Sebaldus von Nürnberg

Sagenhafte Überführung der sterblichen Überreste von Poppenreuth nach Nürnberg, links die Kirche St. Peter und Paul im Fürther Ortsteil Poppenreuth (Wandteppich, um 1410)

Sebaldus von Nürnberg, kurz auch Sebald genannt, hat möglicherweise im 8. Jahrhundert als Einsiedler in der Gegend von Nürnberg gelebt. Legenden nennen ihn einen dänischen Königssohn, der seine Verlobung mit einer französischen Prinzessin löste, um nach einer Romfahrt als Glaubensbote – vor allem in Franken – zu wirken.

Nach seinem Tod soll ein Ochsengespann ohne Lenker den Leichnam oder dessen Knochen[1] von der Kirche St. Peter und Paul in Poppenreuth (heute ein Gemeindeteil der Stadt Fürth) zu der damaligen Peterskapelle in Nürnberg gebracht haben, wo er beigesetzt wurde. Seine Verehrung als Heiliger ist dort ab etwa 1070 belegt. Erste belegbare deutschsprachige Legendenerzählungen über ihn stammen aus dem 14. Jahrhundert.[2] Über seinem Grab wurde 1223 bis 1274 die Sebalduskirche errichtet. Im 16. Jahrhundert schuf Peter Vischer einen bronzenen Prunkschrein für den Heiligensarg, das Sebaldusgrab. Wallfahrten zu seinem Grab trugen zum Aufblühen der Stadt bei.

Das Grab des Sebaldus stellt insofern eine Besonderheit dar, als die Reliquien eines von der römisch-katholischen Kirche kanonisierten Heiligen in einer evangelischen Kirche aufbewahrt werden.

Am 26. März 1425 wurde Sebaldus durch Papst Martin V. in den Kanon der katholischen Heiligen aufgenommen. Papst Martin berief sich auf die Schriften einer Nürnberger Delegation, die eine für Rom bearbeitete Version der Legenden präsentierte. Das Hauptargument für die Kanonisierung war, dass die Nürnberger ihren Heiligen seit 500 Jahren verehrten und Sebald hier Wunder vollbracht haben soll. Er ist einer der drei Stadtpatrone Nürnbergs, neben Laurentius von Rom und Deocar, dessen Gebeine teilweise noch in Nürnberg sind.
Sein Fest wird am 19. August gefeiert. Oft wird er mit den Attributen Stab, einem Modell seiner Kirche, Rosenkranz und Jakobsmuschel dargestellt.

Literatur

  • Herbert Bauer, Herbert Liedel: Freche Putten, verführerische Frauen, wilde Männer. Entdeckungen am Sebaldusgrab. context medien und verlag, Nürnberg 2010, ISBN 978-3-939645-28-3.
  • David J. Collins: The Holy Recluses. In: Reforming Saints: Saints’ Lives and Their Authors in Germany, 1470-1530. Oxford Studies in Historical Theology. Oxford University Press, Oxford 2008, S. 51–74.
  • Georg Hammacher: St. Sebald, der Schutzpatron Nürnbergs. Zum fünfhundertjährigen Feste seiner Heiligsprechung 1425-1925. Nürnberg 1925.
  • Sebaldus, S. [1]. In: Johann E. Stadler, Franz Joseph Heim, Johann N. Ginal (Hrsg.): Vollständiges Heiligen-Lexikon … Band 5: Q–Z. Herder, Freiburg im Breisgau 1882, S. 225–228 (zeno.org).
  • Gerhard Weilandt: Die Sebalduskirche in Nürnberg. Bild und Gesellschaft im Zeitalter der Gotik und Renaissance (= Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte. Band 47). Imhof, Petersberg 2007.
  • Das Leben und die Wunder des heiligen Sebaldus, des Apostels und Schutzpatrons der Stadt Nürnberg. Nürnberg 1842.
  • Klaus-Stefan Krieger: Sebald, H. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 9, Bautz, Herzberg 1995, ISBN 3-88309-058-1, Sp. 1267–1268.
  • Hubertus SeibertSebald. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 105 f. (Digitalisat).
  • Franz Bauer: Alt-Nürnberg (Sagen, Geschichten und Legenden). 4. unveränderte Auflage. J. Lindauer Verlag (Scheafer), München 1969.
  • H. v. C.: Ein großer Meister und sein größtes Werk. In: Die Gartenlaube. Heft 3, 1867, S. 501, 502–504 (Volltext [Wikisource] – mit Illustration von Rudolf von Seitz).
Commons: Sebaldusgrab – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Sebaldus von Nürnberg – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Martin Droschke: Die legendäre Feindschaft zwischen Nürnberg und Fürth hat einen konkreten Ursprungsort. In: Franken 2024. Franken-Wissen für das ganze Jahr. Emons Verlag, Köln 2023, ISBN 978-3-7408-1797-8, Blatt 21. April.
  2. Verfasserlexikon. Band VIII, Sp. 971 ff.