„Reliant“ – Versionsunterschied

[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Markierungen: Zurückgesetzt Visuelle Bearbeitung Einstiegs-Aufgabe Einstiegs-Aufgabe: Korrekturlesen
Die letzte Textänderung von Daniel Brix 93 wurde verworfen und die Version 235299053 von Wetterwolke wiederhergestellt; keine Verbesserung; Geschmacksedit.
Markierung: Manuelle Zurücksetzung
Zeile 28:Zeile 28:
== Geschichte ==
== Geschichte ==
=== Prolog ===
=== Prolog ===
Mit dem “Motor Taxation Act” von 1921 wurde im [[Kraftfahrzeugsteuer|Steuerrecht]] des [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreichs]] eine Sonderstellung für motorisierte Dreiradfahrzeuge geschaffen. Bei einem Leergewicht unter 8 [[Hundredweight|cwt]] (≈ 406 kg) betrug die jährliche Abgabe pauschal vier [[Pfund Sterling]], unabhängig von Hubraum und Leistung. Während Fahrzeuge zur Personenbeförderung zunächst keinen großen Zuspruch fanden, gab es einen Markt für Kurier- und Lieferfahrzeuge. Ein frühes Modell war das ''Ivy Karryall''. Es bestand aus der Vordergabel und der Antriebseinheit eines Motorrads, welche durch einen geschlossenen Kabinenaufbau miteinander verbunden waren. Der Fahrer saß aufrecht zwischen Vordergabel und Kabine. Er war zwar überdacht, aber kaum geschützt.
Mit dem “Motor Taxation Act” von 1921 wurde im [[Kraftfahrzeugsteuer|Steuerrecht]] des [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreichs]] eine Sonderstellung für motorisierte Dreiradfahrzeuge geschaffen. Bei einem Leergewicht unter 8 [[Hundredweight|cwt]] (≈ 406 kg) betrug die jährliche Abgabe pauschal vier [[Pfund Sterling]], unabhängig von Hubraum und Leistung. Während Fahrzeuge zur Personenbeförderung zunächst keinen großen Zuspruch fanden, gab es einen Markt für Kurier- und Lieferfahrzeuge. Ein frühes Modell war das ''Ivy Karryall''. Es bestand aus Vordergabel und Antriebseinheit eines Motorrads, die mit einem geschlossenen Kabinenaufbau verbunden waren. Der Fahrer saß aufrecht zwischen Vordergabel und Kabine, zwar überdacht, aber kaum geschützt.


=== Raleigh Light Delivery Van ===
=== Raleigh Light Delivery Van ===
Die notwendigen Motorradteile für dieses Fahrzeug stammten von der Firma [[Raleigh Cycle Company|Raleigh]], die sich 1930 die Rechte an dem Fahrzeug sicherte und es weiterentwickelte. Federführend war dabei der im selben Jahr zum Unternehmen gekommene Tom Lawrence Williams, der dem Vehikel zu größerer Motorleistung und höherer Zuladung verhalf. Der ab 1931 erhältliche ''Raleigh Light Delivery Van'' wartete mit verschiedenen Karosserievarianten auf; ab 1932 war er auch in einer Version zur Personenbeförderung verfügbar und 1933 ersetzte man die Lenkstange durch ein Lenkrad.
Die notwendigen Motorradteile für dieses Fahrzeug stammten von der Firma [[Raleigh Cycle Company|Raleigh]], die sich 1930 die Rechte an dem Fahrzeug sicherte und es weiterentwickelte. Federführend war dabei der im selben Jahr zum Unternehmen gekommene Tom Lawrence Williams, der dem Vehikel zu größerer Motorleistung und höherer Zuladung verhalf. Der ab 1931 erhältliche ''Raleigh Light Delivery Van'' wartete mit verschiedenen Karosserievarianten auf; ab 1932 war er auch in einer Version zur Personenbeförderung verfügbar und 1933 ersetzte man die Lenkstange durch ein Lenkrad.
Williams war auch für den ebenfalls 1933 vorgestellten ''Raleigh Safety Seven'' verantwortlich, ein dreirädriges [[Cabriolet]], dessen Hinterachse über eine Welle angetrieben wurde. 1934 wurde zwar noch eine geschlossene Version auf den Markt gebracht, aber im gleichen Jahr entschloss sich Raleigh zum Rückzug aus der Produktion motorisierter Fahrzeuge aller Art.
Williams zeichnete auch für den ebenfalls 1933 vorgestellten ''Raleigh Safety Seven'' verantwortlich, ein dreirädriges [[Cabriolet]], dessen Hinterachse über eine Welle angetrieben wurde. 1934 wurde zwar noch eine geschlossene Version auf den Markt gebracht, aber im gleichen Jahr entschloss sich Raleigh zum Rückzug aus der Produktion motorisierter Fahrzeuge aller Art.


=== Reliant ===
=== Reliant ===
Williams schied aus dem Unternehmen aus und errichtete im Garten seines Hauses in Tamworth, Staffordshire ein Konstruktionsbüro. Sein Kollege E. S. Thompson folgte ihm nach und im Herbst 1934 überarbeiteten sie den ''Light Delivery Van'' zum ''Reliant'' (englisch für „der Zuverlässige“). Dieser unterschied sich von seinen Vorgängern durch die geschlossene Fahrerkabine und die Aluminiumverkleidung auf einem Eschenholzrahmen. Im Frühjahr 1935 richteten Williams und Thompson mit einigen Mitarbeiter ihre Werkstatt in einem ehemaligen Busdepot ein und konnten im Juni das erste Fahrzeug an einen Kunden ausliefern. Während der Absatz über den Sommer anstieg, ließ er im Herbst wieder nach. Williams und Thompson reagierten mit einem zusätzlichen Modell. Dessen Zuladung wurde von 7 cwt (ca. 350 kg) auf 10 cwt (ca. 500 kg) erhöht, der Kettenantrieb durch eine Antriebswelle ersetzt und die Sitzposition des Fahrers aus der Mitte heraus nach rechts verlegt. Neu waren auch ein [[Anlasser|elektrischer Starter]] und eine [[Kühlung (Verbrennungsmotor)|Wasserkühlung]] für den Motor sowie die Möglichkeit, einen [[Pick-up]]-Aufbau zu bestellen. 1936 fertigte die ''Reliant Engineering Company'' wöchentlich drei bis fünf Einheiten der verschiedenen Modelle, im Folgejahr stieg die Zahl auf acht bis zehn Einheiten. Ab 1938 bezog die ''Company'' den komplett montierten Vierzylindermotor des ''[[Austin 7|Super Seven]]'' von der [[Austin Motor Company]] und konnte durch die zusätzlich freigewordene Fläche im eigenen Haus die Produktionszahlen noch einmal steigern. Der neue Motor ermöglichte außerdem die Erhöhung der Zuladung bei beiden Varianten - beim kleineren Modell um 1 cwt auf insgesamt 8 cwt und beim größeren Modell um 2 cwt auf insgesamt 12 cwt.
Williams schied aus dem Unternehmen aus und errichtete im Garten seines Hauses in Tamworth, Staffordshire, ein Konstruktionsbüro. Sein Kollege E. S. Thompson folgte ihm nach und im Herbst 1934 überarbeiteten sie den ''Light Delivery Van'' zum ''Reliant'' (englisch für „der Zuverlässige“). Der unterschied sich von seinen Vorgängern durch die geschlossene Fahrerkabine und die Aluminiumverkleidung auf einem Eschenholzrahmen. Im Frühjahr 1935 richteten Williams, Thompson und Mitarbeiter ihre Werkstatt in einem ehemaligen Busdepot ein und konnten im Juni des Jahres das erste Fahrzeug an einen Kunden ausliefern. Während der Absatz über den Sommer anstieg, ließ er im Herbst wieder nach. Williams und Thompson reagierten mit einem zusätzlichen Modell. Dessen Zuladung wurde von 7 cwt (ca. 350 kg) auf 10 cwt (ca. 500 kg) erhöht, der Kettenantrieb durch eine Antriebswelle ersetzt und die Sitzposition des Fahrers aus der Mitte heraus nach rechts verlegt. Neu waren auch ein [[Anlasser|elektrischer Starter]] und eine [[Kühlung (Verbrennungsmotor)|Wasserkühlung]] für den Motor sowie die Möglichkeit, einen [[Pick-up]]-Aufbau zu bestellen. 1936 fertigte die ''Reliant Engineering Company'' wöchentlich drei bis fünf Einheiten der verschiedenen Modelle, im Folgejahr stieg die Zahl auf acht bis zehn Einheiten. Ab 1938 bezog man von [[Austin Motor Company|Austin]] den komplett montierten Vierzylindermotor des ''[[Austin 7|Super Seven]]'' und konnte durch die zusätzlich freigewordene Fläche im eigenen Haus die Produktionszahlen noch einmal steigern. Der neue Motor ermöglichte außerdem die Erhöhung der Zuladung bei beiden Reliant-Varianten, beim kleineren Modell um 1 auf 8 cwt, um 2 auf 12 cwt beim großen Modell.


=== Zweiter Weltkrieg ===
=== Zweiter Weltkrieg ===
Als 1939 absehbar war, dass die Produktion des ''Super Seven''-''Vierzylinders'' nicht mehr fortgeführt werden würde, begann man mit dem Aufbau einer eigenen Motorenfertigung. Thomson, der den größten Teil der Entwicklung übernommen hatte, orientierte sich stark an der Austin Motor Company. Der neue Motor war kurz vor Kriegsbeginn serienreif, so dass noch 80 Einheiten gebaut werden konnten. Ab 1940 wurde die Fahrzeugproduktion eingestellt, stattdessen wurden verschiedene Rüstungsgüter als Zulieferer für andere Firmen produziert. Zu den Rationierungsmaßnahmen der britischen Regierung gehörten auch Fahrverbote für Kraftfahrzeuge. Dreiräder waren allerdings ausgenommen, was das Interesse an Gebrauchtfahrzeugen dieser Bauart aufrechterhielt.
Als 1939 absehbar war, dass die Produktion des ''Super Seven''-Vierzylinders nicht mehr fortgeführt werden würde, begann man mit dem Aufbau einer eigenen Motorenfertigung. Thomson, der den größten Teil der Entwicklung übernommen hatte, orientierte sich stark an Austin. Der neue Motor war kurz vor Kriegsbeginn serienreif, so dass noch 80 Einheiten gebaut werden konnten. Ab 1940 wurde die Fahrzeugproduktion eingestellt, stattdessen wurden verschiedene Rüstungsgüter als Zulieferer für andere Firmen produziert. Zu den Rationierungsmaßnahmen der britischen Regierung gehörten auch Fahrverbote für Kraftfahrzeuge. Dreiräder waren allerdings ausgenommen, was das Interesse an Gebrauchtfahrzeugen dieser Bauart aufrechterhielt.


=== Regent ===
=== Regent ===
Auch nach Kriegsende war die wirtschaftliche Situation im Vereinigten Königreich noch angespannt, somit bestand weiterhin ein Markt für Dreiräder. 1946 wurde die Produktion des kleineren ''Reliant''-''Modells'' wieder aufgenommen und ab 1947 wurde auch wieder die Variante mit der höheren Zuladung gefertigt. 1950 stellte Reliant den ''[[Reliant Regent|Regent]]'' vor. Dessen Erscheinungsbild stimmte weitgehend mit dem seiner Vorgänger überein, er war aber statt mit Speichenrädern als erstes Fahrzeug in der Firmengeschichte mit Scheibenrädern aus Stahl ausgerüstet. Außer kleineren technischen Neuheiten war die größte Änderung die reduzierte Zuladung, die nun wieder 10 cwt betrug. Der im Programm verbliebene kleine ''Reliant'' wurde sogar auf 6 cwt zurückgestuft. Damit hatte er die gleiche Zuladung wie eine neu hinzugekommene, kleinere Variante des ''Regent'', die unter dem Namen ''[[Reliant Prince Regent|Prince Regent]]'' angeboten wurde. Der ''Regent Mk. II'' war die letzte Inkarnation des ehemaligen ''Ivy Karryall'', seine Motorradgabel fand nun unter einer Motorhaube Platz, die ihn einem Automobil ähnlicher sehen ließ. Seine Produktion wurde bis 1956 fortgeführt.
Auch nach Kriegsende war die wirtschaftliche Situation im Vereinigten Königreich noch angespannt, somit bestand weiterhin ein Markt für Dreiräder. 1946 nahm man die Produktion des kleineren ''Reliant''-Modells wieder auf und ab 1947 fertigte man auch wieder die Variante mit der höheren Zuladung. 1950 stellte Reliant den ''[[Reliant Regent|Regent]]'' vor. Dessen Erscheinungsbild stimmte weitgehend mit dem seiner Vorgänger überein, er war aber statt mit Speichenrädern als erstes Fahrzeug in der Firmengeschichte mit Scheibenrädern aus Stahl ausgerüstet. Außer kleineren, technischen Neuheiten war die größte Änderung die reduzierte Zuladung, die nun wieder 10 cwt betrug. Der im Programm verbliebene kleine ''Reliant'' wurde sogar auf 6 cwt zurückgestuft. Damit hatte er die gleiche Zuladung wie eine neu hinzugekommene, kleinere Variante des ''Regent'', die unter dem Namen ''[[Reliant Prince Regent|Prince Regent]]'' angeboten wurde. Der ''Regent Mk. II'' war die letzte Inkarnation des ehemaligen ''Ivy Karryall'', seine Motorradgabel fand nun unter einer Motorhaube Platz, die ihn einem Automobil ähnlicher sehen ließ. Seine Produktion wurde bis 1956 fortgeführt.


=== Regal ===
=== Regal ===
Nachdem die Personenbeförderung bisher keine Rolle gespielt hatte, nahm Thompson die Idee des ''Safety Seven'' wieder auf und präsentierte 1951 den Prototyp des ''[[Reliant Regal|Regal]]''. Auch dieser Entwurf war ein Cabriolet und hatte eine Aluminiumkarosserie mit Eschenholzgerippe. Er war nicht als Zweisitzer konzipiert, sondern für vier Passagiere gedacht. Mit verkleinerten Abmessungen ging er 1953 als ''Regal Mk I'' in Serie und wurde schon im Spätjahr 1954 vom verbesserten ''Regal Mk II'' abgelöst, der nun vier Erwachsenen Platz bieten sollte. Ursprünglich nur mit Verdeck erhältlich, gab es den Mk II ab 1955 auch mit Hardtop mit Motorhaube und Heckklappe aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Der neue Werkstoff bewährte sich und die Karosserie des ab 1956 gebauten ''Regal Mk III'' bestand vollständig aus [[Glasfaserverstärkter Kunststoff|glasfaserverstärktem Kunststoff]] (GfK). Motorblock und Zylinderkopf waren weiterhin aus Aluminium. Der ab November 1958 erhältliche Nachfolger ''Regal Mk IV'' war als letztes Modell mit einem Verdeck erhältlich. Bei ihm wurde die elektrische Anlage auf 12 Volt umgestellt und Fahrwerk und Lenkung geändert. Bereits im Juni 1959 erschien der ''Regal Mk V'' mit bescheidenen Neuerungen wie zum Beispiel einem Kofferraum im Heck und einem zweiten Scheibenwischer für die Beifahrerseite; die Instrumente waren nun in der Mitte des Armaturenbretts platziert. Ab November 1960 wurde er vom ''Regal Mk VI'' abgelöst, der sich von seinem Vorgänger durch größere Scheiben unterschied.
Nachdem die Personenbeförderung bisher keine Rolle gespielt hatte, nahm Thompson die Idee des ''Safety Seven'' wieder auf und präsentierte 1951 den Prototyp des ''[[Reliant Regal|Regal]]''. Auch dieser Entwurf war ein Cabriolet und hatte eine Aluminiumkarosserie mit Eschenholzgerippe. Er war nicht als Zweisitzer konzipiert, sondern für vier Passagiere gedacht. Mit verkleinerten Abmessungen ging er 1953 als ''Regal Mk I'' in Serie und wurde schon im Spätjahr 1954 vom verbesserten ''Regal Mk II'' abgelöst, der nun vier Erwachsenen Platz bieten sollte. Ursprünglich nur mit Verdeck erhältlich, gab es den Mk II ab 1955 auch mit Hardtop mit Motorhaube und Heckklappe aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Der neue Werkstoff bewährte sich und die Karosserie des ab 1956 gebauten ''Regal Mk III'' bestand vollständig aus GfK, Motorblock und Zylinderkopf waren aus Aluminium. Der ab November 1958 erhältliche Nachfolger ''Regal Mk IV'' war als letztes Modell mit einem Verdeck erhältlich. Bei ihm wurde die elektrische Anlage auf 12 Volt umgestellt und Fahrwerk und Lenkung geändert. Bereits im Juni 1959 erschien der ''Regal Mk V'' mit bescheidenen Neuerungen wie zum Beispiel einem Kofferraum im Heck und einem zweiten Scheibenwischer für die Beifahrerseite; die Instrumente waren nun in der Mitte des Armaturenbretts platziert. Ab November 1960 wurde er vom ''Regal Mk VI'' abgelöst, der sich von seinem Vorgänger durch größere Scheiben unterschied.


=== Weitere Modelle ===
=== Weitere Modelle ===
Ab 1962 fertigte man in Kooperation mit der [[Autocars Company|Autocars Company Ltd.]] aus [[Haifa]] einen Sportzweisitzer namens ''[[Reliant Sabre|Sabre]]'' (in Israel als ''Sabra Sport'' vertrieben) mit einer [[Karosserie]] aus glasfaserverstärkten Kunststoff und einem 1,7-Liter-Motor, der aus dem damaligen ''[[Ford Consul]]'' stammte. Von 1964 bis 1970 wurde das sportliche Coupé ''[[Reliant Scimitar|Scimitar GT]]'' (sprich: Simiter; dt. ''Krummschwert'') hergestellt, ab 1968 bot man den zu den sogenannten [[Shooting Brake]]s zählenden ''Scimitar GTE'' mit einem Ford-V6-Triebwerk (3 l) an. Von ihm wurden bis 1986 mindestens fünf verschiedene Versionen und insgesamt rund 14.000 Exemplare gebaut. Im Jahre 1970 wurde der konkurrierende Dreiradhersteller [[Bond Cars]] übernommen. Aus dessen Palette wurde der moderne ''[[Bond Bug]]'' in das eigene Programm übernommen. 1975 nahm man die Produktion eines vierrädrigen Kleinwagens auf, der den Namen ''Kitten'' (dt. „Kätzchen“, „Katzenjunges“) trug.
Ab 1962 fertigte man in Kooperation mit der [[Autocars Company]] Ltd. aus [[Haifa]] einen Sportzweisitzer namens ''[[Reliant Sabre|Sabre]]'' (in Israel als ''Sabra Sport'' vertrieben) mit einer [[Karosserie]] aus [[Glasfaserverstärkter Kunststoff|glasfaserverstärktem Kunststoff]] und einem 1,7-Liter-Motor, der aus dem damaligen ''[[Ford Consul]]'' stammte. Von 1964 bis 1970 wurde das sportliche Coupé ''[[Reliant Scimitar|Scimitar GT]]'' (sprich: Simiter; dt. ''Krummschwert'') hergestellt, ab 1968 bot man den zu den sogenannten [[Shooting Brake]]s zählenden ''Scimitar GTE'' mit einem Ford-V6-Triebwerk (3 l) an. Von ihm wurden bis 1986 mindestens fünf verschiedene Versionen und insgesamt rund 14.000 Exemplare gebaut. Im Jahre 1970 wurde der konkurrierende Dreiradhersteller [[Bond Cars]] übernommen. Aus dessen Palette wurde der moderne ''[[Bond Bug]]'' in das eigene Programm übernommen. 1975 nahm man die Produktion eines vierrädrigen Kleinwagens auf, der den Namen ''Kitten'' (dt. „Kätzchen“, „Katzenjunges“) trug.


Wegen der im Vergleich zur Karosseriefertigung aus tiefgezogenem Stahlblech erheblich geringeren Investitionskosten für die Produktion von Kunststoffkarosserien war Reliant als Pionier dieser Bauweise zeitweise ein gefragter Partner für Länder, in denen eine Automobilindustrie aufgebaut werden sollte. Für die [[Türkei]] entwarf und fertigte man mit dem [[Otosan|Anadol]] ein eigenständiges Fahrzeug. In Indien wurde in den 1980er Jahren der ''Kitten'' als [[Sipani]] Dolphin in geringen Stückzahlen als Lizenz produziert.
Wegen der im Vergleich zur Karosseriefertigung aus tiefgezogenem Stahlblech erheblich geringeren Investitionskosten für die Produktion von Kunststoffkarosserien war Reliant als Pionier dieser Bauweise zeitweise ein gefragter Partner für Länder, in denen eine Automobilindustrie aufgebaut werden sollte. Für die [[Türkei]] entwarf und fertigte man mit dem [[Otosan|Anadol]] ein eigenständiges Fahrzeug. In Indien wurde in den 1980er Jahren der Kitten als [[Sipani]] Dolphin in geringen Stückzahlen in Lizenz produziert.


In England fertigte Reliant bis in die späten 1980er Jahre in enger Zusammenarbeit mit [[Ford]] Sportcoupés und Cabriolets in Kompositbauweise auf der Basis der Serienfahrzeuge. Im Jahr 2001 wurden der Firmensitz nach [[Cannock]] verlegt und die Automobilproduktion aufgegeben. Seither konzentriert sich Reliant auf den Import spezieller Fahrzeuge.
In England fertigte man bis in die späten 1980er Jahre in enger Zusammenarbeit mit [[Ford]] Sportcoupés und Cabriolets in Kompositbauweise auf der Basis der Serienfahrzeuge. Im Jahr 2001 wurden der Firmensitz nach [[Cannock]] verlegt und die Automobilproduktion aufgegeben. Seither konzentriert sich Reliant auf den Import spezieller Fahrzeuge.


2001 wurde die Fahrzeugproduktion aufgegeben. An seinem Sitz in [[Cannock]] ist das Unternehmen seither als Importeur tätig.
2001 gab Reliant die Fahrzeugproduktion auf. An seinem Sitz in [[Cannock]] ist das Unternehmen seither als Importeur tätig.


== Sonstiges ==
== Sonstiges ==
Einige Modelle der Firma haben durch Filme, Fernsehserien und Büchern Bekanntheit erlangt, etwa der hellblaue ''Reliant Regal Supervan III'', der als [[Running Gag]] in mehreren Folgen von [[Rowan Atkinson]]s ''[[Mr. Bean (Comedysendung)|Mr. Bean]]'' auftritt und dabei regelmäßig von Mr. Beans [[Mini (Auto)|Mini]] „aus der Bahn“ geworfen wird. Außerdem treten ein ''Reliant Regal Supervan II'' in [[Only Fools and Horses|the Trotters]] und ein ''Supervan III'' in [[Alan Bennett]]s Buch ''The Lady in the Van'' auf. Des Weiteren wurde ein ''Reliant Robin'' im Rahmen einer ''[[Top Gear|Top-Gear]]''-Folge auf eine selbstgebaute Rakete montiert und in den Himmel geschossen, das so entstandene „Shuttle“ trennte sich aber nicht von der Trägerrakete und wurde mitsamt dieser in den Boden gerammt und bei der Explosion völlig zerstört.
Einige Modelle der Firma haben in Filmen, Fernsehserien und Büchern Bekanntheit erlangt, etwa der hellblaue ''Reliant Regal Supervan III'', der als [[Running Gag]] in mehreren Folgen von [[Rowan Atkinson]]s ''[[Mr. Bean (Comedysendung)|Mr. Bean]]'' auftritt und dabei regelmäßig von Mr. Beans [[Mini (Auto)|Mini]] „aus der Bahn“ geworfen wird. Außerdem treten ein ''Reliant Regal Supervan II'' in [[Only Fools and Horses|the Trotters]] und ein ''Supervan III'' in [[Alan Bennett]]s Buch ''The Lady in the Van'' auf. Des Weiteren wurde ein ''Reliant Robin'' im Rahmen einer ''[[Top Gear|Top-Gear]]''-Folge auf eine selbstgebaute Rakete montiert und in den Himmel geschossen, das so entstandene „Shuttle“ trennte sich aber nicht von der Trägerrakete und wurde mitsamt dieser in den Boden gerammt und bei der Explosion völlig zerstört.


== Modelle ==
== Modelle ==
[[Datei:Scimiatar GTE LU.JPG|mini|Reliant Scimitar GTE, der britische [[Shooting Brake]] schlechthin]]
* [[Reliant Ant]] TW9
* [[Reliant Ant]] TW9
* [[Reliant Fox]]
* [[Reliant Fox]]

Version vom 21. Februar 2024, 22:49 Uhr

Reliant Motor Company
Rechtsform
Gründung1935
Auflösung2001
Auflösungsgrundseit 2001 nur noch als Importeur tätig
SitzTamworth (Staffordshire)
LeitungT. L. Williams, Gründer
BrancheAutomobilindustrie
Reliant Regal Supervan III, aus der Fernsehserie Only Fools and Horses
Reliant Robin (1974)
Reliant Scimitar SS1 1300 (1988)
Bond Bug

Reliant ist ein ehemaliger britischer Automobilhersteller, der von 1935 bis 2001 in Tamworth (Staffordshire) tätig war.

Geschichte

Prolog

Mit dem “Motor Taxation Act” von 1921 wurde im Steuerrecht des Vereinigten Königreichs eine Sonderstellung für motorisierte Dreiradfahrzeuge geschaffen. Bei einem Leergewicht unter 8 cwt (≈ 406 kg) betrug die jährliche Abgabe pauschal vier Pfund Sterling, unabhängig von Hubraum und Leistung. Während Fahrzeuge zur Personenbeförderung zunächst keinen großen Zuspruch fanden, gab es einen Markt für Kurier- und Lieferfahrzeuge. Ein frühes Modell war das Ivy Karryall. Es bestand aus Vordergabel und Antriebseinheit eines Motorrads, die mit einem geschlossenen Kabinenaufbau verbunden waren. Der Fahrer saß aufrecht zwischen Vordergabel und Kabine, zwar überdacht, aber kaum geschützt.

Raleigh Light Delivery Van

Die notwendigen Motorradteile für dieses Fahrzeug stammten von der Firma Raleigh, die sich 1930 die Rechte an dem Fahrzeug sicherte und es weiterentwickelte. Federführend war dabei der im selben Jahr zum Unternehmen gekommene Tom Lawrence Williams, der dem Vehikel zu größerer Motorleistung und höherer Zuladung verhalf. Der ab 1931 erhältliche Raleigh Light Delivery Van wartete mit verschiedenen Karosserievarianten auf; ab 1932 war er auch in einer Version zur Personenbeförderung verfügbar und 1933 ersetzte man die Lenkstange durch ein Lenkrad. Williams zeichnete auch für den ebenfalls 1933 vorgestellten Raleigh Safety Seven verantwortlich, ein dreirädriges Cabriolet, dessen Hinterachse über eine Welle angetrieben wurde. 1934 wurde zwar noch eine geschlossene Version auf den Markt gebracht, aber im gleichen Jahr entschloss sich Raleigh zum Rückzug aus der Produktion motorisierter Fahrzeuge aller Art.

Reliant

Williams schied aus dem Unternehmen aus und errichtete im Garten seines Hauses in Tamworth, Staffordshire, ein Konstruktionsbüro. Sein Kollege E. S. Thompson folgte ihm nach und im Herbst 1934 überarbeiteten sie den Light Delivery Van zum Reliant (englisch für „der Zuverlässige“). Der unterschied sich von seinen Vorgängern durch die geschlossene Fahrerkabine und die Aluminiumverkleidung auf einem Eschenholzrahmen. Im Frühjahr 1935 richteten Williams, Thompson und Mitarbeiter ihre Werkstatt in einem ehemaligen Busdepot ein und konnten im Juni des Jahres das erste Fahrzeug an einen Kunden ausliefern. Während der Absatz über den Sommer anstieg, ließ er im Herbst wieder nach. Williams und Thompson reagierten mit einem zusätzlichen Modell. Dessen Zuladung wurde von 7 cwt (ca. 350 kg) auf 10 cwt (ca. 500 kg) erhöht, der Kettenantrieb durch eine Antriebswelle ersetzt und die Sitzposition des Fahrers aus der Mitte heraus nach rechts verlegt. Neu waren auch ein elektrischer Starter und eine Wasserkühlung für den Motor sowie die Möglichkeit, einen Pick-up-Aufbau zu bestellen. 1936 fertigte die Reliant Engineering Company wöchentlich drei bis fünf Einheiten der verschiedenen Modelle, im Folgejahr stieg die Zahl auf acht bis zehn Einheiten. Ab 1938 bezog man von Austin den komplett montierten Vierzylindermotor des Super Seven und konnte durch die zusätzlich freigewordene Fläche im eigenen Haus die Produktionszahlen noch einmal steigern. Der neue Motor ermöglichte außerdem die Erhöhung der Zuladung bei beiden Reliant-Varianten, beim kleineren Modell um 1 auf 8 cwt, um 2 auf 12 cwt beim großen Modell.

Zweiter Weltkrieg

Als 1939 absehbar war, dass die Produktion des Super Seven-Vierzylinders nicht mehr fortgeführt werden würde, begann man mit dem Aufbau einer eigenen Motorenfertigung. Thomson, der den größten Teil der Entwicklung übernommen hatte, orientierte sich stark an Austin. Der neue Motor war kurz vor Kriegsbeginn serienreif, so dass noch 80 Einheiten gebaut werden konnten. Ab 1940 wurde die Fahrzeugproduktion eingestellt, stattdessen wurden verschiedene Rüstungsgüter als Zulieferer für andere Firmen produziert. Zu den Rationierungsmaßnahmen der britischen Regierung gehörten auch Fahrverbote für Kraftfahrzeuge. Dreiräder waren allerdings ausgenommen, was das Interesse an Gebrauchtfahrzeugen dieser Bauart aufrechterhielt.

Regent

Auch nach Kriegsende war die wirtschaftliche Situation im Vereinigten Königreich noch angespannt, somit bestand weiterhin ein Markt für Dreiräder. 1946 nahm man die Produktion des kleineren Reliant-Modells wieder auf und ab 1947 fertigte man auch wieder die Variante mit der höheren Zuladung. 1950 stellte Reliant den Regent vor. Dessen Erscheinungsbild stimmte weitgehend mit dem seiner Vorgänger überein, er war aber statt mit Speichenrädern als erstes Fahrzeug in der Firmengeschichte mit Scheibenrädern aus Stahl ausgerüstet. Außer kleineren, technischen Neuheiten war die größte Änderung die reduzierte Zuladung, die nun wieder 10 cwt betrug. Der im Programm verbliebene kleine Reliant wurde sogar auf 6 cwt zurückgestuft. Damit hatte er die gleiche Zuladung wie eine neu hinzugekommene, kleinere Variante des Regent, die unter dem Namen Prince Regent angeboten wurde. Der Regent Mk. II war die letzte Inkarnation des ehemaligen Ivy Karryall, seine Motorradgabel fand nun unter einer Motorhaube Platz, die ihn einem Automobil ähnlicher sehen ließ. Seine Produktion wurde bis 1956 fortgeführt.

Regal

Nachdem die Personenbeförderung bisher keine Rolle gespielt hatte, nahm Thompson die Idee des Safety Seven wieder auf und präsentierte 1951 den Prototyp des Regal. Auch dieser Entwurf war ein Cabriolet und hatte eine Aluminiumkarosserie mit Eschenholzgerippe. Er war nicht als Zweisitzer konzipiert, sondern für vier Passagiere gedacht. Mit verkleinerten Abmessungen ging er 1953 als Regal Mk I in Serie und wurde schon im Spätjahr 1954 vom verbesserten Regal Mk II abgelöst, der nun vier Erwachsenen Platz bieten sollte. Ursprünglich nur mit Verdeck erhältlich, gab es den Mk II ab 1955 auch mit Hardtop mit Motorhaube und Heckklappe aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Der neue Werkstoff bewährte sich und die Karosserie des ab 1956 gebauten Regal Mk III bestand vollständig aus GfK, Motorblock und Zylinderkopf waren aus Aluminium. Der ab November 1958 erhältliche Nachfolger Regal Mk IV war als letztes Modell mit einem Verdeck erhältlich. Bei ihm wurde die elektrische Anlage auf 12 Volt umgestellt und Fahrwerk und Lenkung geändert. Bereits im Juni 1959 erschien der Regal Mk V mit bescheidenen Neuerungen wie zum Beispiel einem Kofferraum im Heck und einem zweiten Scheibenwischer für die Beifahrerseite; die Instrumente waren nun in der Mitte des Armaturenbretts platziert. Ab November 1960 wurde er vom Regal Mk VI abgelöst, der sich von seinem Vorgänger durch größere Scheiben unterschied.

Weitere Modelle

Ab 1962 fertigte man in Kooperation mit der Autocars Company Ltd. aus Haifa einen Sportzweisitzer namens Sabre (in Israel als Sabra Sport vertrieben) mit einer Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff und einem 1,7-Liter-Motor, der aus dem damaligen Ford Consul stammte. Von 1964 bis 1970 wurde das sportliche Coupé Scimitar GT (sprich: Simiter; dt. Krummschwert) hergestellt, ab 1968 bot man den zu den sogenannten Shooting Brakes zählenden Scimitar GTE mit einem Ford-V6-Triebwerk (3 l) an. Von ihm wurden bis 1986 mindestens fünf verschiedene Versionen und insgesamt rund 14.000 Exemplare gebaut. Im Jahre 1970 wurde der konkurrierende Dreiradhersteller Bond Cars übernommen. Aus dessen Palette wurde der moderne Bond Bug in das eigene Programm übernommen. 1975 nahm man die Produktion eines vierrädrigen Kleinwagens auf, der den Namen Kitten (dt. „Kätzchen“, „Katzenjunges“) trug.

Wegen der im Vergleich zur Karosseriefertigung aus tiefgezogenem Stahlblech erheblich geringeren Investitionskosten für die Produktion von Kunststoffkarosserien war Reliant als Pionier dieser Bauweise zeitweise ein gefragter Partner für Länder, in denen eine Automobilindustrie aufgebaut werden sollte. Für die Türkei entwarf und fertigte man mit dem Anadol ein eigenständiges Fahrzeug. In Indien wurde in den 1980er Jahren der Kitten als Sipani Dolphin in geringen Stückzahlen in Lizenz produziert.

In England fertigte man bis in die späten 1980er Jahre in enger Zusammenarbeit mit Ford Sportcoupés und Cabriolets in Kompositbauweise auf der Basis der Serienfahrzeuge. Im Jahr 2001 wurden der Firmensitz nach Cannock verlegt und die Automobilproduktion aufgegeben. Seither konzentriert sich Reliant auf den Import spezieller Fahrzeuge.

2001 gab Reliant die Fahrzeugproduktion auf. An seinem Sitz in Cannock ist das Unternehmen seither als Importeur tätig.

Sonstiges

Einige Modelle der Firma haben in Filmen, Fernsehserien und Büchern Bekanntheit erlangt, etwa der hellblaue Reliant Regal Supervan III, der als Running Gag in mehreren Folgen von Rowan Atkinsons Mr. Bean auftritt und dabei regelmäßig von Mr. Beans Mini „aus der Bahn“ geworfen wird. Außerdem treten ein Reliant Regal Supervan II in the Trotters und ein Supervan III in Alan Bennetts Buch The Lady in the Van auf. Des Weiteren wurde ein Reliant Robin im Rahmen einer Top-Gear-Folge auf eine selbstgebaute Rakete montiert und in den Himmel geschossen, das so entstandene „Shuttle“ trennte sich aber nicht von der Trägerrakete und wurde mitsamt dieser in den Boden gerammt und bei der Explosion völlig zerstört.

Modelle

Reliant Scimitar GTE, der britische Shooting Brake schlechthin
Commons: Reliant-Fahrzeuge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien