„Pavesi P4“ – Versionsunterschied

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| Name = Pavesi P4
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| Bild = Pavesi P4M.png
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| Bildbeschreibung = Pavesi P4M.
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| Hersteller = La Motomeccanica Brevetti Ing. Pavesi
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| Modellname = Pavesi P4
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Version vom 21. Februar 2024, 15:45 Uhr

Pavesi P4
Pavesi P4M

Pavesi P4M

Basisinformation
HerstellerLa Motomeccanica Brevetti Ing. Pavesi
ModellPavesi P4
Produktionszeit1918–1942
VariantenP4, P4M, P4S
Besatzung1 Fahrer
Technische Daten
Gesamtgewicht2,50 t (P4, P4S)
3,30 t (P4M)
Länge3,30 m
Breite1,90 m
Steigfähigkeit75°
Motor2-Zylinder Ottomotor (P4, P4S)
4-Zylinder Ottomotor (P4M)
Hubraum4520 cm³ (P4, P4S)
4700 cm³ (P4M)
Leistung20 PS (15 kW) (P4, P4S)
40 PS (29 kW) (P4M)
Geschwindigkeit7,8 km/h (P4, P4S)
10,7 km/h (P4M)

Der Pavesi P4 war ein italienischer Radschlepper, welcher von Ugo Pavesi entworfen und von der italienischen Armee als Artillerieschlepper eingesetzt wurde.

Geschichte

Im Jahr 1918 entwarf der italienische Ingenieur Ugo Pavesi, aus Novara das Grundmodell des Pavesi P4 als landwirtschaftlichen Traktor. Hierbei entwickelte er ein Fahrzeug, welches sehr innovativ mit einem Allradantrieb ausgestattet wurde. Dies war nicht nur der erste italienische Traktor mit Allradantrieb, sondern auch einer der ersten weltweit. Außerdem hatte der P4 große Räder an allen Achsen und doppelte Gelenkrahmen. Durch dieses neue Design gewann der P4 mehrere Preise bei verschiedensten Wettbewerben wie 1920 in Lendinara, 1921 in Manta und 1929 in Mailand. Besonders zeichnete sich der P4 durch eine hohe Mobilität aus, welches in Verona unter Beweis gestellt wurde. Hierbei durchfuhr der P4 ohne Probleme 1931 den feuchten Sand an den Auen der Etsch. Aufgrund des hohen Preises konnte sich der Traktor jedoch bei kleineren und mittleren Landwirtschaften nicht durchsetzen.[1]

Produktion

Die Herstellung war durch das neue Design und die verschiedensten neuen Entwicklungen sehr komplex, aufwendig und teuer. 1929 kostete ein Pavesi P4 45.000 Italienische Lira, während ein normaler Traktor von Landini lediglich 27.000 Lira kostete. Von 1918 bis 1942 blieb der Pavesi P4 in drei Varianten in der Produktion. Auch in anderen europäischen Ländern wurde das Fahrzeug in Lizenz hergestellt.

Technische Daten

Rohchassis des Pavesi P4

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Das Chassis des Pavesi P4 bestand aus zwei separaten Rahmen, dem Vorderen und dem Hinteren. Beide waren durch einen einzelnen Holm verbunden. Dadurch konnten sich die beiden Rahmen in der Querebene zueinander drehen und alle vier Räder hatten immer bestmöglichen Bodenkontakt. Im vorderen Rahmen waren der Motor, das Getriebe und das erste Differential montiert. Die beiden Differentiale hatten seitlich zwei Halbwellen, deren Bewegung vom Rad über eine Ölbadkette durch eine Kurbelgehäuse] aus Blech geleitet wurde. Gefedert wurde das Fahrzeug mithilfe von Spiralfedern, da diese deutlich leichter waren.[2] Angetrieben wurde der P4 durch einen Benzinmotor dessen zwei Zylinder gegenläufig verliefen. Der Motor hatte 4.520 cm³ Hubraum und lieferte 25 PS. Dennoch erreichte das Fahrzeug bei einem Gewicht von 2,5 t nur eine Höchstgeschwindigkeit von 7,8 km/h.

Die großen Speichenräder aus Metall hatten einen Durchmesser von 1,20 m und eine Breite von 25 cm. Dadurch hatte das Fahrzeug eine große Bodenfreiheit und Bodenhaftung, eine Steigung von bis zu 75% war für den Pavesi P4 kein Hindernis.[1] Neben den Speichenrädern gab es auch solche mit Vollgummiringen. Später hatten die Räder zusätzlich zehn Metalllamellen um die Gangbarkeit im Gelände zu erhöhen. Bei der Fahrt auf der Straße wurden die Lamellen die Speichen geklappt und bei der Fahrt auf schlammigen oder losen Untergrund wieder aufgeklappt.[2]

Da der Pavesi P4 als landwirtschaftlicher Traktor konzipiert war, gab es auch einen Nebenantrieb für Zusatzgeräte. Der P4 eignete sich hervorragend zu Pflügen und erstellen von Gräben mit 50 cm Tiefe. Der P4 konnte pro Tag, bei einer Grabtiefe von 15–20 cm Tiefe, vier bis fünf Hektar Ackerland bearbeiten. Sollte das Fahrzeug mal einseitig durch eine Furche fahren müssen, konnten die Räder einseitig gehoben oder gesenkt werden, um das Fahrzeug auf einer horizontalen Position halten zu können. Weiterhin hatte das Fahrzeug zwei Vorwärtsgänge und zwei Rückwärtsgänge.[2]

Varianten

Vom Pavesi P4 gab es drei landwirtschaftliche Varianten. Dies waren der Pavesi P4, der Pavesi P4M und der Pavesi P4S. Der P4 wurde von 1918 – 1930 gebaut.

Der P4M hatte im Gegensatz zum P4 einen 40 PS starken Motor mit 4 Zylindern und 4.700 cm³ Hubraum. Gebaut wurde diese Variante von 1919 – 1942. Anders als der P4 hatte der P4M drei Vorwärtsgänge und nur einen Rückwärtsgang. Die Höchstgeschwindigkeit wurde durch den neuen Motor auf 10,7 km/h gesteigert, allerdings stieg auch das Gewicht auf 3,3 t.

Der P4S hatte den gleichen Motor, wie der P4. Gebaut wurde diese Variante nur im Jahr 1927.

1920 gab es auch eine Lastkraftwagen-Version des Pavesi P4 als Sattelzug.[1]

Artillerieschlepper Pavesi P4/100

Artillerieschlepper Pavesi P4/100
Artillerieschlepper Pavesi P4/100 Modello 26

Artillerieschlepper Pavesi P4/100 Modello 26

Basisinformation
HerstellerFiat
Società Ligure Piemontese Automobili
ModellPavesi P4/100
Produktionszeit1924–1945
VariantenModello 25
Modello 26
Modello 30
Modello 30A
Besatzung8 (1 Fahrer + 7 Soldaten)
Technische Daten Artillerieschlepper
Gesamtgewicht4,60 t
Länge4,10 m
Breite2,05 m
Höhe1,45 m
2,40 m (mit Plane)
Steigfähigkeit75°
Hubraum4,720 cm³
Leistung57 PS (42 kW)
Geschwindigkeit22 km/h
Leistungsgewicht12,39 PS/t
Reichweite180 km (Straße)

Der Artillerieschlepper Pavesi P4/100 war eine Artilleriezugmaschine für die italienische Armee, welche vom Pavesi P4 abgeleitet wurde.

Geschichte

Pavesi P4/100 Modello 30

Zwar blieben die großen Erfolge des Pavesi P4 im landwirtschaftlichen Bereich aus, jedoch im militärischen Bereich wurde das Fahrzeug ein hervorragendes Zugmittel für schwere Artilleriegeschütze. Am 3. April 1923 gab es einen, vom höheren technischen Kraftfahrzeugamt ausgerufenen Wettbewerb für einen „Volladhäsionstraktor zum Ziehen schwerer Artillerie“. Dabei stellte Pavasi der Armee die militärische Version, den Pavesi P4/100, vor und gewann den Wettbewerb, denn es gab keine anderen Bewerber. Bei der neuen Variante verlängerte man das Chassis und produzierte vom Trattore pesante campale Mod. 25 (deutsch: Schwerer Feldschlepper Mod. 25) eine kleinere Vorserie. Durch Feldversuche erhielt das Fahrzeug weitere Modifikationen, insbesondere am Getriebe. Somit ging das Mod. 26 in die Serienproduktion über. Durch weitere Versuche und Verbesserung im Bereich des Getriebes und dem Einbau eines neuen Vergasers wurde 1931 die neue Variante Mod. 30 in den Dienst gestellt. Im Jahr 1934 wurde dann die letzte Version, der Mod 30A eingeführt. Dieser hatte neue und weitere Instrumente am Armaturenbrett bekommen, vor allem aber einen Tachometer.

Produktion

Pavesi P4/100 Modello 30A

Von der Vorserienvariante des Pavesi P4/100, dem Modello 25, wurden 45 Stück gefertigt. Vom Pavesi P4/100 Modello 26, der Serienproduktion, wurden 1.000 Stück bestellt. Jedoch konnte Pavesi diese Menge an Fahrzeugen nicht stemmen, da die Produktionskapazitäten nicht ausreichten und man zur gleichen Zeit noch den P4 und P4M herstellte. Somit gab es eine Produktionslizenz für die Firma Fiat und dessen Tochtergesellschaft, der Società Ligure Piemontese Automobili (kurz: SPA). Die Produktion des P4/100 endete 1942, als das Fahrzeug durch die bessere Variante des SPA TM40 an den Fließbändern ersetzt wurde.

Auch im Ausland wurde der P4/100 in Lizenz gebaut. So baute die britische Firma Armstrong Siddeley ab 1929 unter Lizenz das Fahrzeug für zivilen Markt, aber auch für militärische Zwecke, nachdem fünf Fahrzeuge ausgiebig getestet und als hervorragend befunden wurden.

Technische Daten

Die Artilleriezugmaschine P4/100 basierte um Grundsatz auf dem landwirtschaftlichen Schlepper P4, jedoch gab einige Änderungen. So wurde im vorderen Bereich die Möglichkeit geschaffen, eine Plane über dem Fahrerbreich installieren zu können. Der Motor wurde durch eine leistungsstärkere Variante mit 57 PS und 4.700 cm³ Hubraum ersetzt. Auf der rechten Seite des Fahrzeuge wurde eine Seilwinde zur Bergung und Bewegung von schweren Teilen installiert mit der Gewichte von bis zu 5 t gezogen werden konnten.

Der hintere Rahmen erhielt die größten Veränderungen. So gab es nun einen Aufbau in dem beim Mod. 26 sechs Sitze für die Geschützmannschaft eingebracht wurden. Beim Mod. 30 waren es nur noch vier Sitze. Bei beiden Varianten konnten die Sitze abgeklappt werden um so einen Stauraum für bis zu 2 t Gepäck zu schaffen. Mit einer wasserdichten Plane konnte auch der hintere Teil durch die Witterung geschützt werden. Durch die neuen vergrößerten Kotflügel, konnte auch darauf nun Gepäck und Zusatzmaterial verstaut werden.

In der zweiten Hälfte der 30er Jahre begann man, die Speichenräder nach und nach durch Gummireifen zu ersetzen. Man testete hierbei mehrere Lösungen, letztendlich fiel die Wahl nach Tests in Libyen 1938 auf die Reifen Pirelli Sigillo Verde.

Prototypen

Das Chassis des P4/100 wurde als Basis für weitere Fahrzeuge und Versuche genommen. Aus dem Chassis entstand bei Ansaldo eine leichtere Variante des P4, der Pavesi TL31.

Einsatz

Einsatz in der italienischen Armee

Ein Pavesi P4/100 Mod. 30 mit Gummireifen auf Sizilien.

In der italienischen Armee wurden fünf Fahrzeuge einer Artillerie-Batterie zugeteilt. Vier Fahrzeuge dienten zum Schleppen der Geschütze und Zubehör und eines war als Reservefahrzeug gedacht. Während des Spanischen Bürgerkrieges nutzte das Corpo Truppe Volontarie (kurz CTV) 82 Fahrzeuge aller Varianten des Pavesi P 4/100. Auch im Abessinienkrieg in Äthiopien kamen 136 Fahrzeuge zum Einsatz. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurden weitere Fahrzeuge geliefert und zum Ziehen der Cannone da 105/28, Cannone da 105/32, Obice da 149/12, Obice da 149/14 und der Obice da 149/19 Mod. 1937 genutzt. Auch die Luftabwehr erhielt einige Fahrzeuge und zog damit unter anderem die Flughabwehrkanone vom Typ Cannone da 75/46 modello 34. An allen Fronten der italienischen Streitkräfte wurde der Pavesi P4/100 in seinen Varianten eingesetzt, von Afrika bis nach Russland. Ende April 1943 waren noch 1.620 Fahrzeuge im Einsatz.

Einsatz in anderen Armeen

  • Bulgarien: Nach dem im Vertrag von Neuilly festgelegt wurde, dann Bulgarien abrüsten sollte, waren die P4/100 die ersten militärischen Fahrzeuge, die das das Land 1930 erhielt. Darunter gehörten einige Mod. 26 und mehr als 100 Mod. 30. Im Jahr 1938 kamen noch weitere 50 Mod. 30A in den Bestand der bulgarischen Armee hinzu.
  • Deutschland: Nach dem Waffenstillstand von Cassibile erbeutete die Wehrmacht sämtliches italienisches Material, darunter auch viele P4/100. Auch die Wehrmacht setzt das Fahrzeug ein mit dem Namen Radschlepper Pavesi ein. Einen Eintrag in den Kennblättern fremden Geräts zu diesem Fahrzeug konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.
  • Finnland: In den 1920er Jahren bestelle Finnland 27 P4/100 Mod. 26 und einen Mod. 30A.[3]
  • Griechenland: Im Jahr 1935 erhielt Griechenland 224 Zugmaschinen der Version Mod. 30A. Interessanterweise wurden diese Fahrzeuge dann an der griechisch-albanischen Front gegen die italienischen Truppen eingesetzt.
  • Schweden: Auch in Schweden kam der P4/100 zum Einsatz, erhielt hier jedoch den Namen Artilleritraktor m/28 Typ Pavesi.
  • Spanien: Nachdem die italienischen Corpo Truppe Volontarie während des spanischen Bürgerkrieges einsetzte, ließen sie die Fahrzeuge vor Ort und übergaben sie der Armee von Francisco Franco.
  • Ungarn: 1924 kaufte Ungarn die erste Charge des P4/100. Zehn Jahre später, 1934, produzierte Ungarn selber im Rahmen eines umfangreichen italienischen Lieferprograms, den P4/100 in Lizenz nach.[4]

Verbleib

Einige Fahrzeuge überstanden den Krieg. Zwei Exemplare des Pavesi P4/100 sind im Museo Storico della Motorizzazione Militare (deutsch: Museum für Militärmotorisierung) zu finden. Zwei weitere sind im Museo di Piana delle Orme in der Provinz Latina zu finden.

Commons: Pavesi P4 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Filippo Cappellano: Militärische Beziehungen zwischen Italien und Ungarn, 1930-1943. Informazioni sulla difesa, 2008 (italienisch: Relazioni militari tra Italia e Ungheria, 1930-1943.).
  • Markku Mäkipirtti: Motorfahrzeuge der Streitkräfte 1919 - 1959. Apali, ISBN 978-952-5026-54-2 (finnisch: Puolustusvoimien moottoriajoneuvot. 1919-1959.).
  • Claudio Pergher: Die Maschinen von Pavesi. Trentino Modelling Group für Studium und historische Forschung (italienisch: Le macchine di Pavesi.).
  • Nicola Pignato: Die Fahrzeuge der königlichen Armee im Zweiten Weltkrieg. Generico, 1997, ISBN 978-952-5026-54-2 (italienisch: Gli autoveicoli del Regio Esercito nella Seconda Guerra Mondiale.).
  • Nicola Pignato, Filippo Cappellano: Die taktischen und logistischen Fahrzeuge der Königlich Italienischen Armee bis 1943, zweiter Band. Ufficio Storico Stato Maggiore dell’Esercito, 2005 (italienisch: Gli Autoveicoli tattici e logistici del Regio Esercito Italiano fino al 1943, tomo secondo.).
  • Maurizio Valer: Pavesi, der erste Traktor mit Allradantrieb. Terra Trentina, 2008 (italienisch: Pavesi, il primo trattore a trazione integrale.).

Einzelnachweise

  1. a b c Maurizio Valer: Pavesi, der erste Traktor mit Allradantrieb. S. 37.
  2. a b c Maurizio Valer: Pavesi, der erste Traktor mit Allradantrieb. S. 36.
  3. Markku Mäkipirtti: Motorfahrzeuge der Streitkräfte 1919 - 1959.
  4. Filippo Cappellano: Militärische Beziehungen zwischen Italien und Ungarn, 1930-1943. S. 50.