Karl Liebknecht

Karl Liebknecht (* 13. August 1871 in Leipzig; † 15. Januar 1919 in Berlin) war ein prominenter internationalistischer Sozialist und Antimilitarist. Er gehörte zu den radikalen Linken in der SPD vor 1914, bestimmte danach wesentlich die Linie des Spartakusbundes und war schließlich Ende 1918 einer der Gründer der Kommunistischen Partei Deutschlands.

Karl Liebknecht

Leben

Im Kaiserreich vor 1914

Karl Liebknecht wurde am 13. August 1871 in Leipzig geboren und in der Thomaskirche getauft (seine Taufpaten waren Karl Marx und Friedrich Engels). Er war ein Sohn von Wilhelm Liebknecht, der zusammen mit August Bebel 1876 die Vereinigung zweier Vorläufergruppen zur SPD erreichte und zusammen mit Bebel und Paul Singer zu den bedeutendsten Anführern der Partei gehörte.

In seiner Jugendzeit erfuhr Karl die Auswirkungen der Bismarckschen Sozialistengesetze, während er noch ein humanistisches Gymnasium besuchte. 1890 machte er in Leipzig sein Abitur und begann anschließend Rechtswissenschaften, Nationalökonomie, Geschichte und Philosophie zu studieren. Als die Familie nach Berlin zog, setzte er dort sein Studium fort.

Von 1893 bis 1894 musste Liebknecht Militärdienst bei den Gardepionieren in Berlin leisten. Nach langer Suche nach einer Referendarstelle schrieb er seine Doktorarbeit, die von der Juristischen und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Würzburg mit dem Prädikat "magna cum laude" ausgezeichnet wurde. Am 5. April 1899 bestand er seine Assessorprüfung mit "gut".

Zusammen mit seinem Bruder Theodor eröffnete er in Berlin ein Rechtsanwaltsbüro und wurde durch die Verteidigung von neun Sozialdemokraten in den so genannten Königsberger Prozessen als politischer Anwalt bekannt. In einigen aufsehenerregenden Strafprozessen prangerte er die Klassenjustiz des Kaiserreichs und die brutale Behandlung von Rekruten an.

Im Mai des Jahres 1900 heiratete er Julia Paradies, mit der er zwei Söhne und eine Tochter zeugte.

1902 wurde Liebknecht sozialdemokratischer Abgeordneter. Zwei Jahre später wurde er im In- und Ausland bekannt, als er russische Revolutionäre vor einem deutschen Gericht verteidigte.

Liebknecht war aktives Mitglied der Zweiten Internationale und war einer der Gründer der "Sozialistischen Jugendinternationale". Für die Jugendarbeit der SPD verfasste er die Schrift "Militarismus und Antimilitarismus". Wegen dieser wurde er am 12. Oktober 1907 zu eineinhalb Jahren Festungshaft verurteilt. Seine Selbstverteidigung im Prozess brachte ihm große Popularität bei Berliner Arbeitern ein, so dass er in einem Pulk zum Haftantritt geleitet wurde. Im nächsten Jahr wurde er in das preußische Abgeordnetenhaus gewählt, obwohl er noch nicht aus dem Gefängnis entlassen worden war.

Im Oktober 1912 heiratete er seine zweite Frau, Sophie Ryss, nachdem Julia Liebknecht ein Jahr zuvor gestorben war. Im selben Jahr zog er als einer der jüngsten SPD-Abgeordneten in den Reichstag ein. Dort trat er sofort als entschiedener Gegner einer Heeresvorlage auf, die dem Kaiser Steuermittel für Rüstungsprojekte wie die Flotte bewilligen sollte. Er konnte außerdem nachweisen, dass die Firma Krupp durch illegale Absprachen mit ausländischen Rüstungsfirmen Geschäfte machte.

Im 1. Weltkrieg

Am 4. August 1914 stimmte die SPD-Fraktion geschlossen für die Kriegskredite. Liebknecht blieb der Abstimmung fern, um nicht gegen die eigene Partei stimmen zu müssen. Aber am 2. Dezember stimmte er als zunächst einziger Abgeordneter des Deutschen Reichstags gegen die Verlängerung der Kredite. Am 20. März 1915 gesellte sich der ebenfalls bereits öffentlich gegen die Kriegskredite aufgetretene Otto Rühle zu ihm.

Liebknecht wurde daraufhin an die Front einberufen, obwohl er eigentlich als Reichtagsabgeordneter Immunität genoss. Er erlebte als Armierungssoldat zusammen mit den einfachen Soldaten den Krieg an der West- und Ostfront. Die Militärgesetzgebung verbot ihm politische Aktivität außerhalb des Reichstages.

Bis dahin hatte Liebknecht auf verschiedene Weise versucht, eine innerparteiliche Opposition gegen die SPD-Politik des Burgfriedens zu bilden. Er reiste im Sommer und Herbst 1914 - weitgehend erfolgslos - mit Rosa Luxemburg durch ganz Deutschland, um Kriegsgegner zu mobilisieren und zur Ablehnung der Finanzbewilligung für den Krieg zu bewegen. Er nahm auch Verbindung zu anderen europäischen Arbeiterparteien auf, um diesen zu signalisieren, dass nicht alle deutschen Sozialdemokraten für den Krieg seien. Mit 10 SPD-Linken war er Mitglied der von Rosa Luxemburg am 5. August 1914 gebildeten "Gruppe Internationale".

Noch vor seiner Einberufung gab er im März 1915 ebenfalls zusammen mit Rosa Luxemburg die Zeitschrift "Internationale" heraus, die nur einmal erschien und von den Behörden beschlagnahmt wurde. Es gelang ihm dennoch, die Gruppe Internationale zu vergrößern und die entschiedenen Kriegsgegner in der SPD reichsweit zu organisieren. Daraus ging am 1. Januar 1916 der Spartakusbund hervor.

Nun stimmten bereits 20 SPD-Abgeordnete gegen weitere Kriegskredite. Daraufhin schloss die SPD-Reichstagsfraktion die Kriegsgegner, darunter Liebknecht, am 12. Januar 1916 aus ihren Reihen aus.

Zur "Osterkonferenz der Jugend" sprach er in Jena vor 60 Jugendlichen zum Antimilitarismus und zur Änderung der gesellschaftlichen Zustände in Deutschland.

Am 1. Mai desselben Jahres trat Liebknecht als Führer einer Antikriegsdemonstration auf dem Potsdamer Platz in Berlin auf, wurde verhaftet und wegen Hochverrats angeklagt. Er wurde im Juni 1916 inhaftiert und am 23. August 1916 zu vier Jahren und einem Monat Zuchthaus verurteilt.

In seine Haftzeit fiel die Spaltung der SPD und Gründung der USPD im April 1917. Die Spartakusgruppe trat nun in diese ein, um auch dort auf revolutionäre Ziele hinzuwirken.

In der Novemberrevolution

Im Gefolge des Kieler Matrosenaufstandes kam es seit Anfang November 1918 zu Aufständen gegen Krieg und Monarchie in allen deutschen Großstädten. Liebknecht wurde am 23. Oktober 1918 aus der Haft entlassen. Er reiste sofort nach Berlin, um dort den Spartakusbund zu reorganisieren, der nun als eigene politische Organisation hervortrat. Bei seinem Eintreffen gab die Gesandtschaft Russlands ihm zu Ehren einen Empfang.

Am 9. November rief Liebknecht kurz nach Philipp Scheidemann vom Berliner Stadtschloss aus die "Freie Sozialistische Republik" aus und schwor die Menschenmassen zugleich auf die internationale Revolution ein. Um dieses Ziel voranzubringen, gab er gemeinsam mit Rosa Luxemburg nun täglich die Zeitung "Rote Fahne" heraus.

Bei den folgenden Auseinandersetzungen stellte sich jedoch bald heraus, dass die meisten Arbeitervertreter in Deutschland eher sozialdemokratische als sozialistische Ziele verfolgten. Eine Mehrheit trat auf dem Reichsrätekongress vom 16. bis 20. Dezember 1918 für baldige Parlamentswahlen und damit Selbstauflösung ein.

Daraufhin planten die reichsweit Zulauf erhaltenden "Spartakisten" die Gründung einer neuen, linksrevolutionären Partei, zu der es beim Jahreswechsel kam. Am 1. Januar 1919 stellte sich die Kommunistische Partei Deutschlands der Öffentlichkeit vor. Sie nahm wenige Tage darauf am sogenannten "Spartakusaufstand" Teil, der jedoch von unabhängigen Arbeiterräten ausging. Diese versuchten die Übergangsregierung Friedrich Eberts mittels eines Generalstreiks zu stürzen und besetzten dazu mehrere Berliner Zeitungsgebäude. Liebknecht trat in die Streikleitung ein und rief entgegen dem Rat von Rosa Luxemburg zusammen mit der USPD zur Volksbewaffnung auf.

Vorausgegangen war am 24. Dezember Eberts Versuch, die den revolutionären Kieler Matrosen nahestehende Volksmarinedivision mit Gewalt aufzulösen. Dabei hatte er reguläres Militär gegen sie eingesetzt. Dies hatte am 29. Dezember zum Bruch zwischen USPD und SPD-Vertretern im "Rat der Volksbeauftragten" geführt. Seitdem war faktisch keine legitimierte Regierung vorhanden.

Ebert hatte auch seit Anfang Dezember immer mehr Militär in und um Berlin zusammengezogen. Die KPD unter Liebknecht versuchte nun erfolglos, einige Regimenter zum Überlaufen zu bewegen. Nach zweitägigen ergebnislosen Beratungen trat die KPD zunächst aus dem Führungsgremium der Aufständischen aus, dann brachen die USPD-Vertreter parallele Verhandlungen mit Ebert ab. Daraufhin setzte dieser das Militär gegen die Aufständischen ein. Es kam zu blutigen Straßenkämpfen und Massenexekutionen mit Hunderten von Opfern.

Wenige Tage nach dem gescheiterten Aufstandsversuch wurden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg in einem Versteck in Wilmersdorf - wahrscheinlich durch eine Denunziation - von einer "Bürgerwehr" entdeckt, aufgegriffen und an die Garde-Kavallerie-Schützendivison - das weitaus größte der frisch aufgestellten "Freikorps" - übergeben. Schon bei der Übergabe wurden sie schwer misshandelt. Auch Wilhelm Pieck, ebenfalls Spartakist und Mitgründer der KPD, war festgenommen worden und konnte bezeugen, dass parallel zu Folterverhören Absprachen und Telefonate stattfanden, so dass er von einem Mordplan ausging.

Grab Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs

Am frühen Morgen des 15. Januar 1919 wurden Liebknecht und Luxemburg dann zuerst bewusstlos geschlagen, in einen bereitstehenden PKW gesetzt und abtransportiert. Im Tiergarten hielt der Wagen, Liebknecht wurde zum Aussteigen gezwungen und dann von hinten erschossen. Der Tote wurde als "unbekannte Leiche" bei einer Polizeistation abgegeben. Luxemburg wurde ebenfalls erschossen und in den Berliner Landwehrkanal geworfen, wo man ihre Leiche erst nach Monaten auffand.

Nachklang

Ein ziviler Mordprozess gegen die Täter fand nicht statt, eine Untersuchung zu den Hintergründen wurde nicht eingeleitet. Auch der Militärprozess wurde erst eingeleitet, nachdem die KPD durch eigene Ermittlungen Aufenthaltsorte einiger Täter kundgab. In zwei Fällen, gegen Otto Runge und Hauptmann Pflugk-Hartung wurden dann zwar geringe Gefängnisstrafen verhängt, die die Verurteilten aber nicht anzutreten brauchten. Bei der Berufungsverhandlung wurden sie außerdem von einem preußischen Militärgericht freigesprochen. Das Urteil trug die Unterschrift des SPD-Reichswehrministers Gustav Noske. Die Einstellung des weiteren Verfahrens ging ebenfalls auf seine Initiative zurück. Von den späteren Nationalsozialisten erhielten die Täter Haftentschädigungen.

Der Führungsoffizier Hauptmann Waldemar Pabst wurde weder verfolgt noch angeklagt. Er gab später in der Bundesrepublik zu Protokoll, dass er vor den Morden mit Noske telefoniert habe und Ebert dabei anwesend gewesen sei. Man habe ihm eine Erlaubnis zu eigenmächtigem Vorgehen gegeben, so dass er von einer Zustimmung zu den Morden ausging.

Denkmal in Berlin

Denkmalssockel

Am Ort der Antikriegsdemonstration von 1916 enthüllte Friedrich Ebert, Oberbürgermeister von Groß-Berlin (Ost) und Mitglied des Politbüros der SED, am 13. August 1951 den Grundstein eines Denkmals für Karl Liebknecht. Anlass war Liebknechts 80. Geburtstag. Die Ehrung fand im Rahmen der III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten statt und war Teil einer Kampagne gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland. Doch das Denkmal auf dem Potsdamer Platz wurde in den nächsten zehn Jahren nicht fertiggestellt. Am 13. August 1961 begann die Abriegelung der Sektorengrenze nach West-Berlin. Nach dem Ausbau der Sperranlagen stand der Sockel bis 1990 im Grenzstreifen an der vorderen Mauer. Als mit der deutschen Einheit vom 3. Oktober 1990 die Planung für die Neuanlage des Potsdamer Platzes begann, wurde der Denkmalssockel 1995 abgeräumt und eingelagert. Im Jahr 2002 setzte sich die Stadtverordnetenversammlung des Bezirks Mitte von Berlin für die Wiederaufstellung des Sockels ein - als Dokument der Stadtgeschichte und des Umgangs mit den sozialistischen und antimilitaristischen Traditionen in Deutschland.

Literatur

Filme

Weblinks

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