprachgebrauchs „Züge als Transportmittel zur [[Evakuierung]]“ anstatt „Züge als Transportmittel zur [[Exterminierung]]“ durchgesetzt werden.


Der Nachschubbedarf und eingeräumte Vorrang von Militärtransporten führte zu Transportsperren, die aber nur geringfügige Verzögerungen bei der Deportation bewirkten. Zum Einsatz kamen im April 1942 auch „leere Russenzüge/Arbeitertransporte“ aus 20 umgebauten Güterwagen mit je 35 Sitzplätzen; die auf dem Rückweg für die Deportation genutzt werden sollten. Obwohl eigentlich nur für 700 Personen vorgesehen, sollten 1.000 Deportierte transportiert und zusätzlich Güterwagen bereitgestellt werden; auch das Begleitkommando sollte sich mit diesen Wagen begnügen<ref>[[Kurt Pätzold]], Erika Schwarz: ''Tagesordnung Judenmord: Die Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942: Eine Dokumentation zur Organisation der "Endlösung"''. Berlin 1992, S. 10.</ref>.
===Transportbedingungen in Deportationszügen===
[[Bild:Selection Birkenau ramp.jpg|right|thumb|250px|„Selektion“ an der ''Judenrampe'', Mai/Juni 1944.]]


Mit Sicherheit wurden ab Sommer 1942 auch in Deutschland mehrfach Güterzüge zur Deportation eingesetzt; genaue Zahlen liegen nicht vor. Es gab einen speziellen Typ von „gedeckten Güterwagen“, der für Militärtransporte vorgesehen war; diese „[[Viehwaggon]]s“ hatten Vorrichtungen für den Transport von sechs Pferden und konnten mit mobilen Bänken für 48 Soldaten ausgestattet werden<ref>Alfred Gottwaldt: Der deutsche ‚Viehwaggon’..., S. 24.</ref>. Wenn Überlebende im Zusammenhang mit Deportationen von „Viehwaggon“ sprechen, muss es sich jedoch nicht genau um diesen Wagentyp handeln. Tatsächlich waren die Deportierten tagelang wie Vieh zusammengepfercht, so dass sich das Bild vom „Viehwagen“ aufdrängt.
Der erste Zug wurde am 16. Oktober 1941 eingesetzt, um Juden aus dem Kerngebiet des [[Deutsches Reich|Deutschen Reiches]] in die Ghettos im Osten zu transportieren.<ref>http://sg.geocities.com/raiha_evelyn/holocaust.html</ref>


Die Reisegeschwindigkeit für Personen-Schnellzüge im Fernverkehr lag 1944 bei 50 Kilometern pro Stunde. Von Deportationszügen wurde kaum die Hälfte dieser Geschwindigkeit erreicht, da fahrplanmäßigen Zügen und Wehrmachtstransporten Vorrang eingeräumt wurde<ref>Gottwaldt / Schulle: ''Die Judendeportationen...,'' S. 64.</ref>.
Der Zug bestand aus [[Personenwagen]] der 3. Klasse<ref>http://jewishmag.com/62mag/nadel/nadel.htm</ref>, hauptsächlich aus [[Waggon|Waggons]] für den Fracht- und Viehtransport. Letztere wurden nach SS-Anweisungen mit 50, manchmal mit 150 [[Passagier|Passagieren]] beladen.<ref>http://www.jewishsf.com/content/2-0-/module/displaystory/story_id/25615/edition_id/498/format/html/displaystory.html</ref> Weder Essen noch Wasser wurde bereit gestellt, während die Waggons nur mit einer Eimer-[[Latrine]] ausgestattet wurden. Kleine vergitterte Fenster stellten unregelmäßige Belüftung zur Verfügung und hatten zum Teil auch Tod durch [[Erstickung]] oder durch Wettereinwirkungen zur Folge.


=== Deportationsbescheid ===
Es kam vor, dass selbst bei einer größeren Deportationsmaßnahme nicht genügend Transportwaggons zur Verfügung standen, so dass die Opfer über mehrere Tagen in einem Umschlagplatz stehend festgehalten wurden. Die Millitärtransporte hatten Vorrang vor den Deportationszüge, so dass letztere gegebenenfalls warten mussten.<ref>http://www.jewishsf.com/content/2-0-/module/displaystory/story_id/25615/edition_id/498/format/html/displaystory.html</ref> Im Durchschnitt dauerte ein Transport viereinhalb Tage. Der längste Transport während des Krieges kam von [[Korfu]] und dauerte 18 Tage. Wenn die Züge die Lager erreichten und die Türen geöffnet wurden, war bereits jeder dem Tode geweiht.<ref>http://www.aish.com/holocaust/overview/he05n21.htm</ref> Die bewaffneten Wachen erschossen jeden, der es wagte einen Fluchtversuch zu unternehmen. Auf Grund der sehr beengten Transportverhältnisse starben bereits viele der Deportierten bei der Überführung. Um eine gegenseitige [[Kontaminierung]] der Ladung zu vermeiden, wurden die Böden der Frachtwaggons mit einer Schicht von [[Calciumoxid|gebranntem Kalk]] bestrichen, der die Füße der menschlichen Fracht verbrannte.
Die Gestapo gab mit ihren „Richtlinien für die Evakuierung von Juden“ Ort und Tag vor, an dem sich die zur Ausreise genötigten Juden zumeist in einem Auffanglager einfinden mussten.<ref>[[Hans Mommsen]], Susanne Willems (Hrsg.): ''Herrschaftsalltag im Dritten Reich''. Düsseldorf 1988, ISBN 3-491-33205-2, S. 471-473; als Dokument abgedruckt in: Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: ''Die Judendeportationen... '' S. 56ff.</ref> Von der Deportation ausgenommen wurden danach Personen ab einer bestimmten Altersgrenze (diese wurde manchmal mit 60, mit 65 oder gar 68 angegeben), Beschäftigte aus Rüstungsbetrieben, Juden aus „[[Mischehe (Nationalsozialismus)|Mischehen]]“, „[[Geltungsjude]]n“ sowie Juden bestimmter Staatsangehörigkeit. Ferner wurden die Höhe des mitgeführten Bargeldes beschränkt und das Höchstgewicht des Gepäcks auf 50&nbsp;kg festgelegt. Das Gepäck sollte durchsucht und Wertgegenstände sollten beschlagnahmt werden. Mitzubringen waren eine Wolldecke und Verpflegung für acht Tage. Die zur Deportation bestimmten Juden mussten eine Vermögenserklärung<ref>Abgedruckt bei Hans Günther Adler: ''Der verwaltete Mensch: Studien zur Deportation der Juden aus Deutschland''. Tübingen 1974, ISBN 3-16-835132-6, S. 554–59.</ref> abgeben; ihre Wohnungen wurden versiegelt.


Die [[Reichsvereinigung der Juden in Deutschland]] verfügte über eine Kartei, die der Gestapo für die Auswahl der Deportierten diente. Die örtliche Mitarbeiter der „Reichsvereinigung“ mussten bei der Zustellung der Deportationsbefehle<ref>Dokument Würzburg 1941 in: Albrecht Liess: ''Wege in die Vernichtung...'' S. 81ff.</ref> helfen; sie stellten Merkblätter für das Reisegepäck<ref>Hans Mommsen, Susanne Willems (Hrsg.): ''Herrschaftsalltag im Dritten Reich''. Düsseldorf 1988, ISBN 3-491-33205-2, S. 480–82 (Merkblatt Reichsvereinigung Juni 1942).</ref> zusammen, halfen beim Gepäcktransport und sorgten für Verpflegung in den Sammelstätten.
Nach dem Verlassen der Waggons wurden die verbliebenen Passagiere in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Alten, die Jungen, die Kranken und die Schwachen wurden zur sofortigen Tötung weitergeleitet, anfänglich in mobilen LKW-Vergasungseinrichtungen und später dann in Gaskammern. Die restlichen Menschen wurden zur Arbeit gezwungen und dies meist unter schlimmsten Bedingungen, was auch das Verscharren der Opfer in [[Massengrab|Massengräbern]] beinhaltete.<ref>http://sg.geocities.com/raiha_evelyn/holocaust.html</ref>


=== Auffanglager ===
===Logistische Kapazitäten der Deportationszüge===
Als „Auffanglager“, in dem sich die zur „Evakuierung“ bestimmten Juden am Vortag der Abreise einzufinden hatten, dienten jüdische Gemeindehäuser, angemietete Säle oder Hallen, in denen manchmal Doppelstockbetten, manchmal nur Liegestühle oder Strohschütten für die Übernachtung bereitstanden. Finanzbeamte sammelten und überprüften die achtseitige Vermögenserklärung. Gemäß der eigens dazu geschaffenen [[Reichsbürgergesetz#Elfte Verordnung vom 25. November 1941|11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz]] vom 25. November 1941 verlor jeder Jude „mit der Verlegung des gewöhnlichen Aufenthalts ins Ausland“ die [[deutsche Staatsangehörigkeit]]; zugleich fiel das Vermögen beim Überschreiten der Grenze an den deutschen Staat. Auch [[KZ Auschwitz|Auschwitz]] im besetzten Oberschlesien wurde wenig später eingestuft als „Ausland im Sinne der Elften Verordnung“<ref>Christiane Kuller: '''Erster Grundsatz: Horten für die Finanzverwaltung'. Die Verwertung des Eigentums der deportierten Nürnberger Juden.'' In: Birthe Kundrus, Beate Meyer: ''Die Deportation der Juden aus Deutschland.'' Göttingen 2004, ISBN 3-89244-792-6, S. 165</ref>. Bei Deportierungen nach [[KZ Theresienstadt|Theresienstadt]], das als [[Protektorat]] dem Deutschen Reich eingegliedert war, konnte – wie auch bei Deportationen vor diesem Datum – nicht auf diese Bestimmung zurückgegriffen werden<ref>Michael Zimmermann: ''Regionale Organisation...'', S. 361</ref>. Um den Schein einer [[Legalität]] zu wahren, wurden für Deportationen nach Theresienstadt Gerichtsvollzieher hinzugezogen, die den im Sammellager Wartenden eine förmliche Verfügung zustellten, die auf gesetzliche Bestimmungen von 1933 über „[[Gesetz über die Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens|Einziehung des volks- und staatsfeindliches Vermögens]]“ zurückgriff.<ref>Dokument in: [[Hans Günther Adler]]: ''Die verheimlichte Wahrheit.'' S. 61/62; zitiert in: Walther Hofer: ''Der Nationalsozialismus. Dokumente 1933-1945.'' FiTb 6084, überarb. Neuausgabe Frankfurt/M 1982, ISBN 3-596-26084-1, S. 298f = [172].</ref> Der Reichsinnenminister legte in einem Erlass vom 30. Juni 1942 dar, dass die abzuschiebenden Juden allesamt „volks- und staatsfeindlichen Bestrebungen“ anhingen.<ref>Michael Zimmermann: ''Regionale Organisation …'', S. 361 mit Anm. 25</ref>
[[Image:Steam locomotive RN 52 4867.JPG|thumb|250px|Typische Güterzug-Dampflokomotive, wie sie von der [[Reichsbahn]] benutzt wurde]]


Außer Finanzbeamten, denen das Reichfinanzministerium im November 1941 dafür unter der Tarnbezeichnung „[[Aktion 3]]“ Anweisungen erteilte, waren zahlreiche weitere Personen mit der Vermögensabwicklung beschäftigt: Banken erhielten Kopien der Transportlisten, um Sparguthaben restlos erfassen zu können. Schätzer, Auktionatoren und Spediteure wurden bei der Auflösung der Haushalte tätig. Kohlenhändler erhielten Nachricht über den eingelagerten Brennvorrat.<ref>Beate Meyer (Hrsg.): ''Die Verfolgung …'', S. 45.</ref> Vermieter, die später Mietausfälle für die versiegelten Wohnungen geltend machten, reichten ihre Forderungen bei der Finanzverwaltung ein. In einer regionalen Studie werden 39 Ämter, Institutionen und Personen aufgeführt, die mittelbar oder unmittelbar an der Deportation beteiligt waren und – ganz wie bei formalen Verwaltungsakten – für Planung und Einhaltung der Vorgaben, für exakte Kostenabrechnung und den reibungslosen Ablauf sorgten.&nbsp;<ref>Michael Zimmermann: ''Regionale Organisation...'', S. 370f</ref>
Durch eine effiziente [[Güterzug]]-[[Dampflokomotive]] angetrieben wurden die Züge bis auf eine Maximallänge von 55 [[Güterwagen]] zusammengestellt.


Vor der Abreise gab es [[Leibesvisitation]]en und gründliche Gepäckkontrollen, bei der sogar Pfennigbeträge und Briefmarken einbehalten wurden. Erlaubt war anfangs die Mitnahme von 100 Reichsmark; diese Summe wurde später auf 50 Reichsmark reduziert. Manchmal wurde dieses mitgeführte Bargeld am Zielort als Fahrgeld einbehalten, meist war es vorher zu zahlen oder von der „Reichsvereinigung“ zu begleichen.
Die Standard-Unterbringung waren 10 Meter lange [[Verschlagwagen]] für den [[Viehtransport]], obwohl [[Personenwagen]] auch da genutzt wurden, wo die SS die Legende der „Umsiedlung in die Ostgebiete“ aufrecht erhalten wollte, insbesondere in [[Holland]] und [[Belgien]].


=== Fahrt ===
Die allgemeine SS-Handlungsanweisung beinhaltete solche Züge mit den veranschlagten Kalkulationen eines Beladungsverhältnisses pro Zug mit:
[[Bild:Preuss Abteilwagen C3 P9030015.JPG|thumb|Blick ins Abteil 3. Klasse]]
Gemäß einer Vereinbarung mit der [[Hauptamt Sicherheitspolizei|Sicherheitspolizei]] bewachte und begleitete die [[Ordnungspolizei (Nationalsozialismus)|Ordnungspolizei]] die Transportzüge bis zum Bestimmungsziel; anfallende Kosten wurden von der Sicherheitspolizei erstattet.<ref>Kurt Pätzold, Erika Schwarz: ''Tagesordnung Judenmord''... S. 87f.</ref>


Als exemplarisch kann der vertrauliche Bericht des Transportleiters [[Paul Salitter]] gelten, der im Dezember 1941 mit 15 Polizisten einen Deportationszug von Düsseldorf nach [[Ghetto Riga|Riga]] führte.<ref>Heiner Lichtenstein: ''Mit der Reichsbahn in den Tod...'' S. 54–59 / Auszug in: Kurt Pätzold, Erika Schwarz: ''Tagesordnung Judenmord...'' S. 97/98.</ref> Dieser Sonderzug mit Personenwagen sollte am 11. Dezember 1941 in Düsseldorf um 9:30 Uhr mit 1.007 Juden abfahren. Deshalb wurden die Juden bereits ab 4.00 Uhr an der Verladerampe „bereitgestellt“. Auf dem Weg vom Sammellager zur Rampe warf sich ein Jude vor die Straßenbahn um [[Suizid]] zu begehen. Eine Jüdin, die sich in der Dunkelheit absondern konnte, wurde von einer Bahnangestellten entdeckt und [[Denunziation|denunziert]].
: ''50 Menschen'' in Viehtransport-Verschlagwagen ''X 50 Waggons'' = ''2.500 Menschen'' in jedem Zug.


Der Zug traf verspätet ein. Der Zeitdruck führte dazu, dass einzelne Wagen nur mit 35 Personen belegt, andere mit 60 bis 65 Personen überladen und Kinder von ihren Eltern getrennt wurden. Trinkwasser wurde nur unzureichend ausgegeben. In einigen Wagen fiel die Heizung aus. Der Zug traf nach 61stündiger Fahrt um Mitternacht in Skirotava vor Riga ein und blieb dort ungeheizt bei 12 Grad Frost eine Nacht lang stehen. Am nächsten Morgen übergab der Transportleiter das Fahrgeld von rund 50.000 RM an die dortige Sicherheitspolizei.
Da die Züge normalerweise mit bis zu 150 Menschen auf eine 200 %ige Kapazität überbeladen wurden, ergaben sich folgende Berechnungen:


=== Zielorte und Daten ===
: ''100 Menschen'' in Viehtransport-Verschlagwagen ''X 50 Waggons'' = ''5.000 Menschen'' in jedem Zug.
Die Zielorte, Daten und Personenzahl der Deportationszüge, die deutsche Juden aus dem Reich in den Osten transportierten, sind weitgehend rekonstruiert und veröffentlicht worden.<ref>Angaben bei Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: ''Die Judendeportationen... ''</ref> Meist sind auch Angaben über das weitere Schicksal der Deportierten, die Umstände ihres Todes und die Zahl der Überlebenden bekannt. Ältere, gebrechliche oder prominente Juden und solche mit besonderen Verdiensten im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurden ins „Altersghetto Theresienstadt“ deportiert, nachdem sie [[Heimeinkaufsvertrag|Heimeinkaufsverträge]] abgeschlossen und ihr Vermögen dafür abgetreten hatten. Dies schützte sie nicht vor unzureichenden Lebensbedingungen und „Verlegung nach Auschwitz“.


Vom 15. Oktober 1941 bis Anfang November transportierten 20 Züge rund 20.000 Juden aus den Großstädten Wien, Prag, Frankfurt/M, Berlin und Hamburg nach [[Łódź]]. Von ihnen starben bis Jahresende 1942 mehr als 4.200 im Ghetto. Weitere sieben Transporte wurden nach [[Minsk# Ghettobildung und Judenverfolgung|Minsk]] geleitet; von ihnen überlebten nur fünf Personen den Krieg. Weil das Ghetto überfüllt war, wurden im November 1941 fünf Deportationszüge nach [[Kaunas]] und ab Ende November weitere zehn Züge nach Riga umgeleitet. Das [[Ghetto Riga|Ghetto von Riga]] war gleichfalls überfüllt; es wurde alsbald „freigemacht“, indem man rund 27.500 einheimische Juden ermordete. Ein Transportzug aus Berlin traf vorzeitig am 30. November 1941 bei Riga ein; alle 1.053 Insassen wurden im Wald von [[Rumbula]] erschossen.<ref>[[Andrej Angrick]], Peter Klein: ''Die "Endlösung" in Riga : Ausbeutung und Vernichtung ; 1941 - 1944''. Darmstadt 2006, ISBN 3-534-19149-8, S. 169.</ref>
Von den geschätzten 6 Millionen im Zweiten Weltkrieg ermordeten Juden, wurden ca. 2 Millionen direkt von der Militärpolizei, der politischen Polizei und den [[Einsatzgruppen|mobilen Einsatzkommandos]] ermordert.
Insgesamt wurden vom deutschen [[Reichsverkehrsministerium]] über 1600 Züge organisiert und in der Buchführung hauptsächlich bei der polnischen Staatseisenbahn registriert, da sich die meisten Todeslager in Polen befanden. <ref>http://www.writing.upenn.edu/~afilreis/Holocaust/black.html</ref> Von 1941 bis Dezember 1944, dem offiziellen Schließungsdatum des [[Auschwitz]]-[[Birkenau]]-Komplexes lag die tägliche Ankunftsfahrplan bei anderthalb Zügen pro Tag:


Im Januar 1942 fuhren weitere 9 Deportationszüge mit durchschnittlich 1.000 Juden nach Riga. Zwischen März und Oktober 1942 wurden über 45.000 Juden aus dem Deutschen Reich in Durchgangsghettos am Ostrand des [[Generalgouvernement]]s und nach [[Warschau]] deportiert. In einem „Judenaustausch“ - so die Bezeichnung der Täter - wurden die einheimischen Juden aus Lublin ins [[Vernichtungslager Belzec]] geschafft, um Platz für die „Reichsjuden“ zu schaffen<ref>Peter Longerich: ''Politik der Vernichtung.'' München 1998, ISBN 3-492-03755-0, S. 487</ref>.
: ''50 Viehtransport-Verschlagwagen X 50 Gefangene X 1,5 Deportationszüge X 1.006 Tage'' = ''400.000 Gefangene''


Erstmals im Mai 1942, zunehmend ab Mitte Juni 1942 wurden die Juden aus Deutschland auch direkt oder über Theresienstadt in Vernichtungslager verschleppt. 17 Transporte zwischen Mai und September 1942 gingen nach Minsk oder aber sofort zum nahegelegenen [[Vernichtungslager Maly Trostinez]]. Zahlreiche Deportationszüge hatten von Juni 1942 an bis zum April 1945 das „Altersghetto“ Theresienstadt zum Ziel, dabei überwogen jedoch „Koppelzüge“ mit ein paar Wagen, die kaum mehr als einhundert gebrechliche ältere Juden mitführten. Im selben Zeitraum fuhren aber auch mehrfach Züge von Theresienstadt ab und brachten ihre menschliche Fracht nach Treblinka und Auschwitz. Für die ersten beiden dieser Züge waren 21 Personenwagen bestellt; sie wurden mit mehr als 2.000 Personen völlig überladen.<ref>Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: ''Die Judendeportationen...'', S. 401.</ref> Von Wien und Berlin aus fuhren im Jahre 1942 zwei große Deportationszüge nach Auschwitz.
Am 20. Januar, 1943 sandte SS-Führer Heinrich Himmler einen Brief an das Reichsverkehrsministerium, in dem er Hilfe und Unterstützung einforderte mit dem Kausalschluss, dass, wenn er die Sache beschleunigen solle, ihm dann auch mehr Züge zur Verfügung gestellt werden müssten.<ref>http://www.neveragain.org/1943.htm</ref>


Zwischen 1943 und 1945 wurden nur noch Auschwitz und Theresienstadt als Zielorte der Deportationszüge aus dem Deutschen Reich gewählt. Die Massendeportation deutscher Juden wurde jedoch Ende März 1943 mit der [[Fabrikaktion]] beendet. Es folgten noch rund 250 Kleintransporte, oft nur mit wenigen Personen und nur selten mit über einhundert Deportierten. In der Regel handelte es sich dabei um Juden, die sich eine Zeit lang bei [[Judenretter|Helfern]] versteckt halten konnten, oder aber um Juden, die nicht länger durch eine bestehende „[[Mischehe (Nationalsozialismus)|Mischehe]]“ vor der Deportation geschützt wurden. Für derartige Transporte, bei denen einzelne Kurswagen an planmäßigen Züge mitliefen, war das Reichsverkehrsministerium nicht zuständig.
====Kostenübernahmen der Deportationen====
Die meisten Juden wurden gezwungen, die Kosten für ihren [[Transport]] zu übernehmen, insbesondere dort wo Personenwagen benutzt wurden. Die Bezahlung erfolgte in Form einer direkten Bezahlung an die SS unter dem Anschein der Umsiedlungslegende in die Ostgebiete. Mit der Kostenauferlegung für die Unterkunft im Ghetto zahlten die Juden einen vollen Fahrschein für die einfache Hinfahrt, während Kinder unter 10 bis 12 Jahren den halben Preis zahlten. Diejenigen Ghettobewohner ohne Geld wurden zuerst in den Osten verfrachtet, während diejenigen Ghettobewohner mit einigem Besitz an Gold und Geld zuletzt verschickt wurden.
Die SS bezahlte auch die deutsche Transportbehörde, um die Reichsbahn für den Judentransport zu bezahlen. Der Reichsbahn wurden für jeden Gefangenen, der an seinen Bestimmungsort transportiert wurde, der Gegenwert eines Bahntickets 3. Klasse gezahlt:


Im Februar und März 1945 kam es noch zur Deportation von 2.600 jüdischen Ehepartnern, die bislang im Schutz einer „Mischehe“ verschont geblieben waren, ins KZ Theresienstadt. Diese reichsweit geplante Aktion wurde in der Endphase des Krieges abgebrochen; fast alle dieser Deportierten überlebten.
: ''0,5 Pfennig X 8.000.000 Gefangene X 600&nbsp;km'' (durchschnittliche Länge des Transportweges) = ''240 Millionen'' [[Reichsmark]]


== Deportationszüge im Osten ==
Als Gewinnmarge für die Reichsbahn galt dieses Geld und ihr Anteil abzüglich der SS-Gebühren des von den transportierten Personen selber gezahlten Fahrpreises.
Im Frühjahr 1942 war das [[Vernichtungslager Belzec]] fertiggestellt, [[Vernichtungslager Sobibor|Sobibor]] und [[Vernichtungslager Treblinka|Treblinka]] folgten im Sommer 1942. Die Reichsbahn führte den Transport aus den Lagern und Ghettos zu den Vernichtungslagern mit Güterwagen durch. An dieser Stelle entspricht die weitverbreitete Vorstellung von überfüllten Güterzugwagen der Realität. Aber auch über weite Entfernungen wurden bei Deportationen im Osten – etwa aus Rumänien und Ungarn – fast ausschließlich Güterwagen eingesetzt.
[[Bild:Umschlagplatz loading.jpg|thumb|Juden bei der Verladung in Züge mit Güterwagen am [[Umschlagplatz (Warschau)|Umschlagplatz Warschau]]]]
Vertreter der Reichsbahn nahmen im September 1942 teil an einer „Konferenz betreffend die Evakuierung der Juden des Generalgouvernements und die Verschickung der Juden Rumäniens in das Generalgouvernement“.<ref>Heiner Lichtenstein: ''Mit der Reichsbahn in den Tod ''..., S. 62f.</ref> Insgesamt 800.000 Juden sollten deportiert werden. Vom „Chef der Sicherheitspolizei und durch den SD“ wurden dringlich angefordert


*zwei Züge pro Tag vom Distrikt Warschau nach Treblinka,
===Länderspezifische Besonderheiten bei Deportationsmaßnahmen===
*ein Zug pro Tag vom Distrikt Radom nach Treblinka,
*ein Zug pro Tag vom Distrikt Krakau nach Belzec und
*ein Zug pro Tag vom Distrikt Lemberg nach Belzec.


Nach Wiederinstandsetzung von Gleisen sollten ab November drei weitere Züge täglich nach Sobibor und Belzec verkehren. Insgesamt standen jedoch nur 22 Güterwagen bereit. Erst nach der Kartoffelernte würden weitere Waggons zur Verfügung stehen.
Es gab länderspezifische Besonderheiten der organisierten Konzentrierung und des Transportes von Opfern des Holocaust.


Von diesem Mordgeschehen wurden auch die deutschen und österreichischen Juden nicht ausgenommen, die vordem in die Durchgangsghettos bei Lublin deportiert worden waren. Auch die deutschen Juden von vier großen und mehreren kleinen Transporten nach Warschau wurden in die Vernichtungsaktion einbezogen. Zwischen Warschau und Treblinka, auf einer Strecke von 80&nbsp;km, entstand nachgerade ein „Pendelverkehr“ in das Todeslager.
====Belgien====
[[Image:Breendonk071.jpg|thumb|left|200px|Original [[Gedeckter Güterwagen]] für die Transporte in Konzentrationslager<br /><small> Gedenkstätte Fort van Breendonk </small>]]
Bei der deutschen Invasion am 10. Mai 1940 sammelten die belgischen Behörden in einer Ad-hoc-Aktion “unpatriotische” Subjekte, einschließlich flämischer Nationalisten, Kommunisten und Leute ohne belgische Staatsbürgerschaft, von denen die meisten jüdische Flüchtlinge aus Deutschland und Polen waren. Diese Menschen wurden nach Frankreich auf sogenannten Phantomzügen abtransportiert, für die die Logistikberichte und Transportunterlagen zerstört wurden. Es wird davon ausgegangen, dass mindestens 3.000 alleine nur in Antwerpen bei dieser Aktion verhaftet wurden. Ein solcher Phantomzug ist gut dokumentiert, d.h. der Zug, auf dem Joris van Severen, Führer einer pro-Belgischen faschistischen Partei unter 79 Leuten deportiert wurde, da 21 von ihnen durch französische Soldaten in [[Abbeville]] getötet wurden.<ref>http://www.brusselsjournal.com/node/1287</ref>


== Nachkriegsprozesse und Aufarbeitung ==
====Bulgarien====
Deportationen standen am Anfang und als [[conditio-sine-qua-non-Formel|conditio sine qua non]] der Vernichtung der deutschen Juden, da die Verantwortlichen davor zurückschreckten, den Massenmord in Deutschland selbst durchzuführen.<ref>Vergleiche Christian Frederick Rüter: „Ost- und westdeutsche Strafverfahren gegen die Verantwortlichen für die Deportation der Juden“, in: Anne Klein, Jürgen Wilhelm (Hrsg.): ''NS – Unrecht vor Kölner Gerichten nach 1945.'' Köln 2003, ISBN 3-7743-0338-X , S. 45.</ref>
[[Bild:Platz der jüdischen Deportierten.jpg|thumb|Platz der jüdischen Deportierten in Hamburg: Mahnmal und Erinnerungstafel]]
Erst spät standen die Deportationen im Zentrum deutscher Strafverfahren. In dreizehn westdeutschen Verfahren und sechs ostdeutschen Prozessen mussten sich rund 60 höhere Gestapo-Dienstgrade dafür vor Gericht verantworten.


Von den Angeklagten, die in [[Ostdeutschland]] vor Gericht gezogen wurden, wurden zehn Personen zu hohen Haftstrafen verurteilt. Die Richter gingen davon aus, dass die Rechtswidrigkeit der Deportationen offensichtlich war und die Angeklagten ihre Tätigkeit aus Überzeugung, aus Gleichgültigkeit oder ihrer Karriere willen ausgeübt hatten. Die Prozesse begannen erheblich früher als in der Bundesrepublik Deutschland, doch gab es auch in der [[DDR]] Verfolgungsdefizite und die Leiter vieler Gestapo-Leitstellen blieben unbehelligt.
Am 22. Februar 1943 gab die bulgarische der deutschen Regierung ihre Zustimmung für die Deportation von 11.000 Juden. Die ungeheure Überfüllung bei der Beladung in den 20 Zügen über im Zeitraum von vier Tagen erforderte es, dass jeder Zug täglich stoppen musste, um die Leichen derjenigen zu entsorgen, die während der letzten Tage gestorben waren.
<ref>http://www.neveragain.org/1943.htm</ref>


Erst mit fünfzehn Jahren Verspätung nahmen westliche Strafverfolgungsbehörden ihre Ermittlungen auf. Delikte wie [[Freiheitsberaubung]] und [[Totschlag]] waren bereits [[Verfolgungsverjährung|verjährt]]. Von [[Westdeutschland|westdeutschen]] Gerichten wurden 38 Angeklagte freigesprochen. Neun Beschuldigte wurden verurteilt, zwei erhielten eine Haftstrafe von mehr als 6 Jahren, einer wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Die meisten Angeklagten argumentierten, sie hätten vom [[Völkermord]] nichts gewusst (vgl. [[Holocaustkenntnis von Zeitzeugen]]), sie machten einen [[Befehlsnotstand]] geltend oder beteuerten, sie hätten seinerzeit die [[Unrecht]]mäßigkeit ihres Handelns nicht erkannt.
====Frankreich====
Die französische Bahngesellschaft [[SNCF]] spielte unter der [[Vichy-Regierung]] spielte eine zögerliche Rolle im Holocaust. Insgesamt beteiligte sich die Vichy-Regierung bei der Deportation von 76.000 Juden, obwohl diese Zahl stark variiert in Abhängigkeit von den Lagerankunftsberichten deutscher Vernichtungslager. Es überlebten nur 2.500 den Krieg.<ref name="EinaudiRajsfus"> J.-L. Einaudi and Maurice Rajsfus, ''Les silences de la police &mdash; [[16 July]] [[1942]] and [[17 October]] [[1961]]'', ''[[L'Esprit frappeur]]'', 2001, ISBN 2-84405-173-1 (Rajsfus is an historian of the French police, the second date refers to the [[1961 Paris massacre]] under the orders of [[Maurice Papon]], who would later be judged for his role during Vichy in Bordeaux) </ref>


Der Staatssekretär im Reichsverkehrsministerium [[Albert Ganzenmüller]] war 1945 aus dem Internierungslager nach Argentinien geflüchtet. Sein [[Entnazifizierung]]sverfahren wurde verschleppt; Ganzenmüller kehrte 1955 zurück und arbeitete bis 1968 als Transportfachmann bei der [[Hoesch AG]] in Dortmund. 1957 ermittelte die Strafverfolgungsbehörde gegen ihn; Anlass war ein aufgefundener belastender Briefwechsel über „Judentransporte“. Die Ermittlungen wurden mehrfach eingestellt, führten aber 1973 doch zur Anklage: Ganzenmüller habe wissentlich [[Beihilfe (Strafrecht)|Beihilfe]] zum Mord geleistet. Damit kam es 28 Jahre nach Kriegsende zum ersten Verfahren gegen hochrangige Reichsbahnangehörige. Zu einer Verurteilung kam es nicht; Ganzenmüller wurde auf Dauer verhandlungsunfähig.
====Griechenland====
Während der deutschen [[Besatzung]] wurde ein Internierungslager in [[Athen]] eingerichtet, um Juden in ein anderes Internierungslager bei [[Salonika]] zu transportieren, das als Sammelpunkt für Juden von den Griechischen Inseln diente.
Wer in anderen Funktionen, als Verwaltungsangehöriger oder Bürgermeister, in die Deportationen verstrickt war, blieb meist unbehelligt und kam straflos davon wie der Bürgermeister von [[Oelde]], der 1941 inständig gebeten hatte, seine Gemeinde möglichst rasch „judenrein“ zu machen.<ref>Christian Frederick Rüter: ''Ost- und westdeutsche Strafverfahren''..., S. 51.</ref>


Die französische Bahngesellschaft [[Société nationale des chemins de fer français|SNCF]] verstrickte sich unter der [[Vichy-Regierung]] in die Durchführung von Deportationen. Mit einer Ausstellung stellte sie sich ihrer Geschichte, lehnte jedoch [[Entschädigung]]sansprüche ab.<ref>amz/[[Agence France-Presse|AFP]]: „[http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,524986,00.html Entschädigungsklage wegen Deportationen endgültig gescheitert]“, ''[[Spiegel Online]]'', 21. Dezember 2007; Zugriff 7. Januar 2003.</ref> Die [[Deutsche Bahn AG]] sträubte sich lange, Flächen für eine entsprechende Ausstellung bereitzustellen oder andere Lösungen zu finanzieren.<ref>[http://www.zugdererinnerung.de/flyer_proteste_bahn.pdf Flyer: Zug der Erinnerung] Zugriff 8. Januar 2008.</ref> Erst nach Intervention von Bundesverkehrsminister [[Wolfgang Tiefensee]] wurde die Wanderausstellung „[[Sonderzüge in den Tod]]“ im Januar 2008 im Berliner [[Bahnhof Potsdamer Platz]] eröffnet.<ref>lw/[[Deutscher Depeschendienst|ddp]]: „[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,530130,00.html ‚Sonderzüge in den Tod‘ wird doch in Bahnhof gezeigt]“, ''Spiegel Online'', 22. Januar 2008.</ref>
Insgesamt wurden zwischen März und August 1943 über 40.000 Juden von Griechenland nach Auschwitz-Birkenau deportiert. <ref>http://www.ushmm.org/wlc/article.php?lang=en&ModuleId=10005372</ref>


Am 29. September 2005 entschuldigte sich die staatliche Eisenbahngesellschaft der Niederlande [[Nederlandse Spoorwegen]] für die Beteiligung an der Judendeportation.
====Italien====
Benito Mussolini stellte sich gegen die Deportation italienischer Juden nach Deutschland. Nach Landung der Alliierten auf dem italienischen Festland und dem [[Waffenstillstand von Cassibile]] zwischen Italien und den Alliierten Streitkräften, besetzte Deutschland den Norden Italiens und transportierte 8.000 Juden über Österreich und möglicherweise über die neutrale Schweiz nach Birkenau.


== Mahnmale, Ausstellungen ==
Zwischen September 1943 und April 1944 wurden mindestens 23.000 italienische Soldaten als Arbeitssklaven in der deutschen Industrie deportiert, während im selben Zeitraum über 10.000 Partisanen gefangen genommen und nach Birkenau transportiert wurden. In 1944 arbeiteten mehr als eine halbe Millionen Italiener für die Nazi-Kriegsmaschinerie. <ref>http://www.pbs.org/wgbh/pages/frontline/shows/nazis/train/</ref>
[[Datei:Stuttgart-gedenkstaette-nordbahnhof1.jpg|thumb|Die Gedenkstätte am Nordbahnhof Stuttgart zählt zu den wenigen größeren Gedenkstätten direkt auf Bahngelände in Deutschland]]
[[Datei:2006-08-11 Bahnhof Grunewald Mahnmal Gleis17 Detail.jpg|thumb|Detail des [[Mahnmal Gleis 17|Berliner Mahnmals „Gleis 17“]]]]
[[Datei:Wuppertal Bahnhof Steinbeck 0019.jpg|thumb|upright|Der Obelisk zum Gedenken an die fünf Wuppertaler Judendeportationen auf dem [[Bahnhof Wuppertal-Steinbeck|Bahnhof Steinbeck]]]]
„[[Sonderzüge in den Tod]]“ ist der Titel einer [[Wanderausstellung]], die an die Reichsbahn-Transporte in die nationalsozialistischen Lager erinnert. Sie wurde 2006 in Frankreich und wird 2008 (in veränderter Form) in Deutschland in ca. 10 Bahnhöfen gezeigt. Die von der [[Deutsche Bahn|Deutschen Bahn]] in Zusammenarbeit mit [[Beate Klarsfeld|Beate]] und [[Serge Klarsfeld]] gemeinsam mit einer Bürgerinitiative konzipierte Ausstellung integriert Elemente aus der Ausstellung „Enfants juifs déportés de France“, die über drei Jahre auf Bahnhöfen der französischen SNCF gezeigt wurde.


„[[Zug der Erinnerung]]“ heißt eine einmalig über deutsche Schienen „rollende Ausstellung“, die 2007, 2008 und 2009 an die Deportation von mehreren hunderttausend [[Kind]]ern aus Deutschland und dem übrigen Europa auf dem [[Schienennetz]], mit dem Personal und rollendem Material der damaligen Reichsbahn in die deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager erinnert. Durch den Fokus auf eine Gruppe von Opfern soll der jungen Generation die innerliche Identifizierung mit den Opfern der [[Shoa]] erleichtert werden. Die Fahrt des Zugs begann am 9. November 2007 in [[Frankfurt am Main]]. Das Datum verwies auf die Verfolgungsmaßnahmen im Deutschen Reich. Es folgt eine etwa 3.000 Kilometer langen Fahrt durch Städte und zu den Bahnhöfen der SS-Deportationen.
====Niederlande====
In den Niederlanden wurden Juden im Ghetto in [[Amsterdam]] gesammelt bevor sie zur angeblichen Umsiedlung in die Ostgebiete nach [[Westerbork]] verschoben wurden, einem Durchgangslager im Nordosten nahe der deutschen Grenze. Postkarten mit Hoffnungsbekundungen der baldigen Rückkehr, die von den Deportierten am Amsterdamer Muiderpoort Bahnhof aus dem Zugfenster geworfen wurden, illustrieren dass sich die Menschen im Todeszug nichts über von ihrem endgültigen Reiseziel und Schicksal ahnten.<ref>http://research.leidenuniv.nl/index.php3?c=315</ref>


Das Unternehmen DB, Rechtsnachfolger der DR, verweist auf seine 2002 eingerichtete Dauerausstellung zur Rolle der Reichsbahn im Zweiten Weltkrieg im [[Verkehrsmuseum Nürnberg|DB-Museum Nürnberg (Verkehrsmuseum)]].<ref>Ausstellung der Deutschen Bahn DB Museum Nürnberg (Hrsg.): ''Im Dienst von Demokratie und Diktatur. Die Reichsbahn 1920–1945.'' Katalog zur Dauerausstellung im DB Museum, Nürnberg 2002</ref>
Zwischen Juli 1942 und September 1944 fuhr so gut wie jeden Dienstag ein Zug in die Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, [[Sobibór]], Bergen-Belsen und Theresienstadt. Im Zeitraum von 1942 bis 1945 wurden 107.000 Menschen über das Durchgangslager weiterverteilt, ca. 60.000 nach Auschwitz und über 34.000 nach Sobibor.<ref>http://www.ushmm.org/wlc/article.php?lang=en&ModuleId=10005372</ref>


Das [[Deutsches Technikmuseum Berlin|Deutsche Technikmuseum]] in Berlin porträtiert 12 Berliner Schicksale seit Oktober 2005 im Lokschuppen 2 im Rahmen einer Dauerausstellung „‚Judendeportationen‘ mit der Deutschen Reichsbahn 1941-1945“. Zentral ist dabei ein alter Güterwaggon zum „Transport von Vieh und nässeempfindlichen Gegenständen“ als Ausstellungsstück. Auch in anderen Gedenkstätten stehen sogenannte „Viehwaggons“ als Symbol von Deportation und Holocaust; sie können jedoch nicht als authentisches [[Überrest|Relikt]] gelten.<ref> >Alfred Gottwaldt: ''Der deutsche ‚Viehwaggon’ als symbolisches Objekt in KZ-Gedenkstätten,'' S. 18–31. In: Gedenkstättenrundbrief (hrsg. von der ‚Stiftung Topographie des Terrors’), Nr. 139 (Oktober 2007) / im Internet: [http://www.gedenkstaettenforum.de/nc/gedenkstaetten-rundbrief/rundbrief/news/der_deutsche_viehwaggon_als_symbolisches_objekt_in_kz_gedenkstaetten/].</ref> Weitere Mahnmale sind das [[Denk-Mal Güterwagen]] in Hamburg-Winterhude, die [[Gedenkstätte am Nordbahnhof]] Stuttgart und das [[Mahnmal Gleis 17]] am Bahnhof Berlin-Grunewald.
Nur 5.200 der Deportierten überlebten. Die meisten davon in Theresienstadt, Bergen-Belsen, oder im befreiten Westerbork. <ref>http://www.bbc.co.uk/birmingham/content/articles/2005/01/14/last_train_from_belsen1_feature.shtml</ref> Am 29. September 2005 entschuldigte sich die staatliche Eisenbahngesellschaft der Niederlande [[Nederlandse Spoorwegen]] für die Beteiligung ab der Judendeportation. <ref>http://www.expatica.com/actual/article.asp?subchannel_id=19&story_id=23852</ref>


Um das Thema Deportation geht es auch in dem mehrfach ausgezeichneten Kurzfilm [[Spielzeugland]] (2007).
====Polen====
[[Image:Hoefletelegram.jpg|right|thumb|250px|Das Höfle-Telegram listet die Anzahl der Zugankünfte in Lagern der Aktion Reinhardt im Jahr 1942 (1,274,166)]]
[[Image:Deportation to Chelmno.JPG|thumb|250px|Deportationen vom Ghetto [[Łódź]] in das [[Vernichtungslager Kulmhof]] ]]
Bis zur Eröffnung aller fünf Gaskammern in Auschwitz wurden die meisten Juden auf dem Straßenweg in die Konzentrationslager transportiert. Die unzähligen Zugbewegungen innerhalb von Polen und außerhalb von Polen nach Polen mit den Endzielen der verschiedenen Todeslager, wurden von der polnischen Eisenbahngesellschaft [[Polskie Koleje Państwowe|PKP]] in [[Krakau]] registriert. Die Nutzung der [[IBM]]-Kartenlesegeräte und Eisenbahnsoftware machten 95% des polnischen IBM-Geschäfts aus.<ref>http://www.writing.upenn.edu/~afilreis/Holocaust/black.html</ref>


== Verwandte Themen ==
Das [[Warschauer Ghetto]] wurde von den Nazis am 16. November [[1940]] errichtet. Es wurden über 450.000 Menschen in einem Areal zusammengepfercht, das nur für 60.000 ausgelegt war. Die Transporte in die Vernichtungslager unter der [[Aktion Reinhardt]] wurden ausgehend vom [[Umschlagplatz]] mit Beginn des 22. Juli [[1942]] bis zum 12. September durchgeführt.<ref>http://blogcritics.org/archives/2006/04/26/062553.php</ref>
* [[Chronologie der Kollaboration der Vichy-Regierung beim Holocaust#Deportationen|Deportation von Juden aus Frankreich]]
* [[Ungarn_im_Zweiten_Weltkrieg#Die_Vernichtung_der_ungarischen_Juden|Deportation der Juden aus Ungarn]] (Absatz in Geschichtsartikel)
* [[Judenhaus|Judenhäuser]] und - wohnungen waren eine Vorform der Ghettos.
* Der nicht umgesetzte [[Madagaskarplan]] von 1940 sah vor, vier Millionen europäische Juden nach [[Madagaskar]] zu deportieren.


== Dramatisierung im Film==
Die Nazi-Berichterstattung der Aktion Reinhardt listet die Gesamtzahl der Ermordeten, von denen die meisten mit Zügen transportiert wurden, wie folgt:
* [[Der letzte Zug (2006)]], der Film von [[Artur Brauner]] in der Regie von [[Joseph Vilsmaier]], stellt das Schicksal der letzten jüdischen Berliner nach, die im April 1943 vom [[Bahnhof Berlin-Grunewald|Gleis 17 des Bahnhofs Berlin-Grunewald]] aus in die Auschwitz-Konzentrationslager deportiert werden.
{| class="wikitable"
! Zielort
! Anzahl und Anmerkungen
|-
| Belzec
| 246.922 Deportierte nur aus dem Gebiet des Generalgovernments und Gesamtzahl von 600.000 Deportationen nach Belzec bis Dezember 1942
|-
| Majdanek
| 300.000 Deportierte
|-
| Sobibor
| 140.000 Deportierte aus [[Lublin]] und 25.000 Juden aus [[Lviv]]
|-
| Treblinka
| 900.000 Deportierte
|}


====Rumänien====
== Literatur ==
* Hans Günther Adler: ''Der verwaltete Mensch: Studien zur Deportation der Juden aus Deutschland''. Tübingen 1974, ISBN 3-16-835132-6 (umfassende Dokumentation der Bürokratie)
Rumänien hatte die drittgrößte jüdische Bevölkerung in Europa nach [[Russland]] und Polen und anti-semitische Emotionen traten in starkem Maße im Vorkriegsrumänien auf, die zum Teil aus dem [[Christentum|Christlichen Glauben]] sowie aus der Politik des [[Karl II. (Rumänien)|Königs Karl II.]] resultierten. Als der rumänische König zum Rücktritt gezwungen wurde, etablierte die Regierung unter dem Vorsitz von [[Ion Antonescu]] eine drakonische anti-jüdische Gesetzgebung, die offen von den [[Nürnberger Rassengesetze|Nürnberger Rassengesetzen]] inspiriert war. Zwischen 1941 und 1941 wurden 32 anti-semitische Gesetze, 31 Verordnungen und 17 Regierungsbeschlüsse verabschiedet. Daraufhin verließen im August 1940 viele Juden Rumänien in Richtung Palästina mit dem Schiff. <ref>http://daily.stanford.edu/article/2005/5/6/survivorSharesUniqueStoryOnHolocaustRemembranceDay</ref>
* Hans Günther Adler: ''Die verheimlichte Wahrheit. Theresienstädter Dokumente.'' Tübingen 1958
* [[Christopher Browning]]: ''Die Entfesselung der "Endlösung": Nationalsozialistische Judenpolitik 1939-1942''. Berlin 2006, ISBN 3-549-07187-6 (Kapitel 'Deportationen aus Deutschland', S. 537–569)
* Andreas Engwert, Susanne Kill: ''Sonderzüge in den Tod. Die Deportationen mit der Deutschen Reichsbahn. Begleitdokumentation zur Wanderausstellung.'' Köln 2009, ISBN 978-3-412-20337-5
* Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: ''Die "Judendeportationen" aus dem Deutschen Reich, 1941-1945: eine kommentierte Chronologie''. Wiesbaden, Marix, 2005. ISBN 3-86539-059-5 u. ISBN 978-3-86539-059-2 (Daten der meisten "Judentransporte" aus dem "Großdeutschen Reich" werden zusammengestellt und kommentiert.)
* Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: ''’Juden ist die Benutzung von Speisewagen untersagt’: Die antijüdische Politik des Reichsverkehrsministeriums zwischen 1933 und 1945; Forschungsgutachten''. Teetz 2007, ISBN 978-3-938485-64-4
* [[Raul Hilberg]]: ''Sonderzüge nach Auschwitz''. Mainz 1981, ISBN 3-921426-18-9
* [[Heiner Lichtenstein]]: ''Mit der Reichsbahn in den Tod: Massentransporte in den Holocaust 1941–1945''. Köln 1985, ISBN 3-7663-0809-2 (teils überholt)
* Albrecht Liess: ''Wege in die Vernichtung : Die Deportation der Juden aus Mainfranken 1941–1943; Begleitband zur Ausstellung des Staatsarchivs Würzburg und des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin''. München 2003, ISBN 3-921635-77-2 (genaue lokalhistorische Darstellung von drei Deportationen mit Fotos)
* Beate Meyer: ''Die Verfolgung und Ermordung der Hamburger Juden 1933–1945: Geschichte, Zeugnis, Erinnerung''. Hrsg. vom Inst. für die Geschichte der Dt. Juden; Hamburg / Landeszentrale für Politische Bildung, Hamburg 2006, ISBN 3-929728-85-0 (Augenzeugenberichte)
* [[Birthe Kundrus]], Beate Meyer (Hrsg.): ''Die Deportation der Juden aus Deutschland: Pläne - Praxis - Reaktionen 1938 – 1945''. Göttingen 2004, ISBN 3-89244-792-6
* [[Kurt Pätzold]], Erika Schwarz: »Auschwitz war für mich nur ein Bahnhof«. Franz Novak - der Transportoffizier Adolf Eichmanns, Metropol Verlag, Berlin, 1994. ISBN 3-926893-22-2 (über [[Franz Novak]])
* Christian Frederick Rüter: ''Ost- und westdeutsche Strafverfahren gegen die Verantwortlichen für die Deportation der Juden.'' In: Anne Klein, Jürgen Wilhelm (Hrsg.): ''NS – Unrecht vor Kölner Gerichten nach 1945.'' Köln 2003, ISBN 3-7743-0338-X , S. 45–56.


== Weblinks ==
In der Folge des Iaşi-Pogrom am 25. Juni [[1941]], bei dem 900 Juden ermordet wurden, wurden die Zugtransporte nach dem im Süden gelegenen [[Călăraşi]], wo ca. 420.000 Juden den Tod fanden sowie nach Auschwitz vermehrt eingesetzt.<ref>http://www.ocolly.com/read_story.php?a_id=32394</ref> Zudem wurden 26.000 [[Roma (Volk)|Roma]] in Nazi-Todeslager deportiert.<ref>http://hist.claremontmckenna.edu/jpetropoulos/ironguard/holocaust.htm</ref><ref>http://isurvived.org/2Postings/holocaust-Podul_Iloaiei-RO.html</ref>
* [http://www.judentum-projekt.de/geschichte/nsverfolgung/deportation/index.html judentum-projekt.de, Jüdische Geschichte und Kultur, Projekt des ''Lessing-Gymnasium'', Döbeln: ''Ghetto und Deportation''] (30. Oktober 2010)
* {{internetquelle|url=http://www.sdtb.de/Judendeportationen-1941-1945.1017.0.html|titel="Judendeportationen" mit der Deutschen Reichsbahn 1941-1945|zugriff=2009-11-09|hrsg=[[Deutsches Technikmuseum Berlin]]|datum=2005}}
* Koblenzer Gedenkbuch, Datenbank des [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchivs Koblenz]], ''[http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/ Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945].'' 2006 überarbeitete Auflage. Die Recherche kann über Namen, Geburts-, Wohn- und Deportationsort sowie Geburts- und Deportationsdatum erfolgen. Die Datenbank enthält 158.726 Namen (Stand 11. Januar 2008).
** [http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/chronicles.html?page=1 Chronologie der Deportationen aus dem Deutschen Reich] (bundesarchiv.de)
* [http://www.ushmm.org/wlc/article.php?lang=en&ModuleId=10005372 US Holocaust MM: Deportation in Vernichtungslager] eng.
* [http://www.german-foreign-policy.com/de/extra/11000kinder/ausstellung.php Ausstellung der französischen Bahn] Zugriff 3. Januar 2008
* [http://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/bezirk/lexikon/deportationsliste.html Liste der Deportationszüge aus Berlin von 1941 bis 1945]
* [http://www.juedische-geschichte-hameln.de/1933bis1945/8deportation/1942.html Deportationsbescheid Hameln 1942]
* [http://www.zug-der-erinnerung.eu/ Website des "Zugs der Erinnerung"]
* [http://www.ushmm.org/wlc/media_ph.php?lang=en&ModuleId=10005445&MediaId=1316 US Holocaust MM: Fotos von Deportationszügen]


== Einzelnachweise ==
====Schweiz====
[[Image:GothardRailTunnel.jpg|thumb|250px|Einfahrt in den [[Gotthardtunnel]] ]]
Obwohl die Deutschen die meisten Versorgungszüge nach Italien durch den österreichischen [[Brennerpass]] schickten, war die Schweiz basierend auf den Deutsch-Italienisch-Schweizerischen Vertrag von [[1909]] (Auflösung in zehn Jahren laut Artikel 374 des [[Versailler Vertrag|Versailler Vertrages]] von [[1919]]) gezwungen, <ref>http://www.yale.edu/lawweb/avalon/imt/partxii.htm</ref> es Nazi-Deutschland zu erlauben, nicht-strategische Güter durch den [[Gotthardtunnel]] zu transportieren (insbesondere die im Vertrag ausgeschlossenen Soldaten und Bewaffnungen).

Es gibt substantielle Hinweise, dass diese Transporte auch italienische Zwangsarbeiter und möglicherweise Judentransporte in 1944 während der Nazi-Besatzung von Norditalien einschlossen, als alle 10 Minuten ein deutscher Zug durch die Schweiz fuhr. Die Nutzung des schweizer Gotthardtunnel war durch die erfolgreiche Bombardierung des österreichischen Brennerpasses, dessen Betrieb die Britischen Luftwaffe [[Royal Air Force]] erheblich stören konnte, und durch die schweren Schneefälle des Winters 1944/45 notwendig geworden. <ref>http://www.pbs.org/wgbh/pages/frontline/shows/nazis/train/</ref>

====Skandinavien====
Im Oktober 1942 wurden 770 norwegische Juden per Schiff nach [[Hamburg]] deportiert und von dort aus per Zug nach Auschwitz. Der [[Dänischer Widerstand|Dänische Widerstand]], der von einer ähnlichen Maßnahme hörte und von der SS in der Dänemark verfolgt wurde, bewerkstelligte eine [[Rettung der dänischen Juden|Massenrettungsaktion der dänischen Juden]] in das neutrale Schweden.<ref>http://www.ushmm.org/wlc/article.php?lang=en&ModuleId=10005372</ref>

====Slowakei====
Am 9. September 1941 ratifizierte das Parlament des unabhängigen Slowakiens – eines Nazi-Marionettenstaates – den Jüdischen Kodex, eine Reihe von Gesetzen und Verordnungen, die 80.000 slowakischen Juden ihrer Bürgerrechte und all ihrer Mittel des wirtschaftlichen Überlebens beraubten. Die faschistische slowakische Führung war derart ungeduldig, ihre Juden loszuwerden, dass sie den Nazis 500 RM zahlte für jeden ausgewiesenen Juden und ein Versprechen abgaben, dass die Deportierten niemals zurück kehren würden. Die Entscheidung der Slowakei die Ausweisung zu initiieren und zu bezahlen war unter den Nazi-Satellitenstaaten beispiellos. Die slowakische Führung zahlte 40 Millionen Reichsmark an die SS.

====Tschechische Republik====
Sir [[Nicholas Winton]] engagierte sich von 1938 bis 1939 in Rettungsaktionen, um mit Eisenbahnzügen [[Kindertransport|Kindertransporte]] von Prag nach London durchzuführen und somit 669 Kinder, vor den kommenden Deportationen in Ghettos, Durchgangslager und Vernichtungslager in den folgenden Jahren zu bewahren.

Die Juden wurden in [[Theresienstadt]] interniert und von dort hauptsächlich nach Birkenau verbracht.

Der letzte Zug verließ am 28. Oktober 1944 Theresienstadt in Richtung Birkenau mit 2.038 Juden, von denen 1.589 sofort vergast wurden.<ref>http://www.neveragain.org/1944.htm</ref> Birkenau schloss seine Gaskammern am 7. November 1944.

====Ungarn====
Ungarn widersetzte sich zunächst der Deportation ungarischer Juden nach Deutschland, deportierte aber 100.000 Juden in das ehemals rumänische Territorium [[Transsylvanien]], <ref>http://isurvived.org/2Postings/holocaust-Podul_Iloaiei-RO.html</ref> und Juden aus dem besetzten [[Jugoslawien]].

Nachdem Hitler die Aktion Margarethe im März 1944 gestartet hatte, kamen die Diskussionen zwischen ihm und Admiral [[Miklós Horthy]] zu einer schnellen Konklusion. Am 29. April 1944 fand die erste Deportation nach Birkenau statt, und die zweite folgte am 30. April mit 2.000 Juden. Um die Befürchtungen bei der verbleibenden Bevölkerung von geschätzen 762.000 Juden zu entkräften, ließ die SS die Deportierten Postkarten an ihre Familien in der Heimat schreiben. <ref>http://www.neveragain.org/1944.htm</ref>

Am 25. Mai berichtete der deutsche Repräsentant General Edmund Veesenmayer, dass 138.870 Juden innerhalb der letzten zehn Tage deportiert wurden. Am 31. Mai berichtete er, dass weitere 60.000 während der letzten sechs Tage deportiert wurden, womit das Gesamtergebnis für die letzten 16 Tage nun bei 204.312 lag. <ref>http://www.neveragain.org/1944.htm</ref>

Am 8. Juli 1944 wurden auf internationalen Druck des [[Papst|Papstes]], des Königs von Schweden und des [[Rotes Kreuz|Roten Kreuzes]] (die alle erst kurz zuvor von dem Ausmaß der ungarischen Tragödie erfuhren) die Deportationen der ungarischen Juden gestoppt. Innerhalb von 70 Tagen waren 437.000 der ungarische Juden deportiert worden – im Schnitt 6.250 pro Tag. <ref>http://www.neveragain.org/1944.htm</ref>

Nach dem [[Staatsstreich]] im Oktober [[1944]], der wieder eine faschistische Regierung an die Macht brachte, wurden 50.000 der verbliebenen Juden zu einem Todesmarsch nach Deutschland gezwungen, auf dem sie Verteidigungsgräben für den Panzerkampf an den Straßen Richtung Westen graben mussten. Weitere 25.000 wurden in einem "internationalen Ghetto" unter Schweizer Protektion gerettet, für das sich Charles Lutz und [[Raoul Wallenberg]] einsetzten. Als die Sowjetarmee am 17. Januar [[1945]] Budapest befreite, überlebten nur 120,000 der ungarischen Juden.<ref>http://www.holocaust-trc.org/trains.htm</ref>

Gegen Kriegsende wurden freigekaufte Juden mit der Eisenbahn von Ungarn in die Schweiz überführt für die weitere Ausreise nach [[Palästina]].

===Nach 1944===
Nachdem die Sowjetische Armee nach und nach das von den Nazis im Osten besetzte Land eroberte und die Alliierten im Juni in der [[Normandie]] gelandet waren, variierten die Anzahl der Züge und der transportierten Personen sehr stark.

Im November 1944 stoppten die Todeszüge mit der Schließung von Birkenau und dem Vormarsch der [[Sowjetarmee]]. Die [[Todesmarsch|Todesmärsche]] hatte für die deutschen Truppen den Vorteil, [[Zwangsarbeiter]] für das Bauen von Verteidigungseinrichtungen einzusetzen.

===Im letzten Kriegsjahr 1945===
Als die Armeen der Sowjets und West-Alliierten ihre letzten Frontvorstöße durchführten, transportierten die Nazis einige der Lagerüberlebenden weiter in das Innere des zusammenbrechenden [[Drittes Reich|Dritten Reiches]] oder in die Grenzgebiete, von denen sie annahmen, dass sie dort die Freilassung deutscher Kriegsgefangener im Gefangenenaustausch oder im Tausch gegen Deutschstämmige aus den nicht von den Nazis besetzten Gebieten für diese angebotene Juden verhandeln könnten.

Viele der Lagerinsassen wurden auf den berüchtigten Todesmärschen abtransportiert. Unter anderem verließen drei Züge das KZ Bergen-Belsen im April 1945 in Richtung des KZ Theresienstadt, von denen alle drei befreit werden konnten.<ref>http://www.bbc.co.uk/birmingham/content/articles/2005/01/14/last_train_from_belsen1_feature.shtml</ref>

Der allerletzte registrierte Zug ist der Transport der Frauen vom [[KZ Flossenbürg]], in dem im März [[1945]] die Überlebenden drei Tage lang auf den weiteren Transport wartend eingesperrt waren. Nur 200 von anfänglich 1000 Frauen überlebten die Reise nach Bergen-Belsen.<ref>http://www.neveragain.org/1945.htm</ref>

===Involvierte Eisenbahngesellschaften===
*[[Deutsche Bahn]]
*[[NMBS/SNCB]] - Belgische Eisenbahngesellschaft
*[[Nederlandse Spoorwegen]] - Niederländische Eisenbahngesellschaft <ref>http://www.expatica.com/actual/article.asp?subchannel_id=19&story_id=23852</ref>
*[[SNCF]] - Französische Eisenbahngesellschaft <ref>http://www.jpost.com/servlet/Satellite?cid=1176152829141&pagename=JPost%2FJPArticle%2FShowFull</ref>
*[[Polskie Koleje Państwowe]] - Polnische Eisenbahngesellschaft

==Deportationszüge während der Stalinistischen Verfolgung==
In den 1930-er Jahren wurden unter [[Stalin]] Deportationen der Wolga-Deutschen nach [[Sibirien]], [[Zentralasien]] und [[Kasachstan]] durchgeführt. Von 1.090.000 Deportierten starben 300.000 auf dem Weg in die Lager. Die Deportationen wurde nach Stalins Tod aufgehoben und die Deutschen konnten ihre Verbannung mit der Verpflichtung verlassen, nicht in die Wolga-Gebiete zurück zu kehren.<ref>[http://www.ruhr-uni-bochum.de/sprachkontakt/burau,%20dittrich.pdf Sprachkontakt: Deutsch - Russisch. Geschichte und Mundarten der Russlanddeutschen. Ruhr-Universität Bochum.]</ref>

Frauen und Mädchen wurden mit Deportationszügen ab 1944 in sowjetische Arbeitslager deportiert.<ref>[http://www.stiftung-aufarbeitung.de/veranstalt/details.php?id=409 Veranstaltung. Europäisches Informationszentrum, Jean-Monet-Haus]</ref>

==Deportationszüge während der Vertreibungen 1945 bis 1948==
[[Image:Vertreibung 1.jpg|thumb|300px|right|Aus dem [[Sudetenland]] vertriebene Deutsche]]
Den deutschen Massendeportationen und dem Massenmord von Juden im Zweiten Weltkrieg folgten von 1945 bis 1948 die Flucht und die Vertreibung der sogenannten Reichsdeutschen und Volksdeutschen in den ehemals von Nazi-Deutschland besetzten Gebieten.

==Literatur==
*Marion Schreiber. 2000 Stille Rebellen. Der Überfall auf den 20. Deportationszug nach Auschwitz. ISBN-10: 3746680670. ISBN-13: 978-3746680675. Aufbau Tb.
*Leo Bretholz.Flucht in die Dunkelheit. Löcker Verlag.
*"...es geschah am helllichten Tag!" Die Deportation der badischen, pfälzer und saarländischen Juden in das Lager Gurs/Pyrenäen. Herausgegeben aus Anlass der sechzigsten Wiederkehr der Deportation am 22./23. Oktober 1940. Als Bausteine ausgearbeitet. Hrsg: LpB, 2005

*Hendel, Daniela: ''Die Deportationen von deutschen Frauen und Mädchen in die Sowjetunion 1944/1945.'', Bund d. Stalinistisch Verfolgten e. V., Landesverb. Berlin-Brandenburg, 2005.
*Nicolas Werth: ''Die Insel der Kannibalen. Stalins vergessener Gulag.'', Siedler, München, 2006, ISBN 388680853X.
*Sandra Kalniete: ''Mit Ballschuhen im sibirischen Schnee. Die Geschichte meiner Familie.'', Droemer/Knaur, 2007, ISBN-10: 3426778904, ISBN-13: 978-3426778906.

==Weblinks==
*[http://www.dhm.de/lemo/html/wk2/holocaust/index.html Der NS-Völkermord.]
*[http://www.holocaust-chronologie.de/ Holocaust Chronologie]
*[http://www.slideshare.net/dmcdowell/stages-of-the-holocaust Präsentation und Diaschau des Holocaust, die Deportationszüge zeigt]
*[http://www.ushmm.org/wlc/media_nm.php?lang=en&ModuleId=10005143&MediaId=3372 Kurzübersicht Logistik des Holocaust]
*[http://www.ushmm.org/wlc/media_nm.php?lang=en&ModuleId=10005143&MediaId=349 Karte des Europäischen Eisenbahnnetzes 1939]
*[http://www.hungariangoldtrain.org Der ungarische Goldzug]
*[http://www.holocaustresearchproject.net Deportationen]

==Quellen==
<references/>
<references/>


{{DEFAULTSORT:Deportation Von Juden Aus Deutschland}}
[[en:Holocaust trains]]
[[Kategorie:Holocaust]]

[[Kategorie:Nationalsozialismus]]
[[Kategorie:Judentum in Deutschland]]
[[Kategorie:Konzentrationslager]]
[[Kategorie:Schienenverkehr (Deutschland)]]
[[Kategorie:Jüdische Geschichte]]
[[Kategorie:Antisemitismus]]
[[Kategorie:Zug]]

Version vom 20. Juni 2011, 23:53 Uhr

Die systematische Deportation von Juden aus Deutschland in den Osten begann Mitte Oktober 1941, also noch vor der Wannseekonferenz. Der Historiker Dieter Pohl nimmt an, Hitler habe diese Entscheidung um den 17. September 1941 herum getroffen[1]. Die aus Deutschland deportierten Juden wurden zumeist nicht unmittelbar am Zielort ermordet. Einzelne Transporte endeten 1942 zwar im Vernichtungslager Sobibor oder in Maly Trostinez, die allermeisten der Deportierten aus dem Deutschen Reich wurden aber zunächst unter widrigen Lebensbedingungen in Ghettos oder Arbeitslagern untergebracht. Viele starben dort, andere wurden später in Vernichtungslager weitertransportiert und ermordet, nur wenige überlebten.

Die Verfügbarkeit von Eisenbahnzügen als Massentransportmittel war eine wichtige logistische Voraussetzung, um die Deportationen durchführen zu können.[2] Zur sogenannten Endlösung der Judenfrage, dem Holocaust, trugen in der Zeit des Nationalsozialismus auch scheinbar politikferne, pflichtbewusste Fachleute des Reichsverkehrsministeriums und der Reichsbahn bei.[3] Bei der Deportation von Juden aus Deutschland wirkten nicht nur Gestapo-Beamte mit, sondern auch Zollbeamte, Gerichtsvollzieher, Verwaltungsbeamte, Fahrplangestalter, Wachpersonal und viele andere, deren Beitrag für einen reibungslosen Ablauf unabdingbar war.[4]

Viele Deportationszüge aus Deutschland verwendeten derartige Abteilwagen 3. Klasse, damals jedoch in grüner Farbe

Im amtlichen deutschen Schriftverkehr und in Richtlinien wurde der Begriff „Deportation“ meist umschrieben; die Juden wurden „abbefördert“, „ausgesiedelt“, „umgesiedelt“, „evakuiert“ oder „zur Abwanderung gebracht“.[5]

Frühe Deportationen

Ausweisung jüdischer Polen aus Nürnberg am 28. Oktober 1938, Aufnahme aus dem Bundesarchiv

Die frühsten Deportationen aus dem „Großdeutschen Reich“ betrafen Juden polnischer Staatsangehörigkeit. Bis zu 17.000 Juden wurden am 28. und 29. Oktober 1938 in der sogenannten Polenaktion mit Zügen an die polnische Grenze gebracht und dort über die Grenze abgeschoben. Auf diese logistische Zusammenarbeit mit der Reichsbahn griff der Sicherheitsdienst Reichsführer-SS zurück, als er wenig später nach den Novemberpogromen 1938 mehr als 26.000 Juden in Konzentrationslager schaffen ließ. Unter Federführung von Adolf EichmannsZentralstelle für jüdische Auswanderung“ wurden im Oktober 1939 rund 4.000 Juden aus Wien und Kattowitz nach Nisko deportiert. Um Wohnraum für Volksdeutsche zu schaffen wurden im Februar 1940 rund 1.000 Juden aus dem Gau Pommern - hauptsächlich aus Stettin stammend - nach Lublin deportiert.[6]

Bei der Deportation von Juden aus Südwestdeutschland 1940 – auch "Wagner-Bürckel-Aktion" benannt nach den verantwortlichen NS-Gauleitern – wurden mehr als 6.000 Menschen jüdischen Glaubens aus Baden und der Saarpfalz nach Gurs in Frankreich deportiert, beginnend am 21. und 22. Oktober 1940. Dem besetzten Land wurde die Verpflichtung auferlegt, jüdische Personen aus besetzten Departements ins Landesinnere zu „übernehmen“. Bis Mitte September 1940 wurden so über 23.000 französische Juden und andere missliebige Franzosen aus den besetzten Gebieten deportiert. Die deutschen Juden aus Baden wurden von den Gauleitern „mitgeschickt“. Das Vichy-Regime internierte die meisten von ihnen im Internierungslager Gurs. Ab August 1942 wurden die 3.907 dort noch inhaftierten auf Anforderung von Dannecker/Eichmann über das Sammellager Drancy bei Paris in die Vernichtungslager weiter deportiert.
Die Maßnahmen waren die ersten ihrer Art im Dritten Reich. Nach Auffassung des Historikers Peter Steinbach hat die Deportation der Juden aus Südwestdeutschland paradigmatischen Charakter für die späteren Deportationen aus ganz Deutschlands gehabt: Die Vorbereitung der "Judenaktion in Baden und in der Pfalz" erfolgte schließlich von langer Hand und lieferte eine Art "Masterplan" für künftige Vertreibungen der Juden aus Deutschland.[7]

Im Februar und März 1941 wurden rund 5.000 Juden aus Wien in das Generalgouvernement geschafft.[8]

In diesen Fällen ergriffen meist Gauleiter eine günstige Gelegenheit, Juden aus ihrem Gebiet fortzuschaffen; die systematische Verschleppung der deutschen Juden setzte aber erst später ein. Für die Organisation und technische Durchführung der folgenden Massendeportation hatten Heinrich Müller und Adolf Eichmann - insbesondere durch die sogenannte Wagner-Bürckel-Aktion - schon wesentliche Erfahrungen gesammelt[9]. Organisationsabläufe wurden verfeinert und in Merkblättern festgehalten; Ministerien erarbeiteten Verordnungen zum Reichsbürgergesetz, so dass Deportierte die deutsche Staatsangehörigkeit verloren und ihr Vermögen unkompliziert eingezogen werden konnte.

Massendeportation aus dem Deutschen Reich

Bis zum Erlass vom 18. Oktober 1941, mit dem Heinrich Himmler allen Juden die Genehmigung zur Auswanderung untersagte[10], hatten bereits rund 265.000 Juden Deutschland verlassen[11]. Im „Altreich“ lebten Ende Oktober 1941 noch 150.925 als Juden definierte Personen, darunter überproportional viele Frauen und Alte[12].

Mit dem 15. Oktober 1941 begann die systematische Massendeportation deutscher Juden in den Osten. Im September 1942 befanden sich nur noch 75.816 Juden im „Altreich“[13]. Mit der „Fabrikaktion“ im März 1943 war die Massendeportation abgeschlossen. Rund 15.000 Juden blieben letztlich von der Deportation verschont, da sie in Mischehe lebten oder sich versteckt gehalten hatten[14].

Zuständigkeiten

Im Jahre 1937 wurde die Hauptverwaltung der „Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft“ organisatorisch dem Reichsverkehrsministerium angegliedert. 1939 wurden eingliederte Teile Polens den Reichsbahndirektionsbezirken Oppeln und Breslau zugeschlagen; für den deutsch besetzten Teil Polens war die „Generaldirektion der Ostbahn – Gedob“ zuständig. Ab Januar 1942 übernahm das Reichsverkehrministerium die Organisation des Bahnverkehrs im besetzten Teil der Sowjetunion (Generaldirektion Osten mit Sitz in Warschau).[15] Im Reichssicherheitshauptamt war das Referat IV B 4 von Adolf Eichmann bei der Bestellung von Zügen beteiligt; für die Reichsbahn waren das Referat 21 „Massenbeförderung“ mit der Abteilung 211 „Reisesonderzüge“ zuständig.

Von Adolf Eichmanns Referat wurden die Sonderzüge oft sechs Wochen vorher angefordert und von der Reichsbahn in aller Regel wunschgemäß bereitgestellt. Im Dezember 1941 und 1942 wurden die Deportationen ausgesetzt, weil die Wehrmacht alle Kapazitäten für Weihnachts-Urlaubszüge beanspruchte.[16] Eine allgemeine Transportsperre, die zur Vorbereitung der Sommeroffensive 1942 von der Wehrmacht verlangt wurde, bremste das Tempo der Deportationen, verhinderte sie aber nicht.

Am 26. Juli 1941 wurde für Massentransporte von „Juden und fremdvölkischen Personen zur Aussiedlung aus dem Deutschen Reich“ ein Tarif vereinbart, wie er für Reisesonderzüge mit mindestens 400 Personen üblich war. Danach sollte mit 2 Reichspfennig je Kilometer „der halbe Fahrpreis 3. Klasse“ erhoben werden. Dieser Preis sollte auch für den Verkehr außerhalb der Reichsgrenzen gelten und wurde später gleichermaßen für die Personenbeförderung mit Güterzugwagen berechnet. Diese Transporte waren bestenfalls kostendeckend und die Deutsche Reichsbahn erzielte damit keinen nennenswerten Gewinn[17].

Die Reichsbahn und ihre Transportmittel

Für die ersten Deportationen der deutschen, österreichischen und tschechischen Juden in den Jahren 1941/1942 nach Litzmannstadt, Minsk, Kowno, Riga und in den Distrikt Lublin setzte die Reichsbahn regelmäßig Personenwagen ein.[18] Auch für die ab Juni 1942 anlaufenden Massentransporte ins „Altersghetto“ Theresienstadt wurden jeweils für rund eintausend Personen rund 20 ältere Personenwagen dritter Klasse, einige gedeckte Güterwagen für Gepäck und ein Personenwagen zweiter Klasse für das Begleitkommando gestellt[19]. Es folgten mehrere hundert[20] kleine Transporte nach Theresienstadt, für die die Reichsbahn jeweils ein oder zwei Personenwagen in fahrplanmäßige Züge nach Dresden und Prag ankoppelte[21].

Während im Osten Güterzüge mit durchschnittlich 3750 jüdischen Opfern[22] rollten, wurden gedeckte Güterwagen innerhalb des Deutschen Reichs anfangs nur in wenigen Ausnahmefällen eingesetzt, um eine größere Anzahl nicht gehfähiger und liegend zu befördernder Kranker deportieren zu können[23]. Der Einsatz von Personenwagen war nach Alfred Gottwaldt auf den Mangel an Güterwagen zurückzuführen; er vermutet aber überdies auch eine Täuschungsabsicht[24].

Der Nachschubbedarf und eingeräumte Vorrang von Militärtransporten führte zu Transportsperren, die aber nur geringfügige Verzögerungen bei der Deportation bewirkten. Zum Einsatz kamen im April 1942 auch „leere Russenzüge/Arbeitertransporte“ aus 20 umgebauten Güterwagen mit je 35 Sitzplätzen; die auf dem Rückweg für die Deportation genutzt werden sollten. Obwohl eigentlich nur für 700 Personen vorgesehen, sollten 1.000 Deportierte transportiert und zusätzlich Güterwagen bereitgestellt werden; auch das Begleitkommando sollte sich mit diesen Wagen begnügen[25].

Mit Sicherheit wurden ab Sommer 1942 auch in Deutschland mehrfach Güterzüge zur Deportation eingesetzt; genaue Zahlen liegen nicht vor. Es gab einen speziellen Typ von „gedeckten Güterwagen“, der für Militärtransporte vorgesehen war; diese „Viehwaggons“ hatten Vorrichtungen für den Transport von sechs Pferden und konnten mit mobilen Bänken für 48 Soldaten ausgestattet werden[26]. Wenn Überlebende im Zusammenhang mit Deportationen von „Viehwaggon“ sprechen, muss es sich jedoch nicht genau um diesen Wagentyp handeln. Tatsächlich waren die Deportierten tagelang wie Vieh zusammengepfercht, so dass sich das Bild vom „Viehwagen“ aufdrängt.

Die Reisegeschwindigkeit für Personen-Schnellzüge im Fernverkehr lag 1944 bei 50 Kilometern pro Stunde. Von Deportationszügen wurde kaum die Hälfte dieser Geschwindigkeit erreicht, da fahrplanmäßigen Zügen und Wehrmachtstransporten Vorrang eingeräumt wurde[27].

Deportationsbescheid

Die Gestapo gab mit ihren „Richtlinien für die Evakuierung von Juden“ Ort und Tag vor, an dem sich die zur Ausreise genötigten Juden zumeist in einem Auffanglager einfinden mussten.[28] Von der Deportation ausgenommen wurden danach Personen ab einer bestimmten Altersgrenze (diese wurde manchmal mit 60, mit 65 oder gar 68 angegeben), Beschäftigte aus Rüstungsbetrieben, Juden aus „Mischehen“, „Geltungsjuden“ sowie Juden bestimmter Staatsangehörigkeit. Ferner wurden die Höhe des mitgeführten Bargeldes beschränkt und das Höchstgewicht des Gepäcks auf 50 kg festgelegt. Das Gepäck sollte durchsucht und Wertgegenstände sollten beschlagnahmt werden. Mitzubringen waren eine Wolldecke und Verpflegung für acht Tage. Die zur Deportation bestimmten Juden mussten eine Vermögenserklärung[29] abgeben; ihre Wohnungen wurden versiegelt.

Die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland verfügte über eine Kartei, die der Gestapo für die Auswahl der Deportierten diente. Die örtliche Mitarbeiter der „Reichsvereinigung“ mussten bei der Zustellung der Deportationsbefehle[30] helfen; sie stellten Merkblätter für das Reisegepäck[31] zusammen, halfen beim Gepäcktransport und sorgten für Verpflegung in den Sammelstätten.

Auffanglager

Als „Auffanglager“, in dem sich die zur „Evakuierung“ bestimmten Juden am Vortag der Abreise einzufinden hatten, dienten jüdische Gemeindehäuser, angemietete Säle oder Hallen, in denen manchmal Doppelstockbetten, manchmal nur Liegestühle oder Strohschütten für die Übernachtung bereitstanden. Finanzbeamte sammelten und überprüften die achtseitige Vermögenserklärung. Gemäß der eigens dazu geschaffenen 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25. November 1941 verlor jeder Jude „mit der Verlegung des gewöhnlichen Aufenthalts ins Ausland“ die deutsche Staatsangehörigkeit; zugleich fiel das Vermögen beim Überschreiten der Grenze an den deutschen Staat. Auch Auschwitz im besetzten Oberschlesien wurde wenig später eingestuft als „Ausland im Sinne der Elften Verordnung“[32]. Bei Deportierungen nach Theresienstadt, das als Protektorat dem Deutschen Reich eingegliedert war, konnte – wie auch bei Deportationen vor diesem Datum – nicht auf diese Bestimmung zurückgegriffen werden[33]. Um den Schein einer Legalität zu wahren, wurden für Deportationen nach Theresienstadt Gerichtsvollzieher hinzugezogen, die den im Sammellager Wartenden eine förmliche Verfügung zustellten, die auf gesetzliche Bestimmungen von 1933 über „Einziehung des volks- und staatsfeindliches Vermögens“ zurückgriff.[34] Der Reichsinnenminister legte in einem Erlass vom 30. Juni 1942 dar, dass die abzuschiebenden Juden allesamt „volks- und staatsfeindlichen Bestrebungen“ anhingen.[35]

Außer Finanzbeamten, denen das Reichfinanzministerium im November 1941 dafür unter der Tarnbezeichnung „Aktion 3“ Anweisungen erteilte, waren zahlreiche weitere Personen mit der Vermögensabwicklung beschäftigt: Banken erhielten Kopien der Transportlisten, um Sparguthaben restlos erfassen zu können. Schätzer, Auktionatoren und Spediteure wurden bei der Auflösung der Haushalte tätig. Kohlenhändler erhielten Nachricht über den eingelagerten Brennvorrat.[36] Vermieter, die später Mietausfälle für die versiegelten Wohnungen geltend machten, reichten ihre Forderungen bei der Finanzverwaltung ein. In einer regionalen Studie werden 39 Ämter, Institutionen und Personen aufgeführt, die mittelbar oder unmittelbar an der Deportation beteiligt waren und – ganz wie bei formalen Verwaltungsakten – für Planung und Einhaltung der Vorgaben, für exakte Kostenabrechnung und den reibungslosen Ablauf sorgten. [37]

Vor der Abreise gab es Leibesvisitationen und gründliche Gepäckkontrollen, bei der sogar Pfennigbeträge und Briefmarken einbehalten wurden. Erlaubt war anfangs die Mitnahme von 100 Reichsmark; diese Summe wurde später auf 50 Reichsmark reduziert. Manchmal wurde dieses mitgeführte Bargeld am Zielort als Fahrgeld einbehalten, meist war es vorher zu zahlen oder von der „Reichsvereinigung“ zu begleichen.

Fahrt

Blick ins Abteil 3. Klasse

Gemäß einer Vereinbarung mit der Sicherheitspolizei bewachte und begleitete die Ordnungspolizei die Transportzüge bis zum Bestimmungsziel; anfallende Kosten wurden von der Sicherheitspolizei erstattet.[38]

Als exemplarisch kann der vertrauliche Bericht des Transportleiters Paul Salitter gelten, der im Dezember 1941 mit 15 Polizisten einen Deportationszug von Düsseldorf nach Riga führte.[39] Dieser Sonderzug mit Personenwagen sollte am 11. Dezember 1941 in Düsseldorf um 9:30 Uhr mit 1.007 Juden abfahren. Deshalb wurden die Juden bereits ab 4.00 Uhr an der Verladerampe „bereitgestellt“. Auf dem Weg vom Sammellager zur Rampe warf sich ein Jude vor die Straßenbahn um Suizid zu begehen. Eine Jüdin, die sich in der Dunkelheit absondern konnte, wurde von einer Bahnangestellten entdeckt und denunziert.

Der Zug traf verspätet ein. Der Zeitdruck führte dazu, dass einzelne Wagen nur mit 35 Personen belegt, andere mit 60 bis 65 Personen überladen und Kinder von ihren Eltern getrennt wurden. Trinkwasser wurde nur unzureichend ausgegeben. In einigen Wagen fiel die Heizung aus. Der Zug traf nach 61stündiger Fahrt um Mitternacht in Skirotava vor Riga ein und blieb dort ungeheizt bei 12 Grad Frost eine Nacht lang stehen. Am nächsten Morgen übergab der Transportleiter das Fahrgeld von rund 50.000 RM an die dortige Sicherheitspolizei.

Zielorte und Daten

Die Zielorte, Daten und Personenzahl der Deportationszüge, die deutsche Juden aus dem Reich in den Osten transportierten, sind weitgehend rekonstruiert und veröffentlicht worden.[40] Meist sind auch Angaben über das weitere Schicksal der Deportierten, die Umstände ihres Todes und die Zahl der Überlebenden bekannt. Ältere, gebrechliche oder prominente Juden und solche mit besonderen Verdiensten im Ersten Weltkrieg wurden ins „Altersghetto Theresienstadt“ deportiert, nachdem sie Heimeinkaufsverträge abgeschlossen und ihr Vermögen dafür abgetreten hatten. Dies schützte sie nicht vor unzureichenden Lebensbedingungen und „Verlegung nach Auschwitz“.

Vom 15. Oktober 1941 bis Anfang November transportierten 20 Züge rund 20.000 Juden aus den Großstädten Wien, Prag, Frankfurt/M, Berlin und Hamburg nach Łódź. Von ihnen starben bis Jahresende 1942 mehr als 4.200 im Ghetto. Weitere sieben Transporte wurden nach Minsk geleitet; von ihnen überlebten nur fünf Personen den Krieg. Weil das Ghetto überfüllt war, wurden im November 1941 fünf Deportationszüge nach Kaunas und ab Ende November weitere zehn Züge nach Riga umgeleitet. Das Ghetto von Riga war gleichfalls überfüllt; es wurde alsbald „freigemacht“, indem man rund 27.500 einheimische Juden ermordete. Ein Transportzug aus Berlin traf vorzeitig am 30. November 1941 bei Riga ein; alle 1.053 Insassen wurden im Wald von Rumbula erschossen.[41]

Im Januar 1942 fuhren weitere 9 Deportationszüge mit durchschnittlich 1.000 Juden nach Riga. Zwischen März und Oktober 1942 wurden über 45.000 Juden aus dem Deutschen Reich in Durchgangsghettos am Ostrand des Generalgouvernements und nach Warschau deportiert. In einem „Judenaustausch“ - so die Bezeichnung der Täter - wurden die einheimischen Juden aus Lublin ins Vernichtungslager Belzec geschafft, um Platz für die „Reichsjuden“ zu schaffen[42].

Erstmals im Mai 1942, zunehmend ab Mitte Juni 1942 wurden die Juden aus Deutschland auch direkt oder über Theresienstadt in Vernichtungslager verschleppt. 17 Transporte zwischen Mai und September 1942 gingen nach Minsk oder aber sofort zum nahegelegenen Vernichtungslager Maly Trostinez. Zahlreiche Deportationszüge hatten von Juni 1942 an bis zum April 1945 das „Altersghetto“ Theresienstadt zum Ziel, dabei überwogen jedoch „Koppelzüge“ mit ein paar Wagen, die kaum mehr als einhundert gebrechliche ältere Juden mitführten. Im selben Zeitraum fuhren aber auch mehrfach Züge von Theresienstadt ab und brachten ihre menschliche Fracht nach Treblinka und Auschwitz. Für die ersten beiden dieser Züge waren 21 Personenwagen bestellt; sie wurden mit mehr als 2.000 Personen völlig überladen.[43] Von Wien und Berlin aus fuhren im Jahre 1942 zwei große Deportationszüge nach Auschwitz.

Zwischen 1943 und 1945 wurden nur noch Auschwitz und Theresienstadt als Zielorte der Deportationszüge aus dem Deutschen Reich gewählt. Die Massendeportation deutscher Juden wurde jedoch Ende März 1943 mit der Fabrikaktion beendet. Es folgten noch rund 250 Kleintransporte, oft nur mit wenigen Personen und nur selten mit über einhundert Deportierten. In der Regel handelte es sich dabei um Juden, die sich eine Zeit lang bei Helfern versteckt halten konnten, oder aber um Juden, die nicht länger durch eine bestehende „Mischehe“ vor der Deportation geschützt wurden. Für derartige Transporte, bei denen einzelne Kurswagen an planmäßigen Züge mitliefen, war das Reichsverkehrsministerium nicht zuständig.

Im Februar und März 1945 kam es noch zur Deportation von 2.600 jüdischen Ehepartnern, die bislang im Schutz einer „Mischehe“ verschont geblieben waren, ins KZ Theresienstadt. Diese reichsweit geplante Aktion wurde in der Endphase des Krieges abgebrochen; fast alle dieser Deportierten überlebten.

Deportationszüge im Osten

Im Frühjahr 1942 war das Vernichtungslager Belzec fertiggestellt, Sobibor und Treblinka folgten im Sommer 1942. Die Reichsbahn führte den Transport aus den Lagern und Ghettos zu den Vernichtungslagern mit Güterwagen durch. An dieser Stelle entspricht die weitverbreitete Vorstellung von überfüllten Güterzugwagen der Realität. Aber auch über weite Entfernungen wurden bei Deportationen im Osten – etwa aus Rumänien und Ungarn – fast ausschließlich Güterwagen eingesetzt.

Juden bei der Verladung in Züge mit Güterwagen am Umschlagplatz Warschau

Vertreter der Reichsbahn nahmen im September 1942 teil an einer „Konferenz betreffend die Evakuierung der Juden des Generalgouvernements und die Verschickung der Juden Rumäniens in das Generalgouvernement“.[44] Insgesamt 800.000 Juden sollten deportiert werden. Vom „Chef der Sicherheitspolizei und durch den SD“ wurden dringlich angefordert

  • zwei Züge pro Tag vom Distrikt Warschau nach Treblinka,
  • ein Zug pro Tag vom Distrikt Radom nach Treblinka,
  • ein Zug pro Tag vom Distrikt Krakau nach Belzec und
  • ein Zug pro Tag vom Distrikt Lemberg nach Belzec.

Nach Wiederinstandsetzung von Gleisen sollten ab November drei weitere Züge täglich nach Sobibor und Belzec verkehren. Insgesamt standen jedoch nur 22 Güterwagen bereit. Erst nach der Kartoffelernte würden weitere Waggons zur Verfügung stehen.

Von diesem Mordgeschehen wurden auch die deutschen und österreichischen Juden nicht ausgenommen, die vordem in die Durchgangsghettos bei Lublin deportiert worden waren. Auch die deutschen Juden von vier großen und mehreren kleinen Transporten nach Warschau wurden in die Vernichtungsaktion einbezogen. Zwischen Warschau und Treblinka, auf einer Strecke von 80 km, entstand nachgerade ein „Pendelverkehr“ in das Todeslager.

Nachkriegsprozesse und Aufarbeitung

Deportationen standen am Anfang und als conditio sine qua non der Vernichtung der deutschen Juden, da die Verantwortlichen davor zurückschreckten, den Massenmord in Deutschland selbst durchzuführen.[45]

Platz der jüdischen Deportierten in Hamburg: Mahnmal und Erinnerungstafel

Erst spät standen die Deportationen im Zentrum deutscher Strafverfahren. In dreizehn westdeutschen Verfahren und sechs ostdeutschen Prozessen mussten sich rund 60 höhere Gestapo-Dienstgrade dafür vor Gericht verantworten.

Von den Angeklagten, die in Ostdeutschland vor Gericht gezogen wurden, wurden zehn Personen zu hohen Haftstrafen verurteilt. Die Richter gingen davon aus, dass die Rechtswidrigkeit der Deportationen offensichtlich war und die Angeklagten ihre Tätigkeit aus Überzeugung, aus Gleichgültigkeit oder ihrer Karriere willen ausgeübt hatten. Die Prozesse begannen erheblich früher als in der Bundesrepublik Deutschland, doch gab es auch in der DDR Verfolgungsdefizite und die Leiter vieler Gestapo-Leitstellen blieben unbehelligt.

Erst mit fünfzehn Jahren Verspätung nahmen westliche Strafverfolgungsbehörden ihre Ermittlungen auf. Delikte wie Freiheitsberaubung und Totschlag waren bereits verjährt. Von westdeutschen Gerichten wurden 38 Angeklagte freigesprochen. Neun Beschuldigte wurden verurteilt, zwei erhielten eine Haftstrafe von mehr als 6 Jahren, einer wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Die meisten Angeklagten argumentierten, sie hätten vom Völkermord nichts gewusst (vgl. Holocaustkenntnis von Zeitzeugen), sie machten einen Befehlsnotstand geltend oder beteuerten, sie hätten seinerzeit die Unrechtmäßigkeit ihres Handelns nicht erkannt.

Der Staatssekretär im Reichsverkehrsministerium Albert Ganzenmüller war 1945 aus dem Internierungslager nach Argentinien geflüchtet. Sein Entnazifizierungsverfahren wurde verschleppt; Ganzenmüller kehrte 1955 zurück und arbeitete bis 1968 als Transportfachmann bei der Hoesch AG in Dortmund. 1957 ermittelte die Strafverfolgungsbehörde gegen ihn; Anlass war ein aufgefundener belastender Briefwechsel über „Judentransporte“. Die Ermittlungen wurden mehrfach eingestellt, führten aber 1973 doch zur Anklage: Ganzenmüller habe wissentlich Beihilfe zum Mord geleistet. Damit kam es 28 Jahre nach Kriegsende zum ersten Verfahren gegen hochrangige Reichsbahnangehörige. Zu einer Verurteilung kam es nicht; Ganzenmüller wurde auf Dauer verhandlungsunfähig.

Wer in anderen Funktionen, als Verwaltungsangehöriger oder Bürgermeister, in die Deportationen verstrickt war, blieb meist unbehelligt und kam straflos davon wie der Bürgermeister von Oelde, der 1941 inständig gebeten hatte, seine Gemeinde möglichst rasch „judenrein“ zu machen.[46]

Die französische Bahngesellschaft SNCF verstrickte sich unter der Vichy-Regierung in die Durchführung von Deportationen. Mit einer Ausstellung stellte sie sich ihrer Geschichte, lehnte jedoch Entschädigungsansprüche ab.[47] Die Deutsche Bahn AG sträubte sich lange, Flächen für eine entsprechende Ausstellung bereitzustellen oder andere Lösungen zu finanzieren.[48] Erst nach Intervention von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee wurde die Wanderausstellung „Sonderzüge in den Tod“ im Januar 2008 im Berliner Bahnhof Potsdamer Platz eröffnet.[49]

Am 29. September 2005 entschuldigte sich die staatliche Eisenbahngesellschaft der Niederlande Nederlandse Spoorwegen für die Beteiligung an der Judendeportation.

Mahnmale, Ausstellungen

Die Gedenkstätte am Nordbahnhof Stuttgart zählt zu den wenigen größeren Gedenkstätten direkt auf Bahngelände in Deutschland
Detail des Berliner Mahnmals „Gleis 17“
Der Obelisk zum Gedenken an die fünf Wuppertaler Judendeportationen auf dem Bahnhof Steinbeck

Sonderzüge in den Tod“ ist der Titel einer Wanderausstellung, die an die Reichsbahn-Transporte in die nationalsozialistischen Lager erinnert. Sie wurde 2006 in Frankreich und wird 2008 (in veränderter Form) in Deutschland in ca. 10 Bahnhöfen gezeigt. Die von der Deutschen Bahn in Zusammenarbeit mit Beate und Serge Klarsfeld gemeinsam mit einer Bürgerinitiative konzipierte Ausstellung integriert Elemente aus der Ausstellung „Enfants juifs déportés de France“, die über drei Jahre auf Bahnhöfen der französischen SNCF gezeigt wurde.

Zug der Erinnerung“ heißt eine einmalig über deutsche Schienen „rollende Ausstellung“, die 2007, 2008 und 2009 an die Deportation von mehreren hunderttausend Kindern aus Deutschland und dem übrigen Europa auf dem Schienennetz, mit dem Personal und rollendem Material der damaligen Reichsbahn in die deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager erinnert. Durch den Fokus auf eine Gruppe von Opfern soll der jungen Generation die innerliche Identifizierung mit den Opfern der Shoa erleichtert werden. Die Fahrt des Zugs begann am 9. November 2007 in Frankfurt am Main. Das Datum verwies auf die Verfolgungsmaßnahmen im Deutschen Reich. Es folgt eine etwa 3.000 Kilometer langen Fahrt durch Städte und zu den Bahnhöfen der SS-Deportationen.

Das Unternehmen DB, Rechtsnachfolger der DR, verweist auf seine 2002 eingerichtete Dauerausstellung zur Rolle der Reichsbahn im Zweiten Weltkrieg im DB-Museum Nürnberg (Verkehrsmuseum).[50]

Das Deutsche Technikmuseum in Berlin porträtiert 12 Berliner Schicksale seit Oktober 2005 im Lokschuppen 2 im Rahmen einer Dauerausstellung „‚Judendeportationen‘ mit der Deutschen Reichsbahn 1941-1945“. Zentral ist dabei ein alter Güterwaggon zum „Transport von Vieh und nässeempfindlichen Gegenständen“ als Ausstellungsstück. Auch in anderen Gedenkstätten stehen sogenannte „Viehwaggons“ als Symbol von Deportation und Holocaust; sie können jedoch nicht als authentisches Relikt gelten.[51] Weitere Mahnmale sind das Denk-Mal Güterwagen in Hamburg-Winterhude, die Gedenkstätte am Nordbahnhof Stuttgart und das Mahnmal Gleis 17 am Bahnhof Berlin-Grunewald.

Um das Thema Deportation geht es auch in dem mehrfach ausgezeichneten Kurzfilm Spielzeugland (2007).

Verwandte Themen

Dramatisierung im Film

Literatur

  • Hans Günther Adler: Der verwaltete Mensch: Studien zur Deportation der Juden aus Deutschland. Tübingen 1974, ISBN 3-16-835132-6 (umfassende Dokumentation der Bürokratie)
  • Hans Günther Adler: Die verheimlichte Wahrheit. Theresienstädter Dokumente. Tübingen 1958
  • Christopher Browning: Die Entfesselung der "Endlösung": Nationalsozialistische Judenpolitik 1939-1942. Berlin 2006, ISBN 3-549-07187-6 (Kapitel 'Deportationen aus Deutschland', S. 537–569)
  • Andreas Engwert, Susanne Kill: Sonderzüge in den Tod. Die Deportationen mit der Deutschen Reichsbahn. Begleitdokumentation zur Wanderausstellung. Köln 2009, ISBN 978-3-412-20337-5
  • Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: Die "Judendeportationen" aus dem Deutschen Reich, 1941-1945: eine kommentierte Chronologie. Wiesbaden, Marix, 2005. ISBN 3-86539-059-5 u. ISBN 978-3-86539-059-2 (Daten der meisten "Judentransporte" aus dem "Großdeutschen Reich" werden zusammengestellt und kommentiert.)
  • Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: ’Juden ist die Benutzung von Speisewagen untersagt’: Die antijüdische Politik des Reichsverkehrsministeriums zwischen 1933 und 1945; Forschungsgutachten. Teetz 2007, ISBN 978-3-938485-64-4
  • Raul Hilberg: Sonderzüge nach Auschwitz. Mainz 1981, ISBN 3-921426-18-9
  • Heiner Lichtenstein: Mit der Reichsbahn in den Tod: Massentransporte in den Holocaust 1941–1945. Köln 1985, ISBN 3-7663-0809-2 (teils überholt)
  • Albrecht Liess: Wege in die Vernichtung : Die Deportation der Juden aus Mainfranken 1941–1943; Begleitband zur Ausstellung des Staatsarchivs Würzburg und des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin. München 2003, ISBN 3-921635-77-2 (genaue lokalhistorische Darstellung von drei Deportationen mit Fotos)
  • Beate Meyer: Die Verfolgung und Ermordung der Hamburger Juden 1933–1945: Geschichte, Zeugnis, Erinnerung. Hrsg. vom Inst. für die Geschichte der Dt. Juden; Hamburg / Landeszentrale für Politische Bildung, Hamburg 2006, ISBN 3-929728-85-0 (Augenzeugenberichte)
  • Birthe Kundrus, Beate Meyer (Hrsg.): Die Deportation der Juden aus Deutschland: Pläne - Praxis - Reaktionen 1938 – 1945. Göttingen 2004, ISBN 3-89244-792-6
  • Kurt Pätzold, Erika Schwarz: »Auschwitz war für mich nur ein Bahnhof«. Franz Novak - der Transportoffizier Adolf Eichmanns, Metropol Verlag, Berlin, 1994. ISBN 3-926893-22-2 (über Franz Novak)
  • Christian Frederick Rüter: Ost- und westdeutsche Strafverfahren gegen die Verantwortlichen für die Deportation der Juden. In: Anne Klein, Jürgen Wilhelm (Hrsg.): NS – Unrecht vor Kölner Gerichten nach 1945. Köln 2003, ISBN 3-7743-0338-X , S. 45–56.

Einzelnachweise

  1. Albrecht Liess: Wege in die Vernichtung : Die Deportation der Juden aus Mainfranken 1941 - 1943 ; Begleitband zur Ausstellung des Staatsarchivs Würzburg und des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin. München 2003, ISBN 3-921635-77-2, S. 60.
  2. Heiner Lichtenstein: Mit der Reichsbahn in den Tod : Massentransporte in den Holocaust 1941 - 1945. Köln 1985, ISBN 3-7663-0809-2, S. 19. Siehe auch Holocaust auf aish.com
  3. Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: ’Juden ist die Benutzung von Speisewagen untersagt’: Die antijüdische Politik des Reichsverkehrsministeriums zwischen 1933 und 1945; Forschungsgutachten. Teetz 2007, ISBN 978-3-938485-64-4, S. 11, 63ff.
  4. Beate Meyer: Die Verfolgung und Ermordung der Hamburger Juden 1933 - 1945 : Geschichte, Zeugnis, Erinnerung. Hrsg. vom Inst. für die Geschichte der Dt. Juden; Hamburg / Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg 2006, ISBN 3-929728-85-0, S. 45.
  5. Michael Zimmermann: Regionale Organisation der Judendeportationen. In: Gerhard Paul / Michael Mallmann (Hrsg.): Die Gestapo - Mythos und Realität. Unv. Sonderausg. Darmstadt 2003, ISBN 3-89678-482-X, S. 358
  6. Robert Kuwalek: Das kurze Leben 'im Osten'. In: Birthe Kundrus, Beate Meyer (Hrsg.): Die Deportation der Juden aus Deutschland. Göttingen 2004, ISBN 3-89244-792-6, S. 112-134 / s. a. Dokument Ausweisungsbescheid / zu genaueren Zahlen s. Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: Die "Judendeportationen" aus dem Deutschen Reich, 1941-1945: eine kommentierte Chronologie. Wiesbaden 2005, ISBN 3-86539-059-5, S. 34 mit Anm. 3.
  7. Peter Steinbach: Das Leiden – zu schwer und zu viel. Zur Bedeutung der Massendeportation südwestdeutscher Juden. In: Tribüne – Zeitschrift zum Verständnis des Judentums. 49. Jg. Heft 195. 3. Quartal 2010, S. 109 – 120, hier S. 116 im Internet.
  8. Zu diesem Abschnitt vergl. Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: Die "Judendeportationen" aus dem Deutschen Reich, 1941-1945: eine kommentierte Chronologie. Wiesbaden 2005, ISBN 3-86539-059-5, S. 26–51.
  9. Gottwaldt / Schulle: Die Judendeportationen..., S. 45.
  10. Gottwaldt / Schulle: Die Judendeportationen..., S. 61/62
  11. Seriöse Schätzungen belaufen sich auf 257.000 bis 273.000 Auswanderer: Christoph Franke: Die Rolle der Devisenstellen bei der Enteignung der Juden. In: Katharina Stengel (Hrsg.): Die staatliche Enteignung der Juden im Nationalsozialismus. Frankfurt a.M. 2007, ISBN 978-3-593-38371-2, S. 84
  12. Wolf Gruner: Von der Kollektivausweisung zur Deportation. In: Birthe Kundrus, Beate Meyer (Hrsg.): Die Deportation der Juden aus Deutschland, Göttingen 2004, ISBN 3-89244-792-6, S. 54
  13. Wolf Gruner: Von der Kollektivausweisung zur Deportation., S. 57
  14. Wolfgang Benz (Hrsg.): Dimension des Völkermords. dtv München 1996, ISBN 3-486-54631-7, S. 52
  15. Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: Juden ist .../ Forschungsgutachten. S. 39, 61, 74.
  16. Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: Juden ist .../ Forschungsgutachten. S. 89.
  17. Thomas Kuczynski: Dem Regime dienen - nicht Geld verdienen. Zur Beteiligung der Deutschen Reichsbahn an Deportationen und Zwangsarbeit während der NS-Diktatur. Eine Überlegung aus ökonomischer Sicht. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 57(2009), H. 6, S. 520ff / in 1942 Gesamtaufkommen von 20.000 Zügen täglich gegenüber fünf Zügen mit Zwangsarbeitern, Häftlingen und Deportierten
  18. Alfred Gottwaldt: Der deutsche ‚Viehwaggon’ als symbolisches Objekt in KZ-Gedenkstätten, S. 21 In: Gedenkstättenrundbrief (hrsg. von der ‚Stiftung Topographie des Terrors’), Nr. 139 (Oktober 2007) / im Internet: [1].
  19. Gottwaldt / Schulle: Die Judendeportationen..., S. 64 und 331 / Dokument 6 in: Hans Günther Adler: Die verheimlichte Wahrheit. Theresienstädter Dokumente. Tübingen 1958, S. 1942.
  20. Gottwaldt/Schulle: Die Judendeportationen..., listet S. 447-457 allein zwischen Juni 1942 bis März 1943 rund 180 Kleintransporte auf
  21. Gottwaldt/Schulle: Die Judendeportationen..., S. 287 und 289 / Hans Günther Adler: Der verwaltete Mensch: Studien zur Deportation der Juden aus Deutschland. Tübingen 1974, ISBN 3-16-835132-6, S. 449.
  22. Alfred C. Mierzejewski: Public Enterprise in the Service of Mass Murder. In: Holocaust and Genocide studies 15(2001), S. 45
  23. Gottwaldt/Schulle: Die Judendeportationen..., S. 324 und S. 132.
  24. Alfred Gottwaldt: Der deutsche ‚Viehwaggon’..., S. 21/22.
  25. Kurt Pätzold, Erika Schwarz: Tagesordnung Judenmord: Die Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942: Eine Dokumentation zur Organisation der "Endlösung". Berlin 1992, S. 10.
  26. Alfred Gottwaldt: Der deutsche ‚Viehwaggon’..., S. 24.
  27. Gottwaldt / Schulle: Die Judendeportationen..., S. 64.
  28. Hans Mommsen, Susanne Willems (Hrsg.): Herrschaftsalltag im Dritten Reich. Düsseldorf 1988, ISBN 3-491-33205-2, S. 471-473; als Dokument abgedruckt in: Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: Die Judendeportationen... S. 56ff.
  29. Abgedruckt bei Hans Günther Adler: Der verwaltete Mensch: Studien zur Deportation der Juden aus Deutschland. Tübingen 1974, ISBN 3-16-835132-6, S. 554–59.
  30. Dokument Würzburg 1941 in: Albrecht Liess: Wege in die Vernichtung... S. 81ff.
  31. Hans Mommsen, Susanne Willems (Hrsg.): Herrschaftsalltag im Dritten Reich. Düsseldorf 1988, ISBN 3-491-33205-2, S. 480–82 (Merkblatt Reichsvereinigung Juni 1942).
  32. Christiane Kuller: 'Erster Grundsatz: Horten für die Finanzverwaltung'. Die Verwertung des Eigentums der deportierten Nürnberger Juden. In: Birthe Kundrus, Beate Meyer: Die Deportation der Juden aus Deutschland. Göttingen 2004, ISBN 3-89244-792-6, S. 165
  33. Michael Zimmermann: Regionale Organisation..., S. 361
  34. Dokument in: Hans Günther Adler: Die verheimlichte Wahrheit. S. 61/62; zitiert in: Walther Hofer: Der Nationalsozialismus. Dokumente 1933-1945. FiTb 6084, überarb. Neuausgabe Frankfurt/M 1982, ISBN 3-596-26084-1, S. 298f = [172].
  35. Michael Zimmermann: Regionale Organisation …, S. 361 mit Anm. 25
  36. Beate Meyer (Hrsg.): Die Verfolgung …, S. 45.
  37. Michael Zimmermann: Regionale Organisation..., S. 370f
  38. Kurt Pätzold, Erika Schwarz: Tagesordnung Judenmord... S. 87f.
  39. Heiner Lichtenstein: Mit der Reichsbahn in den Tod... S. 54–59 / Auszug in: Kurt Pätzold, Erika Schwarz: Tagesordnung Judenmord... S. 97/98.
  40. Angaben bei Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: Die Judendeportationen...
  41. Andrej Angrick, Peter Klein: Die "Endlösung" in Riga : Ausbeutung und Vernichtung ; 1941 - 1944. Darmstadt 2006, ISBN 3-534-19149-8, S. 169.
  42. Peter Longerich: Politik der Vernichtung. München 1998, ISBN 3-492-03755-0, S. 487
  43. Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: Die Judendeportationen..., S. 401.
  44. Heiner Lichtenstein: Mit der Reichsbahn in den Tod ..., S. 62f.
  45. Vergleiche Christian Frederick Rüter: „Ost- und westdeutsche Strafverfahren gegen die Verantwortlichen für die Deportation der Juden“, in: Anne Klein, Jürgen Wilhelm (Hrsg.): NS – Unrecht vor Kölner Gerichten nach 1945. Köln 2003, ISBN 3-7743-0338-X , S. 45.
  46. Christian Frederick Rüter: Ost- und westdeutsche Strafverfahren..., S. 51.
  47. amz/AFP: „Entschädigungsklage wegen Deportationen endgültig gescheitert“, Spiegel Online, 21. Dezember 2007; Zugriff 7. Januar 2003.
  48. Flyer: Zug der Erinnerung Zugriff 8. Januar 2008.
  49. lw/ddp: „‚Sonderzüge in den Tod‘ wird doch in Bahnhof gezeigt“, Spiegel Online, 22. Januar 2008.
  50. Ausstellung der Deutschen Bahn DB Museum Nürnberg (Hrsg.): Im Dienst von Demokratie und Diktatur. Die Reichsbahn 1920–1945. Katalog zur Dauerausstellung im DB Museum, Nürnberg 2002
  51. >Alfred Gottwaldt: Der deutsche ‚Viehwaggon’ als symbolisches Objekt in KZ-Gedenkstätten, S. 18–31. In: Gedenkstättenrundbrief (hrsg. von der ‚Stiftung Topographie des Terrors’), Nr. 139 (Oktober 2007) / im Internet: [2].