Walter Gebauer

Tönerne Grabplatte, gestaltet von seiner Tochter Christine Freigang

Walter Gebauer (* 2. Oktober 1907 in Thalbürgel; † 3. Mai 1989 in Bürgel) war ein deutscher Töpfermeister und einer der einflussreichsten Keramiker der DDR.[1]

Leben

Walter Gebauer entstammte einer eingesessenen Töpferfamilie. Sein Vater Paul war Töpfermeister, ebenso wie sein Onkel Carl. Nach der Beendigung seiner Schulzeit absolvierte er von 1922 bis 1925 eine Töpferlehre bei seinem Vater in der Werkstatt des Onkels Carl. Hier legte er 1925 auch seine Gesellenprüfung ab. Von 1925 bis 1927 studierte er an der Keramischen Fachschule von Bunzlau. 1931 erhielt er seinen Meisterbrief als Töpfermeister und war seitdem in verschiedenen Manufakturen tätig: u. a. in der Steingutfabrik Wessel in Bonn und an der Staatlichen Majolikamanufaktur von Karlsruhe. Im Jahre 1934 gründete er seine eigene Werkstatt „An der Stadtmauer 1“ in Bürgel. Ursprünglich arbeitete er sich ein in die Tradition der volkstümlichen Irdenware mit dem für Bürgel typischen Dekor aus Engobe. Er begann aber auch mit neuartigen keramischen Massen zu experimentieren. 1935 stellte er auf der Leipziger Messe einfache unglasierte Gefäße aus, die mit geritzten und aufgelegten Dekorationen versehen waren. Auch der Umgang mit Bau- und Zierkeramik fand seine Aufmerksamkeit. Die Wirkung der verwendeten Glasuren lag ihm dabei besonders am Herzen.

Im Jahr 1945 wurde er zum Landesobermeister von Thüringen gewählt. In seiner Werkstatt bildete er auch Lehrlinge aus, darunter so prominente wie die Keramikerin Ulli Wittich-Großkurth. Auch seine eigene Tochter Christine ging bei ihm in die Lehre und betrieb seit ihrer Meisterprüfung eine eigene Werkstatt in den Räumlichkeiten des Vaters. Gebauer war künstlerisch-technischer Berater der PGH Kunsthandwerk Bürgel.[2] 1952 wurde er Mitglied im Verband Bildender Künstler Deutschlands (später der DDR). Ab 1964 war er Gastdozent an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle, Burg Giebichenstein in Halle. Zu seinen Schülerinnen gehörte Ute Lohse. Gebauer hatte eine bedeutende Anzahl Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen. Von 1958 bis 1988 war er auf allen Deutschen Kunstausstellungen bzw. Kunstausstellungen der DDR in Dresden vertreten.

Seit 1994 gibt es den Walter Gebauer Keramik-Preis. Er wird ausgelobt vom Förderkreis Keramik-Museum Bürgel e.V., der ART-regio Kunstförderung der Sparkassen Versicherung und der Bürgeler Töpfermarkt GmbH, die damit den Bürgeler Töpfermeister und Keramiklehrer Walter Gebauer ehren.

Im Keramikmuseum Bürgel werden viele seiner Werke präsentiert. Hier wird anhand typischer Einzelgefäße der Weg eines kreativen und nach eigenen Ausdrucksformen suchenden Töpfers aufgezeigt. Durch die überzeugende Meisterschaft seiner Formsprache hat er sich hohe Anerkennung und Autorität erworben. Sowohl als Ausbilder in seiner Lehrwerkstatt, als Dozent auf der „die Burg“ genannten Kunsthochschule Giebichenstein in Halle, wie auch als kompetenter Berater und Partner in anderen Keramik-Werkstätten ist er hervorgetreten. Der Töpfermeister Frank Michaelis hebt auf seiner Internetseite die „Begegnung und Zusammenarbeit mit Walter Gebauer, Bürgel“ ausdrücklich hervor.[3] Diese Vielseitigkeit Walter Gebauers wird dokumentiert im Zusammenhang mit bisher noch nicht gezeigten Schriftstücken, Fotos und Gefäßen aus seinem Nachlass.[4] Gebauers Werke finden sich darüber hinaus in zahlreichen Museen weltweit.

Werke (Auswahl)

Einzelausstellungen (Auswahl)

  • 1962/1963 Rostock, Museum der Stadt Rostock
  • 1967/1968 Eisenach, Thüringer Museum (mit Margaretha Reichardt und Günther Laufer)
  • 1985 Erfurt, Galerie am Fischmarkt
  • 1989 Gera, Museum für Angewandte Kunst
  • 2007 Bürgel, Keramikmuseum

Publikationen Gebauers (Auswahl)

  • Ton in des Töpfers Hand. In: Bildende Kunst, Berlin, 1966, S. 471–474
  • Kunsthandwerkliche Keramik. Fachbuchverlag, Leipzig, 1980
  • Keramik in der DDR. Tradition und Moderne. Selbstverlag Büchel, Triesen, 1988 (Mitautor)
  • Die Entwicklung der Töpfereien in Thüringen nach 1945, dargestellt am Beispiel Bürgel. In: Volkstümliche Keramik aus Europa; Bayerische Schriften zur Volkskunde. Deutscher Kunstverlag, München, 1990. S. 245–248

Literatur

  • Gebauer, Walter. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin, 2010, S. 239/240
  • Werner Patzke: Walter Gebauer, ein Töpfer aus Bürgel. In: Bildende Kunst, Berlin, 1957, S. 625–626
  • F. Kämpfer: Kunsthandwerk im Wandel, Berlin 1984
  • Karlheinz Götze: "Ich bin ein Töpfer und wollte immer gut töpfern" (Walter Gebauer). In: Bildende Kunst, Berlin, 1985, S. 121–122
  • Jakobson, Hans Peter: Walter Gebauer – Ein Töpfer aus Bürgel, Jena, 1998
  • Behrends, Rainer: Walter Gebauer – Bürgel, hg. vom Förderkreis Keramik-Museum, [2007]
  • Ein Töpfer aus Bürgel – Walter Gebauer, Jena Bussert, 1998
  • Grete Reichardt, Erfurt Bischleben, Weberin, Walter Gebauer, Bürgel/Thüringen, Keramiker, Günther Laufer, Eisenach, Kunstschmied, Eisenach : Thüringer Museum, 1967
  • Keramik aus Bürgel, Rostock : Museum d. Stadt, 1962

Ehrungen

Einzelnachweise

  1. Walter Gebauer Bürgel , auf lavaguys-ceramic.blogspot.com
  2. Dietmar Eisold: Lexikon Künstler in der DDR. Ein Projekt der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde e.V., Neues Leben Berlin 2012, ISBN 978-3-355-01761-9, S. 239f.
  3. Frank Michaelis. eschenbachporzellan.de, abgerufen am 12. April 2021.
  4. Töpferspuren in Bürgel 2 – WALTER GEBAUER – Zum 100. Geburtstag. keramik-museum-buergel.de, abgerufen am 12. April 2021.
  5. Vase, auf bildindex.de
  6. Krug, auf bildindex.de
  7. Enghalsvase und Krug, auf bildindex.de
  8. Keramik-Vase mit blauer Kristall-Glasur, auf bildindex.de

Weblinks