Ralf-Rainer Wasse

Ralf-Rainer Wasse (* 24. Oktober 1942 in Nobitz; † 1. Februar 2017[1]) war ein deutscher Fotograf und Fotografiker.

Leben und Werk

Wasse absolvierte ab 1957 eine Lehre als Hauer und arbeitete bis 1965 in seinem Beruf. Von 1965 bis 1968 studierte er an der Bergakademie Freiberg und von 1968 bis 1973 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Von 1973 bis 1975 arbeitete er im Bezirkskabinett für Kulturarbeit Karl-Marx-Stadt. Danach war er freischaffend tätig, von 1976 bis 1981 auch als Fachdozent in der Bezirkskulturakademie. Er leitete dort die Spezialschule für Leiter des Künstlerischen Volksschaffens Fachrichtung Fotografie. Zu seinen Schülern gehörte Kurt Buchwald.

Wasse ließ sich vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) anwerben und war wohl dessen wichtigste Informationsquelle bei der Überwachung der Künstlergruppe Clara Mosch, deren assoziiertes Mitglied er war. Er beteiligte sich an deren künstlerischen Projekten und Aktionen, u. a. 1975 am Künstlerfilm Pleinair Ahrenshoop, 1980 bis 1982 am Harlaß-Projekt und 1983 am Pleinair Gager und wirkte an Künstler-Mappen mit. Zwischen 1975 und 1986 fotografierte er künstlerisch anspruchsvoll alle Aktivitäten der Gruppe.[2] Die fotografischen Arbeiten sind mehr Kunstobjekt als Fotografie.

Neben seinen Berichten gab er diese Aufnahmen an das MfS. Er wurde dafür großzügig entlohnt und dürfte einer der bestbezahlten IM gewesen sein.[3]

Wasse lebte in Kleinolbersdorf. Nachdem er als IM enttarnt worden war, zog er 1992 von dort weg.

2012 erwarb das Lindenau-Museum Altenburg/Thür. das Foto-Archiv Wasses mit über 10.000 Schwarz-weiß-Negativen.

Rezension

„Wasse hat eine eigenständige Handschrift von außergewöhnlicher Schlichtheit gefunden . . . Seine Bilder sind zum kontinuierlich gewachsenen Ausdrucksmittel gereift und sprechen eine subtile künstlerische Sprache von eindringlich befragender Konsequenz.“[4]

Wasse „ist der wichtigste Dokumentarist der Gruppe[5], er schafft ein höchst eigenständiges Oeuvre, das einen wesentlichen Beitrag zur künstlerischen Fotografie in der DDR darstellt.“[6]

Öffentliche Sammlungen mit Fotografien Wasses (mutmaßlich unvollständig)

Ausstellungen (unvollständig)

Personalausstellungen in der Zeit der DDR

Ausstellung von Fotografien Wasses nach der deutsche Wiedervereinigung

  • 2020: Chemnitz, Kunstsammlungen Chemnitz („Clara Mosch und Ralf-Rainer Wasse, Aktion und Fotografie“)
  • 2023: Berlin, Kunstverein Ost („CLARA MOSCH und frühe Kunstaktionen in der DDR“)

Teilnahme an zentralen und wichtigen regionalen Ausstellungen in der DDR

  • 1982/1983 und 1987/1988: Dresden, IX. und X. Kunstausstellung der DDR
  • 1984/1985 Karl-Marx-Stadt, Städtisches Museum am Theaterplatz
  • („Retrospektive 1945 – 1984. Bildende Kunst im Bezirk Karl-Marx-Stadt“)
  • 1985: Karl-Marx-Stadt, Bezirkskunstausstellung
  • 1986: Magdeburg, Kloster Unser Lieben Frauen („Grafik in den Kämpfen unserer Tage“)

Literatur

Weblinks

Quellen

  1. trauer-anzeigen.de
  2. Clara Mosch and Ralf-Rainer Wasse. Abgerufen am 22. Dezember 2023 (amerikanisches Englisch).
  3. Tom Mustroph: Nah an Mensch, Tier, Baum und Strauch. In: Die Tageszeitung: taz. 15. Mai 2023, ISSN 0931-9085, S. 24 (taz.de [abgerufen am 22. Dezember 2023]).
  4. Lutz Arnhold: Ralf-Rainer Wasse. In: Bildende Kunst, Berlin, 1/1987, S. 78/79
  5. Gemeint ist die Künstlergruppe Clara Mosch.
  6. 1973 - 1989. In: GALERIE BARTHEL + TETZNER GmbH. Abgerufen am 22. Dezember 2023.
  7. stefan bischof: Bilder aus der Happening-Zone - Kulturstiftung. In: Kulturstiftung der Länder. 31. März 2015 (kulturstiftung.de [abgerufen am 22. Dezember 2023]).