„Süditalien“ – Versionsunterschied

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== Bedeutung ==
== Bedeutung ==
Italien hatte sich in den [[1950er]]n dazu entschieden, den unterentwickelten Süden mit Transferzahlungen aus dem "reichen Norden" und der Mitte Italiens zu unterstützen. Oft wird im Zuge der deutschen [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]] und der folgenden Probleme des „Aufbaus Ost“ auf das Beispiel Mezzogiorno verwiesen.
Italien hatte sich in den [[1950er]]n dazu entschieden, den unterentwickelten Süden mit Transferzahlungen aus dem "reichen Norden" und der Mitte Italiens zu unterstützen. Oft wird im Zuge der deutschen [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]] und der folgenden Probleme des „Aufbaus Ost“ auf das Beispiel Mezzogiorno verwiesen.
So sind in Ostdeutschland und im Mezzogiorno die Produktivitätsniveaus relativ zum Rest des Landes (Norditalien bzw. Westdeutschland) trotz der Zahlungen jeweils seit einigen Jahren bei 60%.
So sind in Ostdeutschland und im Mezzogiorno die Produktivitätsniveaus relativ zum Rest des Landes (Norditalien bzw. Westdeutschland) trotz der Zahlungen jeweils seit einigen Jahren bei 60%. Italien is geil!!und das essen!!!pasta pasta


== Die dualistische Wirtschaftsstruktur Italiens ==
== Die dualistische Wirtschaftsstruktur Italiens ==

Version vom 11. Januar 2008, 11:57 Uhr

Kontinentales Süditalien inkl. Abruzzen

Der Mezzogiorno bezeichnet den wirtschaftlich wenig entwickelten Süden Italiens.

Geografische Abgrenzung

„Italia Insulare“

Süditalien besteht aus den heutigen italienischen Regionen, die vor der Einigung Italiens im Jahr 1861 zum Königreich Neapel gehörten. Dabei handelt es sich um die Regionen Abruzzen, Molise, Kampanien, Basilikata, Apulien, Kalabrien und Sizilien. Auch die früher vom Haus Savoyen beherrschte Insel Sardinien gehört zum Mezzogiorno.

Wirtschaftsgeografisch wird die Region Abruzzen in letzter Zeit zu Mittelitalien gezählt, da die Wirtschaftsleistung der Region eher der der mittelitalienischen Regionen entspricht. Die Region Abruzzen kann nach rein geografischen Kriterien Mittelitalien zugerechnet werden. In der Regel unterbleibt dies aus den genannten historischen Gründen. Die Region Sardinien wird aus verwaltungstechnischen Gründen hin und wieder zu Mittelitalien gerechnet oder an die Region Latium angeschlossen. Sie gehört jedoch zu Süditalien. Sardinien und Sizilien bilden bei statistischen Erhebungen i. d. R. die vom kontinentalen Süditalien getrennte Makroregion der "Inseln" (Italia Insulare).

Die Region Latium als Herzstück des ehemaligen Kirchenstaates gehört weder nach historischen, noch nach wirtschaftsgeografischen Kriterien zu Süditalien. Der Süden der Region profitierte jedoch für einige Jahre von den Strukturmaßnahmen der italienischen Regierung für Süditalien.

Wortursprung

Der aus mezzo /'mɛddzo/ "Mitte" und giorno /'dʒorno/ "Tag" zusammengesetzte Begriff ist das italienische Wort für "Mittag". Mit Mezzogiorno wird (nach dem Stand der Sonne) der Süden im Allgemeinen bezeichnet; davon abgeleitet bezeichnet das Wort in seinem häufigsten Gebrauch den Süden Italiens. Entsprechend wird auch der Begriff "le midi" (Mittag) für den Süden Frankreichs verwendet.

Bedeutung

Italien hatte sich in den 1950ern dazu entschieden, den unterentwickelten Süden mit Transferzahlungen aus dem "reichen Norden" und der Mitte Italiens zu unterstützen. Oft wird im Zuge der deutschen Wiedervereinigung und der folgenden Probleme des „Aufbaus Ost“ auf das Beispiel Mezzogiorno verwiesen. So sind in Ostdeutschland und im Mezzogiorno die Produktivitätsniveaus relativ zum Rest des Landes (Norditalien bzw. Westdeutschland) trotz der Zahlungen jeweils seit einigen Jahren bei 60%. Italien is geil!!und das essen!!!pasta pasta

Die dualistische Wirtschaftsstruktur Italiens

Gründe für die Rückständigkeit des Südens

  • geschichtlich bedingte Teilung
  • Ausbeutung durch den Norden nach der Wiedervereinigung 1861
  • rentenkapitalistische Wirtschaftsweise / Latifundien
  • agrarisch geprägt
  • keine Rohstoffvorkommen
  • keine Energiequellen
  • Abseitslage vom europäischen Markt, periphere Lage
  • schlecht ausgebaute Infrastruktur und Verkehrslage
  • Organisiertes Verbrechen verhindert freies Wirtschaftswachstum

Folgen

  • Abwanderung der jungen/aktiven Bevölkerung in den Norden
  • Auswanderung der jungen/aktiven Bevölkerung z.B. in die USA und als Gastarbeiter z.B. in die Schweiz
  • Verstärkung der Vorteile des Nordens durch die Abwanderung

Diese Wandlung begann vor allem nach dem zweiten Weltkrieg. Die rohstoffarme Gegend und die überwiegende Großgrundlandwirtschaft ließ dazumal viele junge Leute ins Ausland auswandern. Es gab nur einige wenige sog. "Push"-Faktoren, die "Pull"-Faktoren überwogen ("Ein Freund aus dem Ausland erzählte mir..."). Der damals einzige große Arbeitgeber in Süditalien war das neue, innovative Stahlwerk von Tarent, dass zu Spitzenzeiten einige hundert Angestellte besaß. Das Stahlwerk wurde im Mezzogiorno platziert, um weitere Fabriken in den Süden zu locken. Diese Strategie schlug fehl und nach der weltweiten Stahlkrise, wurden auch im Stahlwerk die Arbeiter auf knapp 100 reduziert.

Die Lage im Mezzogiorno hat sich bis heute kaum verbessert. Jedoch kam vor einigen Jahren die "Auswanderungsgeneration" zurück, und brachte das im Ausland verdiente Geld mit nach Hause. Trotz allem bleibt Italien in der absehbaren Zukunft zweigeteilt, auch wenn der Fortschritt in Süditalien langsam Einzug hält.

Maßnahmen gegen den Dualismus

  • Gründung der Cassa per il Mezzogiorno
  • Lenkung der Investitionen durch Subventionen
  • Verbesserung/Ausbau der Infrastruktur
  • Investitionszuschüsse aus öffentlichen Mitteln
  • Ziel: bessere Produktionsbedingungen in Landwirtschaft und Industrie

Die Maßnahmen lassen sich in vier Phasen gliedern.

In der ersten Phase (1950 - 1956) konzentrierte man sich auf den Ausbau der Infrastruktur und bot Anreize durch finanzielle Vergünstigungen.

In der zweiten Phase (1957 - 1964) erfolgte "gezielte Industrialisierung", bei der man verschiedene Industriekerne und -gebiete auswies, und dort, ohne Berücksichtigung der vorhandenen Betriebstruktur, staatliche Betriebe ansiedeln ließ. Private Firmen waren wegen der Nachteile des Südens nicht bereit sich dort anzusiedeln. Dies kann nicht als Erfolg verzeichnet werden, da diese Großbetriebe keinerlei Folgeansiedlungen nach sich zogen. Sie waren sozusagen "Kathedralen in der Wüste".

Die dritte Phase (1965 - 1970) ist auch als "geplante Industrialisierung" bekannt. Hierbei wurden gleichartige kleine und mittelgroße Unternehmen dort angesiedelt, wo man vermutete, dass diesen weitere Betriebe folgen würden.

In der vierten Phase (1971 - 1986) übernahm der EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) die Geldförderung des Mezzogiorno. Mit diesen Mitteln wurden Grundstoffindustrien aufgebaut. Man erhoffte sich dadurch die Ansiedlung von weiteren Betrieben. Dies blieb allerdings aus und da mit dem Beitritt Spaniens und Portugals zur EU 1986 wirtschaftlich noch schwächere Gebiete beitraten, versiegten die Investitionen des EFRE.

Alle vier Phasen kann man somit heute als gescheitert ansehen, da sich die wirtschaftliche Situation zwar anfangs verbesserte, aber dem geleisteten Aufwand nicht gerecht wurde, und die Situation seitdem langsam wieder auf den vorherigen Stand zurückgefallen ist.

1992 wurde die Arbeit der Cassa per il Mezzogiorno eingestellt und der italienische Staat begann mit einer allgemeinen Förderpolitik strukturschwacher Regionen, dabei nicht ausschließlich im Süden. In Abstimmung mit der europäischen Förderpolitik werden heute Maßnahmen zu Unterstützung der lokalen Initiativen als besonders vielversprechend gesehen (patti territoriali).

Siehe auch

Literatur

  • Horst-Günter Wagner: Mezzogiorno. Reihe Problemräume Europas. Aulis, Köln 1991, ISBN 3-7614-1352-1