Fletcher Christian

Fletcher Christian

Fletcher Christian (* 25. September 1764 in Brigham, Cumberland, England; † 20. September 1793 auf Pitcairn) war ein britischer Seemann und 1789 Anführer der vielfach literarisch und filmisch verarbeiteten Meuterei auf der Bounty.

Leben

Christian ging mit 18 Jahren zur See und lernte auf dem Linienschiff Cambridge William Bligh kennen, der dort als sechster Leutnant diente. Mit Bligh unternahm Christian später zwei weitere Reisen auf dem Handelsschiff Britannia.

Auf der Bounty war Fletcher Christian mit 24 Jahren zuerst Zweiter Offizier im Range eines Steuermannsmaates und etwa seit Mitte der Reise Erster Offizier im Range des Steuermannes.

Auf der Rückfahrt von Tahiti soll Bligh Christian beschuldigt haben, sich an einem Vorrat an Kokosnüssen vergriffen zu haben. Dies scheint den letzten Anstoß zur berühmt-berüchtigten Meuterei am 28. April 1789 gegeben zu haben. Christian soll zunächst erwogen haben, auf einem Floß zu desertieren und nach Tahiti zurückzukehren. Einige Besatzungsmitglieder, die die gleiche Idee hatten, haben ihn wahrscheinlich zur Meuterei überredet, die später zur Vorlage zahlreicher Filme wurde.

Unter Führung Christians brachten sie das Schiff unter ihre Kontrolle und zwangen Bligh, zusammen mit 18 loyal gebliebenen Besatzungsmitgliedern, eine Barkasse zu besteigen. Seine Rolle bei der Meuterei schilderten Zeitgenossen folgendermaßen:

“The leader of the mutineers is named Fletcher Christian; a man of respectable family and connections, and considered a good seaman: he was of the rank of Master's Mate of the Bounty, and served regularly the watch from the time the ship sailed from England. The command of the Bounty thus devolving upon him, there was no possibility of defeating his purpose […].”

„Der Anführer der Meuterer heißt Fletcher Christian; ein Mann aus einer angesehehen Familie mit guten Beziehungen, und er galt als guter Seemann: Er hatte den Rang eines Steuermannsmaates der Bounty und übernahm seit der Abfahrt von England regelmäßig die Wache. Da ihm das Kommando über die Bounty übertragen wurde, gab es keine Möglichkeit, sein Ziel zu vereiteln […].“

Artikel in The Gentleman’s Magazine vom Mai 1790[1]

Die Meuterer kehrten zunächst nach Tahiti zurück. Sie fuhren aber anschließend weiter zur Insel Pitcairn, die sie am 15. Januar 1790 erreichten, und ließen sich dort nieder. Ende 1792 war er jedenfalls noch nicht gefasst.[2] In der Absicht, Fletcher Christian zu rehabilitieren, schrieb sein Bruder Edward Christian nach dem Urteil des Kriegsgerichts im September 1792 den Anhang zur Flugschrift "Minutes of the Proceedings on the Court Martial held at Portsmouth, Aug. 12, 1792, with an Appendix, &c.".[3] Ein 1796 erschienenes Buch mit angeblichen Briefen von Fletcher Christian prangerte sein Bruder in Zeitungsanzeigen als Schwindel an.[4]

Fletcher Christian lebte auf Pitcairn mit seiner Frau Maimiti, der Tochter eines Stammeshäuptlings aus Tahiti, bis er 1793 vermutlich ermordet wurde.

Er ist einer der Stammväter der Pitcairner.

In der Populärkultur

Im Film Meuterei auf der Bounty aus dem Jahr 1935 übernahm Clark Gable seine Rolle. Im gleichnamigen Film aus dem Jahr 1962 war Marlon Brando in der Rolle des Christian zu sehen. In der Verfilmung der Geschichte aus dem Jahr 1984 unter dem Titel Die Bounty wurde Christian von Mel Gibson verkörpert.

Der Asteroid des inneren Hauptgürtels (3265) Fletcher wurde nach ihm benannt.[5]

Literatur

  • Christiane Conway: Letters from the Isle of Man – The Bounty-Correspondence of Nessy and Peter Heywood. The Manx Experience, Isle of Man 2005, ISBN 1-873120-77-X.
  • William Kinsolving: Der Meuterer. Roman. Übersetzung 1999, ISBN 3-404-12990-3. (Im abenteuerlichen Roman wird mit den Gerüchten gespielt, dass Fletcher Christian vermeintlich unerkannt nach England zurückkehrte und an den Seeschlachten von Camperdown, Kopenhagen und Trafalgar teilnahm)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Particulars of the Mutiny on Board the Bounty. In: The Gentleman’s Magazine, Jahrgang 1790, S. 528 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/gen
  2. Bligh's Voyage of the South Sea. In: The monthly Review or literary journal enlarged, Jahrgang 1792, S. 1286 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/mrl
  3. Monthly Catalogue, Miscellaneous. In: The monthly Review or literary journal enlarged, Jahrgang 1795, S. 719 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/mrl
  4. Monthly Catalogue, Miscellaneous. In: The monthly Review or literary journal enlarged, Jahrgang 1796, S. 1319 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/mrl
  5. Lutz D. Schmadel: Dictionary of Minor Planet Names. Fifth Revised and Enlarged Edition. Hrsg.: Lutz D. Schmadel. 5. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 2003, ISBN 3-540-29925-4, S. 186, doi:10.1007/978-3-540-29925-7_3266 (englisch, 992 S., Originaltitel: Dictionary of Minor Planet Names. Erstausgabe: Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 1992): “1953 VN2. Discovered 1953 Nov. 9 by K. Reinmuth at Heidelberg.”