Schneider Electric

Schneider Electric SE

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RechtsformSocietas Europaea
ISINFR0000121972
Gründung1836
SitzRueil-Malmaison, Département Hauts-de-Seine, Frankreich Frankreich
LeitungJean-Pascal Tricoire, Präsident und Chief Executive Officer[1]
Mitarbeiterzahl142.000[2]
Umsatz24,7 Mrd. Euro (GJ 2017)[2]
BrancheElektrotechnik
Websitewww.se.com
Stand: 31. Dezember 2017

Schneider Electric SE ist ein börsennotierter Elektrotechnik-Konzern, der in den Gebieten elektrische Energieverteilung und industrielle Automation tätig ist. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Rueil-Malmaison bei Paris und ist in ca. 150 Ländern vertreten.

Geschichte

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Adolphe und Eugène Schneider gründeten 1836 in Le Creusot, Frankreich, auf 280 Hektar Land das Stahlwerk Schneider-Creusot bzw. Schneider & Cie. und gehörten damit zu den großen Pionierunternehmen Frankreichs. Sie waren in den Bereichen Stahl- und Schwerindustrie, Schwermaschinenbau und Ausrüstungen sowie Einrichtungen für das Transport- und Verkehrswesen tätig. Nachdem Schneider bereits als Spezialist auf dem Rüstungsgebiet galt, wandte sich die Firma dem aufkommenden Elektrikmarkt zu und baute 1905 ihre erste Elektrolokomotive.

In Le Havre existierten ferner Rüstungswerke Schneider & Cie., die ab 1903 gemeinsam mit dem Ingenieur Eugène Brillié Fahrzeuge und später auch Panzerwagen (Schneider CA1) und Artilleriegeschütze (Canon de 105 mle 1913 Schneider) bauten.

1919 expandierte Schneider nach Deutschland und Osteuropa.

1929 schloss sich das Unternehmen mit Westinghouse, einer großen internationalen Elektrikgruppe, zu Le Matériel Electrique Schneider & Westinghouse zusammen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab das Unternehmen schrittweise die Waffenherstellung auf und richtete sich auf zivile Bedürfnisse aus. Schneider wurde als Bauunternehmung, Stahlhersteller, Elektrotechniklieferant und Zulieferer für die Atomkraftwerkindustrie bekannt.

1950 erfolgte unter der Leitung von Charles Schneider die Umfirmierung in die Holdinggesellschaft Schneider S. A. Das Unternehmen verfolgte eine Akquisitionspolitik und wurde 1957 Mitglied der 50-Hz-Arbeitsgemeinschaft für die Vermarktung von Bahnelektrifizierungen mit 25 kV 50 Hz.[3]

Im August 1960 verstarb der Firmeninhaber Charles Schneider überraschend, und das Unternehmen wurde 1963 von Édouard-Jean Empain übernommen und mit dessen Unternehmungen zu Empain-Schneider zusammengelegt. Empain legte mehr Wert auf kurzfristige Rentabilität. Das zurückgehende Stahlgeschäft brachte das Unternehmen mehr und mehr in Schwierigkeiten.[4]

1964 wurde durch Zusammenschluss mit Forges et Ateliers de Construction Electriques de Jeumont das Unternehmen Jeumont-Schneider gebildet. Der Bahnbereich wurde 1968 an Alstom verkauft.

1971 wurde das Bauunternehmen Spie Batignolles übernommen. 1975 erhielt Schneider die Mehrheit an Merlin Gerin, das 1992 vollständig übernommen wurde.

1981 verkaufte Édouard-Jean Empain seine Anteile an der Firma an Paribas.

1988 folgte die Übernahme von Telemecanique und 1991 des amerikanischen Unternehmens Square D. Dafür wurden andere Bereichen abgetrennt: 1992 erfolgte der Verkauf von Jeumont-Schneider Industries an Framatome. 1994 wurden die übernommenen Firmen Merlin Gerin, Telemecanique und Square D in die Groupe Schneider integriert, die Namen dort jedoch als Kernmarken weitergeführt. Außerdem erfolgte der Kauf der Automatisierungstechnik (Modicon) von AEG.

1996 trennte sich die Gruppe vom Bauunternehmen Spie Batignolles.

Die Ausrichtung der Groupe Schneider auf den Bereich Elektrotechnik wurde 1999 mit dem neuen Namen Schneider Electric SA betont.

Zwischen 2000 und 2005 erweiterte die Firma ihre Betätigungsfelder, darunter Abtastungstechnologie, Bewegungskontrolle sowie Gebäudeautomation und -sicherheit. Die Firma expandierte weiterhin, indem sie in den Jahren 2000 bis heute die oben genannten Unternehmen übernahm, wobei diese selbständig blieben.

Im Jahr 2007 erwarb Schneider von der Friedhelm Loh Group deren im Bereich von Türsprechanlagen tätige Tochter Ritto. Diese Marke wurde seitdem stärker auf den Bereich der Gebäudeautomatisation ausgerichtet und wird weiterhin fortgeführt.

Die Gesellschaften Schneider Electric Power Drives und Sarel wurden 2008 vollständig in Schneider Electric integriert, wobei Sarel als Marke weiter existiert. Im Februar 2007 wurde die Firma American Power Conversion (APC) übernommen, ein Hersteller von Stromversorgungs- und Kühllösungen.

2010 verkaufte Areva den Bereich T&D (Energieübertragung und -verteilung) an ein Konsortium von Schneider Electric und Alstom. Vom Verkauf waren 22.000 Mitarbeiter betroffen. Der Verkaufspreis betrug etwa vier Milliarden Euro. Dem stimmten die Kartellbehörden zu. Der Verkauf von T&D durch AREVA wurde erforderlich, um den Aktienrückkauf von Siemens und die mehrere Milliarden Euro über der Planung liegenden Kosten für den Bau des Kernkraftwerks Olkiluoto/Finnland zu refinanzieren. 2011 wurde dieser Bereich in Schneider Electric Energy umbenannt.

Anfang 2014 hat Schneider Electric Invensys gekauft.[5][6]

Nach einem Bericht des deutschen Fernsehmagazins FAKT (MDR) vom 27. September 2016 enthielt ein im Jahre 2005 durch den deutschen Bundesnachrichtendienst untersuchtes Überwachungs-System, das von der seit 2007 zum Schneider-Konzern gehörenden US-Firma NetBotz Inc. bevorzugt an Regierungsstellen und Hightech- sowie Rüstungshersteller verkauft wurde, einen Backdoor-Zugang für US-amerikanische Geheimdienste. Die Behörde gab diese Information jedoch wegen befürchteter politischer Auswirkungen nicht an andere Stellen weiter (vgl. Bundesnachrichtendienst#NetBotz-Affäre 2016). Erst 2015 nahm die deutsche Bundesanwaltschaft entsprechende Ermittlungen auf. Schneider Electrics gab im September 2016 auf Anfrage des MDR an, bislang weder durch deutsche noch durch französische Behörden über diese Vorgänge informiert worden zu sein.[7][8] Im Dezember 2016 teilte der Konzern mit, man habe die Geräte überprüft und könne die Vorwürfe nicht nachvollziehen. Zu diesem Zeitpunkt waren bei vielen, teils sicherheitsrelevanten deutschen Firmen und auch in Großkonzernen wie Volkswagen, Deutsche Bank und Deutsche Telekom Servermonitoring-Systeme von NetBotz im Einsatz.[9] Die Bundesanwaltschaft schloss eine vorläufige Prüfung bereits im Frühjahr 2016 ab und leitete wegen Verjährung keine förmlichen Ermittlungen ein.[10] Das Büro des französischen Ministerpräsidenten erklärte auf Anfrage, der Sachverhalt unterliege „der höchsten nationalen Geheimhaltungsstufe“.[9]

Unternehmensprofil

Schneider Electric ist in zwei Hauptgebieten tätig:

  • Im Bereich der Ausstattung von Mittelspannungsnetzen und Niederspannungsnetzen zur Energieverteilung bis zum Endverbraucher
  • Industrielle Automation, Steuerung, Kontrolle, Schutz und Überwachung von Maschinen und Anlagen in Industrie, Infrastruktur und Gebäuden

Schneider Electric GmbH, die deutsche Niederlassung mit Hauptverwaltungssitz in Ratingen, beschäftigt in Deutschland 4.754 Mitarbeiter, die in einem Werk und mehreren Vertrieben elektrotechnische Produkte produzieren und vermarkten. Weitere Einrichtungen befinden sich in Seligenstadt, Leinfelden-Echterdingen, Marktheidenfeld, Berlin, Mannheim, Hamburg, Lahr, Leipzig, Magdeburg, Dresden, Regensburg, Wiehl, Sondershausen, Oberhausen und Hannover.[11]

Die ehemaligen Kernmarken des Konzerns sind Telemecanique, Merlin Gerin und Square D. Diese Unternehmen wurden zunächst von der Groupe Schneider übernommen und die Namen als Marke weitergeführt. Seit Frühjahr 2008 sind Merlin Gerin, Telemecanique und Square D komplett in Schneider Electric integriert. Die Tätigkeitsbereiche werden jedoch bei Schneider Electric weitergeführt.

Des Weiteren sind diese Konzerngesellschaften mit Sitz in Deutschland Teil des Unternehmens:

Produkte

Industrielle Steuerungs- und Automatisierungstechnik

Energieverteilung in der Nieder- und Mittelspannungstechnik

Installationstechnik

Commons: Schneider Electric – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Schneider Electric. schneider-electric.com, abgerufen am 11. Juli 2011.
  2. a b Unternehmenspräsentation. In: schneider-electric.com. Abgerufen am 14. März 2019.
  3. Amandus Jäger: Geschäftsleben. In: ajaeger.ch. Abgerufen am 10. April 2016.
  4. Schneider Electric, 170 years of history. Schneider Electric, abgerufen am 10. April 2016 (englisch).
  5. Schneider Electric übernimmt Invensys. Invensys-Website, 17. Januar 2014 (Memento vom 29. Mai 2014 im Internet Archive).
  6. Fusionskontrolle: Kommission genehmigt Übernahme von Invensys durch Schneider Electric im Bereich der Automatisierungs‑ und Steuerungstechnik. europa.eu, 29. November 2013.
  7. BND-Skandal: NetBotz baut offenbar Hintertüren in seine Kameras ein. Der Spiegel vom 27. September 2016.
  8. Die NSA schaut durch die Hintertür zu. ZEIT Online vom 27. September 2016.
  9. a b Deutsche Konzerne offenbar von US-Spionage betroffen. FAKT exklusiv, 13. Dezember 2016.
  10. Keine Ermittlungen in BND-Backdoor-Skandal – Generalbundesanwalt beruft sich auf Verjährung. FAKT exclusiv, 5. Oktober 2016.
  11. Standorte Deutschland. Abgerufen am 12. September 2019.