Emme

Emme
Grosse Emme
Verlauf der Emme

Verlauf der Emme

Daten
GewässerkennzahlCH: 468
LageEmmentaler Alpen

Schweizer Mittelland


Schweiz Schweiz

FlusssystemRhein
Abfluss überAare → Rhein → Nordsee
Quelleam Bolberg zwischen Hohgant und Augstmatthorn
46° 45′ 18″ N, 7° 53′ 12″ O
Quellhöheca. 1650 m ü. M.[2]
Mündungbei Luterbach von rechts in die AareKoordinaten: 47° 13′ 8″ N, 7° 34′ 17″ O; CH1903: 610056 / 229781
47° 13′ 8″ N, 7° 34′ 17″ O
Mündungshöhe426 m ü. M.[2]
Höhenunterschiedca. 1224 m
Sohlgefälleca. 15 ‰
Länge82 km[3]
Einzugsgebiet976 km²[4]
Abfluss am Pegel Limpachmündung Wiler[5]
AEo: 937 km²
NNQ (1949)
MNQ 1922–2016
MQ 1922–2016
Mq 1922–2016
MHQ 1922–2016
HHQ (2007)
2,26 m³/s
9,04 m³/s
19,1 m³/s
20,4 l/(s km²)
28,3 m³/s
662 m³/s
Linke NebenflüsseRötebach, Biglenbach, Dorfbach, Urtene, Limpach, Biberenbach, weitere siehe #Zuflüsse
Rechte NebenflüsseIlfis, Undere Frittebach, Grüene, Rüegsbach, weitere siehe #Zuflüsse
KleinstädteBurgdorf BE
GemeindenZuchwil, Luterbach, Derendingen, Biberist, Gerlafingen, Zielebach, Wiler bei Utzenstorf, Bätterkinden, Utzenstorf, Aefligen, Kirchberg BE, Rüdtligen-Alchenflüh, Lyssach, Heimiswil, Rüegsau, Hasle bei Burgdorf, Lützelflüh, Rüderswil, Lauperswil, Signau, Eggiwil, Schangnau, Flühli, Habkern und Oberried am Brienzersee
Emme bei Schüpbach, Gemeinde Signau

Emme bei Schüpbach, Gemeinde Signau

Die Emme, selten auch Grosse Emme genannt, ist ein Fluss in der Schweiz. Sie fliesst durch das nach ihr benannte Emmental im Kanton Bern und durch den Bezirk Wasseramt im Kanton Solothurn und mündet von rechts in die Aare.

Name

Der Fluss tritt 1249 erstmals urkundlich in Erscheinung (inter Murten et Emmun rivum). Der Gewässername geht vielleicht auf das gallisch-keltische Wort amjā (= Begießung)[6] oder ambis (= Fluss, lat. amnis) zurück.

Geographie

Verlauf

Die Emme entspringt im Gebiet zwischen Hohgant und Augstmatthorn in den Berner Voralpen. Das Quellgebiet liegt zum grösseren Teil in der Gemeinde Habkern und mit dem östlichen Abschnitt im Gebiet von Oberried am Brienzersee. Die waldreiche Gebirgslandschaft an der Lombachalp ist in mehrere Täler gegliedert, in denen Moore liegen und zahlreiche Wildbäche entspringen, die zur Emme fliessen. Deren grösster Zufluss im Gebiet von Habkern ist der Leimbach. Bei dessen Mündung liegt der Flussabschnitt «Harzisbode», der im Bundesinventar der Auengebiete von nationaler Bedeutung aufgeführt ist.[7] Das ganze Quellgebiet des Flusses liegt im Landschaftsschutzgebiet «Habkern/Sörenberg», das im Bundesinventar der Moorlandschaften von besonderer Schönheit und nationaler Bedeutung verzeichnet ist.[8]

Nach dem ersten, acht Kilometer langen Abschnitt im Gebirge durchquert die Emme im Durchbruch durch die Hohgantkette den Talboden von Schönisei und Küblisbühl, wo in ihrem Flussbett auf einer Strecke von einem Kilometer die Grenze zwischen dem Kanton Bern und dem Kanton Luzern verläuft. Danach fliesst sie in der Gemeinde Schangnau gegen Nordwesten, am Kemmeribodenbad und der Ortschaft Bumbach vorbei. Nach elf Kilometern fliesst sie durch den Talboden von Schangnau, wo sie von der Hauptstrasse 229.4 überquert wird, die zum Schallenbergpass führt. Im Gebiet von Eggiwil passiert sie die enge Schlucht mit dem «Räbloch». Das Engnis ist als Auenlandschaft «Emmeschlucht» im Bundesinventar der Auengebiete von nationaler Bedeutung verzeichnet,[9] und die weitere Umgebung bildet das Landschaftsschutzgebiet «Oberes Emmental mit Räbloch, Schopfgrabe und Rämisgumme» des Bundesinventars der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung.[10]

Bei Eggiwil mündet der Rötebach von links in die Emme und bei Schüpbach und Langnau im Emmental die Ilfis von rechts. Im unteren Emmental durchquert der Fluss die Ortschaften Lützelflüh, Rüegsauschachen, Burgdorf und Kirchberg.

Nach einem Lauf von 82 Kilometern mündet die Emme beim «Emmenspitz» zwischen Zuchwil und Luterbach von rechts in die Aare.

Einzugsgebiet

Das 976 km² grosse Einzugsgebiet der Emme liegt zum grössten Teil in den Emmentaler Alpen und zum Teil im Schweizer Mittelland. Die Landschaft wird durch sie über die Aare und den Rhein zur Nordsee entwässert.

Das Gebiet besteht zu 39,3 % aus bestockter Fläche, zu 51,5 % aus Landwirtschaftsfläche, zu 6,7 % aus Siedlungsfläche und zu 2,5 % aus unproduktiven Flächen.

Die Flächenverteilung

Die mittlere Höhe des Einzugsgebietes beträgt 896,4 m ü. M.[11]

Zuflüsse

Die wichtigsten Zuflüsse sind die Ilfis, die Urtene, die Grüene, der Limpach und der Rötebach.

Zuflüsse der Emme ab 10 km Länge

Zuflüsse der Emme ab 50 km² EZG

Zuflüsse der Emme ab 1 m³/s MQ

Direkte Zuflüsse der Emme[Z 1]
NameGKZLageLänge
in km
EZG
in km²
MQ
in m³/s
Mündung
Koordinaten
Mündungs­höhe
in m
Bemerkungen
LaublägerlibachCH005705rechts002,30000002,2000  Welt-Icon bei Teufengrabe, Habkern139700000
LeimbachCH001340links0005,30000009,21000000,3500 Welt-Icon bei Harzisbode, Habkern112300000
MürenbachCH001339rechts002,40000002,4700  Welt-Icon bei Hinder Schönisei, zwischen Habkern und Flühli109700000Alternativname: Chrummenbach
SchöniseibachCH001338rechts003,90000004,43000000,1800 Welt-Icon bei Küblisbühl, zwischen Schangnau und Flühli106200000
BärselbachCH001337rechts007,80000013,35000000,5100 Welt-Icon nach Küblisbühl, zwischen Schangnau und Flühli102300000
BüetschligrabenBE135102links0002,40000002,3100  Welt-Icon bei Bumbach, Schangnau90900000
BeutlerschwandgrabenCH001334links0002,70000002,8800  Welt-Icon bei Beutlerschwand, Schangnau90000000
SchwarzbachCH001333links0004,10000005,46000000,1800 Welt-Icon bei Schwarzbach, Schangnau86900000
FärzbachCH001332rechts002,80000003,39000000,1000 Welt-Icon bei Talmühle, Schangnau85600000
SorbachCH001328rechts005,10000011,34000000,3100 Welt-Icon bei Sorbach, Eggiwil76300000
GeissbachCH001325rechts004,40000007,98000000,2000 Welt-Icon bei Heidbühl, Eggiwil74400000
RötebachCH000238links0016,50000053,73000001,1500 Welt-Icon bei Dorf, Eggiwil72900000Alternativnamen: Röthenbach, Rötenbach
SchmittengrabenCH001316links0002,50000003,18000000,0600 Welt-Icon bei Längmatt, Eggiwil72300000
DieboldsbachCH001315rechts002,40000003,74000000,0900 Welt-Icon bei Dieboldswil, Eggiwil71300000
AeschaugrabenCH001311rechts002,40000003,65000000,0800 Welt-Icon bei Aeschau, Eggiwil69200000
SchüpbachkanalCH001313links0008,20000018,09000000,3700 Welt-Icon bei Schüpbach, Signau66400000
NidermattgrabeCH001312links0003,20000004,01000000,0700 Welt-Icon bei Schüpbach, Signau66100000
IlfisCH000490rechts024,70000203,87000005,9400 Welt-Icon bei Emmenmatt zwischen Lauperswil und Langnau im Emmental64300000
LängebachCH001310links0003,30000002,9600  Welt-Icon bei Emmenmatt, Lauperswil64100000
GrüeneCH000463rechts019,50000081,12000001,7100 Welt-Icon bei Ramsei, Lützelflüh59400000Alternativnamen: Grünen, Grüne
BiglenbachCH001295links0019,70000051,13000000,9800 Welt-Icon bei Hasle bei Burgdorf56600000
RüegsbachCH001293rechts009,00000030,02000000,5300 Welt-Icon bei Rüegsauschachen56100000
UrteneCH00539links0019,30000097,04000002,0300 Welt-Icon bei Bätterkinden47900000Alternativnamen: Urtenen, Urtenenbach
LimpachCH000796links0019,30000078,4000  Welt-Icon bei Kräiligen, Bätterkinden45600000
BiberenbachCH001277links0015,10000029,45000000,3000 Welt-Icon bei Biberist43800000
Emme[Z 2]082,00000975,8900  bei Luterbach42600000Mündet in die Aare

Anmerkungen zur Tabelle

  1. Von Quelle zur Mündung. Daten von Swisstopo (map.geo.admin.ch).
  2. Die Daten der Emme zum Vergleich

Hydrologie

Die Emme nach einem Gewitter

Die mittlere Wasserführung ist bei der Mündung rund 20 m³/s. Die maximale Wasserführung beträgt bis über 650 m³/s (663 m³/s am 8. August 2007, Messstation Wiler, Limpachmündung).[12][13]

Die Emme ist bekannt dafür, dass es bei Gewittern im Quellgebiet zu richtigen Flutwellen im Emmental kommen kann, Anschutz genannt. Die Erzählung «Die Wassernot im Emmental» von Jeremias Gotthelf schildert sehr eindrücklich eines der grössten bekannten Hochwasser vom 13. August 1837. Dieses und andere Hochwasser führten dazu, dass im 19. Jahrhundert die Emme über weite Strecken kanalisiert und beidseitig Dämme aufgeschüttet wurden.

Am 24. Juli 2014 etwa kam es als Folge von Regengüssen mit Niederschlägen von örtlich bis zu 100 Litern pro Quadratmeter innert weniger Stunden zu einem Anschwellen der Emme bei Emmenmatt von ungefähr 24 m³/s auf über 420 m³/s, bei einem Normalabfluss des Gewässers von 20 m³/s.[14]

Die Grundwasserfassung Aeschau, welche zu einem grossen Teil die Trinkwasserversorgung der Stadt Bern sicherstellt, wird zu rund 70 Prozent vom Wasser der Emme gespiesen.[15]

In Folge der Dürre und Hitze in Europa ist das Flussbett im Jahr 2018 stellenweise ausgetrocknet.[16] Auch die Dürre und Hitze 2022 und das Hochwasser vom 4. Juli desselben Jahres setzte den Fischen stark zu. Damit sich die Fischbestände wieder erholen können, gilt ab 2023, von der Einmündung der Ilfis flussaufwärts, für vorerst drei Jahre ein Fischereiverbot.[17]

Wirtschaft und Verkehr

Industriekanäle am Unterlauf

An ihrem Unterlauf wird die Emme seit dem 19. Jahrhundert industriell genutzt. Mit einem Wehr bei Biberist (SO) wird ihr Wasser entnommen und in den Industriekanal geleitet, dessen enger Querschnitt zu einer hohen Fliessgeschwindigkeit führt. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts werden damit mehrere kleine Wasserkraftwerke betrieben, die angrenzende Industriebetriebe wie die Papierfabrik Biberist versorgen oder auch ins öffentliche Netz einspeisen. Im 19. Jahrhundert, vor der Elektrifizierung, diente der Kanal dem Antrieb von Transmissionen der Papierfabrik Biberist sowie der damaligen Textilfabrik Schöller in Derendingen.

Daneben gibt es einen weiteren Industriekanal, der knapp vor dem erwähnten Biberister Wehr in die Emme entwässert, dessen Wasser indes nicht nur aus der Emme, sondern auch aus verschiedenen Bächen in der Umgebung von Utzenstorf (BE) stammt. Sie werden durch Kanalisierung ebenfalls in eine schnelle Strömung verwandelt, die heute Kleinkraftwerke der Papierfabrik Utzenstorf und des Stahlwerks Gerlafingen versorgt. Letzteres deckte und deckt auch seinen Wasserbedarf teils aus dem Kanal.

Brücken

Horbenbrücke, Eggiwil BE

Auf ihrem Weg wird die Emme von rund 70 Brücken überquert. Acht der fünfzehn gedeckten Holzbrücken sind denkmalgeschützt.

32 Übergänge überqueren den Emmekanal im solothurnischen Wasseramt.

Literatur

Commons: Emme – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Emme ist Grenzfluss
  2. a b Geoserver der Schweizer Bundesverwaltung (Hinweise)
  3. Auswertungen zum Gewässernetz. (XLSX) BAFU, Dezember 2013, abgerufen am 9. August 2017 (Auflistung Fliessgewässer der Schweiz >30km).
  4. Topographische Einzugsgebiete der Schweizer Gewässer: Gebietsauslässe. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 30. Mai 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/api3.geo.admin.ch (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  5. Messstation Limpachmündung Wiler 1922–2016 (PDF) Bundesamt für Umwelt BAFU
  6. Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin/Boston 2014, ISBN 978-3-11-057891-1, S. 125, „Emme“ (Auszug in der Google-Buchsuche).
  7. Objektblatt «Harzisboden» im Bundesinventar der Auengebiete von nationaler Bedeutung.
  8. Objektblatt «Habkern/Sörenberg» im Bundesinventar der Moorlandschaften von besonderer Schönheit und nationaler Bedeutung.
  9. Datenblatt «Emmeschlucht» im Bundesinventar der Auengebiete von nationaler Bedeutung.
  10. Objektblatt «Oberes Emmental mit Räbloch, Schopfgrabe und Rämisgumme» des Bundesinventars der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung.
  11. Topographische Einzugsgebiete Schweizer Gewässer: Emme
  12. Hydrologische Daten zur Emme, Bundesamt für Umwelt
  13. Ereignisanalyse Hochwasser August 2007, Bundesamt für Umwelt, Seite 75
  14. Messdaten des AWA Bern (Memento desOriginals vom 29. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wada.bve.be.ch, abgerufen am 26. Juli 2014.
  15. Kaspar Meuli, Andri Bryner: Die Wege des Emmentaler Grundwassers mit Edelgasen erschnüffelt. Eawag, 21. Mai 2021, abgerufen am 25. Mai 2021.
  16. Trockenheit und Hitze - Wenn vom Fluss nur noch das Bett bleibt In: srf.ch, 28. Juli 2018, abgerufen am 29. Juli 2018.
  17. Silvia Wullschläger: Fischen verboten – damit sich die Bachforellen wieder vermehren. In: wochen-zeitung.ch. 8. Dezember 2022, abgerufen am 15. Dezember 2022.