Nibelungenschule Worms

Die Nibelungenschule in Worms

Die Nibelungenschule ist ein unter Denkmalschutz stehendes Schulgebäude in der rheinland-pfälzischen Stadt Worms und steht in der nach dem Wormser Stadtbaumeister Karl Hofmann benannten Karl-Hofmann-Anlage 2.[1]

Geschichte

Die ab seinem Amtsantritt 1885 vom Stadtbaumeister Hofmann erstellten Einzelplanungen wurden 1889 in einem von ihm entwickelten und kommentierten übergeordneten Stadtbauplan anschaulich dargestellt. In diesem wurde unter anderem berichtet, dass die bereits bestehende Neusatz-, ebenso die Karmeliterschule, ihre Kapazitätsgrenzen erreicht hatten und der Neubau einer Schule notwendig wurde. Aus der von Hofmann geplanten Verortung am Nibelungenring ergab sich der Name des Schulgebäudes.

Die Ursache für den sprunghaft gewachsenen Bedarf an einem neuen Schulgebäude lag an der durch den wirtschaftlichen Aufschwung gestiegenen Bevölkerungszahl, der Anzahl der Kinder pro Familie (zehn und mehr Kinder waren keine Seltenheit), und an der herabgesetzten Klassenstärke von 80 auf etwa 60 Schüler, was Anfang des 20. Jahrhunderts einen nennenswerten pädagogischen Fortschritt darstellte.[2]

Als 1896/97 der städtische Verwaltungsrat finanzielle Überschüsse verzeichnen konnte, wurden sowohl bereits begonnene, wie auch neue Baumaßnahmen begonnen bzw. fertiggestellt.[3]

Der Neubau wurde 1898 vom Rat beschlossen, noch im selben Jahr erfolgten erste Probebohrungen, die erforderlich waren, um die Festigkeit des Untergrundes einzuschätzen. Diese zeigten, dass ein Fundament aus 34 Betonpfeilern notwendig ist, um auf dem feuchten Untergrund des zugeschütteten Rheinarms Gießen, dem Schulgebäude die erforderliche Standsicherheit zu gewährleisten. Nach einer, für damalige Verhältnisse kurzen Bauzeit von zwei Jahren, wurde die Schule in der Amtszeit des Wormser Oberbürgermeisters Heinrich Köhler am 19. April 1900 fertiggestellt.

Das Schulgebäude bestand zur Zeit seiner Eröffnung aus einem nördlichen Teil, einem als Turnhalle genutzten Torbau und einer südlich angebrachten Hausmeisterwohnung (heute die Schulverwaltung).[2]

Architektonische Merkmale

Arkaden

Die bei den Bauherren wegen ihres Raum- und Wärmeverlustes eher ungeliebten historisierenden Arkaden sind typisch für die Bauten im neuromanischen Nibelungenstil Hofmanns, der sie als malerisches Gestaltungselement auf der Ostseite der Nibelungenschule einplante und von den Schülern als Teil des Pausenhofs genutzt wurden.

Tordurchfahrt

Die mächtige Tordurchfahrt der Nibelungenschule wurde später vom aus Barmen stammenden Architekten Fritz Klingholz in der Front der Empfangshalle des 1904 fertiggestellten Bahnhofsgebäudes nachgeahmt.[4]

20. Jahrhundert

1910/11 erweiterte der in Wörrstadt geborene Regierungsbaumeister Georg Metzler die Schule um einen Anbau, der eher dem Darmstädter Jugendstil folgte und nur noch näherungsweise an die Bauweise seines Amtsvorgängers Hofmann anknüpfte.[5]

Im Lauf des 20. Jahrhunderts wurde das Schulgebäude immer wieder zu unterschiedlichen Zwecken genutzt. So diente beispielsweise in den Jahren 1949–1957 das nördliche Nebengebäude als Lehrerakademie, die Studenten wohnten in vier Holzhäusern, die auf der Ostseite vor den Arkaden und auf dem Pausenhof standen. Ab 1957 wurde das Nebengebäude von der Hauswirtschaftlichen und gewerblichen Mädchenberufsschule genutzt, die dort verblieb, bis das Bildungszentrum im Wormser Stadtteil Neuhausen fertiggestellt war.

1978 verließ die Nibelungen-Grundschule, die sich bis dahin das Hauptgebäude mit der Hauptschule teilen musste, in die Ernst-Ludwig-Schule aus. Fortan konnte das gesamte Schulgebäude als Hauptschule genutzt werden.

Erste Renovierungsmaßnahmen wurden in den Jahren 1974–1987 durchgeführt. Die Kosten für die in mehrere Abschnitte untergliederte Instandhaltungsarbeit beliefen sich auf über sieben Mio. DM. Im Rahmen dieser Arbeiten erhielt die Schule 1980 eine neue Turnhalle und wurde zum Abschluss der Arbeiten 1987 unter Denkmalschutz gestellt.

Aktuelle Nutzung

Der nördliche Teil wird aufgrund der 1911 erfolgten östlichen Erweiterung heute als Nebenbau bezeichnet, der Teil oberhalb der Tordurchfahrt wird heute als Aula genutzt. Das Gebäude beherbergt die Nibelungen-Realschule plus.[2]

Umfangreiche Instandhaltungsmaßnahmen, die Anfang 2014 begannen, machten es erforderlich, dass ein Teil der Schüler der Nibelungenschule seither in Containern, die auf dem Pausenhof errichtet wurden, unterrichtet werden.[6]

Literatur

Commons: Nibelungenschule Worms – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Generaldirektion Kulturelles Erbe: Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler – Kreisfreie Stadt Worms. (pdf) In: denkmallisten.gdke-rlp.de. 1. Februar 2016, S. 10, abgerufen am 29. April 2016.
  2. a b c Geschichte der Nibelungenschule. In: nibelungen-realschule-worms.de. Abgerufen am 28. April 2016.
  3. Fritz Reuter: Geschichte der Stadt Worms. 2. Auflage. Theiss, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-8062-3158-8, S. 516.
  4. Fritz Reuter: Geschichte der Stadt Worms. 2. Auflage. Theiss, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-8062-3158-8, S. 524.
  5. Fritz Reuter: Geschichte der Stadt Worms. 2. Auflage. Theiss, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-8062-3158-8, S. 537.
  6. SPD informiert sich über Unterricht in Containern an der Nibelungenschule – Wormser Zeitung. In: wormser-zeitung.de. Abgerufen am 29. April 2016.