„Alter Zwölf-Apostel-Kirchhof“ – Versionsunterschied

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Der '''Alte Zwölf-Apostel-Kirchhof''' in der Kolonnenstraße 24–25 in [[Berlin-Schöneberg]] gehört zu den kunst- und kulturgeschichtlich bedeutendsten Begräbnisplätzen Berlins. Der Friedhof ist ein [[Gartendenkmal]] wegen seiner malerischen architektonischen und bildhauerischen Einzelelemente.
Der '''Alte Zwölf-Apostel-Kirchhof''' in der Kolonnenstraße 24–25 in [[Berlin-Schöneberg]] gehört zu den kunst- und kulturgeschichtlich bedeutendsten Begräbnisplätzen Berlins. Der Friedhof ist ein [[Gartendenkmal]] wegen seiner malerischen architektonischen und bildhauerischen Einzelelemente.


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Als erster Friedhof der Zwölf-Apostel-Gemeinde entstand der Alte Zwölf-Apostel-Kirchhof ab 1864 weit außerhalb des damals bewohnten Stadtgebietes auf Grundstücken des Militärfiskus. Das etwa rechteckig geschnittene Hauptgelände des Friedhofs wurde sukzessiv bis 1879 erworben und in Nutzung genommen. 1865/66 wurden die erste [[Klassizismus|spätklassizistische]] Kapelle mit ihren [[Bogengang (Architektur)|Arkadengängen]] und die Totenhalle nach einem Entwurf von Bauinspektor Gaertner errichtet. Beide Gebäude stehen heute nicht mehr. Bereits 1882 war der Friedhof erstmals vollständig belegt. Im Jahr 1900 entstand ein neues Hofgebäude im Eingangsbereich.
Als erster Friedhof der [[Zwölf-Apostel-Kirche (Berlin)|Zwölf-Apostel-Gemeinde]] entstand der Alte Zwölf-Apostel-Kirchhof ab 1864 weit außerhalb des damals bewohnten Stadtgebietes auf Grundstücken des Militärfiskus. Das etwa rechteckig geschnittene Hauptgelände des Friedhofs wurde sukzessiv bis 1879 erworben und in Nutzung genommen. 1865/66 wurden die erste [[Klassizismus|spätklassizistische]] Kapelle mit ihren [[Bogengang (Architektur)|Arkadengängen]] und die Totenhalle nach einem Entwurf von Bauinspektor Gaertner errichtet. Beide Gebäude stehen heute nicht mehr. Bereits 1882 war der Friedhof erstmals vollständig belegt. Im Jahr 1900 entstand ein neues Hofgebäude im Eingangsbereich.


Die Gestaltung des Zwölf-Apostel-Kirchhofs geht auf einen Entwurf des bekannten königlichen Garteninspektors [[Carl David Bouché]] von 1864 zurück. Bouché war seit 1843 im Botanischen Garten (heutiger [[Heinrich-von-Kleist-Park|Kleistpark]]) in der Nähe tätig und überwachte vermutlich die Ausführung der Friedhofsanlage. Von dieser Erstgestaltung blieben bis heute die ursprüngliche Gliederung der Anlage sowie das Hauptwegenetz mit den Lindenalleen erhalten. Inzwischen ist der Friedhof mit neuen Befestigungen und Neupflanzungen versehen worden. Anstelle des Totengräberhauses mit seinem Vorgarten sowie der 1944 zerstörten Kapelle und Totenhalle prägen heute die Bauten von 1957 und spätere Neugestaltungen das Erscheinungsbild. Der Zugang von der Kolonnenstraße erfolgt durch die Durchfahrt eines modernen Wohnhauses.
Die Gestaltung des Zwölf-Apostel-Kirchhofs geht auf einen Entwurf des bekannten königlichen Garteninspektors [[Carl David Bouché]] von 1864 zurück. Bouché war seit 1843 im Botanischen Garten (heutiger [[Heinrich-von-Kleist-Park|Kleistpark]]) in der Nähe tätig und überwachte vermutlich die Ausführung der Friedhofsanlage. Von dieser Erstgestaltung blieben bis heute die ursprüngliche Gliederung der Anlage sowie das Hauptwegenetz mit den Lindenalleen erhalten. Inzwischen ist der Friedhof mit neuen Befestigungen und Neupflanzungen versehen worden. Anstelle des Totengräberhauses mit seinem Vorgarten sowie der 1944 zerstörten Kapelle und Totenhalle prägen heute die Bauten von 1957 und spätere Neugestaltungen das Erscheinungsbild. Der Zugang von der Kolonnenstraße erfolgt durch die Durchfahrt eines modernen Wohnhauses.
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* [[Bertha von Arnswaldt]] (1850–1919), [[Salonière]]
* [[Bertha von Arnswaldt]] (1850–1919), [[Literarischer Salon|Salonnière]]
* [[Lotte Backes]] (1901–1990), [[Pianist]]in und [[Komponist]]in
* [[Reinhold Begas]] '''<span style="color:green">±</span>''' (1831–1911), Bildhauer
* [[Reinhold Begas]] '''<span style="color:green">±</span>''' (1831–1911), Bildhauer
* [[Heinrich Bertram (Pädagoge)|Heinrich Bertram]] '''<span style="color:green">±</span>''' (1826–1904), Pädagoge, Kommunalpolitiker und Ehrenbürger
* [[Heinrich Bertram (Pädagoge)|Heinrich Bertram]] '''<span style="color:green">±</span>''' (1826–1904), Pädagoge, Kommunalpolitiker und Ehrenbürger
* [[Wilhelm Böckmann]] (1832–1902), Architekt
* [[Wilhelm Böckmann]] (1832–1902), Architekt
* [[Richard Brademann]] (1884–1965), Architekt
* [[Ludwig Brunow]] (1843–1913), Bildhauer (unauffällig im Familiengrab)
* [[Ludwig Brunow]] (1843–1913), Bildhauer (unauffällig im Familiengrab)
* [[Bernhard von Bülow]] (1849–1929), Politiker
* [[Paul Eduard Crodel]] (1862–1928), Maler
* [[Paul Eduard Crodel]] (1862–1928), Maler
* [[Ludwig Darmstaedter]] '''<span style="color:green">±</span>''' (1846–1927), Wissenschaftler und Chemiker
* [[Ludwig Darmstaedter]] '''<span style="color:green">±</span>''' (1846–1927), Wissenschaftler und Chemiker
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* [[Rudolf Genée]] (1824–1914), Schriftsteller, Theaterhistoriker und Rezitator
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* [[Carl Georg Anton Graeb]] '''<span style="color:green">±</span>''' (1816–1884), königlicher Hofmaler, Landschafts- und Architekturmaler
* [[Carl Georg Anton Graeb]] '''<span style="color:green">±</span>''' (1816–1884), königlicher Hofmaler, Landschafts- und Architekturmaler
* [[Friedrich Hammacher]] (1824–1904), Wirtschaftsführer, Reichstagsabgeordneter
* [[Wilhelm Heinroth]] (1842–1925), Richter und Parlamentarier
* [[Ernst Ludwig Herrfurth]] (1830–1900), preußischer Innenminister
* [[Ernst Ludwig Herrfurth]] (1830–1900), preußischer Innenminister
* [[Ernst Herter]] (1846–1917), Bildhauer
* [[Friedrich Kiel]] (1821–1885), Komponist, Hochschullehrer. 1971 verlegt nach [[Puderbach (Bad Laasphe)|Puderbach]]
* [[Friedrich Kiel]] (1821–1885), Komponist, Hochschullehrer. 1971 verlegt nach [[Puderbach (Bad Laasphe)|Puderbach]]
* [[Georg Klauer]] (1876–1947), Präsident des Reichspatentamts
* [[Hermann Knauer]] (1872–1909), Architekt ([[Neues Schauspielhaus]], [[KaDeWe]], [[Hotel Esplanade (Berlin)|Hotel Esplanade]])
* [[Hermann Knauer]] (1872–1909), Architekt ([[Neues Schauspielhaus (Berlin-Schöneberg)|Neues Schauspielhaus]], [[KaDeWe]], [[Hotel Esplanade (Berlin)|Hotel Esplanade]])
* [[Reinhold Koser]] '''<span style="color:green">±</span>''' (1852–1914), Historiker
* [[Reinhold Koser]] '''<span style="color:green">±</span>''' (1852–1914), Historiker
* [[Karl Paul Marcus]] (1854–1932), Königlicher Hof-Kunstschlosser
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* [[Robert Radecke]] '''<span style="color:green">±</span>''' (1830–1911), Komponist und Kapellmeister
* [[Robert Radecke]] '''<span style="color:green">±</span>''' (1830–1911), Komponist und Kapellmeister
* [[Franz Reuleaux]] '''<span style="color:green">±</span>''' (1829–1905), Ingenieur und Professor
* [[Franz Reuleaux]] '''<span style="color:green">±</span>''' (1829–1905), Ingenieur und Professor
* [[Wilhelm Rimpau (Mediziner)|Wilhelm Rimpau]] (1943–2024), Neurologe und Hochschullehrer
* [[Walter Julius Viktor Schoeller]] (1880–1965), Chemiker
* [[Victor Schröder]] (1862–1885), Wandgrab mit Bronzerelief von [[Carl Schuler]]
* [[Victor Schröder]] (1862–1885), Wandgrab mit Bronzerelief von [[Carl Schuler]]
* [[Friedrich Schröder-Sonnenstern]] (1892–1982), Maler und [[Berliner Original]]
* [[Friedrich Schröder-Sonnenstern]] (1892–1982), Maler und [[Berliner Original]]
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* [[Heinrich Wefing (Künstler)|Heinrich Wefing]] (1854–1920), Bildhauer
* [[Heinrich Wefing (Künstler)|Heinrich Wefing]] (1854–1920), Bildhauer
* [[Anton von Werner]] '''<span style="color:green">±</span>''' (1843–1915), Historienmaler
* [[Anton von Werner]] '''<span style="color:green">±</span>''' (1843–1915), Historienmaler
* [[Ernst Wichert]] (1831–1902), Schriftsteller


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Neuer Zwölf-Apostel-Kirchhof]]
* [[Neuer Zwölf-Apostel-Kirchhof]]
* [[Berliner Bestattungswesen]]
* [[Berliner Bestattungswesen]]
* [[Liste berühmter Begräbnisstätten]]
* [[Liste von Begräbnisstätten bekannter Persönlichkeiten]]
* [[Liste der Friedhöfe in Berlin]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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[[Kategorie:Gartendenkmal in Berlin]]
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[[Kategorie:Evangelischer Friedhof|Berlin]]
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[[Kategorie:Protestantismus in Berlin]]
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[[Kategorie:Zwölf Apostel als Namensgeber]]

Aktuelle Version vom 8. Juli 2024, 17:00 Uhr

Eingangsschild

Der Alte Zwölf-Apostel-Kirchhof in der Kolonnenstraße 24–25 in Berlin-Schöneberg gehört zu den kunst- und kulturgeschichtlich bedeutendsten Begräbnisplätzen Berlins. Der Friedhof ist ein Gartendenkmal wegen seiner malerischen architektonischen und bildhauerischen Einzelelemente.

Lage und Gestaltung

Erbbegräbnis der Familie Fröhlich, geschaffen von Stephan Walter, der hier ebenfalls beigesetzt wurde
Grab des Bildhauers Reinhold Begas
Grab des Bildhauers Ernst Herter
Grabstein für Friedrich von Falz-Fein, Gründer des heute noch bestehenden Naturreservats Askanija-Nowa in der Ukraine

Als erster Friedhof der Zwölf-Apostel-Gemeinde entstand der Alte Zwölf-Apostel-Kirchhof ab 1864 weit außerhalb des damals bewohnten Stadtgebietes auf Grundstücken des Militärfiskus. Das etwa rechteckig geschnittene Hauptgelände des Friedhofs wurde sukzessiv bis 1879 erworben und in Nutzung genommen. 1865/66 wurden die erste spätklassizistische Kapelle mit ihren Arkadengängen und die Totenhalle nach einem Entwurf von Bauinspektor Gaertner errichtet. Beide Gebäude stehen heute nicht mehr. Bereits 1882 war der Friedhof erstmals vollständig belegt. Im Jahr 1900 entstand ein neues Hofgebäude im Eingangsbereich.

Die Gestaltung des Zwölf-Apostel-Kirchhofs geht auf einen Entwurf des bekannten königlichen Garteninspektors Carl David Bouché von 1864 zurück. Bouché war seit 1843 im Botanischen Garten (heutiger Kleistpark) in der Nähe tätig und überwachte vermutlich die Ausführung der Friedhofsanlage. Von dieser Erstgestaltung blieben bis heute die ursprüngliche Gliederung der Anlage sowie das Hauptwegenetz mit den Lindenalleen erhalten. Inzwischen ist der Friedhof mit neuen Befestigungen und Neupflanzungen versehen worden. Anstelle des Totengräberhauses mit seinem Vorgarten sowie der 1944 zerstörten Kapelle und Totenhalle prägen heute die Bauten von 1957 und spätere Neugestaltungen das Erscheinungsbild. Der Zugang von der Kolonnenstraße erfolgt durch die Durchfahrt eines modernen Wohnhauses.

Beschreibung

Der Friedhof bietet mit seinen an den Umfassungsmauern aufgereihten repräsentativen Erbbegräbnisanlagen des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts noch immer ein fast geschlossenes künstlerisch gestaltetes Erscheinungsbild nach italienischem Vorbild eines Campo Santo. Dieser einmalige Erhaltungsgrad besitzt im Vergleich zu anderen Berliner Friedhofsanlagen der gleichen Entstehungszeit Seltenheitswert.

Auffallend ist bei den Erbbegräbnisanlagen auf dem Alten Zwölf-Apostel-Kirchhof die Fülle an herausragenden künstlerischen Gestaltungen. Von den hier beigesetzten herausragenden Persönlichkeiten seien exemplarisch der Schriftsteller Ernst Wichert, der Naturwissenschaftler und Wissenschaftshistoriker Ludwig Darmstaedter, die Politiker Bernhard von Bülow und Friedrich Naumann, die Komponisten Moritz Jaffé und Robert Radecke und der Historiker Johann Gustav Droysen genannt. Insbesondere die bemerkenswerte Anzahl der auf dem Friedhof beigesetzten bedeutenden Künstler des 19. Jahrhunderts, wie die Bildhauer Reinhold Begas und Ernst Herter, deren Grabstätten mit galvanisch bronzierten Figuren bestückt sind, verweisen auf seinen hohen Stellenwert unter den Berliner Begräbnisstätten.

Im Rahmen der Arbeit der Stiftung Historische Kirchhöfe und Friedhöfe in Berlin-Brandenburg fanden zwischen 1996 und 1998 auf dem Friedhof denkmalpflegerische Maßnahmen zur Instandsetzung und Konservierung von historischen Grabanlagen mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie statt. Um die Sicherung und den Erhalt weiterer bedeutender Grabmäler zu gewährleisten, werden auch auf dem Alten Zwölf-Apostel-Kirchhof Grabpatenschaften angeboten.

Gräber bekannter Persönlichkeiten

(±  =  Ehrengrab)

Siehe auch

Commons: Alter Friedhof der Zwölf-Apostel-Gemeinde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Alter Friedhof der Zwölf-Apostel-Gemeinde – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 52° 29′ 1,2″ N, 13° 21′ 55,6″ O