Regionalstadtbahn Linz

Neue Linzer Eisenbahnbrücke mit freigehaltener Trasse für die Regionalstadtbahn (links)

Die Regionalstadtbahn Linz ist ein in Planung befindliches Verkehrsprojekt in Linz in Oberösterreich.[1][2] Dieses für Linz neue Verkehrssystem beruht auf dem international bewährten Prinzip Tram-Train, soll die Straßenbahn Linz ergänzen und Teil der S-Bahn Oberösterreich werden.[3] Die Regionalstadtbahn soll von der landeseigenen Schiene OÖ GmbH errichtet werden.[4] Als Teil dieses S-Bahn-Netzes soll die Regionalstadtbahn normalspurig ausgelegt werden und nicht die Spurweite von 900 mm der Linzer Straßenbahn verwenden.

Netz

Schematische Darstellung der innerstädtischen Teile der geplanten Regionalstadtbahn Linz[4]

In Linz soll die Regionalstadtbahn neben der Straßenbahn Linz eine zweite Nord-Süd-Schienenachse bilden. Ausgehend vom Hauptbahnhof soll sie nahe des ORF-Landesstudios in den Untergrund abtauchen und unter dem Europaplatz (Haltestelle Europaplatz) und dem Kepler Universitätsklinikum (Haltestelle Universitätskliniken) bis zur Derfflingerstraße in einem Tunnel geführt werden. Nach der Unterquerung der Derfflingerstraße soll sie ebenerdig auf einer östlich der Gruberstraße liegenden und für die Bahn bereits freigehaltene Trasse bis zur Hafenstraße geführt werden, die von der Regionalstadtbahn in Hochlage überquert werden soll (Haltestelle Hafenstraße). Im weiteren Verlauf soll die Regionalstadtbahn die Donau über die neue Eisenbahnbrücke queren. Nahe der Brücke soll in der Ferihumerstraße der Nahverkehrsknoten Urfahr-Ost errichtet werden, wo sich die Regionalstadtbahn Linz auf zwei Äste teilt. Außerdem ist dort auch eine Umstiegsmöglichkeit zur Straßenbahn Linz geplant, wobei hier die Straßenbahn in einem kurzen Tunnel unter der Regionalstadtbahn geführt werden soll.[5]

Vom Nahverkehrsknoten Urfahr-Ost soll eine Strecke über eine Haltestelle Wildbergstraße bis zum Mühlkreisbahnhof errichtet werden, wodurch die Anbindung der Mühlkreisbahn an den Hauptbahnhof realisiert wird.[6] Dem Wunsch der Stadt Linz nach einer Führung im Tunnel[7] wird nicht entsprochen.[8]

Die beim Nahverkehrsknoten Urfahr-Ost abzweigende zweite Strecke soll dann zum Donaudamm verlaufen. Während ursprünglich eine Streckenführung durch die Prager Straße angedacht war,[9] ist nun eine Führung über den Heilhamer Weg geplant. Das bedeutet, dass die Züge im Nahverkehrsknoten Urfahr-Ost die Fahrtrichtung wechseln müssen. Die geplante Strecke verläuft entlang des Donaudammes über die Haltestelle Freistädter Straße zur Haltestelle Auhof nahe der Universität Linz, wo eine Anbindung an die Straßenbahnlinien 1 und 2 erfolgen soll.[4] Dazu wäre eine kurze Verlängerung der Straßenbahn von der bisherigen Endhaltestelle Universität zur Haltestelle Auhof vorgesehen.[10]

Als technische Parameter sieht die im Mai 2024 von Bund und Land Oberösterreich abgeschlossene Vereinbarung vor:[8]

Finanzierung

Die geplanten Kosten von 939 Millionen Euro[11] werden zwischen dem Bund, dem Land Oberösterreich und der Stadt Linz geteilt. Der Bund sagte im Jahr 2021 die Übernahme von 50 % der Kosten zu. Grundlage für seinen Kostenbeitrag sind zwei Vereinbarungen gemäß Art. 15a B-VG (Bund-Land-Staatsverträge). Die im Jahr 2021 abgeschlossene Vereinbarung bezieht sich auf einen Teil der Planungskosten,[12] die im Mai 2024 vorbehaltlich einer parlamentarischen Genehmigung unterzeichnete Vereinbarung regelt die Kostenübernahme für die noch ausständigen Planungsleistungen und den Bau.[13][14]

Die Stadt Linz übernimmt 7,5 % der Kosten, wobei der Kostenbeitrag der Stadt auf 50 Millionen Euro gedeckelt ist.[13] Der dafür erforderliche Finanzierungsvertrag wurde am 7. März 2024 im OÖ Landtag[15] und am 21. März 2024 im Gemeinderat[16] beschlossen. Das Land Oberösterreich übernimmt die verbleibenden 42,5 % der Kosten (bzw. mehr, wenn die Deckelung des Beitrags der Stadt Linz zum Tragen kommt).

Eine Elektrifizierung der Mühlkreisbahn und die außerstädtische Strecke Linz Auhof–Pregarten/Gallneukirchen ist von diesen Verträgen nicht erfasst.

Bedienung durch die S-Bahn

Nach der Eröffnung soll die Regionalstadtbahn Linz vorerst von zwei Linien der S-Bahn Oberösterreich bedient werden:[8]

  • S-Bahn Oberösterreich: Linz Hbf – Kleinzell (Regionalstadtbahn und Mühlkreisbahn)
  • S-Bahn Oberösterreich: Linz Hbf – Linz Auhof

Um von der S-Bahn bedient werden zu können, soll die bisher nicht elektrifizierte Mühlkreisbahn bis Kleinzell elektrifiziert werden.[17] Es steht im Raum, dass die Schiene OÖ GmbH die bisher den ÖBB gehörende Mühlkreisbahn übernimmt.[18]

In einem weiteren Ausbauschritt soll die Regionalstadtbahn um eine Bahnstrecke Linz Auhof–Pregarten[8] ergänzt werden, die von Linz-Auhof über die Haltestellen Winklersiedlung, Treffling, Innertreffling, Schweinbach, Engerwitzdorf, P&R Großanlage Linz Nord-Ost und BBG Radingdorf / Obervisnitz zum Bahnhof Pregarten verläuft, der bereits von der S3 bedient wird. Die Stadt Gallneukirchen soll durch eine Abzweigungsstrecke angebunden werden, die von Linz aus gesehen nach der Haltestelle Innertreffling abzweigt und dann über eine Haltestelle Linzerberg zu einer Endhaltestelle Gallneukirchen im Stadtzentrum verlaufen soll,[19] wobei jedoch noch Alternativen zur Debatte stehen.[20]

Nach Fertigstellung dieser Bahnstrecke soll die Regionalstadtbahn soll von folgenden Linien bedient werden:[8]

  • S-Bahn Oberösterreich: Linz Hbf – Kleinzell
  • S-Bahn Oberösterreich: Linz Hbf – Gallneukirchen
  • S-Bahn Oberösterreich: Linz Hbf – Pregarten

Fahrzeuge

Citylink
Variante Regionalstadtbahn Linz
Vorführmodell
Vorführmodell
Vorführmodell
Anzahl: 20 (bestellt)
+ 50 (optional)
Hersteller: Stadler Rail
Plattform: Citylink
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h
Stromsystem: 15 kV, 16,7 Hz ~ und 750 V =
Stromübertragung: Oberleitung
Sitzplätze: 94
Stehplätze: 134
[21]

Das Land Oberösterreich ist für das Projekt der Regionalstadtbahn federführend und hatte die erforderlichen Vereinbarungen mit der Stadt Linz und dem Bund geschlossen. Bereits in einer frühen Projektphase war angedacht worden, für das neue System auf sogenannte Tram-Trains zu setzen.[22][23][24]

Um möglichst bewährte Fahrzeuge zu optimalen Einkaufskonditionen zu erhalten, haben sich insgesamt sechs Betreiber von Stadtbahnsystemen in Österreich und Deutschland im Rahmen des Projekts VDV-Tram-Train zu einer gemeinsamen Fahrzeugausschreibung des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen zusammengeschlossen.[25] Aus Österreich sind das Land Oberösterreich sowie auch die Projektbetreiber der Regionalstadtbahn Salzburg in diesem Beschaffungsprojekt involviert. Anfang 2022 erhielt Stadler den Zuschlag für die Lieferung von Citylink-Fahrzeugen.[26]

Im September 2022 wurde ein 1:1-Modell eines Führerstandes präsentiert.[27] Die komplette Fahrzeuggestaltung wurde im Februar 2024 der Öffentlichkeit präsentiert.[21]

Geschichte und Umsetzung

Dem aktuell verfolgten Plan der Regionalstadtbahn Linz gingen zahlreiche Diskussionen und andere Pläne voraus. So war geplant, eine Neue Schienenachse Linz als Teil der Linzer Straßenbahn zu realisieren. Eine Variante sah vor, die Mühlkreisbahn bis Kleinzell zu elektrifizieren und auf die von der Straßenbahn verwendete Spurweite von 900 mm umzuspuren und die weitere Strecke stillzulegen. Eine andere Variante sah vor, dass die Mühlkreisbahn über eine normalspurige Stadtbahn an den Hauptbahnhof angebunden werden sollte, für den innerstädtischen Verkehr eine neuen Straßenbahnachse mit der Option einer Verlängerung der Straßenbahn Linz nach Gallneukirchen und Pregarten zu errichten. Die Stadtbahn und die Straßenbahn hätten nach diesem Plan teilweise auf einer gemeinsamen Trasse verlaufen sollen, was die Verwendung eines Dreischienengleises erfordert hätte.[28] Dieser Plan wurde im Jahr 2019 verworfen.[6] Stattdessen ist seit 2019 die Regionalstadtbahn geplant, die für den innerstädtischen Verkehr durch neue Oberleitungsbus-Linien ergänzt werden soll, realisiert werden.

Die Landesregierung hat im Jahr 2017 ein Raumordnungsprogramm über die Freihaltung von Grundstücksflächen für den Abschnitt Linz Auhof–Pregarten der Bahnstrecke beschlossen.[29] Damals stand noch im Raum, auf dieser Trasse eine Straßenbahnverbindung mit Spurweite von 900 mm zu errichten.

Die Stadt Linz und das Land Oberösterreich machten das Projekt von einer finanziellen Beteiligung des Bundes abhängig. Am 12. März 2021 haben sich Bund und Land auf eine gemeinsame Finanzierung geeinigt, im Gegenzug wurde die Teilnahme Oberösterreichs am Klimaticket fixiert.[30] Das zwischen Stadt und Land vereinbarte Paket umfasst auch zwei neue O-Bus Linien, die teilweise auf der Strecke der Regionalstadtbahn verkehren sollen.[16]

Im Februar 2022 wurden die Planungsaufträge für die beiden ersten Abschnitte der westlichen Linie an zwei Planungsunternehmen vergeben. Die Bauarbeiten für den innerstädtischen Abschnitt sollen frühestens 2026 starten. Die Fahrzeugbeschaffung war zu diesem Zeitpunkt bereits vertraglich gesichert.

Zur Regionalstadtbahn Linz gab es auch 2023 noch Streitpunkte zur Parallelführung mit dem Oberleitungsbus und eine mögliche Führung durch Tunnels.[31][32][33] Im Dezember 2023 wurde eine politische Einigung bekanntgegeben.[5] Im Jänner 2024 wurde die Bevölkerung mit der Veröffentlichung weiterer Projektdetails informiert.[34] Im Mai 2024 wurde eine Einigung zwischen Bund und Land OÖ auf eine Finanzierungsvereinbarung bekanntgegeben.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. LR Steinkellner / GF Kubasta: Weichen für die Planung des Mega-Projekts Regional-Stadtbahn Linz wurden gestellt. Land Oberösterreich, 7. Februar 2022, abgerufen am 7. Februar 2022.
  2. Projekt Regional-Stadtbahn schreitet zügig voran. Land Oberösterreich, 25. Juli 2022, abgerufen am 15. April 2023.
  3. Josef Ertl: Die neue Linzer Stadtbahn im Detail. Kurier, 12. März 2021, abgerufen am 7. Februar 2022.
  4. a b c Regional-Stadtbahn Linz. Schiene OÖ, abgerufen am 27. Dezember 2023.
  5. a b Einigung zum Jahrhundertprojekt Regional-Stadtbahn Linz. Land Oberösterreich, 11. Dezember 2023, abgerufen am 3. Januar 2024.
  6. a b Linz verzichtet: Stadtbahn und O-Busse sollen neue Straßenbahnachse ersetzen. Oberösterreichische Nachrichten, 14. Dezember 2019, abgerufen am 14. Dezember 2019.
  7. Noch viele offene Fragen bei der Stadtbahn-Streckenführung. Linza, 24. August 2020, abgerufen am 26. August 2020.
  8. a b c d e Anlage 2 zur Regierungsvorlage für eine Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG zwischen dem Bund und dem Land Oberösterreich über die Finanzierung des Baus der Regionalstadtbahn Linz. Bundesregierung, abgerufen am 26. Mai 2024.
  9. Hier soll die Stadtbahn durch Urfahr geführt werden. Oberösterreichische Nachrichten, 8. Juli 2019, abgerufen am 15. Dezember 2019.
  10. Tram soll bis Science-Park fahren und mit neuer Stadtbahn verknüpft werden. Oberösterreichische Nachrichten, 25. März 2019, abgerufen am 25. März 2019.
  11. Protokoll der Sitzung der Bundesregierung vom 22. Mai 2024. Abgerufen am 26. Mai 2024 (Vereinbarung samt Anlagen sind im Dokument verlinkt.).
  12. Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG zwischen dem Bund und dem Land Oberösterreich über die Finanzierung der Planung der Stadtregionalbahnprojeke Linz, BGBl. I Nr. 173/2021 (Anlagen über Suchmaske verfügbar).
  13. a b Österreich: 15a-Vereinbarung zur Finanzierung der Regionalstadtbahn Linz im Ministerrat. In: LOK Report. Abgerufen am 22. Mai 2024.
  14. Linzer Regional-Stadtbahn nun gänzlich auf Schiene. In: OÖ-Krone. 23. Mai 2024, abgerufen am 24. Mai 2024.
  15. Oberösterreichischer Landtag, XXIX. Gesetzgebungsperiode, 23. Sitzung am 7. März 2024. Abgerufen am 26. Mai 2024.
  16. a b Grünes Licht der Stadt Linz für ein Jahrhundertprojekt. Stadt Linz (Presseaussendung), abgerufen am 6. Mai 2024.
  17. Information zur Pressekonferenz „Infrastrukturoffensive Oberösterreich“. Landeskorrespondenz Medieninfo, 2. Juli 2019, abgerufen am 2. Juli 2019.
  18. Gerald Mandlbauer: Die Mühlkreisbahn soll in Landesbesitz gehen. Oberösterreichische Nachrichten, 16. Mai 2024, abgerufen am 26. Mai 2024.
  19. 19(Stadt)RegioTramLinz – Gallneukirchen / Pregarten. Gemeinde Wartberg an der Aist, abgerufen am 28. März 2019.
  20. RegioTram Linz-Pregarten Entscheidung zwischen zwei Varianten in Gallneukirchen. Bezirksrundschau, 28. November 2018, abgerufen am 28. März 2019.
  21. a b Österreich: Design der neuen TramTrain-Fahrzeuge für Linz präsentiert. In: Lok-Report. Lokomotive Fachbuchhandlung, 11. Februar 2024, abgerufen am 11. Februar 2024.
  22. Land Oberösterreich - LR Steinkellner: TramTrains für alle. Abgerufen am 7. Februar 2022.
  23. Land Oberösterreich - LR Steinkellner: Oberösterreich sichert sich mit Teilnahme an TramTrain-Projekt kostengünstige Beschaffung modernster Schienenfahrzeuge. Abgerufen am 7. Februar 2022.
  24. Die Stadtbahn soll so viel wie möglich oberirdisch verlaufen. In: Regionale Schienen (Hrsg.): Forum Mobil. Nr. 2, 2021.
  25. Tram-Train für alle: Sechs Unternehmen starten gemeinsame Fahrzeugausschreibung. In: Urban Transport Magazine. 13. August 2020, abgerufen am 18. Juli 2021.
  26. Stadler liefert bis zu 504 Tram-Trains an deutsch-österreichisches Projektkonsortium. Stadler Rail, abgerufen am 7. Februar 2022.
  27. LR Steinkellner: Erster Blick auf den Fahrerstand der neuen Tram-Train-Fahrzeuge für Oberösterreich. Land Oberösterreich, 21. September 2022, abgerufen am 22. September 2022.
  28. Die Mühlkreisbahn fährt ab 2021 als “S6” auf einem Dreischienengleis durch Linz. Linza, 12. Dezember 2016, abgerufen am 28. März 2019.
  29. Raumordnungsprogramm der Oö. Landesregierung über die Freihaltung von Grundstücksflächen für die Errichtung einer RegioTram von Linz nach Pregarten, LGBl. Nr. 22/2017.
  30. 1-2-3-Ticket und Linzer Stadtbahn auf Schiene. ORF OÖ, 12. März 2021, abgerufen am 18. März 2021.
  31. Anna Fessler: Streit um Stadtbahn: Linzer Verkehrsreferent beruft Sonder-Verkehrsausschuss ein. In: Tips Linz-Stadt. 11. September 2023, abgerufen am 12. Oktober 2023.
  32. Anna Fessler: Nach Polit-Streit: Stadtbahn wird zur Chefsache erklärt. In: Tips Linz-Stadt. 13. September 2023, abgerufen am 12. Oktober 2023.
  33. Christian Ortner: Linz Linien sagen: Wir sind nicht die „Bremser“ bei Stadtbahn-Projekt. In: Kronen Zeitung. 3. September 2023, abgerufen am 12. Oktober 2023.
  34. Stadtbahn-Dokumente sind auf dem Weg zu Gewessler. Abgerufen am 10. Januar 2024.