Lorenzo Bandini

Lorenzo Bandini
Lorenzo Bandini 1966
Nation:Italien Italien
Automobil-Weltmeisterschaft
Erster Start:Großer Preis von Belgien 1961
Letzter Start:Großer Preis von Monaco 1967
Konstrukteure
1961, 1963 Scuderia Centro Sud · 1962–1967 Ferrari
Statistik
WM-Bilanz:WM-Vierter (1964)
StartsSiegePolesSR
42112
WM-Punkte:58
Podestplätze:8
Führungsrunden:81 über 427 km

Lorenzo Bandini (* 21. Dezember 1935 in Barce, Libyen; † 10. Mai 1967 in Monte Carlo) war ein italienischer Automobilrennfahrer.

Leben

Karriere

Bandini im Ferrari 312F1 beim Training zum GP von Deutschland 1966
Bandini im Ferrari 330P4 beim 1000-km-Rennen von Monza 1967

Lorenzo Bandini sammelte erste Rennsport-Erfahrung, als er 1957 mit einem geliehenen Fiat 1100 an Bergrennen teilnahm. Nur ein Jahr später machte er erstmals von sich reden, als er bei der Mille Miglia mit einem Lancia Appia Zagato seine Klasse gewann. Daraufhin startete Bandini bis 1960 auf Volpini in der Formel Junior; zunächst als Privatier, später als Fahrer für das Stanguellini-Team. Seine größten Erfolge in dieser Zeit waren der dritte Platz beim Debüt in Siracusa (1958) sowie Siege beim Liberty- und Pescara-Grand-Prix (1960).

Mimmo Dei, der Teamchef der Scuderia Centro Sud, gab Bandini 1961 die Möglichkeit, beim nicht zur Automobil-Weltmeisterschaft zählenden Grand Prix von Pau einen Cooper T51-Maserati zu fahren. Bandini schaffte es in diesem Rennen aufs Podium und belegte hinter Jim Clark und Jo Bonnier Platz drei. Bereits zwei Monate später bestritt er sein Debüt beim Großen Preis von Belgien. In dieser Saison nahm er noch an drei weiteren Weltmeisterschaftsläufen (ebenfalls auf Cooper-Maserati) teil (Großbritannien, Deutschland, Italien). Den sportlichen Höhepunkt in diesem Jahr stellte der Sieg beim Sportwagenrennen in Pescara dar.

Bandini unterschrieb 1962 einen Vertrag als Fahrer bei der Scuderia Ferrari. Er bestritt in dieser Saison vor allem Sportwagenrennen, nahm allerdings auch an drei Grands Prix teil (Monaco, Deutschland, Italien). In Monaco holte er den dritten Platz und somit seine ersten WM-Punkte. Außerdem gewann er im August den nicht zur Automobil-Weltmeisterschaft zählenden Mittelmeer-Grand-Prix in Enna.

1963 war Bandini bei sieben von zehn Rennen am Start. Drei davon fuhr er für die Scuderia Centro-Sud auf B.R.M., bei den letzten vier Saisonläufen saß er allerdings wieder im Ferrari-Cockpit. Die besten Platzierungen in diesem Jahr waren jeweils 5. Plätze in Großbritannien, den USA und Südafrika. Die Sportwagensaison verlief erfolgreich: Bei der Targa Florio wurde er Zweiter, ebenso beim 12-Stunden-Rennen von Reims an der Seite von John Surtees. Zusammen mit Ludovico Scarfiotti errang er den Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans auf einem Ferrari 250 P.

Im Jahr 1964 war Bandini neben John Surtees Stammfahrer im Ferrari-Formel-1-Team. Es sollte seine erfolgreichste Saison werden. Er sammelte 23 WM-Punkte und trug damit entscheidend zum Gewinn der Konstrukteurs-WM für das Team aus Maranello bei. Im August gewann er den Großen Preis von Österreich auf dem Flugplatzkurs in Zeltweg. Eine etwas zweifelhafte Rolle spielte Bandini beim Saisonfinale in Mexiko, als er mit dem B.R.M. des Titelaspiranten Graham Hill kollidierte, dessen Wagen dabei beschädigt wurde. Danach ließ er seinen langsameren Teamkollegen Surtees passieren, sodass sich dieser den Fahrer-WM-Titel sichern konnte.

Das Ferrari-Team hatte in der Saison 1965 gegen den Weltmeister Jim Clark (Lotus) und die starken B.R.M. von Graham Hill und Jackie Stewart kaum Chancen. Bandini und Surtees fuhren zumeist hinterher, Bandini konnte in den zehn Saisonläufen nur 13 Punkte sammeln. Beim Grand Prix von Monaco erzielte er mit dem 2. Platz sein bestes Saisonergebnis. Abseits der Formel 1 verbuchte er zusammen mit Nino Vaccarella einen Sieg bei der Targa Florio.

1966 trennten sich nach nur zwei Saisonrennen die Wege von Ferrari und John Surtees. Bandini rückte damit in die Rolle des Team-Leaders auf. Die Saison verlief für die „Roten“ allerdings nicht besonders erfreulich, abgesehen vom Ferrari-Doppelsieg beim Heimrennen in Monza, wo Bandinis Teamkollegen Ludovico Scarfiotti und Mike Parkes die beiden vorderen Plätze belegten. Bandini erzielte insgesamt zwölf WM-Zähler, sein Saisonhöhepunkt war einmal mehr der Große Preis von Monaco, wo er erneut Zweiter wurde.

1967 begann für Bandini und Ferrari vielversprechend. Zusammen mit seinem Teamkollegen Chris Amon gewann er das 24-Stunden-Rennen in Daytona und das 1000-km-Rennen in Monza in einem Ferrari 330P4 Sportwagen. Im März belegte er beim nicht zur Automobil-Weltmeisterschaft zählenden Rennen in Brands Hatch im Finalrennen den zweiten Platz.

Bandini fuhr insgesamt 42 Grand-Prix-Rennen und holte dabei einen Sieg, acht Podiumsplätze, eine Pole-Position und zwei schnellste Runden.

Tödlicher Unfall 1967

Lorenzo Bandini 1967

Beim Großen Preis von Monaco 1967 am 7. Mai verunglückte Bandini mit seinem Ferrari 312F1 in Runde 82. An zweiter Position liegend und bemüht, den Rückstand auf den führenden Brabham-Piloten Denis Hulme zu verkürzen, streifte der anscheinend erschöpfte und immer unaufmerksamer fahrende Bandini am Eingang der Hafenschikane die Streckenbegrenzung, worauf der Wagen am Ausgang der Schikane nach links von der Strecke abkam, gegen einen nur von Strohballen gesicherten Poller prallte und Feuer fing. Durch die vielen Strohballen und auslaufendes Benzin entstand ein großes Feuer, dem die spärlich ausgestattete Feuerwehr nicht gewachsen war. In der zweiten Runde des Rennens war Bandini bereits mit einer Leitplanke leicht kollidiert; der Motor des Wagens wurde beschädigt und verlor auf der ganzen Strecke Öl, ohne dass es Bandini bemerkte. In den letzten Runden fuhr sein Ferrari deshalb langsamer. Bei dem Versuch, wieder schneller zu werden, kam es zu dem Unfall.

Bandini konnte erst nach drei Minuten befreit werden und erlag drei Tage später seinen schweren Verbrennungen. Nach diesem Unfall wurde die Renndistanz in Monaco ab 1968 von 100 auf 80 Runden verkürzt.[1]

Statistik

Statistik in der Automobil-Weltmeisterschaft

Diese Statistik umfasst alle Teilnahmen des Fahrers an der Automobil-Weltmeisterschaft, die heutzutage als Formel-1-Weltmeisterschaft bezeichnet wird.

Grand-Prix-Siege

Gesamtübersicht

SaisonTeamChassisMotorRennenSiegeZweiterDritterPolesschn.
Rennrunden
PunkteWM-Pos.
1961Scuderia Centro SudCooper T53Maserati 1.5 L44NC
1962Scuderia FerrariFerrari 156Ferrari 1.5 V631412.
1963Scuderia Centro SudBRM P57BRM 1.5 V83610.
Scuderia FerrariFerrari 156Ferrari 1.5 V64
1964Scuderia FerrariFerrari 156Ferrari 1.5 V6411234.
Ferrari 158Ferrari 1.5 V841
North American Racing TeamFerrari 1512Ferrari 1.5 F1221
1965Scuderia FerrariFerrari 1512Ferrari 1.5 F1271136.
Ferrari 158Ferrari 1.5 V83
1966Scuderia FerrariFerrari 246 TasmanFerrari 2.4 V62111129.
Ferrari 312/66Ferrari 3.0 V12511
1967Scuderia FerrariFerrari 312/67Ferrari 3.0 V121NC
Gesamt421251258

Einzelergebnisse

Saison1234567891011
1961
DNF12DNF8
1962
3DNF8
1963
105DNFDNF5DNF5
1964
10DNFDNF95313DNF3
1965
15298DNF96448
1966
23NC66DNFDNF
1967
DNF
Legende
FarbeAbkürzungBedeutung
GoldSieg
Silber2. Platz
Bronze3. Platz
GrünPlatzierung in den Punkten
BlauKlassifiziert außerhalb der Punkteränge
ViolettDNFRennen nicht beendet (did not finish)
NCnicht klassifiziert (not classified)
RotDNQnicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQin Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
SchwarzDSQdisqualifiziert (disqualified)
WeißDNSnicht am Start (did not start)
WDzurückgezogen (withdrawn)
HellblauPOnur am Training teilgenommen (practiced only)
TDFreitags-Testfahrer (test driver)
ohneDNPnicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJverletzt oder krank (injured)
EXausgeschlossen (excluded)
DNAnicht erschienen (did not arrive)
CRennen abgesagt (cancelled)
 keine WM-Teilnahme
sonstigeP/fettPole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursivSchnellste Rennrunde
*nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
()Streichresultate
unterstrichenFührender in der Gesamtwertung

Le-Mans-Ergebnisse

JahrTeamFahrzeugTeamkollegePlatzierungAusfallgrund
1962ItalienItalien SPA Ferrari SEFACFerrari 330LM GTOVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Mike ParkesAusfallKühler
1963ItalienItalien SPA Ferrari SEFACFerrari 250PItalienItalien Ludovico ScarfiottiGesamtsieg
1964ItalienItalien SPA Ferrari SEFACFerrari 330PVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich John SurteesRang 3
1965ItalienItalien SPA Ferrari SEFACFerrari 275P2ItalienItalien Giampiero BiscaldiAusfallMotorschaden
1966ItalienItalien SPA Ferrari SEFACFerrari 330P3FrankreichFrankreich Jean GuichetAusfallMotorschaden

Sebring-Ergebnisse

JahrTeamFahrzeugTeamkollegeTeamkollegePlatzierungAusfallgrund
1963ItalienItalien SEFAC FerrariFerrari 250PBelgien Willy MairesseItalienItalien Nino VaccarellaRang 2
1964ItalienItalien SEFAC FerrariFerrari 330PVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich John SurteesRang 3
1966ItalienItalien SpA Ferrari SEFACFerrari Dino 206SVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Ludovico ScarfiottiRang 6

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft

SaisonTeamRennwagen12345678910111213141516171819202122
1961Scuderia Centro SudFerrari 250TRIVereinigte Staaten SEBItalien TARDeutschland NÜRFrankreich LEMItalien PES
1
1962Scuderia Ferrari
Abarth
Ferrari Dino 196SP
Ferrari 330LM GTO
Abarth-Simca 1300 Bialbero
Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBVereinigte Staaten SEBItalien MAIItalien TARDeutschland BERDeutschland NÜRFrankreich LEMFrankreich TAVItalien CCAVereinigtes Konigreich RTTDeutschland NÜRVereinigte Staaten BRIVereinigte Staaten BRIFrankreich PAR
2DNFDNF19
1963Scuderia Ferrari
Abarth
Carlo-Maria Abate
Scuderia Serenissima
Ferrari 250P
Ferrari Dino 196SP
Abarth-Simca 1300 Bialbero
Ferrari 250TRI
Ferrari 250TR
Ferrari 250 GTO
Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBVereinigte Staaten SEBItalien TARBelgien SPAItalien MAIDeutschland NÜRItalien CONDeutschland ROSFrankreich LEMItalien MONDeutschland WISFrankreich TAVDeutschland FREItalien CCEVereinigtes Konigreich RTTSchweiz OVIDeutschland NÜRItalien MONItalien MONFrankreich TDFVereinigte Staaten BRI
22DNF1114DNF
1964Scuderia Ferrari
Scuderia Filipinetti
NART
Ferrari 330P
Ferrari 250 GTO
Ferrari 275P
Ferrari 330P
Ferrari 250LM
Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBItalien TARItalien MONBelgien SPAItalien CONDeutschland NÜRDeutschland ROSFrankreich LEMFrankreich REIDeutschland FREItalien CCEVereinigtes Konigreich RTTSchweiz SIMDeutschland NÜRItalien MONFrankreich TDFVereinigte Staaten BRIVereinigte Staaten BRIFrankreich PAR
33DNF32
1965Scuderia FerrariFerrari 330P2
Ferrari 275P2
Ferrari Dino 166P
Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBItalien BOLItalien MONItalien MONVereinigtes Konigreich RTTItalien TARBelgien SPADeutschland NÜRItalien MUGDeutschland ROSFrankreich LEMFrankreich REIItalien BOZDeutschland FREItalien CCESchweiz OVIDeutschland NÜRVereinigte Staaten BRIVereinigte Staaten BRI
DNF14DNF
1966Scuderia FerrariFerrari Dino 206S
Ferrari 330P3
Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBItalien MONItalien TARBelgien SPADeutschland NÜRFrankreich LEMItalien MUGItalien CCEDeutschland HOKSchweiz SIMDeutschland NÜROsterreich ZEL
510DNF2DNF
1967Scuderia FerrariFerrari 330P4Vereinigte Staaten DAYVereinigte Staaten SEBItalien MONBelgien SPAItalien TARDeutschland NÜRFrankreich LEMDeutschland HOKItalien MUGVereinigtes Konigreich BRHItalien CCEOsterreich ZELSchweiz OVIDeutschland NÜR
115

Siehe auch

Commons: Lorenzo Bandini – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Unfall und Tod von Lorenzo Bandini verändert Monaco-GP. In: Sport1.de. 10. Mai 2020, abgerufen am 13. Oktober 2020.