Off-Off-Broadway

Off-Off-Broadway-Theaterproduktionen in New York City sind solche, die in Theatern aufgeführt werden, die kleiner als Broadway- und Off-Broadway-Theater sind. Off-Off-Broadway-Theater haben normalerweise weniger als 100 Sitzplätze.[1] Der Begriff kann aber auch für alle Aufführungen im Einzugsbereich von New York City verwendet werden, bei denen gewerkschaftlich vertretene Schauspieler beschäftigt werden, die aber nicht unter einem Broadway-, Off-Broadway- oder League-of-Resident-Theatres-Vertrag stehen. Er wird auch oft genutzt, um Aufführungen mit nicht gewerkschaftlich vertretenen Schauspielern zu bezeichnen. Off-Off-Broadway-Aufführungen reichen von professionellen Produktionen mit etablierten Künstlern bis hin zu kleinen Vorführungen von Amateuren.

Geschichte

Die Off-Off-Broadway-Bewegung begann im Jahr 1958 als Reaktion auf Off-Broadway und „komplette Ablehnung von kommerziellem Theater“.[2][3] Unter den ersten Veranstaltungsorten dessen, was später als Off-Off-Broadway bekannt sein sollte, waren Kaffeehäuser im Greenwich Village, insbesondere das Caffe Cino in der 31 Cornelia Street. Dies wurde vom exzentrischen Joe Cino geführt, der Gefallen an den Schauspielern und Stückeschreibern fand und einwilligte, sie dort Stücke aufführen zu lassen, ohne dass er zunächst das Stück gelesen hatte oder auch nur viel über dessen Inhalt in Erfahrung gebracht hatte. Diese DIY-Voraussetzungen führten auch zu kreativen Umwidmungen von Gegenständen durch Stückeschreiber und Regisseure, die aus auf der Straße zusammengesammelten Materialien Bühnenbilder zusammenbastelten.[4] Wesentlich für den Aufstieg von Off-Off-Broadway waren auch Ellen Stewart am La MaMa Experimental Theatre Club und Al Carmines am Judson Poets’ Theater nahe der Judson Memorial Church. Andere bedeutende Theater waren das Theater Genesis, das New York Theatre Ensemble,[5] The Old Reliable,[6][7] The Dove Company,[8] The Playwrights Workshop,[9] und der Workshop of the Players Art (WPA).[10]

Eine Off-Off-Broadway-Aufführung mit Schauspielern der Gewerkschaft Actors Equity Association heißt Equity-Showcase-Aufführung, nicht alle Off-Off-Broadway-Aufführungen sind Equity Showcases. Die Gewerkschaft hat strenge Regeln für die Mitarbeit in solchen Aufführungen, die Preisbeschränkungen, Aufführungszahl und Übungszeiten beinhalten. Häufig wirken professionelle Schauspieler in solchen Produktionen mit; diese machen den Großteil der Auftrittsmöglichkeiten für Schauspieler in New York aus. Kritik an der Equity-Regelungen ist mehrfach ausgesprochen worden, weil diese als einschränkend und nachteilig für die Entwicklung von Theater in New York empfunden werden.[11][12]

Seit dem Jahr 1964 sind Off-Off-Broadway-Aufführungen zulässig für Obie Awards;[13] seit 1974 bewerten die Drama Desk Awards Off-Off-Broadway-Aufführungen nach denselben Kriterien wie Broadway- und Off-Broadway-Aufführungen.[14]

Der Begriff indie theatre oder independent theatre (unabhängiges Theater), geprägt vom Stückeschreiber Kirk Bromley, wird von vielen als Ersatz für die Bezeichnung Off-Off-Broadway genutzt, auch von Gruppen wie der Liga unabhängiger Theater und der Webseite nytheatre.com.[15]

Seit 2005 werden im La Mama Coffeehouse Chronicles („Kaffeehaus-Chroniken“) dargeboten, die sowohl persönliche mündliche Berichte von damaligen Künstlern als auch Unterhaltungen mit heutigen Künstlern beinhalten, die weiterhin in derselben gewagten Art und Weise arbeiten. Wie traditionell üblich, wird zur Bezahlung ein Korb herumgegeben.[16]

Literatur

  • Stephen J. Bottoms: Playing Underground: A Critical History of the 1960s Off-Off-Broadway Movement, Ann Arbor, University of Michigan Press, 2004
  • Mallory Curley: Tales of Off Off Broadway, Randy Press, 2003
  • Robert Viagas: The Back Stage Guide to Broadway, New York, Back Stage, 2004
  • Raymond Malewitz: The Practice of Misuse, Stanford, Stanford University Press, 2014

Einzelnachweise

  1. Off-Off-Broadway, Way Back When. Theater mania, abgerufen am 13. Dezember 2007 (englisch).
  2. Robert Viagas: The Back Stage Guide to Broadway, New York, Back Stage, 2004, S. 72: Michael Smith benennt Jerry Tallmer als Urheber des Begriffes im Jahr 1960.
  3. —. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.superfluitiesredux.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  4. R. Malewitz (2014) The Practice of Misuse: Rugged Consumerism in Contemporary American Culture (Memento vom 21. Oktober 2014 im Webarchiv archive.today)
  5. New York Magazine. vom 2. März 1970, ISSN 0028-7369, Band 3, Nr. 9, S. 13 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. http://news.google.com/newspapers?nid=KEtq3P1Vf8oC&dat=19690821&printsec=frontpage&hl=en
  7. Stephen J. Bottoms: Playing Underground. University of Michigan Press, 2004, ISBN 978-0-472-11400-9, S. 292 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. http://www.nypl.org/sites/default/files/archivalcollections/pdf/thepatri.pdf
  9. http://pointlessplea.wordpress.com/2010/02/22/robert-patrick-by-wendell-stone/
  10. The '73 'Obies': Plays were the thing (Memento vom 6. Juni 2011 im Internet Archive)
  11. „Breaking the Code?“ (Memento des Originals vom 9. November 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.villagevoice.com. Village Voice. p. 1.
  12. Cracking the Code. New York equity showcase code renewed (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive)
  13. The Obies: About, abgerufen am 16. März 2015
  14. Drama Desk Awards (Memento vom 25. März 2015 im Internet Archive)
  15. Kirk Bromley: Interview (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive), in Nyte small press
  16. http://lamama.org/programs/coffeehouse-chronicles/