Liste der christlichen Hochschulen des östlichen Christentums

Die Liste der christlichen Hochschulen des östlichen Christentums bzw. höheren Schulen (Gymnasien, Lycées oder Colleges) führt alle Schulgründungen des östlichen Christentums bis heute auf. Als Gründungstermin gilt das Jahr, in dem das Schul- bzw. Hochschulprivileg erteilt wurden. Vorgänger und spätere Neugründungen werden vermerkt.

In der Frühen Neuzeit haben einige christliche Orden, meist Missionsorden aus Europa, Schulen im Orient gegründet. Später kamen Schulen von evangelischen Missionaren, meist aus dem englischsprachigen Raum hinzu. Aus einigen Schulen wurden Hochschulen herausgegründet, teilweise sind sie heute nicht mehr in kirchlicher Trägerschaft.

Frühzeit des Christentums und Spätantike

Ab dem 2. Jahrhundert gab es Katechetenschulen in Alexandria, Antiochia, Cäsarea etc. Sie sind die ersten Christlich-theologischen Bildungseinrichtungen überhaupt und sind nach dem Vorbild der Philosophenschulen eingerichtet. Die Bezeichnung Antiochenische Schule oder Alexandrinische Schule sind theologische Schulrichtungen. Caesarea Maritima in Palästina wurde von Origenes gegründet und Side in Pamphylien (Syrien) wurde von Rhodo gegründet, beide sind Tochterschulen der Katechetenschule in Alexandria. Ferner gab es noch die Schule von Edessa, auch Perserschule genannt, und die Schule von Nisibis im ostsyrischen Kirchenraum für die Kirche des Ostens bzw. Nestorianer.

11. bis 14. Jahrhundert

GegründetHoch-(Schule)Geschichte
1054Akademie von Mangana, Konstantinopelgegründet im St. Georgeskloster (im Manganaviertel) als Hochschule für Rechtswissenschaften und Philosophie, mit der Eroberung Konstantinopel 1453 wurde das Kloster und die Akademie zerstört.
1106Akademie von Gelati, Kutaissi, Georgiengegründet durch König David dem Erbauer neben einem Kirchengebäude, zwecks Ausbildung von Theologen, Philosophen und Rechtsgelehrte
11. Jh.Akademie von Ikalto, Telvali, Ost-Georgiengegründet durch David dem Erbauer in einem Kloster, welches seit dem 5. Jh. bestand, beauftragt mit dem Aufbau der Akademie wurde der Theologe Arsen Ikaltoeli (Ikaltoelider), durch Schah Abbas I. (Persien) 1616 wurde das Kloster und die Akademie zerstört.

15. und 16. Jahrhundert

GegründetHoch-(Schule)Geschichte
1454Griechisch-Orthodoxes Collegium, Phanarheute ein Gymnasium, welches neben der St.-Georg-Kirche, steht
1584Collegium Maronitium, Romgegründet durch die katholische Kirche, zwecks Weiterbildung des maronitischen Klerus

17. und 18. Jahrhundert

GegründetHoch-(Schule)Geschichte
1657College Saint Joseph (Antoura)gegründet von den Jesuiten als erstes Lycée nach französischem Vorbild, ab 1783 übernommen von den Lazaristen, da der Jesuitenorden aufgehoben wurde
1687Moskauer Geistliche Akademiegegründet als Griechische Lateinschule, 1682 unterzeichnet Zar Fjodor III. das Gründungsdiskret, erste höhere Bildungseinrichtung in Moskau, unter Zar Peter I., wurde höhere theologische Lehranstalt umgewandelt, da immer mehr weltliche Schulen entstanden. 1721 wird die Schule der Heiligen Synode unterstellt, 1775 Umbenennung in Slawische Griechisch-Latein-Schule, Curriculum wird mit dem Priesterseminar des Dreifaltigkeitskloster abgestimmt. Im 19. Jh. wird die Schule zur ersten Theologischen Akademie der Russisch-orthodoxen Kirche. 1918 geschlossen und 1944 wiedereröffnet.
1696College Notre Damegegründet von dem maronitischen Maryamiten-Orden (Heilige Jungfrau Maria), seit 1987 Notre-Dame-Universität – Louaize
1699Greek College in Oxford, Oxfordgegründet von Benjamin Woodroffe, 1705 wieder geschlossen [1]
nach 1736Collegium Antoninegegründet von dem maronitischen Antoninen-Orden zur Priesterausbildung in der maronitischen Kirche, seit 1961 um die Rechtsfakultät, seit 1975 um die Musikhochschule ergänzt und seit 1994 Universität
1725Geistliche Akademie, Sankt Petersburggegründet als slawische Griechisch-Latein-Schule im Alexander-Nevsky-Kloster. 1778 in ein Hauptseminar umgestaltet und 1797 in Alexander-Nevsky-Akademie umbenannt. 1908 wurde diese in drei Abteilungen gegliedert: die theologische Akademie (Universität), das theologische Seminar (College) und die theologische Schule (High School), 1918 geschlossen und 1946 wiedereröffnet. Sie untersteht dem Patriarchen von Moskau und ganz Russland.
1783College Jamhour, Baabdagegründet von den Jesuiten nach der Aufhebung des Ordens, heute von Jesuiten und die „Congrégation des Saints Cœurs“, einem jesuitischen Frauenorden, geleitet.
1783College St. Benoit, Istanbulgegründet von den Jesuiten zu einem früheren Zeitpunkt als Schule bzw. übernommen von den Lazaristen und als Lycée ausgebaut bis heute in Betrieb [2]
Ende des 17. JahrhundertsCollege La Sagesse, Beirutgegründet vom Erzbischof Beiruts, 1875 ist die Rechtsfakultät später die Universität La Sagesse entstanden

19. Jahrhundert

Gegründet(Hoch-)schuleGeschichte
1815Lasarian Institut, Moskaugegründet durch die Familie Lasarian aus Neu-Julfa (Persien): eine armenische Akademie (Jemaran) mit dem Programm eines russischen Gymnasiums. Es wurde 1918 geschlossen.
1821Philanthropisches College, KalkuttaDas erste armenische College (Martasiragan Djemaran) überhaupt. Es wurde in den ersten vierzig Jahren von Hovhannes Avdalian (1793–1860) geleitet, der eine britische Bildung hatte.
1824Nersessian Gymnasium, Tbilissigegründet von Nerses Aschtaraketsi (1770–1857) dem späteren Katholikos Nerses V.
1825Mechitaristen-Gymnasium, Konstantinopelgegründet von den Wiener Mechitaristen: armenisch-katholisches Gymnasium
1825Mesrobian College, Smyrnagegründet durch die armenisch-katholische Familie Abroyan: die erste nicht-konfessionelle Bildungsinstitution im Osmanischen Reich.
1831Sahagyan-Nunyan Gymnasium, Istanbulgegründet von Patriarch Garabed III. von Balat (1823–1831): armenisches Gymnasium, das 1866 beim großen Brand von Samatya vollständig zerstört wurde. 1871 wurde es als Mädchenschule wieder aufgebaut [3].
1832Samuel-Muradian-College, Paduagegründet von den venezianischen Mechitaristen und zu Beginn finanziert von zwei Kaufleuten aus Madras (Samuel Muradian und Raphael Gharamian).
1835College for Girls, (LAU) Beirutgegründet von Amerikanisch-Presbyterianischen Missionaren, ab 1924, zweijähriges Frauen-College, und ab 1948 vierjähriges Frauen-College, ab 1975 auch Zulassung für männliche Studenten und Umbenennung in Beirut-College-Universität sowie ab 1994 Universität, Lebanese-American Univ.
1836Murad-Raphaelian-College, Venediggegründet von den venezianischen Mechitaristen und zu Beginn finanziert von zwei Kaufleuten aus Madras (Samuel Muradian und Raphael Gharamian), ursprünglich für die Kinder reicher Handelsleute in Venedig geplant, wurde später nach Paris verlegt. Heute werden die meisten Schüler vom Mechhitaristen-Orden unterstützt. Seminar von Chalki
1844Seminar von Chalki, Chalki, Insel vor Konstantinopelgegründet als Theologische Hochschule vom Patriarchen Germanos IV., neben dem Kloster Heilige Trinität, seit 1971 von dem türkischen Staat geschlossen. Im 9. Jahrhundert gab es schon ein Seminargebäude auf dem Gelände.
1844St. Vincent-de-Paul Lycée, Alexandriagegründet von den Schwestern des Ordens St. Vincent-de-Paul aus Frankreich.
1856Lycée Notre Dame du Sion, Istanbulgegründet vom Orden Schwestern Unserer Lieben Frau von Sion bzw. Notre Dame de Sion, war zunächst ein französischsprachiges Mädchengymnasium, später auch für Jungen geöffnet, heute mit Classe Préparatoire
1859Theologisches Seminar, Kharpertgegründet von der Kongregationalisten-Kirche in Boston
1863Robert College, Istanbulgegründet von amerikanisch-protestantischen Missionaren, englischsprachig, heute eine türkische und staatliche Universität
1866Syrian Protestant College, Beirutgegründet von amerikanisch-protestantischen Missionaren, englischsprachig, heute nichtkonfessionell und bekannt als American University Beirut
1867American Protestant Seminary, Maraschgegründet von amerikanischen Protestanten.
1871Talas American College, Talas, Provinz Kayserigegründet von dem amerikanischen Missionar James L. Fowle und 1889 von Henry K. Wingate in ein weiterführendes Internat ausgebaut. Das College wurde 1968 geschlossen.
1874Kevork-Akademie, Etschmiadsingegründet von Katholikos Kevork IV.: eine armenische Akademie (auch: Kevorkian Djemaran), die zunächst der Lehrer- und Priesterausbildung diente, später den Hauptakzent nicht mehr auf die geistliche Ausbildung legte.
1875Universität Saint Joseph, Beirutgegründet von dem Jesuitenorden: erste französischsprachige Universität im Orient
1875Armenia College, Kharpertwurde auf Druck der osmanischen Behörden 1888 in Euphrates College umbenannt.
1882St. Georgs-Kolleg, Istanbulgegründet von den Lazaristen und den Barmherzigen Schwestern, beide aus Österreich
1881Sanasarian College, Erzurumgegründet mit der finanziellen Unterstützung von Mkrtitsch Sanasarian und durch G. Yezian: armenisches College. 1912 wurde das College nach Sivas transferiert. 1915 wurde es durch die Türken zerstört.[1]
1882Central Turkey Girls's College, Maraschgegründet von amerikanischen Protestanten.
1886Getronagan-Gymnasium, Istanbulgegründet von Patriarch Nerses II. Varjapetian: armenisches Gymnasium [4]
1889Theologisches Seminar von Armasch (nördlich von Iznik)gegründet auf Initiative von Patriarch Horen I. Achekian (1888–1894), geleitet von Dekan Erzbischof Malachia Ormanian: armenisches Theologisches Seminar gegründet im bereits bestehenden Kloster Surp Asdvadzadzin. Das Seminar bildete bis zu seiner Schließung 1916 ca. 300 Studenten (davon 36 Vartabeds) aus.[2]
1895Esayan Gymnasium, Istanbulgegründet von den Brüdern Hovhannes und Mgrditsch Esayan: armenisches Gymnasium [5]

20. Jahrhundert

Gegründet(Hoch-)SchuleGeschichte
192?Fakultät Orthodoxe Theologie, Warschaugegründet nach dem Ersten Weltkrieg an der Warschauer Universität hat erst ab 1954 zusammen mit der evangelischen Fakultät wieder in der neuen Institution Christlich-Theologische Akademie die Lehre wieder aufgenommen.
1926Melkonian Educational Institute (MEI), Nikosiagegründet von den Brüdern Krikor und Garabed Melkonian: armenisches Gymnasium (bis vor kurzem) von UGAB unterstützt.
1930Nschan Palandschian – Akademie, Beirutarmenisch gewöhnlich 'Jemaran' (dt. Akademie) genannt, gegründet u. a. von Levon Schant, Simon Wratzjan: armenisches Gymnasium[3]
1932School for Religious Workers, heute NEST, Beirutgegründet 1932 durch mehrere evangelische Kirchen des Orients, seit 2000 existiert ein universitäres Austauschprogramm
1938/39Seminar der Paulisten und Institut St. Paul Institut für Theologie und Philosophie, Harissagegründet durch die melkitische Priestergemeinschaft der Paulisten (Melkiten), das Seminar ist vor allem eine Theologiefakultät
1942Holy Trinity Theological College, Addis Ababagegründet von der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche
1952Johann-Ludwig-Schneller-Schule, Bekaa (Libanon)gegründet von den Schneller Missionaren sowie unterstützt durch die evangelische Kirche und dem evangelischen Verein für Schnellerschulen
1953Heilig-Kreuz-Seminar, Istanbulgegründet von Patriarch Karekin I. Khachadourian: Priesterseminar des Patriarchates von Konstantinopel der Armenischen Apostolischen Kirche. Seit 1970 durch den türkischen Staat geschlossen.
1955Haigazian College, Beirutgegründet von der Armenischen Kirche im Libanon, seit 1992 umbenannt in College-Universität und seit 1996 Universität
1959Theodor-Schneller-Schule, Ammangegründet von den Schneller Missionaren sowie unterstützt durch die evangelische Kirche und dem evangelischen Verein für Schnellerschulen
1960Arab Baptist Theological Seminary, Beirutgegründet durch die baptistische Kirche
1965Universität St. Esprit, Kaslikgegründet durch den maronitischen Orden (O.L.M), übernahm die Priesterausbildung (Diözesan) in der maronitischen Kirche
1988Universität Balamand, Balamandvon der rum-orthodoxen Kirche gegründet, 1833, 1821, 1966 schon als Priesterseminar gegründet, aber diese Seminare wurde kurz darauf immer wieder geschlossen
1982Mar Elias Universität, Ibillin, Galiläagegründet durch Elias Chacour als höhere Ausbildungsinstitution, seit 2003 Universität

Siehe auch

Literatur

Hochschulen im arabischsprachigen Raum
  • Samir K. Samir: Rôle culturel des chrétiens dans le monde arabe, Cedrac, Beyrouth, 2ieme Ed. 2005
Armenische (Hoch-)Schulen
  • Levon Panos Dabağyan: Türkiye Ermenileri Tarihi. Kültür Sanat Yayincilik, Istanbul 2003.
  • Vahé Oshagan: Modern Armenian literature and intellectual History from 1700 to 1915, in: Richard Hovanissian: The Armenian People, from Ancient to Modern times, vol. II, McMillan 1997.
  • Robert H. Hewsen: Armenia: A Historical Atlas. Cloth: 2001, 336 S., ISBN 978-0-226-33228-4.
  • Zaven Der Yeghiayan: My Patriarchal Memoirs. Mayreni Publishing, Barrington (RI) 2002, ISBN 1-931834-05-9.
  • Vatche Ghazarian (Editor): Armenians in the Ottoman Empire. An Anthology of Transformation. 13th–19th Centuries. Mayreni Publishing, Waltham (MA) 1997 ISBN 0-9653718-5-9.
  • Razmik Panossian: The Armenians. Columbia University Press, 2006.

Anmerkungen

  1. Vatche Ghazarian (Editor): Armenians in the Ottoman Empire, S. 804.
  2. Zaven Der Yeghiayan: My Patriarchal Memoirs, S. 263.
  3. Razmik Panossian: The Armenians.