Gottfried Sonnholz

Gottfried Sonnholz (* 1695 in Bad Warmbrunn bei Hirschberg/Schlesien[1]; † 5. September 1781 in Wien[2][3]) war ein österreichischer Orgelbauer im Zeitalter des Barock.

Leben und Werk

Sonnholz heiratete am 1. November 1724[4] in Wien Eva Rosina Römer, die Witwe des Orgelbauers Ferdinand Joseph Römer und wurde 1725 Bürger dieser Stadt. Nach der Hochzeit wurden Johann Gottfried Franz Paul (* 9. Mai 1726[5]), Joseph Franz Michael (* 29. September 1728[6]) und Maria Magdalena Barbara (* 2. Dezember 1731[7]) geboren.

Seit 1742 wohnte er in Wieden, Wiedner Hauptstraße 7. Als das Haus im Zuge des großen Brandes der Vorstadt Wieden im Juni 1759 abbrannte[8], errichtete Sonnholz es neu und erhielt drei Jahre Steuerfreiheit.[9]

Sein Sohn Johann war kaiserlich-königlicher Oberleutnant[10] und bezog nach dem Tod des Vaters dessen Haus. Seit 1784 wohnte dort die Tochter Maria Anna Visconti.[9]

Werk

Auf hohem künstlerischen und handwerklichen Niveau schuf er bedeutende Orgelwerke und gehörte zu den besten Wiener Orgelbauern des Hochbarock.[11] Seine barocken Orgeln weisen einen prächtigen, großzügig vergoldeten Prospekt auf und sind mit reichem Schleierwerk verziert.

Werkliste

In der fünften Spalte bezeichnet die römische Zahl die Anzahl der Manuale und ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal. Die arabische Zahl gibt die Anzahl der klingenden Register an. Die letzte Spalte bietet Angaben zum Erhaltungszustand oder zu Besonderheiten.

JahrOrtKircheBildManualeRegisterBemerkungen
1726Wien-MariabrunnPfarr- und Wallfahrtskirche MariabrunnI/P9seit 1827 in Pfarrkirche Enzersdorf an der Fischa[12]
1728Trautmannsdorf an der LeithaPfarrkirche hl. KatharinaI/P9Neubau ursprünglich für die Wiener Augustinerkirche im Loretto-Chor, 1784 umgesetzt; erhalten[13]
ca. 1728KlosterneuburgMartinskirche (Klosterneuburg)
II/P20Orgelgehäuse erhalten
1729WienMariahilfer Kirche
nicht erhalten, nur Orgelhäuse erhalten
1730WienStephansdomErneuerung und Erweiterung der Orgel von Jacob Kunigschwert (1544) im Südchor, was einem Neubau gleichkam
1731–1732MelkStiftskirche Peter und PaulII/P28Neubau für 6350 fl.; Gehäuse erhalten, das in zwei separate Gehäuse aufgeteilt ist, die durch ein Positiv verbunden sind
1732Maria EnzersdorfPfarr- und WallfahrtskircheNeubau
1732TulbingPfarrkirche TulbingI/P8
1734Hadersdorf-WeidlingauPfarr- und Wallfahrtskirche MariabrunnII/P19Neubau; Gehäuse und Großteil des Pfeifenwerks erhalten; nicht restauriert[14]
1734MariazellBasilika Mariazell (Chorpositiv)I4erhalten[15]
1739MariazellBasilika von Mariazell („Wiener Orgel“)III/P36Neubau; Gehäuse ohne Rückpositiv erhalten[15]
1739[1]WienKarlskircheII18
aktuell 31[16]
1847 wurde die Orgel von Joseph Seyberth (Josef Seibert) umgebaut und durch den Anbau seitlicher Flügel vergrößert.[17]
1740RavelsbachPfarrkircheII/P12Neubau; Prospekt erhalten
1740WienRathauskapelleI/P9
1742WienMichaelerkircheIII/P40Umbau der Orgel von Johann David Sieber (1714): Aus dem Rückpositiv wurde ein Hinterwerk und der Spieltisch gedreht und nach hinten versetzt. 1986/87 durch Jürgen Ahrend Rückführung auf den ursprünglichen Zustand.[18]
1744Maria-LanzendorfWallfahrtskirche Maria LanzendorfII/PNeubau unter Einbeziehung älteren Materials; Prospekt erhalten, dessen Pfeifen einen hohen Zinnanteil aufweisen (82,68 %)[19]
1747MürzzuschlagFranziskanerkircheII/P14
1750WienSalvatorkapelle im Alten Rathaus
I/P7Zuschreibung; weitgehend erhalten[20]
1751WienPeterskircheIII/P30Neubau; Gehäuse erhalten[21]
1752MariazellBasilika MariazellI/P6Seitenorgeln auf den Emporen, nunmehr: Orgelgehäuse der Konrad-Orgel und Marienorgel
1752WeikendorfPfarrkirche WeikendorfI/P12
1752KőszegSt. EmmerichskircheI/P8Im original erhaltenen Orgelgehäuse installierte 1940 die Fünfkirchner Firma Angster und Sohn eine neue Orgel.[22]
1761GroßstelzendorfPfarrkircheII/P14Pfeifen zur Gänze erhalten, 1866 mit neuem Spieltisch von Ullmann ausgestattet
1767WienMalteserkirche
I/P8die 1950 erfolgte Erweiterung um ein 2. Manual wurde 2017 wiederum rückgängig gemacht
1770WienSankt Salvator (Wien)
I/P6

Trivia

Im von Sonnholz errichteten Gebäude an der Wiedner Hauptstraße hielt sich etwa hundert Jahre später der tschechische Komponist Antonín Dvořák auf. Dieses ist als das Hotel Goldenes Lamm bekannt.[8]

Literatur

  • Oskar Eberstaller: Orgeln und Orgelbauer in Österreich (= Wiener musikwissenschaftliche Beiträge. Band 1). Böhlau, Graz 1955.
  • Alois Forer: Orgeln in Österreich. 2. Auflage. Schroll, Wien, München 1983, ISBN 3-7031-0583-6.
  • Wolfgang Karner: Die Orgeln von Gottfried Sonnholz. Typische Baumerkmale und Zuschreibungskriterien. In: Das Orgelforum. Nr. 19/20, 2016, S. 116–143.
  • Günter Lade: Orgeln in Wien. Edition Lade, Wien 1990, ISBN 3-9500017-0-0.
  • Rudolf Scholz: Organa Austriaca. Band 1. Braumüller, Wien 1976, ISBN 3-7003-0132-4.
  • Karl Schütz: Der Wiener Orgelbau in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Notring, Wien 1969.

Einzelnachweise

  1. a b Gottfried Allmer, Christian Fastl: Gottfried Sonnholz. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2006, ISBN 3-7001-3067-8.
  2. Sterbebuch - 03-34 | 01., St. Stephan (Stephansdom) | Wien/Niederösterreich (Osten): Rk. Erzdiözese Wien | Österreich | Matricula Online. Abgerufen am 28. April 2024.
  3. Bahrleihbuch - 03a-105 | 01., St. Stephan (Stephansdom) | Wien/Niederösterreich (Osten): Rk. Erzdiözese Wien | Österreich | Matricula Online. Bahrleihbuch bzw. Totengebührenbuch. Abgerufen am 22. Juni 2024.
  4. Trauungsbuch - 02-044 | 01., St. Stephan (Stephansdom) | Wien/Niederösterreich (Osten): Rk. Erzdiözese Wien | Österreich | Matricula Online. Abgerufen am 28. April 2024.
  5. Taufbuch - 01-063 | 01., St. Stephan (Stephansdom) | Wien/Niederösterreich (Osten): Rk. Erzdiözese Wien | Österreich | Matricula Online. Abgerufen am 28. April 2024.
  6. Taufbuch - 01-065 | 01., St. Stephan (Stephansdom) | Wien/Niederösterreich (Osten): Rk. Erzdiözese Wien | Österreich | Matricula Online. Abgerufen am 28. April 2024.
  7. Taufbuch - 01-066 | 01., St. Stephan (Stephansdom) | Wien/Niederösterreich (Osten): Rk. Erzdiözese Wien | Österreich | Matricula Online. Abgerufen am 28. April 2024.
  8. a b Goldenes Lamm (4, Wiedner Hauptstraße 7) im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  9. a b Schütz: Der Wiener Orgelbau in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 1969, S. 16f.
  10. Trauungsbuch - 02-056 | 01., St. Stephan (Stephansdom) | Wien/Niederösterreich (Osten): Rk. Erzdiözese Wien | Österreich | Matricula Online. Abgerufen am 28. April 2024.
  11. Eberstaller: Orgeln und Orgelbauer in Österreich. 1955, S. 69.
  12. https://organindex.de/index.php?title=Enzersdorf_(Fischa),_St._Thomas
  13. Orgel in St. Augustin in Wien, S. 7 (PDF-Datei; 561 kB), abgerufen am 22. Oktober 2023.
  14. Orgel in Mariabrunn, abgerufen am 22. Oktober 2023.
  15. a b Gottfried Allmer: Die neuen Orgeln der Basilika Mariazell, S. 11 f (PDF-Datei; 353 kB), abgerufen am 22. Oktober 2023.
  16. Oesterreichisches Musiklexikon: St. Karl (Wien)
  17. Wien, Karlskirche. In: Organ index. Abgerufen am 23. Oktober 2023.
  18. Wien, Michaelerkirche. In: Organ index. Abgerufen am 23. Oktober 2023.
  19. Orgel in Lanzendorf, abgerufen am 22. Oktober 2023.
  20. Orgel in der Kapelle St. Salvator im Alten Rathaus, Wien. In: Organ index. Abgerufen am 23. Oktober 2023.
  21. Organ index: Wien/Innere Stadt, Peterskirche (Hauptorgel), abgerufen am 22. Oktober 2023.
  22. Kilián Szigeti: Régi magyar orgonák - Kőszeg (Alte ungarische Orgeln - Güns). Zeneműkiadó, Budapest 1974, ISBN 963-330-041-X, S. 23–24. – Laut Szigeti es ist wahrscheinlich, dass die ältere Orgel der kőszeger St. Jakobkirche wurde 1748 auch vom Meister Sonnholz gebaut, aber es gibt keinen Beweis dafür.