Wahlen zur Frankfurter Nationalversammlung in der Pfalz

Die Wahlen zur Frankfurter Nationalversammlung in der Pfalz fanden im April 1848 in der bayerischen Pfalz statt. In gleicher, indirekter und offener Wahl wurden in zehn Wahlbezirken zehn Abgeordnete in die Frankfurter Nationalversammlung sowie jeweils zwei Ersatzkandidaten gewählt.

Georg Friedrich Kolb

Geschichte

Die Pfalz wurde in zehn Wahlbezirke eingeteilt. Größter Wahlbezirk war der Bezirk Neustadt mit 65.780, der kleinste Kirchheimbolanden mit 51.441 „Seelen“. Der pfälzische Volks- und Vaterlandsverein hatte mit seinen Filialvereinen 15.000 Mitglieder. Etwa jeder siebte Wahlberechtigte war Mitglied des Vereins. Es war eher eine breite Volksbewegung als eine Partei im heutigen Sinne, obgleich er bei der Aufstellung von Wahlmännern und Kandidaten zur Nationalversammlung eine entscheidende Rolle spielte. Die gleichen Honoratioren, die den Volksverein in gründeten, entschieden auch bei der Aufstellung von Bürgerwehren.

Ende April wurde gewählt. Jeder Wahlberechtigte konnte vier Personen mit Namen, Stand und Wohnort in die entsprechenden 16 freien Felder eintragen. Die gewählten Wahlmänner hatten vier freie Felder für einen Kandidaten. Alle Stimmzettel waren zu unterschreiben und wurden nach den Auszählungen von der Polizeibehörde eingesammelt. Trotz der Kandidatenliste des Volksvereins kam es zu Kampfabstimmungen, wie in Frankenthal und Kirchheimbolanden, wo der ehemalige „liberale Matador“ Georg Jacob Stockinger (so Heinrich von Gagern) jeweils gegen Carl Alexander Spatz unterliegt.

Philipp Umbscheiden war mit 31 Jahren (nach dem Ausscheiden von Glaß) der jüngste der zehn pfälzischen Parlamentarier. In die Nationalversammlung kam er als zweiter Ersatzmann nur durch die Wahltaktik des Volksvereins, da die vor ihm gewählten Kolb und Schüler die Wahl in anderen Wahlkreisen annahmen.

Mehrfach wurden gewählt Kolb, Reichard, Schüler (dreimal) und Spatz. Culmann wurde in einer Nachwahl in die Paulskirche entsandt. Am Stuttgarter Rumpfparlament nahmen die Ersatzkandidaten Berkmann und Ritter teil, da Reichard und Schmitt in die Provisorische Regierung eintraten. In der Stuttgarter Versammlung war die Pfalz als einziger bayerischer Regierungsbezirk noch mit allen Abgeordneten vertreten.

Der Ersatzkandidat Eppelsheimer war 1848 Mitglied der bayerischen Ständeversammlung. Die Abgeordneten Kolb, Schüler, Stockinger und Tafel sowie die Ersatzkandidaten Berkmann, Boyé, Heintz, Hepp, Müller und Scharpff wurden im Herbst 1848 in den 13. bayerischen Landtag gewählt. Hinzu kam mit Peter Gelbert der Schwager des Ersatzkandidaten Vogt. Nach dem gescheiterten Pfälzischen Aufstand wurde der Landtag am 10. Juni 1849 durch König Maximilian II. aufgelöst.[1][2]

Bei den folgenden Neuwahlen wurden 1849 die Abgeordneten Kolb, Schüler und Tafel sowie die Ersatzkandidaten Prinz, Rebenack und Scharpff in den 14. bayerischen Landtag gewählt. Müller ersetzte den ehemaligen „Reichsregenten“ Schüler, dessen Amnestie durch ein Sondergesetz ausgeschlossen wurde. Hinzu kam mit Franz Flamin Meuth der Bruder des Ersatzkandidaten Meuth. Der Ersatzkandidat Vogt wurde 1863 Mitglied des Landtags.[2]

Wahlbezirke

Bergzabern

Wahlort Bergzabern, Kantone: Bergzabern, Dahn und Kandel

Ersatzkandidaten

  1. Friedrich Schüler, nahm die Wahl in Lauterecken an
  2. Philipp Umbscheiden (1816–1870), Staatsprokurator-Substitut in Kaiserslautern

Frankenthal

Wahlort Frankenthal, Kantone: Frankenthal, Grünstadt und Mutterstadt

Ersatzkandidaten

  1. Adolph Bernhard Boyé, (1803–1862), Bezirksrichter in Frankenthal
  2. Philipp Heintz, (1809–1893), Anwalt in Frankenthal

Homburg

Wahlort Homburg, Kantone: Homburg, Waldmohr und Blieskastel

Ersatzkandidaten

  1. Georg Heinrich Vogt (1809–1889), Pfarrer in Glanmünchweiler
  2. Adam Müller (1814–1879), Landwirt in Gerhardsbrunn

Kaiserslautern

Wahlort Kaiserslautern, Kantone: Kaiserslautern, Otterberg und Landstuhl

  1. Nikolaus Schmitt (Jurist) (1806–1860), Rechtskonsulent und Redakteur in Kaiserslautern; wechselte in die provisorische Regierung

Ersatzkandidaten

  1. Carl Adolph Ritter (1794–1863), Posthalter und Gutsbesitzer in Frankenstein; Nachrücker in das Rumpfparlament
  2. Camille Meuth (1799–1860), Kantonsarzt

Kirchheimbolanden

Wahlort Kirchheimbolanden, Kantone: Kirchheimbolanden, Göllheim, Rockenhausen und Winnweiler

Ersatzkandidaten

  1. Carl Alexander Spatz, gewählt in Frankenthal
  2. Theodor Berkmann (1802–1870), Pfarrer in Einselthum; Nachrücker in das Rumpfparlament

Landau

Wahlort Landau, Kantone: Landau, Annweiler und Edenkoben

Ersatzkandidaten

  1. Carl Eugen Prinz (1815–1891), Friedensrichter in Landau
  2. Wilhelm Köster (1805–?), Notar und Bürgermeister in Annweiler

Nachrücker in die Nationalversammlung, siehe Nachwahl in Landau

Lauterecken

Wahlort Lauterecken, Kantone: Kusel, Lauterecken, Wolfstein und Obermoschel

Ersatzkandidaten

  1. Carl Scharpff (1806–?), Landcommissariatsactuar in Kusel
  2. Carl Richard Hoseus, (1807–1880), Notar in Kusel

Neustadt

Wahlort Neustadt, Kantone: Neustadt, Dürkheim

Ersatzkandidaten

  1. Philipp Hepp (1797–1867), Arzt in Neustadt
  2. Eduard Eppelsheimer (1808–1866), Gutsbesitzer in Dürkheim, Mitglied des Landtags

Speyer

Wahlort Speyer, Kantone: Speyer, Germersheim und Edenkoben

Ersatzkandidaten

  1. Friedrich Wilhelm Rebenack (1791–1866), Kreiskassier der Regierung
  2. Joseph Martin Reichard, gewählt in Kirchheimbolanden

Zweibrücken

Wahlort Zweibrücken, Kantone: Zweibrücken, Hornbach, Pirmasens und Waldfischbach

Ersatzkandidaten

  1. Carl Philipp A. Weber (1782–1859), Pfarrer und Dekan in Pirmasens
  2. Friedrich Schüler, gewählt in Lauterecken

Nachwahl in Landau

Nach dem Ausscheiden von Maximilian Glaß im Herbst 1848, der wegen seines Abstimmungsverhaltens von anderen Abgeordneten und in der Presse kritisiert wurde, rückte nicht einer der Ersatzkandidaten in die Paulskirchenversammlung nach. Die Wahlmänner des Wahlkreises Landau wählten in einer Kampfabstimmung August Ferdinand Culmann gegen Franz Peter Buhl als Nachrücker.[3]

Literatur

  • Rudolf H. Böttcher: Die Familienbande der pfälzischen Revolution 1848/1849. Ein Beitrag zur Sozialgeschichte einer bürgerlichen Revolution. Sonderheft des Vereins für Pfälzisch-Rheinische Familienkunde. Band 14. Heft 6. Ludwigshafen am Rhein 1999.
    • Die Pfälzer Abgeordneten in der Frankfurter Nationalversammlung. S. 259 ff.
    • Die Ersatzkandidaten: Juristen, Beamte, Ärzte, Pfarrer und ein Pädagoge. S. 271–272.

Fußnoten

  1. HdBG: 13. Landtag: 1849 (7. Wahlperiode 1848–1849). (abgerufen am 6. Januar 2019)
  2. a b Rudolf H. Böttcher: Die Ersatzkandidaten: Juristen, Beamte, Ärzte, Pfarrer und ein Pädagoge. In: Die Familienbande der pfälzischen Revolution 1848/1849. Ludwigshafen am Rhein 1999. S. 271–272.
  3. Rudolf H. Böttcher: Die Familienbande der pfälzischen Revolution 1848/1849. Ludwigshafen am Rhein 1999. S. 263, 266.