Fahrzeug-Identifizierungsnummer

Fahrzeug­identifikations­nummer der GM-T-Plattform neben dem Bei­fahrersitz
Fahrzeug­identifikations­nummer eines US-Fahrzeuges unter der Wind­schutz­scheibe

Die Fahrzeug-Identifizierungsnummer (FIN) (englisch vehicle identification number, VIN) entspricht unter Berücksichtigung internationaler Angleichungen der vormaligen Fahrgestellnummer und wird umgangssprachlich auch nach wie vor und weit verbreitet so genannt.

Anbringung

Die Nummer findet sich zum einen im Fahrzeugschein, außerdem mehrfach am Fahrzeug selbst, meist im Motorraum oder der rechten Fahrzeughälfte. Bei US-Fahrzeugen oder für diesen Markt bestimmten Fahrzeugen ist sie an der Windschutzscheibe links unten und von außen ersichtlich angebracht. Sie ist aus Gründen der Manipulationssicherheit mehrfach vorhanden und eingeschlagen oder tiefgezogen. Bis Erstzulassung 1. Oktober 1969 kann die FIN eingraviert oder auf einem separaten aufgenieteten Blechschild angebracht sein.[1]

Aufbau

Die FIN ist die international genormte, 17-stellige Seriennummer, mit der ein Kraftfahrzeug eindeutig identifizierbar ist. Sie besteht aus einer Herstellerkennung (World Manufacturer Identifier), zum Beispiel W0L für Opel und Vauxhall, WDB für die Daimler AG, WVW für Volkswagen, WF0 für Ford (Deutschland) oder VF7 für Citroën, einem herstellerspezifischen Schlüssel und einer meist vom Baujahr abhängigen, fortlaufenden Nummer. Manchen Herstellern sind mehrere Herstellerkennungen zugeordnet. Die international vereinheitlichte FIN wurde durch die EU-Verordnung 76/114/EWG im Jahr 1981 ins Leben gerufen und ersetzte die bis dahin zur eindeutigen Identifikation eines Autos verwendete, herstellerspezifische Fahrgestellnummer. Diese frühere Bezeichnung war teilweise überholt, da PKWs bereits seit den 1930er Jahren häufig kein separates Fahrgestell, sondern selbsttragende Karosserien besaßen, während Nutzfahrzeuge und Krafträder nach wie vor über ein Fahrgestell verfügen. Die FIN wird unter anderem auch nach wie vor ins Fahrgestell, soweit vorhanden, ansonsten in die Karosserie eingestanzt.

Beispiel einer FIN für einen Opel oder Vauxhall: W0L000051T2123456.

Nur die folgenden arabischen Ziffern und lateinischen Großbuchstaben dürfen in einer FIN verwendet werden:

1234567890 ABCDEFGH JKLMN P RSTUVWXYZ

Gesperrt sind die Buchstaben I, O und Q aufgrund der hohen Verwechslungsgefahr mit den Ziffern 0 und 1.[2]

Stelle 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17
Beispiel S B 1 6 4 A B N 1 P E 0 8 2 9 8 6
ISO 3779 Welt-Herstellercode
(World manufacturer identification WMI)
fahrzeugbeschreibender Teil
(Vehicle descriptor section VDS)
fortlaufende Nummer
(Vehicle indicator section VIS)
Nordamerika Welt-Herstellercode Baureihe, Motortyp und Ausstattung Prüfziffer Modelljahr Herstellerwerk fortlaufende Nummer

Arten

Es gibt zwei verschiedene Normen für die FIN. Hersteller in den Ländern der Europäischen Union verwenden die ISO-Norm 3779, während nordamerikanische Hersteller ein strengeres, aber mit der ISO-Norm konformes System nutzen.

Europäische FIN ab 1981

Die Fahrzeug-Identnummer wurde in Europa nach der Richtlinie 76/114/EWG vergeben.[2] Diese Richtlinie wurde jedoch gemäß der VO (EG) Nr. 661/2009 mit Wirkung vom 1. November 2014 aufgehoben. Sie wurde durch die Verordnung der EU 19/2011[3] ersetzt, die sich hinsichtlich der Beschreibung des Aufbaus der FIN gegenüber der 76/114/EWG nicht unterscheidet.

Vor 1981 gab es keine allgemeinverbindlichen Normen für diese Nummer, so dass Fahrzeughersteller damals individuell vergebene Fahrgestellnummern benutzten.

In Deutschland ist die Verpflichtung des Herstellers zum Anbringen der FIN in § 59 Abs. 1 Nr. 4 StVZO und die Speicherung der FIN im Zentralen Fahrzeugregister in § 33 Abs. 1 Nr. 1 StVG geregelt.[4]

Stelle Bedeutung
1–3 Welt-Hersteller-Code (WMI)
4–9 Baureihe: Kann vom Hersteller festgelegt werden. Nicht benutzte Zeichen sind mit Buchstaben oder Ziffern (nach Wahl des Herstellers) zu besetzen. Bei VW/Audi z. B. werden die normalerweise nicht benutzten Stellen 4–6 mit ZZZ gefüllt, bei Opel/Vauxhall die Stellen 4–7 mit 0000.
10 optional Modelljahrescode: Das Produktionsjahr wird durch die ISO-Norm 3779:2009 festgelegt. Die Zeichen 123456789 ABCDEFGH JKLMN P RST VWXY kodieren jeweils 30 Jahre, beginnend 1971. Eine 3 bedeutet also 1973 oder 2003. Die Zeichen I, O, Q, U und Z werden wegen Verwechslungsgefahr nicht verwendet. Der Modelljahrescode stimmt nicht unbedingt mit dem Herstellungsjahr überein: Das Modelljahr beginnt z. B. bei VW oder auch bei Opel normalerweise mit den Werksferien des Vorjahres, ein im Oktober 2005 produziertes Fahrzeug bekommt damit die Modelljahresnummer 6. Sonst Teil der fortlaufenden Nummerierung.
11 optional Herstellerwerk: Bei VW z. B. W=Wolfsburg, E=Emden, M=Puebla (Mexiko), bei Opel z. B. 1=Rüsselsheim, 2=Bochum, sonst Teil der fortlaufenden Nummerierung
12–14 zweiter Teil der WMI, bei WMIs deren 3. Stelle 9, sonst Teil der fortlaufenden Nummerierung
12–17 fortlaufende aufsteigende Nummer

Die Stellen 4–9 werden für Exportfahrzeuge in die USA den dortigen Richtlinien angepasst.

Beispiel bei Mercedes-Benz:

WDD 169 007-1J-236589

Im WDD ist das Kennzeichen für Deutschland (W) und für den Hersteller Mercedes-Benz (DD, bei anderen Modellen auch WDC/WDB) enthalten. Die darauffolgenden drei Ziffern stehen hier für die Modellreihe 169 (A-Klasse). 007 ist hier das Kennzeichen für Karosserieform, Motor und beispielsweise Allradantrieb etc. 1 für Linkslenker, J bezeichnet die Produktionsstätte (hier Rastatt, bei anderen Modellen auch F, B etc.). Danach folgen die sechs fortlaufenden Ziffern.

Beispiel bei Volkswagen:

WVWZZZ1JZ3W386752

WVW – bedeutet deutscher Hersteller Volkswagen
ZZZ – bleibt ungenutzt
1J – bezeichnet Modell (hier Golf IV oder Bora)
3 – Modelljahr 2003
W – Wolfsburg
386752 – ist die Nummer des im Modelljahr 2003 hergestellten Golf IV/Bora.

Honda V.I.N. (1979 bis 1995)

Die Vehicle-Identify-Number (V.I.N.) war eine interne Fahrzeugidentifikationsnummer von Honda, die von 1979 bis 1995 an Motorrädern verwendet wurde. Sie bestand aus einer 11-stelligen Buchstaben- und Zahlenfolge.[5]

Amerikanische VIN ab 2003

Die US-VIN wird in den USA, Kanada, Brasilien, Südkorea, Mexiko, Saudi-Arabien und Jordanien verwendet, in Israel ist eine Mischform aus US- und europäischer Norm in Gebrauch.

Stelle Bedeutung
1–3 Welt-Hersteller-Code
4-8 Vom Hersteller definierte Zahlenfolge. Es müssen laut der NHTSA mehrere Eigenschaften der Fahrzeuge beschrieben werden. Die Anzahl der beschriebenen Eigenschaften unterscheidet sich bei den unterschiedlichen Fahrzeugklassen. (PKW, LKW etc.) Da die Anzahl der Eigenschaften, die Anzahl der möglichen Stellen in der VIN überschreitet müssen diese vom Hersteller individuell umcodiert werden.[6]
9 Prüfziffer
10 Modelljahrescode: Das Produktionsjahr wird durch die ISO-Norm 3779-1983 festgelegt. Die Zeichen 123456789ABCDEFGHJKLMNPRSTVWXY kodieren jeweils 30 Jahre, beginnend 1971. Eine 3 bedeutet also 1973 oder 2003. Die Zeichen I, O, Q, U und Z sind wegen Verwechslungsgefahr übersprungen.
11 Herstellerwerk
12–17 fortlaufende aufsteigende Nummer

Weltherstellercode (WMI)

Die ersten drei Ziffern der FIN identifizieren den Kraftfahrzeughersteller laut dem Weltherstellercode (engl.: World Manufacturer Identifier, WMI). Zu beachten ist dabei, dass Hersteller hier die Vertriebsmarke bezeichnet. Beim Badge Engineering gibt es hier Abweichungen, beispielsweise wird der Opel Movano von SoVAB produziert, trägt jedoch den Herstellercode von Opel.

Hersteller mit einer Produktionsrate von weniger als 500 Fahrzeugen jährlich verwenden die Ziffer 9 an der dritten Stelle und die 12. bis 14. Stelle der FIN als zweiten Teil der Identifikationsnummer. Einige Hersteller codieren mit der dritten Stelle der FIN den Fahrzeugtyp (z. B. Bus oder Lkw), einen Bereichsteil des Unternehmens oder beides kombiniert. Beispiel: der Hersteller General Motors, Herstellercode 1G, benutzt den Code 1G1 für die Marke Chevrolet (Pkw), 1G2 für die Marke Pontiac (Pkw) und 1GC wieder für Chevrolet, allerdings wird dieser Code nur an Lkw vergeben.

WMI-Regionen

Der erste Buchstabe des Weltherstellercodes gibt die Region des Herstellers an. In der Praxis ist jeder einzelne auf das Herstellerland zugewiesen. Hersteller, die gemeinsam grenzüberschreitend produzieren, sind gekennzeichnet.

Rahmen aus China
Fahrzeug­identifikations­nummer im Typen­schild eines Audi 80 Typ 8C
Fahrzeug­identifikations­nummer in der Motor­raum­trenn­wand ein­ge­schlagen (Audi 80 Typ 8C)
WMI Region Bemerkungen
A–H Afrika AA–AH = Südafrika
J–R Asien J = Japan
KL–KR = Südkorea
L = VR China
MA–ME = Indien
MF–MK = Indonesien
ML–MR = Thailand
NL–NM = Türkei
PA–PE = Philippinen
PL–PR = Malaysia
RA–RE = Vereinigte Arabische Emirate
RF–RK = Taiwan
RL–RR = Vietnam
S–Z Europa SA–SM = Vereinigtes Königreich
SN–ST = Deutschland
SU–SZ = Polen
TA–TH = Schweiz
TJ–TP = Tschechische Republik
TR–TV = Ungarn
UA–UM = Dänemark
UN–UT = Irland
UU–UZ = Rumänien
U1–U7 = Slowakei
VA–VE = Österreich
VF–VR = Frankreich
VS–VW = Spanien
VX–V2 = Jugoslawien
W = Deutschland
XL–XP = Niederlande
XS–XW = UdSSR
X3–X0 = Russland
YA–YE = Belgien
YF–YK = Finnland
YS–YW = Schweden
ZA–ZR = Italien
1–5 Nordamerika 1, 4, 5 = USA
2 = Kanada
3 = Mexiko
6–7 Australien/Ozeanien 6A–6W = Australien
7A–7E = Neuseeland
8–0 Südamerika 8A–8E = Argentinien
8X–82 = Venezuela
9A–9E = Brasilien
9F–9J = Kolumbien
93–99 = Brasilien

Liste von gemeinsamen WMI

Die Society of Automotive Engineers vergibt die WMI an Länder und Marken.[7] Die folgende Liste zeigt eine kleine Auswahl von gemeinsam genutzten Weltherstellercodes.

WMI Hersteller / Marke
CL9 Wallyscar
JA Isuzu
JF Fuji Heavy Industries (Subaru)
JH Honda
JMB Mitsubishi
JMZ Mazda
JN Nissan
JS Suzuki
JT Toyota Japan
KL Daewoo
KMH Hyundai (Korea)
KN Kia
KNE Kia (Montage nicht Korea)
KPT Ssangyong
LFV FAW-Volkswagen Automotive Co.
LPS Polestar
LRW Tesla China
LSV SAIC Volkswagen
SAJ Jaguar
SAL Land Rover
SAR Rover
SCC Lotus Cars
SUU Solaris Bus & Coach
TMA Hyundai (Tschechische Republik)
TMB Škoda
TRU Audi (Ungarn)
UU Dacia
U5Y Kia (Slowakei, Pkw)
U6Z Kia (Slowakei, SUV)
VA0 ÖAF Gräf & Stift AG (Österreich)
VFA Alpine, heute Renault
VF1 Renault
VF3 Peugeot
VF7[8], VR7 Citroën
VNK Toyota Frankreich
VR1 DS Automobiles ab 2017[9]
VR3 Peugeot ab 2017[9]
VR7 Citroën ab 2017[9]
VSK Nissan Spanien
VSS Seat
WAG Neoplan
WAU Audi
WAP ALPINA
WBA BMW
WBS BMW M GmbH
WBY BMW i (Elektro)
WDB, W1K, W1N, WMX Mercedes-Benz AG
WDC, WDD, WDF, WMX DaimlerChrysler/Daimler AG
(seit 2020 abgelöst durch Mercedes-Benz AG)[10]
WEB EvoBus
WF0 Ford Deutschland
WGF GFB GmbH
WJR Irmscher
WKA Kaeser Kompressoren
WKK Kässbohrer Fahrzeugwerke
WLA Langendorf GmbH
WMA MAN
WME Smart
WMW MINI
WP0 Porsche
WP1 Porsche Cayenne, Porsche Macan
WSM Schmitz Cargobull
WUA Audi Sport GmbH
WVG Volkswagen
WVM VW-MAN
WVW Volkswagen
WV1 Volkswagen Nutzfahrzeuge
WV2 Volkswagen Nutzfahrzeuge
W0L, W0V, VXK Opel, Vauxhall
W0SV Opel Special Vehicles
W08 Saturn Astra
W09 deutsche Hersteller < 500 Fz.
XP7 Tesla Deutschland
YK1 Saab
YS3 Saab
YV1 Volvo
ZAR Alfa Romeo
ZCF Iveco
ZDF Ferrari Dino
ZFA Fiat
ZFF Ferrari
ZHW Lamborghini
ZLA Lancia
ZAM Maserati
1C Chrysler
1F Ford Motor Company
1G General Motors
1G3 Oldsmobile
1GC Chevrolet
1GM Pontiac
1H Honda USA
1J Jeep
1L Lincoln
1M Mercury
1N Nissan USA
1VW Volkswagen USA
1YV Mazda USA
2F Ford Motor Company Kanada
2G General Motors Kanada
2G1 Chevrolet Kanada
2G1 Pontiac Kanada
2HM Hyundai Kanada
2M Mercury
3F Ford Motor Company Mexiko
3G General Motors Mexiko
3H Honda Mexiko
3VW Volkswagen Mexiko
4F Mazda USA
4M Mercury
4S Subaru of Indiana Automotive
4US BMW USA
5L Lincoln
5YJ Tesla USA
6F Ford Motor Company Australien
6H General Motors-Holden
6MM Mitsubishi Motors Corporation Australien
6T1 Toyota Australien
9BW Volkswagen do Brasil (Brasilien)

Für die dritte Stelle wird eine 9 vergeben, wenn es sich um einen kleinen Hersteller handelt. In Deutschland ist der Herstellercode dann W09. Der Hersteller wird dabei in den Stellen 12–14 codiert.

Einzelnachweise

  1. TÜV Rheinland-Handbuch Oldtimer: Zulassung – Kauf – Trends – Werterhaltung. Kirschbaum Verlag, Bonn 2016, ISBN 978-3-7812-1943-4, S. 65.
  2. a b Richtlinie 76/114/EWG des Rates vom 18. Dezember 1975 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über Schilder, vorgeschriebene Angaben, deren Lage und Anbringungsart an Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeuganhängern
  3. Verordnung (EU) Nr. 19/2011 der Kommission vom 11. Januar 2011 über die Typgenehmigung des gesetzlich vorgeschriebenen Fabrikschilds und der Fahrzeug-Identifizierungsnummer für Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeuganhänger zur Durchführung der Verordnung (EG) Nr. 661/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates über die Typgenehmigung von Kraftfahrzeugen, Kraftfahrzeuganhängern und von Systemen, Bauteilen und selbstständigen technischen Einheiten für diese Fahrzeuge hinsichtlich ihrer allgemeinen Sicherheit Text von Bedeutung für den EWR
  4. Zentrales Fahrzeugregister (Memento vom 18. Juli 2013 im Internet Archive)
  5. coyotetrips.com (abgerufen am 24. September 2016)
  6. NHTSA: Requirements for Manufacturers of Motor Vehicles and Motor Vehicle Equipment. S. Seite 11, abgerufen am 11. September 2023.
  7. SAE Global Standardization: WMI/VIN Information. Abgerufen am 5. März 2022.
  8. Typenschild/FIN 2CV VF7. Abgerufen am 21. September 2022.
  9. a b c Neue Herstellerschlüsselnummer für PSA. Abgerufen am 23. Mai 2024.
  10. Neue Weltherstellercodes bei der Mercedes-Benz AG |. 22. Dezember 2019, abgerufen am 5. März 2022 (deutsch).