Nestbeschmutzer

Mit dem Terminus Nestbeschmutzer bezeichnet man im Sprachgebrauch Menschen, welche das soziale und politische System, in dem sie selbst leben und dessen Vorteile sie auch schätzen, kritisieren und Missstände aufzeigen. Oft werden so die Aufzeiger von Missständen anstatt der Verursacher diffamiert.

Herkunft

In der Biologie verwendet man den Begriff Nestbeschmutzer für die Vertreter einer Spezies, die den eigenen Bau, das Nest der Sippe nicht rein halten, sondern die Notdurft direkt an Ort und Stelle verrichten.

Übertragung

Auf den Menschen übertragen erfährt der Ausdruck jedoch eine Bedeutungsverschiebung. Statt auf hygienische Unzulänglichkeiten spielt er auf unsolidarisches Verhalten innerhalb einer bestimmten Gruppe an.

Beispiele

im deutschsprachigen Raum

So sind etwa in Österreich damit Leute gemeint, die Kritik an ihrer Heimat (Dorf, Land, Staat) üben. Literaten wie Thomas Bernhard oder Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek werden von bestimmten Gesellschaftsschichten und Medien (wie der Kronen Zeitung) mit diesem Terminus bedacht.

Auch im politischen Diskurs fällt dieser Begriff immer wieder. So wurden im Nachkriegsdeutschland in vielen Debatten im Bundestag Personen als Nestbeschmutzer bezeichnet, die Kritik an der Nazivergangenheit einzelner Würdenträger übten.

außerhalb

  • USA

Alfred Charles Kinsey galt noch fünfzig Jahre nach seinem Tod für Moralfundamentalisten als Nestbeschmutzer und seine Kinsey-Reports als provozierendes Machwerk. ([1])

  • Islam

Muslimische Frauen, die im Westen über Zwangsheirat und häusliche Gewalt sprechen, werden im eigenen Kulturkreis als Nestbeschmutzer hingestellt.

Zitate

  • Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch bemerkte anlässlich einer Laudatio :"Die das Nest schmutzig machen, zeigen empört auf einen, der ihren Schmutz bemerkt und nennen ihn den Nestbeschmutzer."
  • Heinrich Böll nannte Erich Kuby einen Nestbeschmutzer von Rang (siehe Artikel dazu in der Wikipedia).

Literatur

Siehe auch