Emerson Fittipaldi

Emerson Fittipaldi
Emerson Fittipaldi, 2017
Nation: Brasilien Brasilien
Automobil-Weltmeisterschaft
Erster Start: Großer Preis von Großbritannien 1970
Letzter Start: Großer Preis der USA Ost 1980
Konstrukteure
1970–1973 Lotus • 1974–1975 McLaren • 1976–1980 Copersucar/Fittipaldi
Statistik
WM-Bilanz: Weltmeister (1972, 1974)
Starts Siege Poles SR
144 14 6 6
WM-Punkte: 281
Podestplätze: 35
Führungsrunden: 478 über 2.235 km

Emerson Fittipaldi (* 12. Dezember 1946 in São Paulo) ist ein ehemaliger brasilianischer Rennfahrer und zweifacher Formel-1-Weltmeister. Er wurde 1972 der bis dahin jüngste Weltmeister der Geschichte, bis der Rekord 2005 erstmals durch Fernando Alonso unterboten wurde.[1]

Karriere

Fittipaldi 1971 im Lotus 72 auf dem Nürburgring
Fittipaldi im McLaren M23 von 1974
Fittipaldi beim Indy 500 von 1994

Nachdem er 1969 die britische Formel-3-Meisterschaft gewonnen hatte, kam Emerson Fittipaldi 1970 als dritter Fahrer neben Jochen Rindt und John Miles in das Lotus-Team zur Formel 1. Er verhalf praktisch Rindt zum Weltmeistertitel postum, als er völlig überraschend den Großen Preis der USA 1970 in Watkins Glen gewann. Bis 1973 fuhr er für das Team von Colin Chapman und wurde Weltmeister 1972. Im folgenden Jahr bekam Fittipaldi im Team mit Ronnie Peterson starke Konkurrenz. Mit zwei Spitzenfahrern verzettelte sich das Team etwas, sodass Jackie Stewart zu seinem dritten Weltmeistertitel fuhr. Fittipaldi wurde Vize-Weltmeister, Peterson WM-Dritter.

Emerson Fittipaldi hatte wahrscheinlich das Gefühl, dass Colin Chapman den Schweden Peterson begünstigte, und unterschrieb rechtzeitig für 1974 bei McLaren und dem dortigen Teamchef Teddy Mayer. Jackie Stewarts Rücktritt und der Neubeginn bei Ferrari begünstigte etwas seinen erneuten WM-Titel. Fittipaldi war zwar immer noch ein absoluter Spitzenfahrer, aber das Feuer, das er von 1970 bis 1972 hatte, war nicht mehr da. Er fuhr rationaler und besonnener. 1975 feierte er zwar mit seinem McLaren noch zwei Grand-Prix-Siege (Buenos Aires und Silverstone) und auch die Vize-Weltmeisterschaft. Doch dem aufstrebenden Niki Lauda und dessen Ferrari-Team konnte er kaum noch Paroli bieten.

Nach dieser Saison unterschrieb er für 1976 beim von Copersucar unterstützten Team seines Bruders Wilson Fittipaldi. Doch der Karriereknick war da. Von 1976 bis 1980, als er für das Copersucar/Fittipaldi-Team fuhr, konnte er sich bis 1978 zwar regelmäßig leicht verbessern, aber mehr als ein zweiter Platz (1978 beim Großen Preis von Brasilien in Jacarepagua) sprang nicht heraus. 1979 und 1980 stagnierte das Team immer mehr und Fittipaldi verlor recht bald die Lust. Am 5. Oktober 1980 fuhr er in den USA seinen letzten Grand Prix.

1981 wechselte er ins Management des Fittipaldi-Teams. Spitzenfahrer des Teams war Keke Rosberg. Der Finne errang keinen einzigen WM-Punkt für das Team und konnte sich sogar bei fünf Rennen nicht einmal qualifizieren. Wie schwach das Fittipaldi-Auto wirklich war, zeigte sich ein Jahr später. Derselbe Keke Rosberg wurde im Williams-Ford Weltmeister.

Zwischen 1984 und 1996 fuhr „Emmo“ in der IndyCar World Series. Er gewann dort 1989 die Meisterschaft und das Indianapolis-500-Rennen. 1993 wiederholte er den Sieg bei den Indianapolis 500.

Nach einem schweren Feuerunfall 1996 beim Michigan 500 sowie einem Absturz mit seinem privaten Ultraleichtflugzeug im Jahr darauf beendete er seine Karriere als aktiver Rennfahrer. Im Jahr 2003 kehrte er jedoch als Teamchef eines eigenen Rennstalls in die Champ-Car-Serie zurück.

Für das brasilianische Nationalteam in der A1GP-Serie fungierte er ebenfalls als Teamchef.

2005 sorgte er für eine Überraschung, als er trotz seines inzwischen fortgeschrittenen Alters die Teilnahme an der GP Masters-Serie ankündigte und bereits im ersten Rennen knapp hinter seinem ehemaligen Champ-Car-Kontrahenten Nigel Mansell den zweiten Rang belegen konnte.

2008 nahm er gemeinsam mit seinem Bruder Wilson am Steuer eines Porsche 997 GT3 an der brasilianischen GT3-Meisterschaft teil.

Er ist Mitglied der Laureus World Sports Academy.

Im November 2014 trat Fittipaldi erneut vom Rücktritt zurück und nahm in einem Ferrari 458 Italia des AF Corse Teams am 6-Stunden-Rennen in São Paulo teil, dem Finale der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC).[2]

Privatleben

Emerson Fittipaldi lebt in dritter Ehe und hat sieben Kinder. Aus seiner ersten Ehe mit Maria Helena von 1970 bis 1982 stammen drei Kinder. Die Ehe mit Teresa brachte zwei Kinder hervor. Seine dritte Frau, die Ökonomin Rossana Fanucchi, heiratete er Anfang Dezember 2012 nach elf Jahren des Zusammenlebens. Mit ihr hat er zwei Kinder, den 2007 geborenen Sohn Emerson „Emmo Jr.“, der ebenfalls als Rennfahrer aktiv ist,[3] und eine Anfang 2012 geborene Tochter.[4]

Er lebt heute zeitweise in der Nähe seiner Geburtsstadt São Paulo, wo er eine Orangenplantage besitzt. Ein weiteres Hobby ist die Produktion von Zigarren. Bei der Präsidentschaftswahl in Brasilien 2018 unterstützte Fittipaldi den rechtsextremen Kandidaten Jair Bolsonaro.[5]

Statistik

Statistik in der Automobil-Weltmeisterschaft

Diese Statistik umfasst alle Teilnahmen des Fahrers an der Automobil-Weltmeisterschaft.

Grand-Prix-Siege

Einzelergebnisse

Saison 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17
1970
8 4 15 DNS 1 DNF
1971
DNF DNF 5 3 3 DNF 2 8 7 NC
1972
DNF 2 1 3 1 2 1 DNF 1 1 11 DNF
1973
1 1 3 1 3 2 12* DNF DNF DNF 6 DNF 2 2 6
1974
10 1 7 3 1 5 4 3 DNF 2 DNF DNF 2 1 4
1975
1 2 NC DNS 2 7 8 DNF 4 1 DNF 9 2 2
1976
13 17* 6 DNF DNQ 6 DNF DNF 6 13 DNF DNF 15 DNF 9 DNF
1977
4 4 10 5 14 DNF DNF 18 11 DNF DNQ 11 4 DNQ 13 DNF
1978
9 2 DNF 8 9 DNF DNF 6 DNF DNF 4 4 5 8 5 DNF
1979
6 11 13 DNF 11 9 DNF DNF DNF DNF DNF DNF 8 8 7
1980
NC 15 8 3 DNF 6 13* 12 DNF 11 DNF DNF DNF DNF
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
1971 Escuderia Nacional CS Porsche 917 Argentinien BUA Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Belgien SPA Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Osterreich ZEL Vereinigte Staaten WAT
DNF

Einzelergebnisse in der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8
2014 AF Corse Ferrari 458 Italia Vereinigtes Konigreich SIL Belgien SPA Frankreich LEM Vereinigte Staaten AUS Japan FUJ China Volksrepublik SHA Bahrain BAH Brasilien SAO
21

Literatur

  • Roger Benoit: Emerson Fittipaldi. Copress-Verlag München, 1974.
Commons: Emerson Fittipaldi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Formel-1-Legende Fittipaldi wird 70. Kicker-Sportmagazin, 12. Dezember 2016, abgerufen am 3. September 2017.
  2. Vorschau auf das WEC-Finale in Sao Paulo. gt-eins.at, 26. November 2014, abgerufen am 26. November 2014.
  3. Instagram-Account seines Sohnes (Emerson Fittipaldi Jr.), abgerufen am 25. März 2022.
  4. Emerson Fittipaldi oficializa união com Rossana Fanucchi em São Paulo, GloboEsporte, 8. Dezember 2012.
  5. Der Rechtsaußen und die Sympathien aus dem Fußball auf der Internetseite der FAZ vom 28. Oktober 2018, abgerufen am 11. April 2021.