Bernhard Dondorf

Bernhard Dondorf (geboren als Beer Doctor) (* 19. März 1809 in Frankfurt am Main; † 13. Juni 1902 ebenda) war Lithograph, Druckunternehmer und Politiker der Freien Stadt Frankfurt.

Familie

Bernhard Dondorf war ein Nachfahre der jüdischen Familie Buchsbaum, die seit 1499 in Frankfurt ansässig war. Da die Vorfahren Ärzte waren, hatte sich als Familienname Doctor eingebürgert. Sein Vater Judmann Beer Doctor (1765–1841) heiratete 1798 Marianne Doctor. Das Paar hatte drei Söhne: Mayer Doctor, Beer Doctor und Leopold Doctor. Mayer Doctor ließ später seinen Namen in Maximilian Donndorf ändern. Im September 1826 stellte auch Beer Doctor den Antrag auf Änderung des Namens in Bernhard Donndorf. Im gleichen Jahr genehmigte der Senat der Freien Stadt Frankfurt die Namensumbenennung. Aufgrund eines Schreibfehlers der Stadt ging dabei aber ein "n" verloren und der amtliche Name wurde Bernhard Dondorf.

Am 13. August 1837 heiratete Bernhard Dondorf Jaquette geborene Bing (1814–1892). Das Ehepaar hatte 8 Kinder:

  • Clothilde (1838–1932)
  • August (1840–1866)
  • Emilie (* 1841)
  • Marie (* 1843)
  • Carl (1844–1936)
  • Ottilie (1846–1928)
  • Paul (1848–1904)
  • Anna (1850–1927)

Leben

Beer Doctor besuchte das Philanthropin und machte nach dem Schulabschluss 1824 bis 1828 eine Lehre zum Lithographen bei Carl Christian Otto Naumann (1794–1865). Nach der Lehre besuchte Dondorf Berlin, Paris, Dresden, München und Wien und erweiterte dort seine drucktechnischen Fachkenntnisse. Am 1. April 1833 legte er seinen israelitischen Bürgereid in Frankfurt ab und erwarb damit das Recht ein eigenes Unternehmen in der Stadt zu gründen.

Mit einem Kapital von 600 Gulden, die er von seiner Mutter erhalten hatte, gründete er eine Druckerei und einen Handel von Druckzubehör. 1836 veröffentlichte er ein Buch über Lithographie und erwarb sich mit seiner Druckkunst Ansehen. Bedeutende Mitarbeiter seines Unternehmens waren Ferdinand Karl Klimsch und Friedrich Karl Hausmann. Er entwickelte insbesondere neue Methoden zum Druck von Geldscheinen und Wertpapieren. Mitte des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der Banknoten explosionsartig an.

Dondorf & Naumann

1850 gründete er gemeinsam mit seinem früheren Lehrherren die Firma Dondorf & Naumann, die sich auf den Druck von Banknoten, Wertpapieren und Postwertzeichen spezialisierte. Neben Giesecke & Devrient war es die führende Druckerei für Banknoten in Deutschland. Die Firma expandierte schnell. Sie druckte die Banknoten der Frankfurter Bank, Württembergische Notenbank, Meininger Bank, Badische Bank und Bayerischen Notenbank. Daneben druckte sie Briefmarken für das Großherzogtum Luxemburg und die Thurn-und-Taxis-Post. 1870 erhielt Dondorf & Naumann den Auftrag für die japanische Regierung 200 Millionen Geldscheine zu produzieren.

Diese Aufträge ließen sich nicht mehr am ursprünglichen Standort in der Saalgasse 27 umsetzen. Zusätzliche Produktionsstätten in der Schneidwallstraße 5 und im Großen Hirschgraben wurden daher erworben.

Nach der Reichsgründung 1871 sank die Bedeutung der Privatnotenbanken und damit das Auftragsvolumen von Dondorf & Naumann.

B. Dondorf

Neben dem Gemeinschaftsunternehmen mit Naumann betrieb Bernhard Dondorf auch seine eigene Firma B. Dondorf weiter. Ab 1838 wurden hier vor allem Spielkarten hergestellt. Auch nach dem Ausscheiden von Bernhard Dondorf bildete dieses Geschäftsfeld ein Kernprodukt der Firma, die seine Kinder weiterbetrieben, bis sie später an ASS Altenburger verkauft wurde.

Politik und gesellschaftliches Engagement

Dondorf war Freimaurer in der Loge zur aufgehenden Morgenröthe im Orient zu Frankfurt. Er war Mitglied der Frankfurter Museumsgesellschaft und dem Frankfurter Liederkranz von 1828.

Politisch vertrat er liberale Positionen und war bereits vor der Revolution von 1848/1849 in der Freien Stadt Frankfurt Mitglied des Montagskränzchens, des Vereins der Liberalen der Stadt. Am 25. Oktober 1848 wurde er in die Constituierende Versammlung der Freien Stadt Frankfurt gewählt. 1849 erklärte er den Mandatsverzicht.

Ruhestand

Klüberstraße 20

Nachdem er während seiner aktiven Zeit in der Eschersheimer Landstraße 8 gewohnt hatte, zog er Ende 1870 in die Villa Klüberstraße 20 in Frankfurt, wo er 1872 in den Ruhestand trat. Das Haus Klüberstraße 20 steht heute unter Denkmalschutz.

1875 stellte er den Bauantrag für eine Villa in Königstein im Taunus, die er als Sommerhaus nutzte. Im September 1901 beschloss die Stadtverordnetenversammlung, ihn zum Ehrenbürger von Königstein zu ernennen.

Literatur

  • Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 111.
  • Friedhelm Buchholz: Die wechselvolle Geschichte eines Industriedenkmals – Alte Druckerei Dondorf (= Bockenheimer Geschichtsblätter. Band 2). Freunde Bockenheims, Frankfurt am Main 2009.
  • Wolfgang Klötzer (Hrsg.): Frankfurter Biographie. Personengeschichtliches Lexikon. Erster Band. A–L (= Veröffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission. Band XIX, Nr. 1). Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-7829-0444-3, S. 162.

Weblinks