Walchensee

Der Walchensee ist einer der tiefsten und zugleich mit 16,4 km² auch einer der größten Alpenseen Deutschlands . Er liegt 75 km südlich von München inmitten der Bayerischen Alpen.

Der Walchensee

Etymologie

Die Bezeichnung Walchen kommt aus dem mittelhochdeutschen und bedeutet ursprünglich Fremde. So waren alle romanischen Völker (auch die z.T. romanisierte Bevölkerung der Alpen) südlich von Bayern für die Einheimischen Welsche oder eben Walche. Eine andere Interpretation geht vom lateinischen Lacus vallensis aus, was soviel heißt wie ein im Tal gelegener See. Auf Landkarten des 16. Jahrhunderts wurde der See auch als Italico dicto (nach Italien führend) bezeichnet, was seinen Ursprung vermutlich daher hat, dass durch das Walchenseetal ein Reiseweg über Mittenwald und Innsbruck nach Italien führte.

Entstehung

Der Walchensee füllt eine Tektonisch bedingte Senke, die einen Teil der Bayerischen Synkline darstellt und aus den Gesteinen der oberen, alpinen Trias besteht (Hauptdolomit, Plattenkalke, Kössener Schichten). Dieser tektonischen Entstehung verdankt der See seine extreme Tiefe von ca. 190 m. Das Felsenufer des Nordwestufers zeigt deutlich die sehr steile Lagerung der Gesteinsschichten hin zum See. Die Entstehung durch gebirgsbildene Kräfte lässt den Schluss zu, dass der Walchensee zu den ältesten Seen Deutschlands zählt.

Während der Eiszeiten wurde die Morphologie des Gebietes und damit auch der Walchensee mehrfach von Gletschern des Isar-Loisach-Gletschers überprägt.

Geografie

Der Walchensee

Rund 27 km Ufer umranden den Gebirgssee, der ein durchschnittliches Wasservolumen von 1.300 Mio. Kubikmeter hat. Die Jachen entwässert, als natürlicher Abfluss des Sees, durch das Tal der Jachenau in Richtung Westen zur Isar hin. Der größte natürliche Zufluss bildet die Obernach, welche im Südwesten in den See mündet. Zusammen mit dem künstlichen Zufluss (Siehe unter Kapitel Kraftwerk Walchensee) erschließt sich so ein Einzugsgebiet von rund 780 km².

Der Walchensee liegt auf einer Höhe von 802 m ü NN und wird von bewaldeten Bergen umrahmt. So im Nordwesten von der Herzogstand-Heimgartengruppe (1731 m und 1790 m), daran anschließend westlich vom See das Tal der Eschenlaine, auf deren Südseite der Simetsberg (1836 m) als erster Ausläufer des Estergebirges anschließt. Im Süden des Sees trennt der Hochkopf den Walchensee vom Tal der Isar. Am östlichen Ufer beginnt die Jachenau, ein langgezogenes Hochtal, das Richtung Lenggries führt. Der Nordosten wird von der Benediktenwand dominiert und, ein wenig weiter westlich, schließt der Jochberg (1565 m) den Talkessel.

Der Kesselberg als Senke zwischen dem Herzogstand und dem Jochberg

Zwischen dem Herzogstand und dem Jochberg ist noch der kleine Kesselberg, welcher aufgrund seiner relativ niedrigen Höhe aber als Senke zwischen den Bergen ins Auge fällt und letztlich den Walchensee vom 200 m tiefer gelegenen Kochelsee trennt.

Klima

Aufgrund seiner Lage inmitten eines Talkessels ist der See größtenteils vor nördlichen und östlichen Windströmungen geschützt. Die relativ niedrige Bergkette, die unmittelbar am Südufer beginnt, lässt eine optimale Sonneneinstrahlung zu, so dass das Klima insgesamt milder ist, als im Gebirge zu erwarten wäre. Während der Sommermonate entsteht bei sonnigem Wetter über den aufgeheizten Südhängen des Herzogstands und des Jochberges eine ausgeprägte Thermik. Die stabilen Thermikwinde wehen in der Regel in Richtung Südwest. Vereinigen sich die so in die Höhe transportierten feuchten Luftmassen des Walchensees mit denen des nördlich gelegenen Kochelsees durch einen leichten, vorherrschenden Hauptwind aus Nordost, können so besonders heftige Gewitter entstehen.

Bei Föhn weht dagegen ein warmer Fallwind aus Süd in Richtung Nord; durch die damit einhergehende trockene Luft kommt es zu einer sehr guten Fernsicht.

Biologie

Ökologie

Datei:Walchensee-Teilausschnitt.JPG
Türkis-grünes Gewässer des Walchensees

Das klare Gewässer mit einer durchschnittlichen Sichttiefe von 8 –10 m verdankt seine türkis-grüne Färbung dem relativ hohen Anteil an Kalziumkarbonat. Auch aufgrund des Motorbootverbots entspricht das Wasser des Walchensees Güteklasse I (=unbelastet). Die Wassertemperaturen sind, wie für einen Bergsee typisch, relativ niedrig. Sie bewegen sich im Sommer zwischen 17 - 20 °C und im Frühling / Herbst um die 10 - 16 °C. Die Nährstoffbelastung des ursprünglich oligotrophen (nährstoffarmen) Walchensees ist seit Mitte der 1980er Jahre durch die Verbesserung der Abwasserreinigung in Mittenwald massiv zurückgegangen.

Der Walchensee, einschließlich der Uferstreifen, ist Landschaftsschutzgebiet. Die Insel Sassau (2,9 ha) steht unter Naturschutz, d. h. das Betreten der Insel ist ganzjährig verboten.

Von der Gesamtlänge des Südufers von 7 km sind ca. 2,5 km für Erholungszwecke, z. B. als Badestrand nutzbar. Das übrige Ufer besteht zum großen Teil aus Steilufer. Das Seeufer selbst ist bis auf wenige Ausnahmen im Westen nicht ausgebaut.

Fauna

Bereits vor über 500 Jahren wurden neue Fischarten in die bayrischen Seen eingebürgert; so wurden 1480 Renken aus dem Kochelsee eingesetzt und 1503 Saiblinge aus dem Tegernsee. Der See lässt sich in folgende Zonen unterteilen, in denen die verschiedenen Fischarten bevorzugt leben:

  • Uferzone
  • Bodenzone
  • Freiwasserzone

In der folgenden Tabelle sind alle Fischarten nach diesen Lebensräumen aufgelistet

Uferzone Bodenzone Freiwasserzone
Aal Große Bodenrenke Zander
Aitel (Döbel) Rutte (Quappe, Aalquappe oder Trüsche) Seeforelle
Brachse Kilch Seesaibling
Elritze Perlfisch Regenbogenforelle
Güster Nase Mairenke
Hasel Barbe Renke
Hecht Barsch  
Laube Kaulbarsch  
Nerfling (Aland) Karausche  
Rotauge Bartgundel (Schmerle)  
Rotfeder Koppe  
Schied    
Schleie    
Spiegelkarpfen    
Wels    
Zährte    

Über 50 % der dort lebenden Fische sind in Bayern in ihrem Bestand bedroht oder zumindest gefährdet, wie z. B. der Wels oder der Perlfisch. Die Große Teichmuschel steht ebenfalls auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzen und Tiere.

Die Insel Sassau mit dem Herzogstand im Hintergrund

2003 wurde vom Bezirk Oberbayern ein Projekt gestartet, um den Edelkrebs (Astacus astacus) im Walchensee wieder anzusiedeln. 1900 Krebse wurde zu diesem Zweck im Eibsee westlich von Garmisch-Partenkirchen eingefangen. Allerdings lässt sich der Erfolg dieser Wiederansiedlungsaktion erst in ca. 5 Jahren abschließend bewerten.

Für viele Vogelarten bietet das Seeufer und die Insel Sassau hervorragende Brutmöglichkeiten, sowie für Zugvögel ein sicheres Winter- oder Durchzugsquartier. Neben Rothals- und Schwarzhalstaucher sowie Stockenten und Blässhühner kommen hier auch Gänsesäger und Eistaucher vor.

Flora

Nahe der Uferzonen wächst direkt unter der Wasseroberfläche in einigen Buchten der Flutende Hahnenfuß und das Ährige Tausendblatt. Die Kiesel- und Grünalgen kommen dagegen als pflanzliches Plankton zusammen mit dem tierischen Plankton (Wasserflöhe, Hüpferling) in praktisch allen Bereichen des Sees vor. Ebenfalls in der Uferzone wachsen das heimische Schilfrohr und die Teichsimse. Die Seerose und die Teichrose bieten nicht nur Ringelnattern einen zuverlässigen Schutz.

Walchensee Panorama-Aufnahme

Tourismus

Vergleichbar mit den anderen großen Seen, wie z. B. dem Tegernsee, spielt auch der Walchensee eine große Rolle für den Fremdenverkehr in der Region. Sowohl Surfer als auch Segler nutzen gerne die stetigen Thermalwinde in den Sommermonaten. Die klare Sicht unter Wasser mit einer Sichtweite von bis zu 40 m und einer ganzen Reihe von Auto-, Boots- und sogar Flugzeugwracks ist für Taucher besonders interessant. Zusätzlich zu den sonst üblichen Aktivitäten, wie Baden oder Spazierengehen, können hier Erholungssuchende aber auch in den umgebenden Bergen wandern oder in den Wintermonaten mit Tourenski die Berge erkunden.

Auf den Herzogstand fährt bis kurz unterhalb des Gipfels vom Frühjahr bis Herbst eine Seilbahn (Siehe auch: Herzogstandbahn).

Ortschaften

Direkt am Westufer liegt der kleine Luftkurort Walchensee mit nur ca. 600 Einwohnern. Ebenso wie die anderen noch kleineren Ortschaften Urfeld, Zwergern und Einsiedl gehört Walchensee zur Gemeinde Kochel am See und damit zum Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen.

Ein alter Pilgerweg, der Jakobsweg, zieht sich von Süden kommend über Einsiedl und Urfeld nach Norden in das Alpenvorland und weiter bis hin nach Spanien in die Stadt Santiago de Compostela.

Kulturgeschichte

Am Walchensee sprach man bis ins 13. Jahrhundert hinein ladinisch, solange wie nirgend anders in Bayern. Die oberbayrischen Klöster Benediktbeuern und Schlehdorf stellten schon 740 n. Chr. erste Besitzansprüche an den See. Bis zur Säkularisation 1803 war er in Besitz verschiedener kirchlicher Institutionen. Heute ist der Eigentümer des Walchensees der Freistaat Bayern.

Besonderheiten

Kraftwerk Walchensee

Bereits 1924 wurde das Speicherkraftwerk Walchensee am Südufer des Kochelsees im Betrieb genommen. Über sechs Rohre leiten seitdem das Wasser des Walchensees zu den ca. 200 m tiefer gelegenen Turbinen des Wasserkraftwerkes. Um die Verfügbarkeit des Wassers im See für das Kraftwerk zu erhöhen, wurde durch einen 8 km langen Stollen der Rißbach aus dem Karwendel, sowie ein Teil des Wassers aus der Isar dem See zugeführt. Insgesamt verfügt der Walchensee über ein durchschnittliches Wasservolumen von 1,3 Mrd. m³. Zwei kleinere Wasserkraftwerke wurden auch direkt am Walchensee erbaut: am Ende des Stollens bei Niedernach im Südwesten, sowie ein weiteres bei Obernach im Südosten des Sees.

Nur während der Wintermonate wird im großem Umfang dem See Wasser entnommen, um den Fremdenverkehr während der Hauptsaison nicht zu beeinträchtigen. Aufgrund des stark schwankenden Wasserspiegels friert im Winter der See nicht mehr ganz zu.

  • Höchststau: 802 m ü. NN
  • Normalstau: 800 m ü. NN
  • Mindeststau: 795 m ü. NN

Die Eisflächen in den einzelnen Buchten sind zum Teil sehr dünn und dürfen daher nicht betreten werden.

Wracks

Am Seegrund befinden sich eine Reihe von Wracks, unter anderem auch die von drei Flugzeugen. Aus dem Zweiten Weltkrieg stammen eine Me 109, sowie der britische Bomber vom Typ Lancaster. Das dritte Flugzeug unbekannten Typs stammt aus der Zeit nach 1960. Weder über Unglücksursache, noch -vorgang des jüngsten Flugzeugtyps ist irgendetwas bekannt geworden.

Bei Tauchern als Erkundungsziel beliebt sind die Wracks zweier Autos, einem VW-Käfer und einem Ford, die ebenfalls auf dem Seegrund relativ nahe des Ufers liegen.

Landschaftsmalerei

Nach dem Ersten Weltkrieg erwarb der Künstler Lovis Corinth ein Haus in Urfeld. Von 1919 bis zu seinem Lebensende 1925 verbrachte der Impressionist (siehe Impressionismus) zusammen mit seiner Frau die Sommermonate am See. Sein Erfolg als Landschaftsmaler beruhte schon zu seinen Lebzeiten vor allem auf seinen Bildern mit dem bekannten Walchensee-Motiv. In insgesamt über 60 Bildern verwendete er dieses Motiv. Seiner Frau Charlotte Berend-Corinth - ebenfalls eine Künstlerin - verbot Lovis Corinth allerdings die Landschaft am Walchensee zu malen.

Weitere Informationsquellen

Wikipedia

Literatur

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