Hasentabu

Dieser Artikel wurde zur Löschung vorgeschlagen.

Falls du Autor des Artikels bist, lies dir bitte durch, was ein Löschantrag bedeutet, und entferne diesen Hinweis nicht.
Zur Löschdiskussion

Begründung: irgendetwas zwischen Begriffetablierung und Begriffsfindung. Die Inhalte mögen relevant sein, das Lemma ist aber so nicht vorhanden. Mir ist der Artikel aufgefallen, weil er bei SG? noch unbedingt für Ostern verhackstückt werden sollte. Die sechs oder sieben daselbst genannten Weblinks (sic!) sind allesamt untauglich für dieses Lemma: Die Verwendung der Begriffe in diesen Quellen sind entweder Textpassagen in Fussnoten oder sie waren dem Autor selbst nicht geheuer und sie wurden einschränkend mit "sogenannte" umschrieben. Oder es ist ein Roman. Eine belegbare Definition sieht anders aus. ※Lantus 15:55, 28. Mär. 2016 (CEST)

Das Hasentabu oder Hasenfleischverbot ist ein religiös begründetes Nahrungstabu, welches von den Anhängern des alevitischen Glaubens befolgt wird.

rechtliche Situation

In ganz Mitteleuropa zählen freilebende Hasenartige zum sogenannten Niederwild und gehören somit außerhalb der Schonzeiten zur Jagdstrecke.[1] Bei deren domesziierten Artgenossen, den Stallhasen, zeichnet sich eine Spaltung der Zuordnung ab. Diese werden sowohl als Schlachttiere zur Fleisch- und Pelzgewinnung, als auch teils als Heim- und Kuscheltiere eigens gezüchtet. Die Ersteren dürfen ganzjährig geschlachtet werden, wesgleichen die Tötung Zweiterer gesellschaftlich tabuisiert ist.

religiöse Begründung (Alevitentum)

Im Gegensatz zu den Sunniten ist den alevitischen Gläubigen der Verzehr von Hasenfleisch rituell untersagt.

Die Sunniten berufen sich hierbei auf das Fehlen einer Negativliste. In Sure 6: Al-An'am heißt es:

„Sprich: Ich finde in dem, was mir offenbart worden ist, nichts, was einem Speisenden, der es speist, untersagt worden ist, es sei denn von selbst Verendetes oder ausgeflossenes Blut oder Schwein, denn das ist Befleckung oder Frevel.“

Koran Sure 6, 145[2]

Die Zulässigkeit des Verzehrs findet in der hadithischen Überlieferung ihre Fortsetzung.

Für den alevitischen Glauben ist das Hasentabu als Speisetabu charakteristisch, obwohl es noch immer zu vielfältigen Spekulationen und Begründungsversuchen Anlass bietet.[3] Für die Aleviten gelten Hasen und Kaninchen als „unheilvolle Tiere“, das Verbot ihres Verzehrs soll die rituelle „Gemeindereinheit vor dem Einfluss der Außenwelt“ bewahren.[4] Ein weiterer Ansatz, der den unreinen Charakter der Hasen zugrundelegt, führt diesen darauf zurück, dass „sie eine vielfältige, aus Merkmalen sieben verschiedener Tiere zusammengesetzte Natur besitzen.“[5] Dies lässt sie außerhalb der biblischen Tierkategorien der Genesis stehen und knüpft an die Tabubegründungen im Judentum an.

Medizinische Zusammenhänge

Die in der Antike gemachten Beobachtungen, dass der Verzehr bestimmter Fleischsorten gesundheitlich abträgliche Auswirkungen auf den menschlichen Organismus haben kann, konnten damals noch nicht wissenschaftlich erklärt, sondern lediglich an den Auswirkungen beobachtet werden. Dieses Wissen wurde auf die metaphysische Ebene des Glaubens gehoben und führte in der Überlieferung zu den sogenannten religiösen Nahrungstabus.

Nur als Beispiel hierfür sei erwähnt, daß erst im Industriezeitalter, in den 1870er Jahren, durch August Colberg der medizinische Nachweis geführt werden konnte, dass das Fleisch von Hausschweinen, Wildschweinen und Einhufern häufig mit Trichinen belastet ist, und somit beim Verzehr von nicht vollständig durchgegartem Fleisch gesundheitsgefährdend sein kann.[6]

Eine wissenschaftliche Begründung für das Hasentabu gelang erst etwa fünfzig Jahre später, in den 1920er Jahren. Der Polarforscher Vilhjálmur Stefánsson beschrieb erstmals den überwiegenden Verzehr des sehr mageren Hasenfleisches als eine Form der Mangelernährung, den sogenannten Kaninchenhunger.[7]. Veröffentlichungen hierzu erschienen erst in den 1950er Jahren.

Literatur

  • Ergun, Pervin (2011): Alevilik Bektaşilikteki Tavşan İnancının Mitolojik Kökleri Üzerine (Mythologische Wurzeln der Ansichten der Bektaschi-Alewiten über den Hasen). In: Turkish Culture & Haci Bektas Veli Research Quarterly 60 (Oktober 2011), S. 281 online (Paywall)
  • Not by bread alone, New York, MacMillan 1946; erweiterte Auflage unter dem Titel The Fat of the Land, New York, Macmillan, 1956, Zweitausgabe 1961

Belege

  1. Jagd auf Hasenartige
  2. Quelle der Übersetzung online
  3. Langer, Robert, Alevitische Rituale, S. 65-108, in: Sökefeld, Martin: Aleviten in Deutschland: Identitätsprozesse einer Religionsgemeinschaft in der Diaspora, Bielefeld 2008, S. 77
  4. Gümüs, Burak: Türkische Aleviten – Vom Osmanischen Reich bis zur heutigen Türkei, Konstanz 2001, S. 54
  5. Bumke, Peter J.: Kızılbaş-Kurden in Dersim (Tunceli, Türkei): Marginalität und Häresie, S. 530-548, in: Anthropos, Bd. 74, H. 3./4. (1979), S. 535
  6. Trichinen bei Wildschweinen
  7. Kaninchenhunger als Mangelernährung