Die Parlamentswahl in Südafrika 1994 fand vom 26. bis 29. April 1994 statt und war die erste Wahl in Südafrika, die unter den Bedingungen des allgemeinen Erwachsenenwahlrechts stattfand. Sie markierte damit das Ende der Rassentrennung durch die seit Anfang des 20. Jahrhunderts bestehende Apartheid-Politik in Südafrika. Die Wahl wurde unter der Aufsicht der Unabhängigen Wahlkommission Südafrikas (IEC) durchgeführt.
Der ANC gewann in sechs der neun Provinzversammlungen die Mehrheit der Mandate. In Kwazulu-Natal errang die Inkatha Freedom Party und in der Provinz Westkap die National Party jeweils eine knappe Mehrheit. In der Provinz Nordkap gewann der ANC exakt die Hälfte der Mandate.[1]
Ostkap
In der Provinz Ostkap, einer traditionellen Hochburg des ANC, gewann dieser etwa 84 % der Stimmen. Die National Party konnte ihre Stimmenanzahl verglichen zur Wahl 1989 mehr als verdoppeln, was zum Teil auf bessere Wählermobilisierung, aber auch auf einen deutlichen Zustrom von Coloured-Wählern zurückgeführt wurde. Der in Konkurrenz zum ANC stehende Pan Africanist Congress erzielte mit etwa 2 Prozent Wählerstimmen sein bestes Wahlergebnis in einer Provinz.[2]
Die Wahl in Kwazulu-Natal war durch erhebliche Unregelmäßigkeiten überschattet. Die politischen Gegner der Inkatha Freedom Party (IPF) erklärten, dass der IPF-Wahlsieg nur durch massiven Wahlbetrug in den Wahllokalen, die unter der Aufsicht von IPF-Anhängern standen, zustande gekommen sei. In sechs Distrikten, einschließlich Durbans, wurden gravierende Wahlverstöße berichtet. Die Unabhängige Wahlkommission gestand ein, dass es Wahlbetrug erheblichen Ausmaßes gegeben hatte und reduzierte die Stimmenzahl, die IPF gewonnen hatte, um 250.000. Dies war etwa die Stimmenzahl, die in den beanstandeten Wahllokalen abgegeben worden war. Dennoch war der Wahlsieg von IPF so umfassend, dass allgemein davon ausgegangen wurde, dass IPF auch eine völlig regulär abgelaufene Wahl gewonnen hätte. Auch der ANC war an den Unregelmäßigkeiten nicht unbeteiligt. An der Grenze zur Transkei gab es deutlich mehr Wähler als nach dem Bevölkerungszensus geschätzt worden war. Der ANC gab zu, dass er Tausende von Anhängern über die Grenze nach Kwazulu-Natal gebracht hatte. Die Nationale Partei konnte ihre Stimmenzahl im Vergleich zu 1989 vervierfachen. Dies wurde zum Teil auf den Zustrom von indischen Wählern zurückgeführt. Geschätzt etwa 10 Prozent der Inder wählten die Minority Front, deren Vorsitzender Amichand Rajbansi dadurch einen Sitz in der Provinzversammlung gewann.[2]
Die Bevölkerung der Provinz Nordkap bestand zu etwa 51 Prozent aus Coloureds, 32 Prozent aus Afrikanern und 18 Prozent aus Weißen. Der ANC gewann die Hälfte der Mandate und erzielte seine höchsten Stimmenanteile in der Region um Kimberley, mit dem höchsten schwarzen Bevölkerungsanteil.[2]
↑Elections '94. Independant Electoral Commission, 28. Juni 2008, archiviert vom Original am 28. Juni 2008; abgerufen am 18. Mai 2024 (englisch).
↑ abcTom Lodge: The South African General Election, April 1994: Results, Analysis and Implications. In: Royal African Society (Hrsg.): African Affairs. Band94, Nr.377. Oxford University Press, Oktober 1995, S.471–500, JSTOR:723604 (englisch).