Schachweltmeisterschaft der Frauen 1949/50

Die Schachweltmeisterschaft der Frauen 1949/50 war der vom 19. Dezember 1949 bis 18. Januar 1950[1] im Zentralklub der Roten Armee[2] in Moskau ausgetragene Wettkampf um den Titel der Schachweltmeisterin. Das Turnier wurde als Rundenturnier ausgetragen, sodass jede Spielerin gegen jede andere antreten musste. Als Hauptschiedsrichterin agierte Wera Tschudowa aus der 1947 dem Weltschachbund FIDE beigetretenen Sowjetunion.

Nachdem die erste Weltmeisterin Vera Menchik noch amtierend im Zweiten Weltkrieg am 27. Juni 1944 bei einem Raketenangriff getötet und seitdem keine weitere Schachweltmeisterschaft der Frauen abgehalten worden war, handelte es sich bei der Gewinnerin Ljudmila Rudenko um die historisch zweite Schachweltmeisterin und die erste aus der Sowjetunion. Ihre beiden direkten Nachfolgerinnen belegten hier den dritten und zweiten Platz.

Deutsche Teilnahme

Im Vorfeld der Veranstaltung kam es zu Kontroversen um die deutsche Teilnahme, gegen die sich unter anderem Erwin Voellmy und Wjatscheslaw Ragosin aussprachen. Voellmy meinte, 95 Prozent der deutschen Schachspieler seien ehemalige Nationalsozialisten, während nach Ragosin eine „Reinigung[3] in der sowjetischen Zone stattgefunden habe, aber dennoch die Teilnahme Deutschlands an Schachweltmeisterschaften der Frauen verschoben werden sollte.[4]

Edith Keller galt auch durch vorherige Siege gegen starke männliche Gegnerschaft als die schachliche Hoffnungsträgerin Deutschlands[5] und erreichte letztlich den fünften Platz hinter den sowjetischen Spielerinnen.

Verlauf

Spielerin 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Punkte Feinwertung[6]
1 Sowjetunion 1923 Ljudmila Rudenko - 1 1 ½ ½ ½ ½ 1 1 1 1 0 1 1 ½ 1 11½ (80.00)
2  Olga Rubzowa 0 - 1 1 ½ ½ ½ 0 ½ 1 1 1 1 1 1 ½ 10½ (70.75)
3 Sowjetunion 1923 Jelisaweta Bykowa 0 0 - ½ 1 1 1 1 0 1 ½ 1 ½ 1 ½ 1 10 68.25
4 Sowjetunion 1923 Walentina Belowa ½ 0 ½ - 1 1 1 0 0 0 1 1 1 1 1 1 10 67.75
5 Deutschland Demokratische Republik 1949 Edith Keller ½ ½ 0 0 - 1 0 1 1 ½ 1 1 0 1 1 1 62.00
6 England Eileen Tranmer ½ ½ 0 0 0 - 1 1 1 ½ ½ 1 1 1 ½ 1 61.75
7 Frankreich 1946 Chantal Chaudé de Silans ½ ½ 0 0 1 0 - 1 0 ½ 1 1 1 1 1 1 60.00
8 Niederlande Fenny Heemskerk 0 1 0 1 0 0 0 - 1 ½ ½ 1 1 ½ 1 ½ 8 (52.00)
9 Italien Clarice Benini 0 ½ 1 1 0 0 1 0 - 0 0 0 ½ 1 1 1 7 (49.75)
10 Ungarn 1949 Jozsa Langos 0 0 0 1 ½ ½ ½ ½ 1 - ½ 0 0 0 1 ½ 6 44.25
11 Kuba María Teresa Mora 0 0 ½ 0 0 ½ 0 ½ 1 ½ - 1 1 1 0 0 6 38.75
12 Vereinigte Staaten 48 Gisela Gresser 1 0 0 0 0 0 0 0 1 1 0 - 1 0 0 1 5 32.50
13 Tschechoslowakei Nina Hrušková-Bělská 0 0 ½ 0 1 0 0 0 ½ 1 0 0 - ½ 1 ½ 5 32.50
14 Vereinigte Staaten 48 Mona Karff 0 0 0 0 0 0 0 ½ 0 1 0 1 ½ - 1 1 5 25.00
15 Danemark Ingrid Larsen ½ 0 ½ 0 0 ½ 0 0 0 0 1 1 0 0 - 1 (29.50)
16 Polen 1944 Róża Herman 0 ½ 0 0 0 0 0 ½ 0 ½ 1 0 ½ 0 0 - 3 (20.75)

Die Ergebnisse und Rudenkos Weltmeistertitel wurden bei der Abschlusszeremonie von Marcel Berman, einem Vizepräsidenten des Weltschachbunds FIDE, verkündet.

Bei der Abschlusszeremonie wurde den vier sowjetischen Spielerinnen jeweils der Titel „Schachmeisterin der UdSSR“ verliehen.[2]

Nach Abschluss des Turniers äußerten sich die Teilnehmerinnen durchweg positiv über die Organisation.[7]

Einzelnachweise und Quellen

  1. Ludmilla Rudenko – Schachweltmeisterin. In: Schach-Express, 2. Januar-Heft 1950, S. 17–18.
  2. a b Feierlicher Ausklang der Frauen-Weltmeisterschaft. In: Schach-Express, 1. Februar-Heft 1950, S. 33.
  3. Im Originaltext „purification“: Ragozin stated that "purification" had taken place in the Soviet Zone. Zitiert aus: Readmission of Germany. In: Chess, Ausgabe 166–168 (Juli – September 1949), S. 215.
  4. Readmission of Germany. In: Chess, Ausgabe 166–168 (Juli – September 1949), S. 215.
  5. Fährt Edith Keller nach Moskau? In: Deutsche Schach-Rundschau Caissa. Ausgabe 5/1949 (März 1949). S. 71–72.
  6. Tabelle bei Mark Weeks, abgerufen am 26. Juni 2013
  7. So urteilen die Teilnehmerinnen. In: Schach-Express. 1. Februar-Heft 1950. S. 34–35.