Landmine

Warnzeichen Minen

Eine Landmine ist eine Explosionswaffe, die meistens verdeckt unter der Erdoberfläche verlegt wird und die in der Regel vom Opfer selbst ausgelöst wird. Man kann sie deshalb auch im weitesten Sinn als eine Sprengfalle bezeichnen. Manche Minen werden auch vom Bediener ferngezündet, der den Wirkungsbereich der Mine beobachtet. Minen und Selbstschussanlagen sind technisch kaum zu unterscheiden.

Die Nutzung von Landminen ist stark umstritten. Sie bleiben lange eine Gefahr für die Zivilbevölkerung, auch wenn der militärische Konflikt Jahrzehnte zurückliegt. Seit 1999 ist die bis April 2006 ratifizierte „Ottawa-Konvention“ zur Ächtung von Antipersonenminen in Kraft, welcher jedoch die größten Minenherstellerstaaten nicht angehören.

Geschichte

Fallgrube

Das Legen von Fallen wurde von den Menschen ursprünglich zur Jagd entwickelt. Die militärische Verwendung von Fallen reicht ebenfalls weit zurück. Die Soldaten des Römischen Reichs nutzten diese Waffen systematisch. Sie verlegten Krähenfüße, schlugen spezielle Metalldornen mit Widerhaken in kleine Pfähle, die dann kaum sichtbar aus dem Boden hervorragten und hoben Gruben aus, die sie mit angespitzten Pfählen versahen und zur Tarnung bedeckten (Lilien).

In China wurde das Schwarzpulver spätestens im 13. Jahrhundert als Sprengmittel in Bomben eingesetzt. Die ersten als Mine kategorisierten Waffen wurden im Kreis Togtoh in der Inneren Mongolei von Archäologen gefunden.[1] Diese stammen von den Kämpfen im Jahre 1368 und wurden von der Ming-Dynastie als Belagerungswaffe gegen die Yuan-Dynastie genutzt. Es handelt sich um bis zu 1,7 kg schwere Hohlkugeln aus Eisen mit 11 cm Durchmesser, die mit Schwarzpulver gefüllt wurden. Es gab auch Exemplare aus Keramik.

Der Begriff Mine leitet sich allerdings von Stollen ab, die man unter feindliche Befestigungen grub, um die Mauern zum Einsturz zu bringen. Um den Effekt zu vergrößern und um die Mineure zu schützen, wurde die Mine solide mit Holz abgestützt, dann wurde leicht brennbares Material eingebracht und angezündet. Sobald die tragenden Elemente weggebrannt waren, stürzte der darüberliegende Festungsteil ein. Durch Benutzung von Schießpulver wurden diese Stollen noch wirksamer. (siehe: Minenkrieg)

Seit dem 16. Jahrhundert waren Flatterminen (auch Fladderminen) bekannt, welche als Annäherungshindernis im Erdreich eingesenkt wurden und die man per Zündschnur explodieren ließ, wenn der Angreifer über sie hinwegging. Wenn Steine als Splittermaterial verwendet wurden, sprach man von Steinminen (Fougassen). Hauptsächlich wurden diese Minen im Vorfeld von Festungen installiert, seltener im offenen Feldkrieg.

Der Augsburger Büchsenmacher Samuel Zimmermann entwickelte 1547 eine selbstauslösende Mine, basierend auf dem Prinzip des Schnappschlosses. Die militärische Verwendung dieser Erfindung erfolgte allerdings langsam. Die hydrophile Eigenschaft des Schwarzpulvers machte es schwer, es vor Nässe im Erdreich zu schützen. Erst Johann Friedrich von Flemming beschreibt 1726 in Der vollkommene Teutsche Soldat die militärische Verwendung selbstauslösender Minen.

Absperrung eines nicht räumbaren Minenfeldes aus dem zweiten Weltkrieg im Nationalpark Eifel

Die ersten „modernen“ Minen (mechanischer Zünder, Sprengstoff und Splittermaterial in einem) wurden während des Sezessionskriegs eingesetzt. Sie bestanden aus Artillerie-Granaten mit improvisiertem Zünder. Am 4. Mai 1862 legten konföderierte Truppen unter Brigadegeneral Gabriel J. Raines bei der Schlacht von Yorktown an der Redoute Nummer 4 die ersten Minen, die auch wenig später Opfer forderten.

Die improvisierten Landminen wurden danach bei weiteren Konflikten wie dem Zweiten Burenkrieg oder dem Russisch-Japanischen Krieg eingesetzt, aber eher sporadisch und nicht flächendeckend.

Im Ersten Weltkrieg wurden die ersten industriell hergestellten Minen benutzt.

Zwischen den Weltkriegen wurden die Minenentwicklung stark forciert; es wurden neue Typen von Antipersonen- und Antipanzerminen entwickelt und in Massenproduktion hergestellt. Im Zweiten Weltkrieg wurden diese exzessiv genutzt, vor allem in Nordafrika sowie der Sowjetunion. Geschätzt wurden etwa 300 Millionen Antipanzerminen und eine noch höhere Zahl Antipersonenminen verlegt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden weitere Minentypen entwickelt, so auch die Antipersonenrichtmine (M18 Claymore). Auch neuartige Panzerabwehrminen wurden entwickelt, die aber eher stationäre Panzerabwehrraketen sind und mit den ursprünglichen Sprengminen keine Ähnlichkeit mehr haben. Durch die Luftwaffe, die eine immer stärker werdende Unterstützungsrolle im Bodenkrieg einnimmt, werden Wurfminen wie die Schmetterlingsmine eingesetzt.

Militärischer Einsatz

Durch Mine beschädigter M4 Sherman

Minen werden in der Regel defensiv als Sperrmittel eingesetzt. Der Gegner soll dezimiert, seine Bewegung soll gehindert oder in eine gewünschte Richtung gelenkt werden. Schwache Gefechtsabschnitte, bedrohte Flanken und Lücken, in denen mit einem Angriff zu rechnen ist, können so geschlossen werden. Durch Fernverlegung von Minen mit Artillerie oder Kampfflugzeugen können frisch entstandenen Schwachstellen sehr schnell für den Gegner gesperrt werden. Durch Kenntnis des Verlegeplans können eigene Truppen diesen Abschnitt aber teilweise nach wie vor betreten und selber einen Angriff starten.

Offensiv können Minen genutzt werden, wenn diese von Luftfahrzeugen in das Hinterland abgeworfen werden. So kann der Gegner an Rückzug, Truppenverlegungen und am Heranschaffen von Verstärkung und Versorgungsgütern gehindert werden.

Minen können sehr effektiv den Gegner schwächen, so waren etwa ein Drittel der amerikanischen Verluste im Vietnamkrieg durch Minen verursacht. Der Großteil davon waren amerikanische Minen, die von nordvietnamesischen Truppen aufgenommen und neu verlegt wurden.

Kriterien

Die klassische Landmine ist ein flacher Behälter mit Sprengstoff und einem Zünder, der ausgelöst wird, wenn er mit einem bestimmten Gewicht belastet wird.

Deutsche Landmine aus dem Zweiten Weltkrieg

Es gibt mehrere Kriterien, nach denen Landminen unterschieden werden:

Nach dem Ziel

  • Antipersonenmine, soll Menschen töten oder verstümmeln und auf diese Art und Weise aufhalten (z. B. S-Mine, M14, M16, M18 Claymore).
  • Antifahrzeugmine, soll Fahrzeuge zerstören, vermag aber nur schwache Panzerungen zu durchdringen. Der Begriff Antifahrzeugmine wird in vielen Systematiken nicht verwendet, da Antipersonenminen ungepanzerte Fahrzeuge beschädigen und Antipanzerminen in der Regel auch von ungepanzerten Fahrzeugen ausgelöst werden. Die meisten modernen Antifahrzeug- und Antipanzerminen sind mit einem Aufhebeschutz versehen oder können mit Zugzündern für Stolperdrähte ausgerüstet werden. Sie wirken also tatsächlich auch als Antipersonenminen.
  • Antipanzermine, soll Panzer aufhalten, indem das Fahrwerk zerschlagen oder die Ketten zerrissen werden oder indem der Panzer zerstört wird.

Nach der Wirkungsweise

  • Sprengmine, wirkt vor allem durch die bei der Detonation entstehende Druckwelle. Die Wirkung durch Wurfkörper oder Splitter ist hier nachrangig. Derartige Antipersonenminen werden oft als Tretminen bezeichnet (z. B. M14).
  • Splittermine, wirkt durch die Splitter, die bei der Detonation als Geschosse gerichtet (z. B. Bauart M18 Claymore) oder ungerichtet in der gesamten Umgebung verteilt werden und durch den Explosionsdruck.
  • Richtminen, wirken in nur eine bestimmte Richtung.
    • Splitterrichtmine, nutzt den Misznay-Schardin Effekt; wirkt wie Splittermine, aber grob in eine bestimmte Richtung. Deswegen kann diese kurz vor den eigenen Linien platziert werden oder als Selbstschussanlage dienen (z. B. M18 Claymore, SM-70).
    • Richtmine mit Hohlladung, oder hohlladungsähnlichen Sprengsätzen, die entweder auf das Ziel ausgerichtet ein Projektil mit Hohlladungseffekt (z. B. die schwedische FFV 016) oder eine Kurzstreckenrakete mit einer Hohlladung verschießen (z. B. deutsche DM-12 PARM).
  • Projektilbildende Mine, deren Schwermetalleinlagen durch die Sprengladung zu tropfenförmigen Projektilen umgeformt werden und durch die hohe Geschwindigkeit die Panzerungen durchdringen (z. B. M93 „Hornet“).
  • Springmine, die bei der Auslösung eine Sprengladung mit Splittermantel hochschleudert, welche in ca. 0,8 - 1,2 Meter Höhe explodiert und je nach Typ in einem Radius bis zu 30m tödlich wirken können (zum Beispiel die in Deutschland hergestellte DM-31 oder die Antipersonenmine M16); in diese Kategorie kann man auch einige experimentelle Antipanzerminen einordnen, die bei Auslösung ihren Sprengsatz in einige Dutzend Meter Höhe schleudern und dann mit Hilfe von Sensoren die meist schwächer gepanzerte Oberseite des Ziels angreifen.

Nach Zündung

  • Druckzünder, wird durch das Gewicht des Zieles ausgelöst.
  • Zugzünder, wird durch Stolperdraht ausgelöst oder über eine Zugleine ferngezündet.
  • Magnetzünder, reagiert auf Änderung eines Magnetfeldes z. B. durch Fahrzeuge oder Minensuchgeräte.
  • Erschütterungszünder, reagiert auf Erschütterungen, die sie vom Erdboden aufnehmen. Das russische VP-13 System zum Beispiel reagiert durch einen seismischen Sensor auf Schrittgeräusche bis ca. 15 m um den Sensor und steuert dann bis zu 5 Minen gleichzeitig. Dabei müssen sich die Minen nicht in der Nähe des Auslösers befinden, sondern können etwas weiter entfernt sein. Das System ist batteriebetrieben und zerstört sich bei der Auslösung selbst durch eine kleine, außen angebrachte, Sprengladung.
  • Zeitzünder, bringt die Mine nach Ablauf einer gewissen, vom Minenleger eingestellten Zeit zur Detonation. Zeitzünder haben mehrere Zwecke: Das verminte Gebiet ist für eine gewisse Zeit nicht räumbar; der Zeitzünder dient als Selbstzerstörungsmechanismus, der die Minenräumung überflüssig machen und so die Landmine sowohl billiger im Einsatz als auch humaner machen soll. Zeitzünder sind meistens nicht die einzigen Zünder einer Mine, sondern werden zusätzlich eingesetzt. Minen nur mit Zeitzünder wären mit Zeitbomben identisch.
  • Knickzünder, ist ein Stab, welcher aus der vergrabenen Mine herausragt und die Mine beim Knicken der Stabes auslöst. Meist von Antipanzerminen verwendet.
  • Infrarot-Sensor, der bei Antipanzerminen auf die Wärme der Fahrzeuge anspricht.
  • Fernzünder, bei manuell ausgelösten Minen, manchmal Beobachtungsminen bezeichnet, die elektrisch oder mit Sprengschnur gezündet werden.
  • Entlastungszünder und Bewegungszünder dienen dem Räumschutz.

Nach der Art der Verlegung

US-Soldaten mit Landminen
  • Verdeckt verlegte Mine, wird so in der Erde vergraben, dass der Zünder noch wirksam bleibt.
  • Offen verlegte Mine, wird offen auf den Boden verlegt oder teilverdeckt verlegt. Abgeworfene oder verschossene Minen liegen meist offen.
  • Wurfmine, kann mittels Raketen, Artillerie oder Luftfahrzeugen, oft in Massen, verlegt werden. Manche von diesen Minentypen richten sich nach dem Aufprall selbsttätig auf. Meistens sind es Schmetterlingsminen, wie die amerikanischen BLU-43/B „Dragontooth“ oder die sowjetische PFM-1, die wie große Ahornblätter (aerodynamische Flächen) aussehen. Da solche Minen offen verlegt sind, sind sie gegen Aufnahme gesichert. Die Wirkdauer kann oft vor der Verlegung eingestellt werden, danach soll sich die Mine dann selbst zerstören (funktioniert nicht immer zuverlässig; für Minen der Bundeswehr und einige andere NATO-Länder gilt eine geforderte Zuverlässigkeit der Selbstentschärfung von über 99%).
  • Unterwasser-Verlegung, wasserdichte Landminen können im flachen Wasser an Ufern zur Abwehr amphibischer Landungen gelegt werden.

Nach Aussehen, nach Material, etc.

Panzermine im Schnitt
  • Tellermine, Topfmine - frühe und heute noch gebräuchliche Bauweisen einer schweren Mine zur Panzerbekämpfung.
  • Riegelmine - Abart der Tellermine in Balkenform mit wesentlich erweiterter Zündfläche. Der Begriff wird heute auch für eine Wirkungsform der Richtmine verwendet.
  • Kunststoff- Glas- Beton- bzw. Holzmine - Die Minen sind auf eine minimale Signatur für Metalldetektoren ausgelegt und enthalten kein Metall außer dem Zünder. Die früher verwendeten Holzminen wurden durch Kunststoffminen faktisch ersetzt.
  • Schmetterlingsmine - Luftverlegte Antipersonenmine mit aerodynamischer Form, die einem Schmetterling ähnelt. Kann von Kindern mit Spielzeug verwechselt werden.
  • Booby Trap(Trottelfalle) bzw. IEDs (Improvised Explosive Devices) - versteckte Sprengfallen aus jeweils verfügbarem Material improvisiert, zum Teil in Alltagsgegenständen, in Häusern oder am Straßenrand versteckt. Der erste Begriff wird auch für Tretfallen und sonstige improvisierte Fallen, auch ohne Sprengstoff, verwendet.
  • Claymore - rechteckige Splitterrichtmine, welche nicht vergraben wird (z.B. M18 Claymore).
  • Gesteinsmine - größte und ältere Form der Claymore, bestehend aus einem auf das Ziel gerichtetem Schacht, gefüllt mit Gestein, darunter einer Sprengladung. Bei manueller Auslösung wird die Gesteinsmasse in Zielrichtung geschleudert. Eingebaut auf Malta und in der Maginotlinie.
  • EFP (Explosively Formed Penetrators) - Besondere Form der IEDs 8s (s.o.), bei denen durch eine Spregstoffexplosion Kupfer geschmolzen auf eine extrem Geschwindigkeit (1600m/s) beschleunigt wird um leichte und mittlere Panzerungen zu durchschlagen und verheerende Wirkung im Fahrezeuginneren zu entfalten

Nach Umfang der Zerstörung

Beispiel der Klassifizierung in den USA (eigentlich nur für Antipanzerminen angewendet, zeigt sie doch deutlich die Denkweise bei der Anwendung von Landminen):

  • M-Kill oder mobility kill. Die M-Kill-Mine zerstört „nur“ eine oder mehrere für die Fortbewegung notwendige Komponenten (Fahrzeugachse, Kette, Fuß und Unterschenkel). Das Waffensystem bleibt in der Regel unzerstört, der Tod der Besatzung ist nicht zu erwarten. Übertragen auf Antipersonenminen bedeutet das eine Verletzung oder Verstümmelung, aber keine Tötung, wenn rechtzeitig ärztlich versorgt wird. Diese Form der Wirkung hat erhebliche „Vorteile“, da ein verwundeter Soldat den Gegner länger aufhält und mehr belastet (Versorgung, Transport, Moral der Kameraden), als ein getöteter.
  • K-Kill oder catastrophic kill: Die Zerstörung des Waffensystems oder der Besatzung ist das Ziel. Überträgt man die Systematik auf Antipersonenminen (in dieser Kategorie meistens Splitter- oder gar Springminen), so ist die Tötung der die Mine auslösenden Person das Ziel.

Humanitäre Gesichtspunkte

Darstellung der Auswirkung von Minen im Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondmuseum in Genf

Im Jahr 2003 wurden weltweit mehr als 8000 von Landminen getötete oder verstümmelte Menschen registriert, die Dunkelziffer liegt Schätzungen zufolge bei rund 20.000. Die verschiedenen Minentypen verursachen mannigfaltige Verletzungsmuster. Typischerweise sind Füße und Beine sowie Gehör (die Explosion schädigt in 5 Metern Umkreis) betroffen.

Gerade die nicht als Sprengkörper erkennbaren oder besonders kleinen Minen stellen vor allem für Kinder eine große Gefahr dar, weil sie die Minen in Unkenntnis aufheben.

Nach dem UN-Landminenprotokoll muss die Position von verlegten Minen notiert werden. Eingebaute Selbstentschärfungsmechanismen sollen die Minen nach einer bestimmten Zeit automatisch entschärfen. In der Realität werden Minen jedoch oft unkontrolliert, hastig und ohne Plan verlegt. Von Luftfahrzeugen abgeworfene Minen verteilen sich unregelmäßig, teilweise über weite Strecken. Da sie oft Falldämpfer in Form von kleinen Fallschirmen oder aerodynamisch wirksamen Flächen („Schmetterlingsminen“) haben, können sie eine gewisse Strecke vom Wind getragen werden. Manche kriegsführenden Parteien benutzen Minen auch mit voller Absicht gegen die Zivilbevölkerung, um eine Gegend unbewohnbar und Äcker und Weiden unbenutzbar zu machen oder schlicht Terror gegen die feindliche Bevölkerung zu üben. Hunger, Tod und lebenslange Verstümmelung Unschuldiger sind in diesen Fällen oft das Ziel und immer die Folge.

Minen kosten sehr wenig, lassen sich leicht herstellen und rasch in großen Stückzahlen verlegen. Sie sind daher insbesondere von Interesse für Kriegsparteien, die keinen Zugang zu teuren Waffensystemen haben.

Initiativen und Internationale Abkommen

Am 16. April 1996 erklärte der deutsche Bundesverteidigungsminister Volker Rühe, dass unabhängig vom Ausgang des Treffens der UN-Landminenkonferenz in Genf (Schweiz) die Bundeswehr in Zukunft auf sogenannte Anti-Personen-Minen verzichten wird. Für die Entwicklung, Erprobung und Beschaffung von Schützenabwehrminen würden keine Haushaltsmittel mehr zur Verfügung gestellt.

Weltweiter Druck durch nichtstaatliche Organisationen und der Mut einiger Regierungsvertreter führten am 3. Dezember 1997 im kanadischen Ottawa zur Unterzeichnung des Antipersonenminen-Verbotsvertrages („Ottawa-Konvention“), der seit dem 1. März 1999 als für die Vertragsparteien bindendes internationales Recht in Kraft ist. Bis Ende 2004 haben 143 Länder den Vertrag unterzeichnet, darunter 9 Länder, in denen die Ratifizierung noch aussteht. 41 Staaten haben die Konvention bislang nicht unterzeichnet, darunter China, Indien, Iran, Israel, Nord-und Süd-Korea, Pakistan, Polen, Russland sowie die USA.

Weil nie zuvor eine Waffe aufgrund zivilgesellschaftlichen Engagements verboten worden war, wurde der Internationalen Kampagne zum Verbot von Landminen (ICBL) 1997 der Friedensnobelpreis verliehen. Die deutsche Sektion der ICBL ist das Aktionsbündnis Landmine.de.

Mit Landminen verseuchte Länder

Minenräumung

Die Verlegung von Minen ist relativ einfach und kostengünstig, ihre Räumung dagegen um so schwieriger und kostenintensiver. Besonders asymmetrische Konflikte wie Bürgerkriege hinterlassen gefährliche Minenfelder, weil diese bei der Verlegung selten kartografiert werden, großflächig ungezielt eingesetzt werden und der Einsatz besonders oft in Arealen zivilen Lebens erfolgt.

Bei der Verlegung von Minen ist es üblich, verschiedene Minenarten zu mischen, damit Minenräumpanzer nicht gefahrlos in ein Feld von Anti-Personenminen fahren können und im Gegenzug menschliche Minenräumer nicht ungefährdet Panzerminen entschärfen können. Panzerminen mit Druckzünder werden durch das Gewicht eines Menschen normalerweise nicht ausgelöst, aber durch Sicherungsminen, Aufnahmesicherungen und Sprengfallen wird ihre Räumung dennoch erschwert.

Prinzipiell wird auch nach dem Zweck der Minenräumung unterschieden. Dieser Zweck kann „militärischer“ oder „humanitärer“ Natur sein.

Grundsätzlich wird auch zwischen der Räumung und Entschärfung von Minen unterschieden:

  • Minenräumung: Die Mine wird hierbei zerstört, meistens durch kontrollierte Auslösung, Sprengung, Beschuss, Minenfräse oder Minenflegel.
  • Minenentschärfung: Die Mine wird gesichert, so dass sie nicht mehr auslösen kann. Anschließend kann sie entweder wiederverwendet, eingelagert oder zerstört werden.

Militärisches Minenräumen

Beim militärischen Minenräumen ist meist die schnelle Überwindung eines vermuteten Minensperrgürtels durch Schaffung einer minenfreien Gasse mit einkalkulierten Menschen- und Materialverlusten das primäre Ziel. Dabei wird nur ein begrenzter Anteil der verlegten Minen des Minenfeldes beseitigt, der überwiegende Teil verbleibt aktiviert im Minenfeld. Die Methoden der militärischen Minenräumung sind primär auf Effektivität ausgerichtet, Schäden im betroffenen Gebiet z.B. durch Bodenabtragung sind unerheblich, aber unvermeidlich.

Humanitäres bzw. ziviles Minenräumen

Im Gegensatz zur militärischen Minenräumung hat die Minenräumung für die Zivilbevölkerung, welche meist in Nachkriegsgebieten stattfindet, ein gänzlich anderes primäres Ziel. Hier soll ein sicheres Leben (Erwerb auf den Ackerflächen, Zugang zu Wasservorräten, etc.) auf der gesamten Fläche wiederhergestellt werden.

Der für zivile Minenräumung aus dem englischen fälschlich eingebürgerte Begriff „humanitäre Minenräumung“ wird zumeist eingeengt als manuelle Minenräumung „durch Menschen“ (by human) missverstanden. Tatsächlich wird bei der zivilen Minenräumung weiterhin hauptsächlich das manuelle Räumen verwendet.

Offiziell galt vor dem 1. Oktober 2001 aufgrund der „International Standards for Humanitarian Mine Clearance Operations“ 1997 Standard, eine Räumquote für die Handentminer von 99,6% bis zu einer Tiefe von 200 mm als ausreichend [2]. Da im Regelfall aber die Anzahl der gesamt verlegten Minen unbekannt ist, ist eine wirksame Kontrolle dieser Räumquote selten möglich. Seit dem beschreiben die „International Mine Action Standards“ (IMAS), Edition 2, das Ziel, alle Minen zu räumen oder unschädlich machen[3].

Speziell zur Verdachtsflächen-Reduzierung (engl. „Area-Reduction“) werden aber auch mechanische Räumgeräte eingesetzt. Diese mechanischen Systeme eignen sich nur bedingt zum humanitären Minenräumen. Im Räumprozess werden nicht alle Minen unschädlich gemacht, sondern manche beschädigt in einem unsicheren Zustand hinterlassen. KMMCS hat als einziges System mit belegter 100% Räumquote (Stand Juli 2006) ca. 450 ha minenfrei gemacht. Der Einsatz in Wäldern, schwerem Gelände und bebautem Gebiet ist nicht möglich. Die meisten Systeme graben die oberste Erdschicht um. Dieses zerstört jegliche Infrastruktur (z.B. Straßen), wie auch vorhandene Vegetation. Einsatz und Wartung der Systeme ist kostenintensiv, so dass sich viele krisengeschüttelte Regionen diese nicht leisten können.

Minenortung

Minensucher mit Schutzkleidung und Metalldetektor, hinter ihm Hundeführer mit Minenspürhund
Spezialschuhe eines Minenräumanzuges
Britische Soldaten bei Übung mit Prodder

Bevor eine Mine unschädlich gemacht werden kann, muss deren Standort zuerst exakt lokalisiert werden. Auch bei einer späteren maschinellen Räumung müssen zumindest die Abgrenzungen des Minenfeldes bekannt sein.

Das Hauptwerkzeug der Minensucher ist aktuell (und bleibt wohl auf absehbare Zeit) der Metalldetektor, samt „Such- oder Stochernadel“ (engl. „Prodder“; nadelförmiges Gerät zum Ertasten des Verdachtsobjekts). Obwohl der Metallanteil in modernen Minen immer geringer wird, sind Metalldetektoren immer noch das Mittel, um diese zu entdecken, denn „Plastikminen“ im Sinn von metallfreien Minen gibt es strenggenommen nicht. Zwar gibt es Minen, die komplett aus Kunststoff bestehen (z.B. Jugoslawische PMA-2 und -3) oder nur einen minimalen Metallanteil haben (Zündmechanismus: südafrikanische R2M2 oder US-amerikanische M14). Alle Minen haben aber eines gemeinsam: sie müssen billig sein. Von daher haben alle Minen eine Sprengkapsel, die meist aus Aluminium besteht und von modernen Metalldetektoren in einer Tiefe von circa 12 - 15 cm detektiert werden kann.

Auf der Europäischen Minenkonferenz im EU-Rüstungsforschungszentrum JRC in Ispra / Italien im Jahre 1999 kam es zu der grotesken Situation, dass zu Werbezwecken ein Feldversuch mit Metalldetektoren im Sandkasten vorgeführt wurde, wobei es bei den 27 verlegten Minen im Testfeld bis zu 60 Alarme gegeben hat, aber von dem einen Detektorhersteller nur 18 und vom anderen nur 19 Minen gefunden wurden. Also wurden in bekannter Minenlage rund 30% der Minen, weil dies aus Plastik bestehen, nicht geortet. Trotzdem erhielten die Metalldetektoren das Prädikat „geeignet“.

Hingegen sind tausende harmlose Metallsplitter Ursache der bis zu 90% Fehlalarme. Jedes Signal könnte eine Mine sein und das geortete Teil muss vorsichtig freigelegt werden.

In letzter Zeit werden zunehmend Minenräumhunde (speziell trainierte Sprengstoffspürhunde) eingesetzt, die verlegte Minen durch ihren empfindlichen Geruchssinn finden. Ebenfalls werden speziell auf den Geruch von Sprengstoff dressierte Ratten eingesetzt[4]. Versuche gibt es zum Einsatz von Bienen. Darüber hinaus werden gentechnisch veränderte Bakterien eingesetzt, die kostengünstig hergestellt und beispielsweise mit einem Flugzeug über große Flächen ausgebracht werden können. Diese Bakterien fluoreszieren, wenn sie mit Sprengstoff in Berührung kommen, konzentrationsabhängig.

Dänische Wissenschaftler haben ein genmanipuliertes Gewächs namens Mausohrkresse (auch Acker-Schmalwand genannt) entwickelt. Die grünen Blätter der Pflanze färben sich nach einigen Wochen rot und zeigen so Stickstoffdioxid an, das aus im Boden vergrabenen Landminen entweicht. Obwohl noch Probleme zu lösen sind, könnte diese Methode in Zukunft die Minenräumung wesentlich effizienter gestalten.

Im Jahr 2000 wurde im Kosovo auch ein Luftschiff für die UN zum Einsatz gebracht, das mit einem Radargerät nach Minen und Blindgängern suchte.

Manuelles Minenräumen

Nachdem eine Mine geortet worden ist, wird diese per Hand entschärft oder vor Ort gesprengt. Zur Entschärfung wird das Erdreich vorsichtig abgetragen und so die Mine freigelegt. Die Entschärfung erfolgt dann in der Regel per Hand, indem der Entschärfer den Zünder unschädlich macht. Bei nicht handhabungssicheren Minen oder Minen mit Aufhebeschutz werden diese durch Sprengung am Fundort mit einer Schlagladung zerstört. Dabei kann eine maschinelle Vorbereitung des Geländes für die Handentminer erfolgen, mit der Strauchwerk, Büsche und Gräser oberhalb des Bodens durch „Vegetation Cutter“ abgemäht werden.

Maschinelle Räummethoden

Fahrzeug der US-Army mit Pflug-System
Sherman M4A4 mit Flegel-System aus dem Zweiten Weltkrieg
Fahrzeug der US-Army mit Roller-System

Der tatsächliche Gegensatz zur manuellen Minenräumung ist die „voll-mechanische Minenräumung“ (engl: „Stand Alone Mechanical Mine Clearance“), bei der der Mensch nicht mehr unmittelbar am Ort der höchsten Gefahr arbeiten muss, sondern die gefährliche Arbeit von Maschinen ausführen lässt.

Man unterscheidet folgende Räumungsmethoden:

  • Fräsen-System: Am Beispiel des KMMCS: Vor dem Fahrzeug sind in einem etwas größer als fahrspurbreiten Kasten mehrere Walzen mit Zähnen aus Hartmetall angeordnet, die entgegengesetzt zueinander und mit aufeinander abgestimmter Drehzahl in geringem Abstand zueinander drehen. Antipersonen- und Anti-Panzerminen explodieren dabei entweder im lockeren und dadurch dämpfenden Erdhaufen, der sich vor der ersten Fräsenwalze aufbaut, können spätestens auch noch am Beginn des Fräskasten explodieren, werden aber ansonsten beim anschließenden Durchgang durch die Fräswalzen in kleine und ungefährliche Bruchstücke zerschreddert. Die ebenfalls im Boden befindlichen bis zu fußballgroße Steine werden zu Kies zerschlagen, Bäume bis 30cm Durchmesser zu Holzschnitzeln zerschreddert. Das gesamte Bodenvolumen wird durch die zahnbestückten Walzen hindurch transportiert.
  • Flegel-System: An einem drehbaren Zylinder sind Kettenstücke befestigt. Der Zylinder dreht sich schnell, die Ketten peitschen gegen den Boden und bringen die Minen zur Explosion (siehe auch Keiler (Panzer)). Gefahr der Teilbeschädigung und des Eindrückens in größere Tiefe. Anschließend nötige manuelle Räumung ist gefährlicher und aufwändiger als ohne Maschineneinsatz.
  • Pflug-System: Eine andere Methode ist es, Minenpflüge an der Vorderseite herkömmlicher Panzer / anderer Fahrzeuge zu montieren (wie z.B. beim auf dem US-amerikanischen M1 Abrams basierenden Assault Breacher Vehicle (ABV)). Diese Fahrzeuge arbeiten aber nicht perfekt: einige Minen detonieren nicht und werden in der Mechanik nicht oder nur leicht beschädigt; und so ist eine manuelle Nachräumung vor der Freigabe eines Geländes weiterhin nötig.
  • Roller-System: Vor dem Fahrzeug werden schwere Minenwalzen befestigt, die in der Fahrspur liegende Minen auslösen sollen.
  • Magnet-System: Wird oft in Verbindung mit Minenwalzen oder Minenpflügen eingesetzt. Durch vor dem Fahrzeug angebrachte Elektromagnete wird ein Feld erzeugt, das Magnetzünder vorzeitig auslösen soll.

Zur Messung der Räumquote der neu entstandenen voll mechanischen Minenräumung wurde zum ersten Mal zwischen dem 6. und 10. Mai 1996 unter UN-Aufsicht ein Testfeld aus 185 m × 10 m mit 264 scharfen Minen verschiedener Art in Mosambik ausgelegt. Es wurden sämtliche 264 Minen durch Explosion, Zerbrechen des Minenkörpers oder Unterbrechung der Zündkette durch das deutsche Minenfrässystem KMMCS unschädlich gemacht.[5]

Auch eine Entschärfung per ferngesteuertem Roboter ist denkbar, in armen Ländern aber nicht realistisch. Es gibt Pläne zum Einsatz von vielen kleinen, billigen, autonom agierenden Robotern, welche die Minen zur Detonation bringen sollen. Dieses Projekt ist aber noch nicht in die Praxis umgesetzt worden und verlangt auch weiterhin eine manuelle Nachräumung. Minen können mit einem Verfahren für expandierende Schäume mittels Mehrkammer-Kunststoffbehältern fixiert werden. Dadurch ist der weitere Umgang mit den Minen gefahrlos durchzuführen, da ein Auslösen der Mine durch die Blockade der Auslösemechanismen wirksam verhindert wird (DPMA-Patent-Nr. 102 04 784).

Pyrotechnische Räummethoden

Eine schon vor dem Ersten Weltkrieg entwickelte Methode ist die Stabbombe Bangalore. Die Druckwelle der Explosion zündet benachbarte Minen und bildet so eine schmale, minenfreie Gasse.

Neuere Entwicklungen nutzen die starke Sprengwirkung von Aerosolbomben, die mit Raketen in das zu räumende Gebiet geschossen werden.

Sonstige Räummethoden

Auch der Einsatz von Tieren (z.B. Schafen) als Minenauslöser wurde in einigen Ländern, etwa auf den britischen Falklandinseln oder den Bürgerkriegsgebieten im ehemaligen Jugoslawien, zur Minenräumung praktiziert. Vereinzelt werden Menschen im Selbstmordeinsatz zum Auslösen von Minen eingesetzt. Im Iran-Irak-Krieg ist dadurch die iranische Freiwilligenmiliz Basitschi-e Mostasafan bekannt geworden.

Quellen

  • D. Guelle, A. Smith et al.: „Metal Detector handbook for humanitarian demining“, European Communities, 2003, ISBN 92-894-6236-1 pdf
  1. Die ersten Minen (engl.)
  2. Räumquote Jahr 1997(engl.)
  3. Räumquote aktuell (engl.)
  4. Minensuche mit Ratten
  5. KMMCS im Einsatz

Siehe auch

Weblinks

Commons: Landmine – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien