Deutsche Zeitung (1896–1934)

Die Deutsche Zeitung war eine von 1896 bis 1934 bestehende Tageszeitung mit extrem nationalkonservativer Ausrichtung, die einen völkischen Nationalismus vertrat. Sie war eng mit dem Alldeutschen Verband verbunden und wurde dessen Hauptorgan. Zur programmatischen Ausrichtung des Blattes im Kaiserreich gehörte es, deutsche Kolonien und im Ersten Weltkrieg Annexionen als Kriegsziel zu befürworten. Sie förderte den Antisemitismus. In der Weimarer Republik stand sie der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) nahe und gehörte schließlich zum Konzern von Alfred Hugenberg. Zeitungsgründer war Friedrich Lange.

Verlag und Erscheinen

Die DZ war eine Tageszeitung mit einer täglichen Morgen- und Abendausgabe (Montag bis Samstag) sowie einer Sonntagsausgabe, insgesamt also 13 Ausgaben wöchentlich (Angabe für November 1919).[1]

Ihr Gründer Friedrich Lange wurde einer der führenden Publizisten der völkischen Bewegung. Er leitete von 1891 bis 1895 die Berliner Tageszeitung Tägliche Rundschau und gab ab 1894 die von Paul Hempel gegründete Tageszeitung Volksrundschau heraus. Er gehörte 1894 zu den Mitgründern des Alldeutschen Verbands. Im Frühjahr 1917 wurde die DZ von einem Konsortium um Heinrich Claß erworben, der von 1908 bis 1939 Vorsitzender des Alldeutschen Verbands und 1917 Mitgründer der Deutschen Vaterlandspartei war. Claß wurde Herausgeber der DZ. Das Konsortium war die am 9. Januar 1917 gegründete Neudeutsche Verlags- und Treuhandgesellschaft mbH in Berlin. Vorstand war der Regierungsbeamte Georg Fritz, Aufsichtsratsvorsitzender war Claß. Weitere Anteilseigner waren u. a. die Industriellen Emil Kirdorf und Berthold Körting und Anhänger der Deutschen Vaterlandspartei.[2] 1930 übernahm Alfred Hugenberg die Zeitung in seinen Medienkonzern.[3]

Die Startauflage der DZ betrug 16.000 Exemplare. Unter Friedrich Lange hatte die Zeitung bis zu 25.000 Abonnenten. Im Jahr 1926 hatte sie eine Auflage von 60.000 Exemplaren.[4] In ihrer Spätzeit sank die Auflage unter 10.000 Exemplare und gehörte damit zu den kleinsten politischen Tageszeitungen Berlins. Unter dem Druck der Nationalsozialisten stellte die Zeitung 1934 ihr Erscheinen ein.[3]

Redaktion

Chefredakteure (nach 1917)

Bekannte Mitarbeiter

  • Alfred Mühr, Feuilletonchef, Kunst- und Theaterkritiker[5]
  • August Abel, Politikredakteur
  • Werner von Heimburg, Politikredakteur
  • Max Lohan[6], Politikredakteur

Konflikte

Im Oktober 1919 stellte der Reichsjustizminister Strafantrag gegen die DZ wegen Beleidigung des Reichspräsidenten und der Reichsminister in einem Artikel zur Unterzeichnung des Versailler Vertrags. Chefredakteur Ernst Bülck wurde vom Landgericht I Berlin im Januar 1920 zu einer Geldstrafe von 300 Mark verurteilt.[7][8]

Das Erscheinen der DZ wurde vom Reichsinnenministerium für zehn Tage im April 1924 verboten, weil ein Artikel über die Reichswehr, der vom Reichskabinett als schwerer Angriff auf den Reichswehrminister und den Chef der Heeresleitung angesehen wurde, „Bestrebungen auf eine gesetzwidrige Änderung der verfassungsmäßigen Staatsform unterstützt“ hatte.[9]

Umfeld

Im Oktober 1919 wurde der Deutsche Herold – Bund der Vorkämpfer für deutschvölkisches Zeitungswesen und völkische Politik gegründet, der als DZ-Leserverein diente und von DZ-Chefredakteur Reinhold Wulle geführt wurde. Als Claß Wulle entließ, konnte sich Wulle an der Vereinsspitze behaupten. Der Deutsche Herold wurde zu einer Verlagsgesellschaft, die eigene Publikationen wie das Deutsche Tageblatt herausgab und damit direkt mit der DZ konkurrierte.[10]

Literatur

  • Kurt Koszyk: Deutsche Presse 1914–1945 Geschichte der deutschen Presse Teil III, Berlin 1972: Colloquium Verlag, ISBN 3-7678-0309-7
  • Walther G. Oschilewski: Zeitungen in Berlin im Spiegel der Jahrhunderte, Berlin 1975: Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung, ISBN 3-7759-0159-0, S. 106–108
  • Karsten Schilling: Das zerstörte Erbe. Berliner Zeitungen in der Weimarer Republik im Portrait, Dissertation FU Berlin 2011, S. 295–303
  • Dirk Stegmann: Die „Deutsche Zeitung“ 1917–1918. Präfaschistische Öffentlichkeit am Ende des Kaiserreiches. In: Dagmar Bussiek, Simona Göbel (Hrsg.): Kultur, Politik und Öffentlichkeit. Festschrift für Jens Flemming (= Kasseler Personalschriften. Bd. 7). Kassel University Press, Kassel 2009, ISBN 978-3-89958-688-6, S. 266–288.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Deutsche Zeitung. Band 23, 397 (Abendausgabe). Berlin 8. November 1918, S. 1, Portal Haus der Pressefreiheit (hausderpressefreiheit.de).
  2. Kurt Koszyk: Deutsche Presse 1914-1945 Geschichte der deutschen Presse Teil III. Colloquium Verlag, Berlin 1972, ISBN 3-7678-0309-7.
  3. a b Walther G. Oschilewski: Zeitungen in Berlin im Spiegel der Jahrhunderte. Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1975, ISBN 3-7759-0159-0, S. 108.
  4. Johannes Leicht: Deutsche Zeitung (1896–1934). In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Bd. 6. Publikationen. W. de Gruyter, Berlin 2013, S. 139.
  5. a b Walther G. Oschilewski: Zeitungen in Berlin im Spiegel der Jahrhunderte. Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1975, ISBN 3-7759-0159-0, S. 107.
  6. Ute Döser: Das bolschewistische Russland in der deutschen Rechtspresse, 1918-1925: eine Studie zum publizistischen Kampf in der Weimarer Republik. Ernst-Reuter-Gesellschaft der Freien Universität, Berlin 1961, S. 32.
  7. 8. [Zeitungsangriffe gegen die Reichsregierung]. In: Akten der Reichskanzlei Weimarer Republik, Kabinett Scheidemann, Bd. 1, Nr. 102 Kabinettssitzung vom 6. Juni 1919, 11 Uhr. Abgerufen am 24. Februar 2022.
  8. Strafantrag gegen die „Deutsche Zeitung“ wegen des Artikels „Wie lange noch“. In: Akten der Reichskanzlei Weimarer Republik, Kabinett Bauer, Nr. 87 Kabinettssitzung vom 27. Oktober 1919. Abgerufen am 24. Februar 2022.
  9. Nr. 172 Ministerbesprechung vom 9. April 1924. In: Akten der Reichskanzlei Weimarer Republik, Kabinette Marx I/II. Abgerufen am 24. Februar 2022.
  10. Stefanie Schrader: Deutscher Herold. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus : Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart / Organisationen, Institutionen, Bewegungen. Band 5. De Gruyter Saur, München 2012, ISBN 978-3-598-24078-2, S. 173–175.