Racing Straßburg

Racing Straßburg
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Basisdaten
NameRacing Club de Strasbourg Alsace
SitzStraßburg, Frankreich
Gründung1906 (als FC Neudorf)
2011 (Wiedergründung)
Farbenblau-weiß
PräsidentMarc Keller
Websitercstrasbourgalsace.fr
Erste Fußballmannschaft
Cheftrainervakant
SpielstätteStade de la Meinau
Plätze26.109
LigaLigue 1
2023/2413. Platz
Heim
Auswärts
Die Mannschaft von 1919
Die Mannschaft der Saison 1936/37

Der Racing Club de Strasbourg Alsace (seit 2012 mit dem Zusatz „Alsace“), im deutschsprachigen Raum allgemein bekannt als Racing Straßburg, in Frankreich primär als RC Strasbourg und lokal schlicht als le Racing, ist ein französischer Fußballklub aus der elsässischen Stadt Straßburg. Wegen der Vereinsfarben Blau und Weiß wird Racing, ebenso wie die Nationalmannschaft, Les Bleus – zu deutsch: die Blauen – genannt.

Geschichte

Der Verein wurde 1906 als FC Neudorf, benannt nach dem Straßburger Vorort Neudorf, gegründet und spielte seit 1914 im „Hämmerle-Garten“ in der Meinau. Nachdem das Reichsland Elsaß-Lothringen 1919 wieder an Frankreich gefallen war, wurde er zunächst in RC Strasbourg-Neudorf, dann 1921 in Racing Club de Strasbourg umbenannt. Der Name wurde dabei in Anlehnung an den damals prestigeträchtigsten Fußballclub Frankreichs, den Pariser Racing Club de France gewählt.

Anfang September 1939 wurde Straßburg in Erwartung eines Angriffes der deutschen Wehrmacht geräumt und Racing zog vorübergehend ins Périgord um, wo die Mannschaft gegen die örtlichen Vereine um die Meisterschaft des Département Dordogne spielte und ungeschlagen den Titel von 1939/40 gewann. Nachdem die Deutschen das Elsass besetzt hatten, kehrte die Mannschaft mit den meisten Spielern zurück nach Straßburg und spielte dort einstweilen als „Rasensport-Club Straßburg“, gerne abgekürzt als „RSC Straßburg“, in der Gauliga Elsaß. Dort wurden die nunmehrigen Rasensportler zwischen 1941 und 1943 dreimal Dritte, zweimal hinter dem FC Mülhausen und einmal hinter der örtlichen Sportgemeinschaft der SS.

In den 1970er Jahren hieß der Verein zeitweise Racing Pierrots Strasbourg Meinau. 1979 feierte man den bisher größten Erfolg in der Vereinsgeschichte, als man französischer Meister wurde. Dadurch spielte man in der Folgesaison im Europapokal der Landesmeister. Dort drang man bis ins Viertelfinale vor, wo man gegen Ajax Amsterdam den Kürzeren zog (0:0, 0:4).

Der Club im Finale des Coupe de la Ligue 2005

Am Ende der Saison 2009/10 stieg Racing in die National (D3) ab, sollte zwischenzeitlich sogar in die vierte Liga zwangsversetzt werden und spielte damit zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte nur drittklassig. Zudem befand sich der RCS zu diesem Zeitpunkt erstmals in finanziellen Schwierigkeiten, die als so gravierend eingeschätzt wurden, dass dem Klub die Insolvenz drohte.[1] Nachdem 2011 der direkte Wiederaufstieg misslang, erfolgten für den Klub die von Vereinspräsident Jafar Hilali, einem in London wohnhaften französischen Geschäftsmann, für diesen Fall angekündigten Einschränkungen: kein Antrag auf Verlängerung des Profistatus, Schließung der Straßburger Fußballschule und notfalls Anmeldung der Insolvenz.[2] Auch Ende Juni, wenige Wochen vor Beginn der neuen Saison, war noch unklar, in welcher Liga man 2011/12 antreten sollte: Der Spielerkader, die Trainerfrage, der Ausgang mehrerer Kündigungsprozesse und die zukünftigen Besitzverhältnisse sowie die damit verknüpften Fragen der finanziellen Ausstattung waren nicht geklärt.[3] Mitte Juli 2011 entschied die zuständige Verbandskommission DNCG im Berufungsverfahren, dass Racing aufgrund von etwa 4 Mio. Euro Schulden endgültig in die vierte Liga strafversetzt wird. Die Elsässer verloren somit ihren Profistatus und die Straßburger Fußballschule.[4]

Daraufhin zog der avisierte Hilali-Nachfolger Sébastien Graeff seine Zusage zurück, den Verein zu unterstützen.[5] Nach einem Insolvenzverfahren (redressement judiciaire)[6] entschied das zuständige Straßburger Gericht am 22. August 2011 die Auflösung der Vereins-Kapitalgesellschaft. Die erste Mannschaft von Racing musste in der fünften Liga (CFA2) neu beginnen.[7] Präsident wurde Frédéric Sitterlé; dieser trat allerdings noch während der Saison zurück. Ihm folgte Marc Keller, der einst als Spieler für Racing aktiv gewesen war und bis 2006 in Straßburg den Posten des Generaldirektors bekleidet hatte. 2012 stieg Racing sportlich in die vierte Liga (Championnat de France Amateur) auf; angesichts eines Schuldenstandes von 1,4 Mio. Euro musste der Verein bis Ende Juni 2012 allerdings noch Eigenmittel in Höhe von 850.000 Euro nachweisen.[8] Die Zuschauerunterstützung für den Verein blieb auch im Amateurbereich nahezu unverändert hoch. Zum „Derby“ gegen den FC Mulhouse – dem ersten seit Januar 1992 – füllten 20.004 Besucher Anfang April 2013 das Stade de la Meinau und stellten damit eine neue französische Höchstmarke für ein Viertligaspiel auf.[9] Am letzten Spieltag im Spiel gegen US Raon gewann Racing mit 3:2 und kehrte damit in die dritte Liga zurück. In der Spielzeit 2013/14 spielte Racing, bei Heimspielen unterstützt von einer oft fünfstelligen Zuschauerzahl, anfangs an der Tabellenspitze mit, fiel dann aber bald ab und musste eigentlich am Ende den Gang in die CFA antreten, Mitte Juli 2014 wurde jedoch verkündet, dass man weiterhin National spielen wird. Zum Ende der Saison 2015/16 wurde man unter Trainer Jacky Duguépéroux Meister der 3. Liga und stieg in die Ligue 2 auf. Danach wurde Duguépéroux aus Altersgründen durch Thierry Laurey ersetzt. In der Saison 2016/17 gelang dem Verein durch ein 2:1-Sieg am letzten Spieltag gegen den FC Bourg-Péronnas der Gewinn der Zweitligameisterschaft und somit der Durchmarsch in die Ligue 1.

In der ersten Saison nach der Rückkehr in die Ligue 1 schaffte Racing Straßburg mit dem 15. Tabellenplatz und mit einem Punkt Vorsprung auf den 18. Platz (Barragespiele gegen den Dritten der Ligue 2) den Klassenerhalt. In der Folgesaison platzierte sich Racing auf Platz 11 und gewann zudem den Ligapokal, nachdem im Finale EA Guingamp mit 4:1 nach Elfmeterschießen geschlagen wurde. Dadurch qualifizierten sich die Elsässer für die zweite Qualifikationsrunde zur UEFA Europa League und erreichten sogar die Barragespiele, in der Racing Straßburg trotz eines 1:0-Hinspielsieges gegen den Vorjahreshalbfinalisten Eintracht Frankfurt ausschied. In der dritten Saison nach dem Aufstieg steigerten sie sich erneut und erreichten den zehnten Tabellenplatz.

Ende Mai 2021 wurde Julien Stéphan neuer Trainer von Racing Straßburg. Der Vertrag hatte eine Laufzeit von drei Jahren. Er trainierte zuvor Stade Rennes.[10] Am 9. Januar 2023 wurde Stéphan entlassen.[11]

Ligazugehörigkeit

  • Erstklassig (Division 1, seit 2002 Ligue 1): 1934–1939, 1945–1952, 1953–1957, 1958–1960, 1961–1971, 1972–1976, 1977–1986, 1988/89, 1992–2001, 2002–2006, 2007/08 und seit 2017
  • Zweitklassig (Ligue 2): 1952/53, 1957/58, 1960/61, 1971/72, 1976/77, 1986–1988, 1989–1992, 2001/02, 2006/07, 2008–2010, 2016/17; 1970/71 (zweite Mannschaft)
  • Drittklassig (Championnat de France National): 2010/11, 2013–2016
  • Viertklassig (CFA): 2012/13
  • Fünftklassig (CFA 2): 2011/12

Sportliche Erfolge

Europapokalbilanz

SaisonWettbewerbRundeGegnerGesamtHinRück
1961/62Messestädte-Pokal1. RundeUngarn 1957 MTK Budapest03:131:3 (H)02:10 (A)
1964/65Messestädte-Pokal1. RundeItalien AC Mailand2:12:0 (H)0:1 (A)
2. RundeSchweiz FC Basel6:21:0 (A)5:2 (H)
3. RundeSpanien CF Barcelona(L)2:2000:0 (H)2:2 (A)
0:0 n. V. in Barcelona
ViertelfinaleEngland Manchester United0:50:5 (H)0:0 (A)
1965/66Messestädte-Pokal1. RundeItalien AC Mailand003:3(L)0:1 (A)2:1 (H)
1:1 n. V. in Mailand
1966/67Europapokal der Pokalsieger1. RundeRumänien 1965 Steaua Bukarest2:11:0 (H)1:1 (A)
2. RundeBulgarien 1948 Slawia Sofia1:21:0 (H)0:2 (A)
1978/79UEFA-Pokal1. RundeSchweden IF Elfsborg4:30:2 (A)4:1 (H)
2. RundeSchottland Hibernian Edinburgh2:12:0 (H)0:1 (A)
3. RundeDeutschland Bundesrepublik MSV Duisburg0:40:0 (H)0:4 (A)
1979/80Europapokal der Landesmeister1. RundeNorwegen Start Kristiansand6:12:1 (A)4:0 (H)
2. RundeTschechoslowakei FK Dukla Prag2:10:1 (A)2:0 n. V. (H)
ViertelfinaleNiederlande Ajax Amsterdam0:40:0 (H)0:4 (A)
1995UEFA Intertoto CupGruppenphaseTurkei Gençlerbirliği Ankara4:14:1 (H) 
Malta FC Floriana4:04:0 (A) 
Osterreich FC Tirol Innsbruck4:04:0 (H) 
Israel Hapoel Petach Tikwa0:00:0 (A) 
AchtelfinaleOsterreich SK Vorwärts Steyr4:04:0 (H) 
ViertelfinaleFrankreich FC Metz2:02:0 (A) 
HalbfinaleOsterreich FC Tirol Innsbruck7:21:1 (A)6:1 (H)
1995/96UEFA-Pokal1. RundeUngarn Újpest Budapest5:03:0 (H)2:0 (A)
2. RundeItalien AC Mailand1:30:1 (H)1:2 (A)
1996UEFA Intertoto CupGruppenphaseTurkei Kocaelispor1:11:1 (H) 
Malta Hibernians Paola2:02:0 (A) 
Russland Uralmasch Jekaterinburg1:11:1 (H) 
Bulgarien ZSKA Sofia0:00:0 (A) 
1997/98UEFA-Pokal1. RundeSchottland Glasgow Rangers4:22:1 (H)2:1 (A)
2. RundeEngland FC Liverpool3:23:0 (H)0:2 (A)
3. RundeItalien Inter Mailand2:32:0 (H)0:3 (A)
2001/02UEFA-Pokal1. RundeBelgien Standard Lüttich2:40:2 (A)2:2 (H)
2005/06UEFA-Pokal1. RundeOsterreich Grazer AK7:02:0 (A)5:0 (H)
GruppenphaseSchweiz FC Basel2:02:0 (A) 
Norwegen Tromsø IL2:02:0 (H) 
Italien AS Rom1:11:1 (A) 
Serbien Roter Stern Belgrad2:22:2 (H) 
K.-o-PhaseBulgarien Litex Lowetsch2:02:0 (A)0:0 (H)
AchtelfinaleSchweiz FC Basel2:40:2 (A)2:2 (H)
2019/20UEFA Europa League2. QualifikationsrundeIsrael Maccabi Haifa4:33:1 (H)1:2 (A)
3. QualifikationsrundeBulgarien Lokomotive Plowdiw2:01:0 (A)1:0 (H)
Play-offsDeutschland Eintracht Frankfurt1:31:0 (H)0:3 (A)
Legende: (H) – Heimspiel, (A) – Auswärtsspiel, (N) – neutraler Platz, (a) – Auswärtstorregel, (i. E.) – im Elfmeterschießen, (n. V.) – nach Verlängerung

Gesamtbilanz: 62 Spiele, 29 Siege, 16 Unentschieden, 17 Niederlagen, 97:68 Tore (Tordifferenz +29)

Spieler und Trainer

Aktueller Kader 2023/24

Stand: 16. April 2024[12]

Nr.Nat.NameGeburtstagim Verein seitVertrag bis
Tor
01FrankreichFrankreichMatthieu Dreyer20.03.198920242025
30HaitiAlexandre Pierre25.02.200120212024
36MarokkoAlaa Bellaarouch01.02.200220222027
Abwehr
02FrankreichFrankreichFrédéric Guilbert24.12.199420232026
03FrankreichFrankreichThomas Delaine24.03.199220222025
04PolenKarol Fila13.06.199820212025
05FrankreichFrankreichLucas Perrin19.11.199820222025
13Guinea-aSaïdou Sow04.07.200220232028
24ElfenbeinküsteAbakar Sylla25.12.200220232028
25FrankreichFrankreichSteven Baseya14.01.200520232026
28FrankreichFrankreichMarvin Senaya28.01.200120212027
29FrankreichFrankreichIsmaël Doukouré24.07.200320222026
Mittelfeld
06ElfenbeinküsteJean-Eudes Aholou20.03.199420222024
07FrankreichFrankreichJessy Deminguet07.01.199820232027
08BrasilienAndrey Santos03.05.200420242024
18FrankreichFrankreichJunior Mwanga11.05.200320232027
19SenegalHabib Diarra03.01.200420222028
27MaliIbrahima Sissoko27.10.199720182024
Sturm
09FrankreichFrankreichKevin Gameiro08.02.199220212024
10NiederlandeNiederlandeEmanuel Emegha03.02.200320232028
11ElfenbeinküsteMoïse Sahi20.12.200120212026
12SudafrikaLebo Mothiba28.01.199620182024
23BrasilienÂngelo21.12.200420232024
26FrankreichFrankreichDilane Bakwa26.08.200220232027

Liste der Trainer (seit 1928)

Bekannte ehemalige Spieler

Stade de la Meinau

Stadion

Die Heimspiele trägt der Verein seit dem Jahr 1914 im Stade de la Meinau aus, das Platz für 29.200 Zuschauer bietet.

Fans und Rivalitäten

Ultra Boys 90 beim Heimspiel gegen RC Lens (2007)

Die Ultras des Vereins nennen sich UB90 (Ultra Boys 90) und sind fest befreundet mit der Fanszene des Karlsruher SC, regelmäßige Unterstützung bei Heim- und Auswärtsspielen ist an der Tagesordnung. Auch deutschsprachige Anfeuerungsrufe sind zu hören, besonders „Jetzt geht's los!“ ist ein fester Bestandteil des Gesangs-Repertoires. Seit längerer Zeit gibt es auch eine Freundschaft mit den Ultras vom SK Sturm Graz aus der Österreichischen ersten Bundesliga.

Bis zur Saison 2016/17 gab es eine längere Freundschaft zu den Ultras von Hertha BSC, die aufgrund der gemeinsamen Freundschaft zu den Ultras des Karlsruher SC bestand. Zu Beginn der Saison wurde die offizielle Freundschaft allerdings öffentlich für beendet erklärt.[13] Gegenseitige Besuche der Spiele und gute Kontakte zwischen den Fanszenen gibt es jedoch weiterhin.

In jüngerer Zeit war der FC Metz der Rivale von Racing. In der Saison 2010/11 spielte man in der National auch gegen den SR Colmar. Die Rivalitäten zu anderen Klubs aus dem Elsass sind, aufgrund der langjährigen Klassenunterschiede, weitestgehend eingeschlummert.

Literatur

  • Thierry Berthou/Collectif: Dictionnaire historique des clubs de football français. Pages de Foot, Créteil 1999, Band 1: A–Mo. ISBN 2-913146-01-5, Band 2: Mu–W. ISBN 2-913146-02-3.
Commons: Racing Straßburg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Interview mit Strasbourgs damaligem Präsidenten Jean-Claude Plessis (Memento des Originals vom 16. Mai 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.francefootball.fr bei France Football.
  2. siehe den Artikel „Racing Straßburg, zum Aufsteigen verdammt“ aus der Badischen Zeitung vom 19. April 2011
  3. siehe den Artikel „Strasbourg – eine Geschichte der Verrückten“ in France Football vom 21. Juni 2011, S. 32–35.
  4. Rote Karte für Racing Straßburg verliert Profistatus 9. Juli 2011.
  5. siehe diesen Artikel vom 11. Juli 2011 bei France Football.
  6. Artikel aus Le Parisien vom 18. Juli 2011
  7. nach diesen Artikel in den Dernières Nouvelles d’Alsace vom 25. August 2011.
  8. siehe den Artikel vom 4. Juni 2012 bei francefootball.fr
  9. France Football vom 9. April 2013, S. 36
  10. Peter Cleiß: Julien Stephan wird Racing-Trainer. In: bo.de. Baden Online, 28. Mai 2021, abgerufen am 23. September 2021.
  11. Entlassungswelle hält an: Straßburg beurlaubt Stephan. In: kicker.de. 9. Januar 2023, abgerufen am 9. Januar 2023.
  12. L’effectif pro 23-24 - Racing Club de Strasbourg Alsace. 29. Juni 2023, abgerufen am 16. April 2024 (französisch).
  13. https://hb98.de/freunde/