„Kapelle der Charité Berlin“ – Versionsunterschied

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→‎Zeitgeschichtliche Zusammenhänge zur Kapellensprengung: Die Wörter „Umsetzung“ und „umsetzen“ werden derzeit übermäßig oft gebraucht. Wurde aber mit der Sprengung der Kirchen die SED-Politik „umgesetzt“ oder waren diese Zerstörungen ein Zeichen der Politik. Wenn mein Änderungsvorschlag nicht passt, bitte zurücksetzen und bitte nichts für ungut.
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== Zeitgeschichtliche Zusammenhänge zur Kapellensprengung ==
== Zeitgeschichtliche Zusammenhänge zur Kapellensprengung ==
Auf Betreiben der [[SED]] wurden als ein Zeichen ihrer Politik nach derzeitigem Wissensstand (aktuell: Juli 2024) in der [[Sowjetische Besatzungszone|Sowjetischen Besatzungszone]] (SBZ) bzw. zwischen 1949 und 1988 in der [[DDR]] mehr als 60 beschädigte wie auch intakte Kirchenbauten gesprengt und abgerissen.<ref>„Die Zahl ist unsicher und gewiss zu niedrig. Viele Kirchenzerstörungen in kleinen Städten und Dörfern sind nicht bekannt“, so Historiker [[Ilko-Sascha Kowalczuk]], zitiert nach Christoph Richter: [https://www.deutschlandfunk.de/kirchenabrisse-in-der-ddr-das-ding-muss-weg-100.html ''Kirchenabrisse in der DDR: „Das Ding muss weg“.''] [[Deutschlandfunk]], 2. Dezember 2020, abgerufen am 15. Juli 2023.</ref>
Auf Betreiben der [[SED]] wurden zur Umsetzung ihrer Politik nach derzeitigem Wissensstand (aktuell: Juli 2024) in der [[Sowjetische Besatzungszone|Sowjetischen Besatzungszone]] (SBZ) bzw. zwischen 1949 und 1988 in der [[DDR]] mehr als 60 beschädigte wie auch intakte Kirchenbauten gesprengt und abgerissen.<ref>„Die Zahl ist unsicher und gewiss zu niedrig. Viele Kirchenzerstörungen in kleinen Städten und Dörfern sind nicht bekannt“, so Historiker [[Ilko-Sascha Kowalczuk]], zitiert nach Christoph Richter: [https://www.deutschlandfunk.de/kirchenabrisse-in-der-ddr-das-ding-muss-weg-100.html ''Kirchenabrisse in der DDR: „Das Ding muss weg“.''] [[Deutschlandfunk]], 2. Dezember 2020, abgerufen am 15. Juli 2023.</ref>


Offiziell ausgelöst von [[Walter Ulbricht]]<ref>Am 22. April 1949 beschloss unter Leitung von Walter Ulbricht das ''Kleine Sekretariat'', das spätere ''Sekretariat des Zentralkomitees der SED'' die Sprengung des [[Bismarckturm (Weimar)|Bismarckturms auf dem Ettersberg bei Weimar]]; von diesem Beschluss wurde die Stadt Weimar nicht informiert. Am 11. Mai 1949 wurde der Turm heimlich gesprengt.</ref> mit seiner „Turmrede“ vom 7. Mai 1953 in [[Stalinstadt]] (später: [[Eisenhüttenstadt]]) ''(„Ja, wir werden Türme haben, zum Beispiel einen Turm fürs Rathaus, einen Turm fürs Kulturhaus. Andere Türme können wir in der sozialistischen Stadt nicht gebrauchen.“<ref>{{Internetquelle |autor=Christoph D. Richter |url=https://www.deutschlandfunk.de/vor-70-jahren-entstand-eisenhuettenstadt-politisches-100.html |titel=Vor 70 Jahren entstand Eisenhüttenstadt – Politisches Projekt mit ideologischem Anspruch |werk=[[Deutschlandfunk|deutschlandfunk.de]] |datum=2020-09-23 |abruf=2024-02-17}}</ref>)'' fielen dieser SED-Politik DDR-weit evangelische und katholische [[Sakralbau]]ten zum Opfer.<ref>{{Internetquelle |url=https://kirchensprengung.de/kirchensprengung-home |titel=Kirchensprengung und -abriss in der Deutschen Demokratischen Republik |abruf=2021-10-25}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Henriette von Preuschen |Titel=Der Griff nach den Kirchen – Ideologischer und denkmalpflegerischer Umgang mit kriegszerstörten Kirchenbauten in der DDR |Verlag=Werner-Verlag |Ort=Worms |Datum=2011 |ISBN=978-3-88462-315-2 |Kommentar=zugleich Hochschulschrift/Dissertation, Technische Universität Cottbus, 2010 |Umfang=258}}</ref> Beispielhaft für viele weitere Kirchengebäude steht das folgende Zitat:
Offiziell ausgelöst von [[Walter Ulbricht]]<ref>Am 22. April 1949 beschloss unter Leitung von Walter Ulbricht das ''Kleine Sekretariat'', das spätere ''Sekretariat des Zentralkomitees der SED'' die Sprengung des [[Bismarckturm (Weimar)|Bismarckturms auf dem Ettersberg bei Weimar]]; von diesem Beschluss wurde die Stadt Weimar nicht informiert. Am 11. Mai 1949 wurde der Turm heimlich gesprengt.</ref> mit seiner „Turmrede“ vom 7. Mai 1953 in [[Stalinstadt]] (später: [[Eisenhüttenstadt]]) ''(„Ja, wir werden Türme haben, zum Beispiel einen Turm fürs Rathaus, einen Turm fürs Kulturhaus. Andere Türme können wir in der sozialistischen Stadt nicht gebrauchen.“<ref>{{Internetquelle |autor=Christoph D. Richter |url=https://www.deutschlandfunk.de/vor-70-jahren-entstand-eisenhuettenstadt-politisches-100.html |titel=Vor 70 Jahren entstand Eisenhüttenstadt – Politisches Projekt mit ideologischem Anspruch |werk=[[Deutschlandfunk|deutschlandfunk.de]] |datum=2020-09-23 |abruf=2024-02-17}}</ref>)'' fielen dieser SED-Politik DDR-weit evangelische und katholische [[Sakralbau]]ten zum Opfer.<ref>{{Internetquelle |url=https://kirchensprengung.de/kirchensprengung-home |titel=Kirchensprengung und -abriss in der Deutschen Demokratischen Republik |abruf=2021-10-25}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Henriette von Preuschen |Titel=Der Griff nach den Kirchen – Ideologischer und denkmalpflegerischer Umgang mit kriegszerstörten Kirchenbauten in der DDR |Verlag=Werner-Verlag |Ort=Worms |Datum=2011 |ISBN=978-3-88462-315-2 |Kommentar=zugleich Hochschulschrift/Dissertation, Technische Universität Cottbus, 2010 |Umfang=258}}</ref> Beispielhaft für viele weitere Kirchengebäude steht das folgende Zitat:

Version vom 31. Juli 2024, 18:24 Uhr

Kapelle der Charité kurz nach dem Bau
Entwurfszeichnung 1901, Ost-Ansicht
Entwurfszeichnung 1901, Nord-Ansicht
Kapelle (markiert) auf dem Straube-Plan 1910

Die Kapelle der Königlichen Charité war von etwa 1901 bis 1958 die Krankenhauskapelle der Charité in Berlin. Ihr Standort war in Berlin-Mitte (Friedrich-Wilhelm-Stadt) an der Luisenstraße.

Geschichte und Bauwerk

An der Charité wurde im Jahr 1727 eine evangelisch-lutherische Pfarrstelle sowie 1739 eine evangelisch-reformierte Pfarrstelle geschaffen. Krankenhaus-Gottesdienste fanden in den Anstaltsgebäuden und im Speisesaal statt. In einem Gebäude aus dem Jahr 1800 wurde ein großer Raum als erste Krankenhauskapelle geweiht.

1900/01 entwarfen Georg Diestel (1854–1926) und Joseph Redlich (1857–1943) die erste eigenständige, mit Klinkern verblendete Anstaltskapelle, deren Chorfenster Harold Bengen (1879–1962) gestaltete. Das als Simultankapelle genutzte Gotteshaus hatte eine beachtliche Größe, bot es doch Platz für 240 Personen.[1]

Im Zweiten Weltkrieg im Jahr 1943 zerstörten Bomben ihr Dach. Gottesdienste gab es daraufhin zunächst im Hörsaal der Kinderklinik, später im Hörsaal der Medizinischen Poliklinik.

1954 schloss die Charité-Leitung mit den kirchlichen Institutionen einen Nutzungsvertrag für einen Zeitraum von 20 Jahren ab. Jedoch wurde dieser Vertrag – vermutlich nach Intervention von höherer politischer Stelle – im selben Jahr gekündigt: Kirchliche Seelsorge war in staatlichen Krankenhäusern der DDR offiziell nicht erwünscht.

1958 wurde die Kapelle gesprengt, um Bauland im Zusammenhang mit dem Neubau der zentralen Poliklinik zu gewinnen.

Jüngere Vergangenheit und Gegenwart

Anfang der 1990er Jahre erhielt die nun nach dem Untergang der DDR wieder mögliche kirchliche Krankenseelsorge, zu der an der Charité seit 1912 auch katholische Pfarrer gehörten, im Bettenhaus der Charité einen neuen Gottesdienstraum.[2][3]

Heute hat die Charité Berlin mit der Kapelle auf dem Campus Benjamin Franklin in Berlin-Steglitz, zwei Räumen der Stille auf dem Campus Charité Mitte und der Kapelle auf dem Campus Virchow-Klinikum in Berlin-Wedding umfangreiche und vielseitige seelsorgerische Angebote. Sie stehen allen offen, die einen Ort des Gebetes, der Stille und der Einkehr suchen – auch Menschen anderer Religionen und Weltanschauungen.[4]

Zeitgeschichtliche Zusammenhänge zur Kapellensprengung

Auf Betreiben der SED wurden zur Umsetzung ihrer Politik nach derzeitigem Wissensstand (aktuell: Juli 2024) in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) bzw. zwischen 1949 und 1988 in der DDR mehr als 60 beschädigte wie auch intakte Kirchenbauten gesprengt und abgerissen.[5]

Offiziell ausgelöst von Walter Ulbricht[6] mit seiner „Turmrede“ vom 7. Mai 1953 in Stalinstadt (später: Eisenhüttenstadt) („Ja, wir werden Türme haben, zum Beispiel einen Turm fürs Rathaus, einen Turm fürs Kulturhaus. Andere Türme können wir in der sozialistischen Stadt nicht gebrauchen.“[7]) fielen dieser SED-Politik DDR-weit evangelische und katholische Sakralbauten zum Opfer.[8][9] Beispielhaft für viele weitere Kirchengebäude steht das folgende Zitat:

„Die Sprengung der Jakobuskirche war Ausdruck der kirchenfeindlichen Politik der SED, für die jede gesprengte Kirche einen Schritt auf dem Weg zum Sieg des Sozialismus bedeutete.“

Annegret Friedrich-Berenbruch, (Kreisoberpfarrerin in Dessau; 2017)[10]

Siehe auch

Commons: Kapelle der Charité Berlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eine Zeichnung von Georg Diestel und Joseph Redlich gibt insgesamt 189 Sitzplätze an.
  2. https://landing.churchdesk.com/b/24937
  3. https://berlingeschichte.de/lexikon/mitte/c/charit_kirche.htm
  4. https://seelsorge.charite.de/fuer_suchende/kapellen_raum_der_stille/, abgerufen am 14. Juli 2024
  5. „Die Zahl ist unsicher und gewiss zu niedrig. Viele Kirchenzerstörungen in kleinen Städten und Dörfern sind nicht bekannt“, so Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk, zitiert nach Christoph Richter: Kirchenabrisse in der DDR: „Das Ding muss weg“. Deutschlandfunk, 2. Dezember 2020, abgerufen am 15. Juli 2023.
  6. Am 22. April 1949 beschloss unter Leitung von Walter Ulbricht das Kleine Sekretariat, das spätere Sekretariat des Zentralkomitees der SED die Sprengung des Bismarckturms auf dem Ettersberg bei Weimar; von diesem Beschluss wurde die Stadt Weimar nicht informiert. Am 11. Mai 1949 wurde der Turm heimlich gesprengt.
  7. Christoph D. Richter: Vor 70 Jahren entstand Eisenhüttenstadt – Politisches Projekt mit ideologischem Anspruch. In: deutschlandfunk.de. 23. September 2020, abgerufen am 17. Februar 2024.
  8. Kirchensprengung und -abriss in der Deutschen Demokratischen Republik. Abgerufen am 25. Oktober 2021.
  9. Henriette von Preuschen: Der Griff nach den Kirchen – Ideologischer und denkmalpflegerischer Umgang mit kriegszerstörten Kirchenbauten in der DDR. Werner-Verlag, Worms 2011, ISBN 978-3-88462-315-2 (258 S., zugleich Hochschulschrift/Dissertation, Technische Universität Cottbus, 2010).
  10. Johannes Killyen: „Ausdruck kirchenfeindlicher SED-Politik“ – Glaube: Andacht: Sprengung der Jakobuskirche Dessau vor 40 Jahren. Evangelische Landeskirche Anhalts, 18. Oktober 2017, abgerufen am 24. April 2022.

Koordinaten: 52° 31′ 29,6″ N, 13° 22′ 44″ O